Bycmolw?. Das Haus wird festlich geschmückt. DasStubenmädchen Halle ihre schönst« Schürze und Häubchen auf. In der Küche brodelte eine köstliche Hühner suppe, strömten die Braten einen ein ladenden Duft aus, but die „Persecte" ihre besten Torten, während die Haus tns^icirend' durchs ganze Haus und beschränkte sich im übrigen darauf, feim allzu echauffirte GaMn von Zeit zu Zeit zu ermahnen, ihr wenig üeidfames, die allzu fett gewordenen Körperformen gar zu sehr marlirendes vertauschen. Mit verwunderten Augen sah das Töchterchen all' dies geschäftige Leben und Treiben um sich. Auch sie hatte <iuf „höheren Befehl" ihr Festtagsge wand angelegt, ein weißes Tuchlleid, blonden Haaren und rosig angehauch ten Gesichichen vortrefflich paßte und das ihre jungfräulichen Formen fest umschloß. Mit großen, verwunderten Augen blickte sie um sich und suchte nach dem Grunde all' des ungewohnten Lärms. Aber die Mägde hatten nur «in kicherndes Lachen zur Antwort auf ihn Frage, der Mutter in dem aufgeregten Zustande aber sich zu nähern war ge fährlich, und dem Vater gegenüber Wenige Stunden später wußte sie den Grund. Wie «s kam, davon konnte sie sich selber nicht mehr Rechenschaft ablegen. Ein ihr gänzlich fremder Herr traf «in und wurde von den Eltern äußerst liebenswürdig aufgenommen. Er wurde ihr als Bankier Z. aus Z. vor gestellt und befaßte sich viel mit ihr, fragt« sie aber ihre Neigungen aus und ehe sie sich dessen versehen hatte, war sie verlobt worden, ja, worden, denn sie wußte nicht einmal mehr, ob sie überhaupt um ihre Zustimmung be fragt worden sei. Wie im Traume hatte sie dann ne ben ihm gesessen, «r hatt« ihre Hand in die seine genommen, und flüsterte ihr Zärtlichkeiten in's Ohr, bei Tisch wurde auf das Wohl des Brautpaares angestoßen und alle Welt gratulirte ihr. Dann als der Abend kam, war «r gegangen, nachdem er sich die Er laubniß erbeten hatte, am nächsten Tage rechtzeitig wiederkommen zu dürfen. All' das versuchte sie zu recapitu liren, als sie sich Abends in ihr Mäd chenstübchen zurückzog. Also das hieß Berlobtsein, das war «ine Verlobung! Sie hatte sich's eigentlich viel poe tischer vorgestellt. Nur das eine kam ihr doch märchenhaft vor, sein plötz liches Hereinschneien, das Unerklär- Und im Nachdenken über dieses Wunderbare schlief sie ein und im Traume spann sich weiter zu dem nächsten Morgen erwachte und vor ih rem Mädchenbette über Nacht ein Ro senbeet erblüht war, das ihr in den herrlichsten Farben und süßesten Wohl gerüchen entgegenströmte, als brillan tene Schmetterlinge unter den Rosen hervorguckten und sie zärtliche Liebes gedichte zwischen ihnen entdeckte, da ist noch alles unverändert, steht noch alles am alten Platze. Nur die Be wohnerin desselben hat sich verändert. sichtchen ist alle Farbe gewichen, «s ist «in blasses Antlitz, aus dem große traurige Augen entgegensehen. Das cholie verwandelt, der Körper ist mäd- Schwer stützt sie ihr blasses Köpf chen auf die schmächtige kleine Hand Ringen bei ihm aus und zu den trauri genßerhältnissen gesellte sich ein jahre langes Siechthum, das nach achtjähn- daß jenes' „Wunderbare", auf dem das Glück jeder Ehe basirt, die al les verklärende, alles verschönend Liebe, 'ihrem Bunde fehlte, trotz allen Trübsals, das die Ehe ihr gebracht hatte, fand sie jene Zeit der Känvfe und Stürme dem jetzigen Zustande, in dem sie sich befand, vorziehbar. Wenn sie das irgend jemand aus ihrer Umgegend verrathen hätte, man kälte sie des schnödesten Undanks für schuldig befunden. Hatte sie doch jetzt ieine Sorgen mehr, für ihre leibliche» Bedürfnisse ward besten» gesorgt, wahrend sie früher mcht fetten darben mußte. Daß sie aber jetzt nach etwas Höhk> Zum ersteh Male fühlten die Eltern wälzt; nunmehr kam ihnen zum ersten Male der Gedanke, daß auch sie mit an der Verantwortung für das Ge- Und als der Bräutigam ankam, da wurde er zwar nicht mit so festlichen Vorbereitungen wie sein Vorgänger^ flogen ihr auch keine brillantenen Schmetterlinge in ihr Stäbchen und erstand vor ihrem Bette auch kein be spruchsvollen Herrlichkeiten von da mals, Reichthum und gesellschaftlicher Stellung, sproßte, einen süßen Duft und wob zwischen hüben und drüben zarte Fäden, die sich zu einem dauer haften Bande vereinigten. sollte dieses Mal besser, glücklicher aus fallen. Sonderbares Werben. Die Brautwerber des Landvolkes in Masuren, die namentlich im Herbst thllinlichkcit. Ihre Geschäfte pflegen sie an den Sonntagen zu erledigen. Sie erscheinen im höchsten Staat, suchen sich im Garten einen Kohlkopf und stei gen zu Pferde, um das Haus aufzu suchen, in welchem ihr Werbetalent entfaltet werden soll. Unterwegs läßt der Freiwerber den Kohlkopf von fei nem Pferde auffressen und betritt nun erst das Haus der ihm von dem Lieb haber bezeichneten Schönen, wo sein Erscheinen meist freudiges Erstaunen hervorruft. Bald nach der Begrüßung knüpft er ein Gespräch an, um in des sen Verlause auf den angefressenen Kohlkopf mit den Worten hinzuwei sen: „Es ist eine Ziege in unseren, Garten gewesen und hat diesen Kohl kopf angefressen, nun habe ich sie ge spürt bis hierher und will sie jetzt se hen." Sobald diese Worte gespro chen sind, lächeln Alle: wissen sie doch, um was es sich handelt. Die bewußte Dorfschöne verschwindet plötzlich, wirft bald bestimmt. Während des Actes Bräutigam, wenn er ihren Versuchen vorzukommen weiß, unfehlbar anheim 'M. - - HZrasimailen-Weisycit. In den Salons des Generalconfuls war „Jour fixe". Draußen blies der naßkalte Decemberwind, drinnen, eine kleine, lebhafte Gluth prickelnd knisterte. ' Äie Unterhaltung stockte einen Au genblick. Sie hatte sich um die^lra mer in Genf abgespielt hatte. Ein junger Hauptmann vom Äeneralstabe war in Genf Augenzeuge der Ausre gung über die verruchte That gewesen und schilderte sie mit dem wollüstigen Behagen eines Klinikers, der vor seinen Schülern die Einzelheiten eines inter essantin Falles entwickelt. Er erzielte eine durchschlagende Wirkung. Alles schwieg vor Entsetzen oder Rührung. Durch die Glieder der schönen Frau flog etwas wie ein frosti ger Schauer. Ihr tiefes, dunkles Auge starrte einen Augenblick in die dunkel rothe Gluth, wie durch eine Vision ge bannt. Sah es dort die dreikantige, groben Holzgriff, die der Bube Luc cheni in das Herz der edeln Kaiserin gejagt hatte? Nach einer Weile duckte sie sich, schmiegsam wie ein junges Kätzchen, in die weichen Schwellungen des Fauteuils. Sie liebte die gruseli gen Geschichten am Kamin. Das Gespräch setzte wieder ein. Der Herr Generalconsul, ein apoplektischer Fünfziger mit fleischrothen Fettpol stern unter den Augen, im Nacken und der Meinung, die Regierungen müßten alle diese Tiger in Menschengestalt kurzer Hand niederknallen. Ein Com nach Neu-Guinea, ein junger Lieute nant war für Aufhängen oder Vergif ten, ein wollte die „Und Sie, He« Professor?" sagte die Hausfrau, indem sie sich an den Herrn wandte, der still, in sich gelehrt an der anderen Seite des Kamins saß und anscheinend theilnahmlos in die Gluth schaute. Es war eine lange, schmale und doch sehnige Gestalt, mit einem bleigrauen, etwas müden Gesicht, über dem sich ein mächtiges, kahles Schädeldach wölbte. Er war erst vor kurzem von einer langjährigen Stu dienreise in Vorderindien zurückgekehrt und hatte einen Lehrstuhl für Völker kunde an der Universität eingenommen. „Ich?" fragte der Professor, wie aus einer Träumerei erwachend. „Ja, Sie!" erwiderte die Hausfrau. „Sie sind nebenbei Socialpolitiker. Glauben Sie, daß man diese Gift hebens um diese Bagatelle macht." „Bagatelle?" echote es aus allen Winkeln zugleich, spöttisch, erstaunt, entrüstet. „Jawohl, Bagatelle!" wiederholte der Professor. „Wieviel Opfer hat denn dieser sogenannte Anarchismus in den 25 bis 30 Jahren seines Bestehens vorgequollen. All« aber sind sie Stümper des Verbrechens, Abe-Schü tzen des Mordes. - Nun aber stellen Sie sich einen Meister des Anarchis nant. „Brr!" macht: der General consul. Alles lachte. Die junge Frau warf einen unruhigfragenden Blick „Und das hat Ihr Philosoph ge than?" fragte sie zögernd. chem Wege?" „Avf dem Wege der Wissenschaft!" „Na," fiel der beliebte, gesättigt dreinschauende Commerzienrath ein, zu existiren?" „Warum nicht?" gab der Professor zurück. „Sie haben «ine Geschichte w p?tto, Herr Professor", sagte die Hausfrau, welche soeben die sarkastischen Fa'.ien an seiner Nasenwurzel bemerkt zu haben glaubte. „Schießen Sie los. Es scheint ja elwaS recht Angenehm- Gruseliges zu sein, wie ich es liebe." „Natürlich aus Indien", fügte ein „Allerdings", sagte dcr Professor. „Die Sache verhielt sich folgenderma ßen: Man hatte mir von einer uralten Brahmanensecte erzählt, die im äußer sten Norden der Bombay - Presidency in klösterlicher Abgeschiedenheit eine Art von anarchistisch - kommunisti schem Dasein führen sollte. Zur Ver vollständigung meiner Studien über das Leben und die sozialen Ein richtungen dieser wunderlichen Heili gen, die von den Hindus „die Hüter dcr Angaben versehen tonnte, so beschloß ich, mit der Eisenbahn hinzufahren, um wo möglich mit eigenen Augen sehen und urtheilen zu können. Einige Stationen hinter Mchsana stieg ein Herr zu mir ein, dem ich trotz seiner eleganten Kleidung sofort an sah, daß er ein Hindu war und der Kaste der Brahmanen angehöri«. Er machte den Eindruck eines Vierzigers; wenn man aber die tiefeingekerbten, parallelen Runzeln seiner springenden Stirn allein betrachtete, so schien er mindestens zehn Jahre äüer zu sein. Jedenfalls war er einer jener tiefen Denker, wie man sie unter den Brahmanen so häufig findet. Bald hatten wir uns in eine höchst fesselnde Unterhaltung eingesponnen. Er hatte in Bombay Medicin studirt und war dann nach Europa gegangen, um >nne Kenntnisse zu vertiefen und zu erwei tern. Besonders hatte ihn die damals im Entstehen begriffene Bakteriologie angezogen. Er hatte unter Charcot und Pasteur in Paris experimentirt und auch zu den Füßen Kochs in Ber lin gesessen, von dem er mit der größ ten Hochachtung sprach. Er verfügt« überhaupt über eine ganz umfassende Bildung und beherrschte alle hervorra genden Cultursprachen mit derselben souveränen Sicherheit. Wir kamen natürlich auch aus die Pest zu sprechen, und ich fragte ihn, ob in diesen Gegenden bereits Erkran kungssälle constatirt seien. Er ant wortete kurz: „Nein, aber es wird schon kommen." Ich erwähnte auch scherzend, daß mehrere europäische Re gierungen die Absicht hätten, Erpedi tionen zur Auffindung des Pestbac'.l lus auszusenden, worauf er mit einem kaum merklichen spöttischen Zucken um die wohlgeformten Mundwinkel ant- Als er von meiner Absicht hörte, die „Weisheit der Brahmanen" an Ort und Stelle zu studiren, gab er mir aus der Fülle seiner Kenntnisse heraus mit der liebenswürdigsten Bereitwilligkeit überraschenden Aufschluß. Er war mit allen Einzelheiten dieser sonder baren Lehre vertraut und entwickelte sie vor mir mit einer Klarheit der Ge danken und einer Wärme oer Sprache, daß in mir die Vermuthung rege wurde, er möchte selbst dieser Secte an gehören. Er gestand, früher ihr An hänger gewesen zu sein, sich aber w'gen der Consequenz der Lehre von den Weisen getrennt zu haben. Ihr« Philosophie ging von dem be kannten buddhistischen Grundsatze aus,. daß die Existenz des Irdischen eine Strafe zur Abbllßung sei und daß die Veranlassung zur Existenz in den schlechten Werken der Menschen liege. Alle schlechten Werke aber, so argumen tirten sie weiter, sind lediglich eine Folge des persönlichen Eigenthums. So lange es noch keinerlei Besitzthum gab, herrschte in der Welt das goldene Zeitalter. Der Mann, der das Wort „Eigenthum" zuerst ausgesprochen ha!, hat den Keim zu allen Sünden und Lastern in die Menschheit geworfen. Haß, Neid, Zwietracht, Geiz, Ungehor sam, Völlerei, Unzucht, Diebstahl, Mord alles wnrzelt im persönlichen Besitz. Man schasse diesen ab, und die Menschen werden, von allen Schmer zen des Daseins befreit, das Leben von seligen Geistern sichren. „Und haben die „Hüter der Weis heit" ihre Theorie in die That umzu setzen versucht?" fragte ich. „Für den beschränkten Kreis der „Weisen" allerdings", antwortete der Brahmane. „Darüber hinaus aber denken sie nicht. Und darin liegt eben das Unfruchtbare, das Unzulängliche, das Halbe ihrer Lehre. Ihre Weisheit bedeutet nichts, so lange sie vor dem entscheidenden Schritte Halt macht. Was ist Meditation ohne die Kraft und den Willen zum Handeln!" ' „Sie selbst meinen also," warf ich ein, „man müßte an die Abschaffung des Besitzes gehen?" „Unbedingt! Sonst eilt die Mensch heit mit Riesenschritten dem sittlichen Untergange entgegen." „Dieser Schritt dürfte nicht ohne ei nige Schwierigkeiten sein," erwiderte „Sie sind nicht unüberwindlich," fuhr er ruhig fort. „Sie liegen ledig lich in der Masse. So lange es fünf hundert Millionen Menschen oder mehr auf dem Erdball giebt, von denen oben drein neun Zehntel Kümmerer sind, läßt sich schwerlich etwas erreichen. Aber mit fünfzig Millionen, und zwar geistig und körperlich Auserlesenen, läßt sich unschwer eine Verständigung erzielen, meine ich." „Und was soll man mit den übrigen 4M Millionen machen?" „Vernichten!" sagte der Brahmane mit unerschütterlichem Gleichmuthe. Ich sah ihn nicht ohne Betroffenheit an. War das ein Verrückter oder ein Verbrecher? „Damit dürfte es noch lange Weile haben," sagte ich aufste der Nähe dieser Weisheit. »Der Eine?." „Scheusal?" unterbrach er mich mit einem leichten Flackern der Stimme. „Der beste Wohlthäter der Menschheit ein Scheusal? Glauben Sie mir, wenn der Eine kommt, wenn er seine Mission erfüllt, so wird er mehr sein, als Buddha, als Zoroaster, als Moha med, als Christus. Die Menschen werden ihm Tempel erbauen, ihm Statuen und Altäre errichten, er wird der Gott der Götter sein." Ich sah, wie eine große Erregung sich seiner bemächtigt hatte, und konnte nicht umhin, einen Blick der Bewunde rung auf den Weisen zu werfen. Einige Augenblicke später hielt der Zug vor einem kleinen, schmucken Sta tionsgebäude. Wir waren am Ziel. Als ich ausgestiegen war, ließ ich mich fache Gasthaus des Ortes führen. Der Brahmane, von dem ich mich mit inni gem Danke herzlich verabschiedet hatte, schlug eine Seitenstraße ein und war bald meinen Blicken entschwunden. Am nächsten Morgen trat Regen wetter ein, das mich zwang, die Reise zu den „Hütten der Weisheit", die ich zu Fuß oder zu Wagen fortsetzen mußte, zu verschieben. Als ich am dritten Tage nach meiner Ankunft von einem größerem Ausfluge in die Um gegend nach Hause zurückkehrte, be merkte ich, daß sich eine ungeheure Er regung aller Hausgenossen bemächtigt hatte. Sie standen in Gruppen und sprachen hastig auf einander ein. Ihre Mienen und Gesten verriethen, daß sich etwas Furchtbares ereignet hatte. Auf meine Frage erfuhr ich, daß die Beu lenpest in dem Dorfe ausgebrochen sei, zum ersten Male seit Menschengeden ken, und daß bereits sechs Personen dem „schwarzen Tode" zum Opfer ge fallen seien. Gegen Abend verließ ich meine Woh nung und wanderte durch die Straßen, entschlossen, am nächsten Morgen ab zureisen, da das Wetter sich gebessert hatte. Aus meinem Wege entging mir die eigenthümliche Unruhe nicht, die sich des ganzen Ortes bemächtigt hatte. Männer, Frauen und Kinder standen a» den Thüren oder mitten auf den Straßen, schrieen übermäßig laut, ge sticulirten mit energischen Bewegungen, kurz, offenbarten eine Erregung, wie ich sie bei den meist apathischen Hindus noch nie gewahrt hatte. Wenn ich durch ihre Gruppen hindurchging, schwiegen sie plötzlich und traten hastig zur Seite; ich konnte nicht entscheiden, ob ans Ehrfurcht oder vor Schrecken. zweiter und dritter folgten, ein furcht bares Geschrei von vielen erregten Stimmen ertönte hinter mir. Ich hörte Schritte von Verfolgenden. Es galt mir, ohne Frage. Vereinzelte ten mir, daß ich für den Urheber ihres Unglückes galt. Ich war der einzige Fremde im Dorfe, ich kam aus Bom bay, ich hatte die Pest mitgebracht! Das w.ir es! Ein Blick auf meine Verfolger be lehrte mich, daß jeder Widerstand ver geblich war, nur die Schnelligkeit konnte mich retten. Die Angst beflü gelte meinen Fuß, ich jagte wie der Sturmwind dahin. Da plötzlich tauchten auch vor mir wild erregte Ge stalten auf, die aus einer Nebenstraße hervorstürzten. Ich war verloren! Ich stehe vor einem kleinen, sauberen Häuschen. Die Thür ist offen ich springe hinein vor mir steht der Brahmane. Mit fliegender Brust, mit keuchen dem Athem erklär» ich ihm in abgeris senen Worten meine unselige Lage, auf meine Feinde weisend, die inzwischen schreiend, kreischend, drohend vor dem mit einer unsagbaren Ruhe in Aus druck und Haltung, legte beruhigend die Hand auf meine Schulter und trat auf die Straße hinaus. Ich hörte seine klare, laute, ruhige Stimme. Der Lärm verstummte augenbUcklich. Als er zurückkehrte, sagte er zu min „Obwohl ich Ihnen dafür bürxe, daß Sie ungefährdet in das Gafth^s doch um die Ehre Ihrer Gastfreund schaft bitten." Ich nahm das Anerbieten mit Dank an und verbrachte einen Theil der Nacht in der Gesellschaft eines der scharfsinnigsten Denker und Gelehrten, die ich kennen gelernt habe. Welch eine Fülle von Empfindungen, Anre gungen, Aufklärungen und Kenntnis sen verdanke ich diesem außergewöhn lichen Manne! Als ich am nächsten Morgen zu frü hester Stunde erwachte, sah ich, wie der Brahmane durch den Garten einem kleinen, abseits gelegenen Häuschen zu schritt, das er mir am Abend von wei tem gezeigt und als sein Laboratorium bezeichnet hatte. Neugierig, wie ich ge worden war, beschloß ich, ihn dort auf zusuchen. Als ich herangekommen war, sah ich durch das geöffnete Fen- Gläfern, Flaschen, Retorten, Mikro skopen und anderen Jnstrumemen han tirte. Nach einer Weile wurve er mei ner ansichtig und stutzte einen Augen blick. dann lud er mich ein, hereinzu „Sie mögen es immerhin sehen", sagte er gelassen. „Aber rühren Sie, bitte, nichts an. Hier brütet der Tod. Die Räthsel, die Ihre Wissenschaft ir, Europa nur erst dunkel ahnt, sehen Sie hier gelöst. Dieses Fläschchen hier der Vernichtungstraft, aber nur auf der westlichen Hemisphäre wirksam. Dies Ist dueMus eknll-i-.i'- a»lnti< ebenfalls Reincultur auf Gelatine. Gleichfalls hervorragenv in Krastent faltung und Wirkung, aber nicht an bis zur gänzlichen Erschöpfung des Virus. Und dieses hier," fuhr er nach einerPaufe fort, wdem er ein klei nahm und prüfend gegen das Licht hielt, „dies ist der Beulenpestbacillus, das Resultat meiner eigenen vieljähri eigenes Geschöpf. Man sollte es die „Weisheit des Brahmanen" nennen scheinbare Provinzialstadt zu machen? Aber beruhigen Sie sich", setzte er lächelnd hinzu, als er die ängstliche Be merkte. „Die Weisheit des Brahma land." Landsleuten Gutes?" fuhr ich heiter fort. „Vielleicht —die Weisheit des Brah- Briicke auf das Verdeck des Schiffe. den Dampfer, der an den KUstenftädten Indiens, Persiens und Arabiens anle gen sollte. „Heute ist er in Karachi", Tag« darauf brachten die Bombay News die telegraphische Nachricht vom Ausbruch der Beulenpest unter den don" den Hafen von Gwadar verlassen haben mußte, hieß es: Die Pest ist in Gwadar. Dieselbe Nachricht aus Maskat, end lich aus Aden. Das Blut erstarrte in meinen Adern. Ich las keine Zei tung mehr, ich fürchtete, den Verstand zu verlieren oder ihn schon verloren zu hört?" sagte er hastig. „Die Pest ist in's Rothe Meer eingedrungen. Die „City os London" hat sie verschleppt. Uebermorgen ist sie in Suez... ——" „Weiter, weiter!" sagte die Haus frau, als der Erzähler plötzlich schwieg. Ihre Stimme zitterte, ihre Wangen waren tief geröthet, ein dunkelglühen der, langer Blick aus weit geöffneter Pupille hatte sich in das Auge ihres Gegenübers gebohrt. „Meine Geschichte ist zu Ende, gnä dige Frau." liebsten Schmollen. „Sie haben uns um die Pointe der Geschichte gebracht. Was ist aus der „Weisheit des Brah manen" geworden?" „Na, einfach", sagte der Generalcon sul. „Der Brahmane hat vergessen, die Handschuh anzuziehen und hat sich selbst angesteckt." „Oder die „Weisheit desßrahma>>,en" ist in's Rothe Meer geplumpst und Lieutenant selbstbefriedigt. „Ich denke", fiel die junge Frau lächelnd ein, „darüber wird uns der Herr Professor selbst am besten Aus gegnet?" „Sie haben es errathen, gnädige Frau. Vor vier Wochen, auf meiner Palästinasaqrt, zur Einweihung der Erlöserkirche, habe ich ihn in Kairo getroffen." „Wirklich? Das ist allerliebst!" „Und wollen Sie wissen, wo? In einem Kafsehause auf der Esbekieh, wo er in Gesellschaft seiner kleinen zenden Griechin, seinen Mazagran schlürfte. Er ist einer der renommir testen Aerzte Kairos geworden." „Aha!" rief alles wie aus einem Munde. „Das war ja vorauszusehen", setzte der Commerzienrath hin- Die Anderen folgten, da es mittler weile recht spät geworden war. Als siai der Professor an der Thür von dcr jungen Frau verabschiedete, flüsterte sie mit einem schelmischen Lächeln um die Mundwinkel: „Habe ich recht verstanden? Die letzte Weisheit des Brahmanen ist ... dl« Liebe?" „Sie ist der Anfang und das Ende aller Weisheit", erwiderte er, indem er seine vollen, warmen Lippen mi! In brunst auf ihre Hand preßte. —lm Zweifel. Geldivechsler: Commis? „Sie seien gerade im Bad!" Geldwechsler: „Hat «r'Z geglaubt?" der eigentliche Schrecken begann. „1., 2., 3., 4. Klasse," wurde durch einander geschrieen, Eoup>'thüren wur- Alles überfüllt! „Was, kein Platz mehr?" ein Skandal!" „Das lassen wir uns absolut nicht gefallen," bestätigt« der Andere, „wir beschweren uns auf der nächsten Sta „Selbstverständlich, College," be theuerte der Erste wieder, „es ist ja unglaublich!" Und nun machten sie ihren Herzen Luft, bis der Zug wieder auf der Sta tion stillstand. „Schaffner, das Beschwerdebuch!" Das große Ding wurde gebracht und nun schrieb der Aelteste von den beiden Kollegen ein langes Jammerlied hin ein: Die Bahnverwallung sollte doch an solchen Tagen mehr Wagen anhän gen sie hätten Beide direct auf der Plattform stehen müssen das ginge gen getroffen werden, u. f. w. Der kurze Aufenthalt reichte nicht aus, um all' den Groll zu notiren, den sie in sich trugen, die Locomotive hatte schon wü thend gepfiffen, als das Buch endlich zugeklappt wurde. Acht Tage waren vergangen, und die Bahnverwaltung hatte nichts von sich hören lassen. Nach vierzehn Tagen endlich kam ein Schreiben, welches den obrigkeitlichen Stempel trug. Es wurde natürlich sofort aufgebro chen, und da stand geschrieben: „Da der Aufenthalt auf der Platt form während der Fahrt verboten ist, so sieht sich die unterzeichnete Direction genöthigt, die auf besiegendem Stras- Die Betriebsverwaltung. Blitzableiter. Eine Stammtisch - Gesellschaft al- Seit der Zeit sagt sie kein Wort." Blattl Papier hin und 'nen Bleistift dazu. Geh' Alte, sag' ich, heut ver steh' ich doch kein Wörtl von Deinem interessanten Bortrag. Sei so gut Sie, daß sie thut? Nix thut sie und kein Wörtl sagt sie! Das Schreiben meine Ruh." Das Kabiiictstü». Gerade als er am „modernsten" war, starb Maler Ovenhagen. Na- Den Mittelpunkt des Interesses bil dete ein ganz kleines Bildchen von großartiger Realistik der Ausführung » als auch des Stoffes? es stellte näm lich mit packender Naturwahrheit eine todtgeklatschte Fliege dar! deutende Summe Ersteher des Kabi netstücks und voll Stolz ließ er es in seinen Salon bringen, wo es auf einer Staffelei ins beste Licht gerückt wurde. Als Baron Schnodel am nächsten Morgen den Salon betrat, erbleiHte eben bei dem Bild und wollte mit einem Messer daran etwas machen. „Was willst Du denn da thun?" herrschte ihn der Baron an. Der Diener aber lä chelte und antwortete: „O nichts! Herr Baron, ich will da von der schönen Leinwand nur ein bisserl was weg kratzen; da hat ja Jemand eine Fliege darauf zusammengetätscht!" Und Merkwürdige Todes ursache. „Wie ist denn das gekom men, daß Ihre Schwiegermutter so schnell gestorben ist?" „Das ist eine merkwürdige Geschichte. Sie ließ sich vom Zahnarzt ein« Goldplombe ma-
Significant historical Pennsylvania newspapers