Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 01, 1900, Image 10

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    Kurl Mz' Aeöc.
Unsere Sntel,run„ durch den
Imperialismus.
»te »edeuti»», »e» »arger-»«»»«.
Z?i>? ZtlcMinrey'v
sen, die gekommen war, die angekün
digte Rede des Herrn Carl Schurz zu
hören. Di« Versammlung war «ine
von Mitgliedern aller Parteien, denn
es wurden Rufe für Bryan sowohl als
McKinley, ja sogar fiir Debs, ausge
bracht. Als Herr Schurz erschien,
wurde ihm ein« Ovation dargebracht.
Als ich vor 43 Jahren, nach fUnf
de, ein Bürger dieser Republik wurde,
leistete ich den Schwur, die Verfassung
der Ver, Staaten hochzuhalten. Mei
nem Verständniß zufolge bedeutete die-
Geist und Inhalt des Grundgesetzes
unserer bilden. Ich
stets bestrebt, nach bestem Wissen und
Entschlossen. Ihn treu bis zum Ende
memer Tage zu heute
geschlagen wurde. Ich meine den jetzt
durch die jmperialistische Politik er
folgten Angriff.
Lassen Sie mich gleich als Einlei
tung sahen, daß ich die Art und Weise,
wie dt« imperialistische Politik von ge
wissen Leuten dem Volke angepriesen
wird, der g ößte Schwindel
ist, der j« an einem freien
Volk« geübt wurde. In mei
nem ganzen langen Leben ist mir eine
so systematische Geschichts - Verdre
hung, Heuchelei, irreführende Citi
rung aus amtlichen Papieren und
Falschheit nicht vorgekommen. Ich bin
hier, um der Wahrhekt und Gerechtig
keit das Wort zu reden, und dabei wer
de ich die Dinge bei ihrem rechten Na
men uennen. Sie werden entschuldi
gen, wenn diese Namen nicht immer
sehr zart ausfallen. Denn ich muß
bekennen, daß mir das alte Blut in
den Adern kochte, als ich di« Mittel
schrittenen Pfade der Rechtschaffenheit,
Bestimmung zu locken.
Die Parteigänger der Administra
tion beanstanden das Wort „Jmperia
bltk von Beginn an geübten Expansion
folgten, als wir unsere Herrschaft über
Porto Rico und die Philippinen aus
dehnten. Das ist nichts als
Wortklauber«!, die gerade
zu au 112 Gefchich t s 112 L l fch un g
hinausläuft.
Das Wahr« daran ist, daß diese Re
publik allerdings bis vor zwei Jahren
Boden von einer aus uns hervorgehen
den oder wenigstens uns gleichartigen
Bevölkerung besiedelt undlimLaufe der
Zeit in regelrechte der Verfassung un
terworfene Staaten dieser Union um
halb nicht eine bloße Vergrößerung un
seres Territorial » Gebietes, das für
immer von unserer Willkür regiert
werden sollte, sondern eine beabsichtigte
und im Laufe der Zeit thatsächlich
durchgeführte Ausdehnung unseres
VerfassungS « Systems, und stand
deshalb im mit den
öi« nöthig« numerische Stärke erlangt
hat, wird sein Anspruch auf volle ver
fassungsmäßige Staatenschaft zweifel
los bereitwillig anerkannt werden.
Manche Imperialisten behaupten,
der Ankauf Louisiiana's durch Jeffer
son und die in Verbindung damit er
folgenden Gesetze, hätten einen Präce
denzfall geschaffen, der die Grundsätze
der Politik Hrn. Bezug
völlig decke. DaS stelle ich nachdrück
lich in Abrede. Einerlei ivas für zeit
weiligeGefetzaebung erfolgte, ist irgend
Jemand frech genug, zu behaupten
und das Ist der wesentliche, der sprin
gende Punkt daß es tzer Seist und
die Absicht Jefferson'S und der Jeffer
worbene Gebiet fortdauernd als ein
Vasallen - Land zu behandeln, da»
außerhalb der Verfassung stehe und
nur der Willkür des Präsidenten und
Kongresses unterworfen sei? Wagt ir
«»d Zitlluuld leuanen, dsb es die
wohlverstandene Absicht und Erwar
tung war, daß das Louisiana - Gebitt
sich mit unserem eigenen Volke besiede
le und daß dieses daraus einen Union
s bilden würde? Wer das
leugnet oder in Zweifel
stellt, der sucht nur die G
eschi ch te zu fälschen, Thomas
Jefferson zu verleumden,
das amerikanische
zem das amerikanische Volk daran, un
ser Gebiet ohne die entsprechende Aus
dehnung der Verfassung zu vergrößern,
daß der uns freiwillig angebotene An
schluß von Domingo von der öffentli
chen Meinung in überwältigender
Weise zurückgewiesen wurde, und zwar
weil man der Ueberzeugung war, daß
jenes tropische Land und seine damali
gen und wahrscheinlich auch zukünfti
gen Bewohner sich nicht dazu eigneten,
unter unsere Verfassung zu kommen,
und außerhalb derselben nicht dauernd
regiert werden konnten.
Im historischen und wahren ameri
kanischen Sinne bedeutet also .Expan
sion" die Ausdehnung unseres Berfas»
sungssyst-ms zugleich mit der Ausdeh
nung unseresGebiclsumfaicgs. In die
sem Sinne sind wir Alle Expansioni
sten, vorausgesetzt die Expansion wird
in ehrenhafter Weise bewertstelligt.
Und wenn im Lauf« der Zeiten unsere
und in der Selbstregierung geübtes
Voll, den Wunsch aussprechen sollte,
sich unserer Union anzuschließen ein
Ereigniß, das unsere heutige imperia
listische Abenteurer » Politik eher hin
auszuschieben als zu fördern geeignet
ist würden wir Alle sie mit Herz
Wenn wir aber dieser Republik
fremdes Gebiet, namentlich tropisches
Gebiet, das klimatischer Ursachen hal
ber von unserem eigenen oder einem
uns gleichen Volke nicht besiedelt wer
den kann, mit der Absicht und Erwar
nimmer ein Theil unseres Verfassung
ssystems werden, sondern in Bezug auf
seine bürgerliche, politische und wirth
schaftliche Stellung stets von dem Wil
len unserer Centralregierung, an der
es keinen beeinflussenden Antheil ha
ben. abhängen soll,' wenn diese Länder
also Basallen - Provinzen und ihre
Bevölkerung Unterthanen - Völker sein
sollen, dann ist dos nicht Expansion
im historischen amerikanischen Sinne,
sondern Imperialismus. Und
wenn die Einverleibung dieser Länder
und die Unterjochung dieser Böller
durch Waffengewalt, durch was Prä
sident McKinley sehr richtig „verbre
cherischen Angriff" genannt hat, er
folgt, dann ist daSJmperia
itsmuS der schlimm st en
Sorte. Wer Imperialis
mus ein Gespenst nennt, be
trügt sich entweder gröb
lich st oder ist ein gro-
Will Jemand in Abrede stellen, daß
dies aus unsere Herrschaft über unsere
sogenannten Dependenzien anwendbar
ist? Es ist wieder und wieder zuge
standen worden, durch die Porto Nico-
Gesetzgebung sowohl, wie durch die
Erklärungen der imperialistischen
Wortführer. Es nützt den Imperiali
sten nichts, zu sage», daß sie den un
terworfenen Völkern so viel Selbstre
gierung geben wollen, als ihnen gut ist.
Denn wer soll entscheiden, wie viel
Selbstregierung gut für sie ist? Nicht
sie selbst, nicht die Verfassung, sondern
unsere Willkür. Wir mögen sie ihnen
geben und mögen sie ihnen wieder neh
men. Das ist aber Willkürherrschaft,
nur ein anderer Name für Despotis
mus. Auch Hilst eS den Imperialisten
nichts, zu sagen, daß wir unser« Un
terthanen wohlwollend behandeln wer
den. Wohlwollen des Handelns ist ein
Gnadenakt, keine Rechtsanerkennung.
Wohlwollen gegen Andere kommt auch
nicht selten in Widerstreit mit Wohl
wollen gegen sich selbst, und dann ist
das Ende sehr unsicher. Wie wohl
wollend auch die Absichten der Impe
rialisten sein mögen, das Wohlwollen
lich empfunden von ihren Opfern.
Blickt nach den Philippinen, sie
schwimmen in Blut Thränen!
Besonders schlaue Leute rufen uns
zu: „Was soll das Geschwätz von Im
perialismus? Unsinn! Wo ist denn
euer lÄibt es denn einsieht^
sar über d«n Rubicon ging. Wenn
eine Republik willkürlich
und den Regierten unver
resßoll herrscht, so ist das
hüllen sucht.
Wahrlich, die Verhüllung des Eha
rakters des Imperialismus wird vor
seinen Jüngern als hohe Kunst betrie>
ben. Präsident McKinley selbst lie>
ferte davon kürzlich ein Beispiel, besser
Verwegenheit uns fast den Athen
sagte er: „Für die^ Partei Lincolns^is
Die „Partei Lincoln'S"? Lmcom
war es. der sagte:
„Die Argumente, daß die minder
.werthige Rasse mit der Nachsicht be
handelt werden soll, der mit ihrem
„sie so viel gethan werden soll, als ihr
„Zustand erlaubt, was sind das
„für Argumente? Es sind Argumente,
„welche seit Beginn der Geschichte Kö
„nige als Entschuldigung für die Ver
sklavung ihrer Völker vorgebracht ha
,ben. Man wird finden, daß alle Ar
gumente zu Gunsten königlicher Herr
schaft darauf hinauslaufen: die Kö
„nige setzten den Fuß aus den Nacken
„des Volkes, nicht weil, sie darnach
„wenn es getreten wurde. Es ist die
selbe alte Schlange, welche sagt: „Du
„arbeite und ich esse, du schinde dich
„und ich will die frucht davon genie
„ßen!" Man drehe es wie man will,
„ob es aus dem Munde eines Königs
„als Entschuldigung für die Verskla
„vung seines Volkes, oder aus dem
„Munde von Männern einer anderen
— es ist stets dieselbe
„Die, welche Andern die Freiheit
„versagen, verdienen selbst keine, und
„können sie unter Gottes Gerechtigkeit
„nicht lange bewahren!"
Die Partei Lincoln's! Wäre Je
mand zu Abraham Lincoln gekommen,
und hätte die Willkürherrschaft eines
Volkes über ein anderes auf den alten
Tyrannen - Vorwand hin befürwortet,
diese Herrschaft sei gut für den Unter
thanen, und hätte thm gesagt, er ge
höre zu sei ner Partei, so würde er
all' seine Gutmüthigkeit haben zusam
mennehmen müssen, um nicht seinen
schweren Fuß zu erheben und ihn die
Treppe hinabzustoßen.
Und was soll man zu PräsidentMc-
Klnley's Behauptung sagen, „wir hät
ten zehn Millionen menschliche Wesen
vom Joch des Imperialismus befreit!"
Angesichts der Thatsache, daß taufen
de und abertaufende von Philippinern
in ihrem Kampfe gegen den amerika
nischen Imperialismus getödtet wor
den sind, und daß unsere Unterthanen
aus Porto Rico unter demselben ame
rikanischen Imperialismus ächzen und
stöhnen, zu behaupten, daß Hrn. Mc-
Kinley's Partei diese Völker vom Joch
des Imperialismus befreit habe, ist
wahrlich ein starkes Stück. Wahrhaf
tig, die Frage ist berechtigt, was Hr.
McKinley von der Intel
ligenz feiner Mitbürger
dachte, als er diesen Aus
spruch wagte.
ben, was Imperialismus
Sie uns sehen, was die Verfolgung der
imperialistischen Politik bereits für
uns oder vielmehr mi t uns gethan
hat. Sie hat uns zur Unterjochung
eines Volkes geführt, das für seine
Freiheit und Unabhängigkeit kämpft.
Ich weiß wohl, daß Präsident Mc-
Kinley in seinem Annahmebrief leug
met nahezu 1(1,(XX) Worte der Auf
gabe, uns zu überreden, daß alles, was
geschehen ist, „nicht zur eigenen Erhö
hung, nicht aus Machtstolz, nicht aus
Gewinnsucht und Habgier, sondern
aus Menschlichkeit und im Interesse
der Civilisation geschah". Das sind
Worte voller Salbung und süßen Ho
nigseims.
Nun leihen Sie Folgendem Ihr
Ohr: Als Spanien zum Frieden bereit
war, telegraphirte der Flottenminister
an Admiral Dewey, wie folgt: „Wash
ington, 13. August 1898. ' Der Prä
sident wünscht vonJhnen irgend welche
wichtige Information über die Philip
pinen zu haben, die etwa in Ihrem Be
sitze ist; welche der Inseln erlangens
werth sind; was der Charakter ihrer
Bevölkerung; was ihre Kohlen und
fen und was ihreHandelsvortheile, und
sten sein würde." Von „Menschlichkeit
und Civilisation" war da nicht die
Rede. Präsident McKinley interessirte
und Mineralschätze, und Hasen- und
Handels - Vortheile". Und Dewey,
der vorher den Präsidenten hatte wis
sen lassen, daß er nach näherer Be
kanntschaft die Philippiner zur Selbst
regierung viel befähigter halte, als die
werth seien. Und dann beschloß Prä
sident McKinley, sieallezu neh
men.
ligenz seiner Landsleute gehabt haben,
als er wagte, ihnen zu sagen, daß wir
die Philippinen nicht aus Herrschsucht
che», während doch jeder Winkel unse
res Landes widerhallt von den Beru
fungen der Mundstücke des Präsiden
ten an die niedrigste Geldgier und den
eitelsten Machtstolz, und den in
lich glühenden Farben getauchten Be
schreibungen der Reichthümer, die Je
mand aus diesen Inseln «riverben
könnte, und der herrlichen Weltmacht
stellung, welche ihr Besitz uns geben
von welcher Seite wir
Fahrzeug der Ver. Staaten das Haupt
des Vbilivviner - Ausstandes gegen
dem Klotten - Ministerium telegra
phirte, jenes Haupt „Beistand leisten
tonnte, der werthvoll sein wird". Unter
naldo an der Spitze? Ein Voll im
Aufstande gegen spanische Mißwirth
schaft, gerade wie die Cubaner, nur
daß sie viel stärler und sehr viel erfolg
reicher im Feld« waren, und eine viel
besser oraanisirte und tüchtigere bür
gerliche Regierung halten. Und was
thaten sie? Sie fochten tapfer gegen
die Spanier, ivclche Dewey ihnen als
den „gemeinsamen Feind" bezeichnete;
sie schlugen sie in vielen Gefechten und
machten viele tausend Gefangene, bis
das ganze Innere des Landes vom
„gemeinsamen Feinde' so gut wie ge
säubert und die Hauptmacht der Spa
nier in Manila zusammengedrängt
war, wo sie von unseren Truppen von
der Seeseite her blockirt und von den
Philippinern auf der Landseite dicht
eingeschlossen wurden, so daß sie weder
Verstärkungen empfangen, noch auch
nach dem Innern entwischen konnte.
Der spanische Befehlshaber erwähnte
diese Thatsache als die Haupt
ursache der unblutigen Uebergabe
von Manila. Der große Werth der
von der Armee der Philippiner gelei
steten Dienste wurde von mehreren un
serer achtungswerthesten Osficiere
amtlich bezeugt.
Als nun die Zeit herankam, um die
Zukunft der Philippinen in dem Frie
densoertrage mit dem „geineinsamen
Feinde" zu bestimmen, hat da unser
Präsident, der nur Gerechtigkeit, Hu
manität und Civilisation im Sinne
hatte, die Filipinos, nachdem sie so
gute Dienste gegen den gemeinsamen
Feind geleistet, ganz naturgemäß
prompt eingeladen, ihm ihre Ansichten
und Wünsche mitzutheilen? Jeder ge
rechte, wohlwollende Mensch würde
sich bestrebt haben, dies zu thun, Unser
Präsident aber hat nicht daran ge
dacht. Als aber die Filipinos baten,
gehört zu werden, hat er ihnen doch
freundlichst wenigstens eine Audienz
gegeben? Nein, selbst das that er nicht
einmal. Er drehte ihnen kaltblütig
den Rücken zu. Und dann hat der
Präsident hinter den gegen unsere Fi
lipino - Alliirten dichtgeschlsssenen
Thüren durch sein« Friedens - Com
mission mit dem geschlagenen „gemein
samen Feinde", dem die Filipinos das
Innere ihres Geburtslandes abgerun
gen hatten, über die Transferirung
der Bewohner der Philippinen für PL
per Kopf von spanischer Fremdherr
schaft an amerikanischeFremdherrschaft
paktirt. Und er that dies, während er
wußte, daß Spanien nicht nur mora
lisch seiner Souveränetät über die
Philippinen durch seine Mißwirt
schaft an die Bewohner des Landes
verlustig gegangen war, wie wir im
Falle von Cuva entschieden haben,
sondern daß Spanien thatsächlich die
Souveränetät in dem Kriege, der zum
großen Theile von den Filipinos er
folgreich geführt worden war, verloren
und deshalb nichts abzutreten hatte.
Das kann Niemand in Abrede stellen.
Das ist geschichtlich« Thatsache.
Was? So etwas hat der Präsident
dieser großen amerikanischen Repuvlik,
dem Kinde der Unabhängigkeits - Er
klärung, dem Vorkämpfer der Welt
für Freiheit und Gerechtigkeit, dem
Leitstern der sreiheitliebenden Mensch
heit gethan? Im Namen dieser Repu
blik taufte er ein Volk wie eine Vieh
herde von einem geschlagenen .gemein
samen Feinde", gegen den an der Seite
unserer Flagge diese Leute siegreich für
ihre Freiheit und Unabhängigkeit ge
fochten hatten? Ja, gerade das that
er, ohne jenes Volk auch nur erst zu
fragen, und jetzt verlangt er vom ame
rikanischen Volke, daß dieses durch
feierliche Abstimmung erkläre, daß das
wohlgethan war, und daß es diese
That gutheißt.
Amerilanische Bürger, ich appellire
an Sie in aller Aufrichtigkeit was
würden Sie vor drei Jahren gesagt
haben, ehe das imperialistische Gift
Ihr Blut verdorben was würden
Si« gesagt haben, wenn Ihnen Je
mand so etwas als möglich prophezeit
hätte? ES istkeinMann un
ter Ihnen, der nicht erklärt
haben würde, daß ein sol
cher Prophet reif fiir'S Ir
renhaus sei.
Und wie entschuldigen die Verthei
diger des Präsidenten diese Missethat?
Sie sagen, daß wir den Filipinos keine
moralische Berücksichtigung schuldig
können, zu thun, was gethan wurde.
Diese Entschuldigung ist nahezu ebenso
gemein, wie die ursprüngliche Misse
that selbst. Die Filipinos waren that
sächlich unsere Alliirten in dem Kriege
gegen Spanien. Sie wurden von
Dewey zu unserer Unterstützung aufge
rufen, um militärische Arbeiten zu
verrichten, die wir zur Zeit mit den
Streitkräften, die wir hatten, nicht
selbst hätten thun können. Es war
keine kleine Bande barbarischer Hilfs
truppen, welche die Flanken des Fein
des beunruhigen sollte. Sie hatten
eine Armee von 20,<XX> bis 30,000
Mann und eine gut organisirte Civil-
Regierung, die einen großen Theil der
Bevölkerung in wirksamer Weise re
gierte und von fast der ganzen Bevöl
kerung anerkannt wurde. Sie haben
im Felde wichtige Dienste geleistet. Si«
haben mit unseren Commandeuren aus
einem unabhängigen Fuß verkehrt
ia li« iüU> tüatläcklud oo» unleren
Commandeuren als Alliirte sewst In
soweit anerkannt worden, daß man
ihnen Tausende von spanischen Gefan
genen, die zum Theil von unseren
Truppen gemacht worden waren, über
wies. Kann die thatsächliche Anerken
nung als Alliirte weiter gehen? Wenn
sie nicht unsere Alliirten waren, was
waren sie?
Die Antwort der Imperialisten ist,
daß sie nicht unsere Alliirten waren,
weil wir sie amtlich nie so genannt ha
ben, und daß wir deshalb ihnen gegen
über kein« moralische Verpflichtung
hätten. Sind Diejenigen, welche die
ses Argument gebrauchen. Männer,
die sich selbst achten? Sind wir
ein« Nation von Gentle
men. und wird nicht jeder
Gentleman sich schämen,
eine moralische Verpflich
auf einen rein technischen
Einwand hin abzuschie
ben? Welcher Ehrenmann wird in
Abrede stellen, daß wenn sie uns
Dienste geleistet, wie sie von Alliirten
geleistet werden, und wenn wir, wie
dies im Falle der spanischen Gefange
nen geschehen ist, ihnen eine Vertrau-
Alliirten zuweist, sie thatsächlich unsere
Alliirten waren und voll und ganz zur
Anerkennung als solche berechtigt sind?
Weil sie ihr« Unabhängigkeit bean
spruchten. Und warum solllm sie
nicht ihre Unabhängigkeit beanspru
nicht? Und hierfür haben die Ver
theidiger des Präsidenten ein« sonder
bare Antwort: Weil der Präsiden'
glaubt, daß seine Beamten ihnen jene
ni« versprochen hätten. Als
wenn ein Volk in ihrer Lage nur dann
einen Anspruch auf Unabhängigkeit
hätte, wenn ihm di«selbe vom Präsiden
ten versprochen worden
wär«! Ist ihnen aber auch wirtlich
die Unabhängigkeit nie versprochen
worden? Lassen Sie uns sehen.
Und was für ein Krieg ist es, den
wir jetzt führen, um unsere philippini
schen Verbündeten zu unterjochen oder
zu todten! Ein Krieg ohne Ruhm, ohne
Enthusiasmus, den selbst die, welche
ihn zu vertheidigen suchen, nur mit
Widerwillen und Scham im
Gesichte entschuldigen. Und
dieser selbe Krieg hat uns gezwungen,
auf fremden Boden, und den schädlich
tigen Bürgerkrieges. Schon hat dieser
Krieg volle a ch t z e h n M o n a t e ge
dauert und noch ist das Ende nicht ab-
Soldaten, ItXZ.tXXZ Mann sagen die
brachten. Und dabei kostet der Krieg
unseren Steuerzahlern Millionen über
Million«», die bald in die Hunderte
hineingehen w«rd«n, und obendrein
Tausende hoffnungsvoller junger ame
rikanisch«! L«ben und den geistigen,
physischen und moralischen Untergang
weiterer Tausend«! Das Aller
schlimmste aber ist, daß die
ser je erfolgreicher
Volkwird.
tig unsere Iniperialisien sich über den
Hauptgrundsatz der Demokratie
daß die „Regierung ihre gerechten
Vollmachten von der Zustimmung der
Regierten ableiten," lustig machtn.
Sie thun, als hätten si« di« Sache für
gen, die darthun, daß Zustimmung
der Regierten nicht immer gefordert
oder erlangt worden ist. Wollen Sie
mir gefälligst sagen, aus welcher Quelle
die Regierung ihre gerechten Machtbe
fugnisse herleitet, wenn nicht von der
Zustimmung der Regierten? Von gött
lichem Recht? Das wäre Absolutismus.
Dem Besitz der stärksten Faust? Das
wäre Gewaltherrschaft. Vom B«sitz des
größten Vermög«ns, d«s längsten Geld
beutels? Das wäre Plutokratie. Vom
Vorrecht der Geburt? DaS wäre Ari
stokrat!«. ES bl«ibt also nur di« Zu
stimmung txr Regierten, und deren
Bedeutung, wi« sie di« Urheber der Un
abhängigkeits-Erklärung zweifelsohne
beabsichtigten, ist. daß das Volk, ind«m
es in einer W«if«, die in von ihm selbst
gemachten Verfassungen oder G«setzen
vorgeschrieben wird, den Willen der
Mehrheit ausspricht, das entscheidende
Wort darüber haben soll, was für ein«
Art von R«gierung es haben will, wie
dies« R«gierung zusammengesetzt sein
soll, und was di«s« Regierung zu thun
hat «ine Regierung, welche den Re
gierten entspringt und ihnen verant
wortlich ist, oder, um Lincoln's Wor
ten zu folgen, eine Regierung vom
Volk«, für und durch das Volk.
Daß dieses Ideal nicht in jeder Hin
sicht verwirklicht worden ist, müssen
wir ja zugestehen. Aber ganz sicher ist
auch, daß ein jeder Schritt zu sein«r
Verwirklichung ein Schritt ist, die De
mokratie der Vollendung näher zu
bringen, während ein jeder Schritt, der
uns vom Ideale entsert, ein Schritt
der D«mokrati« ist.
hängnißvollerer Schritt rückwärts von
dm wahren Grundsätzen der Demo??»,
tie, wie neu« imperialistisch« Po
litik der größten der Republiken, welche
«inem fernen und widerwilligen Bolle
WilllUrherrschaft, Fremdherrschaft mit
blutig«r Gewalt aufzwingt, ist in un
seren Tagen nicht gethan worden. Und
unglückverheißender noch und bekla
genswerther ist die Thatsache, daß die.
ser Rü-lschrit von derselben Partei
befürwortet wird, die innerhalb unse
r«r Tage zur Vertheidigung derselben
grundlegenden Prinzipien der Repu
blik, die sie heute, b«r«auscht von Gold-
und Machtgier, mit Düften tritt, ihr«n
größten Kamps gekämpft und ihr-n
ruhmvollsten Sieg errungen Hai.
„Solch' ein« Flucht und Felonie, ihr
Herren, steht ohneßeispi«! in der Welt
geschichte!"
Oder ist ihr Urtheil ungerecht? Man
erwäge, was vorgefallen. Als wir den
spanischen Krieg begannen, kiindigte
der Kongreß, so daß es alle hören
sollten, an, daß dies kein Eroberungs
krieg, sondern ein Krieg der Befreiung
und Humanität sein sollte. Präsident
McKinley erklärte feierlich, daß an ge
waltsame Einverleibung nicht gedacht
werden dürfe, weil das unserer sittli
chen Anschauung zufolge «inem „ver
brecherischen Angriffe" gleichlomm-n
würde. Kaum ab«r war die Versu
chung des Sieges an uns herangetre
ten, als der Besreiungs- und Humani
tätslrieg in eine gierige Landgrabsche
rei verwandelt, und zu verbrecherischem
Angriff in seiner blutigsten Form ge
griffen wurde. Wer wird nach einem
so frechen Wortbruch uns je wiederum
glauben, wenn wir mit gutenVorsätzen
hervortreten? Unser sittlicher Credit bei
der Welt ist gründlich ruinirt, und das
ist die große Weltmacht, welch« der Im
perialismus aus der stolzen amerikani
schen Republik gemacht hat. Wo bleibt
unsere Selbstachtung?
Was di« Geldfrage betrifft, so habin
sich meine Ueberzeugungen selbstv-r,
ständlich nicht im Geringsten geändert.
Aber wenn auch die Steldsrage vor
vier Jahren die Hauptfrage N>ar, so
haben wir doch niemals zugegeben,
müsse, oder daß, wie wichtig auch ge
sundes Geld für das wirthschaftlich«
Interesse wie für den Charakter der
Nation sein möge, «s nicht andere
tri, welche Gutgeld die
sich mit einer gesunden Moral und ei
ner gesunden Politik durchaus nicht
vertragen, thun und dann unter allen
Unterstützung commandiren könne.
Mitbürger! Ich habe dieser Sache
viele Tag« und Nächte sorgenvollen
blüffende Alternative, vor die wir in
der kommenden Wahl gestellt sind, hat
mich schwer beunruhigt. Je mehr ich
darüber nachdenke, je mehr empört sich
mir jeder Blutstropfen, jede Faser mei
nes Herzens, gegen das ungeheure Un
recht, das wir geübt haben und zu üben
fortfahren! und j« klarer sagt mir der
Verstand, daß die Politik des Impe
rialismus über unsere Republik die
größte Gefahr für die Unverletzlichleit
ihrer freien Einrichtungen, ihren Frie
den. ihre Ehre, ihre wahre Größe ge
bracht hat, die sie je betroffen hat; daß
ich als gewissenhafter Mann nie, nie
meine Zustimmunng zur Fortführung
dieser Politik geben kann, indem ich
dazu helfe, daß Die am Rüder bleiben,
welche dieselbe übermüthiger Weise ur
sprünglich eingeschlagen haben und
jetzt ausführen; und daß es meine
Pflicht als ehrlicher Mann und ameri
kanischer Bürger ist, meine bescheidene
Kraft allem zu leihen, was uns die
Versicherung giebt, oder auch nur di«
vernünftige Hoffnung zuläßt, daß wir
ihrer Herr werden. Lassen Sie uns
deshalb, komme was da wolle, mit gu
tem Gewissen und unentwegtem Muthe
einstehen für Wahrheit. Gerechtigkeit
„<?tn »önigrctch für cin
Pferd".
P!>o.lX) Belohnung demjenigen, der
einen plausiblen Zeitungsartikel zur
Vertheidigung des blutigen Krieges
gegen die sreitheitliebenden Filipinos
zustande bringt.
nachiveisen kann, daß die republikani
sche Regierung nicht die Mutter der das
Volk ausplündernden Trusts ist.
Püd.tX) Belohnung demjenigen, der
belveisen kann, daß man den unterjoch
ten Ländern sein Wort nicht zu halten
Pso.<X> Belohnung demjenigen, der
belveisen kann, daß McKinley, Sekre
tär Hay, Kriegsselretär Root, Senator
Lodge, usw. Freunde Deutschlands
und des Deutschthums sind, und nach
dem Beispiele aller früheren Präsiden
ten, ein warmes Herz, ein ermuthigen
des Wort und eine helfende Hand für
all« um ihr« Freiheit kämpfenden und
blutenden Völker und Schwesterre
publiken haben.
Eine deutsch sein wollend« Zeitung
in Chicago ist bereit, dem Helfer in
d«r Noth di«sen Lohn in gutem, lau
terem Golde zu zahlen.
Wer wagt es, Rittersmann oder
Knapp, zu tauchen in diesen Schlund?
„Die Turner, welche sich in
Philadelphia producirten," meint der
dortige „Ledger", „müßten ausgezeich
nete Soldaten abgeben."
Das ist wohl richtig, und wie ihre
Väter würden auch sie für die Erhal
tung der Union zu den Waffen giejfen.
Aber für den Imperialismus sind sie
nicht zu haben und auf den Philippi
nen - Leim kriechen sie auch nicht.
N. A. Staatiz.
«ine deutsche «timme ««»
«ansa».
Herr F. W. Frasiu», Redakteur bei
Kansas Telegraph, begrübt« Herrn
Wm. I. Bryan, als derselbe zur Ent
gegennahme der Nomination von Sei
ten der Populisten in Topeka anwesend
war. ruU Rede:
„Als Deutsch-Amerilaner gereicht e»
mir zur Genugthuung, Sie zu begrll»!
Ben, und es macht mich glücklich, Ahnen
berichten zu tonnen, daß nach Allem,
was ich als'deutscher Zeitungsredak
teur aus der persönlichen Unterhaltung
mit Hunderten von Deutschen, au»
Briefen und sonstigen Quellen, ge
schöpft habe, ich sicher zu gehen glaube,'
wenn ich behaupte, daß Sie in der kom
menden Wahl die loyale Unterstützung
der großen Mehrzahl der deutschen
Stimmgeber haben werden.
Als Amerikaner von deutscher Ge
burt oder Abkunft können wir nicht
werden. Das amerikanische Volt fin
det sich einer sein innerste» Leben be
rührenden, alle anderen in den Hinter
grund drängenden Frage gegenüber
gestellt, ob wir eine Republik oder ein
Kaiserreich sein wollen. In Folge de»
Kriegsglückes und des willkürlichen
Auftretens Herrn McKinley'» versucht
unsere Regierung «in fremde» Volk von
zehn Millionen zu beherrschen, welche
mit amerikanischer Civilisation nichts
gemein hoben. Ein anderes Volk ohne
dessen Zustimmung zu beherrschen,
widerstrebt dem germanischen Geiste
und Freiheitssinn.
Seit das deutsche Volk unter Herr
mann's Führung die Legionen der
Römer vernichtete und das römische
Joch abwarf, waren die Deutschen
stets bestrebt, der Freiheit Opfer zu
bringen. Zweihunderttausnd Deut
sche folgten im Rebellionskriege der
Fahne der Union zur Aufrechterhal
tung der Verfassung und der Men
sckMrechte, und jetzt woHerr McKinley
die Verfassung bei Seite wirft, und die
Wege der Väter verläßt; wo die jetzig«
Administration die Wünsche der großen
Mehrheit des amerikanischen Volke»
unberücksichtigt lassend, keine Zeit fin
den konnte, den Abgesandten der süd
afrikanischen Schwester-Republiken ein
freundliches Wort zu sagen, wenden sich
die Deutsch - Amerikcmer zu Ihnen al»
ihrem Führer, der sich trotz der Abma
chung mit England behuf» Unter
jochung schwächerer Völker von seinen
Gefühlen für die Rechte der Menschen
leiten lassen wird. Der Imperialis
mus wird uns eine Militär - Regie
rung aufhalsen, d. h. eine Regierung,
vor der sich tausende von Deutschen
hierher flüchteten.
Aus diesem und dielen anderen
Gründen versichern die freiheitslieben
den Deutsch-Amerikaner, welche Men
schenrechte und Menschenleben höher
schätzen als den Dollar, Sie im kom
menden politischen Kampf« ihrer un
wandelburri, Treue und loyalen Unter
stützung."
Englische »rutalitSt t« «ü».
asrika.
Die Brutalität der Engländer in
Südafrika wird mit jedem Tage grö
ßer und überschreitet alle Grenzen. Sie
Hausen dort nicht wie gesittete Kriegs
führende, sondern wie Hunnen und
Mongolen.
Nicht allein, daß sie dir Farmen der
im Felde befindlichen Buren nieder
brennen und deren Bich rauben, sie
stellen auch die zu ihrer friedlichen Be
schäftigung Zurückgekehrten vor die
Wahl, entweder Urfehde zu schwören
und der britischen Königin den Unter
thanen - Eid zu leisten, oder aber ihr
Eigenthum zu verlieren und mit ihren
Familien nach der Insel Ceylon zu
Siechthum und schleunigem Hinsterben
verbannt zu werden.
Sie berauben friedliche Ausländer,
namentlich Deutsche, ihre» Eiwerb«»
und jagen sie unter Anwendung bruta
ler Gewalt über die Grenze, oder wer
fen sie ohne ieden Grund, und nur auf
den Verdacht hin, daß sie wahrschein
lich nicht ihre Freunde sind, in'» Ge
fängniß, wo sie sie mit jeder Gesittung
hohnsprechender Brutalität behandeln.
Si« arbeiten mit aller Macht daran, die
südafrikanischen Republiken in eine
menschenlere Einöde zu verwandeln.
Und diese Unmenschen und Mord
brenner lassen sich Herr McKinley und
sein Gefolge von Imperialisten und
Anglomanen als Vorbild dienen, in
deren blutgefüllten Fußstapfen sie ge
treulich folgen!
Des amerikanische« Volk,»
Ausbeutung durch die
»ruft«.
Die beherrschen di« Herstel
kel bekommen können. Dahingegen,
wenn sie ihre Fabrikate in da» Ausland
verkaufen, verkaufen sie dieselben zu
einem niedrigeren Preise, al» zu wel
chem der Fabrikant im Ausland« solche
in den Handel bringen könnte.
Beispielsweise verwngen die Trust»
von dem Consument«n in Amerika für
runden Draht 53.06 für 100 Pfund,
während sie denselben in Englalkd für
P 2.50 verkaufen: für Stacheldraht
verlangen sie P3.SO hierzulande und
P2,3S im Auslande. Drahtnägel wer
den hier mit 53.M für 100 Pfund ver
kauft und in England mit Z 2.25.
Eisenblech kostet in den Vereinigten
Staaten?2.7o während der Käufer in
England nur P 2.07 zahlt.
Auf diese Art und Welse plündert
> der Trust das Voll in Amerika au».