Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 08, 1898, Page 2, Image 2

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    2 Wie die Mler.
Russische Stizzc ron M. Malier.
I «Iwan!"
.stelle'?!'
„Komm her!"
In demüthige: Haltung, den >rc>tcn
den Llpr«n
„Bist Du jeder Zeit Deine» Zieles
sicher, Bursche?"
steht. Verstanden?"
„Ja, Excellenz."
so daß Du die Fürstin mit Alexis Tc
„Ja, Excellenz."
Ziel gut! Triff ihn
Fürstin VeraUrusow war schön und
jung, s«hr jung. Die Licbesbezeuzun
gen des alternden Fürsten, dem sie auf
Befehl eines strengen Vaters die Hand
gereicht, konnten ihr Herz nicht erwär
men. Erst als sie Graf Alexis kennen
lernte, als er vor ihr stand in der vol
len Kraft edler Männlichkeit, da regte
«s sich in ihr, da überkam sie eine Ah
nung von der Seligkeit erster, junger
Liebe.
Eincs Tages küßte Graf Alexis, um
Erhörung flehend, ihre Lippen. Mi!
heißem Erglühen «ntwand sie sich ihm
und flüchtete sich in ihr Boudoir, das
nie eines Mannes Fuß betreten durfte.
Graf Alexis kam nach wie vor, abcr
«r sah die Geliebte nur im Beis-.i. des
Fürsten. H«ut« jedoch ließ dieser ihn
mit ihr allein. Sie saßen 'n: kleinen
Salon. Die Ampel warf ihr gedämpf
tes Licht über das trauliche "Gemach,
das von dem Wohlgeruch fllßouflender
Blumen erfüllt war. Des Grasen
Blick wurde heißer, fem« Sprache lei
denschaftlicher. Er fetzte sich neben die
junge Fürstin und spielte mit den
Locken ihres goldblonden Haares.
Iwan stand auf seinem Post-n. Cr
tcctachtetl d:: Bcid:n und laiit? grim
mig in sich hin.':,,. Langsam boc er n?
Luchs«, mit sich'-e-i' Aug,? z-.:c ?i auf
de/ Grafen, warten», ti- ,'ein
Herr erschein--! Uno ihn: das Ze.chen
geben würd?.
Ahnungslos d:Z ihn led:'.<ennn
Verhängnisse?, flüsterte der Graf Ale
xis der Geliebten süße Worte in's Ohr;
er flehte sie an, ihn zu erhören, ihm zu
reinen Blick ihrer Äugen sank «r nieder,
seine Lippen voll Ehrfurcht auf den
Saum ihr«s Gewandes drückend.
gier, die aus seinen stechenden Augen
funkelte, machte Graf Alexis schaudern.
Wie schützend stellte er sich vor die Ge
setzte ihn in wilden Zorn. Sinnlos
vor Wuth bob er das Taschentuch in die
Höhe und schleuderte es seinem Weibe
ins Gesicht.
Doch was er «rwartet hatte, geschah
nicht. Graf Alexis stand aufrecht und
unverletzt vor ihm. Ueberrascht wandte
sich der wüthende Gatte nach dem Fen
ster um und lautlos, mitten ins
Auge getroffen, stürzte er plötzlich zu
Boden.
di« Otter!
Kind,"
Mich oder d«n Papa?"
Svricht Elschen mit Bedacht;
Di« größt« Freude macht."
Enragirt. Der Meier ist
«in so eingefleischter Vegetarianer, daß
gefüllt ist.
Jas Brakes.
Georg Bauer wollte heirathen. Er
wußte auch schon wen. Aber erst
mußten Minchen und Phinchen unter
die Haube gebracht werden. Das war
furchtbar wählerisch. An jedem hat
ten sie etwas auszusetzen. Paul Wahle
hatte ihnen zu schweißige Händ«, Pa
ner betrifft an dessen äußerm Men
sch«» mit dem besten Willen nichts
auszusetzen war —, so erklärten sie
Dieser Grund war dem guten Georg
denn doch zu dumm. Der Teufel soll
euch derlei rathen! schrie er. Ich habe
es satt, den Vermittler zu spielen.
Glaubt ihr, es sei ein Vergnügen, d«n
gleichgültigsten Menschen um den Bart
Thrän«n aus.
Da haben wir's! rief er verzweifelt.
Nick>t «inmal allein weinen könnt ihr!
Bach fein Leid. Willst du nicht «ine
Antwort.
Wie, rief Georg, du könntest dich
wirklich entschließen ...?
lieber Sohn; habe erst heute mit Lott
chen Werth«r das Thema Heirath be
sprochen.
Mit Lottchen Werther?
Nun ja. Du weißt ja: ihr Vater
und mein Vater waren Jugendfreund«.
Sie meinte zwar, ich hätte noch Zeit
zum H«irath«n. Aber ich sehe nicht
ein: wenn ich eine finde, die mir fv
über die Maßen gefällt ...
Sage mal, Hans, unterbrach ihn
Georg und drehte angelegentlich an
Werther zusammen?
Wann ich will. Wir s«hen uns fast
täglich.
liche Art des Verkehrs halten sie aus
Bauer Ehecändidaten mit seinen
Minchens Kochkunst, die in selbstge-
Gkfellschafter und hatte weder Platt
lich schätzen würde, wenn du ein« von
ihnen Heirathen wolltest.
Am liebsten, entgegnete Hans ge
schmeichelt, würde ich alle beide Heira
then. Denn Minchen mit ihrer prak
tischen und Phinchen mit, ihrer geisti
gen Begabung, geben zusammen ein
Ideal von Weib ab. Getrennt kann
ich glaube, wir drei würden das glück
lichste Ehepaar von der Welt werden.
Mir persönlich, erwiderte Georg,
wäre es gleichfalls am liebsten, wenn
übrig, als eine Wahl zu treffen.
Das sah Hans «in, und weil Min
chen und Phinchen seinem Herzen gleich
Weil« auszusetzen. Denn sie hofften,
mit der Zeit werde die Wahl leichter
werden, sei es nun dadurch, daß sich
Allein die diese sonst so treffliche
die Haube bringen!
Reichlich flössen Minchens und
Phinchens Thränen. Nur
Weise.
Was soll das alles heißen? sprach
nicht heraus, du tluger Hans. So
mußt du schon die Knöpfe dein«?
Rockes befragen, ob du Minchen liebst
Ja, aber ...
Kein Aber!
untersten anfing:
Minchen Phinchen Minchen
—Phinchen. Der fünfte und letzt«
Also Minchen! sprach er. So hätte
ich mich denn mit Minchen zu verloben.
Wenn ich es nur nicht bereuen werde!
Denn weißt du. Lotte: geistig ist ihr
ja Phinchen weit überlegen. Phinchen
ist überhaupt mehr sür das Ideale.
Und singen kann sie! Spaß b«i Seite:
Phinchens Stimme ist beinahe so schön
Als Hans an dieser Stelle seiner
Betrachtung angelangt war, stieß Lott
ob sie «s erst jetzt gewahr würd«, ri«s
sie: Dir fehlt ja ein Knopf, du unor
dentlicher Mensch!
Den hat Georg auf dem Gewissen,
war die Antwort. Er läßt dich übri
gens schön grüßen. D«r Mensch hat
die Angewohnh«it, einem immer an
den Knöpfen herumzudrehen. Da ist
es kein Wunder, wenn sie schließlich
abspringen.
Ja, sprach Lottch«n bekümmert,
dann freilich ist das Orakel ungültig
gewesen. Wir müssen die Götter noch
einmal befragen. Zieh dir den Rock
aus, du Luderian!
Aber Lottchen...
Den Rock aus, sag« ich! Kein Ab«r!
Ich w«rde dir einen Knopf annähen.
Gehorsam zog sich Hans den Rock
aus. Lottchen Werther aber setzte sich
hin ihm einen Knopf daran,
hatte, so begriff er durchaus nicht den
Grund ihrer Fröhlichkeit. Als er den
Rock wieder an hatte, sagte er verdros
sen: Wozu soll ich erst zählen? Ich
weiß ja doch, wie es nun kommen
wird. Jetzt ist ein Knopf mehr am
Nock, und die Geschichte endigt also
diesmal mit Phinchen.
Mach keine Redensarten! sprach
Lottchen mit Entschiedenheit, und
zähle!
Und Hans zählte: Minchen
Phinchen — Minchen Phinchen
Minchen Phinchen. Ich sage es
ja: Phinchen soll ich heirathen, und
ich weiß heute schon, daß ich Minchen
vermissen werd«; Minchen mit ihrem
praktischen Blick, mit ihrem häuslichen
Sinn. Minchen könnte einem Mann
das Heim so recht gemüthlich machen,
und kochen kann sie! Du mußt nur
mal ihr« Knchen Probiren. Sie backt
Augen, um sich zu vergewissern, ob der
Ausdruck ihres Gesichts mit demjeni
gen ihrer Hände und Stimme harmo
flink, wie der Wind, aus dem Zimmer
gehuscht. Als sich nun Hans seinen
Rock besah, da erstaunt« er nicht wenig.
nebst den andern Siebensachen an
ihrem Armbande. Auf dem Knopf
abcr stand eingravirt der Name: Lott-
Als Hans das Haus verließ, stieß
er mit einem Herrn zusammen, der
beinahe vom Kopfe flog.
Ach, du bist's! rief Hans erstaunt.
Das nenne ich ein« gut« Vorbedeutung.
Du kannst mir gratuliren, Georg. Ich
bin der glücklichste Mensch unter der
Was ist denn los? Aber beeile dich,
ich habe keine Zeit und keine Ruh«.
Das Orakel hat gesprochen.
Welches Orakel?
Meine Wahl ist getroffen.
schieden? Für Minchen?
Nein.
Also für Phinchen.
Auch nicht. Ich habe mich soeben
mit Lottchen Werther verlobt.
Du?! war das einzige, was Georg
herausbrachte. Und dann verharrte
er in starrem Sch>v«ig«n, während
.Hans ihm die Geschichte von seiner
Verlobung erzählte.
Und wem verdanke ich mein Glück?
so schloß er. Dir, mein Junge!
Mir?
Wenn Du mir nicht den Knopf ab
gedreht hättest, dann wüßte ich heute
noch nicht, wen ich eigentlich liebe, und
hätte es vielleicht nie erfahren. Aber
du bist mir ein schöne: Freund! rief
er. Du hast mir ja noch immer nicht
gratulirt? Du bist mir am End«
böse, ich mich nicht für Minchen
oder Phinchen entschieden habe?
Ja, weißt Du, Hans, war die Ant
wort, eigentlich wäre mir das lieber
gewesen. Denn so, wie du mich hier
siehst, war ich im Begriffe, nach ob«n
zu g«hen und deiner Braut einen An
traa tu machen.
Die Macht des Redentore.
Von Joses Erlcr.
Wer die Festnacht d«s Redentore
(24. Juli) in d«r Lagunenstadt der
blauen Adria je miterlebt hat, wird sie
Generation zu Generation treulich ge
halten. Die Julinacht, die dem Erlö
ser geweiht ist, fi«ht die Königin der
Ja wohl, diese Nacht ist wie zur
lann."
„Ja wohl, Ihr seid ein bcneidens
werthes Völkchen, Ihr wißt dem Leben
mit Musik und Gesang."
Giuditta schlug ein Kreuz. „Nenne
Wir feiern ja das Fest des Redentore,
des Befreiers: möge «r uns gnädig
Giuditta, fort mit allen Grillen! Lee
ren wir ein Glas auf unser« Liebe."
„Und auf Deine Zukunft als großer
deutscher Meister."
Es war ein hübsches junges Paar,
ten Barle saß und diese selbst rudert«.
Robert S. war nach Absolvirung der
Akademie in München nach Venedig
gekommen, um dort Studien zu ma
chen. In der Giud«cca hatte er ein
Monatszimmer genommen und von
dessen Fenster aus Giuditta, wenn sie
mit ihren blankgescheuerten Kupfer
kesseln um Wasser ging, beobachtet.
Ihr «chter venetianischer Volkstypus
hatt« sein Interesse erweckt, Ein«s
Abends hatte er sie in «ix Gespräch ge
zogen und sie gefragt, ob sie ihm nicht
zu «inem Bilde Modell sitzen wolle.
Dies Anerbieten hatt« dem jungen
Glas leer.
„Borsicht, Roberto, d«r W«in ist
feurig und trügerisch," mahnt« Giu
ditta.
„Wie Ihr W«ib«r der liMa V«.-
„Pfui, willst Du meine Eifersucht
der Deutschen ist? Ich trinke auf die
fein Glas.
Das Antlitz des Malers hatte sich
geröthet. „Giuditta, Du hast Recht,"
sagteer, „der Wein, ist feuriger, als ich
gedacht, er hat mir heiß gemacht und
sigcn Lippen."
Das junge Weib schlug kräftig die
Ruder in die Fluthen und bahnte der
Barke den Weg.
ihnen, sie waren den Kanal hinaufge
fahren und ruderten nun die Barke ge
gen die Lagunen. Dort in der stillen
liehen Liebesworten, die ihr der Maler
in's Ohr flüstert«
gen waren? Sie wußten es nicht.
Plötzlich stieß Giuditta einen Schrei
aus: „Jesu Maria! Das ist Pietros
Barke!"
DerMaler richtete sich rasch auf und
griff instinktiv nach den Rudern, Im
gleichen Augenblick aber «rhielt die
Bark« von dem zweiten Schiffe einen
heftigen Stoß und Robert stürzte
kopfüber in die Fluthen.
„Pietro, um der heiligen Jungfrau
Willen, rette ihn!" schrie das junge
Weib verzweifelnd.
„Den? Daß ihn die Hölle ver
schlinge!" lachte der Fischer höhnisch
auf und erfaßte gleichzeitig das Weib,
Barke herüberriß. „Wenn ich die
Rache voll machen sollte, müßte ich
Dich ihm nachsenden, Maledetta!"
Giuditta umklammerte seine Kniee.
„Pietro, Verzeihung, ich hab« nichts
Böses gethan, ich wollte nur das
Fest des Redentore besuchen."
„Hier draußen — mit «inem Frem
den, Ich werde Dir für die Zu
kunft die Lust zu ähnlichen Festen ver
treiben."
Und wuchtig sauste seine Faust auf
das schreckensbleich« Antlitz des jungen
Weibes.
Vom Canal Grand« aber klang es
gedämpft herüber:
sche Maler Roberto S,, der sich
Nacht des Redentore verziehen.
Strohwittwcr.
Der Name „Strohwittwer" hat
nicht immer die Deutung gehabt, wie
Literatur des Mittelalters fand die
hätten. Nicht wahr, Arthur, die ha
ben doch Unrecht?" „Gewiß ich
vorgestellt!"
Achnee! (Aus Sachsen.) Pai-
Sie schlafen wohl?" Kutscher: „Ach
nee, mein kutestes Herrchen; Sie
mich ja ufgeweckt!"
Die Wichtelmännchen.
Z»xi Wichtelmännchen stolzlen 'mak
Ganz munter durch den Sonnenstrahl,
Ein Etwas wie ein Fingerring,
Und hoben's auf geschwinde.
Ei, meinten sie, was mag das sein?
Es glänzt daraus wi« Sonnenschein —
Was mag das Ding bedeuten?
Und standen lang und sah'n sich an,
Bei kleinen Wichtelleuten.
Da kam des Wegs vom Frühgebet
Des Dorfes schöne Margareth'
Im weißen Feierkleide;
Dt« sah die Zwei vor ihrem Fuß,
Bot guten Tag und schönen Gruß;
„Gott grüß' Dich!" sprachen Beid«.
Und schnell verstanden sich die Zwei
Und nahmen flugs den Ring herbei
Und schenkten ihn dem Mädchen.
Und als sie träumend um sich sah
Da stand der Frieder vor ihr da
Und freit um 's Margarethchen.
Muth und Hcrzcnsgütc.
Die Gattin des Dichters Walter
Scott ging einmal, kurze Zeit nachdem
der Dichter das kleine Landgut Cart
leh - Houfe am Tweed gekauft und dem
Gute den Namen Abbotsford gegeben
hatte, in einer schönen Mondnacht iim
nahen Walde spazieren. Plötzlich
wurde sie durch ein Geräusch aus ihren
Geld od«r Ihr L«b«n, Madame!"
antwortete: „Ich habe kein Geld bei
mir. Sieh selbst." Dabei kehrte sie
ihre Taschen um, um den Räuber
„Gewiß, mein Wort darauf. Aber
wieviel Geld verlangst Du?"
„Fünf Pfund."
folgst."
„Gnade, Verzeihung, Mhladh,"
jammerte der Elende, der Dame
Gnade, Myladh, Gnade!"
Die flehenden Worte des Mannes,
die Thränen der Reue, welche über das
bleiche, abgemagerte Gesicht desselben
rannen, das der Mond in diesem Mo
ment grell beleuchtete, rührten die mu
thige Frau so, daß auch ihre Augen sich
näßten, und sie sagte daher in sanftem
Tone: „So nimm den Beutel; ich
schenke ihn Dir. Ich glaube es, daß
Du kein gewerbsmäßiger Räuber bist,
dert."
„Sie schenken mir das Geld, My
lady?" rief d«r Räuber «rfreut und
griff hastig nach dem Beutel. „O, wie
gütig sind Sie! Aber Sie haben Recht,
vielleicht Beschäftigung geben."
„O tausend Dank, Mhladh, tausend
Dank!" erwiderte der Mann, indem ei
Frech, Madame: „Wenn ich
Professor: Gegentheil, der erste
Adel des Landes es ist «in« Frau
von Geist!"