Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 04, 1901, Page 2, Image 2

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    2 «msel.
Die Amsel pfeift ihr erstes Lied
Hell durch der Linde Höh',
Durch die erstarrten Lande zieht
Süßschauernd Lust und Weh.
Und selig thaut bei ihrem Sang
Das letzte harte Eis,
Aufschluchzen möcht' ich sehnsuchts
bang
Zm zarte» Alter.
schöpfliches Vergnügen, und man ist
leicht versucht, sie durch allerlei Hilfs
mittel vor der Zeit zu reizen und zu
lung der körperlichen Kräfte zurück.
Durch Aufmertsamleit auf die Winke
der Natur wird man am Beste» den
Ein lebhaftes Kind liebt die Abwech
gen. "
haben.
Ebenso wie das Ziisrüh ist das Zu
viel in Spielsachen eine Versu
—V ergessene Höflichkeit.
Richter: „Also Sie wollen den Mann
nicht leimen, mit dem Sie gemein
schaftlich den Diebstahl ausgeführt
haben?" »Nein. Herr Gerichtshof, wir
hatte» in der Eile vergessen, uns ein
ander vorzustellen."
Boshaft. „Mein Mann lauft
mir ohne Widerrede jedes gewünschte
Toilettestück." „Du sagst ihm jeden
falls stets, im Besitze des Gewünschten
würdest Du zwanzig Jahre jünger
aussehen."
Aus der Schule. (Der Leh
rer behandelt einen Satz, in welchem
das Wort „essen" vorlommt. Auf die
Krage des Lehrers: Was ist „essen"
sür ein Wort?) Carl (den Kinger
schnell emporhebend): Ein Substantiv,
Herr Lehrer. Lehrer: So in wie fern?
Wie heißt denn der Plural von „essen".
Carl (mit siegesbewußter Miene):
Das „stressen". Herr Lehrer.
Tie schwarz» Kravatte.
ES war an einem Mittwoch, dem
Einpfangstage der Marquise von
Canley, auf Schloß Hautes-Futai-s.
Unten drängten sich zahlreiche Wagen
in dichten Reihen. Im Hintergrunde
erstreckte sich der Part mit seinen sorg
fältig geharkten Alleen. Um einen
kleinen Pavillon, der für photographi
sche Zwecke des jungen Canleq in eine
Duntelkammer verwandelt wurde, zog
sich ein Beet von Geranien, die sich zart
und leuchtend vom Rasen abhoben.
Im Salon saß eine Anzahl schöner
und köstlichem Gebäck überladenen
Tisch und plauderte leise mit einander.
Man merkte bald, daß die ganze Ge
sellschaft in Trauer war, allerdings in
eleganter, aber tiefer Trauer: Atlas,
Sammt, Spitzen. Kein einziges
Schleifchen in Lila oder Grau unter
brach die einförmige düstere Kleidung.
Und inmitten dieser ernsten Gesell
schaft erschien Jacques im grauen An
zug, die Kravatte aus grellblau ge
tupftem Foulard. Er grüßte, wie ge
wöhnlich: lächelnd, heiter, als Mann,
der sich unter intimen Bekannten be-
Empfanges ist.
einandergepreßt und die Blicke waren
voll heftiger Vorwürfe. Die Herzogin-
Wtttwe vonKelbassaing ging noch wei
ter. Als Jacques sich ihr näherte, um
sie ehrfurchtsvoll zu begrüßen, drehte
sie ihm voll Entrüstung den Rücken und
ging erhobenen Hauptes zum Fenster
des Salons.
Zum Teufel! Was haben sie nur?
Fassung gebracht, trotz des unleugba
ren Selbstbewußtseins, das er aus sei
nen früheren Erfolgen schöpfte. Er
durchzuckte die Frage blitzschnell sein
Gehirn, ob er vielleicht eine Missethat
Kaninchenjagd,ritt, radelte und machte
der kleinen Wittwe Bicomtesse von
Bois-Darpbin platonisch und^vorläu
stand ihr ganz bezaubernd.
„Meiner Treu'", sagte sich Jacques,
„auf dieser Seite wenigstens werde ich
sinden, und da die Madame von Bois«
Darphin ohne Zweifel die hübscheste
von Allen ist, lassen mich die Uebrigen
Er schlich sich in die Hiähe des Thee
tisches, küßte fast mit Gewalt eine
kleine Hand, die ihm scheinbar wider
die Ihre!"
„Aber zum Teufel, was für Ver
stoß?"
„Hören Sie mich an. Ich will Sie
hier nicP ausschelten. Jeder beobach
tet uns und ich sehe schon, man
„Ja, ja, gehen wir!" rief Jacques.
Nun hab' ich's satt; diese Situation ist
nicht mehr zu ertragen/'
„In Trauer? Ich habe ja, Gott
sei Dank, Niemand aus meiner Fami
„Nicht um Ihre Familie, es handelt
ren?"
„In der That! Das hatte ich kaum
bemerkt. . . Als« weil der Gras von
Paris gestorben?"
„Deshalb. Ihre blaugetupfte Kra
vatte hat einen wahren Sturm der
ern?"
Selbst diese sind aus
! Ganz anders steht es um mich. Mein
! Sroßoater war mit 26 Jahren unter
Osficier unter Napoleon IN. Sie be
greifen also, daß ich keinen Grund habe
Orleanist zu sein."
„Aber JacqueS! Sie verstehen die
ganze Sache nicht. ES handelt sich um
gestehen, daß ich all dies lächer
„Bitte, lieber Freund, debattiren
Sie nicht; trauern Sie um meinetw-l
len. Strengstensalls könnte Ihr
nicht wäre! Ach! Wenn Sie «ine
schwarze hätten, gliche sich Alles wieder
aus, und ich wäre so glücklich!" Sie
den Löckchen seine Wange gleich einem
Duft liebkosten. Und die blauen,
von langen Wimpern beschatteten Au-
i"brun
„Hören Sie," sagte JacqueS ganz
verwirrt, „ich verlange nichts sehnsüch
tiger, als Ihnen angenehm zu sein;
aber Sie begreifen, daß ich nicht mit
Kravatten in der Tasche reise. WaS
beginnen? Haben Sie ein Band, ir
gend ein Stückchen Seide au sich, das
ich zur Noth als Schleife zurechtmachen
könnte?"
„Ich fände wohl einen Ausweg,"
sagte die Vicomtesse erröthend, „aber
ten Sache handelt."
Man war in die Nähe des in eine
Dunkelkammer umgewandelten Pavil
schwiegen ins Schloß...
Als das Pärchen den Pavillon wie
der verließ, knotete Jacques triumphi
bracht? Das ist recht, sehr recht!"
Ter Strom.
von Max Grad.
Sie weiß und fühlt, daß er sie auch
noch bekommen wird! Die anderen hat
er ja schon alle! Aus der ülten Muhme
wird er sich wohl nichts machen; und
so recht gehört sie auch gar nicht zur
Familie. Die kommt auch nie zu ihm
in seinem Wass«r. Sie fürchtet ihn,
und die geheimnißvollen Reize, die er
birgt, sind ihr fremd. Sie ist so alt,
di« Muhme, und hat alles hinter sich!
Das Mädchen seufzt und n«stelt am
Mieder. Es drückt und ist ihr zu eng.
Zu ihr«n Füßen läuft der Fluß dahin
und durchquert träge und schwarzgrau
das Moor. Es ist. als schnitte er ihr
ein Gesicht, während sie so zu ihm hin
ab starrt. Ja. es ist ein Gesicht! Sie
sieht es deutlich. So gierig, grausam
und wollüstig, als hätte er den jungen,
warmen Mädchenleib scho» umflossen.
All die ihm dienstbaren Arme der
alten, versunkenen Weidenstrunke und
Baumwurzeln, die sein Grund b'rgt,
strecken und recken sich nach ihr. Und
ein gutes Bett liegt da unten: So we ch
und lind ist's. Faulige, schwarze Erde
und glattes Schilf, von Tang und Al
gen durchzogen. Und wenn si- dann
erst darauf iäge. würde er sich über sie
werfen, dann aber weiter fließ'». rau
! streifig im Wasser auf.
I DaS sind d e Büsche, die sich spi geln,
und der lichtblaue Himmel mit hartge
tönten Wolkenfttzen. Des Mädchms
! Blick hastet an d«n ersten Leberblüm-
ch«n, die blauviolett am Boden blühen,
j die warmen Sonnenstrahlen einsaugen.
An der Wiesenselte sind die Weitxn
ruth«n voll silberner Kätzchen. Sie
' und reibt eS cn der Jnnenseit« d-s Ar-
mes. Wi« zart und weich! Wie ein
Kinderkörper, d«m noch lein Luftzug
ang«kommen. Ein zartes neuq«bore-
nes Kind! Sie schauert zusammen,
! schüttelt das bleiche Hauptwund geht
! einige Schritt« weiter das Ufer hinauf.
Da scheint das Wasser im becken
artig erweiterten Flußbett zu stehen,
ruhig und glänzend.
! Hier war es. wo im Herbst das
Haselgebllsch gestanden. Im Sommer
tenjagd gemacht, mit Strohdach und
Wänden. Da war'S geschützt und
warm drin gewesen, lang noch, bis in
den Spätherbst. Und si« fühlte sich ja
immer so einsam. Da schlüpfte sie
dann dort hinein zu ihm, das war ihre
ganze Welt. Die Stare fammeltcn
sich! wie schwarze Wolken verdunkelten
fielen dann, in Colonnen g-theilt, lär
mend in'S Schilf en. Jahn l'chte, dah
seine blanken Zähne schimmerten, und
si« küßte ihn. gerade auf einen der
zuckenden Mundwinkel. Hoch oben
disteln. .. .
qeschossen. Seine -r'inie stand ruhia
in die Ecke gelehnt. Er hielt seinMäd»
ch«n auf dem Schooß und küßte es.
das Beste sie liebten sich! Gegen
Abend wurde es schon kalt, aber keines
fühlte es. Sie hielten sich zu heiß und
fest umfangen. Wie der Mond cu ge
sort! Ihr Jahn! Wen hatte sie sonst
auf der Welt? Di? alte Muhme und
die zerfallene Käthe auf dem Moor
grund drüben! Also nichts! Di- Leute
im Dorfe verachten si: ja doch. War
sie alle verschlang? Erst d«n Vater.
sie sagten im Rausche. Dann di: Mut-
Vaters Tode! Der Strom batte sie,
K«in Wellchen kräuselt und trübt
den Wasserspiegel vor ihr. Nun sieht
sie sich. Si« schlägt die Hände vor's
Gesicht und schleicht weinend über den
elastischen Boden der Hütt« zu.
Die Haide grünt längst, di« erste
drolligen Perrücken. Die Sonne
brennt heiß, und betäubend steigt es
auf aus der Torferde bei jedem Spa
tenstich. Wie sie vespern gehen will,
erzählen es sich die Arbeiter, Jahn
sei todt!
sammen und blicken scheu auf das arme
Mädchen, das schwerfällig die mächtige
Schaufel trägt. Dann aber erzählen
sie sich's laut und immer lauter im
ganzen Dorf Sie ist wie erstarrt, ge
bärdet sich wie eine Irrsinnige; endlich
läuft sie zum Pfarrer.
Der weiß es auch; sogar durch ein
Schreiben.
Jahn ist todt!
In Hamburg nein in Bremen
in einer Schenk« einer Dirne wegen,
res! Und alle sagen es ihr einzeln und
besonders, was sie glauben, denken,
vermuthen, und was sie an ihrer Stelle
thun würden. Manche zucken auch blos
die Achseln. Wieder andere dehnen die
Augenbrauen, sehen an ihr herunter
und haben „sich gleich so was gedacht,
und daß noch etwas Schlimmes kom
men müsse."
» « »
Hinter der Haide sinkt blutroth die
Sonne, und wie Streifen flüssigen
Goldes durchzieht es di« blauvioletten
Wolken.
Ein Trupp Arbeiter aus dem Torf
stich, Weiber und Kinder, stehen jam
mernd am Flußuser. Vom Dorf- her
lommen sie mit Stangen, N«tzen und
Wo Jahns Hütte war und der Fluß
sich so weit ausbuchtet, ist das Wasser
tief, aber klar.
Meidenstrunken.
Kurze Windstöße kräus«ln das Was
ser. das gurgelnd an's Ufer schlägt.
kreidebleich hinunter.
„Hört ihr, wie es gluckt? Wie «s
wispert und grollt? Nun hat er sie
alle^!"
zum Bergen der Leiche kommen. Weit
Weiter hinten hört das Moos endlich
auf. Wiesen und Felder dehnen sich an
das Gefälle.
der Strom in's Gesicht spritzt.
Am Wehr staut sich eine schwarze
Masse. Der Körper eines Weibes!
Das lichte Haar steigt strahlensör-
dazwischen. Wirbel auf Wirbel schleü- j
dert die Leiche hin und her, plötzlich
verschwindet sie ganz.
Der alte Strom hat auch sie nicht
Zur Krilit des Herzen».
mich, noch einen Theil meiner freien
Abendzeit zu opfern." Geschäfts
pslichten? Als ob diese ein Recht
Gatten über Alles liebt, nach voll
die Arm« geschlossen, seinen zärtlichen
Abschiedskuß mit der Versicherung
baldigerßllcklehr empfangen und wirk
lich Nor er auch vor zehn Uhr Abends
zurückgekehrt. Wenige Tage hieraus
hatte er an einem Abend wieder Ge
schäftspflichten vorgeschützt inniger
und besorgter hatte sie ihn gebeten, bald
blickt, hatte die kleine Faust geballt,
als eine der unglücklichsten Frauen der
ganzen Welt zu fühlen. Der Empfang
gegen zwölf Uhr Nachts war ein
äußerst kühler und mit Vorwürfen ge
ben Armen ihres Mannes, der sie
ängstlich und liebend umschlungen
hatte. Sie wollte aufspringen und
Blick zu ihm aufstand, flüstert« sie:
„Nicht wahr, Du böser Mann, Du
thust mir das nicht wieder an und
schloß i.'ir den Mund mit einem hirz
haft«» Kuß, l«gt« sich müde zu B«tt,
um di« ganz« Nacht von g«ohrf«igten
Ironi" rag«. „^-Y
gungsreise." „WaF Sie sagen,
wann hat sich Ihre Frau Gemahlin
dazu entschlossen, daß Sie reisen?"
Mancher versucht den Blasir
ten zu spielen, weil er kein Geld hat.
Wie viel Frauen hat die Erde?
Man schätzt die Gesammtbevölke
rung der Erde auf etwa anderthalb
Milliarden Menschen. Davon sind
freilich nur etwas mehr als die Hälfte
tzungen 1283 Millionen Menschen,
dabei zu folgenden Ergebnissen gekom
men: Europa hat 334 Millionen Be-
Handen ist; Asien beherbergt 816 M'l
als einer Million: auch Amerika, dessen
Bevölkerung 102 Millionen Menschen
beträgt, hat über eine Million Männer
auf der ganzen Erde 649 1-6 Millio
nen männliche und 633 4-5 Millionen
weibliche Personen ermittelt worden.
Europa ein Frauenuberschuß, und
zwar im Betrage von 3 2-6 Millionen
Köpfen.
Aber auch in Europa giebt es weite
Länderstrecken, wo die Männer bei wei
tem überwiegen. Sie liegen alle mit
Wichen Ecke dieseSErdtheili, und diese
men fehlt es zum Gleichgewicht der
Geschlechter an einer halben Million
Männer. ' ich '
giebt es Staaten mit starkem Frauci
überschuß, wo auf 1000 Männer mehr
als 1060 Frauen kommen, und dazu
gehören Portugal, Schweden und Nor
wegen, Russisch-Polen und Großbri
tannien. Unter den Ländern mit mit
telstarkem Frauenüberschuß nimmt
Deutschland, das auf je tausend Män
ner 1039 Frauen aufweist, so ziemlich
schuß zählen.
Es wäre aber ein Irrthum, wenn
man aus der Thatsache, daß die ganze
Welt außerhalb Europas insgesammt
weit mehr Männer als Frauen hat,
publik Nicaragua, deren Einwohner
schaft zur Hälfte aus Mischlingen und
zu einem Drittel aus Indianern be
steht, einen erheblichen Frauen-Ueber
schuß. Die sonderbarsten Verhältnisse
zeigen aber Hongkong und Hawaii, in
Hawaii kommen nur 633, in Hongkong
gar nur 409 Frauen auf je 1000 Mä
nner. Dort wäre also das Dorado für
der mit Frauenüberschuß.
Am Allgemeinen hat man die Wahr
nehmung gemacht, daß die Frauen weit
Ackerbauern. Dagegen ist das weib
liche Element in fast allen Ländern
mit hauptsächlich gewerblicher Thätig
keit in der Mehrzahl. Ferner kommen
aber bei der Vertbeilung der Geschlech
ter auch die Rechtsverhältnisse
schafsenheit des Erbrechts, der
Ehehindernisse, der Theilbarkeit des
Grundbesitzes oder der Freizügigkeit in
mehr männliche Personen. Ebenso be
einflußt die Vertheilung der Nieder
schläge das numerische Verhältniß der
Geschlechter. In trockenen Ländern
giebt es mehr Männer, in solchen mit
tracht.
Die Hauptsache ist aber bei der Be
antwortung VerFrage, wie viel Frauen
die Welt hat, die Thatsache, daß un
sere Mutter Erde einen Männerüber
schuß von 16 2-3 Millionen Köpfen
trägt. Dieses große Plus wiegt das
Ueberzewicht der Frauen in Europa
fast fünfmal auf. Freilich ist es für
sind. '
! Ecke sitzt): „Das elektrische Licht ist
„Ja, sehr,... jeden Augenblick wird's
wieder hell!"
pariser Damenschneider.
Den zahlreichen Ehemännern, wel
chen sich beim Anblick der Schneider
rechnunqen ihrer Frauen die 'Haare
vor Entsetzen sträuben, falls sie in.
der angenehmen Lage sind, noch über
welche zu verfügen, da man sich be
kanntlich erst zu verheirathen
wenn man fast keine mehr besitzt, —-
diesen zahlreichen, mißgestimmten Her
ren also wäre eine Durchsicht der fran
zösischen Mode - Chronik des 18.
Jahrhunderts zur Beruhigung ihrer
Nerven dringend zu empfehlen. Sie
würden angesichts des feenhaften Lu
xus und der materiellen Gegenleistun
gen für diese Wunderwerk« der Schnei
derkunst beschämt erkennen müssen, wie
unendlich bescheiden sich dagegen die
TZilettenbedürfnisse der Frauen von
heute ausnehmen und wie glücklich sie
sein müßten, nicht 200 Jahre früher
gelebt zu haben, was vielleicht ihren
Gattinnen auch lieber gewesen wäre.
Brochirte Seidentoiletten mit silbernen
Fäden und Blumen, gestickte BouquetK
aus zartlila Federn und Silber, silber
strcchlende Rcben von goldenen Strei
fen durchzogen, zwischen denen dunkle
Stiefmiittcrchen - Guirlanden sich hin
durchzuwinden schienen, Kleider, auf
den«? Spitzen, Blumen, glitzernde
Steine sich zu einer Rechnung von
10,6<XZ Franks vereinten, die Mr. Pa
gtlle, der König der Pariser Schneider
könige j«ner Zeit, «iner seiner Kundin
nen präsentirte. Eine andere, Ma
dame de Matignon geliefert« Robe ver
anlaßte die entzückte Empfängerin des
Kunstwerks, ihrer Schneiderin als
Dank für ihre Arbeit eine lebensläng
liche Rente von 600 Franks zu ver
schreiben, während die zur Hochzeit
Lauzuns von der Herzogin von Ehoi
seul getragene Toilette ungefähr das
Kapital der eben genannten Zinsen re
präsentirte. Es war eine himmel
blaue, zobelbesetzte Atlasrobe, bedeckt
mit Goldstickereien, strahlend von Dia
manten, deren jeder einzelne als Mit
telpunkt eines aus echten Silbe? Pai
lletten gebildeten Sternes funkelte. Zu
jener Zeit schwang Sarrazin der
Schneider, der die Fa<.'on „Marie An
toinette" mit dem kleidsamen Fichu,
das sich bis auf den heutigen Tag er
von d«ntn unter dem zweiten Kaiser
reich besonders Mdme. Bertin, di«
Schneiderin der Kaiserin Eugenie, be
ung der jetzt verstorbenen Königin
Victoria, kurze Kleider. Eines Ta
ges verstauchte sich die Fürstin beim
Aussteigen aus einem Wagen den Fuß.
Tage im St. James - Palast einen
i:cuen mit ehrfürchtiger Scheu ge
nannt iverden. Diese drei Firmen al
lein beschäftigen ungefähr 2600 Ar
beiterinnen, die, wenn man den Versi
cherungen ihrer Prinzipale Glauben
scheiilen darf, jährlich zusammen vier
Millionen Franks Gehalt bezieh«».
Ueber die Gehälter der übrigen 1960
Arbeiterinnen, die von den übrigen
1960 Pariser Damenschneider-Ateliers
Arbeit erhalten, schweigt sich die sonst
redselige Statistik aus, die übrigens
versichert, daß 4<Z0,000 von den 700,-
000 französischen Schneidern un!i
Schneiderinnen ihr Leben nur der
Verfertigung der Damentoilelte ge
weiht haben.
wärmen wir des Abends!
Der Bildungsprotz.
„Herr Würstler, ich kann Ihnen leider
über die Fortschritte Ihrer Töchter
nichts Erfreuliches mittheilen. Beide
haben mir erklärt, sie wollten nicht ler
— Aus der englischen
der englischen Stunde. „Lieschen,
, übertrage den gefühlvollen Schluß un
- serer schönen Erzählung!" Lies
chen (übersetzend): „Sie wurde immer
schwächer, doch theilte sie bis zuletzt
mit den Armen ihr Brod." Fräu
lein Eulalia: „Nun, und weiter: »»6
chen: „Und sie starb an den harten
Brocken!"