Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 20, 1902, Page 3, Image 3

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    Oans und Gvete.
Roman von Aricdrich öpiclhagt».
(3. Fortsetzung.)
Ich brauche zwar eig«ntlich keinen
den Soldaten ist. Es sind schlechte
Zeiten, und man muß eben sehen, wie
man sich durchflickt. Aber wenn Du
keinen andern Dienst hast, so meine
ich, Du thust besser, Du kommst zu
mir, als daß Du Dein Heil wo anders
versuchst und Dir vergeblich die Hacken
abläufst. Denn, wie aefagt, Hans,
es ist jetzt eine schlechte, hungrige Zeit,
und es sind überall hier zu Lande mehr
Leute, als man braucht. Viel Lohn
kann ich Dir deshalb auch nicht geben.
S«chsz«hn Thaler und zur Kirmeß ein
Paar neu« Stiefeln und Weihnachten
einen neuen Anzug. Wenn Dir daS
recht ist —>
Hört, Meister, fagke Hans, dem
Bäcker steif in die Augen sehend, ich
will Euch mal was sagen, waS Euch
die übrige Rede ersparen kann. Ihr
wißt recht gut, daß mich Keiner hat
haben wollen, außer Jakob Körnei,^bii
dem wißt Ihr, daß ich nicht gern von
hier fortgehe, denn sonst würde ich mir
leine Mühe gegeben haben, bei Einem
von Euch anzukommen. Deshalb bie
tet Ihr mir so wenig, zehn Thaler we
niger. als sonst der Lohn für einen
tüchtigen Knecht ist; aber Ihr habt
ganz recht gerechnet: ich will bei Euch
anziehen; nur für so auf den Kopf ge
fallen müßt Ihr mich nicht halten, daß
mich einer über den Löffel barbiere,
und ich merkte es nicht.
Der Bäcker zwinkerte mit feinen ver
schwollenen Aeugelchen und fuhr fort,
wie wenn Hans einfach Ja gesagt hätte
und nichts weiter!
Schön, HanS, da kannst Du gleich
morgen früh anziehen, und was ich
noch sagen wollte, Hans, schlafen
kannst Du nicht bei mir; es ging schon
mit dem August kaum noch, und mit
meinen Mädels, Hans, laß Dir nichts
beilommen, wenn wir gute Freunde
bleib«n wollen.
Ihr sprecht, als ob Ihr schon der
Herr wäret, sagte Hans.
Der Bäcker hatte wieder nichts oder
was Anderes gehört.
Schön. Hans, sagte er. und hier,
HanS, ist das Draufgeld; und er
nahm einen Thaler auS der Westenta
sch« und legte ihn vor Hans auf den
sfh d Thal nachdenklich
an und steckte ihn-dann rasch ein,reichte
d«m Bäcker die Hand und sagte:
Ich müßt lügen, wenn ich sagen
wollte, daß ich gern zu Euch ginge;
ab«r das soll Euer Schade nicht sein;
ich will rechtschaffen für Euch arbeiten,
und Ihr sollt nicht über mich zu klagen
haben. HabtJhr'S aber doch, sagt'S mir
vernünftig; ich bin ein gutmüthiger
Kerl und kann schon einen Puff ver
tragen.
Schön, Hans, sagte der Bäcker; und
nun komm nur gleich mal mit hinüber,
4.
ner Grete, und das machte ihn so ver
gnügt, daß es ihm gar nicht schwer
wurde, seiner Natur zu folgen und Al
fenschlucht, ein tüchtiges Stück Wald,
aus dem er jährlich einen Theil seines
Brennmaterials schlug. Die Haupt
masse für dieses Jahr war schon g«-
große HanS. sondern «in kleiner Junge
war, Atte er sich nichts B«sseres ge
wußt, als den halben und lieber noch
bern Bündeln brachte, ein gutes Stück
Geld gab. Ein paar Jahre später wa
ren die Vögel seine Leidenschaft; es
dann kamen die Vierfüßler an die
Reihe, und kein Revierförster hätte bes
ser, als der Hans, zu sagen gewußt,
konnte, einen oder ein paar Hasen auk
dem Anstand zu schießen, und wo Mei
ster Reinecke vor seinem Malepartus
spielte. s ' V
und die Jagd haben; auch daß er ihm
seiner Zeit eine Armbrust geschnitzt
hatte, mit welcher Hans nach Sperlin
chikanirt und manchmal wochenlang in
Untersuchungshaft gehalten, bis er sich
zuletzt dem Trunk ergab und Keiner
mehr den arm«n verkommenen Men
schen in Verdacht hatte, daß er in hel
len Mondnächten seine Büchse oben in
den Bergen abschoß.
Hans mußte osf an das Alles b«i
seiner Arbeit denken, und öfter noch,
wenn er sein Frühstück, Brod und
Speck, neben sich auf dem Baumstamm
liegen hatte und einen Schluck aus der
Flasche nahm. Ja, di« Flasche, die
Flasche! Die hatte den Alten zu Fall
gebracht! Und Hans nahm sich vor,
sich vor der Flasche zu hüten, um so
mehr, als er recht gut seine Neigung
kannte, gelegentlich einmal zu tief hin
einzusehen. Nein, sagte HanS, daS
H h
ein paar Tausend Schritte weiter im
Wald lag. Hans pochte das Herz, er
griff nach dem Klafterstock, der neben
ihm lehnte, und hielt ihn, wie eine
Flinte, im Anschlage. Jetzt kamen
die Vögel herbeigeschwingt kaum
Streichen der Flügel ein pracht
voller Winkel, dessen einer Schenkel sich
einbog und wieder gerade wurde
terstock fest an die Backe: Puff! schrie
er.
Das gefiel' Dir wohl! sagte eine
ti«se Stimme dicht hinter ihm.
Wie Ihr seht! sagte Hans,
datt?''
Des Alten Gesicht verfinsterte sich
Was stimmt vortrefflich?
Der Alte lachte höhnisch.
Freund; aber ich will Euch einmal
was sage,i. was Ihr Euch hinter Eure
jungen Ohren schreiben mögt. Meine
DeS Alten rothes Gesicht wurde
Freut Euch das? So? rief er. Na,
nen Tritt, stampfte mitsein«n kurzen,
in Wasserstiefeln steckenden Beinen
über die Lichtung davon und ver
mal gar nicht zu dem Gedanken kam,
der bei solchen Gelegenheiten stets sein
erster war,ohne daß er ihn jemals aus
führte: er hätte den Förster doch ei
gentlich für seine Grobheit durchprü
geln müssen.
Laß den alten Narren laufen, dacht«
Hans bei sich und glaubte, sich so die
Sache aus dem Kopf geschlagen zu ha
ben.
wieder an die kuriosen Reden denken,
die der Alte geführt hatte. Was meinte
er nur mit den vierzehn Tagen, die
genau kennen wollte? Ja, wo mag die
jetzt sein!
Mit dieser Büchse hatte es eine eige
ne Bewandtniß. Es war eine sehr schö
ne kostbare Büchse gewesen, die der Va
ter, der als der trefflichste Scheiben
schütze weit und breit berühmt war, in
Ben gewonnen hatte. Sie war sein
größter Stolz, hatte in der Wohnstube
den Ehrenplatz an der Wand, und die
bekommen, als er sich einmal einfallen
ließ, die Büchse von der Wand zu neh-
men und damii zu spielen. Als der
Vater später in den Verdacht kam. ein
ser und schärfer zusetzte, verschwand
eines Tages die Büchse mit allem Zu
behör unk kam nicht wieder zum Vor
schein. Er sagte aus, er habe sie ver
laust. dann, er habe sie in den T«ich
geworfen, dann, der Teufel habe sie
geholt. Mann gab «s endlich auf, die
Wahrheit heraus zu bekommen, um so
mehr, als der Mann, in Folge seiner
Tnmkfucht. zuletzt für unzurechnungs
fähig gehalten werden mußte. Als er
gen können, daß er den Verbleib
des Gewehrs so wenig wisse, wie ein
Anderer. Man hatte scheel dazu gese-
Art lasse nicht von Art und der Äpfel
falle nicht weit vom Stamm; aber
Hans hatte sich das, im Bewußtsein
seincr Unschuld, nicht weiter anfechten
Regen und Wagenräder im Lauf der
bergauf fuhr. Der Alte hatte sich in
den
dem Hans ein kleines, verhuzzeltes
Männcheit. mit den scharfen Aeuglein
zu ihm hinauf blinzelnd.
Na, Hans, wie geht's da oben?
fragte er.
Ganz gut, «rwiderte HanS, verwun
dert. daß der Alte , der sonst die
denn er stopft« sich^seine kurze Pfeif«
und bot auch dem Hans von dem Ta
bak an, den dieser, der ein leidenschaft
licher Raucher war, annahm.
Hast den Förster heut oben gesehen?
fragte der Alte, indem er den bren
nenden Schwamm auf den Tabak legte
und mächtig zu dampfen begann.
Diese Frage brachte HanS auf das
Thema, das er den ganzen Tag lang,
ohne demselben beikommen zu können,
behandelt hatte. Er erzählte sein- Be
gegnung mit Herrn Bostelmann, und
was für kuriose R«d«n Herr Bostel
mann geführt habe.
Kann Dir's erklären, HanS, sagte
der Pantoffel-ClauS, der, ohne eine
Miene in seinem alten, runzligen Ge
sicht zu verändern, aber mit großer
Aufmerksamkeit zugehört hatte: es sind
seit einiger Zeit ein paar Hirsche oben
verschwunden, die der Bostelmann nicht
gebucht hat, und da denkt «r denn, weil
Du doch nun einmal Dienes 'Vaters
Sohn bist und ja die Büchse von ihm
geerbt hast
Aber zum Kukuk, rief Hans unge
duldig, fangt Ihr nun auch noch an?
Ich sagt's Euch ja, daß ich nicht besser
weiß, wo Vaters Büchs« in di«s«m
Aiyenblicke ist, als Eure Hunde es
""Der Pantoffel - Claus lächelte un
gläubig. Nun. nun. sagte er, ich
meinte ja nur so; ich bin ja kein R«-
vierförst-r, gegen mich kann man schon
ein Wörtchen fassen lass«n; der alte
Claus kann schweigen, ja, das kann er.
Hab' mit Deinem Vater selig so man»
ches Geschäft gemacht; die Hunde da
und der Karren könnten ein Wort mit
sprechen. indessen, wi« Du willst, Hans,
wie Du willst.
Der Alte rief den Hunden, die mit
lechzenden Zungen dagelegen hatten,
und schritt neben ihnen her mit für
sein Alter bewundernSwerther Ge
schwindigkeit. den Weg auswärts.
Hans blickte der kleinen, grauen Ge
stalt nach, und als dieselbe zwischen
den Tannen verschwand, wurde es ihm
mit einem Male so seltsam zu Muthe,
daß er mit langen Schritten, fast
suchte, wo die Unterredung mit dem
wunderlichen Alten stattgefunden hatte.
Also der meint auch, daß ich die
Büchse habe, sagte er lch mei-
Hans konnte «s nicht unterlassen,
als er heut Abend mit dem Bäcker vor
der Hausthür stand, auf dessen steiner
nen Stufe die Bäckerin und ihre drei
Töchter Flachs klopften, jenem zu er
zählen, was ihm mit dem Förster be
gegnet war. Und nun geschah es zu sei-
Aerger, daß d«r Meister ebenso un
gläubig lächelte, wie der Pantoffel-
Claus, und lächelnd sagt«:
Je wenigerDu davon sprichst, HanS,
desto besser ist es, und nxnn Du die
Büchse mal verkaufen willst hi«r
kannst Du sie ja doch nicht wieder sehen
lassen, nachdem Du sie abgeschworen
hast ich s«lbst gehe nicht mehr auf
die Jdgd, seitdem ich mich mit dem
Rep!e erzürnt habe; denn ich denke iv?»
mer, der Kerl schießt mich einmal au!
Versehen todt aber mein Bruder
in Mäusebach möchte gern ein gut«S
kommen kann, und Du wirst ja untir
diesen Umständen leinen hohen Preis
machen.
Ja, da kommst Du schön an, sagte
die älteste Tochter, deren Schlägel,
während die Männer sprachen, geruht
hatte? der Hans ist ein vornehmer Herr,
bei dem ist Alles kostbar.
Ich habe Dir noch nichts verkaufen
wollen, sagte Hans.
Nähme auch von Dir nichts, und
wenn ich's geschenkt bekommen könnte,
sagte das Mädchen und lachte laut.
Die Anne bleibt Dir keine Antwort
schuldig, sagte der Bäcker schmun
zelnd.
Darum frage ich sie auch nicht, er
widerte Hans.
Die Anne war ein großes, starkes,
schönes Mädchen mit prächtigen Zäh
nen und' grauen, lachlustigen Augen.
Dem Hans kam es heut Abend nicht
zum ersten Mal so war, als ob
diese Augen mit Wohlgefallen auf ihn
blickten. Und darin hatte sich den^
So ließ sich nicht leugnen, daß Han
sens Ruf, trotzdem sein Militärpaß
Bäcker diente, nicht das Mindeste hatte
zählte sich, daß selbst der Herr Pfarre:
Mann sei, und so war er denn auch
heut Abend ganz besonders freundlich
gegen ihn. und redete mit ihm ein
Langes und Breites über das Holz
kauft hatte, da der alte Fuchs die
schwere Arbeit doch nicht mehr bewälti
gen könne.
Während der ganzen Zeit stand der
Hans wie aus Kohlen, denn die Stun
de, wo ihn Grete an dem Teich unter
den Pappeln erwartete, hatte geschla
gen; er mußte fürchten, sie zu verfeh
len, wenn er länger blieb. So gähnte
er denn einmal über das andere, that,
als ob er vor Müdigkeit sich nicht mehr
halten könne, und sagte endlich gute
Nacht, ohne sich an den Spott der An
ne zu kehren, die hinter ihm her rief, ob
sie ihm zu Weihnacht eine Schlafmütze
stricken solle?
Hans ging langsam die schmale
Gasse hinauf bis an sein Haus; da sah
er sich vorsichtig um und schlüpft« dann
in den engen Gang, der zwischen sei
nem Hause und dir Scheune des Bä
ckers direkt nach dem Teiche führte.
Dort stahl er sich, lautlos fast, von
ben Teich herum zu dem Platz, bis zu
welchem Grete ihm entgegenzukommen
Pflegte-
fetzte sich denn Hans auf den Baum
stumpf und starrte auf das Licht und
horchte auf jedes Geräusch, das sich
vernehmen ließ.
Der Abend Kar so finster, wie ein
Abend im Anfang des Oktober nur
sein kann. Kein Stern war am Him
mel, der Wind raschelte in den dürren
Blättern der Pappeln. Bon Zeit zu
Zeit bellte «in Hund, oder eine Kuh
brüllte dumpf aus ihrem Stall^hoch
n«n Füßin gurgelte d:r Bach.
Hans hörte das Alles mit seinen
scharfen Ohren; manchmal richtete er
sich auf, denn es war ihm. als ob er
Gretes leisen Fußtritt vernommen
hätt«; aber es war nur das Laub am
Boden gewesen, das durcheinander
wirbelle. Endlich sielen ihm von dem
angestrengten Spähen die Augen zu;
die Brust.
solle herankommen; sie rief zurück:
komm Du doch! Er lief auf sie zu, sie
eilte vor ihm fort, und je schneller er
lief, desto schneller floh sie durch die
Grete, sondern der Pantoffel - Claus
mit seinem Hundewagen. Der Wagen
An dem Laken war Blut. Was hast
Du da? fragte Haus. Was Rares,
der Pantoffel - Claus und zog
das Laken weg. Da lag im Wagen ein
stattlicher Hirsch, den die Kugel auf's
Blatt getroffen hatte, und neben dem
Hirsch lag eine schöne Büchse. Hans er
kannte sie gleich, denn es war des Ba
ters Büchse. Die gehört mir, sagte
Hans und griff nach der Büchse. Oho.
sagte der Alte, so schnell geht das
nicht, und stieß ihn zurück. Hans
griff wieder nach dem Gewehr, der
Alle zog an der geraden Seite, da ging
der Schuß los, und Hans stand ker
zengerade neben dem Baumstumpf, auf
d«m er gesessen hatte, und rieb sich die
Augen.
sagte er.
Da aber das war wirklich ein
Schuß; das war keine Täuschung.
der Schuß gefallen, rechter Hand, denn
das Echo kam links von der Felswand
zurück.
Hans stockte der Athem in der Brust.
als ob er es gesehen, daß es ein gro
ßer Hirsch in voller Flucht war, aus
dem Tempo der Sprünge und der
ten, einer bis dicht vor seine Füße.
Dann war Alles wieder still.
Hans schüttelte sich vor Frost und
Grauen. Der Traum und die näch
tige Jagd das hatte Alles so inein
ander gegriffen; es war ihm, als
müsse der Pantoffel - Claus jeden Au
genblick hinter der nächsten Pappel her
vortreten.
Er sah sich scheu um; die Mondsichel
zeigte sich eben über d«n Bergen zwi
schen schwarzen, jagenden Wolken. Es
mußte schon nach Mitternacht sein.
Das Licht in Gretchen's Küche war er
loschen. Hans lief, als ob er gejagt
würde, an dem Teich hin nach feinem
Hause, stahl sich, wie ein Dieb, die
morsche Treppe hinauf in seine Kam
mer, und betete, was er lange nicht ge
than, ein Vaterunser, als er die Decke
über die Ohren zog.
5.
Während Hans sich in seinem Dienst
über nichts zu beklagen Ursache fand
und ganz glücklich gewcsen sein würde,
und sprechen können, hatte Grete selbst
ein« desto schwerere Zeit erlebt. Der
Vater war außer sich gewesen, als es
dem Hans wider alles Erwarten nun
einem so ansehnlichen Manne, wie der
Bäcker Heinz. Er hatte die häßlichsten,
giftigsten Reden wider den Hans ge
viel zu gut feien, von dem Unkraut,
das die ganze Heerde in Gefahr bringe
das war doch hart, zumal der Herr
Pfarrer ganz in den Ton einstimmte.
Der Pfarrer war ein noch junger
Mann und «rft ein paar Jahr« im
Dorf. Er war sehr häßlich, klein und
dünn und schief, hatte nur ein Auge
und trug eine große blaue Brille; aber
er war ein sehr eifriger Herr, und
ganz erschrecklich war es anzusehen und
anzuhören, wenn er des Sonntags auf
der Kanzel in feinem Eifer mit den
Armen in der Luft focht und auf dem
Pult trommelte und dazu in den höch
sten Tönen von der ewigen Verdamm
niß sprach. Auch hatte er Betstund:n
eingeführt und wollt« von keinen Lust
barkeiten wissen, die mehr oder weniger
alle vom Teufel erfunden seien. Des
halb hatte er auch gleich einen so gro
ßen Haß auf den Hans geworfen, den
er noch gar nicht gekannt hatte, weil
Hans auf der Burschen-Kirmeß der
Rädelsführer und Hauptmann gewe
sen war. Grete, die immer mit in die
Betstunden mußte und auch sonst
manchmal in das Pfarrhaus zur Frau
Pfarrerin kam einer noch jungen,
aber bleichen und grämlichen Frau, die
nicht minder fromm und unduldsam
war, als ihr Gatte bekam so viel
von der Welt Lust und der Welt Sün
de zu hören, daß sie manchmal gar
nicht begreifen konnte, wie der liebe
Gott nur immer noch seine Sonne auf
sie könne scheinen lassen, da sie einen
Menschen, der so schlecht sein sollte, wie
der Hans, trotz alledem, noch immer
von Herzen gut war, ja her ihr, je mehr
sie auf ihn schalten, nur immer lieber
und theurer wurde.
Freilich sie singen's auch darnach an.
ein so herzensgutes, treues Geschöpf
von ihrer Liebe abzubringen! Sollte sie
ihn nun auch noch verlassen, da er Nie
mand hatte, der für ihn sprach und sich
seiner annahm? Sie hatte ihn nach
Allem gefragt, was sie ihm Böses nach
sagten- ob er wirklich, wenn «r mit den
anderen Burschen des Abends Keg:l
spiele, so viel trinke und lärme, daß es
ein Aergerniß für den ruhigen Baner
fei? ob er wirllich hinter allen Mäd
chen herlaufe und der Christ«! aus der
Schenke und Bäckers Anne die Eh«
verfprochtn habe? ob <r wirtlich so
schlecht und lässig arbeite, daß ihn d«r
Säcker schon wieder aus dem Dienst
schicken wolle? ob er wirllich Jürgen
Dietrich's Frau, die ihn an dem ersten
Tag aus der Thür gewiesen, einen
schrecklichen Drachen mit feuerrother
Zunge und fürchterlichen Augen an die
Hausthür gemalt habe? Hans hatte
und theuer verschworen, es sei an dem
Allen kein wahres Wort; nur bei der
letzten hatte er g?ftockt und dann gelacht
und Grete den Mund mit einem Kuß
stopfen wollen, und als sich Gret« nicht
küssen ließ und an zu weinen fing, är
gerlich gesa.-t: Nun ja, er habe der al
ten Habichtsnase ihr Bild an die Thür
gemalt, und da- habe sie reichlich ver
dient; wenn er aber gewußt hätte, daß
Grete ein salches Lamento darüber
machen würde, so würde «r es nicht ge
than haben, und auf alle Fälle wolle er
es nicht wieder thun.
Wenn'S dann dem Hans schien, daß
Grete ihn für einmal just genug aus
gefragt habe, sing er seinerseits an, sich
auch ein Bischen um Gretes Angele
genheiten zu bekümmern und sie mit
Herrn Körner zu necken, der ja jetzt so
häufig bei ihrem Vat«r vorspreche und
be und dasrundeßäuchlein mit blanken
SpecieSthalern gestopft sei. Grete ge
rieth jtdesmal in großen Zorn, wenn
Hans sich nicht schämt«, so lästerlich zu
reden, und sagte, sie hätte versprochen,
ihm treu und lieber in den
so thäte sie am besten, gleich auf der
Stelle in den Teich zu laufen. Und
dann hatte d«r Hans genug zu thun,
so aus den Busch klopfte, der afteFink
daß er sich in der heikligui Sache viel
mehr an d«n Vater, als an die Tochter
wanot«. Er klagte dem Alten, wie er
in seiner großen Wirthschaft ohne eine
junge, wirthschaftliche Frau, wie die
Grete eine zu werden verspräche, gar
selben Standpunkte ansah und nur,
wie es schien, v?r lauter Bedächtigkeit
nicht mit der Sprache heraus wollte,
hatte der Schulmeister ihn-etwas ermu
thig«n müssen geglaubt. und diese
und Herr Körner h«ut gar kein Ende
fanden, und sie endlich, als schlechter
dings in dem Hanse nichts inehr^zu
Männern in die Wohnstube setzen
mußte. Da war denn das so lauge
und so leise geführte Gespräch plötzlich
Herr Körner war gestern Abend in
der Schenke gewesen, als der Förster
Bostelmann den andächtig lauschenden
Bauern erzählte, daß es seit vierzehn
Tagen wieder auf dem Walde einKreuz
und eine Plage fei mit den schuftigen
Wilddieben, und tausend Schocl-
Kreuz-Milliontll-Donneiweltcr auf die
Häupter des oder der Ucbelthäter her
abfluchte. Denn Einer könne es schon
nicht sein, wenigstens müsse er einen
ganz auSgefeimten Helfershelfer haben.
DaS letzte Mal fei er zehn Minuten
nachher auf d«m Anschuß g«wesen; das
Thier müsse unter dem Feuer gefalle?
und sogleich ausgeweidet sein, er habe
das Gescheide noch warm gefunden.
Aber von d«n Dieben und von dem
Wild weiter keine Spur, und doch fei
kein Mtnfch im Stande, einen Zehnen
der von der Größe so schnell davon zu
tragen, es müßte denn ein Riese sein,
wie er keinen kenn«. Aber «S sei ganz
dieselbe Geschichte wie damals, als der
alte Winzig noch sein sauberes Hand
werk trieb; man habe die alten Schli
che und Praktiken noch nicht verlernt.
Sie, die Anwesenden hätten sich alle
angesehen; aber Keiner habe sich die
Zunge verbrennen wollen, und der
Förster habe auch alsbald wieder sein
Gewehr auf den Buckel genommen und
fei Hals über Kopf davon g«lauf«n.
weil er überzeugt gewesen sei, daß eS
heut Nacht wieder losgehe.
(Fortsetzung solgt.)
Höflich« Bosheit. A.i
"üchig«r Schriftsteller (währ«nd «ineZ
Schristst«lltrtag«s einen berühmten
T-cht«r anr«d«nd): „Ich bin entzü«tt,
ich die Ehre habe..." Dichte:
Für die Küche.
Rindfleisch k ka Vinai
zerschnittenen, hart" gekochten Eiern,
Pfcsfergürkchcn, gehackler Petersilie,
gehacktem Kerbel und Schnittlauch,
nen Guß Essig, Salz, Pfeffer, Lor»
man über Dampf ein wenig, rührt Es
sig. Oel, Pfeffer, Salz, Senf und et
ist sehr angenehm dazu.
Rindfleisch geschmort.
(Für eine große Personenzahl.) 6—B
Pfund Rindfleisch von d«r Unterschale
klopft man und spickt es mit Speck und
Spicken wird in gestoßenem englischen
Gewürz und Salz umgekehrt,, Lor
beerblatt und Citronenscheibcn hinzu-
Schmvrtops gethan, auf dessen Boden
kleine eichene Hölzer liegen, müssen.
Man thut eine Handvoll Salz dazu, so
gewöhnlichen Deckel mit Eiscnstücken
und bringt das Fleisch zum Kochen.
Mair kann es dabei rein abschäumen.
Schaum durch die der Gesundheit s»
zuträglichen Eiweißtheile deS Fleisches
verursacht wird. Hat das Fleisch et
was gelocht, 112» gibt mau eine zer
schnittene Citrone mit ihrer Schale
schmoren. Nach Verlauf von 4—S
Stunden ist dieses große Stück Fleisch
weich und braun. Man thut einen
großen Kochlöffel voll Mehl hinzu,
welches in Butter braun geröstet wur
arb«ittt. Mindestens eine Stunde lang
habe ich an Dir herumgearbeikt, «h«
Du mir ihn geliehen." 3