Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 28, 1901, Page 3, Image 3

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    Fremde Kchnld.
Roman von M. PnM-Brool.
(12. Fortsetzung.)
Im Hause herrscht« große Bestür
zung, als Hansens Platz am Früh
stückstisch leer blieb. Paul saß mit
verlegenen, schuldbewußten Mienen
I>a, die seiner Tante sicher aufg«sallen
wären, hätte si« nicht mit sich und ih
rer Sorg« um Hans genug zu thun ge
habt. Es ging überhaupt heute alles
drunter und drüber, der Hausherr ließ
sich entschuldigen, er habe die Nacht
durchgearbeitet und wolle nun den
versäumten Schlaf nachholen. Das
war freilich nichts Neues mehr, oft
hatte er durchgearbeitet, nie aber ver
säumt, sein« Frau vorher davon in
Kenntniß zu setzen. Diesmal unter
blieb diese Rücksicht, und G«rty fand
am Morgen sein Lager unberührt und
leer.
„Der junge Herr sei auch nicht
heimgekommen," meldete der Schwarze
besorgt. Das war noch niemals vor
gekommen; wohin mochte der Jüng
ling gegangen sein? Er pflegte sonst
das Haus nie ohne Erlaubniß zu ver
fangs legt« die Mutter der Botschaft
Cäsars geringere Bedeutung bei.
Vielleicht war Hans früh hinausge
ritten, wie er das schon mehrmals ge
<>ung. Sie wartete Stunde um
Stunde auf seine Wiederkehr, da aber
Niemand sich sehen ließ, auch der
Hausherr immer noch unsichtbar blieb,
erfaßt« Gerty die Angst. Sie ging
zuerst in das Knabenzimmer, wie der
Schlafraum der beiden Jünglinge
noch immer hieß, und sah nach. Han
alsi/auch in der Nacht nicht dagewe
sen. Entschlossen ging Frau Flem
ming ihren Mann zu wecken.
Behänge abgesperrt, die Luft mit
Gas- und Tabaksdünsten erfüllt.
Hans Flemming schlief den Schlaf
tiefer Erschöpfung, die sich deutlich
auf seinem bleichen Gesicht zeigte. Es
schien der Frau, als sei er über Nacht
gealtert; ti«f« Furchen zogen siH um
und Kinn, sein Haar
war «r krank und verheimlichte es ihr.
Frau G«rty schüttelte bekümmert den
Kops, dann öffnete sie vorsichtig, ohne
den Schlafenden zu wecken, die Fen
ster, und ließ frisch« Morgenluft un
gehind«rt einströmen. Di« Sonne be
schien da» fahle Gesicht d«s Handels
herrn, und seine Frau erschrak. Mehl
noch, als vorhin im Dämmerlicht, si«l
ihr s«in übles AuSseh«n auf, er sah
thatsächlich alt und verfallen aus.
Einigermaßen erschreckt rief sie
thn an: ch , '
wirrt rieb er die Augen.
„Die alten, bösen G«schäfte," klagte
sie. „Ist es denn wirklich nöthig, daß
Du ihnen Deine Ruhe opferst?"
Jetzt kam Hans Flemming das Be
wußtsein der Wirklichkeit. Er warf
«inen angstvoll suchenden Blick um sich
hen, Gerty?"
Hans ist fort, seit gestern Nacht. Ich
vor das esicht.
Halb in Angst, halb entschlossen sah
Sohn vor aller Welt bekannt habe."
„Was soll das heißen," fragte sie
erstaunt und zornig. „Der Undank
bare, wie kommt er dazu, solches zu
fordern? Ist er d«nn ganz von Sin
n«n? Soviel ich weiß, hast Du ihm
ten. Was bringt ihn nur'auf diese
Idee? Thaten wir nicht mehr als ge
nug für den uns fremdcnJungen, und
ist das d«r Dank, den et uns schuldig
ist. Als ob der Name seines Vaters
nicht gut genug für ihn wäre. Wüßte
ich nur, wie er zu der Forderung
kam?"
„Das mußt Du Deinen «Kiffen fra
gen," entgegnete Flemming schnei
dend. „Ihm, seinem elenden Neid,
seiner unbedachten Plaudersucht, ver
danke ich alles, mein ganzes Unglück."
„Ob es «in Unglück ist, muß «rst die
Zeit uns lehr«n, ich sage nur, wer so
wie Hans geliebt und verhätschelt
würd«, w«m so aus Herzensgrund die
R«chte eines Sohnes zugebilligt wur
den, der hat nicht erst nöthig, auf eine
Form zu dringen, die für ihn doch
nur insoweit von Bedeutung ist, als
ke ihn zu D«inem Erben macht."
Gerty war bös« geworden, und sah
blitzenden Auges, lampfgerichtet aus
ihren Mann.
„So also sprichst und denkst Du
von unserem Knaben," erwiderte er
tief verletzt. „Kennst Du ihn denn so
wenig, um so Unwürdiges auch nur
für einen Augenblick anzunehmen?"
„Unwürdig od«r nicht, «r hand«lt
wie ein Undankbarer, das ist gewiß."
„Mein Liebling, mein armer Lieb
ling," schluchzte der Mann jetzt trost
los auf. „So werden alle Dich v«r
k«nnen müssen, alle, nur Dein Vater
nicht. Zu früh, gewaltsam gingen
Dir die Augen aus, und Du ertrugst
das Licht nicht, ivelches sie Dir zeig
ten, darum flohst Du von uns."
„Du willst den Jungen noch verthei
digen?"
Der Frau Empörung kannten keine
Grenzen mehr, darüber entgingen ihr
di« räthselhastin Worte ihres Mannes
ganz.
Flemming schien mit einem Ent
schluß zu ringen. Unruhig ging er im
Zimmer auf und ab. Endlich wandte
er sich an seine Frau.
„Komm, setz' Dich her zu mir
Gerty," bat er sanft. „Endlich ist
meine Stunde gekommen. Ich bin
Dir schuldig, die Wahrheit zu beken
nen. Du sollst mich hören."
Er beichtete alles.
Unaufhaltsam drangen die Worte
aus dem Mund des Sprechenden. Es
war, als gewähre es ihm eine Erleich
terung, die lang' getragene Schuld
endlich von sich abzuwälzen. Er ließ
nichts au« und-schont« sich nicht, für
Hannahs Tr«ue, für ihr uneQdlich«s
Vertrauen hingegen fand er »innige
Worte der Dankbarkeit. Dann schil
dert« er di« g«strige Unterredung mit
Hans, sprach von dem Herzeleid des
Knaben, dem seine W«lt entgöttert
wird. Der Eltern Schuld erstand
auf's Neue, Glied an Glied reihte sich
die Kette bis auf den heutigen Taa.
dem dieses Kind, das Deine Liebe mir
mit erhielt, auf immer fehlen sollte."
Sie schwieg, im Innersten erschüt
tert. Noch faßte ihr Geist nicht, was
angesehen, wollte ich vor Dich treten,
Dir alles zu gestehen. Die Furcht
bannte meinen Willen. Wenn Du mir
zürntest, nxnn Du das schuldlose Kind
von Dir stießest. . . Und« dann die
Mutter, soll sie als Schuldig« vor Dir
stehen. Du kennst sie, kennst ihren
Stolz, um ihretwillen auch schwieg ich,
mußte ich schweigen. Kannst Du mir
das v«rz«ihen?"
Er schwieg und sah angstvoll in ihr
Gesicht.
Sie regte sich nicht. Einem Mar
morbilde ähnlich, schien sie in Gram
und Schmerz erstarrt. Ein leises Zit
tern erschütterte ihren Körper, die Au-
Sie sah ihn an. Sein über Nacht
gealtertes Gesicht, der müde, hoffnungs
lose Ausdruck in demselben rührten sie
wider Willen. Wie sehr mußte der
Vater seinen Sohn lieben! Halb zog
ihr Herz sie zu dem Einsamen, doch
ihre Hand winkte abwehrend.
„Laß mich, Haus", bat sie tonlos,
„ich brauche Zeit, um zu verwinden,
daß alles, allls Täuschung war."
„Auch meine spät erwachte Liebe zu
Dir", rief er bewegt, „auch unseres
Knaben kindliche Zärtlichkeit? Sein
letztes Wort war Dank für Deine Lie
be, die Du selbstlos dem Kinde schenk
test. Ist das auch Täuschung? Täu-
O,
kommen ist, laß es Erlösung für mich
fein! Endlich ist all«s zwischen uns
klar. Mich drückt ferner kein Geheim-
und her, wie in heftigen Schmerzt».
Die Lippen zitterten' leicht, und über
ihre Wangen flössen dicke Thränen.
„Ich kann nicht, Hans", klagte sie,
„es thut zu weh. Alles in mir ist todt,
„Mein armes, liebes Weib." Der
Handelsherr erfaßt« zärtlich sie
weiße Hand seiner Frau, die sie ihm
willenlos überließ. Als er sie aber
an sich ziehen wollte, wich si«'zurück.
Er sank vernichtet in seinen Stuhl.
„So geh' denn, liebe Frau", seufzte
er, „laß mich allei». Ich muß mich zu
fassen suchen. Der Schlag trifft hart.
An einem Tage verlor ich Weib und
Kind."
„Hans kehrt zurück," versuchte sie zu
trösten.
Stimme.
„Das hast Du nicht. Was je ein
Vater thun konnte, hast Du an Hans
gethan. Er wird sich dessen crinn«r>>,
Sie wollt« mich etwas ihren Worten
hinzufügen, die Lippen versagten ihren
Dienst. N«rvös zupfte sie an den
Spitzen ihres Morgenkleides, den Blick
des Mannes vermied sie bang.
«Ich gehe jetzt." Sie stand plötzlich
I>tzt will ich nicht, daß sein Anblick
„Du wolltest ihm helfen?"
Vetter Fritz bestimmen, waS
„So denkst Du?"
„Ich denke," erwiderte sie stolz, „daß
Deines Sohnes Recht« allem andern
mrlte Flemming, und sah der rasch
enteilenden Gestalt mit trüben Blicken
nach. „Für alle andern, warum nicht
„Ist's wahr, Mister Flemming, Wils
kehre nicht zurück?" fragte er.
„Wer hat Dir denn das Märchen
aufgebunden?" Der Handelsherr er
regte sich.
„Master Paul mir haben gesagt,
weil Cäsar ioeint, daß seinMaster nicht
zu finden sei", entgegnete der Neger
sieht! Ich hätte ihn für klüger gehal
ten", sagte Flemming grimmig. „Nun
ja", fuhr er gefaßter fort. „Hans hat
uns in der That seit gestern Nacht ver
lassen. Hat er seine Sachen mitge
„Nun wenig, Mister. Ein ganz klei
ner Koffer fehlt. Wo wollen Master
„Dir«ct nach Bahia."
Di« Augen des treuen Burschen
leuchteten auf in ungeheuchelter
Freude.
„Mein Master geht über großes
Wasser und hat Cäsar nicht mitge
nommen, das ist nicht recht. Cäsar
möchte gern mit seinem Master gehen
in weißes Haus und an todten Missis
Grab."
Dem Handelsherrn kam eine Idee.
„Hör, Cäsar", sagte er, „ich will
ger Herr zürnt mit mir, ich habe ihm
erzählen müssen, wie alles früher war.
Nun ist er von mir gegangen, vielleicht
zu seiner Mutter Grab, vielleicht auch
weiter. Die Welt ist groß, und ihn
treibt jugendlicher Muth davon. Zu
«r erst spät, in drei Jahren
nicht, vielleicht weist er in seinem ge
kränkten Gefühl auch Deine treuen
Dienste ab. Du darfst aber nicht von
ihm gehen. Lieber soll «r Dich in der
ersten Zeit nicht sehen, nicht merken,
daß Du in seiner Nähe bist."
„Wie kann ich um den Master sein,
wenn er Cäsar nicht dulden will?"
„Davon später. Für jetzt versprich
mir nur, mit ihm zu ziehen. Hans^st
rufst Du mich, und ich wrrde zur
Stelle sein. Wirst Du das alles für
uns thun?"
„Cäsar geht mit Master, wohin er
will. Er hat es todten Missis verspro
chen". antwortete d«r Neger.
Ein Alp siel vom Herzen des b«.
trübten Baters, der jetzt den Schwär
zen mit Rathschlägen versah. Es lag
ihm alles daran, daß Hans von seiner
ab«r in Verachtung das war
das Bitterste. Hätte sie ihm lieber
noch gezürnt.
verließ ihn nicht mehr. Was mochte
geschehen sein? Hans war kort, der
Oheim blieb unsichtbar, die Tante
schlich mit gerötheten Augen durch das
Haus und hatte für den einst verhät
schelten Neffen nur kühle, flüchtige Ab
schiedsworte. Er fühlte, sein« Actien
standen schlecht, w«nn er doch lieber ge
schwiegen hätte!
Der Wagen rasselte den Weg hin
unter, nach einer Stunde kehrte er zu-
fek deS KutlcherS Uder den yof, oer
Stall wurde geschlossen und alles
blieb wieder still. Es war finster ge
löfcht?und die Leute gingen zur Ruh';
das große Haus lag still, wie ausge
storben da.
Knaben in diesem Raum, nie mehr
hielt Verths leichter Schritt vor seiner
Thür an. Verloren, verloren durch
ihm fehlte. In tiefem Weh starrte der
große Thränen langsam über die
Wangen flössen.
Da öffnet sich hinter ihm leise die'
„Wir wollen zusammen tragen,
„Gerty, Gerty!" Ein lauter Schrei,
dann birgt der alternde Mann sein
Haupt an seines Weibes Schulter und
bittet leise:
„Vergieb, o vergieb, mein Lebenlang
will ich Dir danken, ich liebe Dich ja so
sehr."
Auf hohen Wellen schwimmt ein
stolzes Schiff über d>n Ocean. Es
trägt an Bord eine große Anzahl Aus
wanderer mit sich, die ihrem Vater
lande den Rücken wenden. In einer
neuen Welt blüht ihnen, so hoffen sie,
ein neues Glück, und neue Heimath
wird ihnen statt der alten, aufgegs
benen! Unter ihnen befindet sich auch
der jung« Hans Flemming. Er hat
ten Kinde des Reichthums hätte er
warten sollen, den ersten Platz -i>n
Schiffe belegt. Mit andern, ärmeren
Genossen theilt er das Zwischendeck.
Der Capitän läßt ihn gewähren, er
fijhlt,. der arme Junge muß erst mit
sich ins Reine kommen, ihm Theilnah
me zu beweisen, wäre noch zu früh.
in sein Geschick eingegriffen und das
schwank« Lebensschiff des Knaben 'N
das richtige Fahrwasser gebracht.
Heimlich aber beobachtet er den jungen
Flemming scharf, und was er sieht, ge
fällt ihm. Er unterscheidet sich in
nichts von de» übrigen Passagieren der
zweiten Kajüte. Er ißt mit ihnen,
unbequeme Lager in den Hängematten,
ohne Git der Wimper zu zucken. In
folgedessen geht es Cäsar um vieles
besser. Damit sein Herr ihn nicht
gleich zu Ansang der Reise bemerken
soll, hat ihn der Capitän hinüberge
nommen und läßt ihn dem Steward
der zweiten Kajüte behilflich sein.
Wenn aber die Abendnebel das Schiff
in Dunkel hüllen, dann schleicht der
Schwarze ins Zwischendeck und sucht
und sucht, bis er seinen Master fin
det, der meistens, einen traurigen Zug
in dem ernst gewordenen Gesicht, am
Bordrand lehnt und in das schweigen
de Wasser starrt. Cäsar möchte manch
mal weinen, so sehr dauert ihn sein
armer Herr. Er sieht verändert aus
und ist um Jahre gealtert.
Die „Elbe" hat gute Fahrt. Zur
rechten Zeit kommt sie ans Ziel, lich
tet die Anker und legt im Haftn von
Bahia an. Hans nimmt Abschied vom
Capitän, dem letzten Menschen, der
ihn ans theure Vaterhaus erinnert;
der hält ihn noch zurück.
„Wohin gehen Sie?" frägt er ihn.
„Ins Innere", erwidert der junge
Mann ausweichend.
„Haben Sie einen besonderen
Plan? Ich kenne inele Firmen in
Bahia und könnte Ihnen behilflich
sein!"
roth.
„Wenn Sie das wollten. Mir fehlt
jede Empfehlung. Ich vergaß, das>
heißt, ich v«rlvr die von meinem Va
ter. . ."
Er brach ab. Das Lügen wurde
ihm schwer.
„Braver Junge," freute sich der al^
diente wohl, daß man ihm sein Loos
„Das verschlägt hier nichts," tröstete
er den Besorgten. „Ich denke, Sie
kommen auch ohne Papiere zum Ziel.
Was für eine Art von Beschäftigung
sagt Ihnen am meisten zu?"
„Jede, die mich in den Stand setzt,
unabhängig zu sein," erwiderte Hans
verlegen.
' „Bravo, das war eine wackere Ant
wort. Wir werden schon sehen."
„Was sich Freund Flemming denkt,"
sagte er zu sich selbst. „Der Junge
Welt, auch ohn« daß der Alte die
schützende Hand über ihn hält."
Da er es versprochen, schreibt der
Capitän noch einige Empfehlungen,
die er dem jungen Mann übergibt.
„Ich bleibe einige Zeit im Hafen," sagt
«r zum Schluß, „wenn Si« Austräge
Wieder fühlt der junge Mann, wie
seine Puls« klopfen, er errathet heftig.
Was mag der wackere Mann von ihm
denken, sicherlich hält er ihn auch für
einen Undankbaren.
Als der Letzte betritt der junge
Mann das Land seiner Geburt.
d«n B«'!? machen milderen, versöhnli
ch«r«n Regungen Platz. Er hat ihn
trotz allem sehr geliebt; was er auch
erheben wollte; das Licht in seinen A
ugen erlischt. Er ist so einsam inmit-
lärmenden Menge.
daß ihm unhörbar auf leichten Sohlen
ein Neger folgt. Der scheint, im Ge
gensatz zu ihm, h«iter beivegt, die dun
keln Augen funkeln vor Lust, sein
ist elastisch und leicht. Cäsar
findet sich, eh' er's gedacht, am Rande
des Urwaldes.
Me auf den jungen Wanderer herab,
der stehen bleibt und feinen Augen
nicht trauen will. So nah« ist er den
nen sich von Baum zu Strauch, zeigen
ihre seltsam gefärbten Büthen und
breiten ein undurchdringliches Blätter
all, ei,n« fremde Wunderwelt thut sich
vor d«s Jünglings Blicken auf.
Seine Brust wird weit, die leidvolle
jüngste Vergangenheit versinkt, schran
kenloses Entzücken erfüllt sein Herz.
Der Heimath Zauber umgibt ihn ganz.
stand einst die Wiege des Kindes.
Der kleine Koffer entsinkt der mü
den Hand; um den Jüngling ist's still;
träumt von wunderschönen Dingen,
von Elternliebe, neuem Glück. Aber
der Weg war weit, die ungewohnte
Hitze schläfert ihn ein. Der Kopf sinkt
ermüdet auf den Koffer, und Hans
schlummert tief und fest, unvermerkt
sinkt er dem Gott des Schlafes in die
Arme.
Mi! einem Ruf des Schreckens er
wacht er endlich! Wie unvernünftig
ficht taucht hinter ihm auf, und mit
.Master, guter Master," stürzt Cä
sar seinem Herrn zu Füßen und bedeckt
schwarz«, schwielige Hand.
„Wo kommst Du her?"
„Wo kommst Du her?" wiederholt
er seine Frage, da Cäsar schweigt, noch
einmal. „Weiß denn mein Vater um
Deine Reise oder flohst Du von Haus«
fort?" '
„Cäsar seinen Master gesucht und
Cäsar ihn gefunden hat. Braver Mann
auf Schiff nahm armes Neger .nit
sich," log der Schwarz« dreist.
„Nicht etwa der Capitän der „El
be"?" fragte sein Gebieter mit plötzlich
.erwachtem Argwohn. „Wie hieß der
„Cäsar weiß. Master ist
dieser Beweis von Liebe lind Anhäng
lichkeit thut seineu, Herzen überaus
wohl.
„Großes Schafs fort sein," phanta»
sirte der Neger weiter, „da nahm mich
fremder Mann auf Segelschiff!"
„Und Du hast gewußt, wo Du mich
finden wirst, mein treuer Kerl?" fragte
todte Misfis schläft, wird weißes Hius
sein Kraushaar.
„Frag' Master, ich antworte," sagte
«r mit einem Seufzer.
„Vater und Mutter mir starben fort,
und als weiße Mister aus kaltem Lau«
de kam, nahm er mich in sein HauZ.
Zuvor hat Cäsar arbeiten müssen, viel
arbeiten auf Pflanzung in Sonnen
brand. Dann aber wurde es schön, be
gut sie war. Drum nahm lieber Gott
sie zu sich in Himmel, als Master noch
ein kleiner Knabe war, so klein." Er
?Und mein Vater, Mister Flem
sich, „wo war er zu jener Znt?"
„Mister hat sort gemußt, lang zu
vor. Vater sein war krank, sehr krank,
reisen. Da wurde kleiner Master
trank, o, so krank. Missis vergaß alles
um ihn und Mister Flemming war
ganz bleich und ging nicht schlafen viel«
Nacht, bis Master besser war und
Missis ihn fortschickte, denn IleineKind
kann reisen, und der alte Mann
reisen dürfen, dann todt, und
Cäsar brachte Master seinem Vater
hin, wie Missis ihm befohlen hat."
Dem Jüngling wurden die Augen
Die Gegenwart forderte indessen für
den Augenblick ihr Recht. Cäsar sah
seinen Herrn erwartungsvoll an, was
sagen," bemühte Hans sich, zu scherzen.
„Was soll ich hier nun mit Dir
thun?"
„Mich bei sich behalten. Wir b«!de
Grab."
„Das soll das Erst« sein," erwiderte
Hans gerührt. „Was aber dann? Ich
Pflanzung lernt."
Der Jüngling schwieg. Er sah ein,
seinen Cäsar wurde er nicht los, fürs
Vater schrieb, für die kecke Flucht des
daß man ihn dort aus der Pflanzung
behielt, bis sich Gelegenheit fand, nach
Deutschland zu gehen, denn für immer
konnte «r sein Geschick nicht mit dem
des Dieners verbinden. Die Existenz
desselben würde sür ihn ein Hemmniß
junge Mann seine Lage klar und ohne
Bitterkeit. Er empfand keine Reue,
daß er gegangen. So sehr er seinen
Bater liebte und bemüht war, die
Das Bild der Mutter, die er ge
dachte er an sie, quoll furchtbare Bitter
keit in ihm auf. Ach, alles, was sie ge
litten, hatte ihren einzigen, geliebten
Bis dieser Makel nicht von ihm ge
nommen war, konnte er nicht mit dem
Vater leben, nicht dessen Frau ins
Auge sehen. Was würde die Mutter,
nun sie alles wußt«, von ihm denken?
tete. „Ich weiß ein Unterkommen in
der Stadt."
Willenlos folgte Hans feinem Füh
rer, er war aufs tiefste erschöpft. Dl
ein, als er in das bestürzte Gesicht des
Vi«lgetreuen blickte. „Es geht nicht,
Cäsar, glaub es mir."
Der arme Cäsar erholte sich schwer
von seinem Schrecken. Was war in
Arbeit, Entbehrung, wenn es sein muß
te, obwohl der brave Bursche nicht ein
sah, wie so des reichen Mannes einziger
nein Mal so heftig nach Arbeit ver
langte, Gestern, so schien es, war er
einverstanden, wollte mit ihm in seine
schweigst, Alter?" Nervös
trommelten die Finger des Jünglings
auf die Fensterscheiben.
„Cäsar wartet, was Master mit ihm
(Schluß folgt.)
Modern. Lehrer (zum neu
zugekommenen Schüler): „Kannst Du
da» „Lied von der Glocke" auswen
dig?" Moritzche: „Nee, Herr Lehrer
aber e' Parodie darusfl"
Für die Küche.
Kalbsschnitzel mit Citro
nensauce. Beliebiges Kalbfleisch
wird in dünne Schnitzchen geschnitten,
in Mehl und Seminelbröseln gewälzt,
in Fett rasch gebacken. Nun streicht
man eine Schüssel mit Butter aus, legt
die Schnitzchen darauf, träufelt Citro»
Milchrahm und läßt die Schnitzeln
ein« halbe Stunde im Rohr dünsten.
Gebackene Kalbsnieren.
Ganz frische Kalbsnieren schneidet
man, doch ohne sie ganz zu trennen, der
Länge nach durch, brät sie in guter
Butter goldbraun, legt zwischen die
beid«n Hälften ein Stückchen Sardel-
d Pudding
den achtEigelb daran gerührt.
Nun kommen unter stetem Rühr«n
kleine und große Rosinen, kl«in ge
schnittenes Citronat, ein wenig gesto
ßene Mandeln und ein Stück zerlassene
Tauben, setzt sie zu, giebt
Wurzeln, «ine Zwi«bel, etwas Pet«r
silie, Pf«ff«rkörner und Salz hinein
vor dem Anrichten das kleing«schnitt«ne
Brustsleisch der Tauben hinein. Auch
kann man Sago vorher blanchirt dazu
G e k o ch t e r B a r s ch. Der Barsch
beln, Pfefferkörner, Butter und Salz
f«l Mehlem 2 Löffel frischer Butt«r,
sovi«l Fischsupp«, daß «ine dicksämig«
Sauce entsteht, läßt dies« auskochen
und richtet die Fische darin an.
legt auf jede Scheibe eine halbe ge
wiegte Sardelle und eine Prise Pfeffer.
Dann rollt man die Rouladen zusam-
Sauce und Peters,l.enkartosse n zu
Pommer'fcher Rippen
fpe« r. Ein Stück Schweinsrippen
fpeer wird sehr breit gehackt und die
Rippen tn d«r Mitte vom Fleische ge
kippt, so daß es sich füllen läßt. Da
hinein legt man geriebenes Brot,
Aepfel, gebacken« Pflaumen und mischt
diese Füll« mit etwas Zucker. Man
kippt darauf die anders Hälfte darüber
»nd näht sas Stück zusammen.
Darauf legt man es trocken in die
Bratpfanne und brät es ohne Butt«r
unter öft«r«m Angießen von ganz we
nig Wasser gar. Nur bei ganz mage
ren Stücken wird ein wenig Butter mit
verwendet. Man gießt so vi«l
saure Gurke, Z-—4 fein wiirftliq ge
schnittene Zwiebeln, Pfeffer und Salz
werden zusammen F«u«r
«eilen.
Geschäftsgeheimniß.
„Sagin Sie mir doch, was für «in
Unterschied ist zwischen der ersten und
zweiten Qualität Ihres Thee's?"
Kommis: „Das will ich Ihnen Mon
sagen aber ganz uvter uns! Bei
der erst«n Qualität ist der gute mit
schlechtem gemischt, bei der zweiten de?
schlecht« vit dem guten!" 3