2 Der Doltor-Jiigrnieur. Seit Menschengedenken gab eS in Muckelsberg nur zwei Doctoren, den Dr. med. und den Dr. Phil. Der Dr. med. war der Arzt des Städtchens, der Dr. Phil, der Rector des Gymna großen Geister suchten sich. Beide, der Dr. phil. Keßler und der Dr. med. waren gutmll- Ihnen in's Wanken gerathen sollt«. Aber «s kam wirklich so stark. B«i d«m Empfang der Nachricht, daß d«n worden sei, schäumten die beiden Doc toren wie die wilden Eber. Beide fühlten sich in ihrer Doctorehre aus das Tiefste verletzt. „Es ist unerhört!" rief der Dr. phll. „So «in halb«r Handiverker soll sich H«rr Doctor n«nn«n dürs«n wi« unsereineri ein Mensch, der weder griechisch noch hebräisch noch lateinisch versteht!" „Es ist unerhört!" stimmte der Dr. med. bei. „Was ist unsereiner noch in der Meinung der Welt, wenn sich jeder Bauführer in Zukunft als Doctor in der Ursprache lesen äönnen," klagte der Dr. Phil. „Leute, die mit ihren Bauten bloß „Leute ohne classische Bildung," stöhnte der Dr. phil. „Leute ohne Kenntniß des menschli ph»ü d -ch N seinem einzigen Kinde, seiner Tochter Jenny, so gut wie verlobt. terwolken aus seiner Pfeife stoßend. «Jenny", rief er heftig seiner bildhüb schen Tochter zu, „ich verbiete dir, Iveiter mit ihm zu verkehren und wenn er mich besuch«» will, so h«ißt «s, ich sei ausgegangen. Verstanden?" „Aber Papa Bernhard ist „Schweig' und gehorche. Ich dulde keine Insubordination in meinem Hause, Für mich ist der Mosjö nicht mehr in der Welt, damit basta!" Jenny kam jedoch dem Befehl des gestrengen Papas nur halb nach. In sofern sie nämlich Sorge trug, die bei den Antipoden nicht zusammen zu bringen! soweit sie selber in Frage stand, benutzt« sie im Gegentheil jede Gelegenheit, die beglückende Nähe des Geliebten zu genießen, „Liebe Jenny, was soll nur daraus noch werden?" fragte eines Tages Bernhard verstimmt, „Wir tonnen doch nicht ewig hinter deines Vaters Rücken zusammen kommen? Am be sten, ich erzwing« mir morgen ein« Audienz und rede von d«r L«ber weg!" „Noch nicht, Bernhard," bat Jenny, „es ist noch nicht Zeit. Hab« nur Ge duld, wir werden de« Vater schon noch „Zum Kuckuck," rief der junge Mann. „Doctor-Jng«nieur Hingt doch gar nicht schlecht und viele Väter würden stolz s«in, ihr« —" Da schloß ihm J«nny mit «inem Kuß den Mund. „Kommt Zeit, kommt Rath," tröstete sie lächelnd. entladenkonnte, war nicht m«hr da —> und sie klagt« ihre Noth eines Tage»! ihrem G«liebt«n. „Wenn Papa nur das alb«rn« nicht hätt« «s verdirbt ihm wochen lang di« Laune ich wünschte, er schenkte es gleich weg." tirt." ch Als Jenny dem Alten die Brücken eine breite Brücke schlagen ließ. Sie Kopfe. Bald jedoch blickten sie klarer, „Warum will der Mensch sich partout sein Geschäft versteht, aber 's ist könnte ebenso gut Doktor Heringsbän- Und er ließ voller Verdruß sein« Pfeift drohte. Jeder Schuljunge erkannte letztere Thatsache auf den ersten Blick, allein die Muckelsberger Stadtregie- Wahrheit seine Idee in der Praxis des 20. Jahrhunderts, belehrte ihn auseinander, wie die Zimmer einge richtet und ventilirt, die Bänke beschaf fen sein müßten, wie sich der Schulgar ten und die Turnhalle gestalten ließen, kurz, verbreitete sich über alle Details einer solchen Arbeit und warf so viel mit technische» Ausdrücken, mit Sti len, Fassaden, Pfeilern, Trägern, Ka pitalen, Architraven, Archivolten, stellte, kaum zu folgen vermochte, Him mel, w.is für «inen Aufwand gelehrter Kenntnisse, was für «in« Füll« von Wissen doch allein so ein Schulbau er forderte und das war doch nur erst ein Zweig der umfassenden Thätigkeit die ses Mannes! Und wie viel besonder« Wissenschaften mußten noch hinzuge nommen um die wichtigen wirklich den Kopf wirr! „Es steckt doch weit mehr dahinter, als man denkt," erklärte er etwas ttemlaut seinem Freunde, dem „Möglich. ab«r d«n Homer in der Ursprache zu les«n oder einen Menschen Der Schulbau wurde nach dem Plan« des Doktor-Jng«ni«urs in An griff g«nomm«n und j« mehr er vor rückte, je höher wuchs die Freude des Rektors. Der Bau war sein Stecken tpferd, er stellt« sich täglich «in, die For- gewöhnt und zw«it«ns kostete die Ab stellung d«s Uebels «in hübsches Stück daß der Fislus, und der Fiskus be das Th«ma, und das Endergebniß be stand stets in dem Beschlusse, einerseits von namhaften Fachmännern Projekte unter Wasser. Welch' eine Schreckens- Die Gefahr, daß ein Theil der Ge nicht einmal massive Fundament« be saßen. Rathlos irrte alles durchein and«r, die Leute mußten gerettet wer- Grundsatz befolgte, sie allemal nach be endeter Ueberschwemmung inspiziren Was nun thun? Alles schrie, aber „Was hat er vor? Was macht er?" Achtung Vorsicht Platz hier her di« Ballen holt Böhlen und Stricke und lang« Stangen vor wärts!" Wasser. Bernhard selbst mit zweiAr tzend Geretteten zurück, worauf es zum zweiten Mal abstieß, um den Rest zu holen. Unter den Geborgenen der zweiten Abtheilung befand sich auch Doktor Blum mit feiner Frau und seiner Hand Baumeisters und sagte reue stlbst der Rektor ließ sich seinem gliick- Nach dem Essen pfiff der alt« Vog«l Widerstandskraft der Dampfkessel fest niinftigen Maßstab an Ihren Beruf zu legen, ich land!" In der Verlegenheit. Frau: „Was sehe ich, Du streichelst der Zofe die Wange?" Arzt: „Ach, Der wehre Patriotis sdurch's Telephon): „Ist das' Herr Telephon: „Ich bin's, ich, Dein Lieb- Trotzkopf. „Was ist da viel zu erklären? So oft Du zu spät kommst, hast Du stets dieselbe Ausrede Du hast diesen «der jenen getroffen. Doch w«r be- bedeuten haben." j „Höre mich an, Marc«lla. Daß ich heute zu spät zum Diner gekommen, ! lag daran, daß ich fast eine Stunde mit Nardin, dem Intimus Morlands, des Direktors d«r großen überseei schen Manusaktureien, verbringen mußte. Ich möchte letzterem gern ein vielverheißendes geschäftliches Projekt unterbreiten und wünschte daher schon s«it Woch«n mit Nardin zu reden, der immer sehr beschäftigt und fast nie zu Haufe zu finden ist. Heute traf ich ihn zufällig und forderte ihn, um Ge legenheit zu ungestörter Unterredung zu finden, auf, mich in ein Cafee zu begleiten. Da hast Du die Erklärung meines Ausbleibens. Doch anstatt froh darüber zu sein, daß Nardin mir seine Unterstützung zugesagt hat, schmollst und grollst Du, als könntest Du die Wichtigkeit dieser Unterredung für mich durchaus nicht begreifen!" „Sehr gut! Nun wird mir sogar mein Begriffsvermögen Warum sagst Du es nicht lieber gleich mit dürren Worten, daß ich eine stu pide Frau bin?" „Wenn Du mich lieblest, Marcella, würdest Du nicht so reden." j „Gut. Einigen wir uns auch darin, daß ich kein Herz habe. Das hat nur noch gefehlt." Pierre erhob sich mit heftiger Bewe gung und warf seine Serviette auf ven Tisch, l „Ich habe es satt," rief er. „Solch' lächerliche, grundlose Scenen ertrage, wer da mag." Doch in diesem Augenblick fiel sein Blick auf Dita, sein kleines, vierjäh riges Töchterchen, das, in einer Ecke des Speisezimmers mit ihren Puppen spielend, erschreckt aufgehorcht hatte, als der heftige Wortwechsel der Eltern an ihr Ohr drang. Di« klaren, blauen Kinderaugen vor Bangen geweitet, blickte sie unruhig von einem zum an- Auf die Kleine zutretend, schloß Pierre sie in die Arme und drückte sie ren Lippen, um zu ihr zu eilen und ihr zu sagen, daß er seine Heftigkeit bereue. fühlte wohl, daß er ihr die Wahrheit Allein ihr Stolz, ihr Starrsinn waren stärker als ihre Liebe. Da verließ Pierre erbittert das Ge mach, dessen Thür er hinter sich in's digen Starrsinn, der ihr niemals ge stattete, ein Unrecht einzugesteben. sondern sie bewog, stets in ihrem Trotz haltiger wirkten die kleinen Nadel stiche. Das Gemüth des im Grunde herzensguten Pierre wurde schließlich zu gedenken, deren er nothwendig be durfte. Was blieb ihm übrig, als umzukehren und sie zu holen. Als er daheick di: Treppe hinan stieg, klopfte fein Herz seltsam. Mochte er seine Frau im Geiste auch mit Wor unter diesen stetig wiederkehrenden Zwistigkeiten. Ach, wenn Marcell« wenigstens Reue zeigen würde, wi» einer kleinen beschäftigt, vernahm sie das Nahen des Vaters nicht. Unter der Portiere stehend, ließ Pierre den Blick voll Zärtlichkeit auf der Kleinen ruhen. Er wollte auf sie zuschreiten, doch die Worte, die jetzt von den Kinderlippen tönten, hielte» ihn zurück. „Du bist Papa und Du bist Ma ma... und Du —Du bist die kleine gab dasselbe mit einem Glorienschein, während die Kleine fortfuhr: „Also Ihr sitzt jetzt zu Tisch, Papa. Mama Dita hat Angst, weil Ihr b«ide so böse werdet. Jetzt stehst Du, Papa, schnell auf und läufst hinaus und wirfst die Thür zu.... Nachher mußt Du, Mama, zu weinen anfangen, die klein« Dita ist traurig, weil sie dl« Mama weinen sieht. Warum weint Mama? fragt sie. Aber Mama hört nicht, sie hält das Taschentuch vor die Augen und geht hinaus und läßt ihre kleine Dita ganz, ganz allein—" Während des Spieles hatte die Kleine die beiden großen Puppen un kleine Dita in ihrer Hand. Pierre, der sehr blaß geworden, verharrte immer noch regungslos auf der Schwelle. War dieses Puppen- Aber ... Das Weitere? War auch das Wahrheit? Ward Marcellas anscheinend so kaltes Herz dennoch weich, sobald er fort war? Warum aber fand er sie dann bei seiner Rück kehr stets mit derselben kalten Miene und abweisenden Haltung? Auch auf diese Frag« gab Dita ihm Antwort. „Nun ist es spät geworden," fuhr sie in ihrem Spiel fort, „Mama mehr, sie hat Angst, daß Papa es sieht, weil er sie dann gewiß fcheltcn würde. Und nun sind sie böse, Papa „Hör', Tato, hör, Lily," wandte sie sich an die beiden großen Puppen, die mittlerweile wieder zum Vorschein ge kommen, „Ihr müßt nicht länger böse sein,,.. Dita will es nicht., ~ Ihr dieselben bereils bemerkt. „Marcella," sagte er leise. Doch plötzlich wandelte sich der Ausdruck ihrer Züge zu eisiger Starr heit. Ihr Stolz, ihr Trotz gestatteten es nicht, Pierre ihr Herzeleid merzen - d h l, d ss „komm mit mir " Er war zu ihr getreten, hatte ihre Hand erfaßt und zog sie mit sich. „Aber leise, damit wir kein Ge räusch machen." flüsterte er. An der Thür des Speisezimmers hemmte er den Schritt. Drinnen setzte Dita ihr Spiel fort. Ihre beiden großen Puppen waren in selben Verlaus wie der erst« nahm. Stumm, mit fieberisch klopfendem Herzen lauschte das Elternpaar. Als ihre Hände fanden sich in innigem Druck. Welche Lehre hatten sie Beide em „Marcell^...." flüsterte Pierre. des Gatten Brust. „Es ist also wahr, mein Lieb, so bald ich fort war, hast Du stets ge weint ... ? V, warum hast Du mir leinen Einblick in Dein Herz gegönnt, mich nicht ahnen lassen, daß Du unter unserer Entfremdung gelitten....? Nun hielt ich Dich für gleichgiltig und kaltherzig und grollte Dir dieser halb." „Ich grollte mir selbst, aber..... glaubte es meiner Frauenwürde schul dig zu sein, mein Leid nicht zu ver rathen, nicht den ersten entgegenkom menden Schritt zu thun." „Nun, das Unrecht war wohl auf beiden Seiten, das hat Dita uns be sollen keine erneute Auflage erfahren, nicht wahr, meine Marcella? Wir dürfen unserm kleinen Liebling keinen „Nein, nein! Ich selbst bin da durch zu hart gestraft worden. Und nun Du alles weißt, mein Pierre, will ich mich fortan nicht mehr von meinem des Herzens leiteft lassen." Und zur Vesiegelung ihres Gelöb nisses schlössen die Gatten einander in die Arme und tauschten einen langen, Neues Wort. A.: „Was ist Ihnen heute Gutes passirt? Si« scb«n ja so vergnügt aus, B. (der seine Schwiegermutter beerdigt hat): Tie Schleppt. Leute, als Weltweise, Dichter, Moral tige Mode selbst verbannt wurdet so „Der Mohr bleibt schwarz, der Thor des. herab. Sollen doch bereits anno 1220 die „Mädercher" der Stadt Mainz Doch selbst satyrische Waffen Prall- Jahre 124 V, vermochte kein besseres <1380—1422), hatte ganz besonders h«u«r schon als eine Erfindung des Satans," Indeß, zwischen 1550 und 1600 brachte spanische Tracht die fließende Schleppe in Teutschland wieder zur hatte z, B, Elisabeth von Oesterreich der Bestattung der Leiche Heinrichs 11. lum's Jahr 1559) folgte dessen Sohn Zerstr«ut. Postbeamter giebt): „Auf diesem Briefe fehlt die Adresse!" Professor: „Hm, hm, sollte ich sie aus d«m Wege hierher ver — Bescheiden. Onkel: „Nun Kinder, was wünscht Ihr Euch denn dieses Jahr zum Christtindl?" Der kleine Nesse: „Die Mama hat gesagt^ wäre unbescheiden. Wenn Du aber gar keine Ruhe gäbst, hat sie sie gesagt, dann darf ich mir eine Uhr, «inen VeUmantel wünschen!" Ein Hieb. Si«: „Du sprichst Ehe ... eS sind doch heute erst zwei?" Er: „Aber, Bertha, weißt Du denn nicht, daß Kriegsjahre doppelt zäh len?"
Significant historical Pennsylvania newspapers