Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 06, 1899, Page 3, Image 3

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    Vervehmt.
Criminal-Roman von M. E.Braddoi.
(12. Fortsetzung.)
„Es ist. als ob der G«ist des Er
mordtten unser Leben verwirrte, um
uns anzueifern, ihn zu rächen," dachte
Leonor. „Es wird keinen Frieden für
uns geben, bis das Verbrechen aufge
klärt ist."
Aus diesen Gedanken, die ihn Tag
und Nacht beschäftigten, entwickelte sich
ein fester Entschluß in ihm. Er wollte
nicht eher wieder eine Stelle annehmen,
bis er jenes furchtbare Geheimniß ge
löst haben würde, das jenes Verbrechen
diesem Entschluß gekommen war, er
hielt er einen Brief von Ursula Wil
ie
daß dies die Wvhrheit ist. Mög? diese
her oder später Jeden bestraft, der feint
Gebote perletzt. Ueberlassen Sie den
Thäter,' wo er sich auch befinden mag,
schichte
Ursula Wilmot."
Selbst dieser Brief erschütterte
„Nein, Ursula," sagte er sich, „selbst
seiln"
Leonor steckte Ursulas Brief in die
Tasche und begab sich zu einem be-
Dawfon setzte eine Belohnung für die
wahr?"
„Ja, doch das geschah wohl nur, den
ten."
terstützcn. Mein Plan ist, mit dem An
fang anzufangen."
„Ich würde Ihnen gern behilflich
sein," sagte Leonor, „denn ich habe an
ten."
suchte der Detective den jungen Mann
„Ich habe den Fall Wilmot durch
studirt, Herr Austin," sagte Carter.
„Das Nothwendigste ist jetzt, den
Schauplatz des Verbrechens in Au
genschein
37. K a p i t e l.
Leonor trat in Begleitung Carters
die Reise nach Winchester an. Unter
wegs zog er den sonderbaren Brief
ficht, ihn als Zeichen seines vollen Ver
trauens dem Detectiv« zu übergeben,
In Winchester angekommen, nahmen
Leonor Austin und sein Begleiter im
Gasthof zum „Goldenen Adler", dem
selben, wo Alfred Dawfon nach der
Kunde von dem im Walde verübten
Morde gewohnt hatte, ihr Absteigequa
rtier.
„Wir können nichts Besseres thun,
als in dem Gasthof einkehren, wo der
Mann sich aufhielt, den wir im Ver
dacht haben." sagte Carter zu seinem
Auftraggeber. „Wir werden durch ge
legentliche Fragen und hingeworfene
Bemerkungen nirgends so werthvolle
Auskunft erhalten, wie dort. Zunächst
mache ich Sie darauf aufmerksam, daß
Wirth und Kellner werden gute Kun
den in uns wittern, und sie werden
nichts bekannt, dagegen ist uns natür
lich der Name Dawsons, des Millio
närs, nicht fremd. Wir haben Einiges
Geschichte des Mordes mit Allem, was
betheiligen sich deshalb weniger an der
Unterhaltung. Begreifen Sie die Rolle,
die ich Ihnen zugedacht habt?"
„Ich soll den Inhalt des Gesprächs
Ja? Um so besser! Sie scheinen sich
vertieft, die noch mit der Londoner
Post fort müssen. Meine Fragen be
achten Sie gar nicht, nur die Antwor
ten der Leute halten Sie fest."
Dawson und sein Opfer in die Stadt
gekommen waren. Die Ueberzeugung
von der Schuld des Bankiers wurzelte
schon so fest in ihm, daß er in dem
Mann bereits den überführten Mörder
sah, und staunte, daß der gewiegte
Criminalbeamte von der Schuld Daw
sons noch wie von einer Sache sprach,
die erst bewiesen werden müsse.
Der Wirth zum „Goldenen Adler"
empfing die Gäste mit ehrerbietiger
Höflichkeit, geleitete sie in ein gut
durchwärmtes Zimmer und nahm Be
stellungen für das Abendessen entgegen.
Es war ein kalter unfreundlicher
Tag, und Leonor Austin froh, seinen
Sessel an das Kominfeuer ziehen und
es sich bequem machen zu können, wäh
rend Carter mit den Händen in den
Taschen und mit zusammengezogenen
Brauen im Zimmer auf und ab ging.
Die Belohnung, die die Regierung
für die Ergreifung des Mörders aus
gesetzt hatte, betrug hundert Pfund,
Austin hatte Carter gleichfalls hundert
Pfund zugesichert, wenn er die ihm
übertragene Aufgabe löste.
„Ich habe etwas sehr Wichtiges mit
Ihnen zu besprechen," wendete sich der
Detectiv plötzlich an Austin. „Wenn
Sie einen Mann wie mich, mit d«r
als im Dunkelin Sie haben mir nur
halb vertraut, H«rr Austin, und das
ist ein großer Fehler."
„Ich sagte Ihnen Alles, was Sie
" S'
herausbringen soll, muß ich unbedingt
Alles erfahren. Sie verbergen mir et
was, obwohl Sie halb und halb wün
schen, mir das, was Sie mir noch vor
enthalten, mitzutheilen. Im Eisen
bahnwagen nahmen Sie mehreremale
einenßrief hervor, und ich merkte deut
lich genug, daß Sie Lust hatten, ihn
mir zu zeigen. Nichts liegt näher, als
die Vermuthung, daß er mit der Ange
legenheit, die uns hierhersührte, inßer
bindung steht. Sie müssen mir riick
haltslos vertrauen, Herr Austin, wenn
ich unser Vorhaben Pirklich zu glückli
chem Ende führen soll. Gerade das,
was Sie mir verbergen, kann der
Schlüssel sein, der mir am unentbehr
lichsten ist."
„Ich habe allen Grund, Sie für ei
nen braven Menschen zu halten und
will deshalb ganz offen gegen Sie sein.
Sie wundern sich gewiß, daß ich mich
für diese Angelegenheit so lebhast in
teressire?"
„Ja, erstaunlich ist das allerdings,
wenn Sie nicht gerade ein Verwandter
des Ermordeten sind."
Austin versicherte dem Detectiv, daß
er den Ermordeten nie im Leben gese
hen und dessen Namen erst nach seinem
Tode erfahren hatte.
„Dann bin ich außer Stande, Ihren
Beweggrund zu errathen," rief Carter,
„wenn ich nicht etwa, wie die Franzo
sen es bei allen heiklen Dingen zu
thun Pflegen, auch fragen soll: „Vu
„Sie haben das Richtige getroffen,
lieber Freund," gab Leonor Austin zu.
Er erzählte dem Detectiv in aller
Kürzt die Geschichte feine Bekannt
schaft mit Ursula Wilmot und von den
verschiedenen Versuchen, die sie gemacht
hatte, den Bankier zu sprechen, un»
wie er ihr immer wieder zu ent
schlüpfen wußte, ebenso von der Reise
nach Ähornkliff und dem sonderbaren
Benehmen Ursulas nach der heißer
sehnten Unterredung mit Dawson.
„Und nach jener Zusammenkunft in
Mangoldshöh änderte die junge Dame
ganz plötzlich ihre Meinung und be
hauptete, an die Schuldlosigkeit dts
Bankitrs zu glauben, während sie vor
her eigensinnig an der Ueberzeugung
festhielt, daß Dawson der Mörder ih
res Vaters ist?" fragte der Detectiv,
als Leonor mit seinem Bericht zu Ende
„Ja; als Ursula von Mangoldshöh
zurückkehrte, erklärte sie mit aller Ent
schiedenheit, sie sei von der Schuldlo
sigkeit Dawsons überzeugt."
„Und sie bestand darauf, die Verlo
bung mit Ihnen aufzuheben?"
„Ja."
„Dawson ist ein sehr reicher Mann,
kalten Sit es für möglich, daß Fräu-
lein Wilmot durch Bestechung zum
Schweigen zu bringen sei?"
von dem Manne, den sie im Verdacht
hat, der Mörder ihres Vaters zu sein,
Geld nehmen konnte? Nein," erwiderte
mo't sei furchtlos und entschlossen im
Denken und Handeln. Ist es wahr
scheinlich, daß die Dame au^
„Meine Nähe verunreinigt Sie, ich bin
von Ehre!" Das klingt wirklich so,
gen.
Der Detektive las den Brief wieder
tes Roth überflog sein Gesicht.
deten aufgefunden hatte.
„Im August, als der Mord hier Ver
sich in ihrem Gasthof das bestellte
sche guten Portweins.
anständiges Glas Wein. Wissen Sie,
wo Ihr Prinzipal ihn kaufte? Nein?
kl'ch " lt d«
Dawson empfahl mir Ihren Gasthof."
Der Kellner spitzte die Ohr«n.
„Das war übrigens eine merkwür
„Schänken Sie sich noch ein Glas ein.
Mein Freund trinkt leinen Portnxia,
Oberkellner Briggs. Und Briggs ist
so eingebildet, daß er auf weiter nichts
achtet, als auf seine feine Kravatte und
sein Oberhemd."
„Und Sie sahen sie also Beide?"
„Ja, so deutlich, wie ichSie jetzt sehe.
Und Sie hätten mich mit einer Feder
wa S s st t
Herr Dawson trug natürlich auch Al
les vom Feinsten, aber der Ander« hatt«
doch noch etwas Nobleres an sich."
„Wie sah er aus?"
„Blasser als Herr Dawson, blonder
und schmächtiger."
„Blasser und schmächtiger?" wieder
holte d«r Det«ktiv«. „Aber was wür
den Sie sonst noch beim Verhör ausge
sagt hab«n, w«nn Sie als Zeuge vor
geladen worden wären?"
„Es ist nur eine Kleinigkeit, und ich
habe es Briggs und d«n Anderen oft
wiederholt, aber sie wollten es mir aus
reden und sagten, ich müßte mich geirrt
haben, und Hanna, di« «in sehr alber
nes Geschöpf ist, will sich auf gar nichts
mehr besinn«« können, doch betheure ich
Ihnen, daß ich mich nicht täuschte. Als
die beiden Herren in den Hausflur tra
de, den Rock, mit Ausnahme eines
Knopfts, über der Brust fest zuge
knöpft und durch das offene Knopfloch
sah ich eine goldene Kette schimmern."
„Nun, und?"
„Der andere Herr, Herr Dawson,
trug den Rock offen, und ich sah so
deutlich, wie man nur etwas sehen
kann, daß er keine Uhrkette hatte. Zivci
Minuten später kam er in den Vorsaal,
und während er das Essen bestellte,
knöpfte er sich auch den Rock zu. Und
als er gegen Abend aus dem Münster
zu uns zurückkehrte, war sein Rock of
fen, und wenn ich nicht sehr irre, be
merkte ich an ihm dieselbe goldene Ket
te, die ich an dem Ermordeten gesehen
hatte. Wegen der Farbe des Goldes,
als daß Briggs einig« Wo
chen später gelegentlich erwähnte, Herr
Dawson habe damals, als er so lange
auf Josef Wilmot wartet«, sein« Brief
schatulle öffnen wollen und den rechten
Schlüssel erst nach vielem Suchen und
Probiren finden können."
„Nein, Briggs meinte, Herr Daw
son habe so kühl und gefaßt ausgese
hen, als ob er von Eisen wäre. Er pro
hatte."
„Wenn mich nicht Alles täuscht,"
„Wieso?" fragte Leonor Austin.
Kette, die bald der Eine, bald der An
dere trug, ist offenbarer Unsinn. Was
sollte Dawson mit d«r Kette Josef
Wilmots?"
„Da hab«n Sie recht. Was sollte
Alfred Dawson mit der Kette Josef
Wilmots? Das ist die «ine Frage.
Weshalb war Josts Wilmots Tochter
dem sie ihn zum «rsttn Male s«it jenem
Mord gesehen hat? —Das ist die zweite
Frage. Wissen Sie. ivas ich morgen
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung
„Ich werde das Wasser in der Nähe
des Schauplatzes, wo der Mord ver
streift hat."
38. Kapitel.
Weg, den Brief selbst zur Post zu tra
lah.
regnerisch.
»Ich gehe j«bt auf das Poliztiamt,"
sagte Cart«r nach beendigtem Früh
die Ausbaggerung mit ansehen wollen,
treffen Sie mich um 12 Uhr im Wäld
chen. Ich werde selbst die Arbeit be-
Um elf Uhr rüstete sich Lednor Au
stin, den Detektive aufzusuchen. Un
ter einem Seitenportal des Münsters
fand er ihn in eifrigem Gespräch mit
einem alten Manne. Carter schien sei
nen Auftraggeber nicht kennen zu wol
l:n, deshalb entfernte Leonor sich auf
demselben Wege, auf dem der Ermor
dete dem Tode entgegengegangen war.
Wenig« Minuten später holte der
Detektive ihn «in.
„Ich verleugnete Sie eben jetzt," sagte
«r, „weil ich fürchtete, der Alte iverde
sich in seinen Mittheilungen unterbre
chen, wenn sich noch «in Dritt«! zu uns
gesellte."
„Hat er Ihnen viel erzählt?"
„Nein. Er beschrieb mir Dawsons
Uhr und Kette sehr genau. Die Uhr
war in etwas ungewöhnlich«! Art zu
öffnen, und der Herr soll, wie der Kü
ster mir versicherte, sehr unbeholfen da
bei zu Werke gegangen sein. Aehnlich
wie die uns vom Kelln«! »zählte Sache
mit dem Schlüssel zu seine! Briefscha
tull«, auch doit stellte «i sich so unge
schickt an."
„Sie meinen, daß ei im Gefühl sei
ner Schuld so aufgelegt Iva!, auch für
die kleinsten Verrichtungen picht die
nöthige Ruhe fand."
„Ich will Ihnen sagen, was ich
denk«, Herr Austin. Ich glaube, zu
wissen, weshalb dem Ermordeten Rock,
Weste und Hemd abgenommen wurden.
Bestätigt sich meine Vermuthung, so
sollen Sie Alles erfahren; habe ich mich
geirrt, so rede ich nicht weiter darüber."
Das Fehlen der Kleider des Ermor
deten war der einzig« Umstand gewe
sen, der Leonor mit dem Veidacht auf
den Banki«! ganz unvereinbar schien.
Die Baggeiaibeiten hatten schon
viele Stunden in Anspruch genommen,
und noch immer war nichts zum Vor
schein gekommen, das der Mühe lohnte.
Als es dunkelte, zündeten die Leute
Pechfackeln an. Leonor ging unter den
regennassen Bäumen auf und ab, wie
an Tage, und einmal, als er sich von
dem rothen Schein der Fackeln am ivei
testen entfernt, glaubte «r wieder die
selbe Gestalt zu erblicken, die er am
Abend zuvor in der Nähe des Forstge
bäudes bemerkt hatte.
Er «ilte vorwärts, aber die Gestalt
schien zurückzulveichen und zu ver
schwinden, und wieder glaubte er, durch
«in Gebilde seiner Phantasie genarrt zu
sein.
„Sind Sie da, Austin?" rief plötzlich
die Stimme Carters. „Wir haben die
Sachen gefunden. Sie waren in einer
der tiefen Höhlungen des Flußbettes
und die Wasserratten haben si« schon
tüchtig zernagt."
Leonor folgte dem Detectiv zu der
Stelle, wo ein Bündel nasszr Klei
dungsstücke lag.
„Ich müßte mich sehr irren, wenn
das nicht die Sachen sind, die ich
braucht," sagte Carter. „Hat Jemcnd
Carter packte das schlammdurch
tränkte Bündel in den Korb und schob
seinen Arm durch den
Dunkelheit und der strömende Rtgtn «s
gestattet«», nach Hause. Es schlug 8
Uhr, als sie den Gasthof erreichten,
und Carter begab sich mit seiner Beute
Einige Handtücher herbeiholend,
breitete er sie auf den Tisch und legte
das Bündel daneben.
Tuchrock, der fast in Stücke zernagt
Innerhalb des Rockes lag «ineMste;
ein Atlasshlips, ein leinenes und «in
t«n.
Dir Detectiv warf Rock, St«ine und
Weste in den Korb zurück, legt« beide
that sein Möglichstes, das nasse Zeug
und nun haben Sie Ihren Willen."
„Ja, und ich bin Ihnen für Ihr«
Hilf« sehr dankbar. Darf ich Si« bit-
„Nicht näher, Herr Austin? Glau
niß auszuplaudern, um die Belohnung
mit ihm zu theilen? Die Arbeit heute
hat die Entdeckung herbeigeführt, aus
des Wort des Kellners hindeutete. Ich
Sie hierher, Herr Austin."
Der Detectiv reicht« Leonor das
nasse Hemd und zeigte mit d«in Finger
auf eine besondere Stelle.
„Wofür lesen Sie das?" fragte er.
Leonor Austin las: „Alfred Daw
fon."
»Ist Ihnen nun Alles klar?" rief
Carter. „Deshalb wurden diese Sa
den Fluß versenkt, deshalb wechselten
Uhr und Kette ihren Herrn. Weshalb
brauchte der Mann, der nach dem ver
übten Verbrechen hierher zurückkehrte,
so viel Zeit, den rechten Schlüssil zu der
Briefschatulle zu finden? Sie begreifen
nun, weshalb Ursula Wilmot so große
Schwierigkeiten zu überwinden hatte,
bei dem Mann in Mangoldshöh Zu
tritt zu erlangen und weshalb sie, nach
dem sie ihn einmal ges«hen hatte, ihn
vor Anklage und Verfolgung schützen
wollte. Als sie versichert«, Alfr«d
Dawson fei schuldlos an dem Tode
ihres Vaters, sagte sie Ihnen die Wah
rheit. D«r Ermordete war Alfred
Dawson, der Mörder ist —"
Mehr hörte Leonor Austin nicht. Er
sank ohnmächtig inseinenSessel zurück.
Als er wieder zu sich tam, sah er den
Detectiv vor sich, der ihn mit kaltem
Wass«r bespritzte.
Cart«r trug das Bündel mit den
Sacherl in sein Schlafzimmer und
kehrt« nach «iniger Zeit mit seinem
Handkoffer zurück.
»Ich habe die im Wasser aufgefunde
nen Sachen hier eingeschlossen," sagte
er, „und werde sie nicht eher aus den
Augen verlieren, als bis ich sie sicheren
Händen übergeben haben werde. D«r
«ingestickte Name auf dem Hemd« Al
fred Dawsons überantwortet seinen
Mörder dem Henker."
„Kann «s sich denn nicht um «inen
Irrthum handeln?" fragte Leonor.
„Die Kleidungsstücke mögen in Wirk
lichkeit nicht Dawson gehört haben, er
hat sie vielleicht Josef Wilmot ge
schenkt."
„Das ist mehr als unwahrscheinlich,
d-nn Dawson traf erst zwei oder drei
Stunden, ehe dtt Mord begangen
wurde, in Southampton «in. Ich seh«
ganz klar. Es ist d«r merk
men, und doch ist er «insach genug,
wenn Sie erst den rechten Schlüssel ha
ben. Es gab keinen annehmbaren
Grund, Alfred Dawson, den Besitzer
eines riesigen Vermögens und eines
hochgeachteten Namens, zu veranlassen,
sich in die Gefahr zu stürzen, der er sich
durch «in solches Verbrechen aussetzte,
Josef Wilmot, den Zuchthäusler, den
Vervehmt«n vorhanden, seinen früheren
Herrn umzubringen und sich dadurch
das Vermögen und die Lebensstellung
des Ermordet«» anzueignen. Es war
ein gewagtes Spiel, und d«r Mann
muß «s meisterhaft gespielt haben, um
dem Verdacht so lange zu entgehen.
Die G«wissensbcdenlen seiner Tochter
haben ihn verrathen."
Ja. Carter sprach die Wahrhiit.
Ursulas Weigerung, die Frau Leonor
Austins zu werden, hatte den Anstoß
gegeben, daß das Geheimniß dieses
schnöden Mordes entdeckt worden war.
Leonor Austin war wie betäubt von
dieser Enthüllung. Wie konnte das
Entsetzliche geschehen sein? Der Mann,
den er gesehen und gesprochen hatte,
war also nicht Alfred Dawson, war
Josef Wilmot, der Mörder seines
Herrn, der mit teuflischem Vorbedacht
den Mann getödtet hatte, dem er ent
gegengereist war, um ihn nach fünfund
dreißigjähriger Abivefenheit von Eng
land angeblich willkommen zu heißen!
„Aber so etwas ist unmöglich, ganz
unmöglich!" rief Leonor. „Ich habe in
St. Gundolph seit vorigem August
Briese, von Alfred Dawsons Hand ge
schritbt», gesehen."
„Das ist sehr wahrscheinlich," erwi
derte der Detectiv kühl. „Während ich
mich mit der Geschichte dieses Mordes
der Lebensgeschichte Joses Wilmots be
kannt machen. Er wurde vor dreißig
Jahren weg«?, Falschmünzerei zu lan
ger Zuchthausstrafe verurtheilt. Im
Nachahmen fremder Handschriften be
saß er «ine unheimliche Geschicklichkeit.
Er war ein kühner und verschlagener
Mensch und doch selbst in seiner Ge
sunkenheit nicht ohne gute Regungen.
Wiederholt versuchte er es, sich auf
ehrlich« Weife feinen Lebensunterhalt
Wege."
Mannes!
Ein unaussprechliches Gefühl der
über Leonor Austin. Dieses edl« Mäd
chen hatte heldenhaft die Möglichkeit
einer sonnigen, glücklichen Zukunft zu
ihres Vaters in das Haus des Gatten
zu tragen. Jetzt verstand er si« ganz,
(Fortsetzung folgt.)
Für die Küche.
Grüne KlLvchenfürßrii h
sUP Pen. Eine Handvoll Petersilie,
ebensoviel Spinat und halb soviel Ker
bel und Schnittlauch verliest und
wäscht man sauber, hackt alles fein
und dünstet es einige Minuten in But
ter. Dann vermischt man sie mit zwei
geriebenen Semmeln, zwei Eiern, Salz
und etwas Pfeffer, formt mit zwei
Löffeln, die man mit Mehl bestreut,
lleine Klößchen von der Masse und
läßt sie in der fertigen Suppe nur eben
aufwallen, da sie sonst zerfallen.
Thüringer Kartoffel
klöße. Man reibe drei Viertel der
zu verwendenden Kartoffeln roh in
Pikante Cotclettes. Man
einer Citrone, etwas Salz und Cayen
nepfeffer hinzu und läßt das Mus so
lange am Feuer, bis es nicht mehr roth
toffeln dazu.
Gebacken« Kalbsfüße. Ei
nige sauber geputzte Füße kocht man in
Tisch gibt. Ausbackteig: 6 7
Löffel Mehl rührt man mit etwas
Milch zu einem dickflüssigen Teig, ver-
FranzöfischeEie r. Recht fri-
Minüten, röstet einen Löffel Mehl da-
G u r k a l s G e s Man
etwas andämpfen, überstreut sie mit
einem bis zwei Löffeln Mehl, füllt das
Ganze mit kochender Fleischbrüh« oder
und läßt sie so lange dämpfen, bis die
Gurkenstücke glasig weiden, dann
schmeckt man sie mit Zucker und Essig
ab und gibt sie mit Kartoffeln und
etwas Gebratenem zu Tisch.
Ungarischer Kirschkuchen.
Ein Pint Milch lasse man mit 2 Un
fleißigem Rühren so viel groben Gries
einlaufen, bis die Masse ganz dick ist,
dann stellt man sie kalt. Nun gibt man
reichlich geriebene Mandeln, ein Kaf
feelöffelchen voll Zimmt, vier Eidotter,
ein Viertel Pfund Zucker und zuletzt
zwei Pfund ausgekernte, schwarze Kir
schen darunter, verrührt Alles gut und
hebt sodann noch den Schnee von den
vier Eiweiß hinein. Eine Pudding
form wird mit Butter ausgestrichen,
mit Semmelbröseln bestreut, die Masse
hineingefüllt und bei mäßig starkem
Gefüllter Sellerie. Man
schält überkochte Wurzeln, höhlt sie
aus, füllt sie mit Schweinefleisch und
Weckfülle und dünstet sie mit Butter
und etwas Pfeffer fertig. Wenn man
will, kann man die Sauce leicht stau
ben und geseiht daraa geben. 3