Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 22, 1898, Page 3, Image 3

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    KusNbitlckr.
Roman von Luvwig Habicht.
(14. Fortsetzung.)
„Doch, doch er hat unrecht. Gro
wers sind ehremverthe Leute, das
Müschen ist wohlerzogen und würde
gc»z gut zu uns passen. Und was -
war der Großvater deines Vaters, auf
den wir doch stolz sind, denn anderes
als Grower!"
„Du möchtest Sophie also gern zur
Schwiegertochter?" fragte Clelia, ohne
auf di'e Bemerkungen ihrer Mutter
weiter einzugehen.
„Es ist mein Herzexswunsch, und
der erste in unserer langen Ehe, den
dein Vater mir hartnäckig versagt."
Es entstand eine kurze Pause, dann
fragte Clelia wieder: „Was meinst du,
wenn ich einmal mit dem Vater re
dete?"
lest!"' ' l btd d s
nicht wollt«? Warum habe ich von dir
Sachlage bisher so gar nichts erfah
ren?" Ton und Miene zeigten, daß
sie
sprachen, daß man einzig dem nach
trachten soll, siehst darin das Glück—"
„Nein, nein, das thue ich nicht!"
unterbrach sie die Tochter heftig. „Das
einzige, was uns das Leben Werthvol-
Räthsel! Was hat diese jüngsteWand»
mein Kind!"
„Später später, Mutter," erwi
derte sie ausweichend, „jetzt haben wir
auch Alberta wieder! Schlafen die
Kinder?" und sie eilte, sichtlich froh
über die Unterbrechung, der soeben den
etwas später als sonst bestellten Mah
theilte.
Kaum hatte Frau Hammers die
Tafel aufgehoben, und die kleine Tisch
gesellschaft sich in den Salon zurllck
klangen, such!« Ferdinand in den Au
gen der Mutter zu lesen; es war nicht
allzu schwer sür ihn, daraus zu ent-
Eine bang« halbe Stunde verging.
Alberta, die mit seinem Takt errieth,
daß hier «in ganz intimer Familien
vorgang sich abspielt«, hatte unter dem
Vorwand, noch einmal nach ihren Kin
dern sehen zu wollen, sich zurückgezo
gen: Mutter und Sohn saßen einander
in atheinlosem Schweigen gegenüber.
Ferdinand, der die Absicht gehabt, sich
hinwcc.zuschleichen. um noch auf eine
Stunde zu Sophie zu gehen, war wie
unter einem Bann und vermocht« sich
nicht zu rühren.
Und da schob auch schon ein« weiß«
Frauenhand, an der kostbare Ringe
funkelten, den Vorhang zurück, Clelias
Gesicht erschien, leuchtend und von
Thränen betaut, wie der Bot« eines
heiß erkämpften Sieges, und mit halb
von Schluchzen erstickter Stimme rief
einer Stimme, der «r vergebens F:stig
keit zu geben suchte: „Bedanke tnch bei
deiner Schwester und deinem Schwa
ger."
„Clelia. du du!" stammelte Fer
dinand, „o. wie viel habe ich dir abzu
bitten! Ich hielt dich gerad« sür die
ärgste Gegnerin meiner Liebe."
„Ich bin blind gewesen und bin
sehend geworden!" flüsterte di« junge
Frau; sie schlang den einen Arm um
Hand ihrem Galten.
Währenddessen war Hammers zu
seiner Frau getreten und fragte, sie an
sich ziehend: „Hab' ich's nun recht ge
macht, Alte?"
Sie «rgriff seine Hand, drückte sie
an ihre Brust und flüst«rte: „Ich danke
dir, Adolf, ich danke dir, du hast mich
sehr glücklich gemacht."
„Ja, was soll ich schließlich thun?"
sagte Hammers laut, bemüht,der Rüh
rung, die Alle, und nicht zum wenig
sten ihn selbst, «rgrisfen hatte, durch
einen Scherz ein End« zu machen.
„Vier gegen Einen, das war doch zu
stark."
„Erlaubt, daß ich mich sogleich ent
ferne, ich muß Sophie noch heute die
Freudenbotschaft bring«n," sagte Fer
dinand.
»Ich g«he mit dit," erklärte Clelia
und schon hatte sie die el«ktrische Klin
gel in Bewegung gesetzt, um sich durch
di« herbeigerufene Diemrin Hut und
Mantel bringen zu lassen. „Ich will
meine Schulfreundin zuerst als Ver
wandte begrüßen."
Sie ahnte nicht, wie sehr sie durch
dieses Anerbieten den Wünschen ihres
Brudes entgegenkam. Bater Grower
war die Zeit, die seine Tochter durch
den Starrsinn des alten Hammers auf
die Vereinigung mit d«m Geliebten
warten mußt«, doch nachgerade recht
lang geworden; nicht, weil er sein Nest
häkchen gern aus dem Hause gegeben
Vermittelung der Schwester hoffte.
Hammers hatte, als Clelia ihre Ab
sicht zu erkennen gab, sich sogleich be
lange anvertraut?"
„Wie konnte ich das, Cl«lia?" erwi
derte er. „Erinnerst du dich nicht, was
Er aber entgegnete ernst: „Nein.
Clelia, das würde ich geglaubt ha
ben, wenn deine Handlungsweise nicht
hätte."
Sie zog ihren Arm aus dem sei
nen und sagte verletzt: „Du machst mir
meine Heirath zum Vorwurf. Was
setzen?"
„Nichts, als daß er eben dein Gatte
ist!" rief Ferdinand lebhaft. „Gund
lach ist ein braver, durchaus ehrenwer
ther Mann, ich achte ihn hoch; er
trägt dich auf den Händen, liest dir
jeden Wunsch von den Augen ab, den
noch weiß ich, daß du nicht glücklich mit
„Wieso weißt du das?" wollte sie in
hochfahrendem Ton fragen, aber er
drückte ihr die Hand und antwortete
fast mit denselben Worten wie sie vor
wenigen Stunden der Mutter:
„Du müßtest nicht meine geliebte,
einzige Schwester sein, wenn ich das
nicht'wissen sollte. Früher warst du
kalt, stolz, schroff, jetzt bist du düster
„Unglücklich!" siel sie ein. „O Ferdi
nand. ich sehe, das Verst-ckenspiel^cn
Mutter betrachtet mich mit so bangen
den. forschenden Blicken."
Wie schon einmal vor Jahren bat er
sie: „Clelia, sprich dich gegen mich
aus!" Und wie damals wurde dieses
Wort der Schlüssel zu ihrem fest ver
wahrten Herzen. Und doch wie anders
war es jetzt! Damals fetzte Clelia an
die Stelle der verrathenen Liebe den
heißen Wunsch, an dem Elenden Ver
geltung zu üben; jetzt hatte sie ihr Ziel
erreicht, für das ihr kein Preis zu hoch
erschienen, jetzt wir dieser Rachedurst
gestillt, und sie fühlte sich «lender denn
je.
Tag und Nacht verfolgte sie die blu
tige Gestalt des «inst so heiß Geliebten
und nachher so bitter Gehaßten, den
sie in den Tod getrieben hatte. Ruhe
hatte sie zu finden gehofft, sobald
ihrer Rache Genüge geschehen war, und
sie fühlte sich jetzt von qualvollsten Ge
wissensbissen umhergetrieben. Das
alles bekannte sie dem Bruder, und
Ferdinand empfand «in Frösteln im
ganzen Körper; ein Grauen beschlich
ihn vor der Schwester, er vermochte es
aber nicht über sich zu gewinnen, mit
der ohnehin schwer Geängstigten streng
ins Gericht zu gehen. Wenn auch ihre
Handlungsweise vor dem Gesetz straf
los blieb, gewiß hätte ihr kein Richter
eine härter« Strafe auszulegen -er-
Gemissen erlitt
„Du hast schwer gefehlt, Clelia!"
Ben lasse?"
len."
„Ach, ich empfinde ein Wohlgefiihl,
antwortete sie tief aufseufzend. „Ja,
„Nicht zu spät! Du kannst und
dich."
„Ich will es!" Clelia und
des Bruders. „Ich danke Ferdi
entgegenbreitend rief: „Ich will meine
alte Schulgenossin und neue Schwester
begrüßen. Sophie, wirst du noch ein
Plätzchen in deinem Herzen für mich
haben?"
„Schwester? Du nennst mich Schwe
ster?" fragte Sophie noch immer zwei
felnd, aber Ferdinand sagte: „Sie hat
sich mir und dir als liebe, treue
Schwester erwiesen und unsere Sache
beim Vater geführt? er giebt seinen
Segen zu unserem Bunde. Es steht
unserer Vereinigung nun nichts mehr
im Wege."
„Metnt ihr?" sagte, aus dem Hin
tergrunde des Zimmers hervortretend,
Vater Grower. „Nun es endlich dem
Herrn Fabrikbesitzer gefällt, ja zu sa
gen, braucht der arme Schmiedemeister
gar nicht mehr gefragt zu werden?"
„Aber Vater, das bist du ja schon
lange," legte sich die Frau ins Mittel.
„Schon gut, doch nicht von Herrn
Adolf Hammers," antwortete Gro
wer. „Ich verlange jetzt unter allen
Umständen, daß er für sei-
Ferdinand und Sophie wechselten
einen erschrockenen Blick. Da erhob
sich schon wieder ein Hinderniß, wäh
rend sie alles endlich aus dem Wege ge
räumt glaubten; Grower hatte einen
harten Kopf, und es war kaum anzu
nehmen, daß Hammers sich dieser Be
dingung fügte.
Aber Clelia stand schon neben dem
Alten und sagte mit liebenswürdig-m
Lächeln: „Gewiß wird mein Vater das
thun, ich möchte Sie nur bitten, daß
wir die Sache weniger feierlich machten
und lade uns im Namen meiner El
tern auf morgen Abend zur Verlo
bungsfeier bei Ihnen ein. Sind Sie
damit einverstanden?" wandte sie sich
zugleich auch an Frau Grower.
„Nicht wahr, du bist es, Vater? ba
ten ?srau und Tochter, und dem Dop
pelblick dieser zwei blauen Augenpaare
vermochte der Alte nicht zu widerste
hen; er gab seine Zustimmung. Viel
leicht war die Vorstellung, den Fabrit
besitzer Hammers und den Conful
Gundlach aus Berlin nebst Gattinnen
an seinem Tisch zu sehen, nicht ohne
Einfluß darauf. Auf das Mütterchen
wirkte der Gedanke aber völlig elektri
sirend. Sie hätte am liebsten die Vor
bereitungen sogleich begonnen und die
Boten iii alle Winde entsandt, um den
Erwarteten einen ihrer würdigen Em
pfang zu bereiten.
deren Tage. Die Gesellschaft, die sich
am Abend um den festlich gedeckten
Tisch in dem großen Zimmer der Gro
werschen Wohnung reihte, und der au
ßer der Hammersschen Familie und
Alberta auch die in der Nähe wohnen
den Kinder und Schwiegerkinder des
Growerschen Ehepaares angehörten,
hatten alle» Grund, mit der Bewir
thung zufrieden zu fein. Man befand
sich in der heitersten Stimmung, und
Grower hatte die Ausstattung ihrer
Tochter fertig; was noch fehlte, konnte
in der Zwischenzeit beschafft werden.
Die Kinder hatten lange genug gewar
tet, sie gönnte ihnen die endliche Verei
nigung.
Etwas früher als sie ursprünglich
beabsichtigt, lehrten Clelia und ihr
Gatte nach Berlin zurück; sie verspra
chen jedoch.zur Hochzeit wieder zu kom
men.
Ganz anders verließ sie diesmal das
Vaterhaus, als da sie zuerst ihrem
freundlich, ruhig, heiter, liebevoll be
sorgt um ihn und befriedigt in ihrem
Hause.
22.
zu erzeugen dem Schreiber völlig fern
lagen.
Auch Franziska v. Ballerstädt hatte
viel zu ernst auf und wurde davon im
Innersten getroffen. Nun wußte er,
daß es zu Ende mit seinen Hoffnungen
gelebt Wie hätte Franziska die Nei
sich ihr gar nicht mehr in Erinnerung
Schatten stellten^
Der Regierungsrath hatte zwar noch
Auf dem Arbeitstische Bothos stand
machen, auch den Briefwechsel wollte er
schon die Gattin des Lords. Sollte er
sich bei dem Regierungsrath darüber
Ein Jahr war verstrichen seit Fran
ziskas Abreise an den Genfer See. Für
den Baron ein langes, ödes Jahr. Der
der Franziska so lange geweilt.
wenigstens etwa! Nähere! über ihr
Rasch -ntschlossen, mitten
Stille über die Comtesse Vallerstädt
tes, einfaches Auftreten verrieth.
Auch Franziska ermähnte Bothos
mit keiner Zeile gegen den Regierungs-
Prozesses Mittheilung machte. Ach, das
war ja vergebliche Mühe ihres Ver
wandten! Die große Summe blieb doch
mit ihr blieb noch einer, den all die ru
hige Zurückhaltung, ja selbst ihre Kälte
nicht zu vertreiben vermochte Lord
Der Marquis hatte freilich den
Genfer See auf immer verlassen, als
Franziska ihm auf sein Werben um
ihre Hand ruhig erklärte, sie schätze
mehr frei.
„So lieben Sie also den Englän
der?" hatte der Marquis bestürzt aus
hinzugesiigt: „Wissen Sie auch, daß
der Großvater Lord Beathons, von
dem er mit solcher Genugthuung
spricht, keinen anderen Ruhm besitzt,
Brache abgeschafft hat? Ist das ein
Ahne, auf den man stolz sein kann?!"
und der Franzose hatte ein höhnisches
Gelächter ausgestoßen.
„Das wußte ich nicht; nun, es ist
immer ein Verdienst," war zum Er
staunen des Marquis Franziskas von
einem Lächeln begleitete Antwort ge
wesen, dann hatte sie ruhig hinzuge
setzt: „Aber seien Sie überzeugt, auch
Lord Beathon wird nie mein Gatte."
„Ah, Comtesse ich danke Ihnen
für Ihre offene Erklärung!" hatte
Marquis d'Antichamps erleichterten
Herzens ausgerufen: „Jetzt bin ich ru
hig. Leben Sie wohl! Ich schwöre
Ihnen"" — und die Hand auf die Brust
legend, hatte er die Versicherung ab
geben wollen, daß er sie nie vergessen
werde, dann aber sich besonnen, daß er
vielleicht doch diesen Schwur nicht wer
de halten können und mit einem entsa
gungsvollen. Lächeln hinzugefügt: „Ich
hoffe, Sie werden mir ein freundlich
Gedenke« bewahren, wie ich auch nie
mals die mit Ihnen verlebte Zeit, ver
gessen werde."
Der Marquis war gegangen, der
Lord geblieben. Selbst als die Gcäsin
den darauf folgenden Sommer nach
Les Avairts übersiedelte, tauchte er we
nige Tage später ebenfalls dort: auf.
Franziska tonnte ihm nicht einmal
ernstlich zürnen, daß er ihr wie ein
Schatten überallhin folgte; er zeigte
sich gegen sie stets aufmerksam und
freundlich; aber sein kühles, teiven
schaftloscs Wesen hinderte ihn daran,
irgenwie lästig z» befallen, und da er
sich stets in den gemessensten Schranken
hielt, so gewöhnte sich die Gräfin au
seine Gesellschaft. Lord Beat ha»
zeigte keine Schwärmerei; er legte nur
offen das Vergnügen an den Tag. das
ihm die Gegenwart der schönen Deut
schen bereitete.
Schien der Lord zu ahnen, daß er
vielleicht das Schicksal des Marquis
theilen könne, wenn er mit seinem Wer
ben deutlicher hervortreten würd«? Er
begnügte sich damit, der Gräfin kleine
Aufmerksamkeiten zu erweisen und ihr
manche Annehmlichkeiten zu bereiten.
Auf ihren gemeinschaftlichen Ausflü
gen wußte er sich stets in das beste
Licht zu setzen: unermüdlich und um
sichtig für das Behagen der kleinen Ge
sellschaft zu sorgen, und daß er dabei
niemals unterließ, Franziska ganz be
sonders zu bevorzugen, fanden alle
selbstverständlich. Glaubten doch die
meisten nicht länger daran zweifeln zu
dürfen, daß die deutsche Gräfin doch
endlich len Lord erhören werde, ja viele
sahen schon in den beiden ein heimlich
verlobtes Paar.
Im Spätherbst war Franziska wie
der in ihre alte Pension zurückgekehrt,
und der Loro ihr natürlich auch dahin
bald gefolgt.
gänz auf./' '
und bewunderndes „Ah!" entrang sich
unwillkürlich Franziskas Liftpen. Das
größerer See gebildet, der in dem
weiten, mächtigen Thalkessel hin und
her wogte, dort im Westen beinahe di
Spitzen des Jura berührte, bis zur
Mitte derSavoyerAlpen hinausfluthete
und ebensoweit in mächtigen Wellen
ins Rhonethal hinaufreichte. An den
Hängen der Berge ragten noch einzelne
Häuser deutlich hervor, andere
während nur etwas niedriger stehende
Gebäude in schattenhaften Umrissen
aus der Tiefe emportauchten und sich
wie Geisterschlösser hin und her wieg
ten. Aber weiter hinab reichte nicht der
Blick das große, lachende Thal mit
seinen blühenden Städten, seinen
freundlichen Dörfern war im Nebel
dieser versunkenen Welt noch einzelne
Lebenszeichen wie Geistergriiße her
auf. Im Sonnenglanze aber funkelten
die schneebedeckten Hochgipfel des Ge
birges.
Franziska stand anfangs wie be
rauscht und blickte schweigend in die
Weite; auch Lord Beathon sprach kein
Wort; es blieb zweifelhaft, ob ihn das
seltsame Naturschauspiel auch so über
wältigt habe, oder ob er seinen eigenen
Gedanken nachging.
„Ah, das übersteigt alle meine Er
wartungen!" rief Franziska endlich tief
ergriffen aus. „Dieser tiefblaue, la
chende Himmel über uns, um uns der
wärmste, wohlthuendste Sonnenschein
und zu unseren Füßen dieser mächtig
wogende, weiße Nebelsee, über den eine
förmliche Frühlingsfonne die blen
dendsten Lichter.wirft, das ist von einer
unbeschreiblichen Schönheit."
In der hingebenden Bewunderung
der herrlichen Natur umfloß Fran
noch anmuthiger erscheinen ließ. Ein
zelne Nebeltropfen hingen in ihrem
Haar, auf ihren Kleidern, die jetzt im
Sonnenlicht wie die kostbarsten Perlen
funkelten und ihr das, Ansehen gaben,
als sei sie eine Fee, die soeben, dun
feuchten Nebelgrabe entstiegen.
Der Lord hatte jetzt nur noch Au?
gen für seine Begleiterin, das mär
chenhafte, geradezu einzig schöne Land
schaftsbild ließ ihn völlig kalt. Fran-
in solch eigenthUnrUchcr
Erregung. Sollte «r diesen günstigen
Augenblick benutzen und ihr endlich
sagen, daß er keinen anderen Wunsch
kenne, als für immer ril ihren Besitz zu
Ahnt« sie. was in ihm vorgin» ? In
ihrer weichen, seltsamen Stimmung
hätte si» kaum de« Muth gefunden, fein
Werben zurückzuweisen; sie fühlte eine
wahre, h«iß« Sehnsucht, ein Herz zu
haben, an dem sie sich ausjubetn tonne,
einen Menschen, dem sie all ihr Fühlen
und Denken vertrauen durfte, denn
dies ewige Alleinsein, gerade in einer
herrlichen, wundervollen Gegend, übte
auf sie eine völlig erdrückende Wirkung
aus. War Lord Beathon der Mann,
nach dem ihre Seele Verlangen trug,
der sie verstehen, mit dem sie alles, Ne
bel und Sonnenschein, theilen tonnte?
In dem ruhigen, bartlosen Gesicht
des Engländers regte sich nicht ein
Muskel; er war ihr noch niemals so
kühl und gleichgültig erschienen, als in
diesem Augenblick, und dennoch bro
delten in ihm die leidenschaftlichsten
Gedanken und Gefühle auf und nie
der, nur ebenso leise und geheimniß
voll. wie dort über dem S« die Nebel
schleier.
Tete er endlich zerstreut, während er et
was ganz anderes hatte sagen wol
len.
(Fortsetzung folgt.)
Kür die Küche.
Ochsenschwanz - Suppe.
Man zerschneidet einen Ochsenschwanz
in kleine Stücke, wäscht sie sauber und
legt sie in eine Casserolle, in der man
eine halbe Unze Butter vorher hat
braun werden lassen. Man lasse das
Fleisch einige Zeit darin braten, bis
die Stücke schön braun sind, dann
gieße man soviel Wasser hinzu, wie
man für 5 Personen für nöthig hält,
indem man noch etwas auf das Ver
kochen rechnet. Nachdem der Ochsen
schwanz noch eine Stunde getocht,
schöpft man das Fett ab. thut etwas
Lauch, 2 Petersilienwurzeln, 1 Ka
rotte, eine halbe Sellerieknolle, 1 Lor
bierblatt, 6 Gewürznelken. K Pfeffer
körner und etwas Estragon in die
Suppe und läßt noch 2 Stunden lo
chen. Dann nimmt man die Wurzeln
und den Sellerie heraus und stellt sie
warm, giebt dagegen eine» gereinigten
kleinen Kopf Wirsingkraut und einige
Champignons hinzu und läßt dies
Casserolle nochmals 10 Minuten auf
das Feuer. Die beiseite gestellten Wur-
NaNirschn i tz e l. Ein Stück
und Sardellen belegt.
Rinderbrust auf Jäger
art. Aus gut abgelegener Rinderbrust
und mit folgender Masse bestrichen.
Ein Löffel Mehl wird mit saurer
Sahne glatt und mit wenig Butler
dickem Brei gerührt, der mit drei Ei
gelb vermengt wird.' Ist die Rinder
brust damit gleichmäßig bestrichen,
wird sie mit einer Mischung von Par
mesankäse und Semmelkrumen be
streut und mit zerlassener Butter be
iräufelt. Man füllt etwas heiße fette
Fleischbrühe darunter und bäckt sie
eine Stunde. In dieser Zeit wird aus
der Brühe mit braunem Buttermehl,
Fleischextrakt und kleinen glasirten
Zwiebeln, etwas Burgunderwein und
etwas Cayenne enre pikante Sauce ge
kocht und kleine Kartoffelbeignets be
reitet. Mit diesen wird die auf heißer
Schüssel angerichtete Brust garnirt
und die Sauce nebenher servirt.
Weißsa >l e onGa ns. Die
Gans wird, nachdem sie vorher vorge
richtet und sauber, gereinigt worden, in
kleine Stücke zerlegt und diese in reich
lichem Wasser abschäumt. Danach
giebt man hinzu,, Salz, reichlich ge
schälte Zwiebeln;, englisch Gewürz,
Lorbeerblätter und guten Essig. Wenn
nun das Fleisch vollkommen gar ge
kocht ist, legt maw dasselbe iti Stein
töpfe oder groAy Gläser; läßt die
Brühe noch weiter einkochen, und
gießt sie dann durch eine Serviette,
damit alle Zuthaten zurück bleiben.
Mit dieser klaren Brühe übergießt
man nun das Fleisch in den Töpfen.
Es muß sich aus derselben- eine Gela
tine bilden, welche durch das Mitkv
chen der zuvor gut gereinigten Gelenke,
Pfoten und Därme der Gans gebildet
wird; diese Bestandtheile erzeugen den
Geleestoff.
Apfelc.anrft'«tt zur Gans.
Eine runde oder avale glatte Blech
sorm mit niedrigem Rande wird dick
mit Butter ausgestrichen und mit
Semmel bestreit. Schöne Kastanien
hat man. vorher geschält und halb weich
gekocht, auch Aepfel geschält und in
Viertel geschnitten. Eine Schicht Aepsel
wird zuerst i» die Form dicht und>
glatt gelegt, worauf man wenige But
terstückchen und Kastanien als zweite
Schicht folgen läßt, dann wieder Alpssl
nimmt und s» fortfährt, bis die Form
voll, ist, wobei man beim Einlegen die
tlepfel so einschichtet, daß die Mitte ge
häuft ist. Zuletzt streut man dicht sei
nen Zucker über die Aepsel und legt
noch einige kleine Vutterstückchen aus,
bevor man die Schüssel in den Ofen
schiebt und goldig braun bäckt. Man
gibt dai Compott in Heiner Form, die
man mit einer Sereiette umschlingt,
G e^ü "l?e" K sb r u st. Di-
Brust wird ausc/breitet, gewaschen,
mit Salz eingerieben, dann werden
vier Semmeln übgerieben, in Wasser
eingeweicht und gut cxisgdrucki, her
nach rührt ma« vier Eier mit gewieg
ter Petersilie und etwas Zwiebel da
ran, Mi die Brust und näht sie zu; in
Schmalz gebraten, mit gelben Rüben
und Zwiebel. Viel übergießen macht
sie schön gelb. 3