Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 23, 1902, Page 3, Image 3

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    Gräfin kteszeV.
Roman von Heinrich L«e.
(7. Fortsetzung.)
Sie richtete sich auf.
.In Berlin? Wo ist Misko?"
„Den wirst Du Dir aus den Kopf
schlagen. Den haben wir in Paris
.gelassen. Jetzt sind wir ihn los.
810 ß die Scheidung fehlt noch, und
mit der wird's nicht lange dauern."
Sisi verstand noch immer nichts.
zu einem unentwirrbaren Knäuel zu
sammen. In diesem Augenblick öff
nete sich die Thür und Leonard trat
die er in der Stadt gemacht hatte.
Mit einem Male war das Gefche
„Jhr habt mich von ihm fortge
schleppt," schrie sie, „Ihr habt mich
ihm gestohlen!"
„Schweig," knirschte Leonard, auf
sie zutretend, „oder sprich leiser. Willst
Du uns die Leute auf den Hals
Hetzen?"
selbst. Aber vor seinem Blick ver-
Wort mehr.
„Du wirst Dir von Camilla jetzt
andere Kleider anziehen lassen," fügte
Darauf verließ er das Zimmer.
Opferthier ließ sie alles mit sich ge
schehen, was Camilla für gut befand
und Camilla, die wohl daß.
Allmiilig dämmerte in Sisi eine
gewisse Beruhigung auf. Es war eine
Lüge, daß Mislo glauben konnte, sie
Als Leonard zurückkam, hatte Sisi
ihre Thränen gestillt. Sie waren in
r
Leonard eingoß. Essen und Trinken
erhält den Leib, und Sisi fühlte sich
gestärkt und gekräftigt, auch in ihrem
Gemüth.
Am Abend ging man natürlich in
den Circus. Leonard hatte sich als
Künstler freien Eintritt beschafft, und
so saß man nun vorn in der ersten
Reihe, auf der Künstlerbank.
Als Sisi hier Platz nahm, da war
es ihr mitten in allem Unglück und in
ihrem Gram um Misko doch plötzlich
wie einem Fisch zu Muthe, der lange
auf dem Sand gelegen hatte, und der
nun in's Wasser, in sein Element zu
rück sprang. Camilla und Leonard
Misko einen Brief schrieb? Aber Ca
hatte.
sehr theures Geld, aber für das Geld
Tattersall. Auch zwei Pferde hatte er
ten, um einen billigen Preis gern ab
gelassen hatte. An der Decke der
Reitbahn hatte Leonard schon gestern
Die Reitbahn —es gab in dem
Tattersall noch eine zweite, größere,
die aber den ganzen Tag über von den
wie jetzt das kalte Licht des Winter
morgens durch ihre hohen, aus grün
lichem Glase bestehenden Fenster hin
einfiel, etwas Oedes, Ungemütliches.
Auf dem verlassenen Büffet standen,
wohl noch von gestern her, gebrauchte
Weingläser und Champagnerkühler
mit leeren Flaschen? eine unangenehme
Kälte drang durch den ganzen Raum,
und aus der alten Lohe, die schon
lange nicht frisch aufgeschüttet war,
stieg «in moderig beizender Geruch
auf. Aber Sisi spürte von dem allen
nichts. Sie klopfte, noch in ihrem
Mantel dastehend, mit froher Miene
Wallach schloß gleich Freundschaft mit
ihr. „Gieb Küßchen!" sagt« si«, und
der Wallach schmiegte seinen Kopf an
ihre Schulter. Dann, auf die Hand
schwang sie sich auf. Leonard ließ
das Thier im Trabe «rst eine Weile
mit ihr im Kreist herumgehen, dann
Tüe Longe ist ein Seil, das den Pro
birenden am Fallen hindern soll. Um
Fällt der Probirend«, so zieht der
Leonard commandirt«, und Eis!
sprang.
Mehr als mußte er die
nard tröstete sie. .Das ist der An
den, daß er nicht da war, und daß si«
Tag um Tag ungehindert mit Leo
nard weiter üben konnte so lange,
die lichtstrahlende Hall« hinausritt, an
dem ihr zum ersten Male wieder der
Beifallssturm der tausendköpfigen
Menge «ntgegenscholl. Und Sisi dachte
über das groß« Räthsel nach, den gro
ßen Zwiespalt, der in ihre Brust ge
legt war. Zwei Mächte stritten sich
um sie. Wärt Misko jetzt gekommen,
sie wäre an seine Brust geflogen
und hilflos, zu schwach, um aus eige
ner Kraft sich zu entscheiden, pendelte
si« zwischen beiden hin und her.
Misko kam nicht. Die U«bungen
waren jetzt so weit gedithen, daß Leo
nard mit Sisi nun zu Zweien arbei
tete. Zu diesem Zivecke hatte er «inen
Hilfsmann «ngagirt, einen alten
Stallmeister. Daß es einen Men
schen in der Welt gab, Sisi's Gatten,
reisen.
„Am Ersten nächsten Monats treten
wir auf," sagte er, als er zurückkam.
„In Pciersburg, bei Ciniselli!"
Abend, der Äbend ihres Wiederaus
tretens, stand vor ihrer Seele. Und
taucht« aus dem strahlenden Glänze,
tausend Francs. Das Warten aber
hab' ich satt. Ich will jetzt mit Sisi
Besorgung machen ging, war er mit
Sisi allein.
„Sisi," sagte er mit einem ihr un
mit Dir zu reden."
„Was?" fragte sie verwundert.
„Denkst Du noch manchmal an Dei
ks war das erste Mal, daß sie ihn
befreit zu sein?"
Sisi schwieg.
„Ich wünschte," erwiderte sie end
hätten."
„Also!" sagte Leonard befriedigt.
„Ich beschütze Dich vor ihm. Hörst
Du ich!"
Bei diesen Worten legte «r plötzlich
den Arm um sie.
zurück?
„Laß mich los!" stieß sie hervor.
„Sisi!"
Leonard murmelte einen Fluch.
„Gut, wi« Du willst," sagt« er.
Er ging und warf die Thür hinter
ließ sie los.
„Misko! MiSko!" betete sie vor sich
tetc er si« nicht? Warum? Hatt« er
der Welt. Niemand half ihr.
Todt todt wie ihre Mutter —.
Also si« hatte diesen Mann noch
Camilla hatte Recht die Schei
als der groß« Abend, an dem sie wie
der vor die Menge treten sollte, und
dem sie nun mit Blitzesschnelle auf
dem Schienenstrang entgegeneilte.
Auf dem spitzen Rathhausthurme
in Z. drehte sich heut« der polnische
Adler mit seinen ausgebreiteten Fit
tichen hin und her. Von Osten her
kam ein heftiger Wirbelwind hergefah
ren, der harte, kleine, weiße Körner
durch die Luft trug. Es war schon
spät am Abend, die Häuser schon dun
kel. nur in d«n zahlreichen „Restau
racyas" und „Destillacyas", den
Schnapssch«nken und Weinhandlun»
gen, wo guter, süßer und herber Un
garwein getrunken wurde, schimmerte
zu sehen. Aber dieses'bleiche Gesicht,
„Graf rief er endlich.
waren seine Nachforschungen vergeb
lich gewesen. Ein« Gräfin Leszek
war nirgends in den Fremdtnlisten
angegeben, denn natürlich hatte Leo
nard für Sisi einen anderen Namen
eingezeichnet. In jeder Stadt war er
wochenlang geblieben, um bei den
Nachforschungen sich persönlich zu be
teiligen, aber es war alles vergeblich
gewesen. Er sah mit fein»m bleichen,
verstörten Gesicht, das kaum noch der
nahe in Wirklich!«!!. In Wien fiel
ihm plötzlich jener Mann «in. der ihm
sein Schicksal, wie eS sich nun erfüllt,
vorhergesagt hatte. Aber mitten in
seiner wirren Verzweiflung dacht« er
auch an das seltsame Vertrauen, das
ihm dieser Mann eingeflößt. Er
w»hnte in der Stadt, wo er Sisi ken
nen gelernt, und eine wüthende Sehn
sucht kam vlötzlich über ihn. die Stadt
wiederzusehen, nur ihren Boden unter
d«n Füßen zu fühl«». So war er her
gekommen.
Below war «rschiitlert.
„Kommen Sie mit mir, wir wollen
zu mir nach Hause," sagte er, nachdem
er mehr errathen als aus Misko's
Worten erfahren hatte, was geschehen
Wohnung in der Below hauste,
trauliche, grüne Lampe; Fritz, sein
Bursche, halte heißes Wasser zurecht
Spind die Rumflasche und Zucker,
füllte die Gläser und faHte: „So.
ben. Also, sie ist Ihnen nicht sreiwil-
Meinung auch nicht im Stande wäre,
sondern man hat sie Ihnen fortge
schleppt, und natürlich steht diese gute
Frau Camilla damit im Bunde. Daß
man sie wiederfinden wird, darüber
giebt es für mich nicht den geringsten
Zweifel. Für mich liegt der Ziveifel
ganz wo anders. Nämlich darin, ob
es für Sie überhaupt einen Zweck hat,
ihrer wieder habhaft zu werden."
„Wie?"
Misko fuhr auf.
„Denken Sie an das, was ich Ih
nen damals über sie gesagt habe. Sisi
ist ganz und gar ein Kind ihres Me
tiers. Und liebt sie Si« auch, so wird
doch die Sehnsucht nach ihrem hei
mathlich«» Boden immer wieder Ge
walt über sie erlangen und sich von
Neuem zwischen ihr und Ihnen aus
pflanzen. Wenn Sie mich um meinen
Rath fragen entsagen Si« ihr."
Misko stand auf.
Er sah merkwürdig gesammelt und
gelassen aus.
„Ich soll mich nicht mehr um sie be
kümmern? Ich soll die Frau, die
meinen Namen trägt, der ich meine
Ehre anvertraut habe, in der Welt
herumreisen lassen, aus meinem Ge
dächtniß soll ich sie streichen, ich soll
meinem Herzen Vtrgiß sie!
„Die Welt ist klein. Sisi's Aufent
halt kann Ihnen auf die Dauer nicht
verborgen bleiben. Dann bleibt Ih
nen das Recht, die gerichtliche Schei
dung von ihr durchzusetzen. Ent
weder, Sie haben eben den Willen und
den Muth dazu den Muth, den ich
gehabt habe, mich mit dem Leben, mit
seinen Träumen und Illusionen, ab
zufinden es anzusehen, wie ei»
Man«g«spiel, das sich immer in dem
selben «ngen. gleichen, zwecklosen
Kreise bewegt, wi« einen Bajazzospaß.
wie «in paar Stunden eitlen Lichter
glanzes. bis di« Lichter verlöschen
und es Nacht im Haus« wird, Nacht
und still, und auch das Volk der Un
steten, der Ruhelosen, wir alle, endlich
zur Ruhe kommen oder aber, Sie
haben diesen Muth nicht, und
Below schwieg.
„Dann?" wiederholte Misko fra
gend.
„Dann helfe Ihnen Gott der Herr!"
Am andern Tage reiste Misko nach
Zombkowikowa zurück.
Auf Zombkowikowa hieß es, die
Gräfin weile mit Frau Camilla noch
in Paris. So hatte eS der gnädige
Herr selbst gesagt. Aber in der Die
nerstube wurden über die Frau Grä
fin allerhand Geschichten geflüstert.
Denn warum sah d«r gnädig« Herr so
verwandelt aus? Warum sprach er
mit Niemand m«hr ein Wort? Wa
rum schloß er sich oft stundenlarig ein,
ohne daß man erfuhr, was er in der
Einsamkeit that?
Eines Tages fand Misko auf fei
nem Schreibtisch einen Brief mit einer
unbekannten Handschrift.
Der Brief enthielt nur drei Zeilen.
Einig« Minuten später ertönte aus
seinem Zimmer die Kling«l.
D«r Kammerdiener eilte herbei, und
bei dem Anblick seines Herrn überfiel
ihn ein Schreck.
Der gnädige Herr sah bleich und
fahl aus wie eine Leiche.
„Ich verreise wieder," sagt« er,
„packen Sie wieder meinen Koffer."
' Achtes Capitel.
St., Petersburg lag im Schnee.
Zwischen den weißglänzenden, gold
funkelnden Palästen zog sich di« ge
froren« Newa hin wi« ein stahlblaues
Band. Durch die breiten Straßen
schössen die ein- und zweispännigen
Schlitten mit dem hochgeschweiften
Krummholz, und auf dem New Sk
i vorbei an den Spiegelschei
ben der großen Magazine, der Frucht
geschäfte, in denen Ananas, Granaten,
Trauben und Pfirsiche auslagen, der
Buch- und Kunsthandlungen nur
die Caf«s fehlten drängten sich,
während aus dem Fahrdamm mit
klingendem Spiel ein Regiment
Gardekofaken einhergeritten kam, ele
gante Damen und Herren, Officiere,
Polizisten, laute S!raßenrerkäuf«r,
jugendliche, in Uniform gekleidet«
Schüler und Schirmkappen trag«nde
Kaufleute.
An den Anfchlagz«tt«ln prangten
große, bunte Plakat«, die Plakate des
Circus Ciniselli. Man sah darauf
das verlockende Bild einer schönen
Reiterin und eines Reiters, welche die
unglaublichsten Productionen mach
ten, und darunter stand in mächtigen,
weithin buchtenden Buchstaben:
„Mademoiselle Sisi und Monsieur
Leonard!
Erstes Auftreten!"
D«r Cir?us Ciniselli machte in diesem
Jahre, wie immer in St. Petersburg,
wiedsr brillante G«schäft«. Ausver
kaufte Häuser waren an der Tages
gesüllt.
WaS dem Circus Ciniselli in die
sem Winter bisher gefehlt hatte, war
«ine hübsch« Forcereiterin. Nament
lich die l«dige Herrenwelt war damit
auch bereits eindringliche Klagen da
rüber zug«hen lass«». Unt«r der
Künstlerschaar des Circus Ciniselli
befanden sich allerdings zwei s«hr gute
derartige Reiterinnen, zwei Schwe
st«rn, die unt-r d«r Führung ihr«s
Vaters nun schon seit drei SaisotiS
jeden Abend sich producirten, aber sie
waren eben nicht hübsch und dabei
furchtbar mager. Gute Forcereiterin
nen sind «in rarer Artik«l, und hüb
sche erst recht. Leonard befaß von
Ciniselli sofort perfekt zu'machen.
Die Vorstellung Chatte bereits be
gonnen.
Leonard saß in seiner Garderobe,
einem länglich schmalen Raum, die
kahlen, weißen Wände mit Costüinen
und Requisiten behängt, an deren einer
ein ebenso langer und schmaler, mit
Schminktöpfen und sonstigen Toilet
tenutensilien bedeckter Tisch entlang
lief. An diesem Tische hatte jeder
Künstler seinen bestimmten, an der
Wandfläche durch seinen Namen be
zeichneten Platz. Leonard ließ sich
frisiren. Er saß da mit entblqßteni
Oberkörper, denn ein Hemd trug er
ein Hemd brachte nämlich nach seiner
Ueberzeugung, die auch von vieles fei
ner College« getheilt wird, bei der
Vorstellung Unglück. Außerdem hatte
er sich mit dem Direktor vorhin ge
zankt er hatte den Zank direkt vom
Zaun gebrochen denn Zank mit der
Direktion bei einem Debüt bedeutet
für den betreffenden Künstler Glück.
Uebrigens hatte Leonard anchatten
nach Zombkowikowa geschrieben, seine
Wirkung gethan hatte. Er batte
Sisi's Gatten darin mitgetheilt
natürlich anonym daß Sisi heute
Abend, und zwar hier in St. Peters
burg, zum ersten Male wieder vor's
Publikum treten würde. Und zwar
nicht allein. Sie hätte sich einem frü
heren Collegen an den Hals geworfen.
Wenn der Herr Graf sich überzeugen
wolle, dann brauch« er bloß zu iom-
Leonard hing, während ihm der
Friseur eben den Scheitel zog, seinen
Calculationen nach. Ohne Sisi's
suchen und nach einer solchen Mitthei
lung ihr auf der Stelle nachreisen
würde. Dann mußt« es zwischen
diesem Manne und Sisi zu einem Zu
sammenstoß Wommen, der Augenschein
natürlich nicht glauben, und alles
Uebrig« ergab sich von f«lbst. Dieser
Mann würde sie verstoßen, und Sisi,
hilflos wie immer, würde dann wie
gründetsten Ansprüche an sie hatte.
Sollte es dem Herrn Grafen gelüsten,
etwa mit ihm selber anzubinden
nun, davor fürchtete Leonard sich
nicht. Das Ergebniß mußte sein:
Sisi wurde aus einer Gräfin Leszek
und sein« Frau.
Der Friseur war mit feiner Arbeit
fertig. d L d '
aus einem Koffer, den er unter dem
Tische stehen hatte, einen kleinen,
glänzenden Gegenstand hervor, dem
Aussehen nach «ine silberne Münz«,
ein Ainulet mit dem Bildniß seines
Namenshciligen, und hing es sich um
Stall, um nach den beiden Pferden
zu sehen.
milla ankleiden zu lassen. Es war
Blässe selbst durch die rothe Schminke
Muthe^
terste, das l«tzte Loch, und sagte dann:
„Wissen möcht' ich bloß, was Du
hast an was Du denkst warum
Du nicht den Mund aufthust."
Woran Sisi dachte!
Ein Bouquet von w«ißen Rostn lag
auf dem Tisch. Es war für sie abge
geben worden von irgend «inem
unbekannten Verehrer denn es lag
keine Karte dab».
liUtn schwammen und wenn die
Abendsonne aus die Lili«n fchitn,
dann leuchtet«,, sie wie Kerzen, und
der Sumpf sah aus, wie ein schwar
zes Tuch, wie «in' Todtentuch.
Sisi dflchte an Misko.
Aber Sisi hörte nichts von dem
Applaus. Es fror sie in dem leichten
kleide, und sie, sah immer nur den
schwarzen Sumpf vor sich,
ilopste.
„Fertig?" fragle Leonard draußen.
„Ja," rief Camilla zurück.
Sie hüllte Sisi in den Pelzmantei
ein, holte ein paar plumpe Filzschuhe,
und dann öffnete sie die Thür.
„Wie sieht sie denn aus?" fragt:
L:onard, Sisi betrachtend und unzu
ßcn ist."
a»S. D«r entstellende gelbe Flecken,
den Sisi's Fuchswallach an der Brust
hatte, war verschininit, und die häß
lichen Ohren seines Collegen waren
durch künstliche ersetz!. Schweife.Mäh
nen und waren mit dem
Draußen arbeitete «ine Gruppe von
Parterre - Gymnastikern. Nach dieser
Nummer kam das neue Debüt.
auf's Pferd.
schienen noch einmal, sich verbeugend,
vor der Gardine, die Musik begann
einen Galopp, und der Regisseur gab
Leonard das Zeichen.
„Mach das Kreuz," schrie er Sisi
zu, indem er es hastig über sich selbst
schlug, und Sisi gehorchte ihm
dann flogen sie auf ihren Pferden
hinaus.
.In der ganz leeren, glänzend er
leuchteten Vorhalle stand der Portier.
Er war ein großer Mann mit einem
seinem langen, goldbetreßten, blauen
Rock, die weißbehandschuhte Recht«
auf seinen Herrscherstab gestützt,
gen D«corationsg«genstand dastehen
sah, stunden- und stunden ng, konnte
vielleicht glauben, daß der Beruf eines
solchen Mannes «twas Langweiliges
hat. Das war aber nicht der Fall.
Immer gab es irgend eine Sache,
welche diesem Manne der Aufmerk
samkeit werth zu f«in schien. An die
sem Abend war eS zum Beispiel ein
Herr, der ab und zu vor dem Portal
auftauchte, um gleich darauf immer
wieder zu verschwinden.
In dem grellen elektrischen Licht,
das von der großen Ampel, die übe:
dem Portal hing, herabfiel, sah d«r
Porti«r deutlich sein Gesicht. Blaß
und versallen war es und der Herr
schien unschlüssig zu sein, ob er das
Gebäude betreten sollte oder nicht.
Mehr als «inmal war «r schon im Be
griff, den Fuß hineinzusetzen, dann
im letzten Augenblick stand er wieder
davon ab, und er trat vor das Plaka!
hin, das am Portale hing, und starrte
es an, um schließlich wieder zu ver
nicht?"
Das war die Frage, die den Portier
jetzt beschäftigte.
Eine Viertelstunde, «in« halbe
nen stehen sehen können,
über der die Inschrift zu lesen war:
„Eingang für die Mitglieder!"
(Fortsetzung folgt.)
„Nun. was gibt's denn diesen Abend
bei Ihnen, Herr Direktor?"—-Schmie
rendirector: „Die Jungfrau von Or
ohrtn!"
Gesunder Beruf. Ge
schäftsführer: „Ja, seit ich nicht mehr
gehe, entwickle ich einen colossalen Zlp
petit." „Das glaube ich Ihnen, das
macht, weil Ihr Körper viel an di«
frische Luft gesetzt wird!"
Für die Äüche.
Fleif ch e i« rkuch e n. Man
drei kalt eingeweicht« und wieder aus-
Salz, Pfeffer, «twas Senf und drei
Eiern darunter und verrührt alles gut.
dünne Flad«n schön hellbraun. Die
Masse muß zu Eierkuchen dünner sein
als zu Fleifchklößchen. Aus «in Pfund
gewiegtes Fleisch rechnet man ach»
Eier. Gekochtes Fleisch ist trocken, und
würde die Masse ohne reichliches Ei
bröckeln. Man giebt irgend einen
Salat dazu.
Kalbsfrikassee. Von einer
Kalbsbrust werden Stückchen geschnit
ten, gut gewaschen, blanfchirt und ab
gegossen, in «in« Kasserolle gelegt, mit
Wasser, einem Glas Weißivein, Salz,
einer mit einigen Nelken besteckten
locht. Von zwei Löffeln Mehl, reich
lich Butter und der durchgeseihten
Kalbfleifchbrühe wird dann eine sä
mige Tunke gekocht, mit drei Eigelben
gebunden und mit den Fleischstückchen
vermengt. ,
Schweinsfilets mi! Cur
ry fa u c Man tiopft ein« Anzahl
von Schweinslendchen gut und entfet
tet und enthäutet dieselben sodann.
Darauf werden sie ganz dicht mit fei
nen Speckstreifen durchspickt und in
steigender Butter halb gar gebraten.
Hierauf fügt man auf drei Lendchek
einen Theelöffel voll Currypulver und
nach und nach einig« Löffel voll saure
Sahne hinzu, brate! die Filets unter
öfterem Begießen fertig und reicht sie,
hübsch zerschnitten und sodann in ihre
früher« Form gebracht, mit verschiede»
Wiener Kipfel. Ein Pfund
bestes, etivaS gewärmtes M«hl wird mit
einem halben Pfund zerlassener Butter,
acht viertel Pinr
ner mit einem Tuch bedeckten Schüssel
zum Aufgehen gestellt. Dann wird der
Teig auf einem Br«tt ausgerollt, in
nach nochmaligem Aufgehen gebacken.
Hammelfleisch fuppe. DaS
Fleisch wird gewaschen lochendem
Kochzelt etwa 2 Stunden.
Bayrisch Kraut. Nachpein
Kraut von den äußeren Blättern be-
Zucker darin braun, gibt an das Kraut
ein halbes Glas Weißwein, ebensoviel
Essig dazu und dämpft das Kraut un-
Kalbsbrust mit Butter
füll e. Das Fleisch wird «ntknöch«lt,
geschlitzt und mit etwa einem Viertel
Pfund Butter und «in«r Prise Salz,
die man vordem «instreut, gefüllt, zuge-
Fleisch nngsum braun gebraten (in die
Vfanne lege man stets Speckplatten,
k'inen äusg«bratenen Speck), so gieße
fer zu, rühr« «inen Eßlöffel Mehl mit
einem bis zwei Eßlöffeln frischer
Sahne glatt und thue dies nebst einer
Messerspitze von Liebig'i Fleifchextract
an den Braten.
Sehr wahrscheinlich.
Sie: „Ich möchte nur wissen, was ei
gentlich Eva gesagt hat, als sie ersvchr,
daß sie das Paradies verlassen muß!"
Er: „Wahrscheinlich hat sie das ge
than. was Jede thut, wenn sie sich auf
«in« Reise begibt: gejammert wie si«
haben, daß sie nichts anzusehen hat!" 3