Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 12, 1900, Page 3, Image 3

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    Unter dem
II!?! WM» MM.
Z!cin.in liuSdcm (icld'audr Transvaal.
Ton Bruno WagcnerHamburg.
I.
Z? e! den Präsidentengrä
bern.
Die heiß« Octobersonne sendet glü
hend aus Nordwesten ihre heißen
Strahlen. Der Wind, der den ganzen
Tag heftig geweht und den rothen
Sandstaub von den Dächern auf die
Straßen und wieder von den Straßen
auf die Dächer gewirbelt und durch alle
Ritzen und Fugen in die Häuser ge
peitscht hat, fängt an, nachzulassen.
Leiser lispeln die bestaubten Trauer
düstern Kiefern ihr Haupt. Der Abend
wird sich bald über Pretoria hinabsen
ken, über die Hauptstadt der Südafri
kanischen Republik.
Die Kirchstraße entlang schreitet «in
einzelner Mann. In ehrerbietiger Ent
fernung folgen ihm zwei junge Buren
nach, als wollten sie des Dahinwan
delnden Gedanken nicht stören durch
ihre Nähe. Gebückt trägt jener das
Haupt, und Falten liegen auf der brei
ten ernsteNvAtirn; grauweiß umkleidet
«in struppiger Bart noch Schifferart
des Kinnes unteren Theil und den
Vorderhals. Die mächtige Gestalt
trägt an der Alters Last, aber sie un
terwirft sich ihr noch nicht. Mit festem
Schritte, sinnend vor sich blickend, geht
der Greis seinen geraden Weg. Nur
selten erhellt ein Lächeln für einen Au
genblick seine verwitterten Züge, wenn
eine ältere Burenfrau vom niederen
herzlichen Gruß zuruft. Di« ihm Be
gegnenden machen ihm ehrfurchtsvoll
Platz und rücken an den breitrandigen
Hüten, oder wenn's ein Kaffer ist, so
weicht er scheu zur Seite und grüßt
verlegen von der anderen Seite der
Straße. Der alte Mann aber rührt
nicht an die Krempe seines verschosse
nen Cylinders aus der Großväter Ta
gen, aber der Blick d«r hellen grau
blauen Aug«n bohrt sich fest in man
ches Antlitz, als wolle er die Gesinnun
schen; dann aber versinkt d«r Dahin
schreitend« wieder in stilles Nachdenken
und setzt bedächtig einen Fuß vor den
anderen.
Die Leute, di« in den Gärten vor
d«n niedrigen Häus«rn ihre Blumen
begießen, sehen ihm einen Augenblick
nach mit ernsten G«sichtern, wi« sie in
einem Lande so wohlangebracht sind,
da Staub und Hitze alles beherrschen.
Dann gehen sie wieder an ihre Arbeit.
Er aber, der einen Augenblick ihre Auf
merksamkeit abgelenkt hatte, ist jetzt an
der Grenze der Stadt angelangt. Auf
steinigem Wege, den die schweren
Ochs«nwagen durchfurcht haben und
an dem sich Trauerweiden hinziehen,
wandelt er dem stillen Kirchhofe zu,
wo Pretorias Todte schlummern, wo
in traurig wüsten Massengräbern die
englischen Soldaten ruhen, di« vor
Jahren als Friedensstörer ins Land
kamen und doch nichts eroberten als
das kl«ine karge Stück Boden, unter
dessen staubiger D«ck« sie heute Bür
gerrecht genießen -- als stille Leute.
Zwischen den Kreuzen des Friedhofes
schreitet «r hin zu einem Piatze, wo ne
beneinander drei einfache Steinplatten
in den Rasen eingelassen sind. Sin
nenden Blickes bleibt der alte Mann
stehen! in stillem Gebete falten sich
seine Hände über dem Hute, den «r jetzt
vom Haupt« genommen hat, so daß die
Abendsonne die weißen Haare des
Scheitels ihm küßt.
Seine Gedanken weilen in der Ver
gangenheit bei den Männern, die hier
den ewigen Schlaf schlummern bei
den drei ersten Präsidenten der Süd
afrikanischen Republik. Weit zurück
schweifen die Gedanken ihm in jene
Zeit, da er ein junges Blut war und
auszog mit den vielen Huntxrten, de
nen es in der britischen Kapcolonie
und im Natallande zu eng geworden
ternommen hatten, den Volksauszug
in das weit« Hochland jenseits des
Vaalslusses und der Trachenberge.
Math mit staubigen Steppen, die weit
hin sich dehnten in fahlem Grau, aber
auch Busch und und mit rei-
von dem weiten Lande,
durch das der Strauße große Herden
mit dem Winde um die Wette liefen^
gründet und manchen blutigen Kampf
mit den Kaffern durchgefochten, bis
dies« ihn fürchten lernten, wenn sie es
nicht vorzogen, in seine Dienste zu tre
ten.
Und der Jüngling war Mann ge
worden und hatte ein Weib genommen:
seine Farmen blühten aus und sein
Reichthum wuchs. Aber Ruhe war
dem Bur nicht beschieden. Wohl war
er der britischen Herrschaft entwichen
in das neue Land; aber Englands An
sprüche folgten ihm und suchten auch
hier die Hand zu legen aus der Buren
Gut. Da hatte d«r Bur zur Waffe ge
griffen und Blut war geflossen und
hatte des neuen Vaterlandes Erd« ge
tränkt und geheiligt. Immer wieder
hatte England versucht, in räuberischen
Einsällen des Landes sich zu bemächti
gen. Aber immer war d«r Bur Sieger
geblieben. Sie waren darüber Hinweg
gestorben, di« alten Führer von «inst,
Vlatten im Grase deckten die Gebeine
dreier Präsidenten. Der aber, der hier
in Erinnerungen versunken stand und
spruch von Transvaal: „Eendragt
magt Maalt" „Eintracht gibt
Starte!" Mit ungestümer Bewegung
düsteren Kuppen in lila Schatten mit
gleißendem Rande. Auch auf die Grä
ber der blickt und be
ll.
Verirrt.
Müde ließ der Braune den Kopf
hängen, nur ungern stolperte er netter
leldruck des Reiters das Pferd war
ausgepumpt? es ging nicht mehr.
Der Reiter sprang aus dem Sattel
und klopfte seinem todtmllden Wegge
nossen den Hals, indem er mit der an
deren Hand in der Tasche nach einem
Stück Brot suchte. Eine kleine Kruste
fand sich noch, aber nur widerwillig
„Ja, Wasser, Wasser! Wenn's nur
Reiter und ergriff des Rosses Zügel,
um das Thier neben sich her zu führen.
Fernher grüßte eine Bergkette herüber,
und an ihrem Fuße bot spärlicher
Busch einigen Schatten. Dorthin lenk
len Roß und Mann die Schritte. Aber
sein, und noch immer blieb eine weite
Strecke vor ihnen. Das Pferd stolperte
immer häufiger über die losen Steine;
!s war fraglich, ob es sich bis zu dem
Waldrande würde schleppen können.
Man mußte Halt machen.
Mit bekümmerter Miene blickte der
sammenbrechen nahes Thier. Dann
entschloß er sich, den letzten Schluck zu
opfern, den er in seiner Feldslasche ge
rettet hatte. Ein halber Becher voll
lauwarmen Wassers aber es benetzte
ooch die vertrockneten Lippen und regte
oie letzten Lebensgeister des Rosses an.
Dann wieder vorwärts! Wenn sie
dort am Busch nicht endlich Wasser
fanden, waren sie vermuthlich ret
tungslos verloren.
Aber halt was war das? Roß
und Reiter stutzen. War das nicht das
Brüllen eine Stieres? Und richtig—
fernes Rädergeknarr und Peitschen
knallen! Der einsame Reisende griff
zum Fernrohre, das er am Riemen
über die Schulter gehängt hatte, und
suchte den Rand des Busches ab. Eine
Staubwolke v:rrieth freilich in gro
ßer Entfernung die Nähe lebender
Wesen. Ob aber das erschöpfte Pferd
feinen Reiter so weit noch tragen konn
te? Das war kaum zu denken. Und
zu Fuß« dorthin marschiren? Bis da
hin konnten die Menschen, die dort an
scheinend in einer Bodensenkung mar
schirtrn, längst eine andere Richtung
eingeschlagen haben. Der jung« Mann
nahm sein Gewehr von der Schulter.
Sechs Schüsse hatte er im Lager der
Repetirkammer, und sechsmal schnell
hint«reinander dröhnte jetzt der scharfe
Knall über die Elxne v"d weckte das
Run wieder das Fernrohr an die Äu
gen! Sorgfältig spähte der Verirrt«
in der Richtung der Staubwolke aus.
Man mußte dort seine Schüsse gehört
haben, und der sechsmalige scharfe
Knall konnte nicht unbeachtet bleiben.
Wirklich, da tauchten schon über
dem Bodenrand zwei Köpfe auf. Der
einsam« Reiter lud sein Gewehr au^s
über seinem Haupte hin und her wehen.
Jetzt hoben sich vomßuschrand« zwei
ReUer ab, dem Ursprünge der
rader Richtung auf ihn zureiten. Er
bemühte sich, sein Pferd in Beivegung
zu fetzen, um den Herannahenden ent
nicht weiter, mit zitternden Knieen
stand es da und ließ sich schließlich fal
len., Inzwischen wurden di« beiden
Ross« stoben in vollem Galopp über die
Eben« daher. Noch zehn Minuten, und
zehn Minuten, und sie waren bis auf
Gewe'irschußweite heran.
Nun verlangsamten sie den Schritt
Ihrer Pferde, und der bei dem gefalle
nen Rosse stehende Mann sah, wie sie
ihre
auf den Boden nieder und rief, indem
er die Arme in die Luft hob, auf Hol
ländisch: „Gut Freund! Helft mir
wir können nicht weiter!"
Selbst wenn die Worte nicht ver
standen worden wären, so hätte die
auf weitere Vorsichtsmaßregeln und
trabten heran. Der sie Erwartends
hatte einen Augenblick Zeit, sie zu mu-
Bauern Südafrikas, den breitkrämpi
gen Hut, das Buschmesser im Gürtel,
die Flinte in der Hand.
Jetzt hielten sie bei dem Fremden,
der in höflicher Weife den Hut vom
Wassersack, der das köstliche Naß mit
dem Reiter durch die ausgedorrte
Steppe führt. Mit langen Zügen
trank das matte Pferd. Dann warf
hatte.
Mit raschem Blicke überflog das
er fragte: „Ihr seid Uitländer (Aus-
Kopfschütteln fort, „Das könnt Ihr
uns später erzählen, wenn Ihr wollt.
Mein Sohn bleibt bei Eurem Pferde,
und Ihr setzt Such auf seines. Steigt
auf, Ihr könnt den Weg nicht zu
IN.
Lucas Meyer.
Bald saß der Fremde mitten unter
Buren zu, bis er die Reste des Mahles
Befehl des Alten, der das Familien
heu'te Abend ausgeruht haben, um den
Trupp einzuholen."
Mit verwundeter Reugier sah der
ten die mächtigen Thiere, die sich oft
störrisch wehrten, in langen Doppel
reihen vor die Wagen-spannten, was
in wenigen Minuten trotz aller Wider
setzlichkeit der Ochsen geschehen war.
Dann schwangen sich die Buren auf
die Pferde, die Knechte ergriffen die
langen Peitschen und trotteten neben
den Ochsen her, und unter lautem Ge
brüll der Gespann«, unter Peitschenge
knall, anfeuernden Zurufen und Hun
degekläff setzte sich der Zug mit ächzen
den Wagenachsen in Bewegung.
Mit dem Hute grüßend verabschie
dete sich der Fremde von den Begleitern
der Wagen, während er selbst mit dem
Führer des Zuges in flottem Trabe
voran ritt. Er fühlte sich wie ein an
derer Mensch, neugestärkt durch Speis:
und Trank und auf frischem Rssse, vor
allem aber auf sicherem Wege.
„In solchen Wagen treckten unsere
Väter vcr sechszig Jahren aus dem
Kaplande," sagte der alte Bur, indem
er rückwärts wies. „Unter solchen Wa
genzelten wurden wir Alten geboren
und wuchsen wir groß. Unsere Festung
waren die Wagen, unsere Heimath, die
wir mit uns führten. Aber jetzt haben
wir festen Boden gefaßt, jetzt stehen
unser» Farmen aus theuer erkämpftem
Väter gewesen, Buren sollen auch un
sere Enkel bleiben. Das ist meine Mei
nung, und so denlt Ohm Krüger, so
„Und ob ich auch lein Bur bin, in
Tagen der Noth darf dieses Land, des
sen Gastfreundschaft ich genieße, auf
Aber der Alte lächelte, „Vielleicht wer
den wir eines Tages Eure ärztliche
Kunst auf dem Schlachtfeld« besser ge
brauchen können, als Euren Arm und
Eure Flinte. An Kämpfern fehlt es
uns nicht, aber an Aerzten."
staubigen Dunst, der über der Ebene
lastete, verschleiert. Sie waren schon
ein« Stunde geritten, als der Alte vor
sich hin wies. „Da hinten liegt meine
Farm Boschfontein. noch eine halbe
Stunde Ritt und wir sind da."
„Boschfontein?!" rief der Fremde
überrascht. „Da seid Ihr Lucas
Meyer, und meines Vaters Bruder,
Hans Albrecht, ist Euer Nachbar?"
„Hollah, Mynheer Dottor," lachte
der Bur aus vollem Halse „da woll
tet Ihr wohl gerade zu dem?" Er
schüttelte sich vor fröhlichem Lachen.
„Da müßt Ihr Kehrt machen, wenn
Ihr ihn begrüßen wollt. D«r liegt im
Ochsenwagen und schläft feinenNausch
aus; hat in Pretoria mit seinen deut
schen Landsleuten mehr von dem guten
nur Wasser und Milch trinkt. Aber
besser ist's schon, Ihr reitet mit mir
nach Hause, dann könnt Ihr ihm mor
den mit dornigem Busch umgebenen
Hos, wo ein weißhaariger Kasser ihnen
die Pferd« abnahm, um sie zum Stalle
eine stark ins Rundliche gegangen«
Frau mit klein«», in F«ttpolstern fast
begrabenen Aeuglein, mit sauberer
Wirthin.
Euch gefallen bei uns, so lange Zjhr
wollt. Ihr seid willkommen!"
Bald saßen sie am breiten Tische,
doch so herzlich aufgenommene Gast.
Eine braune Mehlfupp« dampfte in
hölzernen Näpfen vor ihnen; dick mit
Fett bestrichene Brotschnitten gab es
dazu und Eier von köstlicher Frische.
So einfach daS Mahl war, es schmeckte
den Hungrigen. Gesprochen wurde da
bei kaum ein Wort; selbst der unter
wegs leidlich gesprächige Lucas Meyer
wurde schweigsam, als ließe ihn die
Nähe der wortkargen Frau verstum
men. Nur ab und zu warf «r «inen
erwartungsvollen Blick nach d«r Thür,
und endlich fragte er: „Wo ist Elisa?"
„Schlafen gegangen," antwortete die
Frau, die bisher mit freundlichem Be
wundern den gesegneten Appetit des
Gaste! beobachtet hatt«. „Sie war
müde, den ganzen Tag unterwegs ge-
Die beiden Eheleute nickten sich zu.
„Ein Prachtlerl, unferMädchen," sagte
der glückliche Bater. „Ganz wie ein
Junge."
DaS Abendessen war beendet. Lu
cas Meyer nahm die große, ledergebun
dene Bibel vom Eckbrett und schlug sie
auf. Wo er geöffnet haltte,
erhöre mich. Gib mich nicht in den
Willen meiner Feinde; denn es stehen
falsch« Zeugen wid«r mich und thun
sen. Und als er nun das Buch schloß,
Weite. Dachte er der Geschicke seines
Vaterlandes? Dachte er des alten
Erbfeindes, der von jenseits des Mee
res lam und in Kapstadt dräuend saß?
Dedruck«: „Gute Nacht!"
Der junge Deutsch« b«gab sich zur
Ruh«, und bald umfing ihn d«r Schlaf
deren Seite, und bald sah er im Trau
me vor sich di« Gestalt eines Prophe
ten, der trug Lucas Meyers Züge.
ivT'
Der Mulatte.
Dottor Walther Albrecht lag noch im
mer im Bett« und schlief so fest, wie
gesunder junger Mann zu schlafen
fchen Sommer Winterschlaf hielte.
Aber Lukas Meyer hatte ihm gewehrt,
als «r den Langschläfer selbst wecken
wollte. Und so war der Onlel abge
sen, wenn er seines Baters Bruder
sehen wolle, möge «r zu seiner Farm
herüberretten, aber sich gleich auf eine
Strafred« gefaßt machen.
Endlich war aber der junge Arz^t
nahm daher eine Entdeckungsreise über
die breite dunlle Diele bis zur Küche,
die hinten in «iner Ecke lag. Dort traf
Burengebrauch genannt wird. Sie
bot ihm die Hand.
„Alle schon hinaus," sagte sie dabei.
alle auf's Feld und bei den Herden.
Aber in der Stube steht der Kassee auf
dem Ofen, und di« Bibel liegt auf
Mit der Hand wies sie in der Rich
der Küche weiter hantirte. Der junge
Deutsch« setzte sich an den ungedeckten
Tisch und löffelte den Kaffee aus, in
den große Stücke Schwarzbrotes ge
der erste verheirathet und ansässig bei
Kam««l Kopj«, der zweite Doctor juris
in Pretoria, dann vier ledige und nun
die Tochter Elisa, geboren 1880, also
18 Jahre alt, und schließlich der
jüngste Sohn Pieter. Auch die Pathen
standen dabei; da war Präsident Krü
ger bei dem zweiten Sohne eingetra
stand als Pathe eingeschrieben Hans
Albrecht, des jungen Arztes Oheim.
Walter Albrecht Buch
auf die Beine los und schien nicht übel
Lust zu haben, dort die Schärfe seiner
Zähne zu erproben. Aber als Doctor
streicheln, da »ar die
Freundschaft schnell geschlossen und
der spiellustige Hund sprang in unge
wand unter dem tief herniederhängen
d«n, vielfach geflickten Strohdach«
den mit der Hand zum Eintritt auf.
Albrecht mußte sich blicken, um die
niedrig« Thür zu durchschreiten! dann
das hier herrscht«, gewöhnt hatten, «r-
Neben dem Pferde des jungen
Deutschen stand eine hochgewachsene
Mädchengestalt mit der Striegelbürste
in der Hand und putzte da» Thier.
lonnte man taum sprechen fnl das
helle Sonnenlicht voll auf den Blond
kopf des Mädchens und glitt an den
lang herniederhängenden goldigen
das Gesicht dem Ankömmling zu, und
Walther Albrecht sah ein Paar großer
blauer Augen unter breiter weißer
bürste sinken und nickte dem Gaste zu:
„Etwas steif ist Euer Pferd noch, aber
es geht schon wieder besser. Ich habe
rieben, und seht, wie schön es ist!"
Dabei wies sie aus die volle Mähne,
durch die von geschickter Frauenhand
bunte Schnüre gewunden waren.
Do:tor Albrecht trat herzu, und sie
schüttelten sich die Hand. „Wie glatt
gestriegelt das Thier ist," sagte «r,
„Ich muß Euch danken, Elisa. Mein
Pferd ist noch nie in so schöner Hand
geputzt worden!"
Sie lachte, daß di« großen, weißen
Zähne ihm entgegenblitzten; dabei
hielt sie ihm die gebräunten, großen
und ausgearbeiteten Hände hin, die
ganz zu den kräftigen Armen paßten,
die nur bis knapp zur Hälfte von den
aufgekrempelten Aermeln bedeckt und
im Gegensatz zu den Händen oberhalb
der Ellenbogen schneeweiß waren.
„Da? Pserd ist fertig, aber es muß
noch Ruh« haben," meinte Elisa.
„Aber wenn Ihr ausreiten wollt, so
nehmt meinen Schecken, oder besser,
hier den dreijährigen Falben, denn
der Schecke wirft auch gute Reiter ab.
Ihr findet den Vater bei der neuen
Straußenfarm oder nein, Ihr
wißt den Weg nicht und verirrt Euch
wie gestern. Ich reite mit Euch, wenn
Ihr wollt."
Sie langte Satteldecken und Zaum
zeug vom Haken an der Wand, und
jeder sattelte «in Pferd. „Wartet,"
sagte sie dann und verschwand in ei
nem der Nebengebäude. Nach weni
gen Minuten kam sie zurück; sie trug
jetzt wildlederne Mannsbeinkleider
und hohe Stiesel; ein kurzer wollener
Rock siel üb«r die Hüften bis zu
den Knieen herab. Auf dem Haupte
trug sie den Burenhut mit aufgeschla
gener Krampe. Man hätte ihre
schlankgewachsene Gestalt für die eines
Jünglings halten können, wenn nicht
die jetzt zur Hälfte aufgesteckten Zöpfe
und das frische Gesicht das Mädchen
verrathen hätten. Nun saß sie im
Sattel, nach Mannesart, und obwohl
der Schecke unter ihr bockt« und mit
den Hinterbeinen ausschlug, um dann
wieder vorn hochzusteigen, hatt« sie
das ung«berdige feurige Thi«r doch
bald in ihrer Gewalt, und nun flogen
die beiden Seite an Seit« über die
Ebene dahin. Walther Albrecht war
ein guter Reiter, und mit dem aner
kennenden Blicke der K«nnerin streifte
Elisa die wi« angegossen auf dem
Pferde sitzend« Gestalt des jungen
Mannes, der. hochgewachsen, auf des
Rosses Rücken noch schneidiger aussah,
als sonst. Jetzt setzte er über einen
breiten, .ausgetrockneten Wasserlauf
und gleich darauf über eine Dornen
hecke, ohne auch nur einen Augenblick
seine feste Haltung auf dem Pferde zu
«rlieren. Aus Elisas Munde ent
floh unwillkürlich ein bewundernder
Ausruf, obwohl sie selbst ihm den
hatte. blickte sich um, und einen
Augenblick begegn«ten sich ihre Augen
in freudig leuchtendem Blicke; alxr sie
sprachen kein Wort und jagten weiter
im Sonnenglanz, der über der
schimmernden Sandstrecken lag und
di« klare Luft in wellenartiger Bewe
gung erzittern ließ.
Ein einzelner Reiter kreuzt« plötzlich
ihre Bahn. Elisas Stirn zog sich in
tiese Falt«n zwischen den Brauen zu
sammen, als er hielt, um sie zu erwar
ten. „Der Bogt auf unserer Strau
ßensarm," sagt« si« ärgerlich, und be
grüßte gleich darauf den Unwillkom
menen mit einem kurzen Nicken, ob
wohl er höflicher, als sonst Burenart
ist, den Hut lüftete. Albrechts und
des Vogtes Blicke begegneten sich for
schend, und es schien dem Deutschen,
als ob «ine versteckte Drohung in den
düsteren Augen des Buren schlum
merte. Aber Elisa ließ ihm nicht Zeit
zu einer weiteren Begrüßung.
von langem Ritte ermüdete Pferd d«s
Vogtes nicht Schritt mit ihnen halten
und blieb zurück.
(Fortsetzung folgt.)
Verfehlte Wirkung. A
(renommirend): „...Und denken Sie
nur, meine Braut spricht fünf Spra
chen!" B: „Um's Himmelswillen! ..
schöne Aussichten!"
300 Mill«. Ernst« Offerten Pho
— Aus der Inst ruktions»
ten beim Geographie - Unterricht):
.So ein Mensch will das Vaterland
vertheidigen, und weiß nicht «iamal
w» et liegt!" ,
Ziür die Mche.
Citronens uppe. Man nehme
1 —2 Citronen, je nachdem man viel
Kasserolle, gieße dazu süße Sahne
nebst Butter, Zucker, Pfeffer und Salz
und lasse ihn damit gar lochen. Zuletzt
Kartoffelomeletten. Ge
penteller voll und verrührt dieselben
mit drei Eßlöffeln Mehl und etwaZ
Salz recht kräftig und mischt sodann
gut wird dieses Gelee, >venn man alle
Sorten dieser Frucht vermischt. Die
Beeren werden von Stiel und Blume
befreit, gewaschen und je Pfund
Beeren mit 1 Quart Wasser aus schwa
ches Feuer gesetzt, man läßt sie ganz
ein Haarsieb. Aus 2 Pfund Frücht
kommen Pfund Zucker, den man
mit dem durchgetriebenen Safte und
dem Saft« einer Citrone auf's Feuer
giebt und so lange langsam kochen
läßt, bis der Saft dick wird.
Gemüse von Rothen Rii»
bensprossen. Die feinen grünen
Sprossen von rothen Rüben schmecken
schen und fein zerschnitten wurden, in
Butter schmort, anstatt in Wasser zn
kochen. Wenn ein gutes Stück Butter
zirgangen ist, kommt das Grüne hin
ein, wird fest zugedeckt und schmort
fünfzehn bis zivanzig Minuten, wobei
es aber öfter umgerührt werden muß,
damit es nicht anbrenne. Dann kommt
es in eine heiße Schüssel, wird mit
Salz, Pfeffer und etwas kalter Butter
verrührt und mit Scheiben von hartge
kochten Eiern garnirt.
Schöpsenkotelett. Ein schö
nes, derbes Stück Schöpsenfleisch wird
gehäutet, die Knochen ausgelöst, so
dann das derbe Fleisch sammt dem
Fett fein gewiegt und gehackt, mit
Kümmel, etwas gewiegten Kapern,
Salz und Mostrich abgeschmeckt. Man
legt sodann auf drei Pfund Fleisch
Unze Butter, 1j Unze geriebene Sem
mel, drei Eßlöffel voll Milch und ein
ganzes Ei, brennt diese Mass« auf dem
Feuer ab, so daß sie sich von der Kas
serolle ablöst, rührt dieselbe sodann zu
dem Fleisch, formt kleine Koteletts in
beliebiger Form aus derselben, steckt in
ein jedes ein Rippchen, garnirt sie und
bratet sie kurz vor dem Anrichten in
Butter.
Pommerfcher Rippen
speer. Ein Stück Schweinsrippen
sp-er wird sehr breit gehackt, und di«
Rippen in der Mitte vom Fleisch ge
kippt, so daß es sich füllen läßt. Da
hinein legt man geriebenes Brot,
A«psel, gebackene Pflaumen und mischt
diese Fülle mit etwas Zucker. Man
tippt darauf die andere Hälfte darüber
quirltes Kartoffelmehl verdicken kann.
Rindsschnitten auf Wie -
Rhabarber - Auflauf. Zu
thaten: 1 Unze geriebenes Weißbrot,
4Z Unzen Butter, ein halbes Pfund
Zucker, vier Eigelb, sechs bittere gerie
eine Prise gestoßenen Zimmt und der
Schnee von vier Eiweiß. Das Weiß
brot wird in der Butter gelb geröstet
und abgekühlt, Eigelb und Zucker
schaumig gerührt und »it den anderen
Zuthaten vermischt. Eiir Pfund Rlia
barberstücke kommen roh darunter mit
dem Schnee. In einer ausgestrichenen
Auflaufform bäckt man die Speise eine
Stunde.
sirei. M utter - „Du sollst
min will er nicht von unserm grob«»
Spiezel wezk' 3