6 TaS Zahlenlotto. Neben den in manchen Ländern Europas staatlich veranstalteten oder beaufsichtigten Geld-/ Effekten- uiid sonstigen Lotterien ist auch jenes Glücksspiel zu großer Bedeutung ge langt, dem blos die 1 bis incl. 90 zu Grunde liegen und das deshalb das Zahlinlottv genannt wird. Früher in vielen Staaten einge führt, wurde es im Jahre 1864 in August 1897 auch in Ungarn sein Ende genommen. Jetzt besitzen nur noch zwei Staaten, Oesterreich und Italien, das Zahlenlotto. Sein Ent ftehen ist auf die Wettsucht zurückzu führen, von der die Bewohner Genuas feit jeher stark, im 16. Jahrhundert jedoch derart ergriffen waren, daß si« auf alles, sogar auf Tod und Verder ben ihrer Nächsten gewettet haben. Besonders leidenschaftlich aber sind die Wetten auf die Wahl j«ner fünf Sena toren betrieben worden, die mit dem Dogen die Republik regierten und aus Vor der Collektur. neunzig zum Senatorenamte gewisser maßen privilegirten Adeligen jährlich zweimal durch das Loos gewählt wur den. Zu diesem Ende schrieb man die Namen jener neunzig Berufenen auf Zettel, welche in einer Urne gesammelt wurden. Nachdem alle Zettel darin und gehörig durcheinander geschütt«lt waren, zog man unter gewissen Förm lichkeiten fünf davon heraus, nach jedem Zuge den auf dem Zettel ver zeichneten Nobile als sreierwählten Senator verkündend. Die Genueser wetteten nun untereinder, welche Na fachste Welte war die, daß dieser oder jener der in der Urne liegenden Namen jib«rhaupt gezogen werden würde. Sie wurde „Estratto" (Auszug) genannt und alsbald dahin vervollkommnet, daß man ivettete, «in gewisser Name werde unter d«n gezogenen der erste, d. h. daß zwei oder drei bestimmte Na men tinter den fünf Gezogenen sein werden, und ging endlich so weit, auf inen, Quaternv und Quinterno, zu wetten. Diese Wettsucht ergriff im mer weitere Kreise, so daß im 16. Reich, Jung und Alt ihr Glück ver der Rathsherr Benetxtto Gentile so - In der Collect» r. h. Bollspiel nannte, wurde vom Volke mit großem Beisalle begrüßt und mit leidenschaftlicher Vorliebe betrieben, trotzdem es auf einer Berechnung ba theile sicherte. Er hatte, da 83 Num von vornherein die Gewißheit, alle aus die nicht gezogenen Nummern gesttztcn Geldbeträge einzuheimsen, und auch keitsberechnung seine Gewinnstaussich ten achtzehnmal besser, als die des spielenden Publikums. Ueberhaupt anhaben. Denn um z. B. ein« Wette auf zwei Zahlen, sagen wit' das Ambo 2. 52 oder 51, 89, sicher zu ge sölcher Amben gibt, so wären ebenso viele Einsätze in das Lotto nöthig ge wesen, und Jedermann, der z«. diesem benöthio' dabin. um sich einen Gewinn von ?240 zu sichern. Mit anderen Worten, ein Einsatz von 5400.50 sür die „Lotto di Genova" und heute n:ch bestehenden Zahlenlot tos ein« Einnahme von ?165.50. Bei «inem Einsätze von 20 Cents pro Ambo verdoppelt sich natürlich sicherer Gewinn und Verlust. Noch schlimmer stand und steht die Sache beim Zernospiele, denn da stch nach der Combinationslehre die 30 Zahlen zu Dreien 117,48 V mal ver schiedenartig gruppiren lassen, so wä ren eben so viele Einsätze zum sicheren Gewinne einer Terne, oder wie eS volksthllmlich heißt, eines TernoS nöthig. Den Einsatz wieder zu 10 Cents gerechnet, würde demnach solch ein Spiel 511,743 erfordern, und. da es nur ca. P4OOO Gewinn brächte, un bedingt mit einem Verluste von K 7748 Vergleiche mit dem Verluste, den der jenige erleiden müßte, der es sich in den Kops setzen würde, eine Quaterne sicher zu gewinnen. In den Zahlen 1 bis 90 sind nämlich nicht nxniger als 2,555,190 solcher Quaterneit ent halten. Und nun erst die Quinternen! Es ist berechnet worden, daß es deren in den Zahlen 1 bis 90 43.949,268 giebt, und daß ein Mensch 6 volle Jahre, Tag und Nacht, ohne zu essen oder zu schlafen, ja ohne auch nur eine Minute zu rasten, schreiben müßte, um all dies« Quinternen zu Papier zu Angesichts dessen muß selbst der oberflächlich Denkende »erkennen, in welch' gewaltigem Vortheile sich die Lottohalter dem Publikum gegenüber seit jeher befanden und noch immer be finden, und welch' gewissenlose Schwindler die sogenannten Lotto mathematiker und -Professoren sind, welch« in Büchern, Schriften und An noncen frech behaupten, Spielmethoden erfunden zu haben, mittelst deren man im Zahlenlotto mit wenig Geld „garantirt sicher" große Reichthümer gewinnen könne. Die erste Ziehung des österreichischen Zahlenlottos in Wien fand am 21. October 1752 statt, wobei die Num mern 26, 81, 53, 11. 74 gezogen wur meister Ulrich Huber den ersten Terno' mit 600 Dukaten gewann, ein Glücks fall, der ihn in der Wiener Lokalge schichte unsterblich machen sollte. Das Zahlenlotto wurde „als eine neue Erscheinung im öffentlichen Le ben Oesterreichs" natürlich viel beach tet. und hat manchen Schilderer ge funden. Es wurde aber nicht, wie im italie nischen Lotto, auf sechsfache, sondern nur auf dreierlei Art und zwar auf spielt. Der Terno war der beste Treffer, so daß nicht wie in Genua derjenige, der vier dder fünf Nummern traf, sondern errieth, den höchsten Gewinn erzielte. Und zwar wurde ihm in diesem Falle seine Einlage 4800 mal zurückerstattet. Wer auf Ambo, zwei Nummern in ei ner Reihe traf, erhielt 240 mal, wer ein „Estratto" gewann, 14 mal, und als im Jahre 1762 das Estratto-Rus fpiel eingeführt wurde, 67 mal so viel, als er eingesetzt hatte. An alle dem hat sich bis heute wenig geändert. Das österreichisch« Zahlen lotto wird, abgesehen davon, daß es seit 1787 nicht mehr verpachtet wird, sondern im Staatsbetriebe steht, nach sche Trauqibuch", worin alle erdenk lichen Trätime in Nummern (Gott und der Kaiser in 90, Feuer in 31, ein Mensch, den man todt, und ein Todter, den man lebendig sieht, in 47, Galgen und Rad in 27 u. s. w.) umgesetzt er- Am Jungs« rnbründl. scheinen, ist daher ein sehr wichtiger Behelf des Lottospielers. Es fehlt denn auch in keiner Lottocolleltvr und bildet nebst dem Kalender die Biblio thek ga." vieler Leute. Natürlich ist auch für jene gesorgt, denen das Traumbuch keinen Aufschluß zu geben vermag. Sie erhalt«» einerseits bei Wahrsagerinnen die gewinnbringen den Nummern, andererseits aber giebt es in der Nähe von Rom, Budapest, Linz und Wien Quellen, auf deren klarcm Grunde Glückszahlen zu er scheinen pslegeii. Die Wiener Quelle heißt das „Jungfernbründl" und be findet sich im Walde von Sievering, einer am Fuße des Kohlengebirges ge legenen Ortschaft, die seit einigen Jah ren zum XIX. Wiener Gemeindebt aus jahrein zum „Jungfernbründl", starren in das Wasser, und ihre über- reizte Phantasie läßt'sie wirklich Num- GlUckszahlen, die der Kärntner Bauer in der mit Wasser gefüllten Schüssel erblickt, in welche er das Wachs von ei ner zu Lichtmeß geweihten Kerze träu feln läßt. Doch darf dies bei Leib« nur dann g«fch«hen, wenn das Haus des Betreffenden in Flammen steht. Denn nur dann bilden sich aus dem auskommenden Glückszahlen und brin gen dem Manne so viel Geld ein. daß er sein HauS wieder aufbauen kann. gen Feuerschaden ordentlich zu ver sichern. In Italien hingegen, wo die ser Aberglaub« gleichfalls herrscht, machen die Feuerversicherungsgesell schaften schlichte Geschäfte. Ueber haupt beherrscht dir Lottoaberglaube in Italien weit größere Kreise als ig Oesterreich und ist dort auch viel kras ser, wohl weil er gar nicht bekämpft, sondern im Gegentheile von verschiede nen Faktoren noch genährt wird. Hat doch, um nur eines zu sagen, erst jüngst ein« Zeitung in Catania ihren Lesern mitgetheilt, daß sie einen Lottoprophe ten engagirt habe, dessen Pflicht ,s sei, dem Publikum allwöchentlich die besten geschah ohne auf die That sache, daß schon mehrere derartig« Propheten, deren Nummern nicht her ausgekommen waren, von Spielern schwer verletz! worden sind. Das auchnoch! , .. . .Auf dem Wege zwischen dem Jagdhaus und der Forststraß« wurde ich üb«rfallen und beraubt!" tenen Weg" das kost' Ihnen 3 Mark Straf' oder 1 Tag Hast!" O w e h. Verwittnxte Kokett« (zu ihrer Freundin): „O. wegen mir fand schon einmal zwischen zwei Herren ein ame rikanisches Duell statt, und der, der die schwarze Kugel zog. . Freundin (ihr in's Wort fallend): „. . . Mußte Dich Heirathen!" Gaunermoral. 6° -!?, j eins ehrlich bleiben!" Auf der Erholungsr«is«. - Gast: „Aber Hirr Wirth, das Fleisch Wirth: „Ja was soll ich denn laicht E^inPhilo^ „Du studirst nun im Semester, lernt hav«n!" „Ja. Papa, da's ist sonderbar, man lernt eben niemals aus!" Geregeltes Kürturnen. Der große Aufschwung, den das deutsche Turnen nach dem Kriege von 1870 bis 2871 nahm, äußerte sich auch in dem Streben nach Verfeinerung und Verschönerung der bestehenden Uebungsformen, nach Erhöhung ihrer Nx Abschwung am Doppelreck, bei zusammengesetzten. Uebungen. Das wechselvolle Gerätheturnen erhielt durch den im vergangenen Hahr ver storbenen Dr. I. C. Lion ein« Fülle neuer Uebungsgruppen ' und bildete bald weit mehr als jetzt die Hauptsache im ganzen Turnbetrieb. Lion, der .Sinner und Dichter" in der Turn lunst, fand feine eifrigsten in der 1377 gebildeten Vereinigung von Vorturnern aus Berlin, Magdeburg und Leipzig, wozu später Hannover und Braunschweig kamen. Neben d« Anlnüpsung si<und schastlicher Beziehungen gelten die meist im Frühjahr und jetzt regelmä ßig in Magdeburg abgehaltenen ge meinschaftlichen Turnen allein der ge genseitigen Förderung in der Kunst Anfang an nicht um äußere Ehren auszeichnungen und Preise, sondern nur um den Ruhm, recht schwierige Uebungen schön und mustergültig ge sassung vorausgesetzt, in gleicher Zeit wie die erstgenannte Art das Zehnfa che an Formen. - Grätsche am Doppelpferd. Bald gewannen die einfachen Zu sammenkünfte in Magdeburg einen sslchen Ruf in Deutschland, daß sich wohl zwanzig ähnliche Vereinigungen an anderen Orten bildeten, während sich Turner aus Hamburg, Bremen, Stettin, Breslau, Dresden und Prag als Gäste wiederholt in Magdeburg l>ciheil!jitcn. Kürzlich fand das Tur nen der Vereinigung in Rücksicht au ihr 25jähriges Bestehen zum erste,. Mal in feierlicher Weife vor geladenen Gästen imCircus zu Magdeburg statt. Von den Uebungen, die vielfach an zu sammengestellten Geräthen geturnt wurden, zeigen' unsere Abbildungen einige bemerkenswerthe und eigenarti ge Leistungen nach Momentausnahmen. Die beste Vnhnenheldin. spicls eigne, Ausdruck verliehen Der Dramatiker David Belascv erklärt, er tiihle sich nicht berechtigt, für einen werthe Rolle in der drqmatischen Lit teratur gespielt hab«, und «s stehe wohl außer Frage, daß sie auch in Zukunft ihren Platz behaupten tverd«. D«r modern« realistisch« Bllhn«ndichter nimmt sein Material nur aus «wer hält«nd«n Dramatiker bietet sich Stoss in Hüll« und Fülle. Gibt es Wohl einen Menschen, der nicht wenigstens dem seelischen Gleichgewicht gerissen hat? Solches Material verwindet der Bühnenautor und schasst mit Hilfe Stücke, in denen «in« Frau mit flecken losem Ruf di« Hauptfigur ist. Die Reinheit dieses Weibes muß aber Ge fahr«» ausg«s«tzt werden, um Silua einem Gefühl der Enttäuschung und des Unbehagens das Theater. Ge wöhnlich präsentir«n sich uns engel wn/zu wählen, In mannigfachster G«- stalt laßt sich dt« vom grrav«n Pfad« santen Episoden und furchtbaren Kri sen. Auch manche Katastrophe kann sich ereignen, di« für di« nothwendige um all«n «hrbaren Vertr«trrinn«n des zcrrt«n G«schl«chts als abschickendes Beispiel zu dienen und tugendstolzen, wie es auch in Wirklichkeit meist der Fall ist, bildet die Frau mit der Ver gangenheit gewissermaßen- den AnM — Richtig. Si«: „Nicht wahr, an's Meer?" Er: „Aber liebes Kind, ein Meerweibchen geheirathet!" —„Kuß h ä n d che n." A: „Sie haben ja ein ganz zerschundenes Ge- Der Prozeß Musolino. Einen werthvollen Beitrag zur Volkspsychologie bietet d«r das allge meine Interesse in Italien in Anspruch mer wieder d«m Arme des Gesetzes zu ''Musolino imKiifig. entgehen wußte, der Held des niederen Bezeichnend jedoch ist es, daß von dem das Selbstbewußtsein des eitlen Räu- B«hörd«n darf der Vorwurf nicht' :r- BelastuAgszeugen. spart werden, daß sie durch ungeschickte Maßnahmen diesem Treiben Vorschub geleistet haben. Die Prozeßverhand lungen, denen ein zahlreiches Publi- Aus altrr Zeit.. In diesem Sommer soll daS alt« Haus zur 2r«ib am Vierlvaldstätters«« tergebracht.nxrden. 'Wohlgemeinter Rath. ' 'jMM! ? nung! Ich habe nur noch wenig Zeit. „Wollen'Sie va nicht lie»? b«r er st zum Photograph gehen?" Ländlich sittlich. Des Vaters Uhr macht ticke-tack An Gretchens kleinem Ohr, Und fröhlich lacht das lust'g« Ding, Et kommt ihm schnurrig vor. Tick-tack macht's auch in Deiner Brust Und pocht dort hin und h«r. In Fr«ud und Schmerz, in Leid und Pocht «s bald leicht, bald schiixr. Bis alt Du worden bist und —, Drückt sachte auf Dein Augenlid Und hält das Uhrw«rt an. Landstreicher-Philof»- phie. Prüde. Arzt: . .Also von der Medizin all« halbe Stunde einen Kinderlöffel —" Kranke alt« Jungfer: „Herr Doktor, wie käme in m«in«n Haushalt ein Kin derlössil?!" Er s a tz. H' „Ist 's wahr, Bärbel, daß Du heut' „Natürlich, der Herr hat g'sagt, die Landschaft hätt' gar keine Reize, und da hab' ich mich hinstellen müssen!" Selbsterle n n t n i ß. „W«rden Sie mein Concert besuchen, gnädige Frau?" „Nein, ich bedauere sehr, ich bin in Trauer." „Na, glauben Sie vielleicht, daß mein Concert ein Vergnügen ist?" Umschrieben. ->— Das sagt All«s: Vereh rer: „Ach. Fräulein Erna, von dt: Größe meiner Liebe können Sie sich gar keine Vorstellung machen." Ernc.: .Doch. Papa hat sich nach Ihren Ver hältnissen genauer erkundigt!"
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