Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 12, 1901, Page 3, Image 3

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    Fremde Schuld.
Roman von M. Priggc-Brook.
(2. Fortsetzung.)
Frau Flemming schüttelte betrübt
de» Kopf. Das hatte sie sich anders
gedacht: „Ob ich ihr wohl beikommen
thut das arm« Ding doch leid. Arme,
kleine Gerty. "
Es schien nicht, als ob sich ihr dei
nen Gleichmuth, der bei so jungen
Ob sich das Mädchen damals leicht
hätte selbst die besorgte Tante nicht
ter.? Was sie sich vornahm, erreichte sie
mit seinen Eltern in
gerieth. Von dieser Zeit an stellte sie
sich offen auf sein« Seite.
doch wieder mehr, spielt« und mi«d di«
locker« Gesellschaft. Dann lehrte er
zurück. Unlustig zu Allem, zwei Ding«
Arbeitstisch und zählte die Stunden,
bis sein Vater zur Börse fuhr. Dann
verschwand auch der Sohn.
ches Staunen wandelte sich unter dem
Einfluß seiner Worte bald in bange
Bestürzung.
„So willst Du wirklich von uns ge
hen, mein geliebter Junge," sagt« sie
zärtlich, vorwurfsvoll, als er endlich
schwieg.
Sie konnte sich immer noch nicht fassen.
„Ich begreif« nicht," sagte sie halb
zu sich, halb zu ihrem Sohn gewandt,
mit Dir!"
ihn zum Reden."
„Wie ungestüm Du bist!" klagt«
Frau Hildegard. „Wart' doch ab, was
Seine Mutler zog ihn dicht neben
sich
-„Wie gefällt Dir unser« Gerty?"
fragte si« unhermitt«lt.
„Versteh' ich Dich recht, liebe Mut
siir Gerty? Wie in aller Welt kommst
zum Lachen!"
wenn Du Gerty liebtest und sie Dich?"
„Ein Unglück kaum, ein Wunder
wie meine kleine, eigensinnige Cousine."
„Und Du warst in letzter Zeit so
freundlich zu ihr."
„Weil sie mich Sie steht
sagtest Du etwas, Mama?"
„Ich hätte schweigen sollen," tadelte
sie sich selbst. „Ich hatte Recht, zum
„Mutterchen, Du bist ja köstlich, be
jahst und verneinst in einem Athem,
um schließlich zuzugeben, daß Du gar
nichts weißt. Das müßte der Bater
urplötzlich große Eile zu haben.
sehen, Kind," sagte sie, der Ausflucht
froh. „Wann, sagtest Du, daß Dein
Schiff fährt?"
« » »
Acht Tagt später hielt der Reisewa
gen vor dem Einfahrtsthor des stattli
schlagenen Koffer des jungen Herrn.
Dieser f«lbst stand zwischen Vater und
Mutter, hinter d«nen Gerty sich halb
Mann sich los.
blaßtem Gesicht neben der Tante stand.
„Adieu, Gerty, leb' wohl," sagte
fth«n. Z^"
die Feindschaft des alten Herrn g«g«n
alles, was nicht Geschäft hieß, fast als
Feindschaft gegen sich selbst, und hatte
er der Musik entsagt, fortfuhr, die Au
s verbot, das hatte Hans in
tiefster Seele «rbittert.
Kein Wunder, wenn er envlich der
höchste Zeit.
die Reise zu einem Vergnügen gestalten.
Nachdem Hans mit Hilfe des Vaters
seine Sachen in der ihm bestimmten
Kabine untergebracht, betraten Beide
das Deck zum letz.cn Abschied.
Die Menge der Passagiere drängte
Angehörigen oder lieben Freund, der
ihm das letzte Geleit gab. Manche
Thräne floß. Auch Flemming war be
„Leb' wohl, mein Junge, leb' wohl!"
Man schob und stieß, die laut«
Stimme des Capitäns übertönte den
Lärm, er forderte die Gäste auf, das
Schiff zu verlassen, weil er die Anler
lichten lasse. Man umarmte sich zum
letzten Mal, die Boote füllten sich, und
Mädchengeftalt, die einsam, wie von
der Welt verlassen, an Bord des Dam
pfers stand. Sie hielt sich dem Lande
Die Schiffsglocke wurde laut, klir-
Bei Hans machte der Abschieds-
Ein Gefühl, von Schrecken und
Furcht seltsam gemischt, durchzog den
jungen Mann. Er neigte sich noch ein-
geschaffen zu sein, den Mittelpunlt der
kleinen Welt zu bilden, di« der Zufall
zusammen geführt.
auf dem Schiffe, di« drüben bereits
festen Fuß gefaßt, der alten Welt nur
einen Besuch abgestattet hatten, um
die meisten in der Lag« des junge«
Flemming, da sie gleich ihm in Ge
schäften den fremden Erdtheil aufsuch-
und ein Gymnasiallehrer ver
vollständigten die männliche Gesell
en Damen war man minder reich
müttern, die sich bereits bei dein uner
schöpflichen Thema Dienstbotenärg«r
zusammengefunden, war eine junge
Amerilanerin an Bord. Sie sah ganz
so aus, als habe sie «s aus «in Aben
teu«r, zum Mindeste» auf einen mehr
oder weniger ernsten Flirt abgesehen.
Mrs. Sanderson, wie sie sich nannt«,
wollte bereits seit zwei Jahren Wittwe
sein und gleichzeitig neunzehn Jahre
zählen; demnach mußte sie sehr jung
in den Ehestand eingetreten sein. Je
denfalls trug sie ihr trauriges Geschick
mit Fassung, ließ ihre schwarzen Au
gen von Einem zum Änderen gehen und
fühlte sich sichtlich sehr wohl. Concur
renz brauchte sie kaum zu fürchten, die
beiden jungen Dinger, zwei Backfische,
die mit ihrem deutschen Bater zurück
kehrten, waren zwar s«hr hübsch, aber
dabei so kindisch, daß si« nicht zu fürch
ten waren. Auch Frau Blanke - Kei
ften, eine ehemalige Sängerin, wi« ihr
zwei Klippen, an denen manche elend
zu Grunde ging. Zu dem Ziel, das
Käthe Sanderson im Auge hatte, führ
ten beide nie oder doch nur sehr, sehr
selten!
Ihr Interesse wandte sich jetzt dem
jungen Flemming zu. Sein« hohe Ge
stalt überragte seine Nachbarin um ein
Bedeutendes, das feine, etwas weich«
Gesicht, die großen, melancholischen
Augen, sowie die ganze Haltung und
Gestalt ließen ihn ihr überaus anzie
hend erscheinen. Sie fragte den Capi
tän so lang« kreuz und quer, bis er ihr
zu Willen war und Alles erzählte, was
er nur irgend von dem jungen Manne
wußte. Als geborenem Hamburger war
Brinkmann die Bedeutung der Flem
ming'sch«» Fabrik in der benachbart«»
Hansastadt wohl bekannt, er wußte
auch von den ausgedehnten Besitzungen
der Firma in Brasilien zu erzählen,
und daß d«r einzige Sohn und Erb«
dorthin gesandt sei, um di«se vorläufig
selbst zu verwalten.
Die schwarzen Augen der Wittwe
funkelten. Sie ließ den jungen Mann
nicht einen Moment unbeachtet und
ärgerte sich, daß er nicht «in einziges
Mal zu ihr hinübersah. Dafür hing
Mädch«n, dessen zartes Gesicht sich un
ter dem Einflüsse der Taselsreuden
leicht hatte, sie sah wunderbar
Blick zu, den der arglose Mann zum
Glück nicht verstand.
„Was wollen Sie?" sagte sie ver-
das «rwar
hab« noch di« Ehre,"
„Wie Sie vergeßlich sind!" Die
junge Wittive drohte mit dem Finger.
im Nu das Herz der oberflächlichen
s
Geiste stand.
zugewiesenen Theil des Berdeckes auf
und ab spazierten. Was Käthe ihm
Alles erzählte, von ihrer Heimath, ihrer
kurzen Ehe, dem Wohnsitz ihres Man
nicht fein. Ein Wesen, geschaffen, um
kunft. Lüge Alles. Die Amerikane
ihr-u Gsll " tsi
nahs kleine Geschichte erzählt«? Gleich
viel, er Iveiß nun wenigstens, weß Gei
«uf Deck. Ueber Nacht ist der Wind
umgeschlagen und hat kühle» regneri
sches Wetter gebracht. Die Reisenden
liege» in ihren Kojen und zahlen dem
M«eresgott ihren Tribut. Nur «inig«
bleiche Gestalten gleiten ruhelos anein-
Schicksal zu entkommen, das si« doch
schon gefaßt hat, bereit, sie im nächsten
Augenblick ebenso hilflos niederzu
zwingen, wie ihr« Mitl«id«nden.
Nur Hans Flemming macht «in«
Ausnahme. Ihm ist das Meer kein
Schreckgespenst, als Knabe schon tum
melte er sich auf seiner salzigen Fluth.
Di« Seelrankheit blieb ihm beharrlich
fern. Um so bedauerlicher, daß er
Niemand findet, der ihm Gesellschaft
leistet, da den Capitän des Dienstes
ewig gleich gestellte Uhr zu seinen
Pflichten rief. Schon dreimal mahnte
der Steward an das Frühstück, ohne
daß jedoch der einsame Gast ihm folg
te. Ihm graut vor der großen Tafel,
die gestern noch «ine fröhlich: Gesell
schaft sah. Der Wind weht scharf aus
Südost, den jungen Mann überläuft es
kalt. Schauerlich« Temperaturwechsel,
gestern noch so mild und heut«
Unwillig schlägt «r den Kragen sei
nes Wettermantels höher und wendet
sich der Treppe zu. Er muß doch end
lich frühstücken, ein« Tasse Thee wird
wohlthuend sein. Um in den Früh
stückssaal zu kommen, muß Hans am
Steuer vorbei. Sein Fuß stockt plötz
lich, und seine Aug«n öffnen sich weit.
Da steht sie vor ihm, die hohe, biegsame
Gestalt, an die er seit gestern unzählige
Mal« hat denken müssen.
Das junge Mädchen hört seinen
Frcudenschein überzieht das liebliche
Gesicht, dem das grelle Morgenlicht
W sich!
die feine Mädcheng«stalt.
„Man darf nicht erst nach Ihrem
Ergehen fragen," entgegnete er ver
gnügt. „Die Thatsach« Ihres Hier
seins spricht für Sie. Ist denn bei
Jhn«n Alles krank?"
der Einzige?"
„D«r seefest zu sein scheint. Gott sei
Dank. Mir ist das Meer lieb und ver
traut seit Kindertagen. Selbst etwas
Gischt auf's Verdeck spritzen läßt.
erreichten die Beiden ihr nächstes Ziel,
die Treppe. Mit einiger Müh« ließ
Hans sich hinuntergleiten und streckte
behagliches Ansehen gab.
Der Genuß des heißen Getränles
in Verbindung mit den ausgewählt
das köstliche Gefühl des Wohlgeborgen
(Fortsetzung folgt.)
gestellt. „Mit
Bedenklicher Fund,
plötzlich das verzieht): „Es ist
K lassisch. Buchhalter :„Herr
Buchhalter: „Wie haißt sagt ja
schön!""
Z?ür die Küche.
Franz? s, Tomatensuppe.
Hehn reife Früchte werden zerschnitten»
Nelke). Gewöhnlichen Brodteig
rollt man fingerdick aus, lezt den
Schinken in die Mitte, schlägt den
Teig mit Wasser und bäckt den Schin
ken 3—4 Stunden im mäßig heißen
Ofen.
Pfirsichspei s e n I u M i in o
fa. Ein Dutzend schöne, reife Pfirsiche
schält und halbirt man und Üt
gener Sahne und 1 Unze aufgelöster
Gelatine, füllt die Masse in ausge
spülte Porzellanformen und stürzt sie
schälten und halbirten Pfirsichen, die
man auf Eis hat starr werden lassen
und nun in kleine Baiserschalen legt,
mit Sahnenschaum bedeckt und rund
um die Creme anrichtet.
Königsberger Klopp s. 1j
Pfund Schiveinefleisch, ebenso vi«
Rindfleisch, fein gehackt; j Laib einen
Tag altes Weißbrot, dazu gerieben,
ebenso «in« große Zwiebel. Ferner: je
eine Messerspitze Muskatblüthe, Nel
ken, Allspice, Pfeffer! Salz nach Be
darf, 2 Eier. Gut vermischen, ca. AI
Klopps formen, 15 Minuten in Wasser
kochen. Mehl in 2 Eßlöffeln Butter
hellbraun schwitzen, mit der Brühe
nachfüllen, das feingehackte Fleisch von
2 gut geiväss«rten Häringen und ein«
geriebene Zwiebel dazu geben. Die
Sauce muß schön sämig sein. Man
würzt sie nach Geschmack mit Essig und
fügt eine halb« Flasche Kapern hinzu.
Nachdem si« durchgekocht und ihr Ge
schmack geprüft ist, müssen die Klopps
darin eine Stunde lang mehr ziehen
als sieden. Mit Citronenschalen servi
len.
Omelette mit Kräutern.
6 Eier, 6 Eßlöffel Milch, «twas Salz,
1 Prise Pfeffer, 2 gestrichene Eßlöffel
aromatische Kräuter, 2 Unzen Butter,
Zum Paniren 1 Ei, j Unze geriebene
S«mm«l. Ausbackfett, 6 Eier, Milch,
Salz und Pfeffer werden sehr schnell
zusammengequirlt, j Unze Butter wird
in einer Pfanne geschmolzen und ein
Drittel der Masse hineingegossen; un
ter häufigem Schütteln der Pfanne
läßt man die Masse dicht >verd«n, läßt
dann die Omelette auf einen Bogen
weißes Papier gleiten, bestreut sie mit
dem dritten Theil der gewiegten Kräu
ter und hebt das Papier an einer Seite
hoch, damit sich die Omelette zusam
menrollt. Nachixm von der übrigen
Masse noch 2 Omeletten gebacken wur
den, wird jede ders«lben durch schräg«
Querschnitte in drei Theile getheilt,
diese werden in Ei und geriebener
Semmel panirt und in heißem Back
fett ausgebacken.
Straßburger Kartof
feln. Man dünstet in einem Viertel,
pfund Butter zwei feingehackte Zwie
beln, ohne daß sie sich bräunen, schwitzt
zwei Eßlöffel Mehl in dieser Masse
und verkocht dann ein Pint Sahne und
ebensoviel Kalbsbrühe damit. Die
Einbrenne wird zuletzt mit Salz, wei
ßem Pfeffer und durchgestrichener He
ringsmilch gewürzt. Mit dieser Sauce
vermischt man zwei Quart frisch abge
kochte, in Scheiben geschnittene Kar
toffeln und zwei würfelig geschnitten«
und in Milch gelegt hat. Die ganze
Masse wird in eine Schüssel geschüttet,
di« einen Teigrand erhält. Man be
streut das Gericht mit geriebenem
Parmesankäse und geriebener Semmel
und beträufelt es mit Butter. Bei mä
ßiger Hitz« läßt man es eine gute
Stunde im Ofen backen. Als Beilage
dienen Hammel- oder Beefsteaks.
Mailänder Kalbsripp
chen. Die Kalbsrippchen müssen in
der Dicke einer Rippe geschnitten sein,
sie werden zierlich zurecht gestutzt, der
Rippenknochen gesäubert und dann die
Rippen leicht geklopft. Man taucht sie
zwei Stunden vor dem Gebrauch erst
in zerlassene Butter, dann in eine Mi
schung von geriebener Semmel und
Parmesankäse und nach cinstündigeni
Ruhen erst in zerquirltem Ei und dar
auf nochmals in dieselbe Panade. Man
kocht jetzt ganz dünne Maccaroni in
Salzwasser gar, seiht sie ab und be
reitet eine dicke Tomatensauce. Zu letz
terer schwitzt man eine halbe geriebene
Zwiebel in reichlich Butter nebst
Unze Mehl bräunlich, verkocht dies mit
kochendem Wasser und einer Dose To
giebt eine große Messerspitz« Liebig'S
Fleischextratt und eine Prise Pfeffer
Sauce heiß geschwenkt, die Rippchen
werden in Butterschwimmend sehr
rasch gebacken. Man häuft die fertigen
kel und richtet di« Rippchen im Kranz«
Unter Backfischen. Ella:
„Wohin gehst Du?" Paula: „Nach de,
Conditorei Küchle heute ist es ei»
Jahr, daß ich mit der Olga Müller ei«
amerikanisches Duell gehabt habe, daZ
einen unglücklichen Ausgang für mich
nahm, nun muß ich diesen Vormittag
noch sechs Rahmstrudeln essen!" 3