Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 25, 1901, Page 3, Image 3

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    In der Mitte.
Ton Rnd. k'coiilMl. U.
(5. Fortsetzung.)
he» und sehen, wie das Ding eigentlich
lautet." In Folge dieser Aufforderung
begab sich das Trio ins Befuchszim
ziehe anerkennend "den Hut. Wird
das aber morgen früh einen Knalleffect
machen! Glücklicherweise singen die
Schwestern vom Blatte, so daß wir
ohne Zweifel Ehre mit unserer Auffüh
rung einlegen. Die Melodie ist wirk
schah und wir bedauern, daß wir dem
Leser die süße Melodie nicht wiederge
ben können. Mit dem Gedichte müssen
Mit singirter Angst eilte Paul ins
I. Mai, 18S1.
ein Wunder?! Steht nicht die goldene
Hochzeit der besten, edelsten Großeltern
bevor, welche je die Erde betraten?!
Ihr werdet sie alle jubelnd, glückwiin
schend umringen ich allein muß fer
ne bleiben und kann höchstens mit der
Feder die Gefühle ausdrücken, welche
mich bestürmen. Ich verfaßte einlie
gendes Gedicht zu Ehren der theuren
Großeltern und setzte es dann in Mu
sik. Führt meine schwache Leistung bei
der Gelegenheit auf, und seid gewiß,
daß Euch meine Gedanken bei der Ge
kann, sind meine musikalischen Fort
schritte befriedigend und ich kann, wie
sie sagen, in einem Jahr« graduiren
und zu Euch zurückkehren. Den Woh
nungswechsel, von dem ich Euch schrieb,
habe ich vor einem Monate höchst be
friedigend ausgeführt und befinde mich
jetzt im Hause einer Wittwe Johanna
Braun, welche in joder Beziehung eine
treffliche und anziehende Person ist.
Dasselbe läßt sich von ihrem Sohne
Karl sagen, welcher das hiesige Poly
technikum besucht, und sich zum Archi
tekten ausbildet. Mutter und Sohn
sprechen fließend englisch, eine Spra
che, deren wir uns häufig bedienen,
manent geworden zu sein scheint. Die
geringste Anspielung auf die Vergan
genheit verdichtet diese Wolke und
bringt eine verdächtige Feuchtigkeit in
ihre großen braunen Augen. Sie
spricht nur selten über ihre Erlebnisse,
doch weiß ich aus ihrem Munde, daß
sie in den Ver. Staaten geboren und
erzogen wurde, was ihre Fertigkeit in
der englischen Sprache erklärt. Doch
nun, lebt wohl. Ich muß diesen Brief
morgen absenden, damit er Euch noch'
vor dem 12. erreicht. Den einliegen
den Brief an die Großeltern liefert
selbstverständlich erst am Tage des
Jubiläums ab. Wie immer Eure treue
Tochter und Schwester Laura.
Kapitel 10.
den Stempel des Geheimnißvollen
trugen. Jetzt ging's treppauf, jetzt
treppab; allein als die Uhr sieben
vollen Menge gefüllt ist. Wir finden
dort Adolph und Marie, Paul, und
ferner Professor Klaus Braun, so ge
nannt zu Ehren des Großvaters. Mit
ihm ist Ella, seine Gattin, und zwei
und ein Mädchen von drei. Der Knabe
heißt Dolphus, wahrscheinlich eine
Version von Adolph, und das Mäd
chen Amanda. Da ist zunächst Jo
hann der Fleischer, welcher eine der
zwei Töchter Adolphs geheirathet hat,
nebst Gattin und drei halberwachsenen
Söhnen, sowie Wilhelm der Bäcker,
der zweite und letzte Schwiegersohn
mit seiner Frau und vier Töchtern.
dessen mit verdienter Rücksicht behan
delt wird. Die Zimmer waren ge
schmackvoll verziert. An der Wand
über der Doppelthür zwischen den zwei
einem langen mit schneeigem Laken be!
deckten Tische lagen zwischen zahlrei
chen Blumensträußen passende, werth
volle Geschenke, theils von den Kindern,
theils von Freunden und Bekannten
ertheilt, . w«lche i» einer begleitenden
Karte ihre Absicht kundgaben, später
am Tage persönlich zu gratuliren.
Doch zurück zur Sache. Als die Uhr
sieben schlug, öffnete der Professor die
des vermittelte und klopften ener
gisch an, während sie ausriefen:
„Großvater! Großmutter! Macht
geschwind auf! Wir sollen Euch nach
dem Parlor bringen, geschwind, ge-
Wir haben früher die Beschreibung von
Adolph und Marie geliefert und brau
chen deßhalb nur zu belichten, daß wir
Jahre alt und seine Gattin Martha
etwa fünf Jahr« jünger; allein selbst
in Alter vermissen wir
Alters ist, allein vbn Beifall und
holte. H
Jetzt ist die Parlorthür erreicht. Jetzt
die Aufgabe ist, das Tiefste, das Höch
ra's," sagte er, indem er Martha ein
Papier reichte, „welches sie nicht nur
zur Feier dieses Tages verfaßte, son
dern sogar in Musik setzte. Wenn Ihr
wer vergißt, was einmal nicht zu än
dern ist. Doch Susanne mahnt, daß
das Frühstück verdirbt, wenn es noch
lange aufgeschoben wird. Ich fordere
deßhalb weibliche Freiwillige auf, mich
in das Eßzimmer zu begleiten und uns
mit Anrichten behülflich zu sein."
Lachend voluntirte die ganze weibli
che Phalanx der Gesellschaft und auch
Franzisco ließ sich nicht abweisen und
leistete wirklich wllnschenswerthen Bei
stand, daß die Frauen ihn, ein Dank
votum gaben. Während sie dergestalt
Zum Vaterhaus send' ich hinaus
Den Geist auf leichten Schwingen,
lim über's Meer, von Inhalt schwer
Es zeigt ein Paar, des schneeig Haar
Des Aug' jedoch, selbst heute noch,
Der Jugend Feuer zündet.
Nicht eine Spur der Schwächen nur.
Die sonst am Alter haften.
Ja, umgekehrt hat's nur vermehrt
Den Werth der Eigenschaften.
JhrLächeln mild bringt Trost und füllt
Mit Zuversicht die Kranken.
Ihr Auge hell ist stets M Quell
Erhabener Gedanken.
Wie um Apoll sich ehrfurchtsvoll
Die kleinern Sterne drehen,
Scheint dieses Paar an dem Altar
Allseit'ger Lieb' zu stehen.
Es war ihr Lauf von Jugend auf
Ein schlagendes Exempel I'
Der Tugend und, mit ihr im Bund,
Der Mäßigung als Stempel.
So lösten sie gar leicht und früh
Die Räthselfrag' des Lebens:
„Bleibt Ihr nicht in der Mitte drin,
Sucht ihr das Glück vergebens.'
Zu hoch, zu tief; zu grad' zu schief;
Zu viel und, was noch schlimmer.
Zu wenig scheu! Es bricht entzwei
Das Glück in tausend Trümmer."
O theures Paar, mög' immerdar
Dein Beispiel Früchte tragen.
Und, hell und rein, ein Leitstern sein
Für uns in spätern Tagen!
Ihr überragt sie ungefragt,
Wovon die Bücher melden.
Nicht Mord, nicht Schlacht: was wir
Macht Märtyrer und Helden.
Fern bleib' Euch Plag'; Mög jeder Tag
Euch reinste Freude schenken!
Wir aber weih'n im Herzensschrein
Euch ew'ges Angedenken.
Als Marie in den Parlor zurück
kehrte, kam sie eben zur rechten Zeit,
drei andere Vorträge anzuhören, welch«
zu Ehren des Jubilars vom Stapel ge
lassen wurden. Der erste derselben
wurde von Herrn Dolphus ausgeführt,
welcher dem Großvater ein in Druck
schrift ausgeführtes Gedicht einhändig
te und dann zurücktrat, dasselbe nach
einer graziösen Verbeugung herzusa
gen. Es lautete:
„Großpapa und Großmama
Sind die besten Leute, die ich je sah."
Die zweite Rede wurde von Amanda
ausgeführt, welche ihrer Großmutter
ins Ohr flüsterte: „Großmama, mich
hat auch ein Dicht gelernt.' „So!
unvermeidlichen Diener und deklainir.
Schöner, schöner kleiner Stern,
Vor dem Geleise fällt er nieder.
Hätt' ich nur den Nickel wieder.
Veite Vorträge ernteten selbstver
ständlich das gebührende Lob, was
Dolphus ohne Zweifel ermuthigte,
den» er sagte zu seinem Großvater:
„Großpapa, Fidel hat auch ein Stück
gelernt: soll er es hersagen?"
,.E! nun gewiß, dem Verdienste seine
Tolphus wandte sich nun mit ernster
Miene an seinen Schooßhund und
sagte: „So Fidel, jetzt zeig' mal, daß
Tu auch was kannst. Fertig? hast
Dv nicht gesehn!"
Fidel erhob sich nun auf seine Hin
terfüße, spazierte ein paar Schritte
vorwärts und ließ dann ein halbes
Duscnd Wau! Wau! hören. Alles
lachte, was den Hv»d so in Jubel ver
setzte. daß er hin und wieder sprang
uns in ein langes Gebell ausbrach.
Jetzt erfolgte Mariens Einladung zum
Frühstück und fünf Minuten später
saß man in bunter Reihe an der reich
befetzten Tafel. Selten wohl wurde
eine Mahlzeit mit mehr Frohsinn ge
nossen. Dies rührte wohl in etwas
von der trefflichen Beschaffenheit der
Speisen her. allein hauptsächlich von
dem Character der Theilnehmer. An
der Tafel hörte man nicht die zweideu
tigen Scherze, bei denen ein unschuldi
ges Mädchen erröthen muß. Anderer
seits machte sich Bildung, Witz und
Scharfsinn geltend, denn diese Gesell
schaft bestand durchgehend aus gebilde
ten Personen. Zwar war da ein Gärt
ner. ein Fleischer und ein Bäcker, allein
der Gärtner hatte die Universität ab
folvirt und die anderen Zwei sprachen
nicht nur zwei Sprachen mit gleicher
Fertigkeit, sondern hatten den ganzen
Kursus der Hochschule durchgemacht
und verstanden es, die brennenden Fra
gen der Zeit mit Verständniß zu be
sprechen. Wir fürchten, den Leser zu
ermüden, wenn wir ihm alle die Ein
zelheiten des Frühstückes oder selbst des
Tages auftischen. Wir beschränken
uns deshalb auf eine gedrängte Umriß
skizze. Daß derselbe für alle Bethei
ligten voll des reinsten Genusses war,
versteht sich wohl von selbst,- uns je
doch ist er besonders von Interesse und
Mittelstand seine Feste feiert? Im Lau
!se des Morgens erschienen zahlreiche
Freunde der Jubilar« und brachten
nicht bloß die herzlichsten Glückwün
sche, sondern auch zahlreiche Geschenke,
weicht durch die sie begleitende Achtung
erhalten/ doppelten Werth
Di« in der Stadt wohnenken Mit-
glitder der Familie schieben erst spZt
am Abend, nachd«m sie nochmals den
herzlichsten Abschied von den Jubilaren
genommen und die Hoffnung ausge
sprochen hatten, daß die theuren Jubi-
Kapitel 11.
Aarm herziger Himmel!
Es ist nicht....
Es erfordert« mehrere Tage, das
Braunfche Haus wieder in die ge
wohnte Ordnung zu bringen. Susan
ne war d«r einzige Dienstbote des Hau
ses und Marie war deßhalb nicht nur
genöthigt. Merc«des Beistand in An
spruch zu nehmen, sondern selbst thätig
zuzugreifen. Nach Verlauf von acht
Tagen jedoch hatte Alles wieder seinen
gewohnten Gang angenommen, und
dieser Gang war so gänzlich im Ein
klänge mit Vernunft und Mäßigung,
daß wir uns erlauben, ein paar Worte
darüber zu sagen. Dr. Klaus pracli
zirte nicht mehr. Nur dann und wann,
wenn es die Noth erforderte, stand er
entweder seinem Sohne bei oder ver
trat dessen Stelle, wenn derselbe abwe
send war. Adolph hatte früher in der
Stadt practizirt, sich jedoch jetzt gänz
lich auf die Insel beschränkt, wo er eine
beträchtliche und einträgliche Kund
schaft errungen hatte. Einen Theil des
Morgans und auch des Nachmittags
verbrachte er in seiner Office und be
sucht« während der übrigen Stunden
Patienten, welche
kommen. Paul beschäftigt« mehrere Ar
beiter und Arbeiterinnen im Ge
wächshaus«. da er selbst einen Stand
im Fulton Market besaß und während
des Tages dort meistens beschäftigt
war. Franzisco sowohl wie Mercedes
standen in seinen Diensten und der er
stere übte eine Art Aufsicht während
Pauls Abwesenheit aus. Professor
Klaus stattete häufige Besuche mit sei
ner Familie ab und blieb meistens über
Nackt, »bschon er Sorge trug, bei Zei
ten nach der Stadt zurückzukehren, um
seinen Berufspflichten obzuliegen. Der
Fleischer und der Bäcker kamen ebenso
oft und brachten die Ihrigen bei solchen
Gelegenheiten im Federwagen mit; al
lein sie mußten zu früh des Morg«ns
im G«schäftslokale sein, als daß sie
daran denken konnten, mit Ausnahm«
Samstags über Nacht zu bleiben. Die
Unterhaltungen der Familie bei solchen
wählter Natur. Wenn die Fragen des
Tages nicht besprochen wurden, füll
ten gar häufig musikalische Uebungen
die Zeit aus. Jetzt trug man Stücke
auf dem Clavier vor und jetzt auf der
Geige. Jetzt lauschte man Duetten auf
beiden Instrumenten, oder es wurden
Lieder einstimmig, zweistimmig und
vierstimmig vorgetragen und immer
waren die Leistungen vortrefflich, in
dem die Braunfche Familie mit Recht
den Rus musikalischer Fertigkeit besaß.
Hoffentlich ist es uns gelungen, dem
Leser einzuprägen, daß diese gesell
schaftlichen Unterhaltungen den Stem
pel der Intelligenz und feineren Bil
dung trugen, wie man sie gewöhnlich
in den mittleren Klasse» der Gesell
schaft findet, und gern würden wir die
se Unterhaltungen weiter ausmalen,
iveiin wir die Zeit und den Raum hät
ten; doch können wir nicht umhin die
Hoffnung aussprechen, daß es uns ge
lungen ist, den Leser zu überzeugen,
daß derartig« hebende Unterhaltungen
nur in den mittleren Schichten der Ge
sellschaft möglich sind. Wir behaupten
keineswegs, daß Alle, welche diesen
Schichten angehören, sich auf diese We
ife unterhalten; sondern nur, daß die
mit demselben verknüpfte Lebensart es
allein möglich macht, die wahre irdisch
Glückseligkeit zu genießen. Man kann
selbstverständlich ein Billet zur Oper
gelöst haben, ohne dieselbe zu besuchen;
allein dies Billet ist absolut nothwen
dig, Zulaß zu gewinnen.
Ter Mai nahte seinem Ende, al»
Marie eines Nachmittags im Wohn
zimmer saß und eins der vielen Maga
zine durchblätterte, welche die Biblio
thek enthielt. Dieselbe war ungemein
reichlich für einen Privatmann und
deutsche, englisch« und französische
Werke waren gleich reichlich vertreten.
Marie besichtigte die vielen Illustratio
nen. welche den Inhalt bereicherten und
tes Mädchen von etwa achtzehn bis
neunzehn Jahren, deren Gesicht, Hän
de und Füße ebenso schmutzig waren,
wie ihre Kleider z»rlumpt. Am Arm«
trug sie einen Korb mit Zündhölzern,
aus deren Verkauf sie wahrscheinlich
ein Geschäft machte, indem sie im Tone
d.'s Gesuches sagte: „Zündhölzer to
f«n. Madam? Bitte, kofen Se mir
was ab, wir sind ab und haben kein
Alles dies war kaum geeignet, in
Aufregung zu versetzen, so daß wir
uns wundern müßten, wenn nicht die
ersten Worte, welche sie sprach, einiger
maßen den Schlüssel geliefert hätten.
„Laura!" rief sie aus. „Um Got
teswillen, wo "
Sie hatte das Mädchen gewiß für
etwa? Anders gehalten und nach dem
Namen zu urtheilen für ihre fern«
Tochter. Die Ähnlichkeit der Züge
wie d«r Gestalt war wirklich überra
schend; all«in hier hörte dieselbe
selbstverständlich auf. Laura war ge
bildet, von feinem Anstände, reinlich
von Gewohnheit und dieses Mädchen
augenscheinlich ohne Manieren, unz«-
bildet, schmutzig. Marie gewann deß
halb schon nach wenigen Sekunden die
der Veranda ihre Tochter nicht war.
nicht sein konnte; allein diese Ueber
zeugung löste keineswegs das Räthsel
dieser wunderbaren Ähnlichkeit. Ihre
Verwunedrung wuchs noch bei einer
näheren Besichtigung, und erregte be
greiflicherweise in ihr den Wunsch, ein
Näheres über die Verkäuferin zu er
fahren. Sie öffnete deßhalb die Thür
weiter und sagte freundlich: „Ja,
Kind, komm herein und fetz Dich. Wie
nennst Du Dich?"
„Ich heeße nich Laura, Ma'm, meen
Name sein Claire, Claire Broeng."
„Und wo wohnst Du?"
„Oh, unten am Strand, Ma'm."
„Und kannst in Deinem Alter nichts
Besseres thun als Zündhölzer verlau
sen?"
„Ja, Ma'm, des Abends geh ich nach
die Tanzhäuser und verdiene manch
mal fünfzig Cent, manchmal weniger."
„Tanzhäuser!" rief Marie erschreckt
aus. „Kind, weißt Du nicht, daß
diese Tanzhäuser eine Schule des La
sters sind, und Dich früher oder später
ins Verderben stürzen müssen?"
„Ich versteh Euch nich, Ma'm."
„Oh ich spiele auf die Freiheiten an,
die sich die Besucher solcher Lasterhöh
len gegen arme Mädchen erlauben
„Ich weeß nich, was Se mernen,
Ma'm. Wenn Se abtzx denken, daß
die Mannsleit sich etwas gegen mir
herausnehmen dürfen, so sein Se schief
gewickelt."
Marie erschrak über dies« rohe
Sprache, konnte indessen nicht umhin
dem Sinne der Rede ihren Beifall zu
zollen. Allein wie lange konnte dieser
Geist der Unabhängigkeit dauern, wenn
termaßen einen schlechten Ruf, und
er abendlich mit den Lastern dieser
Höhlen in Berührung kam? Ach, der
Gedanke, daß dies Kind, welches ihrer
Laura aus dem Gesichte geschnitten
war, dieser entsetzlichen Gefahr ausge
setzt widerstand ihrem «delmüthi
gegnete Mari« beruhigend. „Wi« viel
hast Du da im Korbe?"
„Im Korb?" sagte die Fremde ver«
teln drin; aber..."
„Und was kostet die Schachtel?"
„Drei Cent, Ma'm."
»Das macht a 150..."
Ein Gefühl deS Mitleids befchlich
Mariens Brust. „Es macht PI.M und
Fragen, die ich in Deinem Interesse
stelle: Lel>t Dein Vater und was thut
er?"
ken."
„Und Deine Mutter?"
„Hast Du Geschwister?"
„Erwachsen?"
„Ja, Ma'm. er sein zweiundzwan-
Zig."
„Und verdient?"
„Nicht arg viel, Ma'm. Er arbeitet
manchmal an der Werfte; aber de
Arbeet gefallt ihm nicht, und so bum-
Marie dachte einige Augenblick«
nach; dann sagt« sie: „Deines Vaters
Name ist Broeng?"
„Ja, Ma'm, Gustav Broeng."
„Hier, schreib mir den Namen auf
diesen Zettel."
Claire schüttelte den Kopf und sagte
dann ohne alle Anzeichen der Scham
oder Verwirrung: „Ich kann net
schreibe, Ma'm."
„Dann will ich ihn aufs Gerathe
wohl fchr«ib«n: Ist er richtig buchsta
birt?"
Ein zweites Schütteln des Kopfes:
„Ich ivees net, Ma'm, ich kann net le
sen."
„Nun. ich finde Euch schon. Claire,"
sagte Marie tröstend. „Ich werde Euch
sehen, was sich für Dich thun läßt. Al
so gieb mir genau Eure Adresse."
Ein fragender Blick gab die nöthige
Erklärung eines Ausdruckes, der dem
„Und wie erreiche ich den Platz?"
„Ihr nehmt die dritte Gasse vom
Strand aus: Jedermann weeß. w»
Loasers' Court ist."
sagte keßhalb kaltblütig: „Schon
Recht, Ma'm, her mit dem halben
Dollar."
„Und ich kann mich darauf »«rlassen
Claire?"
sie wahrscheinlich vor Begierde brann
te. >/«r Mutter d e Erlebnisse der letzten
Stunde mitzutheilen. Marie ihrer
seits blieb auf dem Sessel in der Halle
sitzen. Die Entfernung des Mädchens
schien sie eher aufzuregen als zu be.
immer wunderbarer und der Gedanke
an die Möglichkeit, ja Wahrscheinlich
keit des moralischen Unterganges eines
ihrer Macht stand. Sollte sie den Gat
sie am nächsten Morgen zu machen ge
dachte, ihr Gelegenheit gab, die Angel«,
genh«it von allen Seiten zu betrachten
und zu erwägen? Ja. es war jeden-
Absichten.
Kapitel 12.
Loafers' Court.
sie fragte, wie es ihr gehe."
„Sehr wohl, Mr. Davis," erwiderte
sie freundlich. „Ich komme heute Mor
gan?"
„Ich habe Geschäfte dort, Herr Da
„Jst dies SaUors' Court, nlrin. Jun
ge?"
„Ne, Ma'm, dies ist Loafers'
Marie fort, „wo Mr. Gustav Broeng
wohnt?"
„Gustav Broeng? Gewiß Ma'm.
Hause."
(Fortsetzung folgt.)
«bschie».
Wir sahen zofammen viel Leid und
Glücks
Die gleiche Straß« gezogen.
Entschuldigung. „Sie
sind ja schrecklich betrunken, schämen
Sie sich." „Kann ich dafür, daß ich so
wenig vertragen kann?!"
—H öchstcrßefpekt. Feldwebel
zumßegimentsschreiber): Sprechen Sie
setzen Ihren Helm auf?" Gefreiter
Herr Feldwebel!"
Gleichfalls. Freundin
„Verträgt denn Dein Mann das viel«
Eisenbahnfähren? Ich muß sagen, ich
werde bei längerem Fahren stets vom
Schwindel ergriffen." Frau: „Mein
Mann auch aber erst, wenn er sein«
Reisegeschichten erzählt."
Papa als Lehrer. Fritz:
„Was versteht man unter „Medi
sanc«"?" Papa: „Was, das weißt Du
nicht? Schäme Dich! In Deinem Al
ter durfte ich nach so etwas gar nim
mer fragen." Fritz: „Papa, sei doch
fo gut und sage es mir." Papa: „Hm,
warte, ich we'de einmal im Lexik»»
nachsehen."
Für die Küche.
Leverklößsuppe. Ein Vier
tel Pfund Rindsleber wird abgehäutet
und fein geschabt, damit das Häutig«
zurückbleibt: nun rührt man drei
Viertel Unze Nierenfett ah, schlägt
Petersilie, Zwiebel, Pfeffer, Salz, «in
zu. Dann formt man Klößchen, giebt
sie in siedende Fleischbrühe, kocht si«
«ine Viertelstunde, bis sie aufsteigen,
und bringt die Suppe zu Tisch.
Waterjack. (Ein sehr gutes
Gericht aus übriggebliebenem Ham
melbraten.) Von einer gebraten«»
Hammelkeule oder -Rücken schneidet
man die Reste in dünne, längliche
Stückchen, thut sie in eine Kasserolle,
füllt ein Paar Löfs«! klar« mit Lie
tigs Fleischextrakt gekräftigt« und ge
bräunte Brühe darüber, thut ganz
Leber mit Sardellen.
Man weicht die Leber in Milch, ent
häutet sie, fchenidet sie zu kleinen
Bayerische Kalbsschle»
lochte und 2 rohe Eigelb, 3 Eßlöffel
Olivenöl, 2 Eßlöffel Weinessig, ein
scher Petersilie gemischt, und in einer
Gulasch. Schönes, derbes
Rindfleisch wird in große Würfel,
man nimmt 2 Theile Fleisch und I
Theil Speck. Dann läßt man 130
Gran Butter zergehen, legt Rindfleisch
sie ioch efimiger zv machen.
Kalbs z u n ?e rn G e l«e. Drei
man kocht
Bem Ofen etwa 2(1 Minu
während 20 Minuten backen Man
trag« das kräftige, schmackhafte Ge
müse allein oder mit Beigabe von
Schinken auf.
Oweh. Hausfrau: „Ich glaube.
Sie haben in 'Ihre« Leben noch nicht
das Geringste gearbeitet!" Bettler:
„Doch, Madame, ich war auf einer
Stelle sechs Jahre!" Sausfrau:
„Warum sind Si« denn da fortgegan
gen?" Bettler: „Ich wurde begna
diät!' 3