2 TaS nächtliche Abenteuer. Der Assessor Hans Ullmann sagte, indem er sich vorschriftsmäßig steif z? Tisch führen zu dürfen." Die hübsche Blondine lächelte schüch tern und legte etwas verlegen ihren der Assessor, während er schnell die Gestalt und das Köpfchen seiner Be gleiterin prüfte. „Tadellos, direkt zum Verlieben. Frägt sich nur in Be zug auf Pinke, Pinke." Und mit mitt lerer Galanterie führte er feine Dame an die Tafel und begann, kurzsichtig zwinkernd, die Tischkarte zu suchen, die seinen Platz bezeichnete, bis er sie endlich wie gewöhnlich bei solchen Anlässen auf der eingegengcsetzten Seite der Tafel entdeckte. Schnell warf er einen Blick auf die Karte sei ner holden Nachbarin, um aus deren Namen, den er natürlich nicht verstan den hatte, «inen Schluß auf ihre Sippschaft und besonders auf ihr« Mitgift ziehen zu können. Adele Lüe. Da war gar nichts daraus zu ma chen. Offenbar eint Fremde. Doch da dem Himmel sei ge die erste größere Gesellschaft ihres Le zu nun mußte «r am Ende dem tückischen Heyl das F«ld überlassen. Dach was Hals's. So ein Diner dauert lange, Wangen des Mädchens färbte. Ull «ine Geldheirath. Plötzlich aber durchfuhr ihn ein Schreck. Er sah «uf die Uhr. Allerhöchste Zeil; er muß weg. Nur um Gotteswillen beim Alten keinen Anstoß, b«i dem war darin nicht zu spaßen. Ueber's Jahr, als reicher Mann, werd« ich Ihnen etwas husten, Herr Rath, aber bis dahin um Got kswillkn keinen Anstoß. .... „Adele, meine einzig Geliebte! Ich muß Dir etwas sagen." Er ergriff heimlich ihre Hand und drückte si« fest, während in der F«rne der unglücklich« Hehl um si« kreiste, damit er sich auf da? Mädchen stürz«, so bald sie frei war der Elende hatte ja heute beim Rath abgesagt. „Na, und kurz, meine geliebte Braut, ich bin das Opfer meines Be rufes und muß Dich jetzt wieder verlassen. Ja, meine Adele, ich muß. Wie schwer es mir wird, siehst Du i wohl. Aber was hilft's! Ich habe bei meinem Rath zum Ball heute Abend zugesagt und selbst meine Verlobung würde in seinen Augen für mich keine Entschuldigung sein, ihm beim Kom mando der Polonaise im Stich« zu lass«n." Die Kleine kämpfte mit d«n Thrä nen. „Ich muß, Adele, aber morgen Vormittag, so zeitig, als es sich nur irgend schickt, komme ich zu Deinem nicht?. . Von morgen giebt es kei ne Trennung mehr. Und daß Du Dir heute Abend ja nicht den Hof ma chen läßt. Denk« hübsch an mich in «inem fort, und träuipe . . . ." Er schaut« sich vorsichtig um, dann drückte er sie in der kleinen Nische an sich, „und träume recht süß von mir, mein Schatz, meine Geliebte. Adieu, Adieu .. ." Beim Landgerichtsrath war der Empfang ausnehmend frostig. Die Polonaise war schon vorüber, in Ver tretung kommandirt von einem Grundbesitzer aus der Umgebung, der seine Kenntnisse aus militärischen Turnstunden mit Erinnerungen an v«rschi«dene V«rlin«r Tanzkurse ver schmolz, und die Gesellschaft sehr scho ckirte. Auch der Contre war schon ge ranzt, und Edith, die Tochter des Rathes, mit der sich Ullmann schon vor einer Woche zu diesem Tanz enga girt hatte, war beinah« sitzen geblie ben. Der Assessor war niedergeschmet tert. Kühle Blick« ringsum, Suß«rstes Fingerspitzenreichen. Er nahm einem s-rvirenden Diener eine Sektslasche ab, zog sich n> eine Ecke zurück und goß zwei Gläser schnell hinunter. „Na, Ullmann. ergeben sich wohl dem stillen Suff." Ein junger Amts richter klopfte ihm auf die Schulter. „Wollen Ihren Schmerz vertrinken, na nehmen Sie sichs nur nicht zu sehr zu Herzen. Der Alte ist fuchtig aus Sie gewesen, aber es zieht ja ein Mit tels ihn wieder gut zu mache'n." „Wie so? Was meinen Sie?: fragte llllmann nervös. „Na, sehr einfach, lieber Ullmann. Gehen Sie zu ihm ran und sagen Sie zu Ihm: „Herr Rath, ich bin zwar Heute M Mt gekommen, aber geben Sie mir die Hand Ihrer Tochter." „Ach lassen Sie doch Ihr« Witz«, Herr Amtsrichter, mir ist gar nicht darnach. Wenn ich heute Abend nicht «ern anderes großes Glück erlebt hät te, .. . ich sage Ihnen, mir wär« ver teufelt zu Muthe." Vergebens drang der neugierige Amtsrichter in ihn, sein Geheimniß zu verrathen. Vergebens. Ullmann blieb standhaft und diskret. Und erst beim fünften Glas Sekt erzählt« er ihm, daß er sich heute Abend mit Fräulein Lüe »erlobt hätte. In zehn Minuten halten ihm be reits zehn Herren gratulirt, und es fchien ihm fast, als ob der Landge richtsrath ebenfalls etwas erfahren hätte. Denn als man sich spät zum Souper setzte, sagt« d«r Wirth mit be deutungsvollem Tone: „Herr Assessor, Sie brauchen wohl heute keine Tisch dame, nicht? Mir hat gerad« eine Da me abgesagt." Eine Dame abgesagt, ausgezeichnet, wo er in d«r Tasche die klei»ie Karte trug, in d«r «r höflichst gebeten wur d«, Fräulein Edith, die Haustochter, zu Tisch zu führen. Aber die sah ihn überhaupt mit ihren großen schwar z«n Aug«n gar nicht an. Als di« Tafel aufgehoben würd«, blitzt« durch Ullmann's schon richt be nebeltes Hirn ein teuslicher Gedanke. Jetzt muß der Cotillon kommen, den hernd koinmandiren konnte. Nun kommt die süße Rache. Nun. Herr Rath, holen Sie sich nur wieder den Krautjunker, den Werschke. mit den Turnstunden und den Stückchen aus Halensee. „Pardon, Herr Rath." sagte Ull mann, sehr devot, aber kühl, „ich fühle mich beute schon den ganzen Tag un wohl. Bitte recht sehr um gütig« Er .. . baldige Besserung, Herr Assessor." Wohlthuend wehte die kalte Nacht- um den heißen Kopf Ullmann's. und voll in seine geöfsnekn Arm« flie gen. Der Assessor «rging sich in Bildern Und so zu sagen heute am letzten seine Schritte. Bald hatte er die deutlich erkennen. Sie hatten Schleier um. und gerade war keine Laterne in d«r Nähe, wie immer bei solchen Sa chen. Aber schadet nichts .quatschen wir sie an, und bei der nächsten Later abkratztn. „Na, mein Engelchen, so allein," apostrophirte Ullmann die Größ>»e, indem er galant an der Hutlrämpe salutirte. Begleitung gestattet?" Das Mädchen stutzte einen Mo ment. Dann ging sie, so schnell als sie konnte, weiter. Die andere folgte nach. „Na, nicht so spröde. Ich fresse Sie janicht, Kind. Keine Antwort. „Ach, Pardon, wenn ich verletzt Ha ien sollte," sagte Ullmann, „darf ich vielleicht die Damen bitten auf ein Gläßchen Wein oder ein Täßchen Kaf fee." Gott sei Dank, jetzt kam die Later ne. Ullmann beugte sich ungenirt ge gen das Gesicht des Mädchens. Es war Adele. Auch sie war stehen geblieben. Dann wankte sie fast zur Seite, gegen das Diezstmädchen. und brach in ein heftiges Weinen aus. Der Assessor war mit einem Mal ernüchtert. „Adele . . . Adele ... um Gottes willen .. . dieser Scherz ... Sie wer den ihn doch nicht so auffassen." Da aber schrie das Mädchen auf, ganz laut, daß es in der einsamen Straße tönt«: „Weg, augenblicklich weg, oder ich rufe den . . .!" „Aber Adele, ich Ziehe Sie an .... regen Sie sich doch nicht so auf... ." Der Helm eines Schutzmannes wurde in einiger Entfernung sichtbar. „Augenblicklich gehen Sie jetzt.... Sie Elender Sie, oder . . . Bertha, holen Sie doch den Schutzmann." Ullmann eilte los. Auch noch so —e ei Fraueuschmern. Von HanS W Schläfrige NachmittagSstimmung über der langen, staubigen Chaussee, die von dem kleinen Villenvorort nach Berlin führt. Anfang Mai ist es erst, aber die Hüftist schon drückend wie im Hochsommer. Zwei Damen stehen an der Haltestelle der Pferdebahn, genau vor der Gartenthür eines bescheidenen weißgetünchten Hauses, dem nur eine kleine, blumengeschmückte Altane et was Villencharakter gibt. Die Größe re/ eine stattliche Frau mit blühenden Farben und den breiten, zusriedensat ten Mienen der Familienmutter, ist barhaupt hinausgetreten, um den Be such zu geleiten, die Andere im kleidsa men hellgrauen Frühjahrskostüm ist von schlanker, nach mädchenhafter Fi gur. Da kommt die Pferdebahn. „Also adieu, Lucie, und vergiß das Wiederkommen nicht recht bald, hörst Du? Die Kinder sreu'n sich halbtodt —" „Ja, ich komme bald wieder Her- Frau Lucie Born rafft ihr dem Verdeck ist es luftig und frei. Noch ein Gniß zu der Freundin hin unter "adieu, adieu, auf Wiedersehn" dann ziehen die schnxren Pferde Frau Lucie schließt die Augen; «s gibt nicht viel zu sehen auf dem lan gen Wege, nu» Schuppen, Lagerplätze, dann und wann die Kreuz- eines Friedhofs. Sie denkt, daß sie hier draußen nicht wohnen möchte, lieber doch noch den Staub und Lärm der Stadt ertragen, wo sie mitten im Ge tümmel des geschäftlichen Centrums leben. Es ist oft lästig, aber es ist doch Leben und Bewegung. Sie hat zwar' soeben noch der Freunvin eifrig zugestimmt, als diese.die reine Lust, die tiefe Ruh- ihres Wohnortes pries, aber das geschah nur aus Höflichkeit. Sie sagt überhaupt manchmal das strikte Gegentheil. von dem, waS sie denlt, aber niemals in böser Abstcht oder um des Vortheils willen, sondern einfach, izm den Andern eine Freund lichkeit zu erweisen. Warum sich das Leben nicht so nett wie möglich ma chen? Streiten ist so langweilig. Merlwürdig, denkt sie weiter, wie die Anna verkümmert ist. Das heißt nein vertümmert ist nicht das rechte Wort für die große Frau mit den rundlichen Formen und den lebhaften Farben, aber versimpelt das ist es. Sie tommt ja fast nie aus ihrem Bau heraus, eine Fahrt nach der Stadt be deutet für sie schon eine Reise. Sie hat schon ganz die Allüren einer älte ren Frau und zählt doch blos zwei Jahre mehr als Lucie. Sie hat für nichts Interesse als die Kinder und den Haushalt und wie sie sich anzieht unglaublich! Lucie lächelt vor sich hin, wie sie an die faltigen Glockenärmel in Annas Hauskleid denkt. Glockenärmel! Seit fünf Jahren trägt man keine mehr. Dann wird sie ernst. Ja, Anna die ist mit der Jugend sertiggewordcn ohne Kamps der liegt nichts mehr daran, zu gefallen, es hat ihr auch -wohl nie viel daran, gelegen, während sie da ist «s wieder, was sie all diese letzten Wochen hindurch beschäftigt, be unruhigt hat: die nagende Sorge, die ihr dies beginnende leise B«rwelken verursacht. Zwar schön im eigentlichen Sinn« war sie nie, aber sie hat immer gefallen. Warum eigentlich? Durch ihre Frische und Lebendigkeit s Gleich viel sie ist nie übersehen worden und das soll j«tzt and-rS werden? An dere mögen ihre Erscheinung noch heute hübsch finden, besonders aus der Entfernung, sie selbst wird durch eine genaue Prüfung ihres Spiegelbildes, die sie gelegentlich vornimmt, immer sehr herunt«rgestimmt. Der Teint fängt an, grau zu werden, zwischen den Brauen steht eine Falte doch wozu Inventur aufnehmen von all ihren Mängeln. Was ist denn auch weiter dabei, sagt der Verstand, das ist doch der natürliche Lauf der Dinge. Wenn ein« Frau sechszehn siebzehn Jahre lang gefallen hat, so ist das eine sehr lange Zeit und sie kann zufrieden sein und Anderen. Jüngeren Platz machen. Und wenn sie noch dazu «inen Mann hat, der sie noch immer mit Bräuti gamsaugen betrachtet, in denen sie noch nichts von dem Glänze der Jugend verloren hat, wenn sie einen so pracht vollen Jungen hat wie ihren Maxi ja, dann ist eS einfach bodenlos schlecht, noch so tief in dieser elenden, unaus rottbaren Eitelkeit verstrickt zu sein. Ach Gott wenn sie nur auch schon ganz fertig wäre mit dem bischen Ju gend, w«nn ihr« Haare nur schon ganz grau wären einzeln« wenige sind es schon, aber die werden erbarmungslos üb«r wär« hinübergedämmert in den Zustand heiterer aber stumpfer Zu friedenheit. in dem sich Frau Anna befindet und den es ihr, so lange noch ein bisch«n v«rspätete Blüthe an ihr hängt, nicht gelingen will, in sich zu erzeugen. Unten nähern sich zwei junge Leute dem Wagen. Der Eine mit röthlich blondem Spitzbart und hübschem ge bräunten Gesicht sieht herauf und seine Blicke bleiben auf ihr haften. Sie Kopf nicht gewendet hat, weiß sofort, daß sich der Blonde neben sie fetz-n wird. Sein Begleiter, der auf d" Bank Platz genommen liger beobachten zu können, wenigstens fühlt sie seine Blicke fortwährend auf ihrem Gesicht. Da hätt« sie ja gleich die Bestätigung, daß sie noch ins alte Register gehört, daß sie noch Bewunde rung zu erregen vermag. Pfui, si« schämt sich vor sich selbst. Ist es wirk lich das das hi-r? Diese bi^ige glaubt? Sonst pflegt sie in Bezug auf denken, sondern sich mit einem Mit telding von Wahrheit und Lüge, einer Art verfeinertem Irrthum zu begnü gen, heute will sie mal versuchen, ganz gliedern. Nein und lausend Mal nein so ti«s steht sie doch nicht, wird nie so weit kommen, diese erbärmlichen trauert. Im Gegentheil, j«d«r unver schämte Blick, der sie trifft, verletzt sie heute noch wie vor Jahren. Also was ist es denn? Weshalb überkommt sie sie über die Menschen gewährte, die Sonne aus ihrem Leben? Pfui über sie, wenn dem so wäre. Nein die Sonne, das ist ewig und unwandelbar Maxi, ihr Junge mit dem braunen Kraushaar und dem tiesen wunder schönen Kinderblick. Nein, die Sonne schwindet nicht, aber doch ein klei nicht missen mag, das eine lere, dunkle Stelle hinterläßt trotz Maxi. Schlechte Mutter schlechte Mutter scheint ihrs aus d«m Rollen der Räder rhythmisch entgegenzutönen. weich und sympathisch. «er fühlt deutlich, daß dieses Flüstern ihr ein« tiefe Nöthe ihr alte/ Uebel wurzeln. Zu dumm. So eine alte Frau wie si« ist. „Dieser Zauber!" sagt der Schwe renöther an ihrer Seite; er sagt cS nicht jeder Spießer das Verständ niß." Wieder treibt ihr die lickc Huldigung eine Blutwelle ins Gesicht. Und sie sieht Maxi erwachsen als then. lich, ab«r vielleicht" im Flüsterton — .«i« kinden Sie Lucie? Eigentlich weiß ich nicht warum, aber der Nam« gefällt mir für sie." Sie hat wirklich Mühe, Cont«nanc« zu halten und das oerrätherifch« Zu cken der Gesichtsmuskeln zu unterdrü cken. Wenn er nur schon abstiege! Es ist gar nicht so leicht, so lange Zeit dazusitzen wie taub und stumm, ein Bild ohne Gnade, wenn Einem daS Lachen in der Kehle sitzt. Endlich! Er verabschiedet sich: „Nein, Bester, ich komme nicht mit heute Abend zur „Dame von Maxim", man verliert den man —" Er steht jetzt fast vor ihr und er laubt sich, sie ganz direkt anzusehen, „mein Jlzeal ist ein anderes." Noch Treppenabstieg, dann ist er verschwun- Gott sei Dank, es ist ihr gelungen, bis zuletzt das Bild ohne Gnade zu bleiben, jetzt löst sich die Spannung der Muskeln angenehm. Zwei Straßen weiter ist die Endstation; beim Auf stehen mustert sie der Herr von gegen über, wahrscheinlich will er sehen, ob sein Freund Recht hatte. Unten an der Haltestelle Blonde wie hen bleibt Mag er, solange es ihm beliebt. ES dämmert schon stark, als sie di« Treppe hinauftastet. Nicht zu leug nen. das kleine Erkbniß hat sie ange regt und erheitert. Schließlich ist eZ keine Kleinigkeit, mit vierunddreißig Jahren noch für ein junges Mädchen gehalten zu werden. Vernünftiger weise sagt sie sich aber doch sofort: ei nach des Tages Last und Mühe seinen kleinen Flirt haben will nichts na türlicher als das. Jedes einigermaßen nette Fabrikmädchen hätte seine Phan tasie ebenso aiigeregt, er war einfach in der Stimmung, „Helena in jedem Wei be" zu sehen vialk tout. Also beweist das klein« Abenteuer nicht daS Mindeste für Deine Unviderstehlichk«it. Was aber doch nicht hindert, daß eZ trotz dieser ktugen Raisonnements ein gewisses, höchst unlogisches, wie sie selbst zugibt, aber doch ein ganz ange nehmes Gefühl der Befriedigung bei ihr hinterläßt. Zu Hause bekommt Maxi, der gerade über seinem lateini schen Aufsatz brütet, ganz unmotivirt einen Kuß. Er kam dadurch ganz auZ dem Concept, mußt« die mühsam im Kopfe construirt« Periode von vorn beginnen und fragt« ganz betroffen: „Was ist denn Mama?" Aber die stand längst im Schlafzimmer ovr dem Spiegel und zupfte die zerzausten Löckchen zurecht. Dabei sah si« ihr Spiegtlbild aufmerksam an, den Wunsch rechtfertige, sie „vom Fleck weg" zu Heirathen. Hinter ihrem Ge sicht im Spiegel erscheint das ihres Gatten. „St«ht die Alt« wahrhaftig da und putzt sich, statt ihrem hungrigen Man ne das Abendbrot» zu besorgen." Es soll brummig klingen, aber der Blick, der dabei über sie hingeleitet, ist stolz und zärtlich. Sie dreht sich uii und legt ihm die Hände auf die Schul tern, sie muß sich recken zu seiner statt lichen Höhe. „Alte? Höre Du, daS lasse ich mir jetzt nicht mehr gefallen," und sie er zählt ihm ihr Abenttuer. „Ach Du." sagt er gutmüthig ni ckend, der war wohl schrecklich kurzsich tig oder es war sckon dunkel, oder Du hast wieder d«n dichten Schleier um gehabt —" Sie >auit ibn. „Du bist ein Neid- Hammes weil Du selbst schon eine Un masse grauer Haare hast sieh mal hier und hier und hier willst Du jung findet?" „Alte", sagt er, „wie lange glaubst Du d«nn, daß das noch dauert? Mal mußt Du Dich doch entschließen habe doch den Muth, alt zu sein. Glaubst Du wirklich, daß mir das et was ausmachen wird, wenn dies Köpf» „Wirklich nicht?" „Du Narr", sagt er, „außerdem muß eS gut stehen zu Deinen dunklen Augen. Freilich, solch«, solch« Pferde bahn - Erfolge häßliches Wort aber auf die verzichten wir, auch, was?" Sie nickt. Die Vorstellung, daß daZ zukünftig« w«iß« Haar ihr gut stehen wird, hat sie etwas beruhigt und dies« köstliche Sicherheit, die si« bei seinen Worten durchströmt, die Sicherheit, daß sie von seiner Liebe nichts verlie ren kann, die hat sie zwar schon immer gehabt, aber es schadet nicht, es öfter zu hören. —Den ganzen Abend herrscht Kommt sie nicht bei Lucie doch zum Th«il auf daS Konto de» „Pferdebahn- Erfolges"? Sie denkt mit Wohlwollen an den jungen Mann Architekt oder so et was schien er zu sein dankt sie ihm doch die Versicherung, daß die Zeit einstweilen noch fern ist die Zeit der nicht zu haben. »in «icsenteleskop. Der Astronom der Amherst College- Sternwarte, Prof. Todd, hat die Pläne zu einem höchst eigenthümlich montir t«n Rieftnteleskop ausgearbeitet, das ein Fernrohr von S Fuß Objektiv durchmesser mit einem 200 Fuß lan gen Rohr darstellt. Die untere Hälfte dieses Rohres steckt in einer Hohlkugel von 100 Fuß Durchmesser, so daß daS Okularende nahe auf die innere Wan dung dieser Hohlkugel trifft. Dort hat der Beobachter seinen Sitz. Die Hohl -100 bis 120 Fuß Seiienlänge und ist in dessen Oberfläche etwa LS Fuß tief eingesenkt, kann aber durch einen Me- Hilfsapparate, Spektroskop. Kameras u. s. w. bietet. Die Einstellung des Teleskops aus einen bestimmten Stern erfolgt auf elektrischem Wege vom Sitze des Beobachters aus, und es ist be greiflich. daß eine gewaltig bewegend« rasch zu bewegen. Um Durchbiegungen d«s großen Rohres möglichst zu ver meiden. kann letzteres, wenn es nicht gebraucht wird, durch Ineinanderschie ben in die Kugel hereingezogen werden. Die Kosten dieses Teleskops berechnet Prof. Todd auf 275.000 Dollars. Die men dadurch zu verewigen. Von Karl Busse. Ritten tausend Meilen weit Die Freier her. Stund' in meinen Augen Ein'n goldnen Kamm. Wär' mir der zu grade, Der zu krumm, Der zu großes Kirchenlicht Und der zu dumm. Rafft' ich von der Wiese Möcht' zu einem schlanken, blonden Jäg«r gehn: Bist du ein verkappter Mein'n Kranz und Krön'. Alles, waS ich habe, Angeklagter: „Aber, Herr Richter, das ist doch keine Beleidigung bei den jetzi gen Viehpreisen." Diskret ausgedrückt. Vielsagend. „Wie komm, es nur. daß Frau Schulze so häufig giftig« Blick« zu d«n Wolken empor Luftschiffer ist." ««ttsam« »tevtSdrief«. Nicht jedem genügen Papier und Hinte, um seiner Liebe einen würdigen Ausdruck zu verleihen. Besonders un ser« angelsächsischen Vettern scheinen für diesen Zweck oft auf die seltsam sten Methoden zu kommen. Eine eng lische Revue erzählt «in paar Beispiel«. Miß Ami« Oalley, die die Weltcham pionschaft der Frauen im Büchsen schießen erworben hat, erhielt vor Kur zem «inen höchst merkwürdigen Hei rathSantrag. Sie schoß eines Tages wie gewöhnlich nach der Scheibe, als «in fremder vorbeikam, «in überzähli ges Gewehr aufnahm und 109 Schüsse abfeuerte, die so nebeneinander saßen, daß man daraus buchstabiren konnte: „Wollen Sie mich Heirathen?" Die Dame war natürlich überrascht, ließ sich aber nicht verblüffen und entgeg nete mit ihrem Gewehr in derselben Weise: „Natürlich nicht." Auch eine Frau, die in einer südlichen Londoner Vorstadt wohnt, besitzt mehrere Lie besbriefe. die mit dem Gewehr ge schrieben sind. Die betreffende Dame war früher Angestellte in einerSchieß bude in einem beliebten Vergnü gungSlokal, und ihr damaliger Schatz und jetziger Mann Pflegte Abends zu ihr zu kommen, um sich im Schießen zu üben. Nach einiger Zeit war er so geschickt, daß er bis auf den Bruchtheil «ines Zolles treffen konnte, und wenn keine störenden Zuschauer da waren, entfernte dann die so merkwürdig ge schriebenen Botschaften und bewahrte si« sorgfältig aus. In diesem Sommer stimmt war, wollte nicht zurückbleiben und antwortete „Ja" in Radieschen. Sie heiratheten ohne Verzug, und so wurden bei dem Hochzeitsfrllhstück ser virt und verzehrt. Es ist trotzdem zweifelhaft, ob der Liebhaber der Neu zeit im Ganzen einen großen Fort gemacht hat. Vor fast 4000 Jahren wurde ein Antrag um die Hand einer ägyptischen Prinzessin kunstvoll auf einen Steinblock geschrieben, der noch heute im Britischen Museum zu sehen ist. Vom Prinzen von Conti wird be bildeten die Buchstaben des Liebes tete jedoch verneinend, und darauf bat sie der Prinz, sie möge ihm wenigstens die Ehre anthun, einen Ring mit ei nein Miniaturporträt von ihm anzu nehmen. Sie willigte ein, knüpfte aber die Bedingung daran, daß der Ring keine Juwelen haben sollte. Das zier liche Porträt wurde deshalb in einen einfachen Goldreif gefaßt, aber zum Schutz der Malerei diente ein großer, sehr dünn geschnittener Diamant als Glas. Die Dame schickte den Ring zurück, worauf der Prinz ihn pulveri siren ließ und das Pulver als Streu sand für den Brief gebrauchte, den er ben einen neuen Sport entdeckt. Da es in Astrachan keine Pferde zum Wettrennen und Wettfahrten giebt, so hat man dort angefangen. Kameele anstatt der Pferde zu diesem Sport zu benutzen. Hierüber berichtet «ine d«r Kameele, di« unter dem Sattel laufen sollten, bei «wer Distanz von einer Werst (1056.79 Meter). Es d«n war, «twas in seiner Art ganz Neues geboten werden. Doch die Aus führung des Rittes entsprach ganz brüll. Auch beim Wettrennen selbst, Bei der Felddienst — Schlimm! A.: „Ihre Frau ist sehr g«bildet! Ich glaube, die kann über tausend Gegenstände sprechen!" B: „Ja ... (seufzend) leider thut sie's Aus dem Gerichtssaa le. Vertheidiger (einer wegen Mor mildernde Umstände in Anspruch neh men zu wollen!"
Significant historical Pennsylvania newspapers