Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 03, 1899, Page 3, Image 3

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    Ar MuM.
Roman von K. Orth.
1. Capitel.
Der «rste Prokurist der La Plata-
Bank zu Buenos Aires, Georg Hen
ninger, saß emsig arbeitend in seinem
gehörte er doch zu den ältesten Beam
ten des Instituts, in dem er seit dem
Tage d«r Errichtung, also seit nahezu
einem Jahrzehnt, arbeitete. Er war
d«m auf den ersten Blick an
sah, daß er seiner äußeren Erscheinung
wie seinem körperlichen Wohlbefinden
ein« ganz Sorgfalt widmet.
den, während txr modisch zugestutzt«
Vollbart, der ein intelligentes, scharf
markirtes Gesicht von bräunli^er
durchaus nicht Miene macht«, von der
des Besuchers zu
schen uns vereinbarten Inhalt hatt«."
„Sie hat Ihren Entwurf wörtlich
abgeschrieben und dem armen jungen
Folgen fällt allein aus Sie."
Der Prokurist hatte für die l«tzt«n
Worte nur ein geringschätziges Achsel
„Ja. Er befand sich nach der Aus-
Zorn
der einfachste Weg,
von sich ab. ..Ah. Thorheit! Aber ich
nem Herzen von ihrer Nolhivendigkeit
nicht überzeugt bin. Alle Achtung vor
Ihrer Klughnt, Sennor Henninger,
aber ich fürchte ich fürchte, wir spie
len diesmal ein gar zu gewagtes
Spiel."
Er befand sich offenbar in einer
nichts weniger als behaglichen Stim
mung, und ein Klang ernster Sorge
war in seinen Worten.
D«r Prokurist aber erwiderte kalt:
„Ich sagte Ihnen bereits, daß vo:
einem Wagniß nicht die R«d« ist. Sie
haben diesen Strahlendorf vollständig
in d«r Hand, und er taim nicht das
Geringst« geg«nS!« unternehmen. ohn«
sich selbst zu Grunde zu richten."
„So sagten Sie allerdings schon ge
trifft ihn sehr hart. Ein in
Schwiegersohn zu mach«n?"
„Nein kein«sw«gs! Ich hatte
Ihnen ja mein Wort verpfändet, daß
Schließlich ist Ihr« Tochter doch auch
Als Ihr Fr«und oder als Ihr Feind
Manuel del Vasco's breite Brust
stell«« könnten," versicherte der m>oere
mit großer Lebhaftigkeit. „Ich werde
selbstverständlich auch weiterhin nach
Prokuristen nur von den angenehmst«»
Dingen die Red« gewesen. Es war
auch gar nichts mehr von Erregung
od«r Beklommenheit in seiner Stimm«,
als er ein«n der jüngeren Buchhalter
«rsucht«, ihn bei dem Herrn Director
anzumelden. Und erst, als «r ein« Mi
nute später seinen Fuß üb«r die
Schwell« des mit großem Luxus aus
gestatteten Directionszimmers setzte,
nahmen seine Züge wieder einen Aus
druck feierlichen Ernstes an.
Blatt aus der Brusttasche seines
Rockes »ist gewiß nichts, als «in
schlecht«! Scherz? man hat ihn ge
schrieben, um mich aus irgend einer
unbegreiflichen Ursach« auf di« Probe
zustellen! Reden Sie reden Sie
schnell, denn Sie sehen, ich bin nahe
daran, über all' diesem Unbegreiflichen
den Verstand zu verlieren."
Mit einer beschwichtigenden Geberde
erhob der Argentinier die Hand.
Ruhe! Ich bitte allem drin
gend —"
..Bitten Sie mich um nichts, sondern
antworten Sie mir klar heraus: Ist
dies Spaß oder Ernst Traum oder
Wahrheit? Ich bin nicht ausgelegt,
Raths«! zu lösen."
als ob er ihm die Worte von den Lip
pen reißen wollte. Nun lacht« «r kurz
und schneidend auf, und indem er sich
,Mso Wahrheit! Man hat ein
frevelhaftes, schändliches Spiel mit
mir getrieben! Lug und Trug war
alles Ihre sogenannte Freund
schaft wie Jscibellas angeblich« Liebe!
Ich hab« «s manchmal Vunk«l geahnt.
Aber ich habe mich mit allen Kräften
dagegen gewehrt, wenn der entsetzliche
Argwohn an mich heranschleichen
wollte. Es war ja auch nicht zu fas
sen nicht auszudenken! Und wenn
ich an diese Augen, diesen Mund, diese
Stimme denke —dann will es mir noch
jetzt nicht in den Sinn, daß alles, was
sie mir hundertmal g«lobt, nur Lüge
und Heuchelei gewesen ist. Nein, nein,
Sie allein sind der Schuldige! Sie
haben einen grausamen Zwang auf
Jsabella ausgeübt od«r Sie haben sie
ebenso nichtswürdig hintergangen wie
Manuel del Vasco nahm die Miene
eines tiefgekränkten Mannes an. „Ich
will diese beleidigenden Worte Ihrer
Aufregung zugute halten," sagte er
mit mildem Ernst, „aber ich muß Sie
ersuchen, sich zu mäßigen, wenn Sie
nicht wollen, daß ich diese Unterhal
tung abbreche. Ich habe so wenig
«inen Zwang cws meine Tochter aus
geübt, als es mir eingefallen ist. Je
mand zu hintergehen. Sie selbst wa
ren es, der durch seine thörichten Eifer
süchteleien nach und nach die Zunei
gung in Jsabellas Herzen erstickt und
sie schließlich zu diesem Aeußersten
gezwungen hat."
„Ich war es also ich? Ja, mein
Gott, was habe ich denn so Unerhörtes
gethan? Daß ich es nicht ruhig anse
hen wollt«, wenn mein« Braut sich von
all' diesen leichtfertigen, gewissenlosen
Herrchen, die als angehende politisch«
Größen in ihrem Hause verkehren, den
Hos machen ließ, und daß sie mit ihnen
in einer nach meinen Begriffen höchst
unschicklichen Weise cokettirte war
es nicht mein gutes Recht?"
„Sie vergessen eben, mein verehrter
Freund, daß wir hier nicht in Ihrem
deutschen Vaterlande sind, und daß für
uns andere Schicklichkeitsb«griffe Gel
tung haben als für Ihre Landsmän
ninnen. Und di«se jungen Politiker,
die Sie mit einer so wegwerfenden
Aeußerung abthun, sind die Blüthe
unserer Nation sie repräsentiren die
Zukunft unserer glorreichen Republik."
Der Bankdirector unterbrach ihn
lch ' gönn« Ihrer
glorrr«ich«n Republik diesen würdigen
Aber es han
macht haben! Alles, was in
Grund für die Aufhebung meines Ver
löbnisses mit Ihrer Tochter zu erfin
den wahrscheinlich weil Sie der
Meinung waren, daß es dessen nicht
mehr bedürfe. Ich habe mich in der
Verblendung meiner Leidenschaft hin
nicht als Schwiegersohn umarmen
lann. Jsabella hat auS eigener freier
Entschließung ihr Wort zurückgefor
dert. Sie werden gut thun, mem
Jsabella?"
heilen zu verhandeln."
„Wenn sie nicht sehr dringend sind,
dürfte es allerdings besser sein, sie zu
verschieben. Ich will Ihre kostbare
Zeit also nicht länger in Anspruch neh
men um so weniger, als auch die
meinige knapp bemessen ist. Leben Sie
wohl!"
Senor del Vasco fühlte sich durcq
diese Veränderung in dem Benehmen
Etioa eine halbe Stunde später trat
der Bankdirektor in das Cabinett des
«rsten Prokuristen. Er sah auch jetzt
noch sehr bleich aus, aber er war doch
Vasco beherrscht hatte.
hoffe, Ueber College, daß
bietigen Haltung eines Untergebenen
empfangen hatte. „Ich sehe mich plötz
lich genöthigt, eine Reife anzutreten.
„Ich bin selbstverständlich ganz zu
Ihren Diensten, Herr Direktor! Was
Gefälligkeiten, sondern Obliegenheiten
meiner Stellung, die ich ohne Weiteres
zu erfüllen habe."
auffassen," sagte Strahlendorf nach ei
nem kurzen Zögern. „Wenn «s sich
auch um geschäftliche Angelegenheiten
bandelt, so sind sie doch von einer so be
nicht wahr?"
„Ich werdc mit dem Glockenschlag«
zu: Stell« jein."
kann, als den Ihrigen. Aber ich möcht«
Ihnen gern jede überflüssig« Unbe
quemlichkeit ersparen. Sie wissen, daß
ist der Schlüssel für d«n Fall, daß^ie
ten. Ist es mir möglich, so werde ich
Sie erwarten sollte ich aber durch
zwingende Umstände daran verhindert
sein, so bitte ich Sie, mir während mei
ner Abwesenheit «in freundliches Ge
denken zu bewahren."
gegenüber von einer merkwürdigen
Schweigsamkeit und Zurückhaltung zu
sein schien, beschränkte sich auch jetzt
Zügen gespieM
das Arbeitsgemach des Bankdirektors,
Beim ersten Blick hätte der Eintre
2. Capitel.
das ersehnte Ziel der Reisi, die argen
tinische Hauptstadt Buenos Aires.
Was sich von Passagieren an Bord
drängt auf der jenem dunklen Streifen
zugekehrten S«it« des Verdecks. Fast
auf all den Hunderten von Menschen-
Schiffes lehnte mit über der Brust
„So «rost, Senor Rodewaldt? Ist es
Das Gesicht des Angeredeten hatte
geblickt hatte.
nicht. Doktor Vidal! Wie sollte mich
zu beherrschen schien, wenngleich der
Tonfall jedem geübten Ohr sogleich
d«n Ausländer verrathen hätte.
gange nicht, sich dem Lande weiter zu
gen Schiffsgefangenschaft zu befreien."
Eine Flotille von kleinen Dampfern
hatte sich mit vielemGeräufch der „Jta
lia" genähert, um die Reifenden mit
ihrem Gepäck auszunehmen. In dicht
gedrängtem Knäuel wälzte sich alles
gegen die herabgelassene Schiffstreppe
heran, aber der Kapitän, der mit dem
«rsten Officier dort Aufstellung ge
nommen hatte, wies die Ansturmenden
mit gebieterischer Handbewegung zu-
„Alles nach der gehörigen Ordnung!
Den Vortritt hat Doktor Vidal. Dars
ich bitten. Don Jos6! Der W«g ist
frei."
D«r Graubärtig« nahm vertraulich
d«n Arm d«s jungen Deutschen, und
durch die Gasse, die sich willig vor ih
nen geösfnet hatte, schritten die beiden
der Treppe zu. Einige Abfchieds
wort« und «in letzter Händedruck wur
den mit dem artigen Eapitän getauscht,
dann stiegen sie hinab, und wenige Mi
nuten später schoß die llein« Dampf
schaluppe pfeilgeschwind dem Lande
zu.
Immer schärfer und deutlicher hob
sich die Stadt, der sie «ntgegenstrebten,
aus dem zerflatternden Nebel. Ein ge
waltiges, schier unübersehbares Häu
sermeer war es, das sich da auf weiter
vom Flusse aus ließ sich die rechtwink
lige Anordnung der schnurgeraden
Straßen erk«nn«n.
„Sie w«rden ohne Zweifel finden,
Senor Rodewaldt," sagte Doktor Vi
dal, „daß unser Buenos Aires leine
schöne Stadt im Sinne Ihrer alten eu
ropäischen Hauptstädte ist. Ab«r ich
bitte Sie, mit Ihrem Urtheil trotzdem
nicht allzu schnell fertig zu sein. Unter
den Städten wie unter den Menschen
gibt es solche, deren Vorzüge sich «rst
bei näherer Bekanntschaft offenbaren."
W«nn man seinen Fuß in ein völlig
unbekanntes Land setzt, ist solch« Vor
sicht ja doppelt geboten."
Wort, das Sie da drüben überhaupt
zu Ihrem Wahlspruch erheben sollten.
Vorsicht ganz besond«rs da, wo man
sich bemüht, Ihr V«rtrauen zu gewin
nen. Der Porten» (so nennen sich die
Eingeborenen von Buenos Aires im
Gegensatz zu d«n eingewanderten
Fremden) ist vielleicht der höflichste
und verbindlichste Mensch von der
Welt, daß er aber auch der ehrlichst«
und zuv«rlässigste s«i. läßt sich leider
nicht behaupten. Sie werden diese
Warnung jetzt vielleicht etwas wunder
lich finden, aber nachdem Sie einige
Monat« in Argentinien gelebt haben,
werden Sie begreifen, daß sie nur einer
wohlmeinenden Absicht entsprang."
„Ich bin dessen schon jetz' vollkom
men gewiß," «rwid«rt« der junge Deut
ben, d<iß ich nichts l«bhaster wünsche,
als mir Ihre Freundschaft in der Folge
auch wirklich zu verdien«»."
sten sein. Aber ich weiß freilich schon'
(Fortsetzung folgt.)
Jür die KWe.
Kaltschalen. Heidelbeerkalt»
schale. Ein Pfund gewaschene Heidel
beeren kocht man in Wasser mit etwas
Citronenschale und Unze Perlsago
weich, streicht sie durch, süßt sie genü
gend, giebt eine Flasche rothen Frucht-
Buttermilchkaltschale. Man reibt
wein, der mit einem halben Piitt Was»
darüber und stellt die Kaltschale kühl.
Kal t e Eiers a u c e. Zu kaltem
Wienerße i s 112 l e i s ch. Eine
Reis steht, und läßt es eine halbe
flei s ch mi t Rei s. Ist der Reis
salzt «s und läßt Reis mit Fleisch
B r o tp 112 a n n kuch e n. Altes
übergießt dieselben mit siedender Milch.
Ist die Masse völlig durchweicht und
abgekühlt, so rührt man dieselbe ganz
glatt, mengt vier Eier darunter, eine
Prise Salz, einen Eßlöffel Zucker, eine
Prise Zimmet, einen Eßlöffel Rum,
einen Löffel Mehl und 2 Unzen ge
waschene Korinthen. Man bäckt wie
Eiertuchen in gutem Schmalz, indem
man jedesmal eineSchöpfkelle voll Teig
ms heiße Fett bringt, schön braune
Kuchen. Alle Arten Obst kann man
Filetbraise. Ein Ochfenfilet
(Lendenbraten von 4 bis 6 Pfund)
häutet man vollständig ab, entfernt
das Fett, salzt und spickt es mit ganz
nein Bindfaden. In einer Bratpfanne
legt man Speckscheiben, geschnittene
Zwiebel, Karotten. Thymian. Peter
silie. Lorbeer, Pfefferkörner etc., da
rauf das Fleisch, gießt ein halbes Glas
reinen Branntwein darüber und bedeckt
es mit von Butter getränktem weißem
Papier. Bei mittlerem Feuer läßt
man nun den Braten zwei Stunden
im Backofen und übergießt während
dieser Zeit fleißig mit Fleischbrühe.
Das in Scheiben geschnittene Fleisch
wird auf einer erwärmten Schüssel
angerichtet, mit der auf diese Weise
entstandenen vortrefflichen Brühe
Übergossen und mit verschiedenen
Gemüsen, wie Spinat, Karotten,
Kohlrübe», jungen Kartoffel» etc.,
Jtslienischer Rindsbra
ten. Ein großes Stück Rindslende
wird von allem überflüssige» Fett be
freit. mit Salz und Pfeffer eingerie
ben. auf der unteren Seite mit Esfig
zurkenstreifchen, Speck, Schinken und
geräucherter Zunge, einigen gelben Rü
denstreifchen gespickt, mit den ausge
lösten Knochen und fein geschnittenem
leicht mit etwas Mehl angestäubt und
mit der nöthigen Suppe vergossen.
Man giebt dazu den Sast von einer
viertel Citrone, sowie einige Eßlöffel
Wein, woraus die Sauce gut aufgekocht
und mit dem Braten und hart gedün
stetem Reis servirt wird.
Bohnen mitParmesan k ä
se. Junge Bohne» zieht man ab, bin
det sie in Bündel zusammen und kocht
sie so ganz in Salzwasser weich; dann
ordnet man sie kranzförmig wie Spar
gel auf einer runden Schüssel und ser
virt sie mit zerlassener Butter und ge
riebenem Parmesankäse. Schinken,
Koteletten und so weitn p-gen gut
dazu. 3