Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 26, 1901, Page 6, Image 6

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    6 ?cr Zuna Ztt.
Spät ist's im Herbst und dunkle Nacht,
Da ist di« Mutter aufgewacht.
Sie hört den Wind, der draußen weht.
Wie um das Haus er heulend geht,
Und ihr Jung ist auf der See!
In fipstrer Nacht auf wilder See,
Kein St«rn glänzt nieder aus der Höh.
Wie da wohl hoch die Wogen gehn!
Gar bald ist's um einSchiff geschehn—
Und der Jung ist auf der See!
O Mutter, sorg dich nicht zu sehr!
Wie wild auch Wind und Wasser wär.
Wir stehn doch in derselben Hand,
Die fest uns hält: uns auf dem Land
Und den Jungen auf der See!
Wenn die Blätter fallen.
Von Annie Lalt-FeXbcrg.
Grauer, kalter Nebel lagerte über
Berlin. Novembern«bel!
Im dürftigen, leichten Sommer
jäckchen schauert sie vor Kälte. Naß
kalt legt es sich um ihre Schläfen, ihre
Wangen, naßkalt rieselt es ihr d«n
hageren Rücken hinab.
Sie trägt ein großes Packet im
Arm und drückt es vorsichtig an das
gitternde, flatternde Herz.
Es wärmt sie, die arm« Mäntelnä
herin. ..
Ein weicher Mantel ist es. Weicher
Sammet, Seide, richtige Spitzen. Ein
Abendmantel für ein« vornehm«Dame,
für eine Dame, die nur in einer Equi
page fährt.
Sie arbeitete sauber und flott. Das
Stück war ihr ganz besonders gelun
gen, das wußt« sie. Sie hatte nicht
nur das kostbar« Pariser Modell
nachgedichtet, sie hatte es genial vari
irt. Sie war ordentlich stolz auf sich.
Sie träumte mit lächelndem Mund«
von Anerkennung, Belobung, Erhö
hung ihr«s Arbeitslohnes, neuen, gro
ßen, feinen Aufträgen.
Sie träumte so glücklich, und doch
seufzte sie.
Jetzt fielen nxlke Blätter durr, ra
schelnd ihr zu Füßen. Sie blickte hin
auf zu den Bäumen des Potsdamer
Platzes, zu den prächtigen Linden, die
wie mächtige Riesen sich in dem
grauen, kalten Nebel ausnahmen.
Jeder Hoffnungsschimmer schwand
aus ihr«m bleichen Gesicht, das Kum
mer und Leid mit seinem scharfen
Griffel gezeichnet hatte. Zu Haufe
lag ihr Mann todtkrank. Er siechte
dahin an Armuth und Noth.
„Wenn die Blätter fallen —" hatte
der Arzt gesagt.
„Wenn die Blätter fallen —" sag
ten ihr die Nachbarsleute und andere,
die es gut mit ihr meinten und sie
trösten wollten. „Wenn di« Blätter
fallen, dann würd« «r erlöst werden."
Si« schauerte bis in's innerste Herz,
sie ging den fallenden Blättern aus
dem Wege, sie konnte nicht auf sie tre
ten. Es raschelte dürr hinter ihr her,
am Saume ihres Kleides.
Nun stand sie vor dem strahlenden
Schaufenster. Morgen würde auch
ihr Werk hier ausgestellt sein, die
Blicke der Vorübergehenden anziehen
und entsprechend bewundert werden.
Für einen Moment vergaß sie ihr
Leid. Sie fühlte sich eine Künstlerin,
eine Kleiderkünstlerin. Wenn sie nur
die Mittel hätte, dann würde sie selbst
ein Atelier errichten. Im Geiste sah
sie bereits herrlich« Schöpfungen ihrer
«Erfindung entstehen. Ihre lebhafte
Phantasie zauberte ihr köstlich« Bilder
vor. All di« berühmten Schneider
hatten auch einmal angefangen, sie
würde es auch können, auch dichten in
Sammet, Seide, Spitzen, die Frauen
schönheit in ihrer ganzen Glorie zei
gen.
Nun stand sie vor dem Chef und
breitete ihr Werk aus, „ihren Man
tel", wie sie ihn stolz in Gedanken
nannte.
Sie hing ikn über die Puppe, sie
zupfte ihn zurecht, jede Falte, jede
spitze, zärtlich wie «ine Mutter ihr
Lieblingskind zurecht stutzt, um es be
wundern zu lassen.
Der Chef schwieg lange.
Er betrachtete sehr genau, prüfte
wieder und wieder. Dann ging er
hinaus und kam mit der Directrice
Zurück.
Der kleinen Näherin wurde ganz
ängstlich zu Muth. Beide verglichen
die Zeichnung mit dem Werk. Sie
schüttelten die Köpf«.
„Sie haben sich blutwenig an das
Modell gehalten," sprach s«hr ernst der
Chef.
„Das ist ja selbst ein Modell," sagte
die Directrice; „passen Sie auf, das
gefällt, das ist Ihnen ganz vorzüglich
gelungen."
Man zahlt«, nicht königlich, aber
doch anständig. Die kleine Näherin
erröthete vor Freude, als sie doppelt so
viel erhielt wie sonst.
Jetzt konnte sie ihren Kranken pfle
gen, jetzt hatte sie so viel Geld wie
lange nicht. Nun wollten sie das fei
ern. dieses frohe Ereigniß, ihren ersten
Erfolg, ihr« erste eigene Schöpfung,
die Anerkennung fand. Sie dachte .in
„Sect". Eine Flasche Sect, damit
wollte sie ihren Mann überraschen.
Ihre Nachbarin hatte ihr erzählt von
einem reichen Manne, den sie mit Sect
kurirt hatten, der nichts zu sich neh
men wollte als gerade Sect, der ihn
wunderbar belebte. Sect würde auch
ihn stärken, ihm hinweghelfen über
«die Aeit in der die Blätter fallen".
Sie schauert« wieder, als sie in d«5
eiskalten Nebel hinaus trat. Jetzt
wärmt« das große Packet nicht mehr?
ihr frierendes Herz. Die Zähne fchlu-!,'
gen ih? zusammen wie im
da, jetzt stach es sieln die Brust, n>:eff
mit einer langen Nadel oder
feinen, spitzen Dolch.
Wie es sie schüttelte, so dak sie
kaum die Flasche in den erstarrten
Händen halten konnte. Das war ein
Schüttelfrost. Damit hatte das
kn ihres Mannes auch angefangen,
das war der Anfang der Lungenent
zündung.
Die Stiche mehrten sich, sie konnte
kaum athmen vor Schmerz.
„Nicht krank werden, lieber Gott,
b«hüt« mich davor, nur jetzt nicht,
nicht jetzt, wo die Blätter fallen!" Sie
raffte ihre ganze Energie zusammen,
sie Ivehrte sich mit aller Kraft gegen
di« langsam hereinschleichende Macht,
die auch sie vernichten, sie wie ihren
Mann hinwerfen Zollte auf ein lan
ges, schweres Krankenlager.
Gerade j«tzt, gerade in dem Augen
blicke des Glücks, des Erfolges, der
Hoffnung auf «in besseres LooSl
Endlich war sie zu Haufe.
Still, dunkel lag ihr Stübchen da.
Wie er sich fr«u«n würde über den
Sect.
„Du, Manne, schläfst Du? Ich
bringe Dir was mit, was Wunder
schönes!"
Kein« Antwort. Es war so merk
würdig still.
Behutsam stellte sie die Flasche auf
d«n Tisch und zünd«te Licht an.
Das Streichholz flackerte auf, sein
Schein fiel auf das Gesicht eine?
Todten.
Mit einem Schrei fiel sie in die
Kni«.
Vorbei vorbei alles Hoffen, alle
Freude!
„Wenn die Blätter fallen!"
Das Londoner (Ghetto.
Nicht lange mehr und nach einem
Londoner Gemeinderathsbeschluß wird
Houndsditch niedergerissen, sollen die
Minories dem Erdboden gleichgemacht
werden. Man hat keinen polizeilichen
Cicerone nöthig, braucht sich über das
herkömmliche Verkehrsgebiet des aus
ländischen Besuchers von London nur
eine kurze Strecke ostwärts hinauszu
wagen, und man steht inmitten eines
der eigenartigsten Theile der Sechsmil
lionenstadt. Geht man vom Mansion
house und der Bank von England über
Cornhill durch Leadenhall Street nach
Aldgate Station, so öffnen sich nach
Norden Houndsditch, nach Süden die
Minories die beiden Hauptstraßen
des Londoner Judenviertels. Aus al
len Ländern des Orients und des Oc
cidents sind jüdische Männer und
Frauen dort zusammengeströmt und
haben aus der Grenze des Londoner
Ostens und Westens, wo die Regionen
der bittersten Armuth und des raffi
nirtesten Luxus hart aneinander sto
ßen, eine Stadt in der Stadt gegrün
det. In der Nachbarschaft finden sich
andere Eolonien fremder Landestin
der, namentlich von Deutschen und
Jr«n. Allein die israeltisch« ist die
größte und in sich abgeschlossenste. Sie
zählt weit über hunderttausend Mit
glied«. besitzt eigene Banken, eine eige
ne Bibliothek, eigene Zeitschriften und
trägt den Rassencharakt«r naturgemäß
am ausgeprägtesten zur Schau. Nicht
etwa bloß in den Menschentypen, die in
dichtem Gewühl die engen Straßen be
völkern. Alles trägt dort jüdische Eti
kette. Die Straßennamen, die Fir
menschilder, Plakate. Bekanntmachun
gen. Geschäftsanzeigen jeder erdenkli
chen Art sind in hebräischer Sprache
„Alt« Kl«ider!"
abgepreßt, in hebräischen Lettern ge
druckt. Gehandelt wird mit allem
Möglichen und Unmöglichen. Ein sech
zehnjähriges Mädchen bietet mit koket
tem Läch«ln bunte, baumwollene Ta
schentücher feil. Auf langen Reihen
von Tischen und Handwagen sind Le
bensmittel, halbfaules Obst, ebensol
ches Gemüse, Backwaaren, Katzenfelle,
lebende Thier« in Käfigen, Uhren, Ju
welen, Waffen, Kleidungsstücke aufge
stapelt, schlechterdings alles, mit einer
einzigen Ausnahm«, nämlich von Sei
fe. Und gerade die wäre hier so nütz
lich, fast noch nützlicher als Insekten
pulver. Schmutz »ans.pdrase herrscht
gleichmäßig über lebendem und todtem
Inventar, überzieht ohne Ansehen der
Person mit schützender Hülle Gerecht«
und Ungerechte. Das Aussehen jedes
Einzelnen dieser Tausend«, die in oh
renbetäubendem „Jiddisch" ihre Waa
ren anpreisen, entwaffnet jeden Ver
dacht, als könn« sich eincr von ihnen
jemals gewaschen haben. Dagegen
muß zur Ehre dieser Schmutzfinken
gesagt werden, daß das Ghetto der
einzige Theil nicht bloß des Londoner
Ostens ist, der nicht unter der hölli
schen Peitsche d«r Trunksucht steht.
Auch fehlt es nicht ganz und gar an in
ihrer Art sympathischen Bildern. Wohl
taucht hier und da aus der Menge
der Trödler und Straßenhändler die
patriachalische Gestalt eines ehrwür
digen Greises auf, dessen wehmuth-
Lberschatteten Züge die historische Grö
ße und den Jahrtausende altenSchmerz
seines Stammes lebendig wiederspie
geln. Stadtmissionaren ist es passirt,
daß ein junges Weib den ihr gereichten
Traktat unter Zornesrufen gegen ei
nen Messias, der gelitten haben soll,
mit funkelnden Augen unter die Füße
trat. Die Engländer verabscheuen diese
jüdischen Einwanderer, deren überwie-
gende Mehrzahl aus Rußland stammt,
aus vollem Herzen. Vor allen Dingen
ein Theil der englischen Arbeiterschaft
und der kleinen Handwerker, die in die
sen Fremdlingen vermöge ihrer Ge
nügsamkeit, Sparsamkeit und Zähig
keit gefährlich« Concurr«nt«n erblicken.
Es ist auch schon wi«d«rholt versucht
worden, dem Import russischer Juden
nach England Einhalt zu thun, allein
derartige Bestrebungen werden stets an
H a u si r e r i n.
den historischen, schwerlich je zu er
schütternden Grundsätzen der engli
schen Gastlichkeit für alle Ntiionen.
Rassen und Parteien scheitern. Und
deshalb ist das Londoner Ghetto, das
in dieser Eigenart in keiner andern
Weltstadt möglich wäre, etwas für
England und die Engländer ungemein
Charakteristisches. Es ist auch gar
nicht ausgeschlossen, daß heute in
Houndsditch der Vater eines zukünfti--
gen englischen Premierministers mit
alten Kleidern handelt. Es ist ein
weiker Weg von Aldgat« bis nach
Westminster, aber ein rüstiger Fuß
gänger bewältigt ihn schon. Dem Por
tal von Westminster Abb«y gegenüber
prangt in jedem Frühling das Denk
mal eines Mannes, der im Leben Ben
jamin Disraeli hieß, in obligatem Pri
melschmuck. Klug und spöttisch, wie
im Leben, lächelt dann unter einem
Triumphbogen der nüchtern blaßgelbe"
Volkstypen.
Blumen sein bronzenes Gesicht herab
auf die wogenden Bolksmassen, in de
ren Mitte sein ragendes Denkmal die
Höhe bezeichnet, die Kraft und Klug
heit unbehindert durch religiöse und
Rassen-Vorurtheile in diesem Lande
ersteigen können. ..
Houndsditch wird abgerissen, die
Minories verschwinden vom Erdboden.
Moderne Häuserfronten werden an
Stell« des alten, winkligen Straßenge
wirrs erstehen, und die Londoner Ju
dencolonie wird den Zug nach Osten
fortsetzen, den es schon vor Jahren an
treten mußte, als es auf dieselbe Weise
aus Old Jewny, dem alten Ghetto,
westlich der Bank von England, ver
drängt wurde und seine jetzigen Quar
tiere bezog.
Tos Automobil auf der Farm.
Nicht nur zur Vermittlung des Ver
kehrs auf der Landstraße wird der
einst das Automobil ein« große Rolle
spielen, sondern auch auf anderen Ge
bieten verschafft «s sich b«reits heute in
erfolgreicher Weise Eingang. Eine der
neuesten V«nvendungsarten d«s Mo
torwagens ist die in d«r Landwirth
schast, in die er jüngst in Form einer
Automobilmähmaschine seinen Einzug
gehalten hat. Der Schneideapparat
des durch einen Benzinmotor getriebe
nen, auf drei Rädern sich bewegenden
Gefährtes, besteht aus einer langen
seitwärts ausgelagerten Stange, an
der sich eine Äyzahl Sensenmesser be
finden und die durch ein excentrisches
Getriebe hin- Und hergeführt wird, so
daß die Sensenmesser das Getreide
Mähmas chin«.
durchschneiden. Der Motor selbst liegt
obenauf auf der Maschine und ist als
sog. Zweicylindermotor ausgebildet.
Seine horizontale Lage bezweckt, die
Stöße zu vermeiden, die ein vertikal
gestellter Motor hervorrufen würd«
und die ein«m gl«ichmäßig«n Schneiden
der Halme hinderlich wären. Der Füh
rer sitzt auf erhöhtem Sitze zwischen
den beiden Hinterräd«rn. Um die Be
dienung der Maschine zu einer mög
lichst einfachen zu gestalten, so daß auch
ein gewöhnlicher landwirtschaftlicher
Arbeiter sie in Gang setzen kann, befin
den sich am Führersitze nur zwei Vor
richtungen: ein Hebel zum Ingangse
tzen und Abstellen des Motors, und
ein Steuerrad, das durch ein« Hebel
übersetzung auf das Vorderrad wirkt,
das als sog. Lenkrad dient. Infolge
Einfachheit der Bedienungsvor
richtungen arb«it«t di« Maschine auch
nur mit einer einzigen Geschwindig
keit; es ist weder möglich, ihren Gang
zu beschleunigen, noch ihn zu verlang
samen. Hat sie ihre Dienste als Mäh
maschine gethan, so wird di« Stange
mit d«n Sensenmessern abgenommen
und das Automobil vor die beladenen
Erntewagen gespannt. Neben der
schnelleren Arbeit der Maschine entsteht
also auch aus dem Fortfall der Zug
thiere «ine bedeutende Erfparniß.
ffiie die Rheinschifser.
Die Regelung von Angebot und
Nachfrage auf dem Frachtenmarkt der
Rheinschifffahrt unter besonderer Be
rücksichtigung des Kleinschiffergtwerb s
war schon lange geplant, konnte aber
wegen vielfacher Schwierigkeiten nicht
ausgeführt werden. Endlich entschloß
man sich auf Grund des Gutachtens
einer in ausländische und deutsch« Ha
fenstädte entsandten Commission in
Ruhrort a. Rh. ein« staatlich« Schif
fbörse mit vereidigten Maklern zu
errichten. Nachdem man sich über d«n
Platz geeinigt hatte, nahm die königl.
Haf«nbauv«rwaltung d«n Bau in die
Hand. Das Gebäude liegt auf dem
nördlichen Damm des neuen Kaiser
hafens in der Nähe des königl. Hafen-
DieSchifferbörfe.
Amts, wo früher die Verhandlungen
mit den Schiffern unter freiem Him
mel stattgefunden haben. Die Äh's
ferbörfe ist ein schöngegliederkr Fach
werksbau im Renaissancestil mit zahl
reichem Schnitzwerk. An der südlichen
Giebelseite des Längsbaus, der den
Börscnsaal enthält, sind große bunt
verglast« F«nster angebracht; im Gie
belfeld befindet sich der Reichsadler,
darunter Wappenschilder, eine Son
nenuhr und ein« große Kunstuhr. die
nicht nur Stunden, sondern auch Mo
nate, Mondphasen und den jeweiligen
Pegelstand anzeigt. Zur inneren
Ausschmückung des Baus wurden über
70.000 Mark freiwillig«! Beiträge ge
spendet.
Unerh ö r l.
Parkaufseher: . . Ihren neuen
Hund kenne ich übrigens schon: icb
habe ihn früher häufig genug ausge
schrieben, wenn er die Blumenbeet: ver
wüstet hat!"
Staatsanwalt (zu sein«r Frau):
„Wie, einen vorbestraften Hund hast
j Tu mir gekauft?!"
Sein wunder Punkt.
Der Herr Pfarrer trifft auf einem
Spaziergange den Toni beim Wildern.
„Toni", sagt er, ~i' will Di' nit an
zeig'n, aber Du mußt mir heili' ver
sprechen, es nimmer zu thun!"
„Schäu'n S', Herr Pfarrer, i'
?ann's halt nit lass'n!"
„Toni, Toni! Der Krug geht so
lang zum Brunnen, bis er bricht! Ein'
jed'n Haben's no' erwischt' und Di'
werden s' auch krieg'n! Dann hast
Deine zehn Jahr' sicher und verbringst
Dei' schönste Lebenszeit im Kerker!"
„I' kann's halt nit lass'n, Herr
Pfarrer!"
„Dann kommt d' schöne Weihnachts
zeit, wo's Schmalznock'n und Mohn
nudel gibt, wo's Apfelmost und Kro
nawetta trink'n, und Du sitz'st im
Kerker bei Wasser und Brot!"
„All's recht schön, Herr Pfarrer,
wenn i' 's nur lass'n kunnt!"
„Und 's wird Lenz, d' Aepselbam
blü'n, und d' Lerchen trillern hoch
omad, d' Buam und die Dirndl juche
;en und treib'n auf d' Alm, ld Du
hockst derweil im Kotier!"
„'S is z'spät, Herr Pfarrer, i'
lunn's nimmer lass'n!"
..Und 's kommt der Summa un 's
kommt der Kirta, da wird tanzt und
z'letzt wird g'raft, und Du ..
»Halt, Herr Pfarrer, halt .... ja,
ja i' versprich's heili' i' werd's
' nimmer thun'"
Freiburg i. Br.
Unter den Städten Deutschland»,
di« sich durch Schönheit ihrer Lage w!e
durch Berühmtheit ihrer Baudenkmä
ler auszeichnen, nimmt das auf der
Grenzlinie zwischen Schwarz>vald und
Rheinthal an der Eingangspforte des
Höllenthals von Konrad von Zährin
gen 1120 erbaute Freiburg mit seinem
unvergleichlich schönen gothischen
Münster, mit feinem in unmittelbarer
Nähe desselben liegenden malerischen
Kaufhaus und seinen sonstigen altehr
würdigen Gebäuden eine der ersten
Stellen ein. Der „Perle des Breis
gaus" ihren altangestammten Ruf zu
erhalten, sind denn auch Stadtverwal
tung und an ihrer Spitze der Oberbür
germeister Dr. Winterer eifrig be
müht. So ist in den letzten Jahren un
ter pietätvollem Anschmiegen an die
Hauptstilart der erhaltenen Profanar
chitektur, an die mitElementen der Go
thik vermischte Frührenaissance, eine
Reihe neuer Gebäude erstanden. Ge
wissermaßen als die Bekrönung dieses
Strebens ist der Rathhausneubau an
zusehen, der am 14. October seiner
Vollendung entgegengegangen ist.
Das Neue Rathhaus liegt an dem
mit dem Berthold - Schwarz - Denk
mal geschmückten Franciscanerplatz,
dem früheren Marktplatz der Stadt,
und bildet mit dem danebenstehenden,
aus dem 16. Jahrhundert herrühren
den Alten Rathhaus, der Pfarrkirche
St. Martin und dem gegenüberliegen
den frühgothischen Kreuzgang des ehe
maligen Franciscanerklosters ein har
monisches Ganzes. Das neue Stadt
haus hat eine interessante Baugeschich
te; handelt es sich doch nicht um einen
vollständigen Neubau, sondern um ei
nen erweiternden Umbau eines älteren,
aus dem 16'. Jahrhundert stammenden
Häusercomplexes.
Das Rathhaus.
Ursprünglich waren es zwei größere
Doppelhäuser „zum Phönit" und „zum
Rechen", die in der Mitt« des 16. Jahr
hunderts zum Collegienhaus der Al
bertina vereinigt wurden. Das Haus
„zum Rechen" war damals im Besitz
des Arztes Dr. Joachim Schiller von
Herdern, und erhielt 1546 die Gestalt,
in der es aus unsere Tage gekommen
ist. In höchst origineller und fesseln
der Weise kommt der oben erwähnte
Frührenaissancestil, der für das Frei
burg des 16. Jahrhunderts typisch ist.
zur Darstellung. Als die Stadt zur
Erweiterung ihres Rathhauses schritt,
entschloß sich die Stadtverwaltung zu
einem das Schöne und Charakteristi
sche erhaltenden, aber dem neuen Zweck
aufs engste angepaßten Umbau. Das
Neue Rathhaus präfentirt sich in sei
ner Vollendung durchaus einheitlich;
es dürfte selbst einem Kenner schwer
fallen, die einzelnen Bauglieder nach
ihrem Alter zu sondern. Ganz neu ist
in der der zwischen den
alten Giebelbauten eingefügte, das
Ganze krönende Mittelbau. Vor die
sem befindet sich eine schmale Vorhalle,
über dieser ein« Terasse, deren Brü
stung eine abwechslungsreich gestaltete
Maßwerkgalerie bildet. Die breiten
Fenster in der Front verrathen den
großen, prunkvollen Rathhaussaal. In
den Nischen der Wandpfeiler sind die
nach den Modellen desKarlsruher Pro
fessors Dietfch in Erz gegossenen
Standbilder der ersten Fürsten der
jenigen Geschlechter aufgestellt, unter
deren Herrschaft Freiburg bish«r ge
standen hat (Konrad von Zähringen,
Der Hofraum.
Egon von Freiburg. Leopold von
Oesterreich,Karl Friedrich von Baden).
Eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges
ist der von eigenartigen ein
geschlossene Hofraumi Portale, Maß
werkgalerien, von hohen Konsolen ge
tragene Altane, reizende Fenstergrnp
pen geben dem Inneren ein malerisches
Aussehen. Die künstlerische Ge
sammterscheinung wird erhöht durch
den Hinteren Zwischenbau, wohin man
das schöne alte Hauptportal versetzt
hat. Die Ausstattung der Jnnenräii
me ist durchweg im Stil des Aeußeren
gehalten.
Nette Aussichte,. Junge
Frau: „Wie, diesen billigen Hut soll
ich aufsetzen? D«r letzte, dei, ich mir
als Mädchen kaufte, war dreimal so
theu«r!" Mann (ironisch): „Wer's
glaubt?" Jung« Frau: „Nun. Du>
wirst «s ja sehen ... wenn die Rech
nung kommt!"
Tie deutsche Post In Peking.
Gleich nach d«m Eintreffen der er
sten deutschen Truppen >n Peking
wurde dort ein Feldpostamt errichtet,
das im October 1900 in eine ständige
deutsche Postanstalt umgewandelt
wurde; doch war dieses Amt, in einem
an die deutsche Gesandtschaft anstoßen
den. von seinen chinesischen Bewohnern
verlassenen Gehöft untergebracht, nur
in halb zerstörten Lehmhütten noth
dürftig hergerichtet, die allenfalls den
B«amt«n und dem Postdienst während
des trockenen Winters einen kümmerli
chen Schutz gewähren tonnten, beim
Eintreten der R«genp«riode sich jedoch
als unzulänglicherweisen mußten. Aus
diesem Grund wurde die Errichtung
eines neuen Postgebäudes zur Noth
wendigkeit, nachdem das Verbleiben
der chinesischen Regierung und der
fremden Gesandtschaften in Peking
zweifellos geworden war. Das neue
Postamt befindet sich mitten im Ge
sandtschaftsviertel und in unmittel
barer Nähe des im Bau begriffenen
Bahnhofes.
Das zweigeschossige, unter Vermei
dung jedes entbehrlichen Schmucks in
Ziegelsteinrohbau errichtet« Gebäude
beherbergt im Erdgeschoß den Post
dienst und die Stadt - Fernsprech«in
tung, während di« oberen Räume als
DasPostamt.
Dienstwohnung für das Personal
Verwendung finden. Im neuen Haufe
hat auch die olxreLeitung der in China
bestehenden deutschen Post- und Tele
grapheneinrichtungen Unterkunft ge
funden. Gegenwärtig unterhält bereits
Deutschland außer in Peking und im
Kiautfchougebiet Postanstalten in
Schanghai, Hankau, Kiautfchou
(Stadt), Tientsin, Tongku, Tschisu
und Futfchau; deutsch« Bahnposten
verkehren auf der Eisenbahnstrecke
Tsingtau - Kiautschou und di« Kabel
zwischen Tsingtau einer- und Tschisu
und Schanghai anderseits bieten den
Anschluß an das Welttelegraphennetz.
Ein Feinschmecker.
Dame (des Hauses zum D-ener):
„Sie haben der Köchin, der Rite das
Heirathen versprochen, scheinen aber
nicht Ernst machen zu wollen."
Diener: „Im Vertrauen, anä' Frau,
mir kocht sie noch 'n bisse! zu schlecht."
Passend.
Aufseher: „Unser Zuchthaus be
kommt einen neuen D^ector."
Zuchthäuslerin: „Gelt, da wird man
uns bei seiner Begrüßung als weißge
kleidete Ehrenjungfrauen ausstellen?"
Unangenehmes Parfüm.
Bäuerin: „Siehst Hannes, dös 'st
die neue Gutsbesitzerin und ihre
Schwester."
Bauer: „Ah so! feine Herfchaften
wirklich feine aber a bißl sakrisch
stark riacha thuan's!"
Alles umsonst.
„Aber Else, daS Essen ist schon wie
der nicht zu genießen —!"
„O, mvo I>i<?u und ich habe doch
mein« ganze Seele mit hineingekocht!"
Di« krumme Haltung.
Frau (zu ihrem Manne, einem Pro
fessor): „Höre mal, Arthur, so 'n Licht
wie Du sollte doch kerzengerade ge
hen!"
S e l b st t r o st.
„Lieber Cousin, alle Welt hält sich
darüber auf, daß Dir Deine Frau
durchgegangen ist!"
„Natürlich, Jeder ärgert sich, daß es
nicht die seine war!"
Deutlich.
Arzt: „Ihr Herr Gemahl bedarf
dringend der Ruhe. Eine Reise wär'
hier wohl am Platze!"
Frau: „Wer soll reisen? Er oder
ich?"
Arzt: „Ganz einerlei!"
Ein angenehmer Gläubi-
Nachbar: „Was haben Sie denn jetzt
immer für großen Besuch?"
Studiosus (ärgerlich): „Ach was
Besuch! Mein Schuster ist's! Bei
dem schönen Wetter bringt der Kerl
immer, wenn er mit der Rechnung
kommt, seine ganze Familie mit!"
Unüberlegt.
Dame (zum Buchhändler): „Ist
denn das bestellte Anstandsbuch noch
immer nicht eingetroffen? . . . Wir
brauchet so nothwendig!"
Vorsorglich.
Professor (nach der Vermählung):
„Liebe Anna, lasse mich ja nicht verges
sen, daß wir nach 25 Jahren unser« sil
ner Hochzeit feiern!"
—D« r Zerstreut«. Herr:
.Ah. guten Tag. Herr Professor!"
Professor: „Guten Tag, guten Tag.
lieber Meier hören Sie 'mal, ich
las diesen Morgen in der Zeitung,
vaß «in August M«i«r g«storben ist
sind Sie das?"
Gesunder Beruf. Ge
schäftsführer: „Ja. seit ich nicht mehr
im Comptoir sitz«, sondern auf dießeife
gehe, entwickle ich einen colossalen Ap
petit." „Das glaube ich Ihnen, das
macht, w«il Ihr Körper viel an di«
frisch« Luft aesedt wird!"