Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 14, 1899, Page 2, Image 3

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    2 Wi»,«N«I!.
!Ha's lang scho denlt dc> h»>t
Die Sirücher schtöhnd so lahl, so
w'ch,
Und d' Dachtraus hangt voll dickem
Js.
Min Rosestock im Garte druS.
Wie sieht er well und elend us!
Er hängt sie Chöpsli stumm und still
Wie 's Chind, wenn's liesli brieggr
will.
'S ischt mol nm di voll Veilin gsi.
Ums Hus het's grüent vu wilde Wi —
Gar mäng's hat's dert so liebli gHa,
Jetzt ischt ek welk u« übel dra.
Du, Chiiid, bischt au so trüeb und
stumm,
Sitzschtivie e schlich, srem Vögli rum,
Und d'.°Lieb het kurz dir doch im G'-
Als fröhlich Pflänzli duft' unÄ blüeht.
i
Us Hille Aeugli het es g'lacht
Hescht g'scherzt und läßt, hescht g'hofsit
Ikid 's Pflänzli ischt voll KnöschpL
g'havgt.
Sell lit jetzt all's so wit, so wit
'S ischt Winterszit, 's ischt Winters
zit!
Erstorbe, welk lit 's Pflänzli do
'?S ischt über d' Nacht e Rife cho.
Wode und Aberglaube.
I
Allerlei „Anhängsel" am Gürtel
delt. Die neue Mode stammt aus
Paris, und di« Pariser Weltdame ist
von Geburt schon abergläubisch, noch
bahn, als Amulett, um das Glück
beim Wetten herbeizuzwingen, diese
them oder gelbem Kleide zur Trauung
Weil weiß die Farbe der Reinheit
und Unschuld ist, so lautet wohl die
Antwort. Aber diese Erklärung ist
verhältnißmäßig jungen Datums, das
Weiß der Brauttoilette ist vielmehr auf
die Farbensymbolik der alten Ägypter
ter Prophet Moses ja egyptische Bil-
Weiß ist eben di« Farbe des Lichtes,
Feierlichkeit, der Festlichkeit, der Hoh-
Herrentoilette ,das Weiß der Weste,
ist es Vorschrift der Mode, daß die
Braut keine Goldschmucksachen am
Hochzeitstage tragen darf. Man hat
dafür die liebenswürdige Erklärung
in's Feld geführt, elne Braut bedürfe
eben keines weiteren Schmuckes als
ihrer Schönheit, ihrer Reinheit und
Unschuld, In Wirklichkeit aber wur
t«ll auch diese .Mode" in aller Shm-
«lii. Schon bei Ken allen EMtnn
>ursten die Glaubigen, die im Ttmpel
Blick des Neides an. Im Glauben
aller civilistrten Aölk: ist ja bekannt
lich Gelb, die Farbe des Goldes, auch
symbolik gezenübei es wagen, ein gel
bes Kleid zu tragen, und selbst Mad
chen, die völlig frei von jedem, auch
Noth, bei den Hebräern die Farbe des
Blutes und der Sünde, trauen,M las
sen. Man thut das eben nicht,, schon
gewissen Scheu vor dem Ungewöhnli-
Anch Perlen soll dir Braut nicht
tragen, weil sie Unglück bedeuten. Die
ser Aberglaube aber ist moderner Her
kunft. Im Alterthum galten die Per
len im Wegentheil für glückbringend.
das Schildlein viereckig und flllleten es
Türlis, Onycher und Jaspis, gefastet
niit Gold in allen Reihen. Und die
Diese Bibelstelle ist Veranlassung ge
thyst."""' is°bruar. Ame-
März: Jaspis; April: Saphir.
Juli: Carneol; August: Opal.
Selbst Mancher, der sich als Frei
werden sollen.
Es ist ein großes Capitel, das von
"der Mode und dem Aberglauben. Schon
nicht Alle frei, die ihrer Ketten spotten.
RothfpoH«.
Woher sommt diese in Norddeutsch
neu recht miliderwerthigeu Rothwein
zu bezeichnen: „Eine Flasche Roth
fpohn," oder: „Eine Flasche Pernam
bulo." Aus Pernambulo (Brasilien)
wurde, oder wird vielleicht noch, ein
Späh,«n gefärbten Wein nannte man
schlechtweg Rothfpohn oder Pernam
bulo. Heidelbeeren haben den Per-
Wort Rothfpohn ist geblieben.
D a s T r a u r i g st e. A.: „Ach,
„Noch trauriger, daß der Geliebte nicht
Was ist «in emancipir
tesWeib? Ein emancipirtes Weib
Tugenden abgelegt und die männlichen
Untugenden dafür angenommen hat.
Aie schöne Weiltin. !
S»n L. Wttlicwi.
H»ei Freund« saßen gemüthlich
ra«chend in ein«m Hause der R ...
Straße WM... Sie hatten sich lange
Zeit nichi. gesehen; Heinrich Schreiner
hatte eine größer« Reise gemacht und
Doctor Guido Sturm Halle sich in der
Zwischenzeit als Rechtsanwalt nieder
gelassen und wartete auf die Clienten,
die «icht kommen wollten.
„So," sagl« Heinrich, nachdem er
seine Erlebnisse erzählt, „nun weißt du
alles von mir; jetzt laß auch etivas von
„Du lieber Go», da ist nicht viel zu
berichten; denn wie du mich hier siehst,
warte ich noch immer .aus Clienten,
«in Schicksal, das übrigens fast allen
jungen Anwälten beschieden ist."
„Du mußt eben Geduld haben, mein
Junge. Ein«s schönen Tages wird
der berühmt« erste Client schon an
rücken und dir die Möglichkeit geben,
dein Talent zu zeigen, und dann bist
du ja mit dem Dicksten durch."
Einige Augenblicke blieb Guido
stumm; er steckte die Hände in die Ta
schen, warf einen Blick auf seinen
Freund und schien gegen eine heftige
Lachlust anzukämpfen. Dieses Bemll
l>en aber war vergebens, und schon eine
meinem Schreibtisch und war in das
Bürgerliche Gesetzbuch vertieft, als es
! leise an die Thür klopfte. Ich sprang
mir heftig. Vor meinen Blicken er
schien eine große, elegant gekleidete
Dame, di« nicht mehr ganz jung, aber
immer sehr schön war. Kaum wußte
ich, was ich that, so erstaunt war ich.
Ich ersuchte sie. näher zu treten und
Platz zu nehmen, was sie auch mit gro
ßer Bereitwilligkeit that.
! „Ich habe doch die Ehr«, mit d«m
l Herrn Rechtsanwalt selbst zu spre-
Jch verneigte mich.
„Ich bin von einem Ihrer Freunde,
H«rrn Brinlmann, an Sie gewiesen
worden."
Sie zögerte und ich stotterte etwas
von hoher Ehre, während ich mich
„Ich komme in einer delieaten An
gelegenheit zu Ihnen. Ich bin ver-
heiralhet, besitze aber Privalvermögen.
j Es ist mir doch gestattet, darüber per-
sönlich zu verfügen? Ich meine, ich
habe doch das Recht, ein Testament zu
„Gewiß, gnädige Frau, zweifellos,"
versetzte ich. „Und zwar ohne Kennt
niß oder Zustimmung meines Gatten,
nicht wahr?" fragte sie weiter.
„Gewiß," erwiderte ich, „wenn das
Vermögen Ihnen gehört, so hat Ihr
Gatte nichts dreinzureden. Sie köo
«en allein darüber bestimmen."
Sie stieß einen tiefen Seufzer der
Erleichterung aus und sah mich mU
ihren blaue» Augen an.
„Ich danke Ihne», Herr Doctor;
ich danke Ihnen! Sie wissen nicht,
welche Last Sie mir durch Ihre Worte
vom Herzen nehmen. Könnten Sie
mir vielleicht gleich einen Testaments
entwurf auffetzen? Ich würde darauf
warten."^
wurde und zu zittern anfing, als alles
verlief.
„Was soll ich nur thun?" rief sie
verzweifelt. „Ich bin in der Stadt
ich hätt« sonst keine Aussicht ..."
ein« Erklärung bedürfen. Und Sie
haben Recht. Es ist mir sehr peinlich,
es zu erwähnen, doch es muß sein.
Mein Gatt« ist «in sehr l«id«nschastli
cher Mensch und leider muß ich «s
,ugen hat sein ganzes Vermögen
verschwendet. Jetzt speculiri «r aus
das Meinige, das ihm nach meinein
Ich habe aber zivei Kinder, und zu
ihren Gunsten will ich das Testament
aussetzen, ohne daß mein Mann etwas
davon erfährt. Er ist jetzt auf einige
Stunden geschäftlich ausgegangen, und
thun?"
Frau, wäre es Ihnen an^
„Ich," sagte sie, „habe nur einen
Taufendmarkfchein bei mir. Was ist
da zu thun, Herr Doctor? Ich kann
Ihre Dienste doch nicht umsonst anneh
men, und doch sind Sie mir gerade jetzt
so dringend nöthig."
Glücklicher Weise hatte ich einige
blau« Scheine und «twas Gold im
Als wir das Hotel erreich! hatten,
führte mich die Dame in ein kleines
Zimmer und stellte Feder und Tinte
auf den Tisch, dann ging sie in's Ne
benzimmer, um den bewußten Zettel zu
Ich begann zu schreiben und hatte
meine Arbeit fast beend«!, als ich hörte,
wie die Thür hinter mir geöffnet
sag!« eine Männerstimme. „Verhalten
Sie sich ruhig, sage ich Ihnen, dann
thue ich Ihnen nichts. Sie wollen
nicht? Dann muß ich Sie festhalten,
lieb«r Freund. So, Marie, such« dem
Herrn jetzt schnell die Taschen nach.
Sie haben ja wohl «inen Tausendmar
kschein bei sich? Hast du ihn, Marie?"
Ramend vor Wuth und mich in ohn
rollte.
Nun riß ich und zerrte an dem Sacke,
bis ich mich endlich aus der lächerlichen
Situation befreite, die ich um keinen
Preis Jemand hätte gestehen mögen;
dann stürzte ich die Treppe hinunter
und eilt« in mein Bureau.
Als ich Nachforschungen anstellt«,
erfuhr ich, daß die Dam« und der
Herr am vorigen Tag« im Hotel ange
halten lurz vor meinem Erscheinen
ihre Rechnung bezahlt und sich gleich
darauf entfernt. Niemand wußte wo-
Wie die „Dame" Brinkmanns Na
men erfahren hatte? Davon hatte ich
ausfegt«. Sie war an jenem Morgen
ivar. Halle über diesen unglückseligen
Zufall ihr Bedauern ausgedrückt und
nicht irgend einen Freund hätte, der
vielleicht wüßle, wo ich wäre; sie halte
es eilig und müßt« mich sofort sprechen.
Daraufhin hat sie ihr meinen Freund
und College» Brinkmann genannt.
warum ich bei deiner Anspielung auf
den „berühmten" ersten Clienten ge
lacht habe. Seitdem gehe ich Damen
ich werde noch Weiberfeind werden."
Awct Galgen.
Zu der Zeit, als die Wege und Stege
»och unsicher waren im heiligen römi
schen Reiche, besaß eine Gemeinde im
Schwabenlande zwei Galgen: einen
inneren für die Bürger und einen äu
ßeren für das fahrende Volk und frem
de Missethäter. Einmal nun hallen
Galga z'heart nit jedem Lumpa, ear
ischt no' sür eu's und eu'sra Kind!"
Der ZMlöerring.
Es war einmal ein liebes, junges
Mädchen, das nichts hatte, als seine
Schönheit und Liebenswürdigkeit.
Es ist das schon lange her aber
die Männer waren damals gerade so.
Das Mädchen hörte wohl darauf
und ließ sich's gefallen aber sie
war gescheit und dachte dachte
chen? Das dachte sie auch.
Da kam einst in das Dörfchen, in
dem sie wohnte, ein Jüngling, der nicht
war, wie die anderen Männer. Jedoch
liebten!
leben!"
lst das Aber,
Jüngling.
Das Mädchen ging zu seiner besten,
terlich.
Wald zum alten Einsiedler zu gehen,
der wüßte Mittel in allen Nöthen.
(Es ist doch gut, wenn man Freunde
Mädchen ging zum Erem ten
! gestrichen:
„Weißt Du gewiß, daß er Dir nicht
mehr treu ist?"
„Ach
Dir einen Talisman"
(das Mädchen trocknete schnell die
Thränen und hielt beide Hände auf)
löthen. Nimm ihn hin, er sei Dein!"
Das Mädchen dankte freudig, steckle
i den Ring an und wollte gehe».
„Halt!" rief da der Einsiedler; das
Mädchen lehrte um. „Bald hätte ich
vergessen, Dich auf die zweite, ebenso
Mädchens und sah ihr fest in die Au-
Liebste» untreu wirst, so wird der
Das Mädchen erschrak. „Ach, Herr
Einsiedler!"
„Nun was ist's? Willst Du den
Ring nicht behalten? Fürchtest Du
Dich?'
j „Nun!" ermunterte freundlich der
I Alte, „so sprich Dich aus!"
„Ach, lieber, guter, goldener Einsied
ler, habt Ihr nicht auch ein P u tz p u l
verzu dem Ringe?"
Reicher Scge».
Beim Herrn Professor ist Familien
zuwachs eingekehrt und er will zum
„Tagblatt" eilen, um allen Freunden
der Familie die srohe Nachricht durch
die Presse zu verlünden. „Lieber
Eduard", sagt seine Frau, „inserir'
doch gleich, daß wir eine Amm« suchen
aber dreimal, nicht wahr man
hat dann eher eine Auswahl!"
Er nickt mit dem Kopf und eilt freu
Stelle die Jubelpost:
„Durch die heute erfolgte glückliche
Geburt eines gesunden Knaben wurden
hoch erfreut
Professor Durcheinand mit Frau."
Am darauffolgenden Morgen
brummt der Professor ein um's andere
Mal beim Zeitungslefen. „Was
hast Du denn?" fragt seine Frau.
„Ich weiß nicht!" sagt er. „Ich finde
das Amm«ninserat nicht!" Plötzlich
springt er mit einem Schrei auf.
„Ja, was ist denn das?" ruft er.
Seine Frau, an deren Bett er saß,
greift naivem Blatt und liest mit Er
staunen an hervorragender Stelle in
„Durch die heute erfolgte glückliche
Geburt eines gesunden Knaben wur
den hoch erfreut
Professor Durcheinand mit Frau."
„Ein Setzerirrthum!" sagte er.
„Nichts weiter!" Dabei beruhigen
sie sich nach einer Weile. Aber am
dritten Morgen beginnt, sobald die
Zeitung kommt, ein fieberhaftes Su
chen. „Keine Amme!" seufzt er.
„Keine Amme!" auch sie. —Da ein
Schrei diesmal von Beiden. Wie
der lächelt ihnen an bevorzugter Stelle
in prächtigen Lettern die Nachricht
! „Durch die heute erfolgte glückliche
Geburt eines gesunden Knaben wurden
hoch erfreut
Professor Durcheinand mit Frau."
„Was werden unsere Bekannten
denken!" stöhnt die Frau Professor
l und sinkt in eine sanfte Ohnmacht.
Er steht eine Weile sinnend.
„Sollte ich wirklich", murmelte er
! dann, „das Inserat von der Amme ein
mal und die Geburtsanzeige dreimal
bestellt haben! .. Verwechsele doch
Schlau.
Der Schneider-Jakl kam Sonntag
mit einer derart zerrissenen Hose in die
Kirche, daß er bei einigen srommcn Ge
müthern Anstoß erregte und ihn der
Herr Pfarrer nach Schluß des Gottes
! Dienstes zu sich heranwinkte. „Schämst
I Di net," sagte er, „mit aner solchen
Hosen in d' Kirchen z' iemma? Du
bist ja a Schneider, warum flickst D'
Dir's net?"
der Schneider Jakl, „i hab jetzt so viel
kans net aufhallen kann."
I „So, so," sagte der Herr Pfarrer,
! „damit Du net z' kurz kimmst, gib i
Dir fufzig Kreuzer und dafür wirst
! Der Schneider - Jatt sagte „Ver
mine Kirche
schichte zu bunt; er ließ sich den Jall
rufen und herrschte ihn an: „Du
i Lump, Du! Hab i Dir net vorigen
Sonntag fufzig Kreuzer geben, damit
Du Dir Txi'n Hosen flickst und jetzt
kimmst mer no' allweil so daher!"
„Das hat scho' sei' Richtigkeit,"
sagte der Jakl bedächtig, „aber wissen
unter an Gulden net flicken kann!"
! Einkehr. Betrunkener: „Wir
tag gesagt; jetzt bin i hatt sechs Mal
«ingelehrt, dös wird wohl g'nug sein!"
Kochzeitsrcisen.
Gefühle hat
„Jch bitte dich, leih' mir den Blei-
Gesichtern strahlt das Glück, in ihren
leise.
Er lacht hell auf.
„Was sollen sie denken? Daß wir
er gutmüthig, „da liegen sie ja!"
Und der jung« Gatte hebt die Kar
ten vom Boden auf, wohin er sie in
seiner Herzenszerstreutheit geworfen
hatte.
„Martha, bei der nächsten Station
steigen wir aus, oder kannst du
indem er sehnsüchtig in ihr liebes Ge
sichtchen blickt. Dann sprinat er leicht
füßig abgleicht ihr die Hand und h«bl
weil heute die Welt so schön ist
Mutler.
Hochzeitsreise...
Aus »cm veben.
Er hat geheuchelt, hat intriguirt,
„Ha, welch' ein Todfeind!" ruft Jeder
Er irrt 's ist ein „lieber College!"
Splitter.
Lieblingskinder der Weisheit sind
wird schwerlich Diode werden.
Einzige Erklärung.
Backfisch Susi: „Am eifrigsten agitirt
die Baronin Bertha von Suttner für
die Idee der Abȟstung." Backfisch
Liddy: „Ach, die muß niemals einen
Lieutenant gelieb: haben!"