Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 24, 1900, Page 3, Image 4

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    Irr /ck MMy.
Kriminalroman von Friciinch Thirvt.
(14. Fortsetzung.)
Landgertchtsdirector von Schreiber
befragte' hierauf die Parteien mit
einem Blicke, ob noch eine Frage an
den Zeugen zu richten sei. Doctor
Böhring erhob sich.
„Darf ich?"
„Bitte."
„Herr Zeuge," hub der Anwalt Mi
chaelas mit verbindlichem Lächeln an,
Bestätigung fanden?" !
„Ich verstehe nicht ganz —"
„Hat Doctor Gembalsly jemals in !
„Meines Wissens nie."
Assessor von Haldenborn trat vor.
Der Assessor bot in jeder Hinsicht das
Bild innerer Gediegenheit. Bon ru
hendes Aeußere, ohne gerade diejeni
gen Eigenschaften der Beobachtung
aufzudrängen, welche seinesgleichen
den Ruf der „Schneidigkeit" zu ver
schaffen pflegen. Mit seinen blauen
Augen schaute er, nach respektvoller
Verbeugung, nicht ohne Verlegenheit
Zu dem Vorsitzenden empor.
Der Vorsitzende (nach Feststellung
der Persönlichkeit): „Sie also. Herr
Assessor, haben diesen Doctor Gem
balsly in den Genieclub und damit
fchast eingeführt?"
Der Zeuge: „So ist es, Herr Direc
jor."
Vorsitzender: „Wo haben Sie den
Der Zeuge: „Voriges Jahr auf einer
Rheinreise. Ich traf zufällig auf
einer Dampferfahrt mit ihm zusam
men. Wir geriethen in's Gespräch,
und da gerade ein Thema angeschlagen
worden war, das mich lebhaft interes
firte, wurde dasselbe beiderseits mit
ungemeiner Lebhaftigkeit geführt."
Vorsitzender: „Was für ein Thema
war angeschlagen worden?"
Der Zeuge: „Wir sprachen über
Äriminalanthropologie. Von diesem
selbst zum HypnotiSmus über, worauf
mir der Herr die Erklärung gab, er
habe sich selbst als Hypnotiseur mit
«glücklicher Wirkung oftmals versucht.
Das Benehmen, die Unterhaltung des
Fremden fesselte meine ganze Aufmerk
samkeit. Wir stellten uns einander
Bildung hielt."
Gembalsly jemals einen Beweis seiner
angeblichen Fähigkeit?"
Der Zeuge (errathend): „Doch. Er
hvpnotisirte eines in meiner
lautete?
sperte sich verlegen, gestand aber dann,
daß der Russe ihn selbst zu hypnotisi
ren versucht habe. Die Manipulation
mühungen zu keinem erfolgreichen Er
gebniß.
„Ich lomme jetzt", betonte Director
len Punkt, Herr Assessor. Dieser Doc
tor Gembalsly galt allgemein als der
Schwester?"
Das Antlitz des Assessors färbte sich
Thatsachen?"
„Schon ehe der Name Gembalsly in
diesem Prozeß genannt und sein pro
daß der Schurke noch andere Liebes
verhältnisse unterhalte. Unter andern
mit einer Wirthstochter aus dem Nor
den, einem ehrbaren Mädchen, dem er
ebenfalls die Ehe versprochen. In
Wiesbaden soll er ebenfalls eine junge
Netze gezogen haben, vielleicht ist die
Unglückliche nur durch die vorzeitige
Enthüllung seiner schwindelhasten
Manöver vor größerem Unheil be
wahrt worden."
„So glauben Sie nicht an eine
aufrichtige Liebe zu Ihrer Schwe
ster?"
„Niemals!" rief der Zeuge heftig.
„Dieser Mensch betreibt das Verbre
chen berufsmäßig, er sucht die Nei
gung schöner Mädchen zu gewinnen
um —"
Er unterbrach sich hastig und starrte
finster zu Boden.
„Um?" Der Vorsitzende accentuirte
das Wort auf das schärfste. „Wenn
Gembalsly ein Jndustrieritter ist, so
faßt er bei jeder seiner Handlungen
doch wohl die Erlangung eines Vor
theils ins Auge. Welchen Vortheil
durfte er von einer uäheren Verbin
dung mit Ihrer Fräulein Schwester er
warten?"
Der Assessor lachte bitter. „Welchen
Vortheil, Herr Direktor? Wer weiß,
was der Schurke für heimliche Pläne
nährte! An eine ernste Heirath dachte
er nicht, konnte er nicht denken. Mög
lich, daß er überhaupt längst verheira
thet ist, ich traue dem Elenden alles zu.
Auf die Ausbeutung kam es an, viel
leicht wollte er meine Schwester in
blinder Liebe an sich fesseln, zur Flucht
verlocken, ihr Vermögen an sich brin
gen; vielleicht wollte durch die Drohung
mit der Veröffentlichung seiner Bezie
hungen zu unserer Familie auf irgend
eine Weise Geld erpressen."
„Sie selbst aber berichteten uns von
seiner intimen Verbindung auch mit
einem armenMädchen? Welchen Nutzen
konnte er von einem solchen für sich er
warten?"
Haldenborn zuckte die Achseln. „Die
ser Doctor war auch ein Genußmensch,
ein Wüstling, ein eitler, ehrgeiziger,
von Größenwahn besessener Charlatan.
Seiner Eitelkeit schmeichelte es, alle
Frauen zu seinem Willen zu sehen; wer
weiß, ob er nicht oft auch solcher un
glücklicher, ihm blind ergebener Wesen
für seine verbrecherischen Zwecke be
durfte."
Hier wandte sich Doctor Böhring an
den Zeugen: „Sagen Sie mir doch, ob
der Frau Banquier Hartwig erwähnt
oder mit Beziehung auf dieselbe zu er
kennen gegeben hat, daß er ihr nicht
ganz fremd gegenübersteht?"
„Er hat ihren Namen nie ge
nannt."
ran, ein Gesammturtheil Über diesen
Russen aus Ihrem Munde zu verneh
men, Herr Assessor. Ihre anfängliche
Kritik steht mit der zuletzt von Ihnen
geübten in einem gewissen Widerspruch.
Bitte, erklären Sie sich offen, erscheint
Ihnen der Mann als eine mystische
Persönlichkeit, oder als ein bloßer Be-
Herr von Haldenborn preßte einige
Augenblicke fest die Lippen auseinan
der. Er schien sich seine Antwort^genau
ein Betrüger von außerordentlichen Ei
genschaften. Man hat ihn in einigen
Zeitungen mit Eagliostro verglichen;
nun, in meinen Augen war dieser eben
falls durchaus keine mystische, sondern
nur eine problematische Persönlichkeit,
ein Gauner en gros, der seine ihm von
der Natur verliehenen Talente zum
Schaden der Menschen ausnützte. Das
selbe thut Doctor Gembalsly oder wie
er sonst in Wahrheit heißen mag."
Der Assessor entfernte sich, um seine
Schwester Olga in den Saal zu gelei
ten. Die junge Dame besaß nicht ge
nug innere Fassung, um auch nur die
Borfragen des Leiters der Verhand
lung zu beantworten. Ein Zittern
durchlief ihMi Körper, das durch die
Kleidung hindurch sich tungab; ihre
Erregung durchbebte so gewaltig ihre
Stimme, daß die kaum hörbar geflü
sterten Worte in un«rtikulirte Töne
ausklangen.
Ich selbst stellte daher dem Gerichts
hof anheim, von der Vernehmung der
Zeugin abzustehen. „Was wir wissen
müssen, haben wir ber.its von ihrem
Bruder gehört. Die junge Dame ist
lies, unendlich tief verwundet, verletzt
in ihren heiligsten Gefühlen, zwingen
Sache betheiligten sich zeit-
K"th " schl ch t si
is/es offenbar, und sie läuft herum wie
eine Verrückte. Ich weiß nicht, was noch
aus ihr werden soll, ich fürchte, sie ver
zehrt sich, das arme Kind, o Gott, o
Gott, o Gott!"
the Käthe? „auf Ihre Befragung zu
verzichten. Ihre Aussage ist zu be
deutungsvoll für den Gang der Ver-
Auskunft ertheilen?"
Sie stand vor dem Richtertische, kei
nen Blutstropfen im Gesicht, mit
„Ja", erwiderte sie mit fester Stim
stimmt?" r Eh s u '
"Si-"ließ-n ,ch früher einmal zu ei
fersucht?"
„So ist es."
„So sehen Sie sich die Dame dort
an" auf Michaela deutend „ken
nen Sie dieselbe?"
Michaela erhob sich und blickte Käthe
ru
„Wer ist es?"
hen?"
„J°."
Wh ei M It
ter flüsterten b-stllrzt miteinander;
Assessor Hörchner, der Funktionär der
Staatsanwaltschaft, beugte den Kopf
zusammen.
Zeugin zu protokolliren! Die Zeugin
hat ihren Eid verletzt! Die Motive
ihrer Aeußerung sind wie beim erstell
ter!" °
ist für unsJuriften das Mittel zur Er
mittlung dir Wahrheit."
Doctor Böhring lachte mir höhnisch
ins Gesicht.
„Ich bitte Sie, meine Herren, was
erst mit heiliger Bestimmtheit versichert,
schenken? Nein!"
was scharf den Rechtsanwalt.
stehende Zeugin.
„Ich kann es, Herr Richter", erwi
derte sie beinahe unhörbar, und ihre
dem Herrn, der mich auszuforschen da
war, die Wahrheil gesagt. Abends
aber kam Doctor Gembalsly, der sich
mehrere Tage nicht hatte sehen lassen,
entschuldigte sein Fernbleiben mit
plausiblen Thatsachen, erzählte mir
kurz", schloß Käthe nach einigem
Stocken ihren Bericht, „wußte mich so
zu beschwatzen und zu bethören, daß ich
Ich constatirte, daß ich bereits ei
nen ähnlichen Hergang der Angelegen
heit vermuthet habe. „Nichts ist psy-
Doctor Böhring schüttelte den Kopf
und fragte Käthe, was ihr der Doctor
denn vorgespiegelt habe, um ihre Ei
fersucht zu entkräften.
„Er erzählte mir, die Dame sei eine
Unglückliche, die ihr Gemahl zu versto
ßen gedenle, und er ihr einziger Freund
und Beistand."
„Und Sie ließen sich überzeugen
gut", bemerkte er rücksichtsvoller, als er
das schmerzhafte Aufzucken in ihren
Zügen sah, „ich will darauf nicht wei
ter eingehen. Die Situation hat sich
jetzt diesen Doctor Gembalsly, nicht
wahr?"
Käthe, nach einem unruhigen Um
z.mm-r, gab d.e dumpf- Antwort.
„Wenn nun aber," fuhr der uner
bittliche Jnquirent fort, „der treulose
Mann Ihnen seine Liebe erhalten und
Ihnen das Ansinnen gestellt hätte, hier
vor Gericht bei Ihrem Widerruf zu
beharren, was hätten Sie dann ge
than?"
„Ich hätte gethan, was er haben
wollte", rief Käthe mit beinahe wildem
Ausdruck.
Mit dem Lächeln eines Schlachten
siegers lehrte der Anwalt sich dem Ge
richtstische zu.
„Sie sehen, meine Herren, was von
der Wahrheitsliebe der Zeugin, von
ihrer Achtung vor dem Eid zu halten
ist," äußerte er sarkastisch. Dann warf
er sich beruhigt, befriedigt in seinen
Sessel zurück, in dem Bewußtsein, oen
gefährlichen Angriff siegreich abgeschla-
Director von Schreiber richtete an
Michaela die übliche Frage: „Frau
Hartwig, was haben Sie zur Darstel
lung der Zeugin zu erklären?"
Aller Blicke hingen an Michaelas
Lippen, als hinge das Schicksal einer
Welt von ihrer Entgegnung ab. Tod
tenstille herrschte im Saal, man
hörte deutlich das Ticken des Regula
tors an der Wand hinter dem Gerichts-
sch" F erh b sich l s
dung des einen Augenblicks abhänge,
fast eisig gestaltete, erwiderte sie, ohne
in ihrem Ton Furcht ober Beschä
mung oder auch nur Unsicherheit dazu
thun:
„Das junge Mädchen hat die
Wahrheit gesprochen. Ich habe dem
Doctor Gembalsly mehrere Besuche
abgestattet."
Kanonenschlag. Doctor Böhring
lnirschle vor Wuth mit den Zähnen.
Michaela aber, entweder die Berlörpe
selbst ihr juristischer Mandatar, setzte
fort.
Thun. Mein Beweggrund war der
natürlichste von der Welt. Bereits im
April ich entsinne mich des Tages
schnell zu begegnen." Lassen Sie mich,
was wollen Sie von mir? „Meilen
Sie auf, was ich Ihnen zu sagen ha
lähint stand. Ich fühlte mit Best U
rnade stattfand, kann ich meines Be
wußtseins nicht länger als höchstens
einige Minuten beraubt gewesen sein^
darauf, glaube würde vergeb
liche Mühe gewesen sein. Bon der
Stunde an war es vorbei mit meiner
der. daß ich über Mittel und Wege
grübelte, mich seinem Einflüsse zu
entziehen? War es ein Wunder, daß
ich auf den Gedanken gerieth, ihn selbst
auszusuchen, ihn zu bitten, zu beschwö
fUgt? War es ein Wunder, daß ich
mich entschloß, den schweren Gang
der A.. .straße. Als ich ihn, tief ver
spät —"
Wie gebrochen sanl Michaela in ih
ren Stuhl. Ihre Kraft war erschöpft,
sie hatte mit immer leiser werdender
Würde man ihr glauben oder nicht?
Das Antlitz ihres Anwalts diente mir
als Thermometer der Situation. An
begann es sich während ihrer Rede all
mählich zu glätten, zu besänftigen,
bald kehrte der frühere Gleichmulh in
feine Züge zurück, zuletzt strahlten sie
sogar wie im Bewußtsein eines Erfol
ges.
Der Vorsitzende schickte sich an, noch
einige Fragen an Michaela zu richten,
als plötzlich wildes, gellendes Krei
schen den Saal aus seiner Ruhe em
porschreckte. Unartikulirte, geradezu
furchtbare Töne waren es, die jeder
mann entsetzten, und Käthe war es,
von deren Lippen sie strömten, iie
rothe Käthe, die mit stieren Augen
nach der Thür des Zuhörerraumes
blickte, die rechte Hand lang in dersel
ben Richtung ausgestreckt, der Körper
in Haß und Schrecken zusammenschau
dernd.
„Dort, dort," knirschte sie zitternd,
dort ist er —"
„Sie ist wahnsinnig wahnsinnig
wahnsinnig", wiederhallte es im
Saale.
Ja, wohl mußte sie es sein, denn
sie stürzte plötzlich wie eine Rasende
nach dem Hintergrunde, übersprang
wie eine Katze die Barriere, theilte
mit krampfartigen Stößen die Men
ge, sich Bahn zu schaffen nach der
Thür.
„Hund, Hund", schrie sie mit der
Wildheit einer Bestie, während der
weiße Schaum auf ihre Lippen trat.
Da hielten starke Arme die Unglück
liche auf, trugen sie trotz ihres Sträu
bens hinaus, sie im Vorraum auf ein
paar rasch zusammengestellte Stühle
niederlegend.
Ich begab mich zu ihr, von Mitleid
ergriffen. Ihre Mutter stand über sie
gebeugt, sie mit Zähren beschwörend,
sich zu beruhigen. Käthe richtete sich
aus und sagte:
„Ich bin nicht wahnsinnig, durch
aus nicht, aber ich habe ihn gesehen,
ihn, so wahr ich selig zu werden
hoffe."
, A h lsk -j d
fort."
Wie ein Lauffeuer durchlief das
Gerücht, die Unglückliche habe Doctor
Gembalsly gesehen, den Saal. Der
Vorsitzende, der Staatsanwalt, die
übrigen Richter drängten sich herzu.
„Sie werden sich getäuscht Habens,
her sollte er kommen, da wir doch erst
heute morgen einen Brief von ihm aus
London erhalten haben."
„Er war es, er war es gewiß," ver
setzte das Mädchen mit fester Stimme
und klarem Blick. „Sowie meine
Augen auf ihn fielen, zog er sich ins
Gedränge zurück, nun ist er verschwun
den."
Sofort ertheilte Assessor Hörchner
Befehle, nach der beschriebenen Person
Umschau zu halten die wachthabenden
Polizeibeainten wurden zur Nachfor
schung ausgeschickt. Umsonst, nie
mand war zu erblicken. Auch von den
Zuhörern erinnerte sich niemand eines
Mannes, welcher der Schilderung Kä
thes entsprach. Allerdings hatte je
der nur auf die Vorgänge vor den
bung geachtet.
Der Vorsitzende hob inzwischen die
Sitzung auf, da der Abend weit vor
gerückt war. Der Staatsanwalt ver
sprach, sofort Maßregeln zu tref
fen, damit der Russe ergriffen werde,
falls er wirklich nach Berlin zurückge
kehrt sei.
Ich geleitete mit ihrer Mutter das
aufgeregte Mädchen nach einer
Droschke.
„Und er war es doch," beharrte sie,
als sie einstieg. „Ich würde ihn unter
Tausenden, in jeder Verkleidung würd«
derte ich nachdenklich.
„Wehe ihm, wenn sie ihn finden,
wehe ihm, wenn er hier erscheinen
muß", stieß Käthe heftig hervor und
preßte die Hand auf ihren Busen.
„Der Schurle! Er gehört mir!"
Ein furchtbarer Gedanke stieg in
mir auf. Rasch und besorgt ihre Hand
ergreifend, ermahnte ich sie, leine Un
„Keine Unbesonnenheit," zischte sie
mir mit verzerrter Miene zu. „Wissen
Sie, was ich hier habe?" flüsterte sie,
auf ihren Busen deutend.
„Was?"
meinen Augen blitzte es auf cin
Dolch funkelte im Lichte der La
terne.
„Um Gottes willen, Fräulein Fried
rich entschlagen Sie sich —"
Sie schüttelte den Kopf wie ein Au
tomat, dessen Feder mit einem Male
„Der ist für ihn," rief sie mir mit
wild drohender Gebärde noch zu, wäh
rend das Gefährt, das sie und ihre
Mutter barg, sich bereits in Bewegung
setzte.
Mit Grauen im Blicke starrte ich
Mitglieder der Vereinigung, deren
Versammlungslokal die Destille in der
A. . .straße gewesen. Der Vorstand
der Vereinigung, der Arbeiter Fritsche,
gab sich allein zwar verbissener und
statt/seinem hageren Gesicht mit her
ausstehenden Backenknochen, seinen
tiefliegenden umränderten den
genheit geprägten Miene bildete er eine
charakteristische Illustration zu den
Worten Julius Cäsars von den Cas
siuserscheinungen mit dem hohlen Blick,
sind.
betonte in den Präliminarien der Ver
nehmung den unpolitischen Charakter
„Ueber Ihre politische
Sie?"
„Ich sage nie die Unwahrheit. Kann
ich es nicht mit der Wahrheit thun, so
schweige ich lieber."
„Recht so", nickte der Vorsitzende.
Gembalsly?"
„Führte er sich bei Ihnen ebenfalls
unter diesem Namen ein oder legte er
sich einen andern bei?"
„Er näherte sich uns zuerst unter
der Masle eines Arbeiters. Der Name,
unter dem er sich vorstellte, war An
dratzky."
„Hat Doctor Gembalsly in Ihrem
Kreise je von einer ihm angeblich inne
wohnenden magnetischen Kraft gespro
chen?"
Der Zeuge bejahte in seiner ver
drossenen, finsteren Manier.
„Auch Experimente angestellt?"
„Auch. Er hat zwei- oder dreimal
„Mit Erfolg?"
„Ja, mit gutem Erfolg."
„Rühmte er sich noch weitergehender
Fähigleiten?"
„Wie meinen Sie das?"
„Versicherte er zum Beispiel, er kön
ne die Menschen auch aus der Ferne
hypnotisiren?"
„Jawohl, mehr als einmal."
„Aber davon ist er Ihnen die
Probe schuldig geblieben?"
„Wir haben nicht in ihn gedrungen,
sie unS zu liefern."
Soweit der wesentliche Inhalt der
Aussage. Auch seine Genossen
brachten keinerlei neue Momente in die
Beweisaufnahme. Ihre Darstellun
gen erwiesen sich ausschließlich als
Wiederholungen derjenigen ihres Füh
rers.
(Fortsetzung solzt.)
Aür die Auch?.
RadieSchensalat. Rothe Ra
lat sieht sehr schön aus und ist wenig
bekannt. Zur Sauce: Zwei gelochte
Kartoffeln werden fein gerieben oder
geschnitten und mit Salz, Pfeffer und
Provenceröl zu einem dünnen Brei ge
rührt, an den zuletzt der Essig kommt,
der das Ganze seimig macht. Der Sa
lats wird auch sehr schön, wenn man
ben geschnittene Kartoffeln mischt.
K» ldaunenauf französi
sch- Art. Zuthaten: 2 Pfund
Kaldaunen, j Pfund Speck, 2 Unzen
Rinderfett, j Unze Fleisch-Extract. z
Flasche leichter Weißwein, 1 Kräuter
bündelchen, 2 Mohrrüben, 1 Zwiebel,
mit 6 Nellen besteckt, 1 Lorbeerblatt,
10 Pfefferkörner, Salz nach Geschmack.
Die sehr sorgfältig gereinigten Kal
daunen werden, in viereckige Stücke ge
schnitten, mit den Mohrrüben, der
Speck, zerschnittenem Rinder
eine passende Kasserolle gegeben, mit
dem Wein übergössen und 6—B Stun
den ganz langsam gekocht. Bor dem
Anrichten nimmt man die Kaldaunen
aus dem Sud und gießt letzteren, durch
ein Sieb getrieben, über dieselben.
Kartoffelklöße auf säch
sische Art. Ein Quart gelochte
und geriebene Kartoffeln vermischt
man mit drei Eidottern, zwei Löffel
Mehl, einem Löffel Salz, etwas Mus
katnuß und dem Schnee von drei Ei
weiß. Indeß röstet man in Fett oder
Butter zwei bis drei klein« würflich ge
schnitten« Semmeln und läßt sie erlal
ten. Wenn man die Klöße formt, gibt
häuften Theelöffel von Würfel, druckt
ihn gut zusammen und koch! die Klöße
wie gewöhnlich in Salzwasser.
Paprika - Huhn (aus Wiener
Art). Für vier Personen benöthigt
man 2 Hühner, die in Viertel getheilt,
gesalzen, dann in halb Butter, halb
bestem Schweinefett mit reichlich Zwie
beln und 2 Messerspitzen Paprika in
eigenem Safte eine halb« Stunde ge
dämpft werden. Alsdann nimmt mair
die Hühnerstllcke aus, stäubt den Grund
bif e. Ein dickes Stück Kalbfleisch
Fleisch und stellt die geöffnete Kasse-
Fleisch fleißig begießt. Inzwischen
locht man sechs dick« Zwi«belu in etwas
Wasser und Butter und drückt sie durch
ein Sieb. Dann verrührt man ein
gelochte Milch hinzu und schlägt Alles
unter die man das Zwiebelpuree und
das Bratenjus mischt. Diese Sauce
salzt und Pfeffert man und schüttet sie
auf eine slach« Schüssel, in die man den
Braten gelegt hat.
Gebackene Kalbsfüße.
Man kocht die sauber gewaschenen Füße
in Wasser, Essig. Salz, Gewürz. Zwie
beln, Lorbeerblättern und grünen
Kräutern sehr weich und beint sie dann
aus. In hübsche Stückchen geschnit
ten, wend«t man dieselben in einem
guten Psannenluchenteig um und bäckt
sie in heißem Butterschmalz schön hell
braun. Auch Kalbssiiße, die man zu
Sulz gebraucht hat, können ebenso ge
backen werden.
Om«lettenauflauf. Sechs
Eier, 4 Eßlöffel seingestoßener Zucker.
1 Eßlöffel feines Mehl, 4 Unzen But
ter. Die Eidotter werden mit dem
Zucker IS Minuten g«rührt, erst in dem
Augenblick, wenn man backen will,
wird das zu festem Schaum geschlagene
Eiweiß mit dem Mehl hinzugerührt.
Dann wird auf einem schwachen Feuer
die Butt«r ohne Salz in einer Pfanne
geschmolzen, das Angerührte hineinge
gossen und immer durchgezogen, so daß
der Boden heraufkommt. Wenn die
Omelette die Butter an sich gezogen
hat, so giebt man sie auf ein« Schüssel,
schlägt si« doppelt und bestreut sie mit
Zucker und Zimmet oder mit in Zucker
gestoßener Vanille. Auch lann man
den Saft einer Citrone darüber träu
feln und dann mit Zucker bestreuen,
auch Rum darüber gießen und solchen
anbrennen.
Schinken mit Spiegel-
Eiern. Zarter, roher Schinken
od«r auch mit Fleisch durchzogener, ge
räucherter Schweinespeck wird in gleich
stalle und große Scheiben geschnitten,
leicht gellopst, in eine kalte Eierkuchen
psann« gelegt und sechs Minuten unter
W«nde» über gelindem Feuer gedün
stet. Mittlerweile hat man in einer
Eierpfanne die Vertiefungen mit etwas
heißem, reinem Fett ausgegossen, darin
bäckt man langsam die Spiegeleier; die
nicht gebrauchen Vertiefungen müssen
mit Wassir gesüllt werden, damit die
Glasur nicht springe. Auf «ine lange,
heiß gemachte Schüssel legt man die ge
bratenen Schinlen- oder Speckstücke,
auf jedes davon wird ein mit etwas
Salz und Pfeffer bestreutes gebackenes
Ei g«legt und das Gericht recht heiß
zu Tische gebracht.
Brunnenkressesalat. Man
reinige 2—3 Stunden vor dein Essen
Kl«inigleit Olivenöl und cine kleine,
feing«hackt« Zwi«bel. Alles wird gut
gemengt und 2—3 Stunden zum Zie
hen stehen gelassen; eine Zuthat vo»
Essig ist streng zu vermeide». 3