6 Kassel. Ein Kranz von freundlichen Wald gebirgen mit dem ganzen Zauber stil len Friedens, der die mitteldeutschen Landschaften umschivebt, schließt sich um das weite Thalbecken der Fulda, von deren Flußrand die Stadt Kassel emporsteigt. Eine Großstadt ist Kassel und hübschesten Städte Deutschlands deren schöne Anlagen, Kunstsammlun gen und sonstige Sehenswürdigkeiten aus der Bliilhezeit der vormaligen Kleinstaaterei stammen. Die Schleier, die über der Frühgeschichte von Kassel ruhen, lichten sich nur flüchtig im Jahre 913, wo Cassala in lateinischer Urlunde König Konrads I. genannt wird. Am Anfang des 13. Jahrhun derts wurde Kassel unter den thüringi schen Landgrafen zur Stadt erhoben und nach Beendigung des thüringischen Erbfolgelrieges im Jahre 1265 wurde «s Hauptsitz der hessischen Landgrafen. Noch in dem heutigen Stadtplan läßt sich die damalige topographische Ge stalt der Stadt sehr wohl verfolgen, es sind die Theile unmittelbar am linken Ufer der Fulda, die ihren Mittelpunkt Altma r k t. 16. und 18. Jahrhundert. Jedoch sie absichtlichen, stilvollen Unregelmäßig keit alter Straßen und Plätze, bei ver hältnißmäßiger Ordnung und Sau berkeit bietet das Ganze «in anziehen des und malerisches Stadtbild vergan gener Jahrhunderte. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende„Neustadt" am rechten Ufer der Fulda hat sich wegen ihrer allzu niedrigen Lage und der häu- Ufcrseite über der Fulda und der Alt stadt sanft erheben. Im Jahre 1328 Fulda der Renthos und weiter auf wärts der Marstall, beides trotzige und stimmungsvolle Renaissancege fcnschloß, das im Jahre 1811 ein Raub den Franzostnlönig Louis XIV'., den Vollender des absolutistischen Systems, «rweckt worden war. Dieses Streben, vor ihre Residenzen hinauszugehen, Gelände fanden. Dem Kasseler Land- R e n t h o f. grasen dagegen Erlaubte es die eigen thümliche Topographie seiner Stadt, die zur gärtnerischen Raumentfaltung nothwendige Ebene in unmittelbarster Nähe zu finden. Mit steilem Felsen hang fällt die obere Neustadt zum Tha lbett der Fulda und der in sie einmün denden „kleinen Fulda" ab. Hier schmiegte sich eng neben und unter die Stadt ein von der Stadtausdehnung und jeglicher ähnlichen Benutzung ver schont gebliebenes niedriges Thalge 'Mesensumpfe in einen umgewandelt werden konnte. So ent stomv nach Plänen Louis XIV. Gar tenkünstler Le Notre die Karlsaue mit ihren Alleen, ihren weiten Wiesenrafen, ihren Baumgruppen und Wasserpar tien; der Spaziergang der heutigen -Kasseler, ausgedehnt genug, um auch wer. Bewohnern einer viel größeren Stadt iwch einsame stimmungsvolle Wanderungen zu gestatten. Die Stelle als Ausgangspunkt der Gartengeome trie, welche in Versailles und seinen deutschen Nachahmungen sonst die Schlösser innehaben, wird hi?r von dem durch Karl -im zeitgenössischen Geschmacke erbauten Orangerieschlosse .tmgenommen. Bon dessen beiden Sei- tenpavillonS stellt das decorative Mar- Stulpturen und Reliefs, Werken des französischen Bildhauers Monnot, ein wahres Kleinod dar an seiner Vollen dung in der Vertretung des absolutisti schen und höfischen Barock, wie dieses Nachfolger und Fortsetzer den Namen A u t h o r. Die älteren Befestigungen der Stadt Gelde nicht, soweit die Verschönerung von Kassel und Wilhelmshöhe in Be tracht kam. Für die Ausbauung und gen nicht mehr viel zu bedeuten gehabt. Wilhelm I. erbaute das rothe Palais am Friedrichsplatz, wodurch er dasje nige, »velches Friedrich 1769 erbaut hatte, vergrößerte. Er legte außerdem mitten in Kassel nächtlichen Unter schlupf in den weitläufigen Höhlen des Inneren. Man hat die Kattenburg in den letzten Jahrzehnten endlich abge gebäude erbaut. Aber todt^und öde^lag seit 1813 auch die Stadt, ohne Verbin dung mit dem geistigen Weiterleben Seitdem Kassel unter preußische Herrschaft gelangt ist, hat die Stadt sich ausgedehnt und gut gebaute mo- Kassel des 17. und 18. Jahrhunderts angeschlossen. Die Eanalisation der Fulda (seit 1895) verspricht einen wei teren Aufschwung. Portal zu betretender Park. Man hat ohne Eigenart'zu nehmen, mit Landschaftsgärin.rei du-chmengt, zahl reiche herrliche Spazierwege bis auf die abschließendenHöhen hinaufgeführt, imposante Gebäude und großartige Wasserkünste in den auf solche Weise zu weitläufigem Park umgewandelten gestellt. Ursprünglich befand sich hier ein al tes Augustinerlloster, Namens Wei ßenstein, das 1527 durch Landgraf Philipp aufgehoben worden war. Im Jahre 1701 ließ Landgraf Karl durch seinen italienischen Baumeister Guer nleri die Anlagen am Habichtswalde beginnen. Dieser schuf von der 41S Meter über dem Fuldathal erreichenden Höhe des Waldes herab seine gro ßen Kaskaden: eine 12j Meter breite, imposante Stufenfolge herabrauschen der Wasserfälle, die erst nach einem Wege von 283 Metern im Bassin am Fuße zur vorläufigen Ruhe lommen, unter den Augen des aus seiner Grotte zuschauenden marmornen Wassergot tes. Und da Guernieri nicht, wie in Italien, das Geleite majestätischer Cy pressenreihen neben die gewaltige Wüs sertreppe pflanzen konnte, umgab e, sie zur Seite mit geheimnißvollen Tan nenwänden. Auf der Höh« aber, wo die gesammelten Wasser ihren Ansang nehmen, thürmte er. leck wie «in Ti-! rich 11. das Meiste der in den Wald ein Bau der austlingenden Zopfzeit Unter Allem, was Wilhelm I. und ergänzend sein gleichnamiger Sohn zur sitzes an Kaskaden, Brücken und sonsti gem Parkzubehör nach dem Geschmack Löwenburg, ihrer Zeit noch hinzugefügt haben, pflegt die „Löwenburg" das meiste po puläre Interesse zu erregen. Sie führt uns nun schon, über Zopf und Empire hinaus, in die Zeit der Romantik und der Ritterromane herab. Es ist, aus den weiten südlichen Partien desPark watdes auf einer mittleren Anhöhe sich erhebend, eine künstliche gothische Rit- Aber die Reize von Wilhelmshöhe MooS- und Birkcnhütten nicht, selbst nicht das Streifen auf all den waldes weite?lachende Thalmulde tief drunten, masse der Stadt Kassel, die als Mit- Bon der Pariser Ausstellung. digkeiten der Pariser Welt - Ausstel von vier Riesenkaryatiden gestützten Bau ist eine Kugel von 45 Metern Durchmesser, von allen Seiten sichtbar, ser Kugel leuchtet eine zweite kleinere von 35 Metern Durchmesser. Auf ihr ist die Constellation der Sterne auf tels eleltrischer Apparate besorge» die Sterne des Nachts die Beleuchtung des Raumes, so daß die Illusion, daß sich der Beschauer mitten im klaren Him eine dritt« kleinere von 8 Durchmesser angebracht die Erde. Aus dieser Kugel laufen Der Hausfrage Klage. Frau (aufgeregt in's Zimmer stür zend): „Um Gotteswillen, Carl, un sere Tochter ist durchgegangen ... und heut« haben wir große Wasch«!" Modern. Er: „Anna, ich kann's Dir nicht m«hr länger verber gen: Wir sind total zu Grunde gerich tet PIIXX) bleiben mir von Allem!" —E i n Schlaum e I« r. Frau: „Siehst Du denn nicht, wie die jungen Herren schön mit unserer Tochter thun? Schick' das Mädchen doch hinaus!" Wirth: „Nachher; erst sollen mir die Kerls das saure Bier aussaus«n, was noch im Faß ist!" Mildherzig. Herr: „Wissen I «ie es schon, verehrte Frau: das ganze Dorf Pitz«lhausen ist gestern Nacht ein Raub der Flammen geworden! Heute Morgen kam die Depesche .... " Dame (in die Hände klatschend): „Ach, wie reizend! Da gibt es ja nächst«ns wieder ei» Wohlthätigkeitsfeft!" s>l) Jahre Soldat. preußischen Armee gehört Alfred Gras Waldersee, Generaloberst der Cavalle» rie, Generaladjutant Kaiser Wilhelm? sein fünfzigjähriges Militärdienstjubi läum feiert«. In Potsdam am 8. April 1832 als Sohn des Generals der Ca- Graf Waldersee mit Ge folge. desselben Jahres Lieutenant. 1862 fangs Januar 1870 als Militärattache nach Paris entsendet, lieferte er werth volle Aufschlüsse über den Stand der französischen Armee und wurde schon lotte, Veaumont und Sedan theil, er warb das Eiserne Kreuz erster Klasse und wurde, als General Chanzy den DasWaldersee-Palais. Krieges ging Graf Waldersee als Ge schäftsträger nach Paris, um wieder Deutschland und Frankreich in die rechte Bahn zu leiten—«ine sehr schwie rige Aufgab«, deren er sich jedoch mit großem Geschick entledigte. Nunmehr zum Oberst und Commandeur des 13. wurde er 1873 Generalstabschef des 16. Armeecorps, drei Jahre später Ge neralmajor und 1881 zur Unterstü tzung und auf Vorschlag des greisen Großen Generalstab. Schon im näch sten Jahre zum Generallieutenant er nannt, wurde er 1888, nunmehr Gene ral der Cavallerie, der Nachfolger Moltke's als Generalstabschef. Im Februar 1891 schied er aus dieser Ste llung, um das Commando des 9. Ar meecorps in Altona zu übernehmen, men. Im Jahre 1895 erfolgte sein« Ernennung zum Generaloberst der Ca vallerie mit dem Range des General feldmarschalls. Seit dem 28. März 1898 ist Graf Waldersee General-In specteur der 3. Armee - Inspektion in Hannover. Boshaft. Hausfrau (die zum Geburtstag ein paar Vasen geschenkt bekommt): „Ach, was für eine groß« Freude Sie mir mit diesen Vasen machen, beste Freun- Fenster stehen sah!. JnderKüchr. Soldat: „Nile, am liebsten würde ich heut- Kalbsherz essen; ick bin so lyrisch jestimmt!" „Ihre" Farbenskala. Lehrerin' <bei der Aufzählung von Far- „We'che zivei Arten von Blau Undank ist der Welt Lohn. Bekannter: „Nun. wie ist Ihr gestriges Souper verlausen?" Ban kier: „O, über diese undankbaren Men schen! Das Essen war so vorzüglich, «ber der eingeladene Tenorist hat nicht gesungen und der Dichter Schmier!« —' Bekannter: „Seine Gedichte nicht vor gelesen?" Bankier: .Im Gegen theil!" , -> - Tas Fahrrad im Kriegt. Beliebtheit gelangte Fahrrad hat sich erobert, und seit dem Jahre 1890 gibt Radfahrer-Patrouille. Meldefahrer. Tem Untergang geweiht. Einer der interessantesten Stadt theile Neapels, das Stadtviertel Santa Lucia, ist aus sanitären und Verlebrs- Pickel des Maurers hat bereits sein Das Volk jener Gassen lebte bisher Wasser oder boten die von den Män nern erbeuteten „Früchte des Meeres" aus, die häßlichen, aber sehr wohl schmeckenden Tintenfische, des Rochens stachelige Ungestalt und dergleichen Seethiere. Die Kirche über Santa Lucia, die dem Viertel den historischen Namen gab, soll von einer Enkelin des Kaisers Konstantin des Großen, Na mens Lucia, erbaut worden sein. Von langsam verschwunden; nun wird der Nest nachfolgen. Der gekränkteThier freund. „Autsch, jetzt hat mich das ver fluchte Bieh gebissen. . . Wart' nur, heut' noch tret' ich vom Thierschutzver — Mißverständniß. Er: —o, wen liebtest Du denn zuwei len?" Er: „Ich liebte da zuweilen, j der Einsamkeit zu fröhnen." Die drei Töchter. „Sagen Sie, Herr Wirth, ich bin doch hier recht im Gasthof „zu den drei Engeln"?" „Jawohl!" Firmaschild steht ja an der Haus thür'!" Grenzenlose Liebe. Urschi: „Bhüat di' Gott, Michl, und Rekrut Mich!: „I laß net von dir', mann mach'n." Mädchens Klage. ~. . .Mit der Radlerei ist's jetzt schwups ist er weg!" Vom Kasernhof. „Piccolo, habt Ihr ein Conversa tionslexikon?" „Nein!. . . Was möchten S' denn gern wissen, Herr Professor?" Zu viel verlangt. PH Di e h übsche West 112 ° Z>«r Dicke und der Dann«. <Ans dem Kluisischen). Zwei Freunde begegneten sich auf dem Nikolai - Bahnhof: der eine war „Porphyrs!" rief der Ticke, als er den Dünnen erblickte. „Bist Du's wirklich, alter Junge? Wie lange Halen „Mischa! Mein Jugendfreund! Woher kommst Du?" Die Freunde küßten sich dreimal und rascht. " schneidig! Ach Gott, ach Gott! Na, wie geht's? Bist Du reich? Berheirathet? Ich bin's schon, wie Du siehst! Hier meine Frau Luise, geborene Wanzen ner. Sieh, Nathanael, das ist mein Jugendfreund! Auf dir Schulbank ha ben wir zusammen gesessen!" „Auf einer Schulbank haben wir ge sessen," fuhr der Dünne fort. „Weißt Du noch, wie wir Dich neckten? Du D«in«r Cigaretie ein Loch in s Klassen buch g«brannt hattest, und mich nannte man Ephialt«s, weil ich zu petzen liebte. Ach ja! Was waren wir für Kinder! Sei nicht so schüchtern, Nathanael! Komm näher —und das ist nveine Frau, eine geborene Wanzenbach, lutherischer Eonfession." Nathanael mochte wieder ein nach denkliches Gesicht und verkroch sich hin ter d«m Rücken des Vaters. „Und wie geht's Dir sonst, mein Junge?" fragte der Dicke, den Freund entzückt musternd. „Hast Du eine gut« Anstellung? Auch schon zu Nanz und Würden gelangt?" „'s geht an, Liebster! Seit zwei Jah ren bin ich Collegienassessor. hab' auch schon den Stanislausorden. Mein Gehalt ist nicht groß na, thut nichts! Meine Frau gibt Musitstunden, und ich drechsle in meinen Mußestun- Dinger! Ich verkaufe si« zu einem Ru bel pro Stück. W«r zehn oder mehr aus einmal nimmt, erhält Rabatt, verstehst Du. Man schlägt sich durch. Erst dient« ich im Departement und jetzt bin ich hierher versetzt als Secretär. Jetzt werd' ich hier leben. Nun, und was machst Du? Schon Staatsrath, wie?" „Nein, höher herauf, Liebster!" sagte der Dicke. „Ich bin schon Geheimrath zw«i Sterne aus der Brust —" Der Dünne würd« plötzlich bl«ich und starr. Dann verzog sich sein Ge sicht zu einem unendlich breiten Läch:ln. ficht und seinen Augen Funken. Er selbst zog sich ganz zusammen, wurde klein, krumm, niedergedrückt. Sogar seine Koffer und Schachteln schienen zusammenzuschrumpfen. Das lang« Kinn seiner Frau wurde noch länger. Nathanael reckte sich kerzengerade und knöpfte sein« Uniform zu. „Ich, Excellenz sehr schmeichel haft! Ein Jugendfreund von mir, mit Erlaubniß zu sagen, und so hoch ge stiegen hihihi!" „Ach, laß das," sagte der Dicke stirn runzelnd, „was soll dieser Ton? Wir sind Jugendfreunde wozu also diese Unterwürfigkeit?" „Aber «rlauben Si« wi« denn?" kicherte d«r Dünne, noch mehr zusam menschrumpfend. „Die gnädige Auf merksamk«it Eurer Excellenz wic Wasser des Lebens. Dies hier, Ex cellenz, ist meine Frau Luise, geborene Wanzenbach, lutherischer Confession— mein Sohn Nathanael —" Der Dicke wollte etwas erwidern, aber das Gesicht des Dünnen zeigte so viel Hochachtung, so viel sauersüß« Ehrfurcht, daß dem Geheimrath lltel wurde. Er wandt« sich ab und reicht« dem Dünnen zum Abschied die Hand. Der Dünne drückt« drei Finger, ver neigt« sich mit d«m ganzen Oberkörper und kichert« wi« «in Chinese Hihchi! Di« Frau läch-lt«. Nathans«! möcht« «in«n Kratzfuß und ließ s«ine Mütz« fallen. All« dr«i war«n angenehm Ordnung. Professor: „Ich - kann meinen Hut wieder nicht finden, es wäre wiinschenswerth, daß derselbe -ner finde." Ein neuesZeitwori. Ge plagter Ehemann: „Entsinnen Sie sich die Ehe zwischen mir und meiner Frau vermittelt haben?" Heirathseermitt ler: „Allerdings. Kann ich Ihnen jetzt vielleicht wieder mit etwas Aehnlichem dienen?" Ehemann: „O nein, be wahre. Sie lebt ja noch. Ich wollte nur mal fragen, ob Sie uns nicht viel«
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