6 HeWnt. Vor zehn Jahren etwa saßen am 'Weihnachtsabende mehrere Artisten des Circus Renz und deren Freunde in Samt Pauli im englischen Restaurant Charles Niels, einem der beliebtesten Ärinkhäuser Hamburgs, beim perlen den Sect beisammen. In der Mitte des altmodisch und nach Londoner Art «ingerichteten Raumes, dem ein mäch tiger schwedischer Ofen Wärme spen dete,stand ein bis an die Decke reichender geputzter Christbaum mit brennenden Lichtern. Gäste waren außer denen an dem Circustische keine da und die Kell ner lauschten unbehindert den Gesprä chen der Künstler, weideten sich an dem reizenden Anblicke der jungen Reiterin Miß Neptunia, die als einzige Dame der Gesellschaft neben dem alten Webb ln dem als Webb nahm an einem der vielen leeren Tische Platz. Der Mann war gut gekleidet, doch trugen seine Züge den Ausdruck bitterer Welterfahrung. Webb sandte gekommen bin/' Ueber des blonden Mädchens rosiges Gesichtchen legte sich ein Schatten weh jedes Wort/ Zwei Tage vor Weihnachten verließ °die Circusgefellfchaft, welcher Webb «in hübscher Bursche in der Blüthe sei ner Kraft angehörte, die alte streu ten. gen sollte. Das lustige Völkchen der Künstler "bekümmerte sich nicht Ge gesorgt, daß eine erträgliche Lagerstatt beschafft wurde. Die Reise sollte ja nicht lange dauern am Christtag mußte dii erste Borstellung in Kopen hagen sein. Der Tag nach der Abreise neigte sich seinem Ende zu. Auf Deck des „Kar kow" war es wenig belebt, denn die hohe See bekam den Reisenden nicht gut. Die Sonne verschwand in ei nem Nebelball und der Steuermaat sagte zu Webb, der an der Bordbrü ckung lehnte: „Hat die Sonn' ihre Schlafmütze aufgesetzt, gibt es eine lebhafte Nacht. M ein altes Seemannswort" Der junge Webb versank beim Be trachten der mondbeglänzten Meeres wellen in träumerische Gedanken und schrak auf, als eine weiche Hand die seinige berührte. Er sah ein bleiches, doch wunderbar schönes Mädchenantlitz vor sich eine Fremde, die nicht zum Circus gehörte. Die in dunkle Klei dung gehüllte Gestalt war zwischen Schiffstaugewinden versteckt. „Mein Herr!" lispelten schmerzvoll zuckende Lippen. „Zu Ihnen habe ich Vertrauen! Ihnen darf ich es geste hen, daß ich mich auf dem Dampfer s" —" „Sie sollen Alles haben!" flüsterte Webb mitleidsvoll. „Doch warum wa gen Sie sich nicht hervor?" verrathen Sie meine Anwesenheit nicht! Ich bin eine Unglückliche gehöre nicht zu guten Menschen!" günstigen Moment ab, um der Unbe kannten Speise und Wasser zu bringen. Er nöthigte sie auch, ein Fläschchen sollt-UNS Entdeckung machen Da Webb's Mutter recht krank ge ben Husen gegen die Bretter und wie herten gedämpft, sie schnupperten, ris sen an den Halftern, als wollten sie ses Grab werden konnte.. . Und die Künstlerschaar des Circus verharrte in düsterem Schweigen. über die Geburt des göttlichen Erlöser! durchrauscht wird. Jetzt heulte die Windsbraut und der alte „Karkow" krachte unter dem Anprall der aufge peitschten Meereswellen. Eine grausige heMge Nacht! Entsetzen. Webb stürzt allein die ja, was vorgeht. In dem rothen Dunstkreise einer Schifflaterne sieht Webb das fremde, junge Weib mit zwei Matrosen ringen. Die Aermste will „Seht den Sturm — das Unglück!!" kreischt sie. „Ich habe es über Euch gebracht mich will Gott vernichten Opfer!. .. Ihr Ihr Alle seid dann gerettet!" sende, der Capitän sprang herbei. Webb schrie: „O, bringt sie in Sicher heit!". .. ' Wi „Ruft Frauen herbei!" befiehlt Ca die unbekannte Dame gleich hier im Pferdestall auf Stroh. Hier wird es werden soll!" das Schiff ist dem Zerschellen nahe. Da stellen ihr Rasen ein. Webb's alte Angstruf der Frau Webb läßt ihn ver „Ein Mädchen!" schaltet Frau Webb leise ein. „So klein, so lieb." ! «Benennt es Elise Lisa, wie ich ! heiße!" hauchte die verbleichende Mut- Weiynachten. Schweigend l«zt auf Baum und Herl« Weiß und weich des Schnees Decke Seine kalte Hand. Schimmernd von Demantgeschmeide, Bleich und todt im Winterkleid« schwere Schuld!" Christtag. Der bleiche Mann am Nebentische sprang wild auf, nachdem der alte Webb seine Weihnachtsgeschichte der Tischgesellschaft in der Taverne Charles Niels in Hamburg auserzählt hatte. „Lisa! . . . Lisa Du bist also todt! Ich kann Dich auf Erden nicht mehr um Verzeihung anflehen!" schluchzte der einsame Gast. „Und Li- Die Ziehtochter Webb's sich ken meiner armen Mutter und der gu ten Mama Webb, die mich erzogen hat!" Aufrecht hielt sich die jugendliche Miß Neptunia und vor ihr stürzte der starke Mann in die Knie. „Ich bin Dein Vater, der Dich be schwört, ihm das zu vergeben, was er im Leichtsinne an Deiner armen Mut ter sündigte! Glaube mir, daß ich bereut und viel gelitten habe!. . . Ich bin reich, führe einen stolzen Namen— doch ich irrte unstet und verzweiflungs voll umher... Aber jetzt jetzt o, lass' mich es sühnen, was ich ver brach, sühnen, wie Lisa sühnte!. . . Nun, in heiliger Nacht!" Schimernde Thränen hingen an Li- Nur getrost! Des Lebens Fülle So lebt Lie be in der Seele 5 Selbst, die Eigennutz und Fehle > Starr umfangen hält; Und vom Klang der Weihnachtslieder l Neu erwacht, strahlt segnend wieder l Heut' sie durch die Welt. > Weihnachten. TiefdeuUge Gebräuche knüpfen sich an das Weihnachtsfest. Der lichtstrah lende Weihnachtsbaum weckt die Erin nerung an ferne, längst verschwundene Zeiten, und die Kinder sehen in ihm di, Verkörperung ihrer schönsten Träume. Die flammenden Lichter, in deren Schein die grünen, mit allerlei Zierrat behängten Tannenzweige märchenhaft glitzern, haben tiefe Bedeutung. Sie waren in der fernen Vorzeit ein Sym- und Naturkraft. Im Weihnachtsmonat wurde von den alten Völkern das Fest der Winter sonnenwende mit vielen Lustbarkeiten und Schmausereien gefeiert, das bei den Germanen und Kelten „Julfest" genannt wurde und zwölf Tage dau erte. Die immergrünen Zweige der Mistel, sowie der Tanne wurden zu diesem Feste als Symbole des kommen- den Frühlings in die Wohnräume ge- bracht und auf dem Herde des Hauses loderte ein brennender Holzblock, der „Julblock". Die alte isländische Volts- sage berichtet sogar schon von einem heiligen Baume, der in der „Julnacht" auf allen Zweigen strahlende Lichter ! trägt, und unser Weihnachtsbaum hängt mit diesen altheidnischen Vor stellungen auf das Innigste zusammen. In der christlichen Zeit wurde das Fest der winterlichen Sonnenwende dann zum Weihnachtsfeste. ! Räuchern. Im Anfange der christlichen Zeit rechnung wurde der Weihnachtstag sich der Geburtstag Christi nie mit Be reich Sitte gewesen zu sein, denn schon im 12. und 13. Jahrhundert werden solche in Dichtungen erwähnt. Mit der Einführung des Weih- Am Vorabend des Weihnachtstages - Früchte tragen soll. Geräth b e t e n. In vielen Orten wird auch noch der Brauch des G'räthbetens beobachtet. Die Dienstleutc tragen zu demselben Ofen zu da die Kälte sehr groß s". chd 'h Geschenke sieht, und schlägt lustig la den. In den Orten, wo die „Mette" noch um Mitternacht stattfindet, richten die Leute nun Alles zum Kirchgange her und fetzen sich dann zusammen, um dü Zeit bis dahin mit harmlosen Spielen und Scherzen zu verbringen. Wenn es zum Kirchgange endlich Zeit ge worden ist, verlassen sie, mit Lichtern versehen, di'. Gehöfte. Von alle» die Hirtenpfeifchen, in deren Töne sich die Klänge des „Dudelsacks" und das Zwitschern und Jubiliren der Vögel dem Baume brennenden Kerzchen gibt sich Jung und Alt der beglückenden Weihnachtsfreude hin. SHNstri»»« <Sel»tlfe«», Der Kreislauf des Jahres hat sich sten die Gewißheit, daß es wieder auf wärts geht. Dem deutschen Volt gilt die Wintersonnenwende seit jeher als auf Erden! Im Walde braust der ein verantwortungsreicher und entbeh thiirmwärtcrs. Andere Gesellschaft als die der Genossen sieht er nur in den kurzen Pausen des Dienstes. Desto Fröhliche Wei hn a cht «n ! Der «ri?f «»ristriud. Etz Derlyeldprox, „... Herr Spekulation 2W.VW Mark verloren?" „Ja! Nicht wahr, ein gauj hübscher Verlust sür andere Leute?!" Z)er Hespensterschirm. Nach Garcon - Wohnungen mich umsehend, fand ich zum Schlüsse eines mühevollen Herumfuchens ein geeigne tes möblirtes Zimmer, das ich noch am selben Tage meiner Ankunft in Be schlag nahm. Es entsprach vollkom men meinem Wunsche und ich fühlte mich schon bei dem Gedanken überglück lich. daß ich eine gute und nebstbei eine billige Unterkunft habe. Das Restau rant hatte ich auch in der Nähe, wo ich in Gemüthlichkeit mein Nachtmahl ver zehrte und nach beendetem Imbiß so fort meinem neuen Heim zueilte, um mich mit meinem wenigen Hab und Gut dort einzurichten. Ich zündete Licht an, packte aus, stellte alles in Kasten und Fach. Es währte nur kurze Zeit und ich war mit meinen Habseligkeiten inOrdnung. Befriedigt blickte ich in meinem Zim mer herum. Meine Unterkunftsgebe rin schien eine ordentliche Hausfrau zu sein; alles glänzte vor Reinlichkeit, der polirte Kasten, der Schreibtisch, das Bett mit den schneeweißen Ueber zügen, der Waschtisch daraus schon alles für morgen in Vorbereitung sogar an dem daneben stehenden eiwas glten und ungeformten Kleiderstock fand ich ein Wohlgefallen, weil er so nem Gedankengange Holt; nuin Blick blieb an einem Regenschirm haften, der sich gemüthlich an den Kleiderstock an lehnte. Den hatte ich bis jetzt noch nicht einmal bemerkt. Neugierig ging ich auf ihn zu, nahm ihn in die Hand, er war ziemlich schwer und schien dem Aussehen nach im gleichen Alter mit dem Kleiderstocke zu stehen gewiß hat ihn mein Vorgänger liegen lassen, dachte ich mir, und stellte ihn wieder auf seinen Platz, setzte mich dann zum Schreibtische, um eine auf der Reife angefangene Skizze aus Murgers „Bo heme" weiter zu lesen. Die rührende Beschreibung „Fränz chens Muff" ließ mich ganz auf den Schirm vergessen. Es mochte schon gegen elf Uhr sein, als ich mich, theils von der Reife, theils von der Jagd nach Wohnungen todt müde, zu Bette warf und sofort ein schlief. als ich wieder aufwachte. In meinem Zimmer war es da? Licht Hatte ich brennen lassen, und eben der Thüre meines Zimmers herum tastete, gleichzeitig kündete die Kuckuck suhr im anstoßenden Zimmer meiner des Eintretenden. Die Thüre that sich auf und ich erstarrte völlig vor Entsetzen. Kopfe, auf der etwas langen spitzen Nase eine Brille, schneeweißer Bart umrahmte das geisterhaft aussehende Schlaf,, der erst mit dem Mor stock hin. Professor Gott hab ilyr selig! Ihnen?" ' Ha sf sbs t h sehen Sie, das Pferd geht wenigstens nicht jedes Mal kaput." ArmerKerk. „Der Feigelei »fl ja freigesprochen worden wegen mangelndem Beweis." „Gott, bei dem mangelt's aber auch «n Allem."
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