Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 23, 1902, Page 2, Image 2

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    2 Unter ihrem Schutz.
«IM W.». Saffewi.
Wenn das nördlich« Suropa noch
tief im Schnee vergraben liegt, dann
herrscht an der Riviera schon der Früh
ling wieder, Rosen und Veilchen blll
im warmen Sonnenschein.
Franz Hornig, auf Reisen für sein
Haus, hatte von Italien aus einen Ab
stecher nach Monte-Carlo gemacht und
stand auf der Terrasse von dem Ca
fino. von wo aus man einen der herr
lichsten Aussichten auf die Riviera ge
nießt.
Da liegt das blaue Mittelmeer weit
und unermeßlich zu Füßen des' Be
schauers ausgebreitet und wälzt seine
schaumgelrönten Wogen gegen die zer
rissene Küste, bis in den wolkenlosen
Himmel hinauf streben die steilen,
grauen Felsen, ihre Abhänge sind mit
Villen und Gärten übersäet, und in
der klaren, sonnendurchleuchteten Luft
Gebirgsdörfer, schwalbennestartig an
die Berge geklebt und oft noch um ei
nen zerfallenen Thurm aus der Sara
zenenzeit gruppirt. Nach Osten zu
schließt das weiß schimmernde Bordig
bera das langgestreckte schmale Ufer ab,
auf dem man den qualmenden Eisen-
Stadt und dem Palast des Fürsten sich
schroff und düster über dem kleinen be
lebten Hafen und dem Häusermeer von
Condamine erhebt.
stenthum kommen, wollen hauptsächlich
doch nur die Spielsäle sehen. Auch
wenn sie nicht die Absicht haben, mehr
als einige Goldstücke zu riSkiren,
Millionen gewonnen und verloren wer
den". Deshalb bemächtigt sich ihrer
bald eine gewisse Unruhe, sie betrachten
diesen herrlichen Fleck Erde, der mit
seinen Palmen seinen prachtvollen
deren balsamische Luft von exotischen
Wohlgerüchen durchzogen ist, zu einem
Vergleich mit dem Garten Eden Her
ausfordert, nur mit einer Art von
tigte Spielhölle!^
Rath geben: Gehen Sie überhaupt
nicht allein. Wir alle sollten uns als
Verbündete fühlen gegen diese Bank
von Monte Carlo, die schließlich alles
ausplündert, was hierher kommt."
„Das könnte ich nicht sagen. Ich
als kurzes Glück. Ich stehe nämlich
hinzu. -sd !
„Setzen Sie lieber einmal für mich!"
Geldtäschchen fünf Goldstücke. Es war
Auf ihren Wunsch ließ er das Geld ste-
Dann das Dopelte. Wieder wurde das
Geld eingezogen. Nochmals 200
Francs sie folgten den anderen.
»Sie spielen zu schnell, mein Lieber,
Sie müssen sehen, daß Sie eine Se
rie treffen, wie vorhin!" mahnte seine
Begleiterin. Oder setzen Si« auf ein
mal SOO Francs, dann haben Sie,
Gesicht und sah si« an.
«Nun, Sie haben wohl kein Geld
Er hatte in der That sein Geld bis
auf wenige Goldstück« im Portemon
sanden sich noch 10,000 Francs. DaS
G«ld gehörte nicht ihm, er hatte es für
sein« Firma einkassirt. Als er aber
das spöttische Gesicht seiner Begleite-
Entschlossen griff er in die Brusttasche.
schon lag der «rste Tausendfrancs
schein auf Rouge. Roth verlor. Noch
eine Note wieder gewann Noir.
„ES scheint, als ob ich Ihnen Un
glück bringe", sagte Madame Noiret.
„vielleicht spielen Sie besser allein. Se
hen Sie, dort wird ein Stuhl frei,
setzen Sie sich, ich hole Sie nach einer
ck>> i'li.ial'o!" Fort war sie.
Er ließ sich am Tische nieder. Sein
Kopf glühte, er mußte das Geld doch
wieder haben, es war ja nicht sein.
spielte die Zigeunerkapelle so lustig
und die Sonne strahlte so hell und
freundlich vom blauen Himmel hernie
der, als ob es gar keine Sorge gäbe in
der Welt. Er setzte sich an einen der
kleinen Mormortische und'stützte den
Kopf in die Hand. Jetzt kam ihm erst
das Furchtbare seiner Lage zu Be
wußtsein. Er hatte seinem Chef, der
ihm volles Vertrauen schenkte, 10,000
Francs unterschlagen, und er sah keine
Möglichkeit, sie zu ersetzen. Im Geiste
sah er sich schon steckbrieflich verfolgt,
gefangen, verurtheilt, entehrt! Nein, da
war es doch besser... Der Revolver lag
im Koffer...
Er fühlte einen leichten Schlag auf
seiner Schulter Madame Noiret
stand neben ihm:
„Endlich finde ich Sie wieder! Wa
rum sind Sie so niedergeschlagen, ha
ben Sie kein Glück gehabt?"
Er erzählte ihr alles, sie hörte nach
denklich zu.
' „Ja, dann müssen Sie weiterspie
len", rieth sie schließlich.
„Weiterspielen? Ich habe doch nichts
mehr! Fünf italienisch« Hundertlire
schein« im Koffer ist alles!"
„Mehr als genug!" erklärte sie be
stimmt. „Hier darf man nicht ver
srankstück hat. Folgen Sie meinem
Rath. Nehmen Sie jetzt ein kaltes
Bad und darnach ein gutes Diner.
Wenn Sie wollen, erwarte ich Sie im
Restaurant in einer Stunde, damit Sie
nicht wieder auf gefährliche Gedanken
lommen, und nach dem Diner versuchen
Unter ihrem tröstenden Zuspruch er
holt« er sich, willenlos ließ er sich zu
allem bestimmen; schließlich blieb ihm
ja doch sein Revolver.
Die starken Weine beim Diner hat
ten ihre Wirkung gethan, seine Sor
gen waren betäubt, und in einer Art
von Uebermuth, den die Verzweiflung
gie'bt, betrat er ziemlich spät mit Ma
dame Noiret wieder das strahlend er
leuchtete Cafino. Sie wollte seine
Mascotte sein.
Am „Trente et Quarante" war
Rouge gekommen. Trotzdem setzte er
Willen seiner die 500
Mal zu Ende.
häuften. Nach dem sechsten Coup
wurde ihm bedeutet, daß 12,000
Francs das Maximum seien, und Ma
dame Noiret nahm 10,000 Francs für
hen blieb. Gern überließ er ihr 1000
Francs für diesen Freundschafts
dienst. Die Taille schloß mit Noir,
hatte.
63,000 Francs.- Er stand auf und sah
sich nach Madame Noiret um, aber sie
«in« Viertelstunde Zeit.
durch den Credit Ltwnnais die 10,000
i Antheil.
Carlo verlassen wollte, wurde sie trau
rig. Wohin wollte er jetzt.im Winter?
Nirgends konn!e er sein Leben mehr ge
nießen, als hier! Er brauchte ja nicht
zu spielen!
Mit verheißungsvollem Blick bat sie
sie ihn, wenigstens einige Tage noch
strigen Andenken zu schenken.
Nach einiger Abwehr ließ sie sich über
reden, und sie traten in den Juwelier
laden neben dem Restaurant. Zwar
kostete der Ring, für den sie sich endlich
entschied, fast den zehnten Theil feines
Gewinnes, aber schließlich verdankte er
sein Glück doch ihr, sie hatte ihm sogar
Karte zu den Füßen liegen sieht und
sogar Korsika als dunklen Punkt am
Horizont erkennen kann. Das war
Stunde sollte er sie abholen, scher selbst
spielen sollte er nicht. Indessen schon
nach einer halben Stunde war e? ihm
langweilig, allein zu sitzen. Die Plätze
im Cas«! de Paris wurden leer. Alles
ging ins Easino. Er wurde neugierig,
ten, ohne daß sie es wußte, und bald
war er auch in den Spielsälen. Bald
fand er sie.
Roulettetisch in Gesellschaft einiger
Herren. Offenbar setzten dies« für sie,
und lachte über die Gewinne, die man
ihr reichte. Gekränkt ging er in einen
anderen Saal und beobachtete das
Spiel! Eigentlich war es dumm, daß
er nicht spielte! Vielleicht konnte er we
nigstens die 5000 Francs für den Ring
wieder gewinnen! Zögernd fetzte er
blieb im Verlieren. Das ärgerte ihn.
Offenbar spielte er zu planlos. Man
muß systematisch spielen, sagte er sich,
und verdoppeln, einmal muß ja der
Gewinncoup lommen. Aber an der
Roulette kam er mit 1000 Francs be
reits beim dritten Mal zum Maximum
von 6000 Francs und zu spät sah er
ein, daß er von vorn herein zu hoch
pointirt hatte. Indessen jetzt mußte er
aushalten, um die Gewinnnummer
nicht zu verfehlen. Doch die kleine
Marmorkugel «rwies sich durchaus un
zuverlässig. Er setzte mit einer wahren
Wuth, den Angstschweiß trat ihm auf
die Stirne, seine letzten 6000 Francs
standen auf Noir!
Die Kugel fiel nieder. „I>>-ntf>-»is!
NniiM i>uii' et Das Geld
von einem der galonnirten Diener ein
Glas Wasser geben, die einzige Erfri
schung, die man im Spielsaal haben
kann. So fand ihn Madame. Sie
glück.
„Hoffentlich haben Sie nicht Alles
verloren?" fragte sie gespannt.
„Doch, Clairette, alles, ich habe
nichts mehr!"
„Nennen Sie mich nicht Clairette,
bitte", antwortete ße sehr liihl, „Sie
sind ein Dummkopf, nehmen Sie mir
nicht besser. Ich will Ihnen einen gu
ten Rath geben, geben Sie wieder dort
hin. wohin Sie gehören!" Und damit
ließ sie ihn stehen.
Wenn er wenigstens nicht die Dumm
heit begangen hätte, seine Stellung
auszugeben! Und dann Madame Noi
rel? Aus ihr wurde er gar nicht klug!
Sie hatte ihn zu hohem Spiel verleitet,
vor dem Selbstmord und ge
ben? Er hatte solche Geschichten gele
ich konnte Ihren Brief nicht zur Post
ne^sieüun/war"'geretlen"
Dank! »
Noch an demselben Mittag reiste er
ab und schwur sich im Stillen, niemals
wieder diese Hölle im Paradiese zu
tetreten.
Tie Prüfung.
aus ven Schönen des Landes zu wäh
len.
Der alte König war des Scepters
müde und hegte jchon lang« d«n G«-
danten, dasitlb« in die Hand seines
Sohnes zu legen. Zu einem König ge
hört ober vor Allem eine Königin;
darum war es ouch der Wunsch uno
Will« d«s Alt«n, d«n Sohn möglichst
bald >xrh«irath«t zu f«hen. Dies war
aber durchaus nicht so einfach. Ein«
haben, die wunderbar schön, aber nichl
im Mindesten eitel war. Da «S zu da
maliger Zeit sog«nannt« Stand«seh«n
Ehren.
Das war nun Alles soweit'recht gut,
aber der hohe Freier hatte sich eine
Eitelkeit ksitze. Zum Thronsaal führte
nämlich ein« lang« Spiegelgallerie
durch welche nun die Erwählt«, in Be
gleitung einer Hofdame, in festlichem
G«wande, mit königlichem Schmuck
versehen, geleitet werden sollte, um os
ficiell von dem Könige und seinem
der neben dem Throne stehend« Kö
nigssohn die herankommende Jung
frau genau betrachten konnte, ohne
selbst gesehen zu werde».
Der vorgeschriebene Empfang war
nun auf den nächsten Tag festgesetzt.
Die schöne Auserkorene «rhielt «in
prächtiges Gewand und bekam einen
nen und Bewunderung erfaßte die
Schön«, als si« sich in d«n Spiegel
wänden erblickt«. So schön hatt« sie
noch nie ausgesehen. Wie ein« geborene
Königin. Si« drehte den Kopf bald
rechts, bald links und tonnt« sich gar
nicht satt sehen. Stolz erhobenen
nur der alt« König. Ein« tiefe Ver
stimmung lag in seinen Züg«n. Den
noch war «r sehr gnädig und sagte, daß
sein Sohn im letzten Äugenblicke sich
wieder anders besonnen habe und er
einstweilen noch ledig bleiben wolle.
Die verdutzt« Jungfrau wurde hierauf
huldreichst wi«d«r in ihre Heimath ent
lassen, ohn« überhaupt den königlichen
Freier nochmals gesehen zu haben.
„Eigensinniger Tropf," sagt« nach
ihrer Abreis« der alt« König zu seinem
Sohn«, „eine Frau, wie Du sie haben
willst, findest Du nirgends, aber
thu', waS Du willst ich will Dir
leine Vorschriften machen."
Wieder r«ist« d«r Königssohn durch
sein Land und wi«der brachte er eine
schöne Jungfrau heim; jedoch sie er
fuhr daS gleiche Schicksal wie ihre
Schwester sie konnte dem Blick in
der Spiegelgallerie nicht widerstehen
und mußte die Heimreise antreten.
Male zur Fahrt.
Die Empfangsceremonie ging in der
üblichen Weise vor sich. Die Auser
wählte schritt, ohne den Kopf nach
Nchste empfingen. Der Alte strahlte
ausweinen
der nächst:» T ge würd« die Lermäh
lungsse er mit großem Prunk und lö-
i t' ckel " e
kapellmeister der Residenz componirle
«ine besondere Jubelhymn«, die aller
Orten g«spi«lt und gesungen werden
sollt«.
Die Hofsitte schrieb vor, daß Brauk
und Bräutigam sich nach demEmpfanz
nur noch einmal am Vorabend des
Hochzeitstages sehen und sprechen
durften. Zur festgesetztem Stunde nun
erschien der hohe Bräut'gam im Em
pfangsgemach seiner Zukünftigen. Er
richtete vertraulich« Wort« an si«, bei
denen di« Schöne imm«r fein sittsam
di« Augen niederschlug. Ein Königs
sohn kann auch zärtlich sein, und so
kam es denn, daß er, neben ihr sitzend,
mit seinem Arm sie umschlang und ihr
schönes Köpfchen an sich zog. „Au,"
sagte da auf einmal die Braut.
„Nun, was ist Dir denn?" fragte
besorgt der Bräutigam.
„Ach, mein Kopf thut so weh. wenn
ich ihn nach der Seite drehe," entgeg
net« sie, „ich habe nämlich «inen steifen
Hals!"
Bürger schüttelt«» di« Köpfe,
Vermählung nicht stattfinden würd«.
„D«r Königssohn will noch warten,"
hieß eS ja, und «r wartet heut« noch.
Tie drei Feenkiuder.
Von Pcler Corneliu».
In alten, alten Zeiten, lange vor
der Schlacht von Savowa, gehört« «ine
mächtige, große Stadt zum Deutschen
Reich mit einem wunderbar hohen
Thurm, der wie ein Riesenfinger gen
H.»nmel deutet«, und einem wilden
Garten, der so groß war. daß vi«l lu
stige Leute darin tanzen und viel Hir
sche herumspringen und einsam« Kopf
hänger darin lustwandeln konnten,
ohne daß «ins dem andern auf den Fuß
trat. Da wohnt« in einer kleinen
Hütte eine alt« Botenfrau, die hatte
sonst Schmerz und Lust in Brief und
Zeitung, Weihnachtsgaden und Oster
eier allüberall hingetragen, man kannte
sie wi« Glockenton und Kuckucksruf, bei
Alt und Jung war sie willkommen,
man nannte sie schlechtweg „Die Ge
müthlichkeit". Tie war nun alt und
gebrechlich geworden, und, wie «s so
geht, die Leut« vergaßen sie. Wenn
auch wohl einmal tZrinS oder das An
dere frug: '„Wo ist denn nur die alte
Gemüthlichkeit hingekommen?", so siel
es doch Niemanden ein, für sie zu sor
gen, ihr «in kleines Scherfleiii. ein
Opfer zu bringe». Und als sie fühlte,
daß sie sterben mußte, ri«s sie ihr« drei
Buben zu sich, den Franzi, den Hansi
und das Nandl, und sagt«:
„Kinder, ich muß sterben und bin
arm und kann euch nichts vermachen,
aber ich weiß was, und sag's euch, das
bringt euch Ehr' und Segen, wenn
auch nicht Gold und Nut, die machen
ja nicht glücklich. Draußen im Gar
ten sind dkei Vogelnester, die sollt ihr
suchen und Jedem soll»«ins gehören.
Du Franzi, kriegst das Nest mit d«r
Wundernachtigall; wo die singt, da ist
lein Herz so hart, es fühlt Wehmuth
und Lust, und olle Menschen werden
dich lieb haben um ihretwillen. Du,
Hansl, bekommt die Grasmück', di«
singt so geschwätzig und heiler, daß es
Mädchen und Burschen in die Beine
wird's immer heißen: .Noch 'n Wal
zer! Hansl, noch 'n Walzer!" Für
dich aber, mein liebes Nandl, ist die
Lachtaube. Wer die hört, und wär' er
noch so traurig, dem wird das Herz
schütt«rn vor Lachen, und er wird
wird's den Leuten fast wunderUch zu
Muth werden, als lebte cur« alte Mut
!!hurm, und alle Welt lauschte ent
dem Uebermuth unverdorben«»
Posse mit «iner Lachlust, d«r aAesEdle
scheu Wesens und Geistes enthalten ist.
möchten, weil gerad« in Werten
dieser drei Wiener «ines von den Wah
rzeichen ist, an welchen alle Fremde d«n
iibethaupt kennt, so fühlen
wir uns gedrungen, keine Gelegenheit
vorübergehen zu lassen, um das Ewig:
in dem Walten deutschen Geistes ge
genüber den vergänglich«» Aenderun
gen der Landkarte zu betonen.
Ferdinand Naimuiid ist unser teut
scher Gozzi; wenn ihn dieser durch sei
ner« Form übertrifft, so hatte Rai
mund das Glück, in Musikern wie
Wenzel Müller und Conraoin Kreu
zer Ergänzungen zu finden, welche der
Gesamnu.virlung seiner Stücke den
Sieg sickern. Während unsere Tieck
und Platin in ihrein aristokratischen
Gebahren Werke gaben, die nur lite
rarisch wirklen, ohne Cigenthum deS
Volles n'erden zu tonnen, so hat der
praltische Dichter - Schauspieler kühn
und naiv mitten ins BsltSleben hin
eingegriffen und die unsergleichlichen
Typen eines Valentin, eines Wurzel,
eines Florian, für lange Zeit zu Lust
und Behagen der Deutschen hingestellt.
Wie der treucLehensmann in der deut
schen Heldensage ist hier der treue Die
ne», der sich selbst über den Herrn ver
gißt. der wahre voltsthümiiche Held.
Was he sen uns all« die Geistreichhei
ten, die auf dem Papier stehen und in
t«n zaub«risch«st«n Versen geschrieben
sind! Menschen aus Fleisch und Blut,
in Bewegung gesetzt zur Verkörperung
der ewigen Lehre, daß Herzensgut«
und Lieb und Tr«u« mehr sind, höh«r
stehen als alleGüler der Welt, und das
Alles aufgeputzt mit dem buntesten
Wechsel vo» Erscheinungen und Scene-
rien, durchzogen von lachender, harm
-loser Laune das ist wohl ein Werk,
eines Dichters werth, da kann sich
Arm und Reich, Alt undJung'an dem
selben, Alleif fließenden Born erqui
cken, der wie unser Gerstensaft den
Unterschied der Stände aufhebf. Der
Dichter, dem so etivas gelingt, geht in
die Adern der Nation über. Ein „Ho
bellied" ist wie eine Grabschrift auf
manches still« «hrenfeste Menschenleben,
und manchem Deutschen mögen in den
letzten Tagen und Stunden wohl noch
di« Worte im Herzen summen:
Da leg' ich meinen Hobel hin
Und sag' der Welt Ade!
An Raimund muß eine vollsthilm
lich strebend« Dichtkunst imm«r wieder
d«n Anknüpfungspunkt suchen. Äir
wundern uns, daß bei dem Ueb«rfluß
an Dichtern und Musikern nicht neue
Tal«nt« sich hervorthun, lvelche die be
wegenden Ideen unserer Zeit in phan
tastisch«» Spielen anklingen lasten, die
in dem Rahmen der Raimunö'schen
Stücke beziehungsreiche poetische Ge
bilde entfalten könnten.
Ein hoch bcladeiicr Getreidewagen
fährt in der tlcinen Stadl über vi«
Straße und wie er gerade gefahren
loniinl, ist der Zug da, keuchend und
pfeifend, wie nur oie Züge von Klein
bahnen in kleinen Stadien keuchen und
Pfeifen können, damit die Frauen und
Liebsten des Zugperionals es
daß sie Essen uno Mund bereit hauen
sollen.
In demselben Augenblick macht das
eine der beiden Pferde vor derGelreide
fuhre einen Sprung, einen rasenden
Sprung, der das halbe Geschirr zer
reißt. Dann stürzt es, zappelt mit ven
Hinterbeinen und bleibt still liegen.
Der Thierarzt kommt sofort die
Leute wohnen dort nicht weit in d<r
Pferd aus Schrecken vor dem Zuge
lrepirt ist. Man legt «ine Decke über
den Kopf mit den gebrochenen Augen.
Die Leute, die vorübergehen, bleiben
stehen, und sie thun alle die gleiche
Frage:
„War eS versichert"
inen und dasselbe fragen.
Aber ich kann denßlick nicht von dem
anderen Pferde lvenden.
Während der Katastrophe stand es
mäuschenstill da. Dann, nachdem es
ausgespannt worden, wandte es den
Kops nach seinem todten Kameraden,
beschnupperte ihn und erzitterte am
ganzen Leibe.
„Wirst du wohl stehen, du Mähre!
Der Teufel reitet das Biest —"
vor Wuth dunlelroth im Gesicht. Er
Kleiner Junge: „Meine Mutter
läßt bitten —"
Dame: „Ach, meine Gedichte? Ge
'mal lesen und meint. Jeder spräche
Dame: „Was Du sagst! Hier ist das
lang« behalten, wie sie will. Kann
ich sonst etwas für Dich thun, Klei
ner?"
Junge: „Ja, da fällt mir ein, sie
fort bekomm«»!"
Junge: „Und Si« möchten ihr doch
auch Ihr Rad es ginge!"
fragen. Und hier hast Du
Cents, kauf' Dir Bonbons dafür!"
Sprachlos. Gatte: „Nun,
wi« gefällt Dir die Aussicht?" Gat
tin: „Ich bin «infach sprachlos."
Gatte: „So? Dann wollen wir hierher
Ihr Grund. »Sag mal,
Else, warum hast du denn den reichen
Bankier, der in Wiesbaden um dich
anhielt, nicht erhört?" „Ach, weißt du,
Tante, «r war zu häßlich!" „Na, bei
im Gegentheil, erst anfangs der Fünf
ziger und so gesund, der kam: ja
noch vierzig Jahre leben!"
Etwas vom Haarwuchs.
uns um so eher einer Betrachtung an
dieser Stelle würdig, als sich damit
nützliche Rathschläge für die Haar
pflege unserer Frauen verbinden
Denn es ist ein Irrthum, annehmen zu
wollen, daß dtt schönere Haarwuchs des
Südens einzig und allein von Ursachen
und uns Kindern des Nordens deshalb
unzugänglich sind. Vielmehr liegen die
Dinge derart, daß wir den Bewohnern
des Südens recht wohl auch am Kopf
schmuck ähnlich werden lönnen, wenn
Geht man durch die Straßen einer
südlichen Stadt, etwa Venedigs, s»
fällt einem die Haarpracht der Frauen
und Mädchen auf, die auch den Aerm
sten und Dürftigsten zu eigen und ohne
viele Mühe aufgesteckt ist. Wir die wir
oft so viel auf unser Haar verwenden,
dürfen sie darum Und wa
rum ist das so? Warum habe» wir
Haarmangel, dürftigen Haarwuchs, we
niger Glanz und Pracht in seiner Ent
wicklung? Weil wir uns noch nicht zu
deihen sie auch in ihrer Haarpracht.
Das Haar will freie Entfaltung, Luft,
Licht, Sonne, und wenn wir ihm diese
Dinge reichlich zukommen lassen, so ge
deiht es auch und hält sich Krankheiten
ferne. Wir aber sitzen zu viel in den
vier Pfählen unserer Behausungen und
belasten uns zu vie! mit Hüten, wo
durch das Haar in seiner Entfaltungs
kraft beeinträchtigt und leicht auch eine
Beute zerstörender Pilze wird. Diese
winzigen Haarzerstörer bedürfen eines
gewissen Luft- und Licht - Abschlusses.
Das wolle man sich vor Augen halten,
will.
— Zukunftsbild. Weib
direktor?" Weiblicher Bankdireltor:
„Wollte nur Anzeige machen, daß
mein« Kafsirerin mit meinem Manne
durchgebrannt ist,"
Bau«r: „Vielleicht Ansichtskarten da
von gefällig?"
Die boshafte Freun
din. „Was meinst Du, soll ich im
ausgeschnittenen Kleid auf den Ball
gehen?" „Nein, thu' das nicht, Du
würdest Dich bis auf die Knochen bla
miren!"