Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 14, 1899, Page 2, Image 2

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    2 »vinltritit.
mer'n jo!
Die Strücher schtöhnd so kahl, so
wiß,
Und d' Dachtrauf hangt voll dickem
Js.
Min Rosestock im Garte druZ.
Wie sieht er well und elend us!
Wie 's Chind, wenn's liesli brieggr
will.
'S ischt mol am di voll Veilin gsi.
Ums Hus het's griient vu wilde Wi
Gar mäng's hat's dert so liebli gHa,
Jetzt ischt et- welk u« übel dra.
Du, Chind, bischt au so trüeb und
Als fröhlich Pflrinzli duft' und blüeht.
US helle Aeugli het es g'lacht
Hescht g'scherzt und küßt, hescht g'hosft
Ultd 's Pflänzli ischt voll KnöschpL
«'hangt.
Sell lit jetzt all's so wit, so wit
'S ischt Winterszit, 's ischt Winters
zit!
Vrstorbe, well lit 's Pslänzü do
'?S ischt über d' Nacht e Rife cho.
Wode und Averglauve.
l
Allerlei „Anhängsel" am ÄArtel
unserer Damenwelt jetzt in hoher
Gunst: „Trilby-Herzen" aus Glas mit
«inem vierblättrigen Kleeblatt darin
nen, kleine Goldherzen oder vergoldete
Münzen, auf denen ein vierblättriges
Kleeblatt in Email angebracht ist,
und Aehnliches, Die Damen der euro
päischen Gesellschaft tragen diese zier
lichen, von den Juwelieren werthvoll
ohne zu ahnen, daß es sich bei diesen
Anhängseln in letzter Linie um Aus
geburten krassen Aberglaubens han-
Paris, und die Pariser Weltdame ist
von Geburt schon abergläubisch, noch
abergläubischer aber ist sie als Spiele
rin, wozu vor allem di« Rennbahn so
viel Veranlassung bietet. Und darum
sind denn auch zuerst auf der Renn
bahn, als Amulett, um das Glück
beim Wetten herbeizuzwingen, dies«
Anhängsel von Pariserinnen getragen
worden. Da nun aber diese Anhängsel
ganz reizend aussahen, wurden sie
Mode und sind es geblieben.
Man hielt es auch für «ine Mode
bizarrerie, als vor einigen Monaten
in Paris der Brauch entstand, lebende
Thiere bei sich zu tragen. Besonders
waren klein« Schildkröten beliebt, de
setzt wurde. Sie wurden von den Da
men mit kleinen goldenen Ketten an ih
ren Kleidern befestigt. Auch hier han
delt es sich um «inen Ausfluß des ro
manischen Aberglaubens, wonach
Thier« bei sich zu tragen, Glück bringt.
Deshalb trägt die Italienerin sogar
Schlangen bei sich und die Französin
eben di« kleinen Schildkröten. In
tropischen Ländern gehören kleine Aeff
chen in lebendem Zustande zur Ver
vollständigung der Damentoilette. Di«
Exkaiserin Eugenie, diese von furcht
baren Schicksalsschlägen schwer heim
gesuchte Frau, steht gleichfalls unter
dem Zwange eines Aberglaubens. D«r
Talisman d«r «instigen Kaiserin der
Franzosen ist ebenfalls ein Thier, und
zwar ein Igel, den die Kaiserin seit
Jahren auch auf Reisen in «inem
Körbchen bei sich führt. Weder bei
Tag noch bei Nacht soll sie sich von ihm
trennen. Aber auch in Deutschland
treten unbewußte abergläubische Ge
bräuche überall auf. Noch Niemand
hat in Deutschland «ine Braut in ro
them oder gelbem Kleide zur Trauung
vor dem Altar treten sehen, die Braut
toilette muß weiß sein.
Weil weiß die Farbe der Reinheit
und Unschuld ist, so lautet wohl die
Antwort. Aber diese Erklärung ist
verhältnißmäßig jungen Datums, das
Weiß der Brauttoilette ist vielmehr auf
die Farbensymbolik der alten Egypter
zurückzuführen. Von den Egyptiro
übernahmen die Hebräer, deren größ
ter Prophet Moses ja egyptische Bil
dung genossen hatte, diesen Brauch.
Weiß ist eben di« Färb« des Lichtes,
die vornehmste Farbe im Göttercultus
der Eegypter wie im Tempeldienst der
Hebräer. Der Hohepriester der Juden
trug weißseidene Gewänder. Deshalb
Ist weiß die Farbe der Würde, der
Feierlichkeit, der Festlichkeit, der Hoh
heit und ebenso die Farbe des Glanzes
und der Freude. Deshalb trägt die
Braut deshalb trägt^ die katho-
Herrentoilette .das Weiß Weste,
des Schlipses, der Handschuh«, ein
Zeichen der Festlichkeit und der Gala.
Wir wissen es nur nicht immer und
denken nie daran, daß selbst solche
Modedinge von heute auf di« mystische
Symbolik vergangener Jahrtausende
zurückzuführen sind.
In f«hr vielen europöischen Ländern i
ist es Vorschrift der Mode, daß die
Braut kein« Goldschmucksachen am
Hochzeitstage tragen darf. Man hat
dafür die liebenswürdige Erklärung
in's Feld geführt, eine Braut bedürft !
eben keine« nxikren Schmuckes als
ihrer Schönheit, ihrer Reinheit und
Unschuld. Hn Wirklichkeit aber wur
zelt auch dieie .Mode" in alter Shm? >
Schon bei k«n all«n Ezhpinn
dursten die Gläubigen, die im Tempel
Blick des Neides an. Im Glaub«n
lich Gelb, die Farbe des Goldes, auch
bes Kleid zu tragin, und selbst Mad
chen, die völlig frei von jedem, auch
Auch Perlen soll die Brimt nicht
ser Aberglaube aber ist moderner Her
kunst. Im Alterthum galten die Per
len im 'Gegentheil für glückbringend.
Achat und Amethysts die vierte ein
Türkis, Onycher und Jaspis, gefasset
mit Gold in allen Reihen, lind die
! der Kinder Israel, gegraben durch die
s Steinschneider, «in jeglicher seines Na
! mens nach den zwölf Stämmen."
Diese Bibelstelle ist Veranlassung ge
worden zu dem Aberglauben von den
i sogenannten „Monatssteinen". Man
hat nämlich an Stelle der zwölf
richtigen Monatsstein schenkt, so bringt
«r ihm ganz besonders Glück. Die
Liste der glückbringenden Monatssteine
wechselt indeß häufig, sodaß für ge
wisse Monate in neuerer Zeit andere
Edelstein« gewählt Nxrden, als es frii-
her der Fall war. Augenblicklich
herausgegeben, lautet die Liste der
Hyacinth, Februar. Ame-
März: Jaspis; April: Saphir.
Juli: Carneol; August: Opal.
Septemb«r: Chrysotil; October:
November: Topas; December: Ru
bin.
j Selbst Mancher, der sich als Frei
> denker aufspielt, wählt sorgfältig für
i sich und die Seinen nach dem Monate
j der Geburt passende Steine, iveil sie
also besondere Glücksbringer si?d und
die alle zwölf Steine tragen, um nur
> ja ganz sich«r zu gehen. 'An den To
pas knüpft sich der Aberglaube, daß
die Person, die ihn geschenkt hat, un
treu ist, sobald die nach längerem Ge
brauch häufig eintretende Trübung des
Topas eintritt. Deshalb gehört der
Topas zu den Steinen, die zwischen
zelh«iten aus diesem Capitel wird voll
auf Lessings Satz bestätigen: es sind
nicht Alle frei, die ihrer Ketten spotten.
Rothspol»»».
Woher «kommt diese in Norddeutsch
land übliche volksthllmliche Bezeich
nung des Rothweins? Die Antwort
lautet: In den norddeutschen Küst«n
-! Ländern sagt man seit Langem, um ei
ne« recht minderw«rthigen Rothwein
zu bezeichn«»: „Eine Flasche Roth-
spohn," od«r: „Ein« Flasche Pernam
buko." Aus Pernambuko (Brasilien)
wurde, oder wird vielleicht noch, ein
Färbeholz eingeführt, welchts roth
färbt«. Dasselbe wurde, in Spähne
(Spahn ist ni«derd«utsch gleich Spohn)
zerkleinert, verwandt. Mit solchen
Spähnen gefärbten Wein nannte man
schlechtweg Rothspohn oder Pernam
buko. Heidelbeeren haben den Per
nambuko - Spohn verdrängt das
Wort Rothspohn ist geblieben.
D a s T r a u r i g st e. A.: „Ach.
di« Liebe ist doch was herrliches, nur
traurig, daß si« nicht anhält." B.:
„Noch trauriger, daß der Geliebte nicht
anhält."
t« s Weib? Ein emancipirtet Weib
ist ein solches, welches die weiblichen
Tugenden abgelegt und die männlichen
Uatugcnden dafür angenommen hat.
Aie schönr Elieatin.
B»n L- Wilh-tmi.
H-ei Freunde saßen gemüWch
Straße i« M ... Sie hatten sich lange
Zeit nichV gesehen; Heinrich Schreiner
hatte eine größere Reise gemacht und
Doctor Guido Sturm hatte sich in der
Zwischenzeit als Rechtsanwalt nieder
gelassen und wartete auf die Clienten,
die «icht kommen wollten.
„So," sagt« Heinrich, nachdem er
seine Erlebnisse erzählt, „nun weißt du
alles von mir; jetzt laß auch etwas von
dir hören."
bksriidigen, obwohl ich eigentlich tü«
Absicht hatte, nie über eine Angelegen
heit zu sprechen, in der ich ieine glän
zende Roll« spielte. Aber ich weiß, ich
kann mich auf dich verlassen, mein
Junge, also höre!
Ich habe, wie bereits bemerkt, mei
nen ersten Clienten schon gehabt. Die
ses selten« Individuum erschien, kurz
nachdem icy diese Räume bezogen hatte.
Du weißt, alter Junge, ich war stets
ein Freund der Damen, von meiner
j Jugend an bis j«tzt oder richtig«!
> gesagt, bis zu der Zeit, von der ich dir
j erzählen will. Also ich saß hier an
j meinem Schreibtisch und war in das
! Bürgerliche Gesetzbuch vertieft, als es
leise an die Thür klopft«. Ich sprang
«Af, um zu öffnen, und das Herz schlug
mir heftig. Vor meinen Blicken er
schien ein« große, elegant gekleidete
Dame, die nicht mehr ganz jung, aber
auch durchaus noch nicht alt und noch
immer sehr schön war. Kaum wußte
ich, was ich that, so erstaunt war ich.
Ich ersucht« sie, näher zu treten und
i Platz zu nehmen, ivas sie auch mit gro-
Her Bereitwilligkeit that.
»Ich habe doch die Ehre, mit d«m
Herrn Rechtsanwalt selbst zu spre
chen?" fragte sie mit melodischer
Stimme.
Ich verneigte mich.
„Ich bin von einem Ihrer Freunde,
Herrn Brinkmann, an Sie gewiesen
worden."
Sie zögerte und ich stotterte etwas
von hoher Ehre, während ich mich
fragte, wie Brinkmann dazu käme.
Jemand zu mir zu senden.
„Ich komme in einer delicaten An
gelegenheit zu Ihnen. Ich bin ver
heirathet, besitze aber Privatvermögen.
Es ist mir doch gestattet, darüber per
sönlich zu verfügen? Ich meine, ich
habe doch das Recht, ein Testament zu
machen, nicht wahr?"
„Gewiß, gnädige Frau, zweifellos,"
Ersetzte ich. „Und zwar ohne Kennt
niß oder Zustimmung meines Gatten,
nicht wahr?" fragte sie weiter.
„Gewiß," erwiderte ich, „wenn das
Vermögen Ihnen gehört, so hat Ihr
Gatte nichts dreinzureden. Sie ton
nen allein darüber bestimm«»."
Sie stieß einen tiefen Seufzer der
Erleichterung aus und sah mich mit
ihren blauen Auge» an.
„Ich danke Ihnen, Herr Doctor;
ich danke Ihnen! Sie wissen nicht,
welch« Last Sie mir durch Ihre Worte
vom Herzen nehmen. Könnten Sie
mir vielleicht gleich einen Testaments
«ntivurf auffetzen? Ich würde daraus
Ich versicherte sie, daß das gleich
geschehen tonnte, und machte mich so
fort an's Werk, sie nahm mir gegen
über Platz, und ich bemerkte, wie sie,
während ich schrieb, ihre blauen Augen
„Ich habe mir meine Wünsche aus
geschrieben, die Sie in das Document
aufzunehmen haben," sagte sie, wäh
rend sie die Börse öffnete.
Doch sie suchte vergeblich nach dem
Zettel, sie hatte vergessen, ihn mitzu
bringen. Ich bemerkte, wie sie nervös
wurde und zu zittern anfing, als alles
„Was soll ich nur thun?" rief sie
verzweifelt. „Ich bin in der Stadt
fremd, Herr Rechtsanwalt, und muß
legenheit vorher erledigt wird; denn
ich hätte sonst keine Aussicht..."
Sie hielt inne, und eine heftige Ro
the überflog ihr Gesicht, während sie
mich anblickte.
„Wissen Sie die einzelnen Bestim
mungen. die Sie treffen wollten, nicht
Sie machte wieder eine Pause und
fuhr dann zögernd fort: „Sie werden
jedenfalls meinen, daß meine Wort«
haben Recht. Es ist mir sehr peinlich,
Gatt« ist ein sehr leidenschaftli
cher Mensch und leider mub ich es
wieder hierherzu«ilen, da er inzwischen
sicher zurücllommt. Was soll ich nur
thun?"
Ivahrhaftig zu liebenswürdig!"
Ich steckte also, wie du dir wohl
denken kannst, das Document zu mir,
setzte meinen Hut auf und begleitete
meine schöne Clientin in's Hotel.
Bevor wir aber aufbrachen, fragte
sie mich nach der Höhe meines Hono
rars, und ich war dumm genug, bei
dieser Frage in Verlegenheit zu ge
rathen. Dies« Bemerkung erschien mir
in ihrem Mund« so gewöhnlich, doch
sie verlangte eine Antwort, und ich
nannte ihr schließlich meine Forderung.
„Ich." sagte sie. „habe nur einen
Tausendmarlschein bei mir. Was ist
da zu thun, Herr Doctor? Ich kann
Ihre Dienste doch nicht umsonst anneh
l men, und doch sind Sie mir gerade jetzt
! Glücklicher Weise hatte ich «inig«
blau« Schrine und etwas Gold im
Bureau, so daß es nur möglich war,
den Schein zu wechseln.
! Als wir das Hotel erreicht hatten,
führte mich die Dame in ein kleines
Zimmer und stellt« Feder und Tinte
auf den Tisch, dann ging sie in's Ne
benzimmer, um den bewußten Zettel zu
holen, den sie auch nach längerem Su-
Sie stellte mir einen Stuhl hin und
nahm selbst mir gegenüber Platz.
Ich begann zu schreiben und hatte
meine Arbeit fast beendet, als ich Hörle,
wie die Thür hinter mir geöffnet
wurde. Bevor ich mich noch umdrehen
oder ein Wort aussprechen konnte,
wurde mir ein« dicke Decke über Kopf
und Schultern geworfen, fo'oaß mein«
Arme gelähmt waren und ich keinen
Laut ausstoßen konnte.
„Verhalten Sie sich jetzt nur einen
Augenblick still, mein lieber Freund,"
sagte eine Männerstimme. „Verhalten
Sie sich ruhig, sage ich Ihnen, dann
thue ich Ihnen nichts. Sie woll«n
nicht? Dann muß ich Sie festhalten,
lieber Freund. So, Marie, suche dein
Herrn jetzt schnell die Taschen nach.
Sie haben ja wohl einen Tausendmar
kschein bei sich? Hast du ihn, Marie?"
Rasend vor Wuth und mich in ohn
mächtigem Zorn sträubend, Während
die Finger des Mannes mich wie in
«inen Schraubstock preßten, erkannte
ich die Wahrheit, und m«ine Stim
mung wurde nicht gerade heit«r«r, als
«s mir klar wurde, daß ich mich von
der schönen Klientin hatte düpiren
lassen, deren weiße, seine Finger jetzt
in meiner Brieftasche wühlten.
Noch einen Augenblick dann hörte
ich, wie ein Wagen über das Pflaster
rollte.
Nun riß ich und zerrte an dem Sacke,
bis ich mich endlich aus der lächerlichen
Situation befreite, die ich um keinen
Preis Jemand hätte gestehen mögen;
dann stürzte ich die Trepp« hinunter
Als ich Nachforschungen anstellt«,
erfuhr ich, daß die Dome und d«r
Herr am vorig«n Tag« im Hotel ange
kommen und sich als Herr und Frau
Blumner aus Frankfurt a. M. in's
Fremdenbuch eingetragen hatten. Sie
hatten kurz vor meinem Erscheinen
ihre Rechnung bezahlt und sich gleich
darauf entfernt. Niemand wußte wo-
Wie die „Dame" Brinkmanns Na
men erfahren hatte? Davon hatte ich
»eine Ahnung, bis ich die Portiersfrau
fragte, die mein Bureau jed«n Morgen
ausfegt«. Sie war an jenem Morgen
gekommen, während ich ausgegangen
war. hatte über diesen unglückseligen
Zufall ihr Bedauern ausgedrückt und
dann die Portiersfrau gefragt, ob ich
nicht irgend einen Freund hätte, der
vielleicht wüßte, wo ich wäre? sie hätte
es eilig und müßte mich sofort sprechen.
Daraufhin hat sie ihr meinen Freund
und College» Brinkmann genannt.
„So!" sagte Guido, „jetzt weißt du.
warum ich bei deiner Anspielung auf
den „berühmten" ersten Clienten ge- !
lacht habe. Seitdem gehe ich Danien
scheu aus dem Wege, und ich glaube, !
ich werde noch Weiberfeind werden."
Zwei Galgen.
Zu der Zeit, als die Wege und Stege
noch unsicher waren im heiligen römi- !
schen Reiche, besaß eine Gemeinde im!
Schwabenlande zwei Galgen: einen!
inneren für die Bürger und einen äu- !
fzeren für das fahrende Volk und frem- !
de Missethäter. Einmal nun hatten
diese Beiden derart zugenommen, daß!
sich die Gerichte veranlaßt sahen, um -
Benutzung des Biirgergalgens auch für!
die Anderen beim Magistrat einzukom
men. Diese kühne und respektlose
Zumuthung empörte aber die Herren!
derart, daß sie das Gesuch einstimmig
ablehnten und dazu erklärten: „Dear
Galga g'heart nit jedem Lumpa, ear
ischt no' für eu's und eu'sra Kind!"
AerAauöl'rring.
I Das Mädchen hörte wohl darauf
chen? Das dachte sie^auch.
j
!
die Blumen dufteten herrlicher als frü
her, die Vöglein (alles das war aber
nur ihre Einbildung) sangen bedeu
tend schöner. Ja, selbst wenn es
regnete, so regnete es schöner und
gründlicher, gleich ein paar Wochen
hintereinander so wie jetzt.
Der Jüngling hatte bereits im
Dorfe mehrere Freunde. Als er diesen
ganz harmlos obige Beobachtun
mittheilte, lachten die und sagten: „Du
bist verliebt!" Freunde reden ja auch
manchmal einen Unsinn zusammen.
Und der Jüngling ward roth bis unter
gar nicht zu reden! Die wußten Mes
schon früher als die Verliebten sel
ber.
Freundschaft!—-
Denn die Treue ist ja schließlich auch
'was Wichtiges. Sie besprachen sich
zusammen also: „Wir wollen die bei
den in Versuchung führen! Wir wer
nur zu ihrem Besten! denn ist er ihr
treu, so glaubt er nichts Böses von ihr
und ist sie ihm treu, so sind wir
führen!"
Es ist doch 'was Schönes um die
Freundschaft!
Und es kam eines Tags, daß der
Jüngling sein Herz einem Freunde
aufschloß und klagte, daß sein Lieb die
Bemühungen dieses oder jenes jungen
Mannes nicht zurückgewiesen, ja, daß
sie beginne, sie, die früher so unnahbar
war, mit freundlichen Mienen zu koket
sie so launenhaft einmal die Zärt
lichkeit selbst, ein andermal wieder kalt
und unfreundlich. Und der gute
Freund weinte aus Mitgefühl bittere
Thränen und bedauerte den armen
Jüngling.
Das Mädchen ging zu seiner besten,
besten Freundin und sagte mit zittern
der Stimme: „Er liebt mich nicht mehr !
so wie früher er schaut auch schon !
andere Mädchen an gestern sprach er !
so freundlich mit der Anna von drüben
Freundm weinte bit- !
Wald zum alten Einsiedler zu gehen, !
der wüßte Mittel in allen Nöthen.
(Es ist doch gut, wenn man Freunde !
hat!)
Das Mädchen ging zum Eremiten. !
war ein alter, alter, würdiger
Der Alte hub an zu sprechen, nach
dem er seinen langen, silbernen Bart
gestrichen:
„Weißt Du gewiß, daß er Dir nicht
mehr treu ist?"
„Ja, ganz gewiß! Die und die Ha
ben's gesagt!"
„Ach was! Die Menschen sind
gleich glauben, was sie sagen." j
„Aber ich ich weiß es von meiner !
allerbesten Freundin die ist
(das Mädchen trocknete schnell die
Thränen und hielt beide Hände auf)
Das Mädchen erschrak. „Ach, Herr
Einsiedler!"
„Nun was ist's? Willst Du den
Ring nicht behalten? Fürchtest Du
Dich?' - - H b
Alle, „so sprich Dich aus!"
Reicher Segen.
Beim Herrn Professor ist Familien
zuwachs eingekehrt und er will zum
die Presse zu verkünden. „Lieber
Eduard", sagt seine Frau, „inserir'
doch gleich, daß wir eine Amme suchen
vorne, gleich nach den redaktionellen
Stelle die Jubelpost:
„Durch die heute erfolgte glückliche
Professor Durcheinand mit Frau."
Am darauffolgenden Morgen
brummt der Professor ein um's andere
Mal beim Zeitungslesen. „Was
hast Du denn?" fragt feine Frau.
„Ich weiß nicht!" sagt er. „Ich finde
das Amm«ninserat nicht!" Plötzlich
springt er mit einem Schrei auf.
„Ja, was ist denn das?" ruft er.
Seine Frau, an deren Bett er faß,
greift nach-dem Blatt und liest mit Er
staunen an hervorragender Stelle in
schönem Druck:
„Durch die heute erfolgte glückliche
Geburt eines gesunden Knaben wur
„Ein Setzerirrthum!" sagte er.
„Nichts weiter!" Dabei beruhigen
sie sich nach einer Weile. Aber am
dritten Morgen beginnt, sobald die
Zeitung kommt, ein fieberhaftes Su
chen. „Keine Amme!" seufzt er.
„Keine Amme!" auch sie. —Da ein
Schrei diesmal von Beiden. Wie
der lächelt ihnen an bevorzugter Stelle
in prächtigen Lettern die Nachricht
entgegen:
„Durch die heute erfolgte glückliche
Geburt eines gesunden Knaben wurden
hoch erfreut
Professor Durcheinand mit Frau."
„Was werden unsere Belannten
deiilen!" stöhnt die Frau Professor
und sinkt in eine sanfte Ohnmacht.
Er steht eine Weile sinnend.
„Sollte ich wirklich", murmelte er
dann, „das Inserat von der Amme ein
mal und die Geburtsanzeige dreimal
bestellt haben! .. Verwechsele doch
sonst nie was!"
Der Schneider-Jall kam Sonntag
mit einer derart zerrissenen Hose in die
müthern Anstoß erregte und ihn der
Herr Pfarrer nach Schluß des Gottes
dienstes zu sich heranwinkte. „Schämst
! Dir's net?"
„Schaun S', Hochwiirden," meint«
der j^tzt
! Der Schneider - Ja» sagte: „Ver--
Kirchs kam, Schn-i^r
Lump, Du! Hab i Dir net vorigen
Du Dir Txi'n Hosen flickst und jetzt
kiinmst mer no' allweil so daher!"
„Das hat scho' sei' Richtigkeit,"
Einkehr. Betrunkener: „Wir
sollen recht oft Einkehr mit uns halten,
hat der Herr Pfarrer am letzten Sonn
tag gesagt; jetzt bin i halt sechs Mal
eingekehrt, dös wird wohl g'nug M!"
Hochzeitsreisen.
Geschäfte, die zärtlichen Gefühle hat
„Jch bitte dich, leih' mir den Blei-
Geschäftsgang der nächsten Saison.
Liebesheirath.
Sonntag in allen Gassen. Es feiert
Gesichtern strahlt das Glück,' in ihren
Er lacht hell auf.
„Was sollen sie denken? Daß wir
beneidenswerth sind. Nachmachen sol
len vom Boden auf, wohin er sie in
feiner Herzenszerstreutheit geworfen
hatte.
vorausgehen, wir haben ja Zeit!"
Und er füllt auch die Wartezeit aus,
indem er sehnsüchtig in ihr liebes Ge
sichtchen blickt. Dann sprinat er leicht
füßig ab, reicht ihr die Hand und hebt
sie aus dem Wagen. Sie klopft ihm
auf die Schulter und hängt sich über
len Passagieren einen „Guten Tag",
weil heute die Welt so schön ist...
Und während die närrische, glückliche
Mutter.
Er irrt 's ist ein „lieber College!"
Splitter.
Lieblingskinder der Weisheit sind
wird schwerlich Mode werden.
Einzige Erklärung.
Backfisch Susi: „Am eifrigsten agitirt
die Baronin Bertha von Suttner für
die Idee der Abrüstung." Backfisch
Liddy: „Ach, die muß niemals einen
Lieutenant gelieb: haben!"