Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 21, 1899, Page 2, Image 2

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    2 Bssen Twain.
„Das mußt Du eben lernen, Dar
ling!"
Der also in dictatorischem Ton«
spricht, ist Graf Udo von Rufchowitz
bei den Ulanen, die, an welche dies«
Wort? gerichtet sind, darf nicht nur
als clZerliebfte kleine Persönlichkeit gel
ten, die für ein« schwere M«nge ameri
kanischer Dollars eine neunzackig«
Krone nebst einem der schönsten Ula
nenosficier« «rworb«n hat; Ell«n
Twain, j«tzt Gräfin Rufchowitz, ist
auch wie eingeweihten Personen be
kannt eine liebende Gattin, soweit
sich die Rolle einer solchen mit ihrem
Temperament vereinbaren läßt.
Nichts vermag sie je ganz ausschließ
lich zu absorbiren, und so verfolgt sie
denn schon bald nach den Flitterwochen
allerlei Nebeninteressen, denen sich ihr
Gemahl nicht immer gewogen zeigt.
Was die kleine Dame, welch« gerade
in einem entzückenden Negligö ihre
Frühstücks - Ehocolade schlürft, lernen
soll, ist, daß ihre Menschenfreundlich
zug unter Umständen ihrem Gat
ten recht unbequem zu werden vermag.
„Müssen lernen? dazu, ich bin zu alt,"
lacht sie, cokett ihr Spiegelbild be
trachtend, das ihr «in g«g«nüb«r ste
hender Trumeau zwischen exotischen
Pflanzen anmuthig entgegen wirft.
Der galante jung« Ehemann tritt in
diesem Augenblick bei Herrn v. Ru
fchowitz in den Hintergrund und macht
dem Autokraten Platz, zu dem er schon
in der Wiege Anlage verrieth., „Ge
wiß, Ellen, man hat sich Vieles anzu
eignen in einer Stellung, welche fein
nüancirte Rücksichten verlangt," sagt«
er, jedes seiner Worte betonend, als ob
er einen Vortrag siirUntergebene hielt«.
Das zarte «lsenb«infarbige G«sicht
chen der Amerikanerin ist mit einem
Mal rosig angehaucht, di« großen
dunklen Aug«n blitzten etwas lebhafter,
anders verrieth sie kein Zeichen der
inneren Bewegung bei der versteckten
Anspielung auf ihr« Standeserhöhung.
JhrerStimme ist d«rs«lbe, «twas harte,
metallen« Klang eigen wie sonst, als si«
in ihrer sprudelnden Weise antwortet:
„51 01l vieii! wie viel Lärm um
nichts —Du machst. Du erklärst Dich
einverstanden, daß ich such« eine Ge
s«llschast«rin, um nicht-zu sein allein
in die Stunden, wo der «wige Dienst
hält Dich fern vom Hause. So weit
all rij-tit! Aber dann mein« practi
sch« Art paßt Dich nicht, in welches ich
iresse meine Wahl! Offerte, Zeugniß
und Photographie von ein halbes
Hundert Frauen durchsehen^ —
das ich lasse jedes Tag ein Dutzend der
selben Revue passiren. Du findest
das abgeschmackt ich amiisire mich
dabei, und auch thut mir leid di« Noth
von so viele Gentlewomen. Und ich
habe einige von sie gemacht mir erzäh
len ihr« Geschichte; «s hat sie gut ge
than. Aber groß wi« war mein Mit
leid, nicht eine einzige von sie Alle
könnt' ich immer haben um mich. Die
Eine sieht aus wie «ine Trauerweide,
die Andere gewöhnlich und eine Dritt«
langw«ilig, —so langweilig! Andere
sind mir zu gebildet und ich kann keine
i»lue stoeliinj? engagiren, denn ich
bin nicht gewohnt zu lassen Leute auf
mich herabsehen."
Bei diesen Worten trifft den jungen
Ehemann ein Blitz aus den duntlen
Augen, d«r ihm die U«berzeugung be
ibringt, man brauche der holden Ameri
kanerin nicht eben mit dem Zaun
pfahl zu winken. Während er sich in
das Anschauen seiner blanken Finger
nägel vertieft, fährt sie fort, weiter zu
plaudern. „Und nun kommt das Beste
von Allem lii Points —, die unver
ständlich ist sür mir. Ich finde ein
entzückendes Geschöpf von feine Ma
nieren, hübsch, tactvoll, von guter
Name, nicht so klug, um zu sein unbe
quem und auch nicht das Gegentheil.
nicht hören! Die Dame würde ihm
fein eine Gsne in sein Haus, weil sie
gehört in die Kreise, welche er nennt die
seinige!"
Die Gräfin hat die Chocolade zur
Seite geschoben und sich von dem mit
kostbarem Brocatstoss bezogenen Fau
teuil im Stile Ludwigs XV. erhoben
und geht. Mit einer Gebärd« der
Ungeduld schiebt sie di« reich mit
Spitzen besetzte Schleppe ihrer Matine«
zur Seite und geht mit eiligen Schrit
ten, die «twas von der Entschiedenheit
ihres Characters an sich tragen, auf
den eleganten Schreibtisch zu, der eher
einem hübschen Spielzeug als einem
der Arbeit geweihten Möbelstück gleicht.
Sie entnimmt «inem der zierlichen Fä
cher ein Vündelchen gedruckt«! Flug
schrift«» und geht damit auf den Gat
vanna die düstere Stimmung zu ban
nen versucht, welch« ihn zu beschleichen
Comödien der Irrungen sich doch in
dieser Welt abspielen! Den Kamera-
unter em«m^das
serei d«r vornehmen Welt, vermischt
mit «inig«n Elem«nten d«r abenteuer
lichen, dem nordischen Winter aus
dein Wege geht. Er freilich ging etwas
ganz and«r«m aus d«m W«g«. Ein
mit f«in«m verstorbnen Vater eng be
freundeter Vorgesetzter lMe ihm den
wohlgemeinten Wink gegeben, Urlaub
zu nehmen und während desselben alle
Minen springen zu lassen, um mit sei
nen Gläubigern zu einem Arrangement
bezüglich seiner ungeheuren Schulden
last zu kommen. Ihm stand nicht ge
fällig «in zu beerbend«s Famili«nmit
glied zu Gebote, lein Onkel, keine
Xante mit steinernem oder wtichtLi
Herzen, die durch entsprechend« Hinter
lassenschaft seinen Gläubigern und
ihm gerecht werden konnten, nachdem
sie im L«b«n «inen derartig«!» Act der
Gerechtigkeit für überflüssig erachtet
hatten. Nein! in der Familie derer v.
Rufchowitz war nichts „Erbliches"
vorhanden, als die neunzackig« Krone
und ein gut Theil physischer Schönheit.
Einmal mußte die Geschichte zum
Guten oder Bösen ein End« nehmen.
Als Sanguiniker galt ihm Letzteres
als ziemlich ausgeschlossen, bis besagt«
Mittheilung seines rücksichtsvollen
Vorgesetzten «inen trostlos«» Abgrund
vor ihm eröffnete.
Es erschien ihm nun selbst unmög
lich, daß es ihm gelingen werde, den
selben zu überbrücken. Die Reise tnit
der Mutter, welche dies« bei ihren kar
gen Mitteln lieber allein unternom
men hätte, sah er nunmehr blos als
Aufschub der unvermeidlichen Kata
strophe an. Er versäumte unter
Weis« als freig«-
urth«il« Anderer rücksichtslos verletzt.
Gras Udo machte auf di« verwöhnte
ihm dies« schon nicht m«hr so ganz be
d«nllich, als si« in Wirklichkit war.
schast. Ab«r sie hat sich damit noch
nicht ixclassirt, so lange «s nicht gewor
den ist publik.
Studium wäre si« erlaubt, aber stu
theu«r für di« Mitt«llof«.
Nun bl«ibt sie noch di« Stelle als
Kreisen zi«ht hi«r auch das Kürzere!
Gras Udo d. Rufchowitz betrachtet
Gemisch vönVewuliderung und Aerger.
Sie sieht in d«r Err«auna. in welche sie
daß «r si« in die Arm« ziehen und küf
sen möchte. Doch seine Anwandlung
von Zärtlichkeit hält dem Unwillen
nicht Stand, der ihn bei der Ueberzeu
gung übermannt, dieser Fall werde
nicht der einzige sein, in dem er mit
exotischen Gattin Fiasko mache. Ihm
blieb als Alternative nichts übrig, als
eine gute Miene zum bösen Spiel« auf
zusetzen.
Er sah es klar vor sich, er würde in
Kurzem Eveline, die Tochter eines frü
heren Vorgesetzten, des General v. Ho
henegg, sich als Hausgenossin aufhal
sen lassen müssen!... Die alt« Excel
lenz hatt« Pech gehabt, war in colossal
schlechten Verhältnissen gestorben, oder
besser, ließ diese als Bermächtniß zu
rück. Das Wenige, was übrig geblie
ben, hatte Eveline einer älteren ver
heiratheten Schwester, die es gut
brauchte, zur Verfügung gestellt. Sie
wollte ihr Brot schon selbst finden.
Gott! das klang ja Alles ganz schön!
War auch gar nicht anders von Eveline
zu erwarten. Sie imponirte ihm schon
Immer durch ihre Vernunft, viel
leicht am meisten zu einer Zeit, als si«
seine Aufm«rksamleiten entschieden zu
rückwies. Persönlich hatte er auch
jetzt absolut nichts gegen das begabte,
schön« Mädchen einzuwenden. Aber
zum Henker! Deßhalb erwies es sich
doch nicht minder fatal, daß sie auf
Ellen's Ausschreiben reagirt hatte, und
ihn in die peinlich« Lagt v«rs«tzte, von
nun an gegen «in« Untergeben« das
war sie doch, sobald sie sich für ihre
Dienste bezahlen ließ täglich, stünd
lich gewiss, Rücksichten beobachten zu
müssen!
Mit «in«m Anath«ma g«g«n di« v«r
trackten modernen Theorien der Weiber
nen Namen zu tragen, sich vergnügt lä
chelnd an den Schreibtisch setzte, um
«inen charmanten Zusagebrief an Eve
line Freiin von Hohenegg vom Stavel
zu lassen.
„Wandrer", „Brennabor" und „Pfeil".
Mit den Wädchen spinnet Fädchen,
„Adler", „Opel" und „Allheil"!
Gut« Rädchen!
„Greis"!
Mit den Wädchen spinnet Fädchen,
„Christysattel", „Unionreif"!
Drum, gutes Rädchen, forscher noch!
Er gibt's dem Kind,
Wenn's fleißig spinnt.
Gute Rädchen!
ewigem Schnee bedeckte Gipfel in einer
Höhe von über 3000 Meter im Son
nenlichte die herrlichsten Färbungen,
sei, seine natürliche Majestät und
Schönheit nicht beeinträchtigt werden
wird, sei dahingestellt! interessant wird
nicht nur für den Naturschwärmer,
sondern auch für den Geschichtsforscher
und Ethnologen. Ursprünglich von
pelasgischen Stämmen bevölkert, deren
Spuren heute noch in den umfangrei
chen Steinbruchs- und Grubenarbeiten
aus jener prähistorischen Zeit zu finden
sind, beherbergte sie später einige, von
der übrigen Welt vollkommen abge
schlossene keltische Tribus. Hartnäckig
behielten diese ihre alten heidnischen
Gebräuche, nachdem das Christenthum
seinen Eroberungszug durch die ganze
Culturwelt fast vollends hatte, und
heute noch unterscheiden sich dießewoh
ner jener Gegend scharf, im Typus und
in den Sitten, von den anderen Pie
montesen. Eine Ueberlieferung aus
jener Zeit, in der das Weib als Stam
meseigenthum gehalten wurde und nur
Verhältnissen angemessene Weinfpende
freie Bahn schaffen. Dasselbe thun
die Mädchen, als Symbol der Eifer
sucht, gegen eine von außerhalb Heim-
Jubel und Festlichkeiten findet die
Hochzeit ltatt. . . ..... 1.,,
Die Arove.
Der Kalif Harun al Raschid saß in
seinem prächtigen Palaste beim edlen
den der Herrscher unter den Große»
seines Reiches besonders schätzte und in
seiner Gesellschaft hielt.
Eben that der Kalif den letzten Zug,
fassen: „Matt! —Du hast Glück im
war de: Preis des Gewinnes, sie ist
Dein."
Lächelnd schob er die kostbareSchnur
Schönheit Zairens, Deiner Gattin und
ihr hoher Werth dünkt mich armselig
gegenüber der Tugend und Anhäng
lichkeit Deines Weibes."
Ven Akiba strich sich den niederwal
lenden Bart und erwiderte sinnend:
„Mein hoher Herr, aller Glanz ist nur
ein Spiel des Lichts, ein Schein
nichts mehr. Wende Dein Kleinod
„Ist sie mein? Ich weiß es nicht.
ist!" Betroffen erhob sich der Kalif.
„willst Du alles an Deiner Weisheit
messen? Jede Süßigkeit vergiftest
Du mit Deinem Zweifel? Ei, wer
zweifelt, wird nie genießen —"
„Wer zweifelt, wird nie enttäuscht,
mein Fürst."
keit, Akiba, Du thust mir leid. Nie
wirst Du Deiner Gemahlin froh
ungeachtet alle anderen, die sie sahen,
ledo."
Spöttisch nickte Ben Akiba und ent-
Die Narren rühmen mein Weib als
unvergleichlich und preisen es als einen
Schatz, kostbarer als alle Kleinode Dei
nes Landes ... doch ... laß es sterben
und Du solltest sehen, wie alle Ruhm
redner mir Ersatz anbieten in ihren
arabisch Roß und keiner össnet
seinen Marstall, mir ein anderes
zu geben. Haha! was hälft Du nun
vom hohen Werthe?"
der Kalif. „Wer einen Edelstein be
sitzt, der schätzt ihn um so höher, je
genauer er dessen Glanz und Fruer
anderen Schätzen zu ermessen weiß.
Du, scheint es, rechnest den Werth des
Wieder strich Ben Akibas weiße
Hand über die Bartwellen und zögernd
sagte er: „Als ich mein Weib verlassen,
hungernd und bedeckt mit Lappen aus
Feuer strenger Probe standhafter er
„Nun? vollende!"
„Siehst Du? Dein Weib ist's,
„Nein!"
ten Geschlecht. Die Probe steht Dir
Doch verstehe mich recht: nicht für
minder edel schätz' ich des Menschen
Art. Sein Herz schließt jedoch einen
Reichthum schillernder Gefühle ein.
Leicht spielt eines in das andere, und
daß es glockenhell an den Marmorwän-
Plötzlich fühlte sie sich von starken
Armen umfaßt und blickte erschrocken
in die ernsten Züge ihres Galten, der
unbemerkt eingetreten war.
„Ach, Akiba. Du bist's? Was hast
Du mir mitgebracht?"
„Frohe Nachricht, Täubchen: der
Kalis lädt Dich für übermorgen mit
Wie ein Wiesel hüpfte das schöne
Weib vom Lager. „Der Kalif?" ju
belte sie. „In die Alhambra darf ich
kommen? ODu Lieber, sag. wie soll
ich mich kleiden? Wie soll ich mich
schmücke!-.? Komm, hilf mir wählen^
„Und Dein Alabasterhals soll wett
die ro!>he Seide der Kissen gleiten.'
Weib, „mir diesen Schatz? Akiba, Du
Lieber, Du Süßer, Du Guter! Mir
diese Perlen?" Und sie wand sich die
und sie iieß die Welle seines Bartes
„Frage nicht!" warnte der Gemahl
und legte seine kühle Hand auf ihre
Feuerlippen. Allein sie fragte d«n
-„So will ich Dir vertrauen," raunte
der Gatte, „ich nahm die Schnur
dem Mundschenk des Kalifen, ich
„Da was thatest Du?"
„Da erschlug ich ihn! Ich that's
für Dich, Zaire, und wenn Du mich je
verräthst, höre, so ist's um mich gesche
hen; denn der Mundschenk war der
Liebling des Kalifen."
„Du hast es für mich gethan, Du
Einziger, Du Herrlicher o wie liebe
ich Dich! Die Zunge soll mir ver
dorren, wenn ich Dich je verrathe
schweigen will ich wie die Gräber im
Thale der Thränen, das schwöre ich
Dir bei allen Gestirnen des Himmels!"
„Schwör« nicht, sondern gehorche
mir und schweige!" flüsterte Akiba,
und seine Augen brannten in schmerz
lichem Entzücken.
Allein Zaire schwor dennoch und
schwor jmmer wieder.
Zwei Tage später erschien Akiba
vor dem Kalifen, der ihn ernst und
schweigend empfing.
Akibas Hand hielt das langhaarige
Fell eines großen Hundes, der langsam
und müde neben seinem Herrn einher
schritt.
„Dies ist das Thier, aus dessen
Treue Du so übergirßcStiicke hältst?"
fragte finsteren Blicks Harun al Ra
schid.
„So ist es, erhabener Herrscher.
Der Hund het seit der Stunde, in der
ich Dich verließ, weder gegessen, noch
getrunken, noch Heute
harrte er meiner im glühenden Son
nenbrande aus den heißen Stufen mei
nes Hauses. Seine Qual ist groß,
und fein Verlangen nach Labung und
Ruhe kann Deinem Auge nicht ent
gehen."
„Und sein Gehorsam seine
Treue?"
„Du wirst sie sehen." Akiba nahm
eine Fleischtasse und eine Schale voll
des köstlichsten Wassers vom Tische des
Kalifen und stellte sie auf den Boden.
Der Hund neigte den Kopf, streckte ihn
vor und winselte. Ben Akiba trat
näher. Ueber die Flanken des Hun
des folg «in heftiges Zittern, sein Herr
aber schien die flehenden Augen nicht
zu sehen; er schüttelte das Haupt und
schritt weiter. Das Thier folgte ihm.
Nach einer Weile kehrte Akiba zurück,
lagerte sich neben Speise und Trank
und begann zu essen. Wimmernd und
lechzend streckte sich der Hund zu seinen
Da trat der Kalif herzu und hielt
dem Gequälten die Schüsseln vor. Mit
gesträubten Haaren erhob sich das arme
Geschöpf, schleppte sich näher, ächzte
und schnappte nach einem Bissen.
Harun al Raschid lachte laut auf, Ben
Akiba jedoch griff schweigend nach dem
Fleische und legte eS in die Schüssel zu
rück; dann erhob er sich, winkte dem
Kalifen, ihm zu folgen und schickte sich
an, den Saal zu verlassen.
"Strecket hinter uns die Lanzen
vor!" gebot er den Thürhütern und
trat durch den Marmorbogen.
Stöhnend schlich der Hund an den
Schüsseln vorbei, di« Thürwächtcr
wollten ihn zurücktreiben da warf er
sich mit wüthendem Gebell aus die bei
den, setzte über die Wessen und er-
Gebieter. Dieser streichelte zärtlich
das geröthete Fell und wandte sich
dann zu den Dienern, nachdem er dem
Hunde einen Wink gegeben. „Pfleget
ihn und gebet ihm Nahrung und'
Trank!"
Schweigend und ernst stand der Ka
lis und sah dem treuen Thiere nach.
Ben Akiba winkle einen anderen
Diener herbei und sagte: Bitte meine
Gemahlin zu mir; sie wartet im Vor
saale."
Wie die Sonne am Frühlingsmor
gen in das lachende Thal tritt, die Vö
gel ihr entgegenjubeln, die Blumen
duftend ihre Kelche öffnen, so war es,
als Zaire vor dem Kalifen erschien, der
sie huldvoll begrüßte und sein Auge an
ihrer Schönheit weidete.
Ben Akiba legte sein Antlitz in kum
mervolle Falten, ging ihr entgegen und
seufzte: „Mein Täubchen, Du kommst
eben recht, mich auszulösen. Es ist mir
«in Unglück widerfahren: Ich habe ei
nen hohen Geldbetrag im Spiele ver
loren. Hilf mir Du trägst kost
baren Schmuck an Dir —"
Das junge Weib starrte den Gatten
rück. „Was willst Du noch?"
„Zaire, ich bitte Dich gib mir
alles, was Du bei Dir trägst!
„Alles? Du forderst zu viel! Auch
die —"
„Auch die Perlenschnur! Ich flehe
Dich an, Geliebte sieh, ich habe Dir
Gutes erwiesen, vergilt mir nur einen
zweiflung loderte in seinen Blicken.
Das Weib aber schüttelte den Kops und
wies ihn zurück.
Da stürzte ihr der Gatte zu Füßen,
umklammerte ihre Kniee und rief:
heit gib mir - die Perlenschnur!"
„Niemals!" schrie das Weib und
riß sich los.
„Gib ihm den Tand!" drängte nun
Harun al Raschid mit strenger Miene.
„Gib ihm die Schnur, sein Leben steht
aus dem Spiele!"
„Nein, ich gebe sie nicht!" zürnte
Zaire und stampfte mit dem Füßchen.
„Wohlan," rief Akiba, „so will ich
Dich zwingen!" Er springt auf, zerrt
an der Schnur, und reißt sie der Er
boßten vom Nacken. Sie aber saßt
darnach, ringt mit dem Manne und
kreischt: „Laß ihn festnehmen, Kalif!
Der Elende hat Deinen Mundschenk
erschlagen und ihm die Perlen geraubt,
Räuber, ein Mörder!...
Da läßt Ben Akiba die Arm« sinken
und wendet sich tiefseufzend gegen den
Herrscher, der bleichen Antlitzes den
Vorfall verfolgte. „Herr, die Probe
spricht für mich. —Du aber, herz
loses, undankbares Weib, fürchte nicht
für den Mundschenk, er ist heil und ge
will Dich niemals wiedersehen!"
Schluchzend wankt die Vernichtete
aus dem Saale, während sich Ben
Akiba trauernd über die dargebotene
Hand des bewegten Kalifen beugt.
Die „Rctvtrankycit".
Tritt man in di« Gesindestub« eines
Auffassung d«S N«ides im Volt« höchst
fch« Volkskunde" folgende Stell« aus
Kommt dasig «in Krüppel vor die
Schwell und bettelt. Ich geh zum
Hosbrunn und hohl mir ein frisch
Mutter wie der bettelt hat. Und
das Uebel wird immer ärger. Ich werd
spindeldürr. Gebt dem Naz den Ro
senkranz in die Händ, sagen die Nach
barsleut. Ich schlaf in einfort, und
der. Mund steht mir offen zum Essen.
Und grad das Essen macht mich hung
rig und grad der Schlaf immer matter
und mägerer. Der Mutter wird him
melsbang. Si« wüßt sich k«in Rath
mehr, sagt sie. D«r Steinbrecher, rath
di« Auwinkelwirthin, sollt b«i so was
glockenschwer über die A«cker. Der meßt
und meßt. Es wär' die Neidkrankheit,
meint er. Ein Glied hätt noch gefehlt,
und er hätt mir nimmer helfen können.
Dann bekreuzt er sich und mich etlich
mal und fangt selber an zu fiebern,
weil er di« Krankheit ausg«nommen
hätt. D«r Mutter aber gibt «r d«n
Rath, ein Häfen warme G«iß-
Fi«bcrtag so schlecht, daß mich versehen
lassen wollen. Wart zu, sagt der
Steinbrecher zu meiner Mutter, bis
S o mei n t sie es. Frau
Löffel bemerkt?" Frau Debbchen:
Weischen: „Die Löffel! Nee, die wa-
lliosenfefle.
Nur an wenigen Orten Deutsch
lands finden sich durch Vermächtnisse
terließ im Jahre 1835 die aus Frank
herrn von Eberstein der Stadt Mainz
ein Kapital von 12,tXXZ Gulden, dessen
bejahrtes Mädchen, erhält aus der
Stiftung s<X> Gulden, von denen IVO
Gulden zu der Festlichkeit selbst ver
ehrbare Jungfrau belohnt werden
sollte. Den Namen „Rosenbraut" er
bielt die Erwählte, weil man sie mit
dann durch die Straßen der Stadt,
um im Freien bei Spiel und Tanz und
fröhlichem Mahle mit Verwandten und
Bekannten den Tag heiter zu beschlie
ßen.
Der andere Ort oder vielmehr die
anderen Orte sind die Dörfer Kirchrode
und Misburg in der Nähe Hannovers.
Es geschieht dies in Folge einer Stif
tung des Hauptmanns Joh. Georg
Cropp. Derselbe machte unter dem
28. Mai 1817 eine Stiftung von 1506
Reichsthalern behufs Rosenseste^
dem 18. Juni, „als am Tage der Feier
des großen und glorreichen Sieges von
Waterloo", zum Besten der Einwohner
von Misburg und Anderten alsßeweis
seiner Liebe und Anhänglichkeit auf
„ewige Zeiten" verwandt werden soll
ten. Dasjenige Mädchen, „welches die
Hausväter in demjenigen Dorfe, wel
ches dießeihe trifft, für das gegen seine
Eltern und Brotherrschast gehorsamste,
treueste, bescheidenste, sittsamste und
tugendhafteste" erklären, soll
„eine Prämie von 25 Reichsthalern
und einen Kranz von Rosen geflochten
aus den Händen des Herrn Pastors
vor dem Altar erhalten". Wählbar
sind sämmtliche junge Mädchen im Al
ter von 16—28 Jahren, sowohl die
Töchter des reichen Mannes, als die
des Hirten und Taglöhners", jedoch
müssen sie in dem betressenden Dorfe
geboren oder seit dem 16. Jahre
zogen sind, acht Jahre hintereinander
in dem Dorfe gedient haben. Dasje
nige junge Mädchen, welches die mei
sten Stimmen erhalten, bekommen
gleichfalls aus den Händen des Pastor
ein Rosenbouquet nebst t Louisoor
oder 2 Reichsthaler 18 Mgr. Diese
drei „Rosenmädchen" treten an dem
Rosentage „in weißen Kleidern mit
entblößtem Haupte und schlichthangen
den ungetriiuselten und ungezierten
Haaren" vor den Altar nebst 2 Kna
ben. welche sür die fähigsten im Rech
nen und Schreiben anerkannt sind".
Auch diese sollen ein Rosenbouquet und
4 Louisdor oder 2 Reichsthaler 18
Mgr. erhalten, bei welcher Ueberrei
chunq der Pastor eine kurze Ansprache
an sie zu halte» hat. Ohne Zweifel
ist der Stifter durch seine Kriegszüge
in ?Minkreich. wo di- Tugendprei,-
vielfach gebräuchlich sind, zu dieser
Stiftung gekommen. Nachdem Mis
burg eine selbstständige Parochie ge
worden ist, findet die Austheilung der
Prämie abwechselnd in Kirchrode und
in Misburg statt.
Fährt da ein Postillon in stiller
sung des Räthsels: Vor dem Berges
schasst werden?" Rath: „I gewiß,
auf." '
Modern. Vater: „500,066
Francs Mitgift das ist ja recht
Familie sind Vater, Bruder und Groß»
„Was willst Du, Papa; es ist halt eine
Bernunftheirath!"