Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 19, 1901, Page 6, Image 6

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    6 Und «ine.
Die Liebe webt «in gülden Tuch.
Nie rührn ihre Hänt«,
. Die Liebe schreibt «in gülden Buch,
Kommt ni« damit zu End«.
- Die Liebe zieht ein gülden R«is
. Und wartet, wer's kommt brechen,
z Ein gülden Wort die Liebe weiß
Und wagt «s nicht zu sprech«n.
O arme, arme Liebe du,
In Sorgen ohne Ende.
Und eine sieht dir lächelnd zu;
Wenn si« dich doch verstände.
> Und Eine, und Eine,
Si« sieht's und lächelt nur.
Zn der Dampfwäscherei.
Homer schildert gar anmuthig, wi«
die phäakische Königstochter Nausitaa
mit ihren Mägden und Gespielinnen
zum Waschen der Hauswäsche ausfährt
und ihr,! «igen« Hochzeitswäsche. die
Wäsche ihrer Brüder mitnimmt, ivelch«
„beständig mit reiner Wäsche sich
schmücken wollen, wenn sie zum R«ig«n
g«h«n". Auf «in«m Wagen mit einem
geflochtenen Korb«, den Maulthiere
ziehm, wird die schmutzige Wäsche an
das Ufer des Stromes geschafft. Dort
sind Waschgrub«n, und zwar aus Stein
gebaut und schön behauen. Spülerin
nen stehen damit in Verbindung, und
nun wird die Wäsche Stück für Stück
tn die Gruben gethan, »nd die Mägde
stampfen sie mit den Füßen zusammen,
wobei sie die Wäsch« von Flecken reini
gen. Hierauf schildert der Dichter, wie
die Gewänder am Meeresufer auf Kie
seln ausgebreitet werden, bis die Sonne
sie getrocknet hat. Ferner erfahren
wir, daß die Königstochter mit ihren
Im Spülraum.
Mägden die Wäsche auch noch „faltet",
um sie solchergestalt wohlgeordnet in
dem großen Waschtorbe nach Haus« zu
fahren. Vom Plätten und Glätten der
Waschstücke verräth Homer nichts; die
Stoffe, um die es sich handelt«, konnten
schon im Falten glattgezogen werden.
Die Grundzüge dieser uralten Be
handlung der Leibwäsche haben sich
Zum Theil bis auf den heutigen Tag
erhalten. In manchen Gegenden dei> ,
Südens gibt es noch solche Waschgru
ben, und noch kommt es vor, daß die
Wäsch« mit den Füßen gestampft wird.
In einzelnen Landschaften Deutsch
lands bürstet man die nasse Wäsche im
Troge .anderwärts behandelt man sie
mit Klopfhölzern, während in manchen
Landgebieten Süd-Europas und Süd-
Amerikas die Wasch« mit Steinen ge
klopft wird, um sie rein zu bekommen.
Man kann sich denken, wie sie dabei all
mälig zugerichtet wird.
In unserem Lande werden bei der
Handwäsche allgemein die sogenannten
Waschbretter gebraucht. Das die al
ten, primitiven Methoden nicht genüg
ten, um das ungeheuere Wäschemate
rial der Großstädte zu überwältigen,
wurde der Maschinenbetrieb eingeführt
und heute gibt es überall Dampfwä
schereien, deren Leistungsfähigkeit ganz
erstaunlich ist. Nach Einlieserung in
die Waschanstalt gelangt zunächst Alles,
Säcke und Bündel, in den Zeichensaal.
Diese Abtheilung ist eine der wichtig
sten des ganzen Betriebes. Hier wird
dieselbe in einzelnen Posten ausgeschüt
tet, um zunächst die Kontrollstelle zu
Passiren, wo ein etwaiges Fehlen von
Stücken oder Irrthümer beim Einzah
len sofort festgestellt werden, um spä
tere Schwierigkeiten zu vermeiden.
Nachdem die Wäsche mittelst bunter
Fäden nach einzelnen Posten gezeichnet
ist, wird sie sortirt: so zwar, daß zu
sammengehörige Gruppen möglichst
beisammen bleiben, jedoch bunte Stücke
oder solche, die wegen Abfärbegefahr
oder aus Reinlichkeitsgründen beson
ders behandelt werden müssen, beiseit?
gelegt werden, um mit der Hand in
der alten Weise im Wasserbottich ge
waschen zu werden. Die übrige Wä
sche wird nach den Maschinensälen be
fördert, um direkt in die Waschmaschi
nen zu gelangen. Eine sd'che Wasch
maschine ist eine sinnreiche, einfach« Er
findung.
Waschtrommel.
Eine aus reinstem Kupfer herge
stellte, innen völlig glatte Trommel be
wegt sich in einem sie umgebenden Kes
se>Mm nach Belieben Dampf, h«iß«s
odMkaltes Wasser zugeführt werden
kann. In diese Trommel, welche mit
siebartigen Löchern versehen ist, wird
die schmutzige Wäsche hineingepackt und
zugleich beste Seife in großer Menge
zugegeben. Die Trommel wird ge
schlossen, bewegt sich selbstthätig bald
nach der einen, bald nach der anderen
Seite um ihr« Achse, und gleichzeitig
strömt durch die erwähnten Sieblöcher
heißes Wasser ein, die Wäsche bedeckend.
Durch diese einfache Procedur werden
die Poren der Wäsche geöffnet, der
anhaftende Schmutz löst sich auf, und
dadurch, daß das unrein geworden«
Wasser ständig ab- und klares zu
strömt, wird die Reinigung der Wäsche
in verblüffend kurzer Zeit und mit
größter Schonung beendet. Sie ver
läßt in blendender Weiße die Maschine.
Die a-wffnete Trommel dreht sich nach
unten, und di« s«rtig«WLfche fällt, ohne
daß eine Hand sie berührt, in den un
tergeschobenen Transportwagen, um
sogleich zur Spülmaschine gefahren zu
werden.
Centrifu ge.
Dies« Spülmaschin« ist «in großer
Bottich, der mit Wasser gefüllt ist, wel
ches durch Schaufelrad«! fortwährend
in fli«ß«nd«r Bewegung gehalten wird.
Darin bleibt nun die Wäsche so lange,
bis sie von der iHr etwa noch anhaften
den Seif« befreit ist. Zu dem Zwecke
strömt aus g«waltig«n, hochg«lag«rten
Reservoiren abwechselnd im Anfang
warmes, später kaltes Wass«r hinzu,
während das verbrauchte ununterbro
chen abfließt.
Von der Spülmaschine aus gelangt
die Wäsche in die Centrifugen oder
Trockenschleudermaschinen. Eine sol
che Centrifuge besteht in der Hauptsache
ebenfalls aus einer durchlöcherten, ku
pfernen Trommel, welche sich jedoch
anstatt horizontal vertikal dreht und
nach der oberen Seite völlig offen ist.
Nachdem diese Trommel mit nasser
Wäsche sorgfältig vollgepackt ist, wird
sie in eine rotirende Kreiselbewegung
gesetzt. Durch die Schnelligkeit der
Umdrehungen wird das in der Wäsche
befindliche Wasser herausgeschleudert,
so daß diese in ca. 3 bis 5 Minuten
nur noch ein« geringe, zur weiteren Be
arbeitung nöthige Feuchtigkeit enthält.
Mit dem Verlassen der Centrifugen ist
zugleich die Hauptarbeit der Reinigung
gethan, und die Wäsche gelangt nun
aus den Maschikensälen nach den Ar
beitSräumen, wo nur diejenigen Ma
schinen und Apparate sich befinden,
welche den sozusagen feineren Theil
der Behandlung übernehmen. Das
Plätten feiner Wäsche, wie Kragen,
Manschetten usw. geschieht mittels
Plättmaschinen. Eine solch« Maschin«
besteht tn der Hauptsache aus einer
polirten Stahlwalz«, welche einen un
ter ihr gelagerten, weich überzogenen
Tisch vor- und zurücktreibt. Die Walz«
vertritt also das Plätt«is«n, der Tisch
das Plättbrett. Nachdem die Walze,
welche innen hohl ist, durch Gas genü
gend erwärmt ist, werden die vorher
eingestärkten Kragen usw. einfach auf
dem Plätttisch ausgebreitet, und die
Maschine besorgt selbstthätig die Fer
tigstellung derselben.
Dampfmangel.
Die glatte Wäsche, welch« nach dem
Trocknen von der Leibwäsche getrennt
wird, gelangt dann zu den Tampf-
GlanzmanAeln. Die Arbeits- uns
Leistungsfähigkeit dieser Maschinen ist
ein« fabelhaft«, ist doch «ine einzige
Mangel im Stande, täglich allein ca.
20,000 Handtücher zu glätten. Der
Dampfmangel wird auf der Einlaß
seit« von geübten Frauenhänden unun
terbrochen die Wäsche in nassem Zu
stande zugeführt. Die einzelnen Stück»'
weiden von weichen, mit Fries
nen Walzen über «inen hochpolirten
Stahlcylind«r hinwegg«leit«t und kom
men nach 20 bis 30 Sekunden fertig
getrocknet, geplättet und auf's feinste
appretirt aus der Maschine. Dies
wird dadurch erreicht, daß der Cylinder
der Mangel, der hohl ist, mit Dampf
geheizt wird; indem er sich rotirend be
wegt, glättet und apretirt er die Wä
sche, so daß diese sich von neuen Stücken
nicht unterscheidet. Nachdem die Wä
sche die zahlreichen Walzen Passirt,
wird sie von endlosen Filztüchern der
Ausgangsstellt zugeführt, durchläuft
noch eine Plättmulde, die die letzten
Mängel beseitigt, und wird nun gleich
zur Falterei gegeben. Dort wird sie
vsn geschickten Händen gelegt, in mäch
tigen Stößen aufgeschichtet und dann
an die Sortirabtheilung abgegeben.'
Diese Stelle bildet die Sammelstelle,
in welcher all« di« mannigfachen Fäden
des großen Betriebes zusammenlaufen.
Besonders tüchtige Kräfte stellen nun
aus der Unmasse von Wäsche an der
Hand der Waschlisten, auf welchen
schon beim Eingang ein bestimmtes
Farbenzeichen vermerkt wurde, die ein
zelnen Posten zusammen. Von hier
aus gelangen wir endlich zur Expedi
tion. wo zahlreiche Mädchen damit be
schäftigt sind, die letzte Hand an die zu
sammengestellten Posten zu legen und
dieselben mit Geschick und Geschmack
für die Ablieferung fertig zu machen.
TaS zweite Geficht.
Auf das hastende, drängende Men»
schengewogc der Großstadt senkt sich
die Däinmerung. Nicht die besänf
tigende, ruhevoll«, friedeatbmende
Dämmerung, welche dort zur Erde
kommt, wo Mutter Natur allein sie
empfängt.—ln dem kribbelnden Amei
senhaufen Großstadt scheint mit dem
Aufflammen des elektrischen Lichtes,
mit dem Aufblitzen der tausend
Schaufensterflammen Alles noch hasti
ger, noch aufgestörter durcheinander zu
wimmeln, als beim Tagesschein.—
Selbst der Mond, der draußen über
den schwarzen Wäldern und den ru
henden Fluren so still und so golden
leuchtet, hängt über den himmelhohen
Steinpalästen dunstig, rothglühend,
wie eine jener bunten Lampen, di« üb«r
verhängten Kn«ip«nfenstern den Weg
zeigen zu zweifelhaften Mysterien.
In einem der großen Schaufenster
ist Alles aufgehäuft, was den Gaumen
erfreuen kann.
Lichtfunken spielen auf dem braun
goldenen Gefieder der in ganzen Bün
deln aufgehängten Fasanen; seltene
Gemüse locken aus flachen Körben;
Pasteten, feine sind auf
gestapelt, herrliche Pfirsich«, wunder
volle Erdbeeren leuchten verführerisch
aus ihrer sorglichen Wattepackung!
Ein seltsam gemischter, weichlicher Ge
ruch kommt aus der offenen Thür und
strömt von den Behältern mit Fischen
und Geflügel.
Nachlässig überlegend steht ein ge
putztes Weib vor all' den Herrlichkei
ten. Pfirsiche möchte sie vielleicht gerne
essen? Oder auch Erdbeeren?
Aber Erdbeeren gab es erst gestern!
Ihr Kleid, das so eng anliegt wie
ein Handschuh, ist von einem grellen
röthlichen Blau und daS kostbare Pelz
wert über der knappen Jacke von einem
aufdringlichen Gelb.—. — Auf ihrem auf
geschlagenen Hute nicken die Federn
herausfordernd, und die große
Schnalle, di« sie hält, blitzt zu funkelnd
im Gaslicht. Und ein wenig zu rosig
ist auch die Farbe ihrer Wangen, ein
wenig zu weiß der ganze Teint,
ein wenig zu dunkel und zu rein be
zogen die Linien der Brauen und der
feine dünne Strich um ihre Augenwim
pern. Ihre seidenen Unterkleider ra
scheln, wenn sie sich bewegt, und ein
starker Duft strömt von ihr aus.
Pfirsich« oder Erdbeeren?
Cin lebendes Fetzenbündel drängt
sich an sie heran und streift ihre Röcke,
daß die Seide knistert. Ein armseliges
frierendes Weib in niedergetretenen
Schuhen, in zerschlissenem Rock und
mottenzerfressenem Pelzmantel. Auf
dem Kopfe sitzt ein grotesker Hut mit
fuchsigen Federn, zerlumpten Spitzen
und zerknautschten Blumen. Der
Schein der Lichter zeigt das grelle
Roth auf ihren Backenknochen, den
dicken schwarzen Strich, der ihre Augen
umrändert, und die grellrothen Lippen
in dem verwüsteten Gesicht. Und ein
böser Blick sticht aus den tiefliegenden
Augen nach dem seidenraschelnden,
duftenden weiß und rothen Weibe.
Die Andere fühlt den Blick. Sie
wendet sich um und starrt das Fetzen
bündel an. Und unter dem Roth und
Weiß ihrer Wangen erbleicht sie lang
sam und ihr Blick gleitet furchtsam
über die menschlich« Ruin« neben ihr!
Vor ihren Aug«n zerrinnt die Gegen
wart, und sie schaut mit einem gräßli
chen Angstgefühl, das ihr die Kehle zu
schnürt, in eine Zukunft, die kommt,
langsam, unaufhaltsam, und die
Gestalt annimmt in diesem elenden,
verkommenen, hungernden Weibe.
Sie rafft ihr Kleid zusammen,
flüchtet mit hastigen, ungleichen
Schritten und taucht unter in oen
Lärm der Straß«.
Die Bodcnstt - Gürtelbahn.
Mit der Eröffnung d«r Bahnsirecke
Ueberlingen - Friedrichshafen hat die
Bodenseebahn ihren Ring um das
„Schwäbisch« Meer" geschlossen. Die
Entstehung dieses Schienenweges reicht
bis auf das Jahr 1866 zurück, wo zwi
schen d«n verschiedenen Staaten, die an
dcn Bodensee grenzen, die ersten Ver
handlungen angeknüpft wurden. Diese
scaleppten sich indessen jahrzehntelang
hin, bis am 18. August 1895 die
Streck« Stahringen - Ueberlingen er
ösfn«t werd«n konnte. Am 1. October
1899 folgte di« Str«ck« Friedrichsha
fen-Lindau, welcher sich jetzt die letzte
Streck«, Ueb«rlingen - Fri«drichshafen,
angeschlossen hat. Ihr« Vollendung er
forderte drei Jahre, welche lang« Dau«r
namentlich dadurch bedingt war, daß
vcm Hauptbahnhof Ueberlingen, da
hier die Ufer steil in groß« Tiefen ab-
StationUeberlingen -Ost.
fallen, di« Bahn nicht mehr dem See
entlang geführt werden konnte und so
mit zwei große Tunnels nöthig wur
den. Der Westtunnel (948 Meter)
und der Osttunnel (615 Meter) sind
durch «inen 167 Meter langen offenen
Einschnitt getrennt. Am Osteingang
des letzteren Tunnels wurde eine Hal
testelle für Ueberlingen errichtet. Wei
ter hindurch schneidet die Bahn das
Rel-gelände unterhalb der Klosterkirche
Neubirnau, läßt Schloß Maurach und
Seefelden rechts liegen und durchbricht
in einem 17 Meter tiefen Einschnitt den
Hügel Torgelösch. Hinter Oberuhl
dingen ist der Bahnhof für diese Ge
meinde und für das nahe Mühlhofen
welches die Bahn i!p scharfen Bogen
umfährt, um dann'dHrch den Steizen
w'ild den Killenweihev. zu umziehen.
Nun tritt die Bahn in die weit« Ebene
des Salemerthals. Zwischen Mim
menhausen und Neufrtch liegt ihre
Station (430 Meter), zugleich Zweig
station für die künftige 7?»benbahn nach
Frickingen. Der Stephahscanal und
die Deggenhauser Aach norden mit 20
Station Unterahldinge H.
Meter weiten Brücken überspann.z
dann kommt der Bahnhof für da !
Pfarrdorf Bermatingen. Durch HUge,
liges Gelände wird, nachdem vorher!
noch di« Landstraß« auf «in«r etwa
600 Meter langen Rampe über di«
Bahn weggeführt ist, d«r Bahnhof
Markdorf (435 Meter) «rreicht, der
nicht unmittelbar bei der Stadt steht
und doch noch bedeutende Schüttungen,
sowie umfangreiche Entwässerung d«S
moorigen Unt«rgrundes erforderte; bei
d«r Bahnhofsanlage wurde auch noch
auf die spätere Einmündung «iner von
Ravensburg ausgehenden Bahn Rück
sicht genommen. Von Markdorf ab
fällt die Bahn; Lipbach bleibt rechts;
die Niederung der Brunniaach wird
auf einem Damm überquert. Die letzt«
bodische Station Kluftern liegt auf
einem Höhenrücken gegen Efrizweiler
zu. Ueber die württembergische Sta
tion Fischbach wird Friedrichshafen er
reicht.
In einer Kadclfabrik.
Die Herstellung der Kabel für die
verschiedensten elektrotechnischen Zwecke
ist ein so interessanter Fabrications
zweig, daß «in Gang durch ein mit den
neuesten und vollkommensten Einrich
tungen versehenes Kabelwerk sicherlich
des Interesses nicht entbehren dürst«.
Jedes Kabel besteht bekanntlich aus ei
ner Anzahl von Drähten, welche auf
Umspinnen der Kabel.
Trommeln, die sog. Bobinen, aufge
wickelt sind, in der Verfeilerei zum
Kern des Kabels, zur sog. Kabelseele,
vereinigt werden. Die geschieht in den
„Kabellitzmaschinen". Die Drähte
laufen in diesen Maschinen von den
Bobinen ab und durch die Achse eines
großen, mit Führungen versehenenßa
des. Durch diese Führungen hindurch
gehen die Garnsträhne des isolirenden
Faserstoffes, mit welchem die Drähte
umsponnen werden. Dieser Faserstoff
ist meistens Jute. Die Garnfäden
laufen von dem großen Rad« aus ke
gelförmig zusammen und werden über
die Kabelseele gedreht. Von der Ka
bellitzmaschine läuft das befponnene
Kabel auf große hölzerne Trommeln
auf. Die Kabel werden sodann getrock
net, mit isolirender Masse getränkt und
darauf mit einem isolirenden Bleiman
tel umpreßt. In einem besonderen
Raum werden sie hiernach mittels fei
ner Instrumente aufs Sorgfältigste
auf ihre Leistungsfähigkeit und auf
ihre Jsolirung geprüft, d. h. es wird
festgestellt, ob derßleimantel auch über
all fest anschließt, so daß keine Feuch-
Kabellitzmaschine.
tigkeit eindringen kann. Auch darf der
elektrische Strom aus dem Kabel nicht
in die Umgebung gelangen können. Um
die Kabel zu Prüfen, werden sie in gro
ße Bassins versenkt. Ist das Kabel
brauchbar, so wird es mit der aus Ei
sendrähten oder Eisenband bestehen
den Armatur versehen. Die hierzu die
nende Maschine ist der Kabellitzmaschi
ne ähnlich, doch ist di« Stellung der
Bobinen «ine ander«, als in dieser.
Außer getränkter Jute wird zur Iso
lation namentlich auch Guttapercha
verwandt, deren werthvolle isolirende
Eigenschaften Werner von Siemens im
Jahre 1846 entdeckte. Die Guttaper
cha wird erweicht und in einer besonde
ren Presse in nahtlosem Zustande um
den Draht gepreßt. Für gewiss« Sor
ten von Kabeln hat sich auch Papier
als Jsolationsmat«rial vorzüglich be
währt. Bei der Verwendung von Pa
pier wird jeder einzeln« Draht mit
Papierband umsponnen, das in der
Spinnmaschine, zu Scheiben aufgewi
ckelt, zur Anwendung gelangt. Erst
nach dem Umspinnen mit Papier wer
den di« Drähte zu Kabeln zusammen
gedreht.
Noble«»«? oblige. Hausknecht
(zu seinem ehemaligen Collegen, der
durch eine Erbschaft steinreich gewor-,
d«n): „Nun, Johann, wie geht's Dir
denn, alter Freund?" Johann: „O
miserabel! Jeden Tag muß ich jetzt
Austern sress'n!"
So leben wir.
Ein Hauptmann in einer kleinen
Garnison gab seiner Compagnie den
Befehl, daß jeder Unteroffizier, der
Tags vorher einen Rausch gehabt, sich
zur Stelle d. h. zum Rapport zu Niel
sen habe und folgende Meldung ma
chen müsse:
„Ich melde dem Herrn Hauptmann
gehorsamst, daß ich gestern einen
Rausch gehabt habe.
Eines schönen Tages kam ein Unter
offizier zum Rapport, aber in höchst
bedenklichem, halb betrunkenem Zu
stande, so daß er sich nur m-t Mühe ge
rade halten tonnte: „Ich melde dem
Herrn Hauptmann gehorsamst, daß ich
gestern einen Rausch gehabt habe"
Der Hauptmann erwiderte hieraus:
„Der Hergotts - Sakraments - Corpo
r.'l hat ja heut« noch einen, worauf
der Corporal antwortete: „den, melde
ich morgen!"
Seine Ausfassung.
Bauer (in der Zeitung lesenv:
„Prinz Karl besichtigte das Seiden
haus von Zk."): „Du Alte! Jetzt hab'n
s' in der Stadt gar schon seidene Häu
ser."
Außer Verhältniß.
Hausfrau (die einen Bettler in die
vierte Etage hinaufgerufen hat, um
ihm einen Teller Suppe zu geben):
„Nun, wie war die Suppe?"
Bettler: „O, ganz gut aber Sie
sollten Parterre wohnen!"
„Ich danke Ihnen recht herzlich
Sie haben mir das Leben gerettet!"
„Nichts zu danken, Fräulein! Ich
wollte, ich könnte Sie jeden Tag aus
dem Wasser ziehen!"
Auch ein Wohlthäter.
Der Mei«r is a' braver Mann,
Der nimmt si' um die Armen an:
Oa'n Cigarrl raucht er nach d«m an
dern.
Weil d' Spitzeln in a' Sammlung
wandern.
Er sauft als wie a' Bürfchtenbinder
Die Stöpseln kriag'n die Waisenkin
der;
Die Flaschen laart er gründli' aus,
Schickt's dutzendweis' in's Armen
haus!
Der Mensch, der kunnt' oan schier der
barma.
Der sauft si' z'todt no' für die
Arwa.
Ganz.einfach.
„Du, Kathrin«, heute hab' ich einen
Korb Champagner bestellt für unsere
silberne Hochzeit, die wir nächsten Mo
nat begehen!"
„Wenn aber eines von uns inzwi
schen sterben sollte?"
„Na, dann trink' ich ihn bei einer
anderen Gelegenheit!"
D e r A r m e!
„. . .Es fällt Ihnen also. Herr
C'ommerzienrath, die Wahl sehr schwer,
ob Sie die Villa für 300,000 oder die
für 380,(XX) Dollar kaufen sollen?"
„Gewiß!. . . Sie sehen, unsereins
hat auch sein« Wohnungsnoth!"
Der dicke Einjährige.
„Sie, Müller, Sie brauchten eigent
lich blos 'n halbes Jahr zu dienen, da
Sie gleichzeitig im ersten und zweiten
Glied stehen können!"
Die kleine Verrätherin.
„Mamachen, wir dürfen nicht allein
in den Park da gibt't furchtbar riel'
Räuber!"
„Du gehst doch oft mit Kathi hier
spazieren!"
„Jawohl, Mama! Wir nehmen
aber auch immer einen Soldaten mit
uns!"
Der kranke Trinker.
Arzt (bei der Confultation): „. . .
Das Biertrinken muß ich Ihnen ganz
und gar verbieten!"
Patient: „Herr Doctor, Sie scheinen
in schlechter Laune zu sein ich werde
morgen wiederkommen!" .
Mittel zum Zweck.
„Wenn alle Strick' reißen, werd' ma
halt do no zur ehrlichen Arbeit greifen !
müass'n; daß ma wenigstens zu an G'-
wand kumma, damit mar ins Kaffee
haus geh' kinna zum Ueberziehersteh
l'n!"
Arl. Doctor.
Das erst« Fräulein Doctor in
Deutschland war Hildegard v. Beckels
heim, auch Hildegard v. Bingen ge
nannt, Aebtissin des von ihr gegründe
ten Klosters auf dem Ruprechtsberge
bei Bingen, und lebte vom Jahre 1098
bis 1179. Sie war die erste deutsche
Aerztin, die ihr« Erfahrungen und
Lehren über die Heilkunst auch durch
die Schrift mitgetheilt und überliefert
hat. Bisher kannte man nur ein Werk
ihrer Feder, die sogenannt« „Physica",
eine Naturbeschreibung vom ärztlichen
Standpunkte. Dr. Kaiser hat ab«r
neuerdings noch ein bisher ungedruckt
gebliebenes Werk, dessen Handschrift
in der Königlichen Bibliothek zu Ko
penhagen liegt, mit üb«rzeug«nder Be
weisführung auf die Aebtissin vom
Ruprechtsberge zurückgeführt. Die
Schrift trägt den Titel „Beatae Hilde
gardis causa« et curae" und enthält
eine Abhandlung über die Ursachen,
Kennzeichen und Behandlungsarten
verschiedener Krankheiten. Natürlich
darf man d«m Inhalt di«fes im 12.
Jahrhundert entstanden«» Werkes kei
nen wissenschaftlichen Werth in unse
rem heutigen Sinn« b«il«gen. Es ist
in der Hauptsache „Volksmedicin", wie
si« Hildegard vermuthlich aus einer ei
genen umfangr«ich«n Praxis und aus
den Ueberlieferungen des Benedictiner
ord«ns kennen g«lernt hatt«, dem sie
angehörte. Dr. Kaiser hat die Schrift
übersetzt und hat sich dadurch um die
Geschichte der Medicin «in anerken
nenswerthes Verdienst erworben, da
sich darin gewissermaßen die naturwis
senschaftliche Anschauung des gebilde
ten Deutschlands zur Zeit des zwölf
ten Jahrhunderts wiederspi«gelt. D«r
Mensch würd« damals als eine Ver
bindung des aus Erdenlehm geformten
L«ibes und d«r durch die Vernunft be
schwingten unsterblichen S«ele vorge
stellt. Der Sitz der Seel« ist das Herz,
von dem aus sie den Körper beeinflußt.
Seit dem Sündenfall ist letzterer vielen
Krankheiten ausgesetzt. Herz und
Lung« befinden sich auf der linken
Körperseite und werden von der Leber
wie von einem Ofen erwärmt. Die
Leber wirkt je nach der heilsamen oder
schädlichen Beschaffenheit d«r ihr zuge
führten Säft« durch ihre Adern auf die
Adern des Gehörs. W«nn der Mensch
Gutes hört, so fühlt er sich daher wohl;
andererseits können ihn ungünstige
Nachrichten krank mach«n. Die Melan
cholie soll vom Teufel stammen und
durch den Sündenfall in die Welt ge
kommen sein. Der Schnupfen geht
von schädlichen Säften im Gehirn aus,
Nasenbluten von verhaltenen Leiden
schaften. Diese medicinischen Vor
schriften und Lehren d«r würdigen
Frau standen bis in das 16. Jahrhun
dert hinein in hoher Achtung.
Höchste Protzerei.
Commerzi«nrath (zu einem Dichter):
„Herr Doctor, werden Sie nicht per
sönlich gegen mich, sonst kauf' ich Ihr
Geburtshaus und lass' es niederrei
ten!"
Moderne Kinder. l
„Nun, Otto, das ist wohl eine Be
kanntschaft aus dem Kindergarten?"
„O n«in, Onkel, wir haben uns
durch die Zeitung kennen gelernt!"
Immer imßeruf.
Frau: „Was für-ein verdrießliches,
saueres Gesicht der neue Commis im
mer macht!"
Weinbauer: „Ja d«r scheint in einem
schlechten Weinjahr geboren zu sein!"
—' Fortisfimo. Kapellmei
ster (bei Einübung «iner Haydn'fchen
Piece zu mehreren Musikern, w«lch«
eine mit korts bezeichn«!« St«lle koi
tissimo nehmen): „Meine Herren,
Haydn hat bisher ein „kort«'" gesetzt,
Si« aber machen daraus
spektakel"."