6 ffra>n»r,cri. Von F. W. Weier, So ttiancher, der vor Sehnsucht stirbt, E 112 ft d lt Du räthselhafte, dunkle See! Wer forscht dich aus, wer wägt und mißt, Wie treulos und wie treu du bist. Die zwei Nachzügler hatten es trotz ihrer Verspätung nicht schlecht getrof fen; ein einziger Passagier befand sich «außer ihnen im Coupö d«r Michel nau», der mit ausgespreizten Beinen Fahrtaxe nach Kräften ausnützte. Er hatte den Gruß der beiden Ankömm linge nicht erwidert, sondern nur ihre Unbeholfenheit beim Einbringen des Gepäcks mit einem geringschätzenden Blick gelennzeichn«t. Als aber die bei den Ankömmlinge ihre Kraft vereinten, .um den kleinen, scheinbar leichten Kof fer in das Gepäcknetz zu befördern, be gleitete der biedere Landmann diese Bemühung mit einem verächtlichen La chen und ließ die halblaute Bemerkung hören: „Da siecht ma's, d' Stadt buab'n loa' Salz und loa' Schmalz pfui Deifi!" Der Jüngere der damit Gemeinten machte Miene, dem unberufenen Kriti ker zu erwidern; sein Freund zog ihn jedoch zu sich in die Ecke und flüsterte ihm einige Bemerkungen zu, die ein längeres, halblautes Gespräch zur Folg« hatten, um das sich der Land- Plötz'ich erhebt sich «in«r der Herren und bemerkt: „Schlechte Luft da her innen was? Da ist gewiß die Venti lation geschlossen!" Prüfend sieht er gegen die Decke, an welcher der Hand griff j-ur Nothbremse angebracht ist. „Das werden wir gleich haben," sagt er und erfaßt den Griff mit voller Kraft. Er zieht nach rechts und links ohne Erfolg! Der Michelbauer be trachtet mit spöttischen Blicken die ver geblichen Bemühungen und murmelt vor sich hin: „Wia i' halt sag', nix is gar nix!" Nun springt der andere Herr auf und ruft: „Laß mich machen ich bring' die Geschichte schon her unter!" Rasch langt er nach dem Griff und zerrt daran, daß sein Arm zittert und das zu Kops steigende Blut sein Gesicht dunkelroth färbt. Endlich läßt er los und sinkt' den Kopf schüttelnd, resultatlos auf seinen Sitz zurück. Run kann der Michelbauer sich nickt mehr zurückhalten; wie ein Circusath let schüttelt er zuerst seine Arme, dann stellt er sich in Positur und erfaßt d«n Griff mit seiner knochigen Hand. ..Miiaßt scho' g'spaßi' zuageh'n, wenn ma' dös net außabracht'!" meint er und reißt den Griff mit einem Ruck nach abwärts. „Leicht is's 'ganga!" sagt er lachend. Im nächsten Augenblick er hält er jedoch einen Stoß, der ihn auf seinen Sitz zurückwirft der Zug steht still mitten auf der Strecke! Alle Coup,'>senster öffneten sich, ein allgemeines Rufen und von Abtheilung zu Abtheilung, um nach dem Veranlasser der Fahrunter brechung zu forschen. Der Zugführer erschien auch an dem betreffenden Coup 6, bemerkte sofort, daß hier di« Nothleine gezogen worden, und fragte, wer si« gezogen habe. Die beiden Her ren deuteten auf den Bauer, der mit of fenem Munde den Vorgang verfolgt Hatte. Michel mußte seinen Platz ver lassen und bis zur nächsten Station mit dem Gepäckwagen vorlieb nehmen. Als er dort zur weiteren Behandlung in die Diensträume abgeführt wurde, ballte «r die Faust gegen seine bisherigen Mi treisenden und schri«: „I' bol Enk da wisch, hernach woaß i', was i' Enk abareiß! Runter'bracht hätt'r dös G'- lump do' net ohne mi, ös Fretta!" Aufdem Kasernenhofe. Unterofficier: „Piefke, wo sind Sie ei gentlich jeboren, daß Sie so «in Rhino ceros sind?" Piefke: „In Baden- Baden." Unterofficier: „Na, nu je wöhnen Sie sich ooch noch das Stottern an!" JmConeert. A.: „Wie fan den Sie die Wiedergabe dieses Sona tensatzes?" B.: „Durchaus im Sinne des Komponisten; in den Noten steh! nämlich als Vortragsbezeichnung: „Sehr mäßig", und der Pianist Hat'S auch wirklich „sehr mäßig" gespielt." Die nene Karz-Hucröayn. des und damit Norddeutschlands und Thüringens hergestellt zu sehen. Im Jahre 1869 war unter den betheiligten Regierungen, Gemeinden und Städten nen Marl begann der Bau der sogen. Harz - Querbahn Wernigerode-Nord hausen, in deren Zweiglinie, der Ge birgsbahn nach dem Brocken, eine ein zig in ihrer Art durch ganz Deutsch land dastehende Bahnstrecke geschaffen Die Harz - Ouerbahn durchschneidet den Gebirgsstock der Harzberge von Norden nach Süden in einer LänH« Brockenbahn (18,96 Kilometer) bei Station Drei-Annen-Hohne nach We sten abzweigt und nach vielfachen Win dungen und Kehren in einer andert halbfachen Serpentine die sagenum wobene Brockenkuppe erklimmt. Der Bau beider Harzbahnlinien hatte naturgemäß mit ungemeinen Terrainschwierigkeiten zu kämpfen, da auf weiten Strecken (bei der Brocken bahn durchgängig) jeder Fußbreit Bahnkörpers aus den Felsmassen der Berge herausgesprengt werden mußte; hierzu kommen noch etwa 400 Brücken, kolossale Damm- und Sicherheitsbau ten, ein Tunnel u. dergl. Im Gegensatz zu der bekannten Harz - Zahnradbahn Blankenburg- Rübeland - Tanne (System Abt) hat man bei der Harz - Quer- und Bro- Steinerne Renn«, ckenbahn das reine Adhäsionssystem (1 Meter Spurweite) beibehalten, wo bei allerdings oft die höchst zulässigen Steigungen von 1:30 d. h. auf 30 Meter Schienenlänge steigt das Gleis um 1 Meter) angewendet werden In nachstehenden Zeilen soll versucht werden, eine Fahrt auf den Altvater Brocken zu schildern, wie sie zur Eröff doskopartig sich verschiebenden Aussich ten zu genießen. lii W ZIU>« M 'AMW Drei - Annen - Hohn«. Jetzt nimmt uns der harzduftende Hochwald auf, der Zug krümmt sich einer Volllehre von nur 60 Meter Ra- Mlle bietet das nun folgende Thum- Dunkel des 70 Meter langen Tunnels, Bahnhof Drei-Annen-Hohne (S4O Me mühle, Eisfelder Thalmühle, Netz kater, Thalbrauc?«-- Ilfeld, Nieder ihm das Dampfroß so gewaltsam und schnöde auf's Haupt gestiegen ist. Prachtvolle Gebirgspanoramen kr aus der der Wurmberg (968 Meter hoch) emporsteigt. Auf mächtigem, L 3 Meter hohem Damm setzt nun der Zug über die Wormkelchschlucht, wäh holt und schöne Momentblicke aus Bro cken, Hohegeiß, die Schnarcherfelsen u. s. w. das Auge fesseln. halb des neuerdings immer mehr in Aufnahme kommenden Bergdorfes liegt, hält uns nicht lange auf, und hi'in geht's in die Kelswildniß und Waldespracht des «ngstenßrockenbann kreifes. Im Eckerloch. Die Schönheit der Gebirgsnatur wächst von Minute zu Minute; jede Lücke der Waldcoulissen läßt neue Reize entdecken. Langsamer durch fährt jetzt der Zug die große Curve im romantischen Eckerloch, und weit schweift der Blick über die Berge, Thä ler und Dörfer; im Bordergrund, im tiefen, grünen Elendsthal, liegt Schierke mit dem weißleuchtenden, freundlichen Kirchlein. Der Rückblick gibt den Brockenkegel mit seinen Hän gen und Klippen frei; wundervoll tritt das Brockenhaus mit dem hohen Aus zu den grauen, drohenden Granitschro ffen des Schluftkopfes empor, der in scharfer, kurzer Curve umfahren wird. Dann gürtet das Eisenband in weitem Bogen den Hang des Königsberges, während neue, überraschende Scenerien bei jeder Wendung auftauchen. großen Brockenkoors, dessen tief braune Torfschichten bis zu 6 Meter Tiefe ausgehoben werden mußten, um dem Bahnkörper auf dem Felsgrund des Berges sichern Halt zu schaffen. (90,0V0 Kubikmeter des bis zu 7 Me ter mächtigen Moorbodens, in dem vor seiner rationellen Entwässerung man ches Menschenleben unterging, wurden ausgehoben.) Sobald der Zug den Durchstich des Brockenmoors verläßt, beginnt in ge waltiger, weit ausholender Serpentin« die anderthalbfache Umfahrung der Brockenkuppe mit ihren unbeschreiblich schönen landschaftlichen Reizen. Alles, was die nahe und weitere Umgebung des Brockens an vielfältigem Zauber der Gebirgsnatur darbietet, gleitet gleich einem Riesen - Wandelgemälde langsam vorüber, und ruhiger, beque- Brockenblick vom Eckerloch, mer als von der Galerie des weit schauenden Brockenthurmes entrollt sich dem entzückten Auge die Schönheit der Landschaft, die durch die neue Gebirgs bahn erst im vollm Maße erschlossen Weiter bewegt sich der Zug; näher und näher rückt der wuchtige Complex des großen Brockenhotels, davor der graue, 2V Meter hohe Thurm, rechts das Meteorologische Observatorium. Jetzt erkennt man die bizarren Fels triimmer der Teufelskanzel und des Hexenaltars. Ein langanhaltender Pfiff, und: „Bahnhof Brocken, alles aussteigen!" rufen die Schaffner. Wenige hundert Schritte vom Bahnhof (112g,32 Meter Höhe) befinden sich die gastlichen Räume des Brockenhotels, 1142 Meter über dem Meeresspiegel. Unverantwortlich. „Ach, Frau Gräfin, geben Sie mir eine kleine Unterstützung die Krank heit von meiner Alten die kost't mich „Aber guter Mann wie kann Ihre Frau auch so ganz über Ihre Verhältnisse krank werden?" Hieb. Frau: „Schrecklich ist das Kind; wenn es nicht Alles bekommt, was es haben will, dann schreit es." Mann: „G«rade so wie Du!" —lm Glück. Sie: „Denk' nur, meiste Glück !" ließ): „Was bin ich schuldig?" Arzt: „Drei Mark!" Hausirer: „Was, drei Mark syr d« paar Stich?! Ja, was kost' denn dann bei Ihn« «' ganzer Ueber zieher?" Opferwillig. Geschäfts reil«nd«r (seinem Chef Bericht erstat tend): „Bei Rosenmillers war es dies mal besonders schwer, ein Geschäft ab zuschließen. Mir blieb zuletzt nichts Anderes übrig, als um die Hand d«r ältesten Tochter anzuhalten!" Zwei Präsidenten. Unerwartet ist Felix Faure, der Präsident der französischen Repu normalen ZeitverhäUnissen hätte sein eigniß. Francis Felix Faure, der am 3V. Kammer in Havre sowie Richter an dem dortige Handelsgerichte. Als Im porteur undßheder erwarb er imLaufe goldenen Glanz zu verleihen. Durch den Krieg 1870—71 mit Deutschland wurde auch Felix Faure, wie so viele Felix Faure. Commandanten des 6. Mobilgarde- Bataillons des Departements der Seine JnsSrieure ernannt und später als nähme am Kriege gegen Deutschland wurde Faure am 31. Mai 1871 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Nach vier, der dieses Portefeuille inne hatte, in das .Grand Minister«" Gambetta's betia's gehörte. Als mit Jules Ferry's ser Stellung verblieb Faure bis zum 6. April 18855, an welchem Tage das Mi nisterium Jules Ferry durch ein Ka- December 1887 bis lBBB secretä/für Marine und Kolonien im Ministerium Tirard. Während der Legislatur von 1889 bis 1893 war Faure Vize - Präsident der Deputirten - Kammer und als im Jahre 1894 das Ministerium Dupuy gebildet wurde, trat er als Marinemi nister in dasselbe ein. Mit dem gesammten Cabinet Dupuy trat er am 14. Januar 1895 zurück, worauf am folgenden Tage auch der Präsident Casimir - Parier fein Amt niederlegte. Bei der Präsidentenwahl, die am 17. Januar in Versailles statt fand, wurde er im zweiten Wahlgang zum Präsidenten gewählt, nachdem Waldeck - Rousseau zu seinen Gunsten Verzicht geleistet Fautt's plötzli- Als Nachfolger ist der bis herige Senatipräsident Emile Loubet zum Präsidenten der französischen Re publik gewählt worden. Der neu« Präsident. welcher als gemäßigter > Mann gilt, ist am 31. December 183 Z j in Marsanne geboren und von Berui Advocat. Als solcher ließ er sich in Jahre 188 S, unddrci Jahre später wurde er im Ministerium Airard Mi solcher gerade nicht mit Ruhm bedeckt. Diese Zeit war die Aera des Dynamit schreckens und das Cabinet Loubet sluth "der Panamaslandale fegte das Cabinet Loubet >veg. Als Senatsprä sident waltete Loubet seines Amtes mit Umsicht und Unparteilichkeit; in der Dreyfus - Affaire nimmt er leine aus- Rnßland in Wie». In der reichen architektonischen Mu stertet« Wiens fehlte bis jetzt «in Bau- Weif« ausgtfllllt durch die neue Kirche der russischen Botschaft. Der Neubau, für den der Kaiser von Rußland und der Heilige Synod den Betrag von einer Viertel Million Dollars gespen det haben, erhebt sich im Garten der die die ganze Grundfläche einnimmt, Die griechische Kirche, gliedert sich die eigentliche Kirche in der mor. Auf der Heimreise. Alte Dame: „Nein, liebes Fraule! ja schon auf der Heimreise!" Edle Naturen handeln großmüthig, gemeine handeln mit der Die Passion. Richter: Schlichtes Gewissen. — „Warum lassen Sie denn Ihre Alpen milch - Annonce nicht mehr in's „Tage druckt haben!" Grob. Besucher: „Was soll denn das Bild eigentlich vorstellen? Ich —" Besucher: »Und davor?" Maler (ärgerlich): .Davor steht «in Esel!" Fastnacht an der Havcl. Volksfeste dem Musik «in Geldgeschenk in das Schiff. Schifferessen statt, worauf sich Jung Barbarische Strafen. der Disciplin erfordert nicht selten die Anwendung heroischer Mittel. Dies ist namentlich im Felde der Fall, wo Lakonisch. Nanni, als sie dasselbe beim Lesen des Buches .Nana" überrascht): ..Nanu, Nanni Nana?!" mit Nebel! Eben deshalb. Theater diener: „Heda, Sie, da geht's nicht Elschen?" „Weil Papa gestern zur Mama sagt«, Du würdest wohl sitzen bleiben." Falsch verstanden. Dame (zum Bergführer): „SindSie Gute r R a t h. eingestehen." Ein braves Weib. „Dem Sepp se? Alle is a' gutv Frau! WeU der Arm» lein Bi:r mehr trinken darf, gibt sie ihm >ei Medicin, immer im Maßkrug!" Am liebsten. SW!/. Schwatzhaft« Dame (zu ihrem Tisch» nachbar): .. Und wie essen Herr Ge heimrath den Salm am liebsten?" Geheimrath: .Stillschweigend, gnä diges Fräulein!" Bar/"in (aus dem Salon tretend): .Geben Sie Obacht, Jean, machen Si: die Thür nicht eher zu, bis ich ganz draußen bin!" Mißtrauen läßt die Ehrlich keit Hungers sterben, Vertrauensselig keit füttert sie zu Tod. Daserllärt's. A.: „Sie gel seine Frau nur des Geldes wegen geheirathet hat? Wie lommen Sie auf diese Vermuthung?" B.: „Ich hab« Student: „Weiß noch nicht, muß erst einmal den .Ersten" abwarten!"
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