Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 23, 1900, Page 3, Image 3

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    Unter dem
nm WjWl Hliimer.!
Nomlin nus dcm l'ioldlandc Transvaal. I
Von Bruno Wagcncr Hamburg. 1
(7. Fortsetzung.) i
„Und das alles, weil es der Gold- <
gier der englischen Spekulanten ge- >
fällt, weil ein ganzes Volk ruchlos ge- i
nug ist, solche Verantwortung vor '
Gott aus sich zu laden, um Herrschaft, !
Reichthum, irdisches Gut zu gewinnen. <
Es ist edel von Ihnen, Herr Doctor," !
und dabei reichte sie ihm die Hand, 1
„daß Sie Ihr Leben einsetzen für >
eine Sache, die Ihnen fremd ist und >
der Sie nur der Gerechtigkeit willen l
dienen."
Er beugte sich über die Hand, sie zu !
lii Isen.
„Gott möge Sie schützen," sagte !
Elisa leise.
Da sah er ihr mit innigem Blick
in's Antlitz, und sie erbebte in ihrem
Herzen, als er leise fragte: „Darf ich ,
mit diesem Segensworte zugleich noch >
ein anderes mit hinausnehmen in den
Kampf, Elisa? Darf ich gehen in >
dem Bewußtsein, daß ich Ihnen mehr !
bin als ein Fremder, daß uns ein feste
res Band zusammenkettet, als ein !
flüchtiges Kennen und Gernmögen?"
Sie unterbrach ihn, indem sie ihm '
die zitternde Hand entzog: „Ich bin
stolz darauf, Ihre Freundin sein zu
dürfen, Herr Doctor." l
„Freundin? Mehr also nicht?"
das Heiligste auf dieser Erde sind,
In Elisas Herzen schrie es laut auf,
als wollte es sich auf ihre Lippen
storben, als sie leise flüsterte?
ras —
sie auf die Bibel gepreßt, die auf dem
Stuhle lag. Keine Thräne! Und
doch wollte ihr das Herz zerbreck>en.
XIX.
In Feindes Land.
tönten durch das Burenlager; in >
Trupps und einzeln jagten die Reiter!
zu den Ordonnan-
„Orlog! Orlog!" brauste es durch !
die Reihen. „Der Krieg ist da! Es
geht über die Grenze!"
Mit düsterer Miene hielt Albrecht
ruhigem Ernst im Antlitze Ivar Zoll
krieg ist da!"
d«
Aber England verlangt unser Blut.
Unsere Zugeständnisse, unsere Gebete I
waren vergebens. Und wenn wir
uns den"Muth
liegen, doch zu kämpfen. Und so sei
es denn! Bis zum 11. Oktober, bis
heute war England Frist gegeben, seine !
Albrecht hatte Befehl erhalten, mit
der Thür treten, und mit hastigein
Ruck zog er die Zügel an, daß sein
Roß sich bäumte. Dann drückte er
dem Thiere die Sporen in die Weichen
und jagte vorwärts der abrückenden
Reiterschaar nach, die als erste zur
Grenze ging.
Am Fenster aber stand an dersel
ben Stelle, wie am Tage zuvor, da
Albrechts Glück zerbrach, mit blas
sem Antlitz Elisa. Sie hatte die
Hände gefaltet und betete leise: „Gott
schirme ihn und laß ihn gesund tlsi
ben!" Aber ihre Gedanken gal
ten nicht dem jungen Hendrik Ferreira,
dessen Weib sie werden sollte.
Hoch thürmten sich an der östlichen
Transvaal - Grenz« die mächtigen
Bergkezel aus. Düster und vom Licht»
ersten Viertels stehenden Mondes nur I
lostrabte. Jetzt hielt der Führer und
terte im kühlen Nachtwinde. Und nun
ritt in die Mitte der Fornt «in hagerer
Mann, dem das Silberhaar um die
Mit andächtiger Ehrfurcht sah
Walther Albrecht auf den Priester und
Mußte nicht «in solches Volk, das so
Albrecht zum Gott der Schlachten:
herrlichen Voltes Freiheit!"
„Vater unser!" sprach jetzt des Fel
dpredigers Stimme, langsam, mit sin
sprachen sie alle des Gebetes Worte
Land.
Walther Albrecht gab seinem Rosse
zwanzig Burensöhnen an, die die
Spitz« bildeten. Etwa fünfzehn
Schritte blieb er hinter ihnen zurück,
zu beiden Seiten, die ragenden Fels
blöcke, die verkrüppelt«» Akazien
stämme ungeheure Größe an. Gespen
ßem Schaum über den Anhang in ei
düstere Schatten gehüllte Umgebung
paßte zu Albrechts Gedanken.
In seinem Herzen sah es leer und
stört hatte, der bisher sein stilles Glück
gebildet hatte. All« die kleinen Ein
zelheiten in sein«m Berkehr mit Elisa
! standen hatte, als er sie im Stalle
beim Striegeln seines Pferdes über
rascht hatte. Er dachte jener weihe
vollen Stunde, da sie Händels Largo
gespielt und sich in einem ganz neuen,
> poesi«verklärten Licht« ihm gezeigt
! hatte. Und nun waren alle die
! Wünsche vorbei, die sich für ihn an
Elisa geknüpft Hatten, erloschen die
! Albrechts Pferd stolperte ab und zu
über das Steingeröll, das den Boden
bedeckte. Rein mechanisch zog er den
I Zügel an, um dem Thiere «inen Halt
lzu geben. Aber seine Gedanken weil
ten fern von hier, und der Schmerz,
! Elisa ihn nicht früher ahnen lassen,
j daß sie ihr Herz berits vergeben hatte?
Wie vielen Kummer hätte sie ihm da
! mit erspart! Hatte sie denn wirtlich
I nicht gemerkt, wie tief sein Lieben ge
! wurzelt war? War sie so achtlos ge-
Wesen? Er konnte sich das alles nur
aus eine Art erklären: sie liebte den
j jungen Ferreira so heiß, so hingebend,
daß die ganze übrige Welt für sie
! neben dieser Liebe verblaßt«, daß
j sie nicht sah und hörte, wie ein treues
Herz sür sie schlug und nun verbluten
mußte an der Wunde, die sie ihm bei
gebracht hatte.
! Der Husschlag eines galoppirenden
Pferdes drang an Albrechts Ohr. Ein
Reiter flog gleich einem dunklen
l Schatten an ihm vorüber eine Or
> donnanz, die bei dem Führer des Bor-
trupps einen Befehl brachte. Richtig,
! die Reiter an der Spitze ließen ihre
Pserde in kurzen Trab fallen, während
der Ueberbringer des Befehls^umkehrte,
> um zur Hauptabtheilung der Avant
garde zurückzureiten. Jetzt begegnete
er sich mit Albrecht und hielt sein Roß
an, um es dann dicht an des Deutschen
Seite zu lenten, ein niedriges Roß,
zu dessen beiden Flanken di« B«in« txs
hochgewachsenen R«iters lang herab
hingen. Albrecht ertannt« ihn —es
war Hendrik Ferreira.
Keinem anderen wäre der junge
Deutsche Offizier weniger gern begeg
net. Aber was hatt« Ferreira ihm ge
than? Er ahnte vielleicht gar nicht
einmal, was in dem Manne vorging,
dcm er seine Begleitung so ungebeten
! „Schlechtes Reiten bei den, matten
Lichte." sagte Ferreira brummig. „Der
! ganze Feldzug kann mir gestohlen wer
' den. Verteufelt langweilige Ge-
fchlchi« das, besonders wenn man
! lieber heut« als morgen heirathen
möchte."
„Ihr habt Euch mit Lukas Meimers
- geben. „Msi»«n Glückwunsch dazu!"
! i „Ihr tennt Elisa?" fragte Hendrik
t zurück. „Ach, natürlich, Ihr ja
r Zähne wie Elfenbein und Zöpfe wie
t Gold!"--Er lachte fröhlich aus. „Nur
ein«n Fehler hat sie: sie ist zu gefcheidt >
sür ein Mädchen, bildet sich «in, !
mehr zu verstehen als ein Mann, !
aber das wird man ihr abgewöhnen, !
wenn man verheirathet ist. Meint !
Ihr nicht auch?"
„Ich meine, daß der Mann froh fein
mich, daß sie Euch auch ge
fällt," rief er mit freudig-stolzem Aus
druck. „Soll mir lieb sein, wenn Ihr
uns später einmal auf unserer Farm
besucht. Und nun lebt wohl, Myn
heer Doctor. Ich habe noch Aufträge
Nacht dahinritt. Ihn hatt« das Ge
regt. Das also war Elisas künftiger
Gatte! Vor diesem unb«deutenden,
gleich einem großen Kinde sorglos sei
nes Weges dahinwandelnden Manne,
der den edlen Kern in Elisas Wesen
nie erkennen, geschweige denn verstehen
bei! Er stöhnte laut auf. Was
ihn k«inen Sonnenschein mehr bot?
Sterben! Sterben! Das war s«in
heißester Wunsch. Und leise sagte er
vor sich hin: „Willst du mir gnädig
Gott, so-lenke d«s Feindes erste
den 20. Oktober 1899, trabten j>wei
Sonntag - Flusses. Hundert Schritt«
hint«r ihnen folgte eine kleine Abthei
lung bewaffneter Freischärler.
Jetzt hielten die Reiter, und der eine
wies mit Renten auf die weißen
Jetzt ließ er das „Sehen
von Ladysmith!"
Wahrhastig, Sie haben recht! Der
Feind hält die Verbindung mit Dun
gaiig zerstört gefunden hat und zurück
kehrt, hier festhalten, bis Verstärkung
für uns eingetroffen ist." —^
Zug herankommen. Die Freischärler
hatten ihre Pferde in einiger Entfer
nung hinter «inemHUgelvorsprunge zu
rückgelassen und lag«n jetzt mit den
Büchsen im Anschlage dicht neben den
Geleisen im Hinterhalt. Jetzt be
merkte man auf dem Zug« die Zerstö
rung der Schienen und hielt an. Da
trachten auch schon mehrere Schüsse
von der Seite her, und im nächsten
Augenblicke erschien auf der Locomo
tive ein Mann, der mit einem weißen
Tuche winkte.
Der Zug war genommen, als Oberst
Schiel an der Spitze von vierhundert
Reitern dazukam. Nun ging es an
di« Durchsuchung des Lusti-
daß «r vollgeladen war mit
Flaschen besten Champagners, Cognak
und mit Fässern voll Whiskey.
„Zur Siegesfeier für General
Symons Truppen in Dundee," sagte
der Locomotivsiihrer mit sauer-süßem
Lächeln.
Tiefe Bestürzung malte sich auf den
. Gesichtern der umherstel>«nd-n Frei
schärler. „Zur Siegesseier? Da irrt
Ihr Such wohl, Mann!" sagte Schiel;
> aber man merkte ihm an, daß er seiner
Sache nicht sicher war.
Der Loconiotivführcr fühlte, daß er
: Oberwasser hatte, und wurde gesprä
: chig: am Morgen habe General White
, in Ladysmith die Offiziere versammelt
e und eine Depesche verles«n, die er in
: " lxr Nacht «rhalt«n hatt«, daß Com-
Mandant Luca» Meyer nicht weil von
Dundee mit einer kleinen Abtheilung
stehe und daß man ihn heut« zu schla
gen hoffe? in der sicheren Aussicht ei
nes Sieges habe der General den !
Gruppen in Dundee diesen Zug voll
Liebesgaben gesandt.
Ein lautes Gelächter «rscholl rings
um! die peinliche Spannung hatte sich
in erfreulicher Weise gelöst, und mit
dem englischen Sieg« war es vorläu
fig noch nichts. Ueber des Lokomotiv
führers Gesicht zog di« Röthe der Be
schämung. Aergerlich sagte er: „La
chen Sie nicht zu früh, meine Herren!
An der Waschbank - Brücke, die Ihre
verdammten Reiter gesprengt hatten,
hörten wir deutlich den Kanonendon
ner von Dund«e. In diesem Augen
blicke sind Lukas Meyers Truppen
„Auf all« Fälle bleiben wir hier,"
entschied der Oberst. „Die Verbin
dung zwischen Ladysmith und Dundee
darf unter keinen Umständen wieder
hergestellt werden. Die Brücke hier
muß sofort gesprengt werden, und
dann wollen wir dafür sorgen, daß
Whisky, Cognak und Champagner
flössen in Strömen in den Fluß, denn
Oberst Schiel hatte den Truppen nur
ein geringes Quantum freigegeben.
Bald dröhnt« auch d«r furchtbare
Knall der Dynamit - Explosion, als
die Brücke in die Lust flog. Und nun
kam die Nacht heran, die die Reiter
ten.
Nach einer kalten Nacht erwachte
Albrecht fröstelnd, als die Sonn« eben
mit den ersten Strahlen der Berg«
Gipfel glühend erröthen ließ. Gras
Zeppelin saß schon am verglimmenden
Feuer, das man deS Nachts der em
pfindlichen Kälte wegen unterhalten
hatte. Lächelnd reichte «r Albrecht di«
Hand.
„Wir werd«n heut« die Feuertaufe
erhalten," sagte «r. „Wünsche Ihnen
Glück dazu, Kamerad! Und denken
Sie an Ihr Versprechen, mein« arme
'Mutter zu grüßen. Denn sehen Sie,
mir ist's so gewiß, wie nur eine Ueber
tigen Abend nicht erlebe. Aber wir
wollen unseren deutschen Soldaten-
d S' w d lbe
ubriz hat. ich
h
An senem Tage, da Walther Al
wo das Hirz nach Liebe, nach Glück be
gehrte! Als Albrecht damals vor ihr
gestanden hatte, das Haupt gebeugt
hatte ihn gehen lassen in s«in«in
Schmerz. Aber Gott hatte ihr die
Ruhe nicht gegeben, die das Bewußt
pflegt. Und so hatte Frau Joubert,
! Leise hatte sie Elisas Blondhaar ge
! Frauen es können, wenn sie eines an
deren Menschen Weh ganz verstehen
und mitfühlen. Und Elisa war unt«r
Erstarrung erwacht und hatte sich der
Frau in die Arme geworfen und ge
weint wie ein armes, verirrtes Kind.
das, was ihr zu thun übrig blieb. Vor
sich selbst mußte sie sich sichern, und
darum wollte sie keinen Tag mehr
zögern, um die Entscheidung herbeizu
führen. „Willst du Ohm Ferreira
i bitten lassen, daß er zu mir komme?"
hatte sie die mütterliche Freundin leise
> gefragt. Und diese hatte mit krästi
l gem Drucke die eiskalte Mädchenhand
l ergriffen undmur geantwortet: „Ich
I wußte daß du den rechten Weg finden
l! würdest. Elisa!"
: ! Und dann war der alte Ferreira ge
i kommen, der tapfere .Held vom Ama-
I juba-Berge, und sie hatte ihn gebeten,
i !am Tische Platz zu nehmen, wo die
- Lampe stand, während sie selbst sich
t weiter zurück setzte, daß ihr Antlitz be
; schattet war. Mit tonloser Stimm«
r i hatte sie zu erzählen begonnen, wie si«
j Albrecht kennen gelernt hatte auf der
r! einsamen Farm, wie beim ersten Blicke
- j die Liebe eingezogen war in ihr jun
e ges unberührtes Herz. Ihr war es
t gewesen, als scheine di« Sonn« Heller
, und als leuchte der Himmel im strah
- l«nden Blau, seit er ihren Weg ge
kreuzt hatte. Wohl halte sie schwel
gend gelitten, als «r von ihr gegangeit
war, damals als er ihr das L«ben
gerettet, doch ihres Frieden
ders Krankenbette und jener Tag, da
er ihr ehrlich Richtete, was zwischen
ihm und Alice vorgefallen war. Da
hatte. Und mitten hinein in ihres
Herzens stiller Glück hatte inan Plötz
alte Ferreira hatte sür seinen Sohn
sollt«. Und nun sah sie sich zu einer
Entscheidung gedrängt.
fragst: bist du das Mädchen, das Wal
würdige Gefährtin sllr's Leben sein
könnte? Mit Zittern und Zagen war
sie vor der Antwort zurückgebebt.
Tag. da sie sich entscheiden mußte,
hatte. Und sie hatte sich entschieden,
hatte mit eigener Hand ihr Glück ver
nichtet!
spräche sie von einer Fremden und
nicht von ihr selbst. Und nun erhob
sie sich und trat dicht an alt«n
sagt« sie ernst:
„Ihr wißt nun alles, Ohm Ferreira.
Nicht mit einer Lüge im Herzen wollte
ich Eures Sohnes Weib werden. Die
Liebe, die ich für den «inen in d«r
Brust trage, kann ich dem anderen
nicht schenken. Aber Treu« will ich
W«ibes, wenn Ihr selbst mir sagt, daß
ich recht gehandelt habe. In Eure
Hände, Ohm, lege ich mein Schicksal.
Was Ihr mir sagt, das will ich thun.
Gott gebe, daß Ihr uns Allen zum
Guten rathet."
Sie war vor ihm in die Kniee ge
sunken und sah dem Alten in die
jugendsrisch leuchtenden, blauen Au-
Elisas Scheitel.
„Mein armes Mädchen," sagt« er
mitleidsvoll, „du hast es schwerer, als
wir Alten es zumeist hatten, denen die
Väter die Wahl trafen, ohne daß die
Seite jenes Mannes? Nein! Bleibe
lieb hat, wie du ihn. Aber zum Leben
gehört mehr als Liebe. Was habt ihr
Gemeinsames, das euch den gleichen
Pfad schreiten läßt? Ihn wird es
hen. Denn was bietet ihm, dem ge
lehrten Manne, unser Land? Und
du sage, mein Kind, könntest du
Berge? Nein! du !?ast das Rechte
daß wohl gethan hast. Und mein
Hendrik? Der Junge müßte stolz
sein aus solch ein tapferes Mädchen!
wehte. Sie weinte nicht. Sie starrte
hinaus in die Finsterniß. Und leise
flüsterten ihr« Lippen: „Nun ist alles.
Am nächsten Tag« hatte sie
dem jungen Hendrik ihr Jawort gege
ben; und dann hatte sie vom Fenster
aus noch einmal Den gesehen, den sie
von sich gewiesen hatt«. Und als sein
Roß ihn davongetragen hatte, den
ihres Herzens innigste Gebete begleite
ten. da war sie an des Alltags Arbei
schehen, still und ernst. Aber nicht
wie sonst so oft hatte sie leise vor sich
hingesungen, nicht wie sonst hotte^si«
Jugendlust, sie war eine andere ge
! Inzwischen wurde das Hauptlager
»vtiter in Feindesland hinein vorge
! schoben. Die englischen Truppen wa-
hatten die ihr erstes größeres
' ! kazärelh eingerichtet. Aber es gab
' z noch wenig zu thun, und Elisa sehnte
' sich nach Arbeit, die alle Gedanken in
i Anspruch nahm. So hatte sie denn
' gebeten, mit d«n fliegenden Felolaza-
reihen den vorrückenden Truppen fol
gen zu dürfen, die sich b«i den Big
um Keil zwischen die eng
lischen Streitkräfte zu schieben. So
war der 2V. Oktober gekommen, der
selbe Tag, an dem di« deutsche Frei
schar beiElandslaagte das esst« Schar
mützel hatte. Das Feldlazareth, das
schon am Tage vorher bei Zelting an
der Landstraß« nach Ladysmith gewe
sen war, hatt« Befehl bekommen, bis
dicht an den Nordhang der Biggars-
Elisa stand neben ihremPathenonkel
Hans Albrecht, der sehr wider seinen
Willen zum Commandeur des Ambu
lanz - Trains gemacht worden war,
vor einem der Zelte mit der Flagge des
rothen Kreuzes und sah, wie die
dert Mann. R«^ite^g«schwad^r
kurze Worte der Begrüßung.
Auch Hendrik Ferreira war unter
den Vorbeireitenden. Als er Elisa
erblickte, sprengte er auf si« zu und
lüftete d«n Hut. „Wer wird so blaß
s«in, wenn der Schatz in's Feld zieht?"
rief er lustig. „Hoffentlich treffen wir
nun endlich mit dem Feinde zusam
men. Unsere Flinten rosten ein,
wenn's nicht bald losgeht!" Er
reicht« ihr vom Sattel aus die Hand.
„Aus Wiedersehen, Elisa, nach dem
Siege!" dann sprengte er weiter.
Onkel Hans ließ «inen prüfenden
Blick über Elisa gleiten. Da wandte
si« sich schnell ab und eilte in's Zelt zu-
Die Nacht kam. Aber Elisa fand
keinen Schlaf. Ruhelos lag sie auf
dem harten Stroh, das man ihr in ei
ner besonderen Abtheilung des Zeltes
aufgeschüttet hatte. Noch am späten
Abend war die Meldung gekommen,
daß Oberst Schiel bei Elandslaagte
einen Eisenbahnzug genommen hatte.
Würde der Feind daraufhin am fol
genden Tage angreifen? Elisas fie
berheiße Stirn zermarterte sich bei dem
Gedanken, daß Walther Albrecht viel
leicht schon am nächsten Morgen den
feindlichen Kugeln entgegenging ohn«
ein Zeichen der Liebe von ihr, ohne ein
letztes Abfchiedswort. Und was mußt«
er von ihr d«nk«n? Ob er sie für ge
wissenlos hielt, für ein herzloses
Weib, das mit der heiligen Liebe des
Mannes sein Spiel getrieben hatte?
Mit offenen Augen lag sie da, und
der Schlaf floh ihre Lider. Nie vor
her war ihr mit so grauenhafter Deut
lichkeit der Gedanke an den Abschied
aus ewig vor Augen getreten. Wenn
Albrecht nun fiel, ja, wenn er vielleicht
gar den Tod suchte, da sein Glück zer
trümmert war. mußte sie sich nicht
Vorwürfe machen ihr ganzes Leben
lang, daß sie ihn in Verzweiflung
hatte von sich gehen lassen? War es
denn recht gewesen, wie sie gehandelt?
Hatte sie sich nicht selbst gttäuscht, sich
das Riesenschild einer Pflicht ausge
klügelt. die ihr groß schien und die
sie sich auferlegte, weil sie ihr Schmerz
bereitete, und die vielleicht doch gar
nicht ihre Pflicht gewesen war?
Der Morgen nahte, als endlich ihre
Augen sich schlössen. Aber lein erqui
ckender Schlaf war ihr lxschieden. Mit
einem lauten Schrei fuhr sie aus ban
gen Träum«n auf. Der kalte Schweiß
p«rlte ihr von der Stirn. Sie fühlte
sich wie zerschlagen, und grauenhaft
stand ihr das Traumbild vor der
Seele, das sie zuletzt erschreckt hatte.
Aus öder Wahlstatt hatte sie einen
Todten liegen gesehen, einsam und oer
lassen; und als sie auf ihn zugeschrit
ten war, da hatte «r die Augen geöff
net und si« angestarrt, und das rothe
Blut aus seines Herzens Wund« hatte
aus's neue zu fließen begonnen. Sie
aber halte eine Stimme gehört, hohl
und dumpf, als käme sie aus dem
Grabe.
„Ich bin dahingegangen, weil
mich verstoßen hast."
XXI.
Es roch nach Pulverdampf im Thale
ves Sonntagsslusses. Bom frühen
Morgen an hatte der Kampf getobt.
Die 'Buren, die unter dcm tapferen
Haudegen Jan Kock den Abhang der
Biggarsberge und die davor sich zu
Thal senkend« Ebene besetzt gehalten
hatten, sahen sich immer stärkeren her
andringenden englischen Abtheilungen
gegenüber. Bor Ladysmith her hatte
die Eisenbahn mit zahlreichen Zügen
Bataillone, Schwadronen und Batte
rien gebracht, und jetzt vor Nachmittag
standen dreitausend Engländer mit
sechzehn Geschützen den kaum tausend
Mann starken Buren gegenübe», deren
zwei Kanonen unablässig de» Anstür
menden entgegendonnerten.
Di« Kavallerie des deutschen Frei
corps unter Oberst Schiel sollte jetzt
auf dem linken Flügel vorrücken, da,
wo westlich von d«r Landstraße die
Fußtruppen der Freischar im heftig
sten Feuergefecht lagen und unter des
Grafen Zeppelin und Albrechts Füh-
Hoch aufgerichtet stand Zeppelin in
den Reihen seiner schießenden Leute.
Ihn kümmerten die Kugeln nicht, die
um ihn herumsausten. Wie einer, der
den Tod nicht fürchtet, stand er und
wies mit dem Säbel in der Rechten
nach der Richtung, aus der soeben neue
Colonnen des Feindes heranstürmten.
(Fortsetzung folgt.)
„Wir haben unsere größte Feindin
todtz«schwi«genl"
Für die Küche.
Citronenkaltschal«. I»
1j Plnt Wasser löst man 7 Unzen
Zucker, thut Flasche leichten Weiß-
Unze Mehl glatt und gibt dies nebst 4
Eigelb und einer Prise Salz dazu.
Man schlägt alles bis zum Kochen,
thut nun 5 Eßlöffel Citronensaft »nd
Z Eßlöffel Citronenzucker daran und
läßt die Kaltschal« gut ablühlen.
KälberneVögel, Vom Kalbs
schlegel werden handbreite und koppelt
so lange fingerdicke abge
schnitten, geklopft und mit Salz und
Pfeffer eingerieben. Dann wird Speck,
Zwiebel und Petersilie ftin gehackt, mit
dieser Fülle die Flnschschnittchen be
strichen, zusammengerollt, und mit
einem Faden zusammengebunden.
Dann werden sie in einer Kijscrolle in
Butter braun gebrat-n und mit etwa»
saurem Rahm und Fieischsuppe ertig
Selbstverständlich muß der
Löwenzahnsalat. Dieser
darf nur mit Essig und Oel, etwas
Salz und Pfeffer angerichtet werden,
jede Salatfauce verdeckt seinen Pilan
ten Geschmack. Eine ll«ine Zugabe von
Estragon ist jedoch erlaubt. Das Aus
lesen und Waschen der zarten gebleich
ten Blätter geschieht sorgfältigst, und
sind hierbei die stets härtlichen, griin
gebliebenen Spitzen zu entfernen.' Ein
Mischen oder Garniren mit anden Sa
laten ist bei dem eigenthümlichen, fei
nen Geschmack des Löwenzahns nicht
Eiersauce zu kaltem
Rindfleisch. Zwei harte Eier
dotter werden durch ein Haarsieb ge
schlagen und mit zwei rohen Dott-rn
oder auch ganzen Eiern gut verrührt.
Man fügt sodann einen Theelöffel voll
Mostrich, etwas Zwiebel, gewiegte Ka
pern, Salz, Oel und so viel Weinessig
hinzu, daß es angenehm schmeckt. Das
Rindfleisch wird in Scheiben oder
Würfel geschnitten und sodann hinein
gethan. Man kann das Gericht mit fri
scher Petersilie, Endivien oder Blatt
salat ausputzen.
Wirsinz (Savoyenlohl). Die
äußeren Blätter werden entfernt, dann
Kaltes Roastbeef. Ein grö-
Kohlsuppe. Man schmort zu
ist'B l B
fel Weinessig, Salz und Pfeffer bei
Apfelllöße. Man schält Aepfel
ein Viertel Pfund Semmel, eineOber
tassc voll Milch, 2 Unzen geschmolzene
Butter, vier bis fünf Eier, was man zu
dem persönlichen Belieben.
Deshalb. A.: „Sie lieben die
Tage, wo Ihre Frau Wäsche hat." B.:
„Ja, da bin ich ihr Gewäsche los."
Aha! Sie: „Glauben Sie nicht
auch, daß bei kurzen Röcken die Frauen
länger ausschauen?" Er: „Schon,
aber auch die Männer schauen bei kur
zen Röcken länger aus." 3