2 Allein. " „Die gnädige Frau wünscht zu sou plrenZ" Sie stellt das Licht auf den Flügel und läßt die Blumen, die sie im Arm trug, fallen. Die Bouquets gleiten hin ab, di« Blätter von Rof«n flattern über den Teppich. D«r seidene Mantel smtt herab über ihre Schultern auf den Boden. Si« beginnt im Salon auf und nie der zu schreiten. Ihre Füße zertreten die Blumen, und sie merkt es nicht. Mechanisch schiebt sie das Brillant armband an ihrem Arme hin und her. Sie seufzt und wirft einen langen, müden Blick über das Zimmer. Si« trocknet die Thränen, die über ihre Wangen herniederrollen sie hört die Kammerjungfer im Nebenzimmer. „Wünscht die gnadige Frau denn nicht zu soupiren?" „Nein, danke. Ich keinen Ap ich will schlafen." Sie geht in's Schlafgemach und nimmt Platz vor d«m großen Spiegel. Die Kammerjungfer hat sie nie so blaß gesehen. Unbeweglich sitzt sie, in den Spiegel starrend, während die Kammerjungfer fam nimmt. Die Künstlerin folgt den Händ«n der Kammerjungfer mechanisch mit den Der Käfer von Brillanten da er war Fürst Jngarews letztes Geschenk des Russen, der Ernst daraus machte inid sich erschoß, weil sie nicht Fürstin werden wollte. Armer Ale xis er war zu romantisch veranlagt. Wie sie sich seiner entsann! Am letzten Abend, als er mit geftnltem Haupte vor ihr stand und ilangloS sagte: „Sie wollen also, daß ich sterbe... Und w«shalb hatte sie ihn nicht ge liebt oder wenigstens geheirathet. Die Kammerjungfer löst das blonde Haar «S fällt lang über die Schul tern herab und sie beginnt die zwei Zöpfe, die Gretchenzöpfe, tue über zwei Erdtheile berühmt sind, zu flechten. Die Kammerjungfer schnürt das At lasmieder auf, und steif erhebt sich die gnädige Frau. Die Robe fällt um sie nieder aus den Teppich. Sie setzt sich wieder und blickt in das Licht vor dem Spiegel mit unbewegli chem G«sicht. Die Kammerjungfer legt den rothen Schlafrock um die weißenSchultern der gnädigen Frau dann wartet sie schweigend. Ohn« sich umzuwenden, mit klanglo ser Stimme sagt die Herrin: „Es ist gut, Louise. Du kannst gehen." Die gnädige Frau bleibt sitzen. Sir hört fortwährend dieselben Worte und sieht die beiden Gesichter, wie sie lä chelnd sich anschauten, und hört die Hause zu kommen!" Es war heute Abend nach der Oper. Sie kam von der Bühne herab durch den Corridor. Ihr Sekretär trug ihre Blumen. „Ich will den Wagen su chen," sagt« er und übergab ihr die Flammen wurden schon ausgelöscht. Da hörte sie Jemand hinter sich kom men. und sie drehte sich um. Es war geschmiegt?' „Es regnet," sagte er und spannt« den Regenschirm über ihr aus, und in ist 6"ad'g«^r«iL Nacht sehr schlecht geschlafen. A Koldftschl, Js Fischer am See. Wenn 's Netzl schö' voll is, So schreit er: „Juchhe!" Amal fahrt er hoamzua. Sei Netzl is laar, Und g'juchzt hat er g'rad' als Wenn 's no' so voll waar. Im Schiff sitzt a Dirndl, Goldfisch/ sc? Gut«Kundschaft. Erster Siudent: „Vor zwei Jahren hat die Actienbrauerei 16, voriges Jahr 13 Procent Dividende bezahlt." Zwei ter Student: „Ich glaube. Heuer saufen V>ir sie auf 20 Procent hinaus!" Hm AnMngstag. rifch überall hin, für jeden dufteten die die Vögel ihr schönstes Lied, und das ging es unabsehbar hin und wieder: Männlein und»Weiblein, in allen Grö ßen, dick und dünn, reich und arm. Und die Lippen. Es gab aber auch etliche Augen paare, die von d«r jungen Herrlichkeit keinen Schimmer sahen. Da war zu nächst der alte blinde Rickert auS der Bezirksanstalt, der alle vierzehn Tage seinen Ausgehe-Sonntag hatte, und sigen Äugäpfel glänzten^ in der Sonne Heller als gewöhnlich, obfchon nicht ein einziger Strahl die farblose Iris durchdrang. Er hatte es g«rn> so im Freien und unter den Menschen zu sitzen und sich die liebe Sonne recht warm und be haglich auf das Gesicht scheinen zu sen. Sonne gab es in der Anstalt murmelten immer nur träg und grämlich, sie schlürften und tappten, und überall hörte man sie schwerfällig hantirrn, dazwischen raisonnirte der Aufseher, Stubenthüren klappten ruhe los auf und zu, und beständig athmete Stube gefesselten alten Leute. Das war so stumpf, so trostlos; wie ein dumpfer Druck lag fortwährend das Gefühl auf einem, halb abgestorben und halb zwischen dicken Mauern «in «wiger Gefangener zu sein. Hier war's freilich anders, hier in der großen, freien Natur. Hier athmet« er die reine Lust, von den Menschen hörte er nichts als Lachen und Pfeifen und Singen, und hi«r verjüngte sich auch seine nacht nmfangene Seele nach ihrer Art im Athem des Frühlings, in diesem Hauch der Frische, diesem süßen, würzereichen Knospenduft, der unsere Herzen in holden Ahnungen erbeben macht, und der unsere Seele mit heitern Träumen einer lammenden glücklichen Zeit er füllt. Und dann saß neben ihm noch ein ziemlich junger, kräftige» Mann auf der Bant, der di« Ellbogen auf die Knie gestutzt und sein Gesicht tief in beiden Händen vergraben hielt. Sein Athem ging schwer, und wenn ein la chendes Menschenkind vorüberging oder die Militärmusil drüben gerade einen übermüthigen Walzer spielt«, dann hättet ihr sehen können, wie der Sonnenschein in großen Thränen glitzerte, die zwischen seinen harten, zerarbeiteten Händen langsam hervor tropften. „Geh, Ziegler, weine nicht so!" sagte auf e'rnmal der alte Rickert. „Vom Weinen wird das auch nicht anders; Luft den Sonnenschein auch nicht." Der andere hob halb unwillig den Kopf. Es waren düstere Züge, die die Hände freigaben, blaß und knochig, hatte. Die Lippen zuckten, das Naß „Ihr habt gut reden. Rickert i Ihr anders mehr. Aber so erst sechs We ist unser Menschenlos. Thut's lange nicht so elend vor. das sag ich dir, Ziegler." „Hm. Ihr wollt mir zureden, stück, Nichtsthuer. J^st was hab ich verschuldet, wo wo hab ich's verdorb«n ich, der stets sein« Sache gemacht hat, der nicht trank und auch nicht fluchte, der seine Frau gut hielt? Wo, wo, Rickert? Warum muß ich gerade auf den Brettern stehen, wie das Gerüst zusammenstürzte? Warum denn ich allein? 810 ß weil ich pünktlich angefangen hatte? Warum muß ich gerade auf den Schädel fallen, warum gerade das eine mal iucht auf den Rücken, he?... Und da liegt denn der Ziegler in> seinem Blute und thut keinen Mucks; aber das bischen zerbro chene Nase und das bischen Gehirner schütterung nein, das ist noch lange nicht genug: platz! auch noch die Seh nerven entzwei, die Sehnerven alle bei de blind muß er sein, blind, blind für immer!. . . So, nun hast du den Lohn für die ewig« Schinderei, nun magst du zufrieden sein, du guter und gan/hin. .. o Gott!" Ein stöhnendes Schluchzen erstickte den Groll in seiner Stimme, und er saß wieder brütend und preßt« die > Fäuste auf die zerstörten Augen. Der alt« Rickert hatte den Kopf gesenkt, vol ler Gedanken; nun rückte er dichter an den Gefährten heran; er tastete nach seiner Hand, zog sie herab und hielt die gann er in seiner eindringlichen Weise, mit erhobenem Kopf in die Luft spre chend, und die unbeseelten Augen glänzten in seinem Gesicht wie zwei Perlmutterovale. „Merl mal drauf, Zi«gler, was ich dir jetzt erzähle, merk ivvhl auf. Siehst du, ich bin blind, ich weiß, daß ich ein verunstaltetes, narbiges Gesicht habe, weiß auch, daß die Haare schon lange schlohweiß sind ja, ein alter, ver dorrter und verrunzelter Kerl werd ich sein. Deshalb war ich aber auch ein mal jung, Ziegler, jung und sehend, ein frischer, starker, gesunder Mensch o, und was für eine fidele Num mer! Wenn der Frühling daherzieht, wird die ganze Welt wieder jung. Auch un sereins kommt dabei auf seine Jugend zurück. Es ist, als wenn sie wieder le- und der wie durch «in enges vergitter tes Fe-nster in einen schönen sonnigen Garten sieht. D<r Garten, Ziegler, siehst du, das ist die Jugend, das ist die Zeit, wo die Augen noch gesund waren und Tag um Tag in die schöne Welt schauten. Und nun. Ziegler, will ich dich in meinen Garten führen. Hm ja, w«nn man jung ist und helle Augen hat, schmeißt man sie gern auf di« Weiber. Das ist so, allerorten, in der Stadt und auf dem Lande. Ich bin einer vom Lande. Da fängt's ge wöhnlich in der Ernte an mit dem Vergaffen, wenn die Burschen und Mädchen im Felde^arbei^ man «in Ding aus zwei Menschen mit einem Herzen. Ich habe auch mein Mädel gehabt, so gut wie die andern, ein Mädel, sroh und springig, wie sie alle sind in der Jugend. Wir hätten gern Hochzeit gemacht dem jungen Blute kann ja das Zusammenkommen nicht fix genug gehen aber, aber! so ein armer Dienstknecht hat selber kaum genug, um das eigene Leb«n rechtschaff«» durchzubringen. ge schweige denn «ine ganze Wirthschaft. Und sie? Nu ja. guth«rzig war si«; aber sie hatte auch nichts als ihren ro then, läpperigen Schnabel und ihre ge sunden Dienstbotenarme. So ging denn das Disteln alleweil hin und her, wi« wir's könnten am gcscheidtesten an fangen, und es war doch immer eine Stille, wo's nicht klappen wollte. Da schreibt mir einmal mein Bru der mein Bruder in Amerika grad in der leidigen Zeit einen langen Brief: Er wäre gesund, er habe Weib und Kind und s«i dabei, «in gemachter Mann zu werden; ob ich nicht wollte hinüberkommen? Das tägliche Brot werde nicht bloß in der Heimath ge backen, das sollt ich ja nicht denken, da drüben habe man auch ein fchönesStllck Fleisch dazu und sein Gläschen Wein um die halbe Mühe. Für die sten käme er auf, und nun sollt ich ja nicht zaudern und mein Glück hin schwinden lassen. „Horch darauf, Lina!" sagte ich Abends zu ihr, „ich gehe nach Ame „Was willst du in Amerika? Willst du mich los sein?" „Wo denkst du hin? Schau, Schatz, grad weil ich dich haben will, geh ich hinüber. Hier wird's einmal nicht. So werd ich ein Jährlein rechtschaffen ar beiten und ein schönes Stück Geld zu sammenlegen; dann schick ich dir das Reisegeld, du kommst mir hurtig nach, und vier Wochen drauf juchhe! sind wir Mann und Frau! S, bedenk, wie schnell ist «in Jahr her um!" Da hat sie geheult und gemeint, das wäre so schrecklich weit, nun würde's aus mit uns,wie ich das nur über mich brächte ?... Die alte Geschichte, Zieg- I ler: lange Haare und kurzer Verstand, i Na. ich hab mich aber nicht irremachen I lass n, focht wurde Abschied genommen, alles glatt gemacht, und eines schönen Tages war ich drüben. Recht war's gethan! . . .Ziegler, so ein flottes Arbeiten nach der eigenen Wahl, das ist ein Spaß, das fleckt dir 'mal! ... Na, und da hab ich erst «in strammes Vierteljährchen bei meinem Bruder auf der Farm abgemacht, und ! dann bin ich in die Stadt. Und «ine schöne Stellung nach der andern ge- habt, Plätze, wo die Dollars gar nicht j spärlich klimperten, ja, und Gärtner, - Kutscher, Hausmann alles bin ich i gewesen. BIS zuletzt in «iner VMa bei New Ja. das Herz in der Jugend! „Ich komme." schrieb sie ohne groß drum und dran zurück, und ich hätte gleich närrisch werden können, so freute ich mich ailf das Mädel, das ich ein ganzes Jahr bald nicht gesehen, und das in vier Woche meine Frau werden sollte. Aber das Leben! bringen sie da eines Tages einen Fiederkranken in mein« Pflege, einen, der aus dem Süden zugereist war. Und keiner weiß, was ihm eigentlich fehlt hm. „Rickert, Achtung!" sagte am drit ten Tag der Arzt zu mir. „Der Mann hat die schwarzen Pocken!" Die schwarzen Pocken freilich. Nun nimm dich in Acht, Rickert! Ja- Jn di« Grube sollt« der Rickert noch hatte mich wohl derb in der Mache ge habt, das schwarze Verderben, aber es ging doch vorüber. 810 ß das Fieber rumorte noch im Blute 'rum, so schnell wollte das nicht weichen. Hm, ja, wie />as nun so ist, w«nn man im Fi«b«r liegt: bald streckt man sich steif wie «ine Leiche, bald rast und brüllt man. wie von allen Teufeln besessen. Und gerade ich. ein so vollblütiger Mensch, ich tobte dir manchmal so stark, daß si« mich richtig an's Bett festbinden muß^ ich mich denn unter den Stricken, schrie nach dem Mädel, und wenn ich sie sah im Fiebertraum, wollte ich mit aller Gewalt zu ihr. Ein Fi«bernder hat dir höllische Kräfte, Ziegler, bis ich denn einmal so wild wurde, daß ich die Fesseln zersprengte mit einem Ruck. Und der Wärter war nicht da, der Auf seher auch nicht und da ich aus d«m Bette mit einem Satz, in die Kleider hinein und fort — fort zu ihr. Es hat mich niemand aufgehalten. Auf der Straße war mir's, als gin ge die Welt unter. Wie beim Erdbe ben wankten die Häuser, die Menschen torkelten durcheinander, uid alles, was ich sah, drehte sich in blutigrothen Ne beln. Der Kopf war schwer und heiß, da in den Schläfen ging es wie ein Hammer: poch, poch! und immer wil der, immer toller. Nur die Füße merkwürdig und die Beine Waren so leicht, so federleicht, ich merkte sie gar nicht, wie auf Wolken saß ich und fuhr dahin, und doch trappte ich mit meinen Schuhen über eine gepflasterte Straße. Auf einmal war da vor mir ein Hel ler Streifen ja, so ein langer, gleich mäßiger Heller Strien. Der kam mir so bekannt vor. Ja, du liebe Zeit, war das nicht die Landstraß« daheim? Die Landstraße, freilich, weiß vom Staube und zu beiden Seiten die Kirschbäume. Dann kam der Dorf teich und die Pappeln und das erste Häuschen und die Lina, die Lina, da — dort. Sie weinte und winkte und tanzte immer vor mir her. „Wart', jetzt komm ich," schrie ich hin mit schäumendem Munde. Wie ei» Pferd schoß ich dir vor, mit einem Satz wollt ich die Landstraße erreichen und fiel ins Wasser. Im Fieberwahn hatt ich dir den Kanal für die Landstraße gehalten, Ziegler, für die Landstraße von daheim o jeh! Di«, die 's gesehen hatten, wie ich ins Wasser plumpste, zogen mich wie der raus. Im Hospital hatten sie sich derweil auch gerührt; eine halbe Stunde später, nachdem ich fortge rannt war, lag ich wieder auf dem al ten Lager, stumm und steif wi« ein Todter. So hab ich lange gelegen, ganz ohne Besinnung. Als ich das erste mal wie der zu mir kam und die Augen auf schlug Ziegler, das war dir recht sonderbar. Ich hört« die Leut« in der Stube und sah doch nichts davon, nicht die Hand, kein Bei! und keinen Stuhl. Ich tastete auf den Kissen herum, rieb mir die Augen es blieb so. „Charlie," ruf ich verwundert, „Charlie, warum bringst du di« Lam pe nicht? Es ist ja Nacht." „Eh. du alter Ausreißer, was willst du? Heller Tag ist's, drei Uhr hat's gleich geschlagen, drei Uhr Nachmit tag." „Geh, ich bin doch nicht" Mit einem Ruck sah ich ausrecht, schüttelte mich, tastet« herum, zerrte an den Augendeckeln; die Angst schnürte den Hals zusammen, ich schrie uni Hilfe, ich zitterte, fluchte, und dann zw«i Minuten, daß ich blind wär. D«r Sturz ins Wasser war dran schuld gewesen, ja, weil ich im Fieber war. O Gott, und vor zehn Tagen hatte ich den Brief geschrieben, das Mädel schwamm schon aus dem Wasser, in drei Wochen sollt« Hochz«it se!i> und ich war blind, unheilbar blind! Wie wird sie 's aufnehmen? Was wird sie thun? Und sie kam. ungeduldige, wohlbekannte Stimme. Mir schlug das Herz bis an die Kehle. „Na» der dort am Fenster, Jung fer." „Was der? Ach machen Sie doch Da schrie es auf vor mir, ein Schrei voll Ekel und Entsetzen, ein Schrei, der mir wie ein Messer durch die Seele die Mutter lebte. Ruhestatt, nichts in der Tasche, nichts wie hell die Soldaten bliesen drüben im Jnselschlößchen! Ach freilich, für diese ganze glückliche Welt gab es keine erhob lauschend den blatternarbigen Kopf. Da hat er 's denn gehört, wi der bewegte Mann sein Weib schluch zend umarmte, und wie er, nach langer voll Liebe zu ihr sprach. „Komm heim, Jakob," sagte die Frau, „auch die Kinder wollen ihr „Ach, sieh nur, Richard!" sagt« das Mädchen, «in hübsches rothblondes Ding, plötzlich ernst werdend, „sieh die Frau gesund und der Mann erblin det ist und das Leben ist doch so schön!" Nach der Handschrift. Im „Neustädter Anzeiger" erschien eines Tages folgendes Inserat: „Handschriftenbeurtheilung/ Auf Grundlage weniger handschrift licher Zeilen einer Person wird der Charakter derselben eingehend kur theilt. Honorar eine Mark. Meier, Berlin >V. M." „Das ist richtig," erwiderte das Ol«rhaupt der Stadt, „Sie wissen doch auch schon die Ursache, weshalb nichts daraus werden kann?" „Nun aber staunt« der Feldwebel. „Die ich Ihnen ja gerade sagen. Deshalb komme ich fsh sich b d M" germeister losbrach: „Auf diese Weise kommen wir nicht vom Fleck. Also kurz, ich kann meine Tochter nicht einem verschwenderischen, hartherzig«,, trinklustigen, faulen und dummen Menschen anvertrauen." „Und das Alles soll mein Sohn sein, den Sie noch vor wenigen Tagen für den besten und klügsten Mann erklärt haben? Sie wußien schon, daß ich meinen Sohn niemals Ihrer heftigen, geizigen, gefallsüchtigen, trägen und charakterlosen Tochter geben würde." „Genug der Beleidigungen," rief der Bürgermeister, nach der Thür zeigend, aber als der Feldwebel, «inen Rache schwur ausstoßend, sich derselben zu wandte, sagte der Bürgermeister plötz lich in verändertem Ton«: „Sagen Si« mal, Feldwebel, haben Sie auch an den Berliner Handschrif tendeuter geschrieben?" „Aha," ri«f dieser, umkehrend, „Sie haben Schriftproben meines Sohnes und ich Schriftproben Ihrer Tochter eingeschickt." „Wir sind also beide im Rechte, wir haben beide ungünstige Auskunft über die Kinder bekommen." sind, so passen sie ganz „Meine ich auch. Berheirathen wir sie also ruhig miteinander." Heute ist das Paar, deren Hand schrift ihren schlechten Charakter offen bart hat, schon fünf Jahre miteinander verheirath«t, und noch immer warten die beiden Bäter, ob sich die schlechten Eigenschaften der Kinder nicht bald herausstellen werden, und schon studi r«n sie daraufhin ihre Kindeskinder. Wem gchSrte »ie Katze? Ein lustiges Radfahrerstücklein pas sirte vor Kurzem in einem hessischen Städtchen. Stand da an ein«m schö nen Nachmittage ein biederer, wohlbe leibter Metzgermeister breitspurig an seiner Ladenthür. Ihm zu Füß«n spielte ein allerliebstes kleines Kätzchen. Es war eine rührende Idylle. Doch mit des Geschickes Mächten ... Plötz lich stürmt hoch zu Stahlroß einJitna ling heran, da, ein Ruck! ein Krach! und der Roß und Reiter lagen auf der Erde! Das arme Kätzchen streckte alle Viere von sich? der Radler hatte es überfahren. In düsterem Flasche, bis sich das Gesicht des ge gehör'n dhet!" Tableau! Schlechte Empfehlung. „Wk, Herr Doctor, Sie haben sich jetzt hatten doch in dem kleinen Städtchen eine so große Kundschaft!" „Aller dings. ab«r die ist eben ausgestorben." Buen's Koman. Stoff, ja selbst der Titel fehlt mir klex. Ellen's braune Augen blickten auf das schwarze Gebilde, welches, tel, und wie v»'le pechrabensarbige Charaktere li«ßen sich in den Rahmen desselben bringen. Hm. aber „Das schwarze Herz" klingt so nach Hinter treppenlectüre, und das muß auf je den Fall vermieden werd«». Wie wiirs den» mit dem Plural: „Schwarze Herzen"? Jawohl, so ging es besser. „Schwarze Herzen, famos!" schmun zelte Ellen und tunkte abermals kräf tig in das Tintenfäßchen und klatsch! da lag abermals ein großer dicker Tintenklex auf dem Bogen, dicht neben dem ersten. Ellen besah ihn mit eigenthümlichen Gefühlen: „Wieder ein Klex! Ich leide am Ende an Klexo mani«, eine Art neuer Krankheit, wie sie die Aerzte von Zeit zu Zeit entste hen lassen. Aber merkwürdig sieht dieser Tint«nklex auch aus. Es ist ja der reinst« Kritikerkopf mit gesträubten Borsten, wollte sagen Haaren! Sollte das eine Mahnung sein, vielleicht kei nen Roman, solider» eine Ballade, od«r so 'was zu schreib«»? Aber nein, nur keine Verse, nichts Gereimtes: Wie sagte doch Vetter Arthur, der fesche Lieutenant, neulich: „A«h, elendes Reimgefafel so Balladen und Roman zen und der janze Liederlram! Höre schon im Jeiste, wie nach tausend Jah ren irjendwo im Innersten von Afrika Jliihlicht darüber aufsteckt: „Meine Damit aber nicht jenug, lasen sie dies« Produkte ihres irrenden Jeistes ihren Mitmenschen bei jeder Jelejenheit vor. ja sie wurden sojar auf dem Weg« des Buchdrucks vervielfältigt heraus jejeben, was fojenannte Verlejer be nannt wurden, weil sie dazu berufen schienen, den stets verlegenen Dichtern aus der Verleg«nheit zu helfen. Wir können Jott danken, meine Herren, daß wir diese dunklen Zeiten hinter uns haben und uns unjestört des Jenusses «iner jefunden Prosa erfreuen dürfen. Aeh!" ..Also keine Verse, sonst lacht Vetter Arthur mich aus, und dem will ich doch gerade imponiren, sondern «in echter realistischer Roman mit socialem Hin tergrund, aber poesiedurchweht. Wie wäre es in einer Moorgegend, mit flü sternden Birken, am Bachesrand ge spenstisch verkrüppelten Weiden? So geht's, vorwärts, ich Hab's!" Ellen's Feder rasselte diesmal ohne zu tlexen über das Papier. Schwarze Herzen. Socialer Roman von Ellen X. 1. Kapitel. Sie stützte den Kops und sann. Plötzlich legten sich von hinten her zwei Hände vor ihre Augen und eine frische, etwas verstellte Männerstimme fragt« im Lieutenants-Jargon: „Na, hübsches Kindchen, wer bin ich, he?" „Ach, Vetter Arthur, Du?" Sie be umfangenden Händen und wollte tief erröthend das auf dem Schreibtisch liegende Blatt «ilig in «in Schubfach praktiziren. „Erlaube 'mal. Büschen, zeichnest Du? Ach, was seh' ich, Du bist am Ende gar eine Taschenformat - Aus gabe der Marlitt oder Werner! „Schwarz« H«rz«n, socialer Roman von Ellen Z." Oh, oh, Bäschen, um Gotteswillen, fange nicht an, sol chen Unfug zu machen! Welcher ver nünftig« Mensch wird denn Fiomane schreiben?" „Ja, aber geschrieben müssen sie doch werden, so schwer es auch ist!" meinte Ellen kleinlaut. „Siehst Du, und schwer ist das Schreiben auch noch! Nein. Bäschen, süßes Bäschen, laß Dir sag«n, Ro man« müssen nicht geschrieben. Ro mane müssen erlebt werden!" Und dabei legte er. als ob «s so sein müßte, den Arm um ihre Taille, zog sie an sich, und che Ellen es sich versah, küßte er sie wieder und wieder, und ihre rosigen Lippen öffneten sich halb, widerstandslos, wi« eine aufquellende Knospe, die süße Gabe der Liebe zu Fatal. Junger Untersu chungsrichter: „Sind Sie verheira thet?" Angeklagter (gemüthlich): „Na. das müssen Sie doch wissen, Herr Assessor Sie sind ja meiner Frau noch zwei Marl für Wäsche schuldig!" Irreleitung. Fremder: „Also hier geht's herunter nach Neuen dorf?" Gcmeindediener: ~Ne«, für Sie geht's dort herab; der Wegweiser gilt nur für die Strolch« und Vaga bunden. die wir gern am Dorf vsrb«i
Significant historical Pennsylvania newspapers