Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 29, 1901, Page 2, Image 2

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    2 Maina und Onkel Zchmitt.
Gestern war Mama's Geburtstag,
Sie hat wieder geweint. Vor einem
Jahre war sie immer vergnügt
Warum nur Papa nicht gekommen ist?
So lange ist er verreist. Ich frage
Mama gar nicht mehr nach ihm, d«nn
wird immer trauriger. -
Wir haben zwei Pensionär«; der
«ine heißt Oskar; er ist Sextaner, zu
ihm sage ich „Du". Zu dem anderen
sage ich „Sie"; er heißt Herr Schmitt
und ist ein möblirter Herr, wie die
Mine sagt.
Oskar ist neun Jahre; er ist aber
nicht stärker als ich. Wir haben uns
heute mächtig gehauen. Warum?...
Er sagt, Mama sei eine geschiedene
Frau! Er soll nur ganz still sein; er
hat gar kein« Mama, und f«in Vater
ist schon lange todt.
Zwei Windbeutel und drei Mohren
köpfe habe ich gegessen; Herr Schmitt
hat mich zum Conditor geführt. Er
ist riesig nett; ich soll „Onkel" zu ihm
sagen.
Wie ich aus der Schul« komme, sehe
ich auf einmal Papa an der Straßen
ecke! Na, die Freude! Ich falle
ihm gleich um den Hals und geh« stolz
mit ihm nach Hause. Mama ist furcht
bar erschrocken, als wir beide ankom
hat sie auch wieder. Aber manch«
Menschen weinen vor Freude, sagt
Herr Lorenz, unser Lehrer. Gegen
Abend ist Papa wi«d«r nxggefahren.
Onkel Schmitt kam und wollte
sieht. Onkel Schmitt ist sehr gut;
oft sitzt er noch lange bei Mama, w«nn
wir schlaf«» g«h«n; dann spricht er
englisch mit ihr; das nennt man Con
verfationsstunde; Mama kann viel
bess«r englisch als er.
Wir gehen jetzt alle Tag« weit spa
zieren; ich mit Oskar voran; Mama
und Herr Schmitt hinterher. Morgen
ist mein Geburtstag, wenn ich doch
einen Flitzbogen bekam«! Was wird
mir nur Onkel Schmitt schenken? Ge
stern, als ich die Thür zu s«inem Zim
mer ausmacht«, steckte er schnell ein
Ein großer Kuchen mit neun Lich
tern; ein ganzes Regiment Bleisolda
ten und «in schönes Buch von Mama;
von Oskar einen Ball; von den Tan
ten eine Kiste mit Apfelsinen, Choco
lade, Strümpfen und Kuchen; der
blaue Anzug ist von Großmama; ich
soll in den Ferien zu ihr kommen.
Onkel Schmitt hat zwei Flaschen
Wein spendirt zur Bowle; er hat mit
jetzt „Du" zu ihm und „Onkel Ri
chard". Mit Mama hat er auch Brü
derschaft getrunken; er sagt „Tante
Er ist „Jurist"; das ist etwas sehr
Gelehrtes.
melier Swdent?"
„Hoho, mein Junge, meinst Du
Respekt aus; ich bin Jurist!" Er
lachte dazu.
„Also bist Du doch etwaZ und
Was hast Du?"
„Was ich habe?" Er zog die
mit kann man sechs Mal hintereinan
der schießen. Wenn er stirbt, soll ich
de-, Revolver haben, sagt er.
„Na. da muß ich aber sehr lange
Jahr," sagt Herr Lorenz; „Onkel Ri
chard ist erst fünfundzwanzig Jahre
und hat einen kleinen, schwarzen
Sicknurrbart. Mein« Armbrust ist
fein, aber w«nn sie kaput ist und
bei mir geht alles kaput dann
taufe ich mir einen Revolver; ich habe
ja zwei Goldstücke in der Sparbüchse."
» « »
Gestern Abend haben Mama und
Onkel immerzu gerechnet, „Es geht
nicht; das Exempel stimmt nicht/
teufjtf Mütterchen. und beide schienen
Mark Miethe,
18V0 Mark Haushalt.
160 Mark Steuern... und so geht
das ist ja ganz richtig."
„Kleines, kluges Kerlchen!" der O
nkel nickt« lächelnd.
f d' s lb«
Onkel Richard hat zwei Tag« zu
Bett gelegen. Komisch! Der Doctor
hat zu Mama gesagt, Onkel Richard
sehr oft; d«r Onkel könne gar nicht
krank sein bei dem Appetit. Jetzt zielt
ganz gesund.
Mädchen/hat ein langes weißes Kleid
Was ist denn eine Depesche? Im
mer wenn so «ine Depesche kommt,
ist krank. Armes Mütterchen!
alle Ursel zu Bett brachte, küßte sie
Mama!"
„Und für Onkel Schmitt auch!"
„Nein, für den nicht!" Und sie
ballte die Faust und sah grimmig an
Am liebsten bin ich im Pferdestall.
Als ich heute mit Oskar kam, lehnte
Johann, der Gärtner, an der Stall
etwas besser, „det kommt bloß von de
Revolvers her; so 'n Ding knallt kaum
und schießt gleich maufetodt!"
„Pst!" machte Martin, „da sind di«
Johann re t. un es schießt gleich
Und das Todtschi«ßen ist lebensge
fährlich. ...
Ans dem Haremsleben.
In hoh«m Maße beschäftigt das
Haremsleben seit Jahrhunderten die
Einbildungskraft der Abendländer.
Vom Zauber märchenhafter Romantik
umflossen erscheinen uns die „Verbote
nen", die „Unzugänglichen". Harem,
arabisch „i'l tuu-im", heißt das „Ver
boten«", „Unverletzliche". Es hält
sehr schwer, Zutritt zu der Frauen
wohnung eines vornehmen Muselma
nen oder gar des Sultans zu «rlangen.
Denn mit größter Sorgfalt hllt«t d«r
echte Moslem dreierlei: Frauen,
Schmuck und Wohlgerüche. Es ist
seine feste Ueberzeugung, daß diese drei
„Dinge" sich besonders gern verflüchti
gen. Die Bewohnerinnen der Harems
sind höchstens für di« nächsten männ
lichen Anverwandten sichtbar. Will ein
unglücklicher Zufall es, daß die Gattin
oder Lieblingsfilcrvin «ines Rechtgläu-/
bigen von einem anderen Manne un-!
verschleiert gesehen wird, dann sind
ihre guten Tage gezählt. Es soll so-l
gar vorgekommen sein, daß ein schönes?
Weib, dessen Gesicht ein Europäer ohne
Verhüllung erschaute, von dem eigenen
Gemahl auf der Stelle erschossen
wurde. Nur so glaubte der Musel
mann, die Ehre seines Hauses wieder
lichtn Mißtrauens gegen die Frauen.
Konfucius sagt, der Geist eines Wei
bes ist mit Quecksilber, ihr Herz mit
Wachs zu vergleichen. Der weise Bid«
pai, d«r als Verfasser der „Pantscha
tantra" gilt, einer im zweitenJahrhun-
greifen.
Obwohl die Mohamedanerinnen ein
streng abgeschlossenes Dasein führen,
kann man den Harem doch keineswegs
beschränkt ist.
seine Gebete im eigenen Heim verrich
ten. Die Moslem - Familie erhebt
sich schon mit Sonnenaufgang. Wäh-
Pflichtet ist. Nach dem Frllhinahl geht
man den ganzen Tag sich selbst über
lassen. Man hat volle Freiheit, Be
sein. Die Türkinnen wissen einen ge
müthlichen Kaffeeklatsch sehr wohl zu
schätzen, wenngleich sie eine wirkliche
Passion für den duftenden Mokka nicht
haben. Die „Faulheitsprinzessinnen",
wie man oft bezeich-
Frauen der höchsten
Stände besitzen große Fertigkeit im
Nähen, Stricken und sogar im Spin
sterin im Fabriciren von Näschereien
aller Art ist. Auch die Wartung und
Pfleg« der Kinder nimmt die Zeit der
oft noch sehr jugendlichen Mütter in
Anspruch. Aus Eifersucht und aus
Furcht vor dem Einfluß des „bösen
Auges" überlassen selbst vornehme
Türkinnen nur selten ihre Kleinen der
Dienerschaft. Versteht es zum Bei
spiel ein« untergeordnete Sklavin, dem
Kinde ihrer Herrin niedliche Kunst
stückchen beizubringen, die es dem Papa
vormacht, dann könnte es sich ereignen,
daß der entzückte Bater aus purer Er
kenntlichkeit in Liebe zu der schönen
Wärterin entbrennt. Das heilige Ge
setz schreibt den Müttern das „Stillen"
als Pflicht vor und jede Anhängen,,
des Islam, von der Kadhn, der Ge
mahlin des Sultans, bis zum Weib
des «infachen Hamamdfchi herab, er
füllt diese Pflicht gewissenhaft.
diuernden Festlichkeiten, die vor dem
Eintreffen eines kleinen Weltbürgers
veranstaltet werd«». Zu j«dem größe
ren Harem aehör? «in aeräumiger
<Saal. Auf die vecoralive Aushär
tung dieses schönen, lustigen Raumes
verwenden die Baumeister des Ostens
besondere Sorgfalt. Ueber der Mitte
des Saales w'oldt sich eine Kuppel,
deren farbiges Glas das Tageslicht
magisch dämpft. Die Deck« zieren
vergoldete Relief-Ornamente und
künstlerische Malereien. Prachtvolle
Teppiche bekleiden di« Wände und den
stagnetten, Di« im Saal versammel-/
Gästen lassen es sich Wohl sein. Auf
weichen Kissen und Teppichen hockend/
nun seinerseits Gäste ein und traktirt
' sie mit Speise. Trank und Musik.
Mund und giebt ihm die gewünschten
Namen. Diese bestehen meist in den
Vornamen der Mutter oder des Vaters
und in einem Gelegenheitsnamen. So
nennt man ein Madchen häufig Zoila
(kleiner Aerger.)
Das Ehestisten ist die liebste Be
schäftigung der älteren Frauen, Kaum
hat ein Mägdlein seine Kinderpantof
feln abgelegt, da hält man bereits Um
schau nach einem Bräutigam. Auch
die Männer Heirathen sehr frühzeitig,
denn der Prophet von Mekka erklärte
das Junggesellenthum und die Alt
jungfernschaft in Acht und Bann. ?»>'r
Traiialt wird bei den Mohamedanern
vollzogen, ehe das Brautpaar sich auch
nur einmal gesehen hat. Der Ehe
candidat oder dessen Stellvertreter be
findet sich mit den männlichen Angehö
rigen d«r Braut und dem Priester in
einem Vorzimmer des Harems, wäh
rend die Braut mit ihren weiblichen
Anverwandten hinter der geschlossenen
Thüre des Nebengemaches steht und die
vorgeschriebenen Fragen beantwortet.
Die Neuvermählte muß dann viele
mengeschmllckten Baldachin zur Schau
sitzen. Nach Beendigung der Feierlich
keiten darf sie der Gatte zum ersten
Mal sehen und in sein Heim führen.
Im Allgemeinen hat es die Orienta
lin garnicht so schlecht in der Ehe. Sie
wird mit großer Rücksicht behandelt
und ist unumschränkte Gebieterin in
ihrem kleinen Reich. Niemals dürfte
ein Moslem seine Hand gegen eine
Frau erheben, denn im Koran steht ge
schrieben: „Du sollst kein Weib schla
gen und wäre es mit einer Blume ..."
Der islamitische Gesetzgeber hat übri
gens sein Möglichstes gethan, um die
Dauerhaftigkeit der Ehe zu sichern.
Ein« Sur« des dem „siebente» Him
mel" entstammenden Buches l«gt es
dem Muselman an's Herz, seine Ge
mahlinnen nie an Zärtlichkeiten Man
gel leiden zu lassen. Nach den beher
zigenswerthen Aufzeichnungen der
schönen Aischa, der Lieblingsgefährtin
des vielbeweibten Propheten, wird der
Gatte, der seine Frau durch eine Lieb
tosung erfreut, von Gott zehn Gnaden
empfangen. Wenn er sie an die Brust
zieht, erhält er zwanzig, und wenn er
sie küßt, gar dreißig Gnaden.
Doch nicht immer herrscht im Harem
eitel Lust und Fröhlichkeit. Wie übe.-
all in der Welt spielen aucy !n den vor
nehmen türkischen Häusern Intriguen
aller Art. Haß und Eifersucht wan
deln die für gewöhnlich so indolente
Türkin in eine Megäre, die vor dem
Gebrauch von Mordwaffen und Gift
nicht zurückschreckt. Unter den „Ver
botenen" «ines reichen Orientalen geht
mancherlei vor, was nicht immer in die
Oeffentlichkeit dringt, Eunuchen geben
sich nur in seltenen Fällen zum Werk
zeug verbrecherischer Anschläge her.
Meist ist es eine Sklavin, die sich von
ihrer Herrin zur Ausführung eines
mörderischen Vorhabens anstiften läßt.
Neid.
, Eine Dame stand am Hotelplatz und
wartete auf die Elektrische. Sonder
bar, daß sie nie kommt, wenn man ein«
Sie ging aufs Trottoir zurück und
mustert', die Auslage eines Seidenla
dens, Dann, als der Wagen lam, trat
lie langsam wieder auf den Fahr
vanim und stieg, das zierlich geraffte
ein und nahm den ersten Eckplatz.
Als der Wagen sich schon wieder in
Bewegung gesetzt hatte, schwang sich
noch eine Dame hinauf, die in großer
Eile angestürzt kam; sie wäre beinahe
zurückgefallen, weil ein Bücherstapel,
d«n sie unterm Arm trug, sie in der
Bewegung hinderte, und sie sank
athemlos in die Ecke, der anderen Da
me gegenüber.
gleichgiltigen und dennoch musternden
Blick, den fremde Frauen für einander
haben. Dann nahm die Hastige ein
Notizbuch und kritzelte etwas hinein
mit nachdenklich lraus gezogener
Stirn.
Ohne aufzusehen, zog sie mechanisch
ihren Nickel aus der durch Ueberla
stung starl erweiterten Faltentasch«
und streckte ihn hin. Die andere Da
me entnahm ihrem Juchtengeldtäsch
chen «inen Fünfziger und ließ dem
Schaffner ein kleines Trinkgeld.
Beide Damen waren an der Grenze
der Jugend. Aber die gepflegt« Er
scheinung der Einen, ihr üppiger
Haarknoten, ihr frischer Teint, ihre
elegante Figur würden ihr immer die
Bezeichnung „eine junge Dame" ein-
getragen haben. Während die Lehre
rin, überhastet, abgearbeitet, grau
lich, nur „ein ältliches Mädchen" war.
Ihre Erscheinung war nicht häßlich,
. aber sie trug das Gepräge des Beruss
s weibes. das kein« Zeit hat, mit sich
selbst liebevoll umzugehen. Der Hut
war sicher nicht vor dem Spiegel auf
gesetzt; am Kleiderrock war «in Stück
I Stoßband mit Stecknadeln befestigt,
die Handschuhe waren s«hr abgcgrif»
fen.
! Die andere Dame war, von dem
! schwarzen Federhut bis zu den schma-'
' len Lackstiefeln, gepflegte Correctheit.
! Sie hielt ewen Leihbibliothcksband im
! Der Beilchenstrauß an ihrer Jacke ent
! sendete süßen, frischen Hauch.
Wieder trafen sich die Blicke der bei-
men einen wärmeren, persönlichenAuS
! „Trude! nicht wahr —es ist doch
> Trude B." saate die Elegante und
streckte liebenswürdig ihr« Hand aus.
Etwas kühler legt« die Lehrerin ihre
hinein. „Allerdings daß ich Dich
nicht gleich erkannt habe, Margot!
Aber ich bin kurzsichtig, und achte auch
nicht sehr auf die Menschen. Ich habe
so wenig Zeit."
„Du bist also wirklich Lehrerin ge
worden?" fragte Margot und streifte
mit flüchtigem Blick den Stapel Hefte.
„Freilich, schon seit sechs Jahren.
Aber erst seit ein paar Wochen bin ich
hier es ist eine Verbesserung. Ich
.Drum habe ich Dich auch noch nie ge
sehen! Ich wohne schon lange hier, feit
meiner Verheirathung. Mein Mann
ist a. D."
„Ah so! Ich las Deine Heiraths-
Letzte."
„Ja, andere Anzeigen haben wir
nicht gemacht," sagte die junge Frau
mit gedämpfter Stimme, Und
aus den Augen verliert. Und in der
Schule waren wir doch so befreundet.
Ich glaube übrigens, Du warst es, die
das Schreiben aufgab."
„Es ist aber doch hübsch, wenn das
Schicksal einen wieder so zusammen
führt," meinte Margot.
kriegt man nichts Ordentliches mehr.
Ich fahre bis zur G.-Straße."
„So? Ich kann auch noch ein Stück
sagte Vorübergehen grüßend zu
Margot: „Also auf Wiedersehen heute
Abend in den Meistersingern."
.Das Früblingswetter ist fast Z»
schön, um ins Theater zu gehen", sagt»
Margot erläuternd zu Trude. „Aber
als wir es verabredeten, war es noch
re, sagte ich ab."
Die Lehrerin vermied es, die Ju
gendfreundin anzusehen. Sie hatte
Angst, der Neid möchte ihr zu deutlich
aus den Augen sehen, der brennende
Neid auf die Frau, die Zeit hatte,
Schönes zu genießen, ihren Neigungen
„Du mußt mir die Freude machen,
mich einmal zu besuchen," sagte die
ten Zeiten plaudern." ,
„Sehr gern", sagte die Lehrerin;
„aber sehr bald wohl noch nicht ich
habe so wenig Zeit."
Es genirte sie, und doch sagte sie es
beinahe trotzig. Mochte die wohlhaben
ts reizte sie, es zu sagen.
Auch die andere sah sie mit einem
sonderbaren Blick an. War es Mit
hatte.
Was müßte das für ein Hochgefühl
sein, dachte die arme Reiche, sagen zu
können: Ich habe keine Zeit! Wirklich
etwas Ernsthaftes zu thun zu haben,
etwas, das gethan werden mußte, und
umhertrieb. Sie that wohl di«s und
das. Ab«r das Meiste unterblieb in
dem lähmenden Gefühl: Wozu? Wem
nützte es? Es blieb eben so gut unge
than.
Noch nie hatte sie ihre Luxusexistenz
so als Schmach empfunden als jn
Die Lehrerin stand auf.
„Also, wenn Du kannst, kommst Du
einmal, nicht wahr? 8.-Straße 15",
sagte Margot nochmals.^
Nebenstraße hinein.
An der nächsten Ecke verließ Mar
got den Wagen. Mit langsamen,
Straße zurück, die sie eben gefahren.
Sie war zu dem Besuch
Sie konnte ihn ja auch gut ei
säumte gar nichts.
Ob die Frau«n sich noch einmal et
was erzählen würden? Kaum. Ei
lag «twas Unüberbrückbares zwischen
ihnen der schmerzende, sengend«
Neid...
Art. „Zu einem Schneider kommst
Du in die Lehre? Aber Du wolltest
doch ganz bestimmt als Goldsucher
k<sl"
Ei» Gesellschaftsspiel.
«Gesellschaftsspiel."
„Ich will Ihnen etwas vorschlagen,"
fuhr er fort, „als das Gelächter und
die Zurufe verstummt waren. „Jede
Dame schreibt auf einen Zettel, was
sie für die Haupteigenschast des Man
nes hält, und umgekehrt. Nichts
Geistreiches, einfach, wie sich das jeder
vorstellt. Am Schluß werden dann
die Schriftstücke verlesen.
Die jungen Mädchen proiestirien.
„Das geht doch nicht," meinten sie.
Spiel angeregt hatte.
„Aber wie soll man wissen, ob sich
di« Eigenschaft auf eine Dame oder ei
nen Herrn bezieht?"
Da niemand einen >w«teren Ein
wand zu machen hatte, schritt man zur
Vertheilung der Zettel. Während der
nächsten Biertelstunde war nichts zu
hören, als manchmal ein leises Geki
cher; endlich waren alle fertig, die Zet
tel wurden gefaltet, in eine Schale ge
worfen und einem Herrn zur Verle
sung übergeben, der zum erstenmal in
der Gesellschaft war und die Hand
schriften nicht kennen konnte. Er nahm
„Egoismus".
Die Damen lachten und schrien
„Bravo", die Herren schienen gekränkt.
Der Vorleser suhr dann fort „Unlini
irt, also Herr, Neugierd«."
Nun lachten die Herren beifällig,
Zettel war von einem Herrn. Sein
Urtheil lautete „Ueberspanntheit".
Dann kamen zwei Damenansichten,
die auf Seite der Herren laute Entrü
stungsrufe erregten: „Eitelkeit und
Rücksichtslosigleit". Aber die nächsten
beiden Schriftstücke gaben zu allgemei
ner Heiterkeit Veranlassung, sie stamm
ten von einem Herrn und einer Dam«
th«il« sie selbst oder das andere Ge
schlecht betrafen.
Als der letzte Zettel vorgelesen war,
hatte der, der das Spiel vorgeschlagen
Papier zusammen und v«rlllndete das
Resultat. „Die Haupteigenschaften der
Männer," las er, „sind nach Ansicht
zen wir lieber."
„Halt," sagte der Vorleser, „poch ei
nen Augenblick. Ich habe zwei Zettel
vergessen. Sie sind von einem Herrn
und einer Dame und lauten „Selbstlo
sigkeit" und „Güte".
Di« Zettel waren gar nicht da, aber
der Vorleser war ein gutmüthiger
Mensch. Darum erfand er sie.
Jetzt wurden auch alle wieder sehr
vergnügt und tanzten bis in den grau
enden Morgen.
Tic Zar» - Kapelle.
Die Baptisteiilapelle In Fressing»
field, Suffolk, gehört wahrscheinlich
nen.
Einegute Freundin.
Alte Jungfer: „Ich das^ Le
blichs!?"" "
Fein ausgedrückt. „Nun,
unser Freund Robert hat sich wohl
sehr reich verlobt?" „Ja, das will
Milchhändlers."
Durch die Blume. Geck:
„Ich möcht« wohl wissen, ob mich Ihr
Vater als Schwiegersohn haben
möchte." Dame: „Aller Wahr
scheinlichkeit nach. Papa ist stets an
der«» Ansicht als ich."
Dil! fremde Sprache.
genwart und Zukunft lag auf dem
Wasser; denn er hatte sich zum Feld«
seiner Thätigkeit den Hasen erkoren.
pen und Laternen sein« Spezialität.
Da das Wasser keine Balk«n hat, so
Mitwirkung seines Freundes, des Jol»
spruch. Seiner Meinung nach be
herrschte Th«dje Düßler sämmtliche
Sprachen der Welt, und es war sein
feststehender Grundsatz, die Mannschaft
aus Schiffen fremder Nationalität in
ihrer Muttersprache anzureden. Als er
daher das Deck «ines englischen Stea
je Düßler zu d«m ihm entgezenkom
menden Matrosen: „Do you sp«ak eng
lish?"
„Ues Sir," antwortete dieser.
„Wöll, so frog mol den Käpp'n, ob
doar any reparativ!, neuthig wier an
lamps, lights, lanterns," sagte Thedje.
Der Seemann begriff und entfernte
sich, um den Kapitän zu holen, welcher
auch nach einiger Zeit erschien und eine
reparaturbedürftige Positionslaterne
mit sich bracht«. Denn er kannte den
sprachgewandten Thedje Düßler schon
feit vielen Jahren.
„Good morning, Käpp'n, how do
you do? Is de lantern twei? Let me
see," rief Thedje dem Kapitän entge
gen; und während er die Laterne sach
verständig untersuchte, suhr er fort:
„Wöll, wöll, I understand vullkamen,
de Dacht sitt, fast. Jer I am very
sorry doar is nix bi to malen de
Screw is fully in'» Tutt. I can't Help
it, as dat ich en niegen Screw insetten
dhei. I bring ji de Lantern hüt Obend
'Klock seven torügg."
„Allright," sagte der Kapitän
Thedje verabschiedete sich mit einem
„Goodbye" und stieg in Hein Dröge
müllers Jolle.
Am nächsten Dampfer, einem Fran
zosen, konnte Thedj« keine Gelegenheit
«rspähen, um an Bord zu gelangen.
Er ließ daher ein kräftiges „Hallo!" er
schallen, und als daraufhin ein Ma
trose sichtbar ward, fragte ihn Thedje:
„Parlez-vous francais?"
Oui, monsieur," antwortete der An
geredete.
„Denn smeet mi mol «n Tauenn
dohl," sagte Thedje, indem er mit der
Hand erst auf sich zeigte und dann auf
das Schiff hinauf wies. D«r Fran
zose verstand und ließ das gewünschte
Tauende herab, an welchem Thedj« an
Deck klettern konnte.
Nachdem er bei Abwicklung seiner
Geschäfte auf d«m französischen Schiff
den Beweis erbracht hatte, daß er das
gallische Idiom ebenso beherrschte, wie
das angelsästsische, ließ sich Thedje zum
nächsten Dampfer rudern, der hoch,
hoch aus dem Wasser empor ragte, weil
er entlöscht war. Die Schiffsireppe
war nicht tief genug herab gelassen, sc
daß sie für Thedje unerreichbar war.—
Oben über die Bordwand des Dam
pfers, welcher kein« Flagge zeigte, blick
te mit phl«gmatifch«m Gesichtsausdruck
ein Matrose, der seinen Kopf auf die
beiden Riefenfäust« gestützt und di«
Ellenbogen aus die Reeling aufgelegt
hatte.
„He sall dat Fallreep en beten rün
nerloten," sagt« H«in Drögemüller.
„Jj, j»>" nickte Thedje Düßler und
schrie zu dem Manne hinauf. „Dr
you speal englrsh?"
Der Mann schüttelte verneinend den
Kopf.
„Parlez-vous francais?" Der
Mann schüttelte den Kopf.
„Paria italiano, Signore?"—Kopf
schütteln.
Thedje versuchte es schwedisch, nor
wegisch. dänisch, spanisch, portugiesisch,
holländisch, russisch Antwort im
mer nur Kopfschütteln.
Kn«cht is dat," sagt« Thedje, „De ver
steiht mien Tag goar nix. Segg, Hein,
wat mokt »vi. dat wi dat Fallreep rün
nerkregen?"
Hein Drögemüller, welcher den V<r
ständnißversuchen mit ungestörter See
lenruhe zugehört hatte, meinte ohne ei
ne Miene zu verziehen: „Verlicht is de
Kirl en Jappenees frog em mal!"
„Jn düsse Sprok hebb ich mien
Studien noch nicht afffloten," bemerkte
Thedje brummig, und dann richtete er
verzweiflungsvoll d«n fragenden Aus
ruf gen Himmel: „Jer wat büst nu
all för'n Landsmann doar booen?!"
„Een Mecklenburger," «rfolgt« im
tiefsten Baß die Antwort aus dem
Munde des Matrosen.
„Ha—loo!" rief Th«dje aus und sah
seinen Freund H«in Drögemüller v«r
blüfft an, der ohne mit der Wimper zu
zucken den weisen Rath Verlautbarte:
„Denn probeer dat mol mit en def»
tigen Muul vull Platt, Thedje."
Symbolisch auige
drückt, „So. der Assessor merkt
immer noch nichts von Deiner Zunei
gung?" Thekla: „Nein, die Justi
tia ist rein blind!"
Aussichtslos, „Sie ha
ben kein« Hoffnung, Fräulein Eulalia
an den Mann zu bringen?" Hei
rathsvermittler: „Keine! Als sie neu
lich mein Bureau b«trat, entstand un»
candidaten ein« Panik."
"—'Zeuge «gebühren. Jun
ger Ehemann (als er sieht, wie der
Onkel, der als Trauzeuge fungirt«,
nach der Rückkehr vom Standesamte
seiner Frau einen herzhaften Kuß
giebt): „Aber Onkel?" Onkel: