Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 22, 1901, Page 3, Image 4

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    DiiiWz «MliP.
Mar Ptiiibcrlou.
(10. Fortsetzung.)
Es schlug sieben Uhr. Mit präch-
Droschke» begannen über das Pflaster
zu rasseln, der schrill« Ton von Pfei
fen ertönte, und der Ruf d«r Zeitungs
leute dabei'im Spiel«," dachte sie, „sie
des «füllte ihr Herz. „Ich will ihn
lizei gehen und die ganze Geschichte er
zählen,"
Sie hätte weniger Mühe gehabt,
hätte sie Pauls Absichten gekannt, als
«r sie verließ. Sie glaubte, er gehe
auf die russische Botschaft. Si« erin
nerte sich zwar, daß er von der Süd
war es an ihr, den starken, entschlosse
nen Theil zu spielen. Nichtsdestoweni
ger hielt die Hoffnung, in den nächsten
Gesicht, Sie seufzt» oft, als sie iii den
Leben war ein langer Kampf mit
MißHelligkeiten aller Art gewesen.
Das Lächeln, das ihre Gesichtszüge
Mann, der zu ihr stand und ihr sagte:
„Du bist mein Weib!" Dies Geheim
niß der Liebe verstand sie nicht.
schlössen still, und als sie einen Augen
blick um sich geblickt hatte, kehrte sie
hastig in ihr Zimmer zurück und ging
nen Gesichtszüge eines Aristokraten
hatte. Der Instinkt sagte Marianne,
thiir klopsie? hatte daß
Hausmädchen eintrat, «ine Karte des
Fürsten Tolma in der Hand.
„Es ist nicht für Sie," sagte sie,
„sondern für den Herrn. Ich sagte
kehrt." .
etwas zugestoßen, er würde mich sonst
nicht ohne Nachricht lassen. Ich bin
Marianne Best und habe Ihren Na
men schon sehr oft gehört. Wenn ich
nen zu lernen. Ist es sehr hoch zu
steigen? Sind es viele Stuf«n?"
Ein freundlicher Hausbewohner und
der kräftige Diener schleppten die Last
nach oben, Marianne folgt« mit einem
Gefühl der Erleichterung, wie sie es
kaum jemals in ihrem gekannt.
Es war ihr, als hätte eine starke Hand
sich nach ihr ausgestreckt, um sie zu ret-
Stimme, die vornehme Haltung, die
wohlwollenden Augen dieses alten
Herrn, die Art, wi« er befahl und wie
er seine Autorität ausübte, alles das
gewann vollkommen ihr Vertrauen.
Der Fürst betrat daS kleine, dürftig
ausgestattete Zimmer und watschelte
zu einem Sessel. Mit einem patheti
schen Seufzer der Dankbarkeit ließ er
sich in denselben fallen. Schweiß
tropfen standen auf f«in«m kahlen
dem Büffet steht."
mit Sodawasser. Sie hatte vorher
des Aristokraten, seine tadellose ZNei-
AIS er den Becher geleert, setzte er
daß sie über und über erröthete.
„Sie sind also Fräulein Best." sagte
er, listig mit dem Kops nickend, „Sie
meine Absicht war. als ich herkam.
Aber jetzt ist mein Zorn verraucht und
ich bin Kommen Sie her,
net, dem sie so rückhaltlos vertraut
hätte. Ihr längst verstorbener Vater,
ein Mann, der stets sich mit staubigen
Mtleid erweckt. Das schöne Gesicht
sanfte und gewinnende Stimme, seine
freundlichen Manieren erregten in ihr
den Gedanken, WaS wohl auS ihr ge
fen-S , sh 112 dl'ch
sagte sie einfach, „das thut so wohl,
denn es ist schon so lange her, seit ich
einen Freund hatte. Ich denki bis
läßt, wenn Sie glauben, daß es in sei
nem Interesse liegt, das zu thun, so
wäre ich die letzte, ihn davon zurückzu
halten, Es würde sür mich schon Glück
lich ist."
Paris nach London eilte, schien es ihm
sehr leicht, seine Absicht durchzuführen.
Er schmeichelte sich, daß kein Mann die
Spione treffen einem Chormädchen
oder der Frau eines Jndustrieritters,
der Bankrott gemacht hatte, oder auch
aber zehn Worte mit Marianne änder
ten seine Ansicht vollkommen. „Si« ist
ein durch und durch ehrenhaftes Mäd
koften."
„Ihr seid ein paar Kinder," rief er
aus, Mariannes Rede kurz abschnei
dend. „Es ist alles nurSpiel für Euch,
die Schiffe und die Armee Rußlands
sind Euer Spielzeug. Und doch könnt
Ihr auch an daS Geld denken."
Schweigend hört« sie den Vorwurf
„Ja," fuhr er ernst fort, „Ihr
denkt auch an das Geld, Kinder, die
Ihr seid. Was Sie gethan haben,
mein Fräulein, ist ein großes Verbre
chen gegen mein Vaterland. Wenn ich
die Geschichte, die Paul mir erzählte,
nicht glaubt«, und wenn ich nicht an
nichts in diesem Zimmer hier zurück
halten. Aber ich kenne die Menschen,
und vor all«m, ich kenne auch die
Frauen. Für mich sind die Menschen
nichts als Spielzeuge auf dem großen
Spieltische der Welt. Ich habe so i
viele in di« Grube fahren sehen, und !
wie lange wird eS noch dauern, so
werde ich auch sterben. Aber Sie
sind jung, und Ihr Leben noch
ang«nehmes Leben sein. Sie werden
hier in England bleiben. Paul wird
mich als mein Gesellschafter nach
Paris begleiten. Ich liebe junge Ge
sichter; ich bin jetzt im Alter sehr ein
sam. Wenn «s an mir allein läge, so
würde ich für die Zukunft andere Ver
sprechungen machen. Ab«r ich muß
einen Weg ausfinden, damit Paul in
die Heimath zurückkehren kann, und
zwar mit Ehren. Halten Si« mich
nicht für hartherzig, ich spreche als
Ihrer beider Freund. Es kann nicht
anders sein; es ist der einzige Weg."
Marianne saß unbeweglich, bleich
und schweigsam da. Sie glaubte sich
in diesem Äugenblick« von Gott und
den Menschen verlassen, und doch
scheut- sie vor dem Opfer nicht zurück. '
„Wenn es für Paul nöthig ist." rief >
sie bitter, „wenn «s k«inen anderen
Ausweg giebt, so trenne ich mich von
ihm, und Gott helfe uns beiden!"
Tolma liebte es nicht, eine Frau
weinen zu sehen, wenn es nicht tn sei
ner Macht stand, die Thränen zu
trocknen. Die schöne, mädchenhafte
Gestalt an seiner Seite ließ in ihm
mildere Regungen aufkommen. Er
zog Mariannes. Kopf an sich und
strich ihr die Locken, durch die die
Thränen glitzerten, aus der Stirn.
„Mein Kind," sagte er freundlich,
„wenn ein alter Mann «in Wunder be
wirken könnte, so würde es sicher jetzt
geschehen. Aber, warum sind Sie
denn so traurig? Wenn Sie Pauls
Namen wieder in Rußland geachtet
sehen wollen, müßten Sie da nicht die
ses Opfer bringen? Wenn er bei
Ihnen ist wenn es ihr Gatte ist,
wird man sagen: Sie liebt ihn, weil er
einen Werth für sie hat. Sie hat noch
nicht alle Karten, die sie braucht, und
er soll die fehlenden nachmachen.
Später wird sie ihn auslachen und ei
nen anderen Artillerieoffizier suchen
und auch eine andere Stätte für ihre
Wirksamkeit!"
Marianne lächelte durch Thränen.
„Armer Paul!" sagte sie. „Wenn
er davon leben müßte, Karten von
Kronstadt zu zeichnen, so würden wir
verhungern, Durchlaucht."
Hinsicht. Er würde lachen, wenn er
Sie hören könnte. Ich glaube, er
schläft in weiter denkt,
iit Haupt gar keine Karten, Er
> schrieb es mir wenigstens, daß diesel
ben alle v«rbrannt seien,"
„Er schrieb Ihnen die Wahrheit:
, nen und jedes Fort und jede Kanone
. an den richtigen Platz setzen. Wenn
ich Paul nicht liebte, so könnten mich
r meine Zeichnungen jetzt zu einer reichen
! Frau machen, Durchlaucht."
r Tolma saß ganz still da. Er erwog
in seinem Geist hundert Möglichkeiten,
i > Das Mädchen hatte jede Waffe aus
1 seiner Hand geschlagen. Wenn ihre
Erzählung wahr wäre, so konnte sie
t don die Waffen entwinden.
- „Es mag ja so sein," sagte er, in
e j dem er so höflich wie möglich seine
' > ' .Ich verlange auch garnicht, daß je
k mand sie glaubt. Durchlaucht. Wie
sah nicht mehr das Kind in ihr, ein«
Frau, s«lbstbewußt, stolz und schön
stand jetzt vor ihm.
„Was gewinne ich damit?"
starte Arm des eigenen Vaterlandes
stand zwischen ihr und den Russen.
Der Fürst sah sofort, daß er ihr«
Worte für seine Zwecke gebrauchen
konnte.
„Mein Fräulein," sagte er, sich müh
sam aufrichtend, „Sie gewinnen da
durch einen Gatten."
„Ein«n Gatten? O Durchlaucht,
Sie scherzen!" st dt s ch
nen s«iner am sichersten bewahr
ten Festung einen Schaden zuzufügen.
„Sie scherzen, Durchlaucht," wieder
holte sie mit der Mi«ne der großen Da
me, „und was noch mehr heißt, Sie
glauben mir Incht."
rend er den Tisch mit seinem Stock be
arbeitete, „ich scherz« so wenig, daß ich
Sie morgen zu Pauls Galtin machen
will, wenn Sie mir die Wahrheit Ih
rer Angaben beweisen."
Jetzt >oar an ihr die Reihe, zu stau
man glaubt, Sie wollen aus seiner
Kenntniß Nutzen ziehen? Ueberzeugen
Si« die Leute, daß Sie die Geheim
nisse besitzen, nicht er, und sie werden
Himmel und Erde in Bewegung setzen,
um Ihre Lippen zu schließen. Ein
Kind verstehen. Ein freies^
Sassulitfch? Wird sie Rußland verra
then? Meiner Treu! Pauls Augen!
waren besser, als die unsrigen, das
zeigt sich wirklich jetzt! Und wie Bcnzo
enttäuscht sein wird! Ich möchte wirk
lich seine Mi«ne sehen, wenn Paul ihm
erzählt, was Sie mir eben erzählten.
lein. Ja, widersprechen Si«
es, und ich
Tinte und Feder in die Hand zu neh
,Nicht hier," sagt« er mit d«? G«ste
eines Schauspielers, „aber noch heute
in dem Hause des Graf«n Talvi. Mein
Wagen wird sie abholen. Fürchten
Si« nichts; für Ihre Sicherheit bürgt
Ihnen das Wort des Fürsten Tolma."
Er watschelte die Treppen hinunter,
lach? hatte,
22.
Das Wort des Fürsten
tungsvoll in dem großen Salon des
Grafen Talvi, Die silberne Uhr auf
dem Kaminsims hatte gerade neun Uhr
! mer, saß auf einem Sopha neben der
Thür und hatte eine russische Zeitung
i brach Bonzo seine Wand«rung ab,
> blieb plötzlich an der Thür stehen, denn
«in Lakai erschien, um die Ankunft ei
nes Gastes zu melden,
! „Fräulein Best!" rief er mit laut«:
Stimme.
das Paul ihr geschenkt hatte, Ihr Kleid
schieden auf, daß sie wie zum Kom-
Furcht, die sie befallen hatte, als sie
aufbrach, um sich in Talvis HauS zu
die jetzt sprach, die Marianne von dem
Karnevalsfest, der Stern des Gou
verneurshauses.
> s ,
»Beginnen wir!" rief Tolma aus.
»Wir sind nicht hier, um Weltgeschichte
zu schreiben, Was geschehen ist, ist
sie ihm die Hand geschüttelt,"
In Bonzos großem Gesicht stieg zor
nige Rothe auf; aber während er noch
in den
hat, heute Abend sich hierher zu bemü
hen. Ist es nicht Zeit, damit zu begin
nen?"
»Ohne Zweifel!" rief Tolma aus.
„Also ans Geschäft? Worauf warten
wir denn noch? Das Fräulein ist
sicher schon bereit?"
Marianne blickte nervös von einem
zum anderen. Dann bemerkte sie den
Tisch, auf welchem das weiß- Papier
ausgebreitet lag.
„Ich bin bereit," erklärte sie, obwohl
ihr Herz heftig zu schlagen begann.
„Bitte, wollen Sie mir sagen, was ich
zeichnen soll,"
Bonzo ging an den Tisch.
„Fräulein," sagte er, „wir sind so
lange aus Rußland weg, daß wir un
ser eigenes Land schon vergessen haben.
Sie haben, wie man uns erzählt hat,
ein besseres Gedächtniß. Wenn Sie ei
ne kleine Karte auf dieses Papier zeich
nen wollten, so ist es möglich, daß Sie
die Mühe, die wir Ihnen dadurch ma
chen, durchaus nicht bedauern werden.
Es soll eine Karte vom Fort Constan
tin sein."
Er beobachtete sie. während er
sprach. Sie zog die Handschuhe mit
zitternden Fingern ab. Die Stunde
schien ihr erhabener, als alle anderen
Stunden des Lebens, Wenn sie etwas
vergessen hätte! Wenn ihr Gedächtniß
jetzt versagte! „Es geschieht um Pauls
willen," wiederholte sie sich immer wie
der. „Es handelt sich darum, daß ich
sein« Frau werde!" Die Lichter tanz
ten vor ihren Augen und die Gestalten
der drei Herren verschwanden vor ih
ren Blicken. „Gott." betete sie in ih
rem Herzen, „hils mir, den Geliebten
vom Fort Constantin?
O, daS ist sehr leicht, Herr Oberst."
(Schluß folgt.)
Erinnerungen an Rlanpassant.
Interessante Erinnerungen an Guy
de Maupassant aus zwei verschiedenen
LebenSpochen des genialen Erzählers
veröffentlicht Maurice Talmenr im
Pariser „Matin". Talmeyr zeigt un»
zuerst einen Maupassant voll Kraft
und Gesundheit, einen kräftigen unter,
setzten Mann von 25 Jahren mit vier
schrötigem Kopf, dickem Hals, einem
starten Schnurrbart und einem „pa
tinirten" Seemannstcint; zu diesem
robusten Gesteht wollten nur die trau
recht passen. Maupassant war damals,
was man einen „guten Jungen" nennt,
schlicht, unterhaltend, so wenig „Buch
mensch" wie möglich; daneben zeigte er
aber eine außerordentliche Vorliebe
für Luxus und sllr Mode in seinec
Toilette und in seiner ganzen Lebens
haltung, Eines Tages es war in
den ersten Tagen eines Aprilmonats
lud er Talmeyr zu einem Ausflug
nach Etreiat ein, wo er eine Villa be
saß, Der Dichter nahm aus Paris
eine Tonne Karpfen mit, um seinen
Fischteich in Etretat zu besetzen. „Vo
riges Jahr", sagte er, „hatte ich schon
»räcktiae tische. Da schenkte mir die
Fürstin X. eines TageS chinesische
Enten, und die Enten haben alles ver
nicht, ob Sie sind wie ich, aber da»
Wasser ist für mich das Leben, and
ich spreche von dem Süßwasser, von
dem Wasser des Flusses und des Br
der Fahrt zeigte Maupassant für die
aus dem Winterschlaf« erwachende
Frühlingslandfchaft draußen nicht das
über und sprach schließlich von gleich
giltigen Dingen. In Etretat aber
thaute er auf und war während des
es Ihnen Spaß, auf den Zsel
geschlosscncn Augen in alle Fels
schluchten der Gegend führen. Es giebt
hier keine Felsspitze, die ich noch nicht
erklettert hätte. Ich bin überall hin
aufgestiegen, selbst dort, wo kein
Mensch hinauskommt. Ich duze die
Fischer, und sie nennen mich „Mon
sieur Guy". Ich kenne alle Höhlen,
alle Gräser, alle Muscheln, alle Fische,
Hand, wie Sie vielleicht nicht einmal
Sie sollen sehen, . . Ich habe eiserne
Kniekehlen.. ." Etwa zehn Jahre spä
ter befand sich Talmcyr eines Abends
in Gesellschaft, und einige neurasthe
nifche Weiber sprachen in einem Saal
schaftlichen und humbugartigen Mit
tel zur Bekämpfung der Migrän::
plötzlich tauchte vor ihm ein abg«MZ
gerter Mann mit leidendem, von Run
zeln durchfurchtem Gesicht aus, der ihm
traurig lächelnd die Hand reichte.
„Maupassantk" rief Talmeyr.
„Wie! Sie erkennen mich wirklich?"
ein Scherz sein?" „Nein, das ist
kein Scherz. Ich traf erst gestern einen
vorüberging, ohne mich anzuspre
chen. . ." Mairpassant hatte sich in der
That furchtbar verändert, und von
dem ehemaligen kräftigen Bergkletterer
war nichts übrig geblieben. Sein ab
gemagerter Arm war so fleischlos, daß
der Rockärmel leer zu sein schien, und
unter dem Rock, unter den Diaman
ten Fältchev des fast lächerlich feinen
und verzierten Oberhemdes befand sich
nur noch «in Skelett. Maupassant
nahm den alte» Freund bei Seite
sagte: „Ach ich könnte Ihnen über die
Migräne die beste Auskunft geben. Ich
habe sie vielleicht allein weit häufiger
gehabt als sie alle zusammen, und ich
bin sicherlich eines ihrer größten
Opfer. Ich hatte sie fast alle Tage,
und da ich damals für den „Gil Blas"
und für andere Blätter durchschnitt
lich drei Erzählungen pro Woche lie
fern mußte, war ich, um arbeiten zu
können, genöthigt, mir durch allerlei
Mittel, selbst durch die gefährlichsten,
Erleichterung zu schaffen. Man hat er
zählt, daß ich Aether. Morphium. Ko
kain nahm. . . Ja. es ist wahr, das
andere genommen habe, und weil ich
alles nehmen mußte. Aber, was mich
getödtet hat und mich tödten wird, das
ist das Antipyrin. Ach das Antipy
rin! Die Wirkung ist wunderbar.
Sobald ich daS Leiden kommen sah,
das mich gerade dann niederwarf, wenn
ich arbeiten mußte, verschluckt- ich
mein Antipyrin. Es war zauberhaft.
In fünf Minuten stand ich wieder auf
recht da. und am Abend war meine
Geschichte fertig. Nach emiger^Zett
und wenn ich jetzt schreibe, schien mir
die einfachsten Worte. Wenn ich das
Wort Frau", das Wort „Kind", das
Wort „Himmel" das Wort „Erd-",
das Wort „Haus" brauche, sind sie
mir plötzlich aus dem Hirn entschwun
den. wie jene Noten, die bei alten ver
stimmten Pianos unter den Fingern
fehlen. Und das kommt vom Anti
pyrin. O. es ist das Heilmittel „K
I» iiioil,-" und ein wunderbares Hei'-
mittel. Es richtet uns aus. als wenn
es uns mit einem Aauberstabe be
rührte. es heilt uns wie eine Fee, aber
eS ist ein entsetzlicher Zerstörer und
wird eine ganz« G-n-ration vernich
ten." Noch ein drittes Mal traf Tal
meyr mit Manpassant zusammen; es
war amKassenschalter des „Gil Blas .
Guten Tag Maupassant" .sagte Ta.?
„Guten Tag. . ." Er sprach
nur diese beiden Wort«. Im „Gil
Blas" war ein Artikel von ihm erschie-
Honorar zu holen. Man zahlte ihm
ggO Francs aus; mit einer ironischen
Verbeugung nahm er vie Banknote in
Empfang, hob sie mit den Fingerspi
tzen auf, zeigte sie dem Freunde, den er
mit irrem Blicke ansah, faltet: sie
dann zusammen, steckte sie in die Ta
sche seiner weißen Weste und v-rli-ß,
indrm er mit einer Handbewegung
grüßte, ohne ein Wort zu sprechen die
Redaktion, Sein ganzes Benehmen
deutkte darauf hin, daß er nicht
mehr im Vollbesitz seines Verstandes
war. . .
Gestörte Unterhaltung.
„Wie Haben Sie sich im gestrigen Kc/»
größer«» Schnurrbart?"
Darum, Si«: „Weshalb
schreiben die Maler immer ihren Na-
Für die Küche.
Kohlroll« n. Schöner Wirsing
wird fünfzehn Minuten in Salzwasser
gekocht. Dann löst man vorsichtig die
größeren Blätter ab. hackt die mittle
ren in Ileine Stücke und vermengt diese
mit Zwi«backkrumen und einem Ei.
Man würzt mit Salz und Muskatnuß
nach Belieben. Von dieser Masse rollt
man je einen tllchtigcnLöffel voll in ei
nige große Kohlblätter, verschnürt sie
mit einem Faden und bratet sie in
Butter schön braun.
Gemüse von Brunnen,
kr esse. Kochdauer 4 Stunde, g
Personen. Die kleinen, grünen Blät
ter der Brunnenkresse werden sauber
verlesen. 10 Minuten in kochenden,
Salzwasser abgekocht und zum Ablau-
Durchschlag geschüttet.
Aus 2 Unzen Butter und einer halben
Unze Mehl bereitet man eine helle
Ilehlschwitze, gibt die Brunnenkresse
hinein, füllt «in halbes Pint Milch
oder süßen: Rahm dazu und kocht das
Gemüse gehörig durch. Man würzt
dasselbe mit Solz, gerieben» Mus
tatnuß und zieht es mit drei in etwas
Wasser durchgeqmrlten Eigelb an. Zu
letzt rührt man etwas Fkischextract
darunter und richtet das Gemüse auf
einer Schüssel aufgehäuft an. Unter,
dessen hat man dreieckig geschnittene
Semmelcroutons in Butter braun ge
braten und verziert damit kranzförmig
das Gemüse.,
Hamm e l - C'o te le t t en. Ein
schönes, derbes Stück Hammelfleisch
wird gehäutet, von allen Knochen be
freit, sodann das Fleisch sammt etwai
gem Fett schön gehackt oder durch di-
Fleischhackmaschine getrieben, mitKllm
mel, feingewiegten Kapern, Salz und
Mostrich abgeschmeckt und mit der
nachfolgenden Masse untermischt: 2j
Unzen Butter, 2z Unzen geriebene
Semmel, 3 Eßlöffel voll Milch oder
Sahne und ein ganzes Ei werden auf
dem Feuer abgebrannt, bis die Masse
sich von der Kasserolle ablöst. Ist die
ses alles gut vermengt, so formt man
runde oder länglich« Coteletten dar
aus, steckt in ein jedes ein kleines Ham
melrippchen. wälzt die Cotelettchen in
Ei und Paniermehl und bratet si« kurz
vor dem Anrichten in steigender Butter
ab.
Polnischer Rostbraten. —
Vier Stücke Rindfleisch (Rippenstück)
werden gut geklopft und das Fett ab
geschnitten. Fünf Unzen Sardellen
putzt man, wiegt sie mit «wem Büsch«!
sen.
Hiih n e r sri kasse e. 2 junge
sauber geputzte, ausgenommen« Hühner
werden in 6 Theile geschnitten, mit
Butter und feingeschnittenen Zwiebeln
etwas gedünstet, ohne daß sie gelb wer
den, mit einigen Löseln weißer Sance
begossen, weich gekocht, alsdann in eine
andere Kasserolle gelegt und di-Sauc-,
mit einigem Eigelb und Rahm legirt.
über die HUHncrstiickchen passirt und
mit Croutons von Butt«rteig angerich
tet.
Reiss peis e. Man nehme eil»
Pfund gut«n Reis, wasche ihn zuvor
tüchtig, setz« demselben ein OuartWas
ser und etwas Salz zu, lasse ihn tüch
tig kochen, bis di- Mass« ganz breü,
wird, nehme alsdann tin Pint MuH,
welch« man so lange unter fortwähren
dem H«rumriihren nachschüttet, bis der
Reis ganz weich ist. Darauf nimmt
man ein viertel Pfund gestoßenen
Zucker, rührt'denselben in die-Masse
hinein, läßt es bei schwachem Feuer
weiterkochen, bis die Masse ganz dick
wird, dann nimmt man eine Tasse,
schwenkt sie iti kaltem Wasser und gibt
damit die gefällige Form zum Servi
ren. Obenauf streut man- Zucker und
Zimmet. Als Zugabe gibt man Him
beersauce,. zubereitet aus einem halben
Theil dicken, reitien Himbeersaftes und
einem halben Theil kochenden Wassers.
Dieselbe Reisspeisc. ohne Zucker zube
reitet, kann man auch als Beilege zum
Fleisch geben.
Schi nk e nk°l'ö Bch eir - Sup
pe. Man wiegt 3 U"nM» Schinken
mit dem Speck recht sein und röstet
zwei in feine Würfel geschnittene Sem
mel» in Schmalz., oder schüttet da?
heiß« Schmalz über dir Brotwiirsel.
Nun lnengt man sein gewiegte Peter
silie und Zwiebel danrn, gibt dann den
SchinNn, zwei Eier, etwas Milch und
etwas Mehl daran, auch «in wenig
Sal,, mengt alles durch und läßt die
Masse ein- Sninde st-yen, Nun formt
man Ileine Klößchen, legt sie in si-den
d« fsleischbriwe. kocht sie etwa zehn Mi
nimten, bis sie aufsteigen, und bringt
?e dann zu Tisch,
Lammbraten, Hierzu wird
gesalzen, mkt Butter in die Brat
pfanne gegeben und unter fleißigem
Begoßen langsam gebraten, dann mit
der nach Wunsch noch mit Mehlem
brenne seimiger zu machendey Sauce
ausgetragen,
" -Limonade, Der kleine Fritz:
„Weißt Du, Mama, das ist recht ko
misch, wie Schwester Adelheid und Al
fred Frechner. wenn «r bei uns zu Be
such ist, Limonade machen," Mama:
„So? Was machen sie d«nn?" Der
kleine Fritz: „Schwester Adelheid hält
die Citrone und Alfred Frechnn drückt
Schwester Adelheid." 3