Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 14, 1902, Page 3, Image 3

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    Vitts «obslt.
ikriuiuialroman von «rlrdrich Thum.
(10. Fortsetzung.)
Die elfte lam heran? unge
duldig, »xr fast unhörbar trommelte
der Detektiv mit den Fingern auf das
Fensterbett.
„Anscheinend warten wir vergeb
lich," flüsterte er.
„Darauf müssen wir gefaßt sein."
.Was aber dann? Wollen wir
unseren Versuch die nächste Nacht wie
.Wenn es sein muß, ja. Nur fürchte
ich, daß Morelly und die Kolter, falls
si« heute Nacht nicht zusammentreffen,
morgen während des Tages irgendwo
zusammenkommen, in der Meinung,
am Tage weit ungestörter und unbe
obachteter thun zu können, was ihnen
Nachts gefährlich erscheint."
.Warum nicht?"
„Weil Morelly keine Zeit verlieren
sarf. Der Schlosser kann ja morgen
Vormittag verrathen, was er unter
ollen Umständen für sich behalten soll.
Der Einfluß seiner Frau muß sich da
her so schnell als möglich geltend ma
chen, di« V«rabredung, falls überhaupt
«ine solch« stattfindet, noch diese Nacht
der Schlossersgattin mit ihrem Mann
-ist ein« nur schwer zu ermöglichende,
und mit Zeitverlust und Hindernissen
müssen die Verbrecher jederzeit rech
nen."
„Ganz recht fassen wir uns in
Geduld."
Mitternacht halb ein Uhr
«in Uhr.
„Bst hörten Sie nicht ein Ge
räusch?" fragte plötzlich der Detektiv.
„Nein," flüsterte Lorenz.
„Es ist die Gestalt einer Frau."
mich gleich zum Fenster hinaus. Fol
gen Sie mir vorsichtig auf ungefähr
sünfzig Schritte Entfernung."
Mit diesen Worten glitt der Poli-
Wege durch die Hausthür folgte. Dem
Detektiv gelang ei nur mit Mühe, di«
in ziemlicher Entfernung vor ihm her
ßigte sich der möglichsten Behutsam
leeren Raumes geweiht: das einstig«
Getreideland sollt« statt Korn und
Gerste Häuser hervorbringen, und die
zum Verkaufs In der Mitt« des T«r-
Letzteres machte der Späher sich für
sorglich zu Nutze. Im Schatten der
Gesträuch- schlich er sich bis zu einem
dem Bretterschuppen gerade gegenüber
befindlichen Punkt. Bald erreichte ihn
sein Gefährte, und beide harrten fast
athemlos des weiteren Verlaufs der
Dinge.
Die Frau blieb vor dem Schuppen,
durch die Finger einen halblauten
Pfiff ertönen. Gleich darauf trat eine
langt, dunkle Gestalt auS d«m Schat
ten des Daches hervor. Die Zusam
mentreffenden wechselten, wie es schien,
ten und sich beide in der Finsterniß des
.Jetzt ist es Zeit", raunte Gering
seinem Begleiter zu. „Nehmen Sie
sü: alle Fäll« Ihre Waffen zur Hand
kannte hatten sich in einer Ecke des
Schuppens in den Schutz eines der
Pfeiler zurückgezogen.
.Achtung, ich muß an der Erde zu
ihnen hinkritchen," flüsterte Gering.
„Bleiben Sie vorläufig hier, aber in
gebückter oder sitzender Stellung, damit
man Sie nicht bemerken kann; sobald
ich rufe, eilen Sie mir zu Hilfe, es
sind kaum sechzig Schritte bis dahin."
Und der gewandt« Spiir«r ließ sich
zur Erde niedergleilen und kroch wie
eine Schlange auf dem weißen Schnee
dahin. Der saminetweichc Unter
grund gestattet« ihm di« Vermeidung
j:des Geräusches, trotzdem beschrieb er
einen weiten Bogen um das Paar her
um.
Der Rechtsanwalt verharrte in
athemloser Spannung auf seinem
Platz. Ohne Rücksicht auf Kälte und
Schnee hatte er sich lang auf den Bo
den gelegt, um nicht der Anlaß vorzei
tiger Entdeckung zu werden. Eine,
zn-ei Minuten verflossen in banger Er
wartung. In der Hand krampfhaft
seinen Revolver halt»nd, horchte Lo
renz aus den Ruf seines Gefährten.
Plötzlich klang ein lauter Schrei an
sein Ohr, von einem weiblichen Mund
ausgehend. Die Schlossersfrau stieß
ihn aus. als sie plötzlich an der Seite
des vor ihr stehenden Mannes, wie aus
der Erde herauswachsend, eine Gestalt
auftauchen sah. Erschrocken ivendete
ihr Begleiter sich um und fühlte sich
im selben Augenblick von zwei starken
Armen umfaßt.
„Hierher, hierher!" rief der Geheim
polizist mit lauter Stimme.
„Was wollen Sie von mir?"
knirschte der Fremde, bemüht, sich der
Umarmung des Detektivs zu entwin
den.
.Endlich haben wir Sie, und nicht
länger sollen Sie uns zum Narren
haben. Hierher, hierher!" schrie er
mit Löwenstimme, denn der Ueberrum
brechers unterstützte ihn, indem sie dem
Beamten die Hände loszumachen
suchte, ihn kratzte und zerrte.
„Nehmen Sie sich in acht, Koltern,"
warnte sie Gering, „ich gehöre zur Po
lizei." Alle diese Ereignisse spielten
sich blitzschnell hintereinander ab.
Stätte des Kampfes zu, aber um einen
Augenblick, einen einzigen, kam er zu
spät. Im selben Moment war es dem
Fremden gelungen, sich loszureißen,
und wie ein gehetzter Fuchs stürzte er
von dannen.
„Nach, nach, wir müssen ihn ein
holen!" brüllte der Detektiv, und ohne
sich weiter um di« Schlossersfrau zu be.
kümmern, stürzten di« Männer hinter
dem Flüchtling drein. Eine tolle, ver
zweifelte Jagd entspann sich. Der
Flüchtige war ein vorzüglicher Läufer
uzd setzte wie ein geschickter Renner
über alle Hindernisse spielend hinweg,
aber dicht blieben seine Verfolger ihm
auf den Fersen, mit lauter Stimme ihr
.Halt ihn, halt ihn!" durch die Stille
der Nacht hindurch erschallen lassend.
Der Fremde schien mit dem Terrain
wohlbekannt, er war sichtlich auf einen
solchen Fall vorbereitet. Schlau be
rechnender Weise nahm er seinen Lauf
direkt nach bewohnten Gegenden, im
Schatten der Häuser, in den Straßen
mit ihren vielen Ecken, Seitenpsaden
und Schlupfwinkeln hoffte er sich weit
eher zu bergen als draußen im Freien,
wo s«in Schicksal schließlich nur von
der zufälligen Ausdauer der an dem
Rennen betheiliaten Personen abhing.
Wo sich irgend «ine Ecke bot, nahm er
sie mit, in d«r Hoffnung, seine Verfol
ger irrezuführen; kaum im Stande,
noch länger auszuhalten, blieben sie
dicht hinter ihm. Wieder «ine Straße
er keuch!« nur noch mühsam, dicht
an dem Gebäude sich haltend, v?r ihnen
her von unten heraus kam ein
Mann, der ihn aufhalten konnte. Der
Detektiv und Lorenz stießen einen Ju
belruf aus da war auf einmal der
Flüchtling ihren Augen entschwunden.
„Wo ist er hin?" fragte der Anwalt
betroffen.
.Er muß in das HauS dort hinein
sein," entgegnet« Gering und sprang in
flüchtigen Sätzen der Stelle zu. .Ah
—da ist «in Durchgang komme»
Sie schnell!"
Beide rannten ohne Besinnen die
enge Passage entlang, als plötzlich der
Detektiv, der vorauslief, stolperte und
fiel.
„Was zum Teufel liegt hier
Er fühlte mit den Händen nach dem
Gegenstand, über den er gefallen war.
„Haben Sie sich Schaden gethan?"
„Nein, nein, aber das ist ein
Mantel ah, der Schurke hat seinen
Mantel hierher geworfen, um uns zu
Falle zu bringen. Halten wir uns
nicht aus, wir werden ihn nachher hier
wiederfinden. Vorwärts!"
Sie eilten weiter, den Durchgang
hindurch. Derselbe führte auf eine
ander« Straß«, sie schauten sich um
Morelly war verschwunden.
'.Die Erde muß ihn verschlungen
haben, den ErzHalunke»!" z«tert« der
Detektiv.
.Da drüben geht Jemand —"
„Hallo, das ist er —"
Sie setzten sich von neuem in Bewe
gung.
„Aber der kommt auf uns zu —"
„Immerhin, betrachten wir ihn
näher."
In der That, der Mann, welchen
Lorenz bemerkt hatte, kam hastigen
«chritteZ die Straße herauf, gerade
auf den Anwalt und den Detektiv zu.
Gleichgültig schrill er an ihncn vor
über; sie halten ihn an, als cr eben
unier einer Laierne voriiberp:ssirte.
„Tie verzeihen, mein Herr," r:dc!e
der Jurist ihn an, „haben Sie nicht
eben e.nen Mann bemerkt, der in ra
sendem Lauf davonjagte? Er muß
an Ihnen varüoergekommen sein."
„Ledaure ich habe Niemand ge
sehen."
während der Anwalt den Fremden
stellte, faßten er und sein Begleiter ihn
scharf in di- Augen. Der Herr trug
einen eleganten Ueberzieher, eine «ben
solche Pelzmütze, war bartlos und er
freute sich zweier anscheinend sehr ge
sunder Sehwerkzeuge soviel konn
ten sie bei dem Licht der Laterne ohne
Schwierigkeit erkennen. Der Capitän
Morelly war es jedenfalls nicht.
.Entschuldigen Sie," sagte der An
walt in resignirtem Tone.
„Bitte!"
Der Herr setzte seinen Weg fort.
.Abgeblitzt!" rief Lorenz ärgerlich.
„Leioer, ja!" stimmte Gering bei.
..Läßt sich jedoch nicht ändern. Wir
haben das Unsere redlich gethan. Das
Fatalste ist. daß der Kerl jetzt gewarnt
ist."W IlchC t" M
frei zu belommen, blickte ich ihm ze
rade in's Gesicht. Ich erkannte seinen
fuchsrothen Bart und die gespenstische
leere Augenhöhle."
alle Zweifel festgestellt, und die Wahr-
Kaum halten sie zwei Schritte ge
than, als der Rechtsanwalt stehen
blieb.
.Was giebt es?"
.Wieso?"
miitze so leichten Kaufs entrinnen lie
ßen."
.Es war aber doch nicht Morelly,
„Wer weiß der Capitän Morelly
ist eine Maske, weiter nichts. Be-
Athem war?"
„Aber das Auge?"
„Wie das zusammenhängt, weiß ich
noch nicht. Ich habe bisher nur eine
unbestimmte Idee davon. Jedenfalls
konnte der Flüchtling nicht so jäh ver
schwinden. wie es geschehen eine
Ahnung sagt mir, daß der Unbekannte
mit unserem Abenteuer in irgtnd wel
chem Zusammenhang sieht/ Minde
stens hätten wir uns genau iiberzeu
suchen. ihn noch einzuholen," erklärte
entschlossen der Detektiv. „Ich bin
noch gar nicht müde setzen Sie sich
in den Besitz des fallen gelassenen
Mantels; ich berichte Ihnen morgen
liber das Resultat. Adieu!"
Und ohne Zögern tauchte der mu-
in die nächtliche Duntel
-13.
Todtmüde und halb erstarrt vor
Kälte sank Rechtsanwalt Lorenz Alt
ner in die Kissen des Hotelbettes; so
bald er jedoch die Augen in dem süßen
Gefühl schloß, nunmehr der Finster
niß, dem Frost und der Müh« entron
nen zu s«in und sich behaglich dem er
sehnten Schlummer überlassen zu kön
nen, stürmten eine Fluth aufregender
Gedanken auf ihn ein, Gedanken, die
des klassischen Wortes:
ein daraus durfte man wohl ixn
sicheren Schluß ziehen, daß Kolter in
seinem ersten Geständniß die Wahr
heit gesagt hatte. Wie erklärten sich
aber die folgenden, so widerspruchs
vollen und seltsamen Ereignisse? Der
Widerruf des offenen Geständnisses
durch Kolter, die plötzliche Beschuldi
gung Rudolfs, die Zeugenschaft Böl
lings, die Auffindukig des blutigen
Taschentuchs und der Brieftasche?
Wie kommt das Blut an Rudolfs Ta
schentuch, wie gelangen die Banknoten
in die Brieftasche, wie . beide Gegen
stände in den Keller? Wessen Hand,
wenn nicht die des jungenKaufmannS,
hat sie dort verborgen? Nur Morelly
konnte in Frage kommen, der ja an
scheinend mit den Verhältnissen in der
Villa so genau vertraut und jedenfalls
auch der eigentliche Mörler war. der
wohl auch die Hypothekeniumme schon
der Einbrecher Arbeit begann.
Woher nahm Morelly. wenn ihm diese
Handlungen zur Last sielen, das Ta-
schentuch Rudolfs? Wie gelangte er
zu jener Kenntniß der örtli
der ihm drohenden Gefahr auf der
Stätte seines Verbrechens aus und
entwickelte eine so unhtilvoll-geheim
nißvolle Thätigkeit? Sah «S nicht fast
Träger Morelly war? Welche Pläne
weit in den Vormittag hinein an fein
Lager gefesselt hielt. Vielleicht wäre
er selbst da noch nicht erwacht, hätte
Rasch in Schlafrock und Pantoffeln
schlüpfend, öffnete er der Detektiv
stand vor ihm.
ben wohl gar nicht geschlafen?"
Der Geheimpolizist lachte.
„Doch ein paar Stunden —,
rascht »ach seiner Uhr blickend. „Teu
fel! Ich wollte ja um acht Uhr späte
stens ausstehen! Aber die ungewohnt«
Jhr«r Mission Bericht zu erstatten?
reicht?"
„In der That?"
Gesuchte ist?"
„DaS steht noch sehr dahin. Ich
sich selbst vorzunehmen und in so kur
zer Zeit. Auf alle Fälle bin ich ihm
„Ah wo ist das?"
in einem kleinen Gasthof in der
Straß«."
„Einiges habe ich doch inErfahrung
gebracht. Ich zwang mich heute Mor
gen um sieben, so sauer es mir ankam^
Gasthof anhalten. Der Inhaber, Gast
ßerst solider, ehrenhafter Mann be
kannt; ich zögert« nicht, ihn inS Ver
trauen zu ziehen. Das heißt, so weit
ich es für rathsam erachtete. Ich sagte
ihm, wer ich sei, legitimirt« mich und
nichts Bestimmtes gegen den Fremden
habe, man hege den Verdacht, daß er
ein politischer Agent sei, weshalb es
erforderlich erschein«, ihn näher zu be
obachten. Möglich«rw«ise s«i di« Ver
muthung auck ganz unbegründet. Ra
sten Verschwiegenheit."
„Sehr gut. Was erfuhren Si« von
ihn?"
„Nicht vi«l. Der Herr hat sich als
Schauspieler Slegmund Rösch in das
dem Holzwege," rief der An.valt är
gerlich.
„Vielleicht— auffällig Iva? mir nur
.Nun?"
Brille."
„Auf welche Weise?"
Kammer, in welcher der Wirth, «in
Junggeselle, zu schlafen pflegt. Wie
er mir das Borhan
begehrte nur, man solle ihm den
Schlüssel der Zwischcnthür überlassen,
was natürlich ohne weiteres geschah.
„Kann man denn nicht durch den
Haupteingang in sein Zimmer gelan
gen?"
„Nein, er verschließt es sorgfältig,
wenn er fortgeht, und nimmt den
Schlüssel mit sich. Das Aufräumen
geschieht in seiner Gegenwart ein
Umstand, der dem Wirth bereits auf
fällig gewesen, er führte ihn aber dar
auf zurück, daß der Gast sicherlichGeld
bei sich habe unb deshalb gegen das
„So, so wenn er aber nun die
Thür nach der S.chlafkammer des
Wirths ebenfalls verschlossen hat, so
läßt sich doch auch diese für unsern
Zweck nicht benutzen?"
„O doch! Ich guckte durch das
Schlüsselloch der Außenthür; vor der
betreffenden Thür steht ein Sopha mit
hoher
Schloß zu öffnen?"
Der Rechtsanwalt nickte befriedigt.
sel her?"
„Woher?" Der Detectiv zog einen
in Papier gewickelten Gegenstand aus
der Tasche. „Wissen Sie, Herr Doc
tor, was ich hier habe? Den Schlüs
birten alle Schlüssel, die der Wirth
paßte, es ist eine Art Hauptschlllssel."
„Vortresflich Sie denken an al
mer des WirthS verstecken und —"
Gering schüttelte d«n Kopf.
.Ich gedachte Ihnen einen andern
Vorschlag zu unterbreiten. Gewalt
maßregeln gegen den Mann zur An
wendung zu bringen, bevor nicht wei
tere Verdachtsgründe gegen ihn vor
liegen, ist nicht gut angängig, sonst
könnte man ihn einfach verhaften und
dann in Ruhe die Durchsuchung vor
dem Herrn, der möglicherweise mit
unserer Sache gar nichts zu thun hat,
Verlegenheiten bereiten, über die er
ein großes Geschrei erhöbe, und welche,
wenn die Presse si« weitergibt, die
Dresdener Polizei in schlechten Ruf
versetzen und die Fremden beunruhi
gen könnten. Außerdem müssen wir
auch das Renommee des Hotels nach
Möglichkeit schonen. Zum dritten
sobald zwischen dem Herrn und Mo
relly wirklich ein mir noch räthselhaf
ter Zusammenhang besteht, dürfen wir
bei deni Unbekannten so viel Klugheit
voraussetzen, daß er Gegenständ« und
Papier«, die irgendwie gravirenderArt
sind, uns nicht vor die Nase hinlegt.
Wir finden also möglicherweise nichts,
die Papiere sind in Ordnung, oer
Mann muß wieder entlassen werden,
die Polizei ist blamirt, und der Schu
rke, den wir fassen wollen, gewarnt."
„Vollkommen meine Ansicht,"
stimmte Lorenz b«i. „Wir müssen un
bedingt heimlich vorgehen Sie ha
ben bertits ein«n Plan ausgeheckt,
wie?"
„Ganz recht," bejahte der Polizeibe
amte. „Sie und ich quariiren uns
ohne Wissen des Fremden heute Abend
"'.Halten Sie meine Anwesenheit für
.Aa> zwei sind besser als «iner, das
haben wir gestern leider erfahren. Ge
setzt, unser Verdacht bestätigte sich
wiese sich als erforderlich, den Men
schen zu verhaften, so würden vier
Arme sicher nicht zu viel sein. Und
ein<n meiner College» möchte ich vor
läufig nicht in's Vertrauen ziehen."
„Getheilte Freude ist dopp:lte
Freude, Herr Doktor, aber getheilter
Ruhm —"
.Ist halber Ruhm, ich verstehe."
.Mit Ihnen will ich gern Halbsart
machen, Herr Doltor außeroem,
warum soll ich damit hinter dem Berg«
halten, bin ich ein armer Teufel, ich
diene nicht allein um der Ehre, sondern
um meiner Existenz willen. Ich wün
sche die Prämie, die für die Ergreifung
des Hamburger Banldiebs ausgesetzt
ist, allein zu verdienen."
Lorenz erklärte sich gern bereit, mit
dem Detektiv zusammen zu agiren.
.Nachdem die Vorfragen erledigt,
fahren Sie fort, Herr Gering."
„Sehr wohl. Also Sie und ich neh
men in Beers Gasthof Logis, der
Wirth räumt un! heimlich die sonst
von ihm benutzte Kammer ein. Bevor
der Schauspieler zurückkehrt er ist
in der Regel Abends nicht da —, hal
ten wir in seinem Zimmer sorgfältig
Umschau und fahren dann abwechselnd
nimmt, was für uns wichtig ist."
Während dieses Gesprächs hatte der
Anwalt sich gewaschen und angekleidet,
der Detektiv saß auf einem Stuhl, :ine
ihm von Lorenz offerirte Cigarre rau
chend. Plötzlich sagte er:
.Haben Sie den Mantel Morelly»
bereits untersucht?"
»Jawohl. Es ist nichts Bemerkens
werthes daran und darin. UebrigenS
Hut."
„Der Hut? Ich verstehe der
„Vielleicht eine Pelzmütze?"
die Nähte.
schnitt der Detektiv das Futter auf
„Sie haben nichts gefunden, auch in
dem Hute nichts?"
„Gar nichts."
das!" 'h
wirklichen Besitzers, für den Fall der
C. VV S. I>. v. li. Seltsam!"
„Sie errathen den Sinn nicht?"
Der Detektiv zuckte die Achseln.
„Ich wüßte nicht, was die Buchsta
ben —hm vielleicht verbirgt sich
irgend eine Adresse dahinter?"
„Wer weiß."
„Nun, wir wollen sehen. Auf alle
Fälle will ich mir dje Signatur u<l
14.
Staatsanwalt Schubert rief den
Ankömmlingen schon von weitem die
Frag« entgegen: .Nun, ist'S geglückt?"
.Ja und nein," erwiderte Lorenz.
„Der Capitän Morelly ist nicht zum
Rendezvous erschienen?"
„O ja —"
„Er ist wirklich gekommen?" Der
Staatsanwalt stand erregt von seinem
Stuhl auf. .Und Sie haben ihn sich
entschlüpfen lassen?"
.Die Terrainverhältnisse waren die
denkbar ungünstigsten," meinte der De
tektiv entschuldigend. .Etwas von
ihm haben wir aber doch, nämlich den
Hut und Mantel."
„Erzählen Sie doch, Herr College,"
spannen mich auf die Folter."
Lorenz Altner entsprach bereitwillig
dem Wunsch des Untersuchungsbeam
ten. Er berichtete nicht nur d«n Ver
laus ihres Abenteuers, sondern auch
die Entdeckung der Chiffern im Hute
und ihr Vorhaben für die heutige
Nacht.
Watt. „Und Sie. Gering, haben den
Morellq wirtlich gesehen? Aug' in
A»i- ihm gegenüber gestanden?"
„Jawohl, Herr Staatsanwalt."
„Können Sie nicht irren unter
keinen Umständen?"
.Unter keinen Umständen."
.Er hat wirklich nur ein Auge?"
.Nur eins und mit dem Barte
stimmt eS auch."
„Und Sie glauben, dieser Einäugige
mit dem Schauspieler identisch
fein?"
Der Rechtsanwalt zuckte die Achseln.
.Noch ist mir nicht klar, in welcher
Weise ein Mensch eine so seltsame Ver
kleidung bewe.l stelligen könnte, aber
ich hege gegründeten Verdacht."
Der Staatsanwalt dachte einig«
Augenblicke nach. Dann sagte er:
„Ich billig« völlig Ihr« Maßnahmen,
Herr College. Dai Dasein Morellys
wäre also endgültig nachgewiesen und
damit dießeschuldigung des Schlossers
in der Hauptsache entkräftet. Ihr
Client ist aber trotzdem noch nicht ent
lastet. Selbst wenn wir allen Zeugen
den Glauben versagen, so fallen gegen
ihn noch daS Taschentuch und die
Brieftasche in die Wagschale, sowie die
andere» Ihnen bekannten Berdacht
„Für mich besteht lein Zweifel mehr,
daß Morelly entweder der Mörder ist
oder im Auftrage des Mörders Han
sich das läßt auf einen Hintermann
schließ«»."
. (Fortsetzung folgt.)
Air die Köche.
Apfelcrem«. Ein Pini s'xieii»«
gelochtes Apfelmus legt man in «ine
tiefe Schüssel, schlägt 3—4 Eiweiße
Rindfleisch in Meerret
tich sa u c«. Abgekochtes, in Scheiben
geschnittenes Rindfleisch übergießt
man mit der folgenden Sauce und
reicht außerdem Brühkartoffeln dazu:
Man reibt Meerrettich, knetet ihn mit
anders ist folgende Meerreltichsauct:
Man macht zuerst eine weiße Mehl
schwitze mit reichlicher Butter, fügt un
ter Rühren Fleischbrühe und den ge
riebenen Meerrettich hinzu, läßt
Masse ein paarmal aufkochen und
rührt sie durch ein großlöcheriges
Sieb, falls sich Knötchen gebildet ha
ben.
Blumenkohlaufitalien i
fche Art.. Der Blumenkohl wird
in kleine Röschen getheilt und die
Stengel derselben etwas abgeschnitten.
Nachdem der Blumenkohl in kaltem
Wasser sauber gewaschen, wird er in
kaltem Wasser zum Feuer gebracht.
Sobald das Wasser kocht, wird es ab
gegossen und der Blumenkohl aber
mals mit frischem kaltem Wasser, et
was Salz und einem Stückchen Butter
angesetzt. Man läßt nun den Kohl
weich kochen, legt ihn dann auf ein
Tuch zum Abtropfen, schw«ntt ihn im
Topf mit frischer Butter, Muskatnuß
und noch etwas Salz, richtet den Kohl
in einer Schüssel etwas erhaben an
und gießt dann eine kräftige braune
Sauce, welche mit gehackten feinen
Kräutern, Sardellenbutter und etwas
Citronensaft abgeschmeckt ist, darüber.
Kalb-, Rind-oderSchwei»
nesleischin Sauceala Ro
bert. Das Fleisch wird wie gewöhn
lich abgekocht und dann in nachstehen
der Sauce angerichtet. Die Brüh«
braucht man zu Suppen. Man nimmt
ein Stück Butter, läßt es steigen und
legt dann ein in recht kleine Stückchen
zertheiltes Stück rohen Schinken und
feingewiegte Zwiebeln dazu, läßt dks
erst eine Weile schwitzen, thut dann ei
nen Eßlöffel voll Mehl hinein und
läßt dies etwas bräunen, bevor man
Bratensauce oder Fleischbrühe zum
Auflösen daran thut. Alles
kochen, dann wird es durch ein feines
Sieb gegossen, ungefähr ein Kaffeelöf
fel voll Mostrich daran gethan und da
mit die Sauce nochmals aufgekocht.
Prinzeßkartoffeln mit
Hering. Drei Heringe werden gut
gewässert, entgrätet und klein würfelig
geschnitten; daneben Kilo Kartof
feln in Schale weich gemocht, ge-
Tassen Milch, Muskatnuß und Salz.
Bee 112 st e a k p a st e te. Man hau
man stark klopft und mit Zwiebelriii
gcn, Pfeffer und Salz belegt. Dam»
treibt man ein viertel Pfund
sodann kleine Flocken frisch« Butter,
Beefsteak und Butt«r und so fort, bis
allcs verbraucht ist. Farce muß den
giebt die Pastete ivarm
Vorgebeugt. Gatte: „Ach,
liebe Frau, gieb mir meinen Sonn
tagsanzug heraus!" Gattin: „Aber
wozu denn, lieber Mann, es ist doch
heut erst Sonnabend." Gatt«: .Ja,
aber ich bin bei einem Bekannten zum
Abendessen eingeladen, und eh« ich
nach Haus« komme, wird eS wohl
Sonntag werden!" . 3