2 Wollt' mir das Herz fast aus der Hb' h. hin? M't Wu de , ' Gedankenleser. Wenn zwei Menschen sich ewig in den Haaren liegen und einander doch nicht entbehren lönnen, so gibt «s nur drei Möglichkeiten: Entweder sind diese beiden Menschen «in Männlein und ein Weiblein dann sind si« miteinander verheirathet und leben wie man so sagt in glücklicher Ehe; oder es handelt sich um zwei Weiblein dann sind sie wegen einer unglück lichen Liebe gemeinsam zu altenJung fern herangereift: oder es sind zwei Männlein dann ist der ein« Regi ments - Commandeur und der Andere Aber wie Alles b«im Militär, so ist auch die Möglichkeit r«sp. di« Art, sich zu zanken, streng geregelt. Während der Eine mit beiden Händen erregt ogiren oder die nervöseßechte zwischen den vierten und fünften Knopf des JnterimsrockeS bohren kann, darf der Andere mit den Großfingern am Helm oder Mützenschirm unentwegt feststel l«n, wo ihm d«r Kopf steht oder bei ungeschütztem Haupte die ungefähre Gegend feiner Hosennaht in hilfloser Eine Alles sagen kann, was er auf dem H«rz«n hat, darf der Andere sich dasselbe nur denken dafür aller dings noch Einiges mehr, so zum Bei spiel: „Steig' mir den Buckel 'nauf, aber initFilzfchuhen" oder „Du kannst mir 'mal schreiben, wenn möglich Gefühl« Gewalt ihm nicht die Luft abdrückt. Reifferscheidt das Pech, einem Oberst tion und zwar noch nach einer an deren Richtung hin. Ist es schon un angenehm, «in«n Cumberland vonVor lben zu dieser Stunde hatte Franz von Reifferscheidt feine» Oberst lie- Manne, welcher eine si> wund«rli«bli che Tochter hatte? Durfte «r das ris tiren gegenüber einem Borgesetzten, d«r „Also es bleibt bei der Besichtigung, .Ihre Einwände sind haltlos. Boll ich mit Ihnen rede —" „Herr Oberst, ich " „Weiß schon, was Sie einwenden ses Gesicht ist ein« Unart, m«in lieber Reifferscheidt, welche Sie sich abge wöhnen müssen. Unbedingt abgewöh nen müssen. Ich würde mich sonst in der Nothwendigkeit sehen, Ihnen ein mal sehr grob zu werden!" „Herr Oberst, bitt« gehorsamst —" „Zunächst bitte ich, Herr und »war, daß Sie gefälligst den Schna bel halten, w«nn ich mit Jhn«n r«de! Zum Donnernxtter normal, das wird n« Mördergrube nnd sagen mir in'i Gesicht, was Sie sich heimlich denken. ber. Das weiß ich ganz genau. Ich bin nachJhrer Ansicht «in grober Kerl, d«r nix versteht und der lange reden kann, bis Jhn«n 'was gefällt. Es ist aber im höchsten Grade ungehörig, daß Der Adjutant hatte seine Knochen noch nicht ganz gelockert nur seine Hände schlössen und öffneten sich, als wenn er Etwas gr«ifen wollte. In di«fem Augenblick« öffnete sich di«Thür noch einmal „Ich bitte dringend, daß Sie sich nicht damit aufhalten, mich zu allen Teufeln zu wünfch«n, mein Lieber! Und den Buckel steige ich Ihnen auch nicht 'nauf! Da können Sie sich darauf verlassen. Führen Sie unver züglich aus, was ich Ihnen befohlen habe und damit basta! Mor'n!" D«r junge Officier behielt noch eine kleine Weile seine dienstliche Haltung bei und schielte nach der Thür. Man konnte nicht wissen der alte Krib belkopf hatte möglicherweise noch 'was auf dem Herzen. Wenn er wirklich Gedankenleser war, dann mußte er so- was sein Adjutant jetzt wirklich dachte, das durst« er sich unmöglich gefallen lassen. Aber er kam nicht. Dafür trat eine Ordonnanz ein mit einem großen, anscheinend amtlichen Brief« an Seine Hochwohlgeboren Lieutenant Herrn Franz von Reiffer scheidt und Welzendors. Nachdem die ser das Schreib«» mit den heftigen Bewegungen eines geärgerten Men schen erbrochen, es dann aber mit dem strahlenden Gesichte «ines Glücklichen zu Ende g«lesen hatte, bekam die Or donnanz einen Thaler und gleich dar auf die Maulsperre. Es wurde ihr nämlich der ungewöhnlich« Genuß zu Theil, in d«r ernsten Schreibstub« des Infanterie - Regiments Karl Wilhelm einen kunstgerechten Jodler zu hören — und zwar von einem Officier, welchem heiten gemeinhin nicht nachsagte. Im Gegentheil —«r pflegte die Ordon nanzen viel eher anzupfeifen als anzu jauchz«n. Immerhin war es wirklich so, wie der Soldat staunend vernommen hat te: Lieutenant von Reifs«rscheidt hatte Kehlfcrtigkeit eines steirischen Aelp lers. Auch schien es. als w«nn er noch tzen wollte. Die runden Augen und der offen« Mund d«r Ordonnanz brachten ihn jedoch zur Besinnung, » 5 » Oberst von Böhle wußte nicht recht: oder war er um sein Mittagsschläfchen !efunden halte. Jedenfalls schritt er nun schon seit «iner Stunde in seinem koste sich. Zuerst der Aerger mit Reif inan sich in seiner Harmlosigkeit und Gutmüthigkeit dazu verleiten ließ, zu Hause von dienstlichen Angelegenh«i- Bei der Suppe hatte er die neueste Frechdachsigkeit seines Adjutanten zu erzählen angefangen. Beim Fisch hatte sein Töchterliin erklärt, keinen Appe gen. Beim Braten hatt« nur noch sei ne Frau gesprochen und zwar lau ter unangenehm« Dinge. Er solle froh sein, einen so tüchtigen Officier als Adjutanten zu haben er würde es schließlich dazu bringen, daß über haupt kein Mensch mehr mit ihm aus hielt« «r f«i ein unsriedlicher Vor gesetzter und «in« mißtrauische Natur er such« alle Menschen hinter dem Busch, hinter welchem er selbst immer g«s«ssen habe außerdem sei er Familienvater und hätte gewisse Pflic hten, für die ihm aber j«d«r Nerv abzu gehen fcheine Unter di«s«n Umständen hatte der Hrr Oberst auf das Apfelcompott ver zichtet und sich in sein Zimmer zurück gezogen, wo ihm besonders der Hin- Und eS wäre eine verfluchte Geschichte, , Kerl. Mit der Besichtigung hatt« er > vielleicht auch Recht die Rekruten sein. Oberst von Böhl« setzte zum fünf zehnten Mali seine C!a<me in Brsnd vor Schreck dieCigarr« «rkehrt in den Als der Adjutant in H«lm und Schärpe das Zimmer seines Chefs be setzen Sie sich, Reifferscheidt!" ferscheidt. Ich weiß Alles. Ich weiß herein: Si« haben R«cht, und ich will Ihnen Nichts in den W«g legen " „Herr Oberst Sie machen mich sah.^ „Wissen Sie was, Reifferscheidt, für diese Redensart müßte ich Sie ei gentlich einsperren! Verstehen Sie mich? So eine Frechdachsigk«it! Na ich will's Ihnen aber zugute hal ten. Wegen der and«rn Geschichten, in denen ich Sie möglicherweis« zu Unrecht angehaucht habe. Ich weiß selbst, daß ich ein wenig umgänglicher Mensch bin. Abg«s«b«n ab«r von dem schuldigen Respekt, ist eS nicht hübsch von Ihnen, Reifferscheidt, daß Sie sich zum glücklichsten der Sterblichen e^ bemerken zu dürfen —" „Sie hoben gar Nichts zu bemerken, mein lieber Reisfersch«idt. Ich hab« schon gesagt, daß ich Alles iveiß. Und mehr will ich gar nicht wissen. Sie „Nein, Herr Oberst!" „Auch nicht, Herr Oberst!" Kläre zu bitten." Eine unendlich lange Minute war Alles still. Der Oberst war sprachlos und mit lurzathmigem Tonsalle der Sprachlosigkeit sprach er: „Mensch, wie lommen Sie denn da „Da der Herr Oberst alle meine Ge danken zu lesen wußten, so habe ich angenommen, daß der Herr Oberst Lächeln. Dann fügte er ernst und herzlich hinzu: „Wenn ich trotzdem meine Empfindungen nicht zu äußern wagte, so lag das an der Unsicherheit meiner Vermögensverhältnisse. Erst heute, da laut amtlicher Nachricht „Seit ich die Ehre habe, des Herrn Oberst Adjutant zu sein." „Da bin ich ja «in schöner Cumbei» Mädel über die Geschichte?" „Barones Kläre liebt mich wie das?" „Herr Oberst ich ich bin auch ein uxnig Gedankenleser!" Als Oberst Freiherr von Böhle eine Biei<elstunde später die voll« und un miissen, die Adjutanten fast im mer die Töchter ihres Ch«fs heirathen. Er war doch auch Adjutant gewesen und hatte es auch so gemacht. Dienst!" Bursche: „Zu Befehl, Herr Leut nant!" Dienst!" Der Better. Nun dauert's nur noch eine kleine Stunde, Kinder, dann ist er da," sagte Köhler, der lange Bankbeamte, und sah strahlend den endlosen Bahnstrang hinab. Und hundert Hälse beugten sich vor, und zlveihundert Augen blick wo er kommen mußte. Aber es war nichts zu sehen als die schlängelnden, weißen Schienen im weißen Sande, auf den die Sonn« brannte und die lustigen Birken im FrUhlingsklzide. .Es ist ein Glück," fuhr Köhler fort, .daß wir so früh gegangen sind. Wir nur diese Menschen!" Zwei, drei Meilen waren viele ge- um zur Station zu kommen; Schwarz und die Frauen im Sonn tagsstaat. Als ging's zum Jahrmarkt. Und alle verstaubt und erhitzt. Zwei Mägde aus dem fernen Osten unter- Krönchen auf dem Kopf und weißsei dene Strümpfe. Und der Schulze des Ortes lies mit einem Stück Papier, ganzen Gegend, drei Meilen im Um »Ja," sagte Köhler, „der hat Car- Wetter sehen be. seinem Em- Herren?" Neid. Solche Verwandtschaft! Seine da ... , o Gott, wie ungerecht das Schicksal verfährt! Frau Köhler stützt sich schwer auf wo aller Ami n auf sie gerichtet waren, sellschast. Sonst wußten diese Leute nicht, wie hoch sie die Köpfe tragen wäre —" Ja es war schrecklich heiß. Trotz der frühen Jahreszeit. Und der Bahnhof „Wie langsam er vorwärts kommt!" schrie Herr Köhler „kaum von ver Stelle!" Ber, guter Junge, und feine Frau zog setzlich verlegen. Bis jetzt hatte sie sich Ohrfeige, b sichtbar. ter. „Wenn ich sage: „jetzt"! schreit ihr los," sagte Köhler. „Lobe den Herrn, den mächtigen Kö ihm vergnüglich zuwinkte. Und als dieser das Coupe verließ, folgte ihm ein anderer ehrerbietig: er hatte einen .Jetzt!" brüllte Herr Köhler, und die AugeN gingen ihm über vor Stolz »nd Wehmuth .Paul!" Und die Jungens brüllten: „Onkel Paul! On „Paul! Mensch!" Herr he! Um Gottes Willen schwarz» pfangifeierlichkeiten, an denen nur die leiden Viehmägde aus dem Osten nicht theilnahmen, weil dieser Prinz in ih ren Augen kein Prinz war. Im Tau niel der Begeisterung achtete man auch nicht weiter auf Köhler und seine Familie. Sie gingen den weiten, staubigen Weg zurück, den sie gekom men. Die Frau und die Kinder zu sammen. Der Mann allein. Er hät te sich's ja denken können. Aber sie waren einmal so gute Kameraden gewesen. Und er hatte ihn lieb gehabt. Und daß er so tief unter ihm stand, hatte er nicht gewußt und jetzt merk- Nichts snr die Zweite. Der Mond schien in's Zimmer. Die kranke Frau erwachte. Ein Stöhnen kam aus der schmer zenden Brust. Und ihre Gedanken be schrieben ewig den gleichen Kreislauf: Bett ihres Mannes. Das Fieber schüttelte sie, daß ihr« sie fort mußte, für di« sie hat!« schaf fen helfen, fast zehn Jahre lang. Mit nichts hatten si« begonnen und lang hatte. „Nein! Das sollte nie g«sch«hen! Eine wilde Wuth verzerrte ihr« Züge „Nichts lasse ich Euch," flüsterte sie Und der leidenschaftliche Wille, sich Stoß Wasch« lag. Reihe für Reihe. B-n j«der Zahl war „Später" mehr. Nicht Neu«, nicht Blatt für Blatt aus dem Buche riß die schwarzseidencn von der Scheere herab. Dieses Kleid hatte sie geliebt, als wäre es lebendig gewesen. Aber umspannt einen Schlüssel. ist Herr tmHau>«. Sesuch: .Ihr Mann geht wohl wenig nit Ihnen aus?" Hausfrau: .Ueber zaupt nie ich gehe immer mit ihm ius!" Abgewinkt. Sie: „Hier, Arthur, sieh' 'mal den hübschen Bril, lantschmuck! Er lostet nur die Klei „Verschon« mich damit! Du weißt doch, daß mich jetzt jede Kleinigleit ausreat!" . Wieg«! - Wag«l! Gleich wird gut«r Futt«rvater Bringen Nestle's Kindermehl! Steckt in's Schabcr-Schl«ckermäulchen Dieses. Klumperpappen-Gräulchen; Schreit mein Junge noch s«hr viel. Gie'it der Vaier ihm Toril. Dein« Mutter ist Papa! Geist in der Ehe. Der französische Schriftsteller Jean Rivarol (geb. 1753 zu Bagnols in Languedoc) war einer der geistreichsten Menschen, die je gelebt haben, und doch wird kaum ein Leser sein«n Namen kennen. Geistreiche Schriftsteller sind in der Regel schlechte Sprecher Ri varol war ein geistreicher Sprecher und ein schlechter Schriftsteller. Er ge hörte zu jenen Naturen, die sich in der als Literat vergessen, während er in den Memoiren feiner Zeitgenossin als eine ungewöhnliche Erscheinung glänzt. besten Kreisen Zutritt zu finden und der Gesellschaft. Ja, was vielleicht noch mehr ist sein Geist verhalf ihm die Blüthe der Aristokratie. Plötzlich, Bemerkung der Mittelpunkt der Ge ihm nie eine erschienen war. Aber fein einziger Besitz war Geist. Und die Dame befaß einen stolzen Namen und ein großes Vermögen. ,Ar zog sich zurück in, Gefühl, daß die Sonne sei nes Leb«ns erloschen sei. Ohne sie was galt ihm noch die Welt? Aber Gesellschaft. Da klopfte es eines Tci daran. Ich habe Ihnen «in Märchen erzählt. Aber es ist ein Märchen, über das man plaudern kann." Und Ueber die Ehe. über die Langeweil«, über daS Glück. Rivarol blieb der Held des Abends ... nur schien My aber bekam er ein Billet, das nichts als die Worte enthielte „Ich habe Si« ver standen und ich glaube an Ihr Mär chen. Ich erwarte Sie, ich erwarte das Glück, Rivarol." Drei Wochen später h«irath«te Rivarol die Lady, Ende. D«r G«ist RivarolS beschäf tigte sich bald nicht blos mit fremden Personen, sondern auch mit seiner Frau, Mylady wurde empfindlich und es währte nicht lange, bis sie sich durch jede seiner Spöttereien selber getroffen .fühlte. Sie ertrug nicht die geringste Kritik mehr, was den geistreichen Ehe- Herrn auch wieder reizte und so kam es endlich zu einer heftigen Scene, noch welcher Mylady verschwand, um nicht mehr in das Haus ohne Langeweile zurückzukehren. Bald danach sah sich übrigens auch Rivarol veranlaßt, Paris zu fliehen. Seine aristokrati schen Liebhabereien und sein« Partei nahme für den Adel hatten d«n Haß der Männer der Revolution erregt und er warttte nicht so lange, bis ihm die ser Haß gefährlich werden konnte. Er ging zunächst nach Brüssel und dann nach Berlin, wo er in Hofkreisen freundliche Aufnahme fand. In Ber lin ist er auch —am 11. April 1801 gestorben. Zurückgegeben. Maler: »Nun sagen Sie mir aufrichtig Ihre Meinung über diese Landschaft." Kri tiker: .Sie hat gar keinen Werth!" Maler: .Das weiß ich wohl, daß Ihre
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