Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 22, 1900, Page 3, Image 3

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    Äkl M KMMq.
Kriminalroman von Friedrich Thiene.
(6. Fortsetzung.)
„Wer weiß, vielleicht wünscht er mich
„Oder?"
Beginnen hindern."
„Waren Sie stets am Abend einer
derartigen Affaire unwohl?"
Die schöne Frau zeigte durch einen
gabelnden Zug in ihrem reizvollen
d ch — besinnst du
stets am Tage oder Abend vorher über
Unwohlsein sie zog sich früh auf ihr
Zimmer zurück wünschte ungestört
zu bleiben. Indessen bekam sie nie ei
das zu erklären?"
„Ich erkläre es gar nicht," entgegnete
seine Gattin. „Ich beschränke mich auf
gen."
Wardosfs" ich bediente mich absicht
mach zurückgekehrt waren, spürten Sie
auch da nicht, daß etwas Außerge
wöhnliches mit Ihnen vorgegangen
sei?"
bestimmte Zeit, die nach ihrer Länge
festzustellen mir allerdings nicht mög
lich, meines Willens und meiner Ur
teilskraft beraubt gewesen war. Was
aber mit mir vorgegangen, darauf ver
mochte ich mich absolut nicht zu besin-
Mein Freund blickte jetzt zum ersten
Mal länger als einen Moment zu ihr
ihren zu vermeiden trachteten, suchten
diese nun, «r bemüht« sich, sie fest und
prüfend anzuschauen. Michaela begeg
nete seinem Blick mit natürlicher
Würde.
Der Banquier rief: „Angenommen,
du die Wahrheit sagst, Michaela,
Sorge tragen können, daß d!>? saube
ren Patron auf der Stelle das Hand
werk gelegt werde."
Kraft zu hindern? Er spottet allerVer
suche! O Arthur" bei diesen Worten
schimmerte zum erstenMal eineThräne
Aber
Lichtstrahl in diese Finsterniß!" stöhnte
»Setz dich, Arthur laß unt das
„Mis soll ich thun? Soll ich ent-
Deine Gefühle müssen sich in diesem
„Meiner Vernunft? Ist denn eine
„Wie meinst du das>?"
Widerspruch steht. Die Wissenschaft
Klarhett Festgestellte, das für die For
die Wissenschaft ist. Wir haben eden
das Beispiel der Elektricität.
principiellen Theil der Angelegenheit.
Wir gestehen die Möglichkeit im Gan
zen. Nun kommt es darauf an, zu er-
sich Meßt?"
„Und welche sind diese?"
rüstet bezeichnet. Das Letztere ist
wohl das Wahrscheinlichere. Die
Frage ist nun: Gehört Michaela zu den
aus?"
ob die erforderliche SaggestidMlA
vorhanden ist, bedingt bejahen."
„Dürfen wir in der That? Gut
doch deine weiteren Bedenken?"
sich' auf die in unserem
Fall« behauptete suggestive Fernwir
lung und den Umstand, daß Michaela
nach ihrer Erweckung absolut keine Er
innerung an ihr« Verrichtungen wäh
rend der Dauer der Hypnose bewahrt
Belegen hierfür scheint es mir indessen
zu fehlen."
Der Banquier seufzte.
helmtuckisch-r, verborgener Machte
Tagen oder Stunden, also gänzlich
außerhalb des hypnotischen Zustandes,
zu vollziehen. Du mußt folgen und
Grund« so unschuldig bist ein
Kind."
„Aber das ist Wahnsinn!"
„Nicht ganz. Für unbedeutendere
Handlungen hat sich die Theorie bestä
tors auszuführen, welch« seizi morali
sches Bewußtsein verletzen. Ich zweifle
so lange hieran, als die Thatsache nicht
chg 6 s fsgs
Michaela im Zustande der Hypnose die
die Diebstähle begangen haben
kann?"
Mißverstehe mich nicht. Ich bestreit«
directen Einflüsse der Suggestion, also
während der Hypnose gehandelt haben,
das ist etwas ganz Anderes. Bezüg
lich der Art und Weise des von ihr ge
meldeten Vorganges wage ich nur die
Erscheinung der suggestiven Fernwir
tung nicht ohne Weiteres als gewiß an
zunehmen ebenso wenig wage ich in
dessen deine Gattin Lügen zu strafen.
Die Wissenschaft kann vorläufig zwei
feln, aber nicht in Abrede stellen, da die
Nichierinnerns. Die Fähigkeit, sich die
intensivster Art, die !^«wußt^emsstö
verstehe, gibst du sonach die Möglich
keit, daß sich Alles so verhalten haben
könnte, wie Michaela es darstellt, zu?"
„Die Möglichkeit ja! Ihre Aus
mir das Gefühl sür die Wahrscheinlic
hkeit des seltsamen Thatbestandes nicht
psychischer, daß er uns fast nur auf den
j guten Glauben an die Wahrheitslieb«
der betheiligten Personen anweist.
Solche Dinge mögen vielleicht vorkom
men, sie können aber auch vorge
spiegelt werden, ja, ich bin über
zeugt, daß es sich in neunundneunzig
Fällen von hundert wirklich um Täu
schungen handelt. Eine so undefinir
bare Materie bietet für den Humbug ja
«inen geradezu einzigen Tummelplatz!
Uns bleibt also nur das Mittel, an der
fühU." b/s l'cht k"
Baron Wardosf sich dieses Mittels zur
hat."
„Möglich. Dann ist aber noch das
Gespräch —"
„Welches Gespräch?"
einzelne Worte auf das Bestehen eines
intimeren Verhältnisses, mindestens
einer längeren Bekanntschaft."
Mein Freund antwortete mit einem
tiefen Seufzer, der hinlänglich bestä
tigte, daß er denselben Eindruck ein-
Walter. Indessen dies ist nich!
mein Freund in einem Tone, der mehr
als alle Worte den Zustand seines In
nern offenbarte, das Wort zu der ent
„Was soll ich thun, Walter?"
„Lieber Arthur, das ist schwer zu
sagen."
verzeihen oder verdammen?"
„Frage dein eigenes Herz, bedenke
Alles, prüfe Alles ich tonnte nichts
die Scheiben drückte. „Nur einer? ein
zigen Beweis für ihre Unschuld
oder Schuld! Du bist doch Jurist, Wa
lsuchen, ob der allgemein« Charakter
Wardoffs die Darstellung Michaelas
wahrscheinlich macht. Wir müssen ser
„Allcrdings."
valsky oder Wardosf, wer ihn nur auf
unsere Fährte gehetzt hat! Ist denn gar
nichts gegen den elenden Menschen zu
» » «
Der Mittag des nächsten Tages kam
heran, ehe ich meinen Freund wieder
sah. Ich selbst hatte mich trotz der
Besorgt wartete ich von Stunde zu
Stunde auf ihn, ich fürchtete den An
blick seines entstellten Gesichts, tieflie
gender, fchwarzumrändeter Augen,
verstörter Blicke, gramvoller Stirnfal
ten! Thörichter Pessimist, der ich
war! Niemals in meinem Leben irrte
ich mich gründlicher ich alter Psy
cholog und Menschenforfcher hatte in
meiner Rechnung zwei bedeutsame
Faktoren vergessen. Den Einfluß des
tröstenden Morgenlichtes, das uns
alle Dinge in andrer Farbe zeigt, und
den noch gewaltigeren der vertrauen
den, verzeihenden Liebe, die sich so
gern von dem überzeugt, was sie
wünscht und hofft!
Min Freund trat mit entwölktem,
fast heiterem Antlitz auf mich zu,
streckte mir freundschaftlich beide Hän
de entgegen und flüsterte mir beruhi
gend zu, ich brauche mich nicht um ihn
zu ängstigen, er sei nunmehr fest von
Michaela's Unsckmld über,engt.
Ueberrafcht blickte ich ihn an er
lächelte nur und legte mit einem
Streifblick auf die anw^ende^Jrm
„So ist der Mensch," dachte ich,
während wir miteinander frühstückten,
er zum ersten, ich zum zweiten Male
„aber es ist besser so für ihn!"
Unschwer konnte ich errathen, welche
geheimnißvolleMacht die Veränderung
m seinem Gemüth bewirkt hatte, schon
am gestrigen Abend dürstete seine
Seele nach Beweisen ihrer Unschuld
wie der Hirsch nach frischem Wasser.
Und gibt es wohl überzeugendere Be
weise als die sascinirendenßlicke liebe
strahlender Frauenaugen und wirk
samere Gründe als die gluthvollen Be
rührungen schwellender Korallenlip
pen ?
Sobald wir uns allein befanden,
hielt ich mit meiner Verwunderung
nicht zurück. Obgleich es um deinet
willen so besser ist," setzte ich hinzu.
„Du hast recht," versetzte er mit der
Ruhe tiefinnerster Befriedigung.
„Einen Zustand wie den, worin ich
mich gestern Nacht befand, hätte ich
nicht einen Tag ausgehalten. Ich ver
ließ dich als total gebrochener Mann.
Je mehr ich aber über den Borfall
nachdachte, und mir alle Für und Wi
der, die du vorgetragen, in's Gedächt
niß rief, je mehr überzeugte ich mich
innerlich von der Möglichkeit der
Darstellung Michaelas. Der Baron,
sagte ich mir, >st ein räthselhafter
Eharacter; der Eindruck, den er vom
ersten Augenblick auf mich hervorge
bracht, widerspricht in keinem Zuge
der Rolle, welche die seltsame Ge
schichte anweist. sollte
einem ähnlichen mitzuwirken?"
„Und die Unterhaltung Michaelas
mit dem Fremden? offenbarer
ihres Widerstandes, die selbst im
Funden? Hat sie mich nicht gewarnt,
gerettet mit eigner Gefahr? Soll mir
das alles nichts, gar nichts gelten^
ihrer Augen so viel Recht einräumen
wie dem augenblicklich verstimmenden
Einfluß einiger merkwürdiger That
sachen, für deren Wahrscheinlichkeit
die Wissenschaft mir ausreichende
Bürgschaft giebt? Nein, Walter, ehe
ich nicht andere als die vorliegenden
Beweise erhalte, würde ich ihr schreien
des Unrecht zufügen, wollte ich sie für
schuldig halten. Und dann vor allem
wo in aller Welt sticken die Mo
tive? Selbst vorausgesetzt, sie wäre
voll Eigennutz und Berechnung, hat
sie nicht hundert Gründe, zu mir zu
halten, gegen einen, mich zu täuschen?"
„Gegen «ine so feurige Apologie
fällt mein nüchterne« Urtheil nicht in
die Wagschalt. Michaela könnte sich
keinen beredteren Anwalt wünschen
als dich, Arthur und ich selbst
gönne ihr ihr«n Vertheidiger von Her
zen. Worauf kommt es in unserm
Falle denn mehr an, als auf die Wie
schlossen." So strich ich, wennglnch
nicht so überzeugt wie er. im Inieresse
seiner Gemüthsruhe die Flagge vor
wfuchung der Angelegenheit verzicht
verborgen« Momente zu enthüllen gibt,
wie sollen wir sie entdecken? Nein,
Walter, lassen wir das Ereigniß in
„Aber dieser Herr Wardosf oder
Gembalsky? Wollen wir nicht ver
suchen, wenigstens ihm das Hand
werk —"
Ordentlich ängstlich siel er mir in's
Wort:
len. Thu mir den Gefallen, Walter,
gen, ihm sei selbst seine plötzlich« Ue-
Ausführungen Michae
las durch deli Baron suggerirt wor
den. Freilich existirt wohl kaum eine
zweite Kraft, welche den Zauber der
Suggestion in dem hohen Maße aus
zuüben vermöchte, als diejenige der
weiblichen Schönheit und Zärtlichkeit.
Was ein Weib vermag erfuhr ich
hier an einem schlagenden Beispiel.
Darüber allerdings, daß die Kur ein«
nachhaltige und gründliche g«wes«n,
unterdrückte ich meine Zweifel nicht,
wenn ich es auch für rathsam fand,
sie für mich zu behalten. Mir schien
es, als suche sich der Bankier mit einem
Eifer in seinen guten Glauben hinein
zureden. der aus der Furcht entsprang,
die gegentheilige Ueberzeugung werde
wiederum ihn gewinnen;
beifiihrung bewerkstelligten.
(Fortsetzung folgt.)
Neues Wort für Stan
desbeamte. A.: „Was ist der
Herr?" B.: „Ein Ehehafen-Mei
ster!"
Zurückgegeben. Wirth:
ken." Gast (der «inen Onkel beerbt):
„Ach, ihr hell«s ist auch traurig!"
Der gute Neffe. Onkel:
Und a n i d« r We^
der; ich den Nachtwächter in'l
Vertrauen und lasse sie einfach all« we
gen Ruhestörung arretirenl'
Jür die Küche.
Schwarzbrot-Suppe mit
Aepfeln. Ueberbleibsel von
Schwarzbrot werden fein gerieben oder
Wasser, Salz, etwas Zucker und Ci
gekocht und durch ein feines Sieb ge
strichen. Gleichzeitig hat man Aepfel
geschält, geschnitzelt und in Wasser mit
einer Prise Salz, Zucker, Zimmt und
fein geriebener Citronenschale gar ge
macht. Sobald die Suppe klar ist»
werden die Aepfel dazu gegeben, das
Ganz« auf Zucker abgeschmeckt, um sie
was Citronensaft daran oder giebt «in
Gläschen Rum dazu.
Englische Kartoffel
speise. Eine tiefe Schüssel wird mit
Butter ausgepinselt, mit reichlich ge
stoßenem Zwieback bestreut und mit I<Z
rohen kleinen,
Farce, bis die Schüssel gefüllt ist.
Kalbs Hirn. Das Hirn, das
recht frisch und weiß sein soll, legt man
ser abschmeckt und bis zum Gebrauche
im Wasserbade warm stellt. Kurz vor
dem Anrichten werden die vorbereite
ten Cotelettes in zerlassener Butter
rasch auf beiden <Äiten fautirt und
kranzförmig auf «ine erwärmte rund«
Schüssel gelegt; das Zwiebel-Puree
wird in die Mitte gefüllt.
Apfelpfannkuchen. Kleine
Aepfel werden geschält, ausgeherzt,
tüchtig mit Zucker bestreut und mit
etwas Himbeergelee gefüllt. Ein fein
ausgerollter Pfannkuchenteig wird mit
ausgestochen, alsdann legt man auf die
Hälfte der Platten je einen kleinen
Apfel, deckt «ine zweite Platte darüber,
drückt die Teigscheiben ringsum fest
zusammen und bäckt die Kuchen in vol
lem Fett aus, woraus man sie abtro
pfen läßt und mit Zucker bestreut. Sie
können warm oder kalt gegessen Iver-
Austernstew. Mit Milch: Ein
Quart schön« frische Austern werden
mit einer Gabel aus der Flüssigkeit in
eine Pfanne gethan, und die Brühe
durch ein feines Sieb dazu gethan. Ein
Eßlöffel Butter, 3 Eßlöffel Semmel
krumen, Z Theelöffel Salz und ein
wenig Pfeffer kommen nun noch zu
den Austern und Alles wird ungefähr
2 Minuten gekocht. Zuletzt kommt ein
Pint <2 Tassen» kochende Milch hinzu
und das Gericht zu Tisch gegeben.
Kleine Austern - Crackers werden da
zu gereicht. Ohne Milch: Auf
6 Personen rechne man 3 Dutzend Au
stern. Gebe sie mit einer Tasse ihrer
Brühe auf das Feuer. Füge 1 Eßlöffel
Butter, 1 Theelöffel Salz/ 1 Theelöf
fel Pfeffer zu unv koche Alles 2 Minu
ten lang. Man fervirt das Gericht mit
fein geschnittenem Weißkraut, Austern-
Crackers und Butter.
gelegenes Stück, etwa 3 Pfund, Och
man siedendes Wasser daran» fügt eine
beerblatt, Pfefferkörner und 120 Gran
Liebig's Fleischextract daran und
rührt (sie muß sämig sein) und nebst
Klößen zu dem Braten gegeben. 3