2 Der Saboclo. Von Curityba, d«r Hauptstadt d«» brasilianischen Staates Parana, fuhr ich mit der Gebirgsbahn hinab nach d«r Küst«, nach Paranagua. Ich ktnn« w«nigt so reizrndt Stricken, und außer befahren, auf einer Draisine. Der d«»t schi Vahningcnieur Lang« nahm mich mit, wir jagten di« 40 Kilometer von Ponte rosso nach Morretes miteinan der hinab und legten dabei einen Hö henunterschied von 955 Meter zurück. Das war wunderbar. Da habe ich die Gracioso, einer wildromantischen Ge birgslandschaft, sowie die unvergleich liche Eigenart des brasilianischen Ur waldes erst recht erkannt. Manchmal ließen wir den kurz vor uns abgefahre nen Zug, in dem sich auch mein Gepäck befand, weit vorauseilen, dann jagten wir mit der Schnelligkeit eines Blitzzu ges wieder nach. Bisweilen hielten wir an besonders günstigen Punkten und genossen die fesselnde Aussicht. An den Felsabhängen des romantischen einzuholen, «h« «r di« Ebene erreichte. Es gelang. Während d«r vollen Fahrt schlössen wir dicht auf, ergriffen d:e Puffer des letzten Wagens, hielten uns fest, ließen uns noch vier Kilometer in der Ebene schleppen und ramen auf diese Weise zugleich mit dem Zug in Morretes an. Ich begab mich in das erste Hotel, um hier zu warten, bis ich mit dem Kustendampfer nach Santos weiter fahren könnte. Hotel! Du lieber Himmel! Das Ding kann man eigentlich nur einen Stall nennen. Aber es giebt nichts an deres in Paranagua. Also: „Rinn in die Kartoffeln!" Der Besitzer empfing mich, indem er mir freundlich seine breite Tatze bot. Er ist ein freigelasse ner Neg«rsklav« mit dem schönen Na men Tristao, d. h. Tristan. S«in An zug bestand aus «wer Hose von uinr- Ilärbarer Färb« und dem offen getra genen Hemd, das vor einigen Monaten vielleicht weiß war. Dementsprechend zeigten sich auch die übrigen Hotelange hörigen, sämmtlich Neger, und dazu passend waren ebenso die Räume. Man zeigte mir mein Zimmer. „In dieses Stinkloch soll ich hinein! No. Tristao. Daraus wird nichts " Ich sprach italienisch, das er gut ver stand. Nun führte man mich in ein ganz leeres Nebenhaus. Da stand in einem Zimmer ein« Bettstelle und ein Stuhl. Das genügte mir. Ich machte es mir mit meinen Decken gemüthlich. Abends raschelte es im Garten. Ich forschte, was da war. Bei meinem Er scheine» flogen vier große Urubi auf. Man nennt sie in Brasilien „schwar-c Polizei". Es sind Aasgeier, die nie geschossen werden dürfen, weil sie die Städte und Dörfer von Unrath säu bern. Ich hatte sie beim Verzehren ei nes todten Hundes gestört. Als ich hörte ich, daß sie wiederkamen und aller Gemiithsruhe ihre Mahlzeit fort setzten. Ich trat in den „Speisesaal" deS .Hotels"! Brrr! Ich mußte mich aber an die verschiedenen Gerüche von Zwiebeln, ranzigem Fett, faulem Fleisch u. f. w. gewöhnen, denn ich hatte Hunger und anderSwo gab eS nichts. Man wies mir meinen Platz on. Im Hotel Tristao werden die Tischtücher an jedem Ersten des Mo nats gewechselt. Man schrieb abe? heute den 26. Mai 1902. Wenn man vermag man sich «inen Begriff vom Zustand meines Tischtuchs zu machen. Ich b«stand den Kampf mit Hunderten von Fliegen siegreich und stochert« a» den mir gereichten Speisen herum. Fi sche und Eamerons, d. h. große Krab ben. waren gut. Alles ander« ich wtiß nicht, >?i« «s schmeckte. Es wi-- beistand mir, und ich wagt« keinem te. be b 'ch 'ch 112 „Morgen? Gar nicht. Er trifft Er sah ganz ander» wie die übrigen aus. viel ernster, fast möchte ich sagen würdiger. Ein brauner Vollbart um vnd seine wie bei den anderen Schif krn nur aus Hos« und Hemd bestehen de Kleidung erschien reiner und ar gen hinweg auf italienisch zu: „Wollen Sie mich uin 6 Mille Reis etwa drei rückbringen, daß ich den Zug erreiche?" Mit höflicher Handbcwegung zeigte er auf den Sitz in seinem Kannot und sprach nur: „Bitte, Signor!" Ich stieg ein, setzte mich, und wir fuhren los. Was ich bei der Bahnfahrt gesehen hatte, war herrlich gewesen. Was ich aber jetzt erblickte, das waren Mär chenbilder, das war zauberhaft. Drau ßen im Ozean herrschte Fluth. Die machte sich durch die ganze Bucht von Morretes fühlbar. Sie staute den Abfluß des Rio Cubatao, er stand still, kein Lüftchen kräuselte sein Wasser, auf einem vollständig klaren Spiegel fuhr ich wie in einem Geisterkahn da hin. Mein Schiffer sprach kein Wort und ruderte so still, daß man kaum ei nen Schlag vernahm. Da zogen rechts und links Bilder an mir vorüber, de ren wunderbar«, feenhafte Schönheit ich nicht annähernd erschöpfend be schreiben kann. Eine solche Ueppigkeit des Wachsthums ahnt man bei uns ja gar nicht. Ist dies Wald? Nein. ES ist ein dichtes Gewebe, ein bunter, ge wirkter Stoff von 15 und 20 Meter Dicke, es ist ein Kunstwerk einer über reichen, strotzenden Natur. Anfangs herrschte noch der Mangebusch vor. Dann kamen Königspalmen, Bambus und Bäume, die zu unterscheiden bald nicht mehr möglich erschien. Sie wa ren über und über bedeckt mit Orchi deen und Bromeliaceen. Darüber und darunter lagen dichte Netze ron Lia nen oder hingen wie Schleier herab, Zwergpalmen. Farnbäume, wilde Ba inanen- und Taquararohrbiische streb ten empor, Schilf und Röhricht aller Art drängten sich dazwischen, ganze Teppiche von herrlichen Herzblättern hingen herab, und Mangebäume kämpften sich durch. Leicht glitt das Kannot dahin. Ein schwarzweißer Adler kreist« iib«r mir. Hi« und da -strichen Wasservögel mit hochrother Brust über den Fluß, Papageien flo hen kreischend davon, andere prächtig farbige Vögel zogen über mich, schil fernde Kolibris und Schmetterling« schwirrten über l«ucht«nden Blumen, das Ganze erschien mir wie eine Fahrt durch «in« paradiesische, vvrsintsluthli che Landschaft. Da taucht« eine kleine Lichtung auf. Dort wuchsen Bananen und Mais. Ich sah ein mit Palmenblättern gedecktes Häuschen, sowie sie die Haldindianer oder Neger auf den Ansiedlungen be wohnen. Plötzlich sprach mein Schiffer, und zwar wieder italienisch, zu mir: „Herr, hier ist mein Haus. Wollen Sie einige Früchte nehmen Ich würd« gern etwas ausruhen, «he wir zurückkehren." Ich sagte zu, «r steuerte ans Land. Jubelnd begrüßte die Kinderschaar, das älteste mochte acht Jahre alt se>n, den Vater. Er entschuldigte sich, schick te sie weg und führte mich in fei.» Haus. Wie reinlich es da aussah! Ein Tisch stand in der Mitte, darum sechs Stüh- Kaiser Wilhelm darstellt«. " Hochdeutsch: „ES ist ein Ucberbleibsel aus besserer Zeit. Ich bin «in Deui- D tsch ! W k S' denn hierher in den brasilianischen Ur wald" „Theils durch Berhängniß, theil» sagte deutsch: „Falls es Ihnen recht hübsch." Ich wollte der Negerin etwas Geld geben. Sie lehnte es aber ebenso ent- „Wenn e» Ihnen recht ist, landen wir > auf jenem Hügel. Ich führe Sie aus den Gipfel. Von dort haben Sie ein: schöne Aussicht und erreichen die Sta ! tion noch schneller als vom Landungs , steg im Ort." , Ich war einverstanden. Bald ka > men wir oben an, ein prächtiges Pano ! Antonina lag vor mir. Ich setzte mich 1 auf einen Stein und breitete meine 5 Landkarte vor mir aus, auf der sich mein Stempel mit Name und Adresse , befand. Plötzlich zeigte der Schiffer auf de» Stempel und fragte: »Ist das > Ihr Name?" .Ja." „Ich kenne ihn gut. Ich habe man ches Ihrer Bücher über den Krieg von 1870—71 gelesen, als ich noch deut scher Ossicier war." „Wie, Sie waren deutscher Off:- cier?" «Ja, Herr Hauptmann." „Und ji^t?" Er mochte in meinem erstaunten Blick die Frage lesen: „Was haben Sie nur begangen, um so zu sinken?" fort: „H«rr Hauptmann, ich weiß aus Ihren Biich«rn, wie Sie denken. Ich will Ihnen mein« Geschichte erzählen ist «r aus Gram gestorben. Ich fuhr damals «s war 1892 nach Bra silien. Da begannen hier die unruhi-- Bande. Es gab dabei Verbrecher,' vic- Auswurf der Menschheit. Eines TageZ meinen Fall, stürzte auf die Straße? schleppte mich trotz des Widerstandes meim-Anschauung uw (.hre und Und meine herzigen kleinen Mulatten es geht nicht. Mein Weg ist klar vor» gezeichnet. Noch zwei Jahre Arbeits diene, daß ich nach vielen Jahren doch einmgl nach Deutschland reisen kqnn. schwarzen Frau und meinen Mulat» tenkindern. Das ist mein höchste: Wunsch, denn die deutsche Heimath Ich stand auf und gab dem Caborlo meine Hand. Er drückte sie innig. Dann bemerkte ich: „Ich dank« Ihnen für Ihr Vertrauen. Kann ich Ihnen helfen? Ich vermag Ihnen eine kleine Summe leihweise zu gebcn." Ohne Zögern entgegnet« «r: „Ich danke Ihnen, Herr Hauptmann, muh aber ablehnen. Ich habe mir selbst den Schwur geleistet, nie mehr und unter keiner Bedingung Schulden zu machen. „Ich werde auch ohne fremde Hilse mein Ziel erreichen." Hand, ohne ein Wort zu sagen. Ich erkannt«, üie ihm der B«w«is meine? Achtung wohlthat. „Also kann ich gar nichts für Sie thun?" Nach einer kleinen Pause sagte er schüchtern: „Ja, Herr Hauptmann. Schicken Si« mir hierher postlagernd Morretes einige alte Bücher, die Si? nicht mehr brauchen. Geistig« Nah rung fehlt mir so sehr. Nun aber müssen Sie gehen. Dieser Weg führt Sie in zehn Minuten zur Bahn." „Ich wollte ihm für die Fahrt «inen 20 Mille Reisschein geben. Er wies ihn kurz ab. „Ich kann nicht wechseln. Sie haben hier ja kleine Scheine." Mille Reis und notirte seinen ange nommenen Namen: Frederico Silvei ra. „Sie sollen Bücher erhalten, leben Sie wohl." Noch einen Händedruck, dann ging ich zur Bahn, er kehrte durch den Wald zu seinem Kannot zurück. Das war meine Begegnung mit ei nem Caboclo in Parana im brasilia- Gute Kameraden. i. Vom nahen Dorf« trägt der Wind Glockengeläut herüber auf Felder und Wiesen, di« heute, am Sonntag Mor- Nur die Bienen summen im nahen Kleefelde und hin und wieder gaukelt in «rögem Fluge ein glänzender Falter über die vom Sonnenschein durchglüht« Landschaft. Waldfaumi sitzt «in junges Paar. Die schlanke Mädchengestalt hat einen Kranz rother Federnelken und blauer „Robert!" „Wirklich, Trude, es sieht allerliebst man als Künstler für Sorgen hat. mein Bild hätte!" „Aber waS hast Du davon, gewinnst Du auch wirklich den Preis? Ist es nieraden. Gartens und blickt in den feinen, bläu lichen Dunst, der über die Fluren her mußte nach der großen Stadt, um zu studiren. Damals hatte er Abschied von ihr genommen, hatte sie geküßt, drüben im Schatten der alten Kirch hofsmauer. Sie wußte die Stelle noch ganz genau, denn oftmals war sie nachher dort gewesen und hatte sich mit Entzücken das süße Gefühl zurückge rufen, welches sie überkommen, als, Dann, nach kaum zwei Jahren war er zurückgekehrt. Er hatte sein Stu dium ausgegeben, weil er fühlte, daß Verlegen und roth war sie ihm ent gegengetreten, aber er hatte ihr unbe fangen die Hand geschüttelt. Ach deswegen war sie ja nicht scheu. Was ging sie der Künstler on. jungen Mann von damals. Sie halte sich daS Wiedersehen so ganz anders vorgestellt, und nun nun war sie verletzt und enttäuscht. Sie hoffte im Stillen, daß der Verkehr mit der Zeit wieder herzlicher werden würde, aber blieb etwas Fremdes zwischen ihnen, das nicht schwinden wollte. Er scknen es vergessen zu haben, daß er sie da mals geküßt, und sie seine .kleine, süße Braut" genannt hatte. Plötzlich fuhr sie aus ihren Träumen auf. Eilig näherte sich Jemand, und Freude und Aufregung. „Trude," rief er, „Trude, mein Bild hat den ersten Preis erhalten, hier die Depesche. Ich komme, Dir noch rasch Adieu zu sagen, ich reise sogleich nach der Residenz." Ihr liebliche» Gesichtchen ist ganz denn wiederkomme. „Ich weiß nicht, Trude, ich weiß nicht, vielleicht überhaupt nicht mehr. Meine Zukunft liegt nun sonnig vor mir: aber so weine doch nicht, Mädchen, ich werde Dich ja nicht vergessen. Dich, g en. Es ist Winter. In dem vom Ka merchen mit der kostbaren Ausstattung liegt ein junges Weib und blinzelt mit halbgeschlossenen Augen nach der ro then Gluth in der Ecke. DaS zarte Ge sichtchen sieht müde und gelangweilt sich zärtlich zu ihr hinabbeugt. „Nur einen Kuß, Florence," bittet er, und nähert seine Lippen ihrem Munde. Aber sie drängt ihn zurück und wendet das Köpfchen ab. „Quäle mich doch nicht, Robert!" „Florence, was ist Dir?" „Nichts!" Und plötzlich wendet sie sich lebhaft zu ihm: „Du hast seit Monaten nichts ge schaffen, Dem großes Bild steht noch als zu meiner Kunst ist." Sie zuckt verächtlich die Schultern. „Wenn ich nur Liebe gewollt, glaubst Du, ich hätte Dich genommen? Ich wollte einen Künstler zum Gatten, einen Mann, auf den ich stolz sein könnte." „Also liebst Du mich nicht?" Sein Gesicht ist leichenblaß geworden. Sie „Lieben, lieben? Ich weiß nicht, Tas Märchen 'voll der Treue. Weit draußen vor der Stadt saß auf blumiger Halde das Annelieschen, des Kuhbäuerleins Schinderl einzige Tochter, und hütete die Gänschen. Die war so schön und anmuthig, daß sie allen Burschen die Köpfe verdrehte. Aber sie erhörte keinen, denn sie auch wirklich einmal «in König mit glänzendem Gefolge des Weges gerit ten. Der König war alt und schon etwas weitsichtig. Darum sah er schon von Ferne, was für «in schönes Miigd te den anderen voraus zu ihr. Als Annelieschen den stolzen Reit«r auf sich zukommen sah, stand sie auf und preßte das Bergißmeinnichtsträußchen, das ihr der Hofer Franzi gegeben, in holder Berwirrung an ihr klopfendes Hirzchen. „Wer bist Du?" fragte der Alte und wirbelte den weißen Schnurrbart unternehmend in die Höhe. „Ich bin Anneliefe, des Kuhbäuerleins Schin der! einziges Kind!" kam es zaghaft von den rosigen Lippen und ihre Au gen schweiften ängstlich im Kreise um her. Der König und seine Höflinge starrten sie aber auch gar so merkwür dig an, gerade als ob es «inen jeden nach ihr hungere. Sie wußte es ja nicht, die schlanke Dirne, daß sie schön schön zum Anbeißen war und so feine Herren immer hungrig sind. „Möchtest Du nicht auf mein prunk hasteS Schloß kommen, Anneliese?" hob der König wieder an, „Du wirst! dort Deine Wunder sehen!" ' „Ei ja!" nickte das Mädchen unV flugS saß «S auch schon in der prächti gen Karosse und fort zog d«r Troß. > Der Hofer Franzl ab«r sah dem al ! lem mit weit aufgerissenen Augen zu > und als die letzt« Staubwolke d«S kö niglichen Zuges verschwunden war, di alsdamr vor den König geführt. Als Alten stand, da blitzt« «s in dessen er loschenen Augen auf und er fragte sii mit zitternder Stimme: „Sag an, » schönes Kind, hast Du schon einen Herzliebsten?" „Ach ja, den Hofer Kranil!" wilverte die Dirne und schielst verschämt aus das Bergißmein nichtsträußchen herab, das an ihrem Busen prangte. „Hm," machte de: König und richtete seinen gebeugten Körper empor, „sieh mich einmal an. Anneliese, möchtest Du nicht mir Dei.i Herzchen schenken?!" Die Anneliese be sah sich verwundert den alten Herrn vom eisgrauen Kopf bis zu den zitt rigen Füßen und schüttelte dann so energisch das Köpfchen, daß die lan gen blonden Zöpfen nur so herumflo gt". Der König aber lächelte dazu nur überlegen, nahm das Mädchen bei der Hand und führte es in seine Schatz kammer. Hei! Wie das Annelieschen da die Augen aufriß! AuS dem halb dunklen Gewölbe funkelte und glitzerte es ihr entgegen von lauter Gold und Edelsteinen, daß man hätte gleich am Markt gehen und sich «in Fiirstenthum kaufen können. „Sieh, mein liebes Kind!" salzte nun der Alte und warf «inen Haufen che» Geschmeides in ein« große Wag schale. „Dies alles gehört Dir, winn wolltest!" Erschreckt fuhr die Anne liese zusammen. „Dies all«S?!" Dann ab«r streift ihr Blick wieder die Grei» stngestalt des hohen Herrn und aber her. Da häuft der König noch einmal so viel in die Wagschale, so daß sie tief zur Erde herabsinkt und die leere Schale hoch in der Luft schwebt.„Nun, Du stolze Dirne, magstDu mich jetzt?" ruft er dann, seines Sieges gewiß. Anneliese wirft aber jetzt voll Hast Wagfchaie und siehe! Wie eine Feder schnellt die goldbeladene Schale in die Höh« und zu des Königs Füßen sinken die blauen Blüinlein, die der Hofer Franzl seinem Schatz geschenkt, damit sie ihn nicht vergesse. Ja, Treue wiegt schwerer denn Gold so steht es im Märchen! belwelt umsponnen ist und uns in die alt« indisch« Sage zurückführt: der Kohinur, der Lichtberg. Bon Karna, dem Helden des indischen Epos „Ma hasharata", erzählt die Sage, er habe den Kohinur im Kampf« getragen, was besagen würde, daß d«r Stein über 5000 Jahr« alt sei. Der Edel stein, der ursprünglich 672, ja 793 Karat gewogen haben soll, wurde zu Ansang des 14. Jahrhunderts von dem Herrscher von Malwa erbeutet und nach Txhli mitgenommen. Lei der gerieth der Stein später in die Hände eines unachtsamen venetiani schen Schleifers, Hortensia Borgio, der ihm «ine ungünstige Form gab und sein Gewicht bis auf 28V Karat her absetzte. In dieser Gestalt sah ihn 1665 der berühmte Reisend« Taver nier, und so verblieb er auch bis vor SO Jahren. Inzwischen war «r 1739 vom Schah Nadir bei der Plünderung von Txhli nach Afghanistan gebracht worden, später in den Besitz der Ma haradschas Rundschit Siegh gekom men und nach dem Uniergang des Reiches der Sikhs an die Ostindische Compagnie gelangt. Von ihr erhielt ihn der englische Kronschatz. Im Jahre 1853 wurde er zum zweiten Male geschliffen: er wiegt zwar nur noch 106 Karat, gewann aber durch die neue Schleifung «ine schönere Form. Einen ähnlich kostbaren und beinahe ebenso sagenumwobenen Edel stein besitzt der französisch« Kronschatz mit dem „Regent" oder „Pitt". Er ist 136,7 Karat schwer und vollendet geschliffen. Bor 260 Jahren soll «r, 410 Karat schwer, in den indischen Partealminen von ein«m Sklaven ge funden, gestohlen und in einer Schen kelwund« auf ein Schiff gebracht fein. Dort aber sei d«r Sklave getödtet, der Stein für 1000 Pfd. Sterl. an einen Händler Jamchand verkauft worden, der ihn wieder an den Gouverneur von Madras. Pitt, »«rhandelt«. Da bei scheint es nicht ganz reinlich zuge gang«n zu sein. Man behauptet«, ei nen Händler Jamchand habe eS gar nicht gegeben, Pitt habe sich gegen «in Spottgeld den Stein verschafft, wäh rend er freilich behauptete, er habe für den Stein 20.000 Pfd. Sterl. bezahlt, weiter« 3000 für das Schneiden und 5000 für Agenten ausgegeben. Aber selbst wenn seine Behauptungen auf Wahrheit beruhten, hat er ihn mit Wucher,ins verkaust: denn der Herzog von Orleans bezahlte ihm dafür 135.- 000 Psd. Sterl. D«r „Regent" war währ«nd der französischen Revolution in Berlin verpfändet. Später kam «r in den Besitz Napoleons des Ersten, dann nach Holland und wieder zurück in den französischen Kronschatz. Dort sollte er 1881 veräußert werden: aber die Parlaments - Commission erklär tk. der Stein sei ,weis«llos eine halbe Million Pfd. Sterl. werth, auf dem Markte würden aber sicher nicht mehr als 25,000 Pfd. Sterl. für ihn erzielt werden. Darum blieb der Stein im Louvre. Als dritter im Bunde sei hier noch der Diamant genannt, der di« Spitze des russischen Kaiserscep t«rs bildet, der „Orlow". Er stammt aus dem Thronsessel des Schahs Na dir, kam nach dessen Ermordung in die Hände «in«i armenischen Kauf mannes. und gelangt« schließlich für 450,000 Silberrubel und einen russi schen Adelstittl In d«n russischen Kro nschatz. Zwischen Baum und Borkt. Ein gute» alteS Sprichwort sagt: „Steck Deinen Finger nicht zwischen Baum und Borke." Ich muß immer daran denken, wenn ich höre, wie^ost sei es sogar auf direkte Aufforderung hin, sich in Familien-, ganz besonders - 15hk - Angelegenheiten anderer Menschen, und wenn es die Nächst- Es kommt nie etwas Gutes dabei hc:auv, wen» man leine Kinger zwi schen Baum und Borke steckt. Baum und Borke gehören nun einmal zusam aus dieser oder jener Ursache ein wenig auseinander:"sei es, daß Baum oder Borke krank ist, oder gewaltsam beschä digt von fremden ungeschickten Hän den, oder aui irgend welchem Grunde. Aber was es auch sei, zuletzt streben Baum und Borke doch immer wieder zusammen und klemmen den frem den Finger. Das ist ein Naturgesetz. Auch wenn der Finger sich vielleicht ge- Davon wollen Baum und Borke nichts wissen, «s thut ihnen vielleicht auch weh, und sie wollen gar nicht, daß Schmerz empfinden, und da wehren sie sich auch gegen die beste Absicht, und klemmen dabei eben den fremden Fin ger. Und wie eS auch komme, was auch die Ursache sei, ob auch die fremde Hand vielleicht sogar Hilfe gebracht hat, Baum und Borke wollen nichts davon wissen: sie sind eben wieder zu- Um aus dem Gleichniß in die Wirk lichkeit zu gelangen, so sollte man sich's zum festen, unumstößlichen Grundsatz machen, niemals zwischen Eheleuten den Vermittler oder den Versöhner oder überhaupt irgend welche Rolle der Vorsehung spielen zu wollen. Auch in bester Absicht nicht! Das klingt hart oder selbstsüchtig, ist es aber nicht. In dem engen ehelichen Zusam menleben kommt es sehr oft, nament lich auch bei jungen Ehegatten, zu mehr oder weniger ernsthaften Zusam menstößen und Zwistigkeiten. Und da begehen sehr oft die jungen Leute den Fehler, ihr im Augenblick übervol les Herz bei Verwandten oder Freun den zu erleichtern. Sie steigern sich dann selbst künstlich in eine Stim mung hinein, die ihnen gar nicht ernst ist. Nimmt nun der andere, der Fremde, si- tragisch, so werden sie wirklich darin verrannt. Oester aber kommt e» glücklicherweise vor, daß der dritte anderen Tages als FriedenS engel in dem Haus erscheint und ein Turteltaubenpaar findet, das sei nen Streit von gestern längst vergessen hat, und vielleicht grenzenlos erstaunt wäre, wenn es daran erinnert würde. Oder die Verstimmung dauert länger an. es wird mit dem dritten dies und jenes besprochen, was besser verschwie gen bliebe, und dann tritt bei der end lichen Versöhnung eine peinliche Ver stimmung gegen den völlig unschuldi gen dritten ein, die sogar bis zum- Bruch der Freundschaft führen kann. Und noch -ins. Hat die Frau, und um diese wird es sich ja wohl meist handeln, bei der theilnehmenden Freundin sich noch so sehr über ihren Mann beklagt. wobei ja oft auch ein bischen Uebertreibung mit unterläuft oder Stimmungsmalerei, sie will doch nicht hören, daß die Freundin mit einstimme. Und ist der Streit vorbei, so hat sie völlig vergessen, was sie sel ber geklagt hat, aber was die Freundin sagte, das hat sie sehr genau behalten, und sie grollt ihr darüber, ja oft genug macht sie ihrem Mann Andeutungen darüber, erzählt chm hörte. Da giebt e« für die dritte nur eins! Sich ruhig erzählen lassen und dann gut zureden, ohne den anderen Theil zu kränken. Und wenn man selbst im Innern der Freundin völlig recht giebt, kann man doch noch zum Frieden reden, zum Guten, ohne sich mit der eignen Ehrlichkeit in Conslikt zu setzen. Und wo das nicht geht, da schweige man lieber. Im Grunde kann man ja doch nicht helfen, nicht rathen. In Ehe - Angelegenheiten hört Niemand auf Rath, höchstens auf Zuspruch! Wo freilich in ganz schweren, traurigen Fällen eine Trostlose Hilfe von dir heischt, da darfst Du sie nicht verwei gern. Aber um wieder auf unser Gleichniß zu kommen, da ist auch ge wöhnlich schon der Baum bis in's In nerste krank, und wohl kaum mehr zu retten. Da freilich mußt Du nach reiflicher Ueberlegung, nach bestem Wissen und Gewissen handeln, rathen, ohne Rücksicht darauf, ob Dein Finger geklemmt würde oder nicht. Aber solche Fälle sind ja, gottlob, nur selten. Meistens wird es sich um kleine, oberflächlich« Schäden handeln. Und da präge Dir fest und unvertllg bar ein: „Siecke Deinen Finger nicht zwi- Icken Baum und Borke." MalitiSs. Si« dicht«» al so auch in Jhr«n Muß«stund«n, H«rr Doktor Arzt: Ja. nur um die Z-it todtzuschlag«n. Na, genügen Ihnen denn Ihre Patienten nicht? Der kluge Karo. Denk' mal, Spund, Dein Karo ging wäh rend Deiner Abwesenheit überall mit hin, nur nicht in den „Stern": es war faktisch ganz unmöglich, ihn da herein zubekommen. Dort hat man ihn Wohl mal schlecht behandelt?" „Nein,, aber beim Sternwirth hängen wir noch mit
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