Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 19, 1898, Page 3, Image 3

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    Der Godte
Aorror-Istclnd.
Roman von Harry Shcfj.
(4. Fortsetzung.)
„Ich Hab's nicht über's Herz brin
gen können," flüsterte der Manu ihm
zu, „den armen Kerl so ganz ohn«
Schmuck und Zeichen unter der Erde
liegen zu lassen, da hab' ich zwei von
meinen Leuten zum Boot herunterge
schickt. und sie haben mir die kleine
amerikanische Flagge bringen müssen,!
die wir am Steuer führten. Die weht
nun da auf seinem Hügel. Bezeugen
Sie mir's beim Capitän, wo wir un
sere Flagge gelassen."
„Ihr seid ein braver Mann," sagte
Hans und drückte ihm die Hand.
Gerfaut mahnte zum Ausbruch und
mit Recht. Wenn die Nacht sie nicht
ganz und gar auf dieser unheimlichen
Insel überraschen sollt«, so mußten sie
augenblicklich aufbrechen. Nur für
einige Minuten verschwand Hans noch
Bald steuerte das Boot des „Polar-
Rheden hielt den Blick nach der Insel
6. Capitel.
In dem behaglich eingerichteten
Zimmer eines Privathotels, in der
sechsten Avenue zu New Dort, faß Ge
rsaut vier Wochen nach den geschilder
duftende Havanna und las in einer
Abendzeitung. Ab und zu hob er den
Kopf und ntigie ihn der Thür zu, of
stellt, denn es verging «ine geraume
Zeit, bis die Thür nach kurzem An
klopfen geöffnet wurde und «in
„Wo befindet sich der Herr?" fragte
„Im Parlor, Sir."
„Dann bitten Sie ihn, sich in dieses
tersetzter, nicht mehr junger Mann im
Rahmen der Thür. Als er seinen Cy
linderhui grüßend abnahm, entblößte
Kranz röthlicher Haare umgeben war.
„Mr. Davis?" fragte Gerfaut und
„Zu dienen. Sir. Mr. Andre Ger-
Ton.
Den Brief am 19. October. das Tele
zu warm im Zimmer?"
„Keineswegs. Aber diese Central
dampsheizungen, die vom Keller aus
die Wärme in alle Zimmer leiten, sind
zugleich ganz vortreffliche Höhrrohre.
Der Schall fängt sich in dieser Oeff
denn besonders im oberen Stockwerk ist
bei einiger Aufmerksamkeit jedes Wort
zu verstehen."
„Ah. in der That, Sie sind ein vor
sichtiger Mann!"
„Das bedingt mein Geschäft, Sir."
„Sie sind mir als ein Mann von
großer Erfahrung und bedeutendem
Scharfblick empfohlen worden, und be
sonders betonte mein Gewährsmann,
daß man unbedingtes Vertrauen in
Ihre Verschwiegenheit setzen könne."
„Das letztere versteht sich von selbst.
Eine einzige Jndiscretion könnte für
mich selbst die unheilvollsten Folgen
haben. —Doch kommen wir zur Sache.
Sie waren so liebenswürdig, mir
brieflich einen Auftrag zu übermit
teln.^
kunft zu ertheilen."
Gerfaut lächelte befriedigt. „Aus
gezeichnet," sagte er. „theilen Sie mir
alles mit. was Sie wissen, Mr. Da
vis. Aber vielleicht rauchen Sie? So,
hier ist Feuer. Es plaudert sich bei ei
„Zweifellos. Ich danke Ihnen.
gen habe."
„So schrieb ich Ihnen. Nun also,
wohin begab sich Rheden vom Bahnhof >
aus?"
„Nachdem er mit der Dampffähre
von New Jersey, wo sich der Endpunkt
der Pennshlvaniabahn befindet, nach
eines unserer sashionabelsten Hotels."
„Ich weiß weiter."
„Ich war ihm gefolgt, betrat mit
ihm zu Zeit die Office, .
mer?"
„Das ist selbstverständlich, aber vor
her geschah Wichtigeres."
„Wichtigeres? Im Bureau des Ho
tels? Da bin ich gespannt."
„Wie konnten Sie das ermitt«ln?"
„Sehr einfach. Der deutsche Herr
schien es nicht erwarten zu lönnen. von !
den Inhalt des Telegramms."
„Wort für Wort," antwortete der
Detektive lächelnd, da er merkte, daß
Gerfauts Ueberraschung über seineLei
stungen beständig wuchs, „meine
mir zu Hilfe, denn di« Depesche war
deutsch. Ich hab« mir nachher den In
halt notirt. Verstehen Sie deutsch?"
Englisch« angefertigt, hier ist sie."
Davis riß ein Blatt aus seinem No
tizbuch und übergab es dem Franzo
sen. „Wie Sie sehen, lautet di« De-
Baron Rhed«n. Astorhouse,New Jork.
Habe gewünschte Information vor- !
sichtig bei Justizrath Gallus eingezo
gen. Reichsgraf v. Fels ist feit zwei
Jahren todt. Da einziger Sohn vor-
Die Dame lebt gegenwärtig in Paris.
Hier alles in bester Ordnung. Haben
mit drei anderen Banken türkische An
leih« gewinnbringend durchgeführt.
Freuen uns auf Ihr Eintreffen.
Grüße. Oberländ«r."
schnell einzuprägen, aber ihr Empfän
ger selbst ließ mir Zeit, einig« Worte
und besonders die Namen aus meiner
eingerichteten kleinen Raum, der läng
sam nach oben schwebte. Der Baron
hatte aus dem Diwan Platz genom
das Telegramm darin und steckte dann
das Portefeuille wieder in die Weste,
deren Geheimtafcke zwischen Futter
und Tuch er durch drei Knöpfe ver-
sprang auf er
halten, Mr. Gersaut." lachte der De
te Gerfaut an, „Sie fanden doch in
meinem Briefe den Check über zwei
hundert Dollars beigefügt?"
mir den Rest zahlen, wenn ich mit mei
nem Bericht zu Ende bin."
„Nein, ich werde mir erlauben, Jh-
und händigt« sie dem Detektive mit
verbindlichem Lächeln ein. „Wir blei
ben in Geschäftsverbindung," sagte er,
zem Dank an sich genommen und hi«lt
sie eine Sekund« lang gegen das Licht.
„Teufel, ich glaube gar, Sie zwei
feln an der Echtheit der Banknote,"
rief der Franzose mit grellem Aufla
chen.
„Nicht im Geringsten nachdem
ich mich soeben von ihrerEchlheit über
wiß nicht, Mr. Gerfaut. Seit Ent
deckung der internationalen Falsch
münzerbande, deren geistiger Leiter
aus Paris vor etwa vier Jahren flüch
tig wurde, nachdem er die Tänzerin
Lorisson, von welch«! er sich verrathen
glaubte, ermordet, bin ich in der Ent
gegennahme von Banlbillets «in wenig
vorsichtig geworden, besonders da ich
weiß, daß der Bursche sich irgendwo in
Amerika umhertreibt."
„In der That," stotterte Ger
faut, „es ist es ist Jhn«n nicht übel
zu nehmen."
Jede Spur von Farbe war aus sei
nen Wangen gewichen, sein« Arme hin
gen schlaff herab und scheu blickte er zu
dem kleinen breitschulterigen Mann
hinüber, der. sein glattrasirtes Gesicht
streichend, gleichgültig hinzufügte:
„Doch was interessirt uns dieser fran
zösische Mörder und Falschmünzer
schließlich? Ihr Geld ist gut, Mr.
Gerfaut. Darf ich in meinem Bericht
fortfahren?"
„Thun Sie es, Mr. Davis ich
Gerfaut schöpfte tief Athem, und
während der Amerikaner in geschäfts
mäßigem Ton weiter zu ihm sprach,
„Herr v. Rheden Mließ an diesem
Abend nicht mehr das Astorhouse,"
fuhr der Detektive fort, „er war offen
am nächsten Morgen lam er ziemlich
spät zur Frllhstückstafel hinunter.
Während der Nacht wachte einer mei
ner Leute in der Nähe des Hotels und
überzeugte sich der Deutsche
sichtbar selbst stand bereits Posten
hen?" !
„In eine Gegend, in welche sich so
Rheden in das „dunkelste New Dort"
hineinirrle. Ich m«ine damit jenen
sehen Juden bewohnt wird, und der
mit Recht in dem Rufe steht, nicht nur
die elendesten, schmutzigsten und verpe
stetsten Stätten der Armuth, sondern
kännt, Mr. Gerfaut?"
Gerüche vor die aristokratische Nase ge
halten hatte. Es war das Haus 347
Eldridgestreet. Es ist dies ein soge
nanntes Tenementhaus, besitzt fünf
übn einen Keller, der theilweise auch
noch für Wohnzwecke benutzt wird. In
absichtigte er?"
Ihr Name ist unbekannt. Die Frau
„Und das Kind?"
„Ja, das ist eine ganz eigenartige
Geschichte. Kein Mensch weih, wo
das Kind, «in rothblondes
sen und Hühnern betreibt und selbst
kinderlos ist, hatte die Kleine vorläu
fig zu sich genommen. Aber die Frau
schlichen und fort war es/
Andre Gerfaut dachte einig« Augen
blicke nach. „Welches Interesse Rheden
tllrlich dort nicht ausgesprochen?"
„Natürlich nicht. Aber «s muh nicht
unerheblich sein, das Interesse desßa-
Kind, denn, ehe ich nach ihm das Haus
betrat, stellte ich zuerst s«in«n nächsten
Weg fest, und da ich horte, was er an
der Ecke der Eldridge- und Grand
street einem voriiberfakircnden Mieths
wagenkutscher zurief, so weiß ich, daß
er sich nach dem Bellebue Hospital be
gab. Dorthin folgte ich ihm natürlich
nicht, aber mn fünf Uhr Nachmittag
sah ich ihn nach dem Astorhouse zu
rückkehren. Er nahm sein Dinner und
fuhr um acht Uhr nach dem Metropo
litan - Opernhaus, wo er allein, also
ohne Begleitung, einer Aufführung der
„Traviata" beiwohnte. Nach Schluß
der Vorstellung b«gab er sich aus der
Stelle nach Hause. Heute besorgte er
verschiedene Kinkäufe, stattete dem
deutschen Konsul «inen Besuch ab und
das dürste Sie wiederum interessi
ren sprach im Bureau der Cunard
pania" er Passage nahm. Und damit.
Mr. Gerfaut. glaub« ich meine Pflicht,
die darin bestand, den deutschen Ba
ron v. Rheden bis zu Ihrem persönli
chen Eintreffen in New Jork scharf z»
„Ich danke Ihnen. Mr. Davis, ich
dank« Ihnen," rief der Auftraggeber
des Detektive, „Sie haben weit mehr
gethan als Ihre Pflicht, und Sie ge
statten mir wohl. Ihnen diese Bank
note als Extraprämie zu überreichen.
Doch knüpfe ich eine Bitte an dieses
Präsent. Daß Sie über Ihren Auf
trag selbst zu Niemand sprechen wer
den, ki«gt in der Natur der Sache, aber
ich möchte, daß Sie den Namen dieses
Deutschen überhaupt nicht erwähnen,
auch wenn Sie in einigen Tagen den
selben in irgend einer Beibindung in
den Zeitungen finden sollten. Ver
„Jch verstehe," gab Davis langsam
zur Antwort und schlug die kleinen
grauen Augen auf, die «r einen Mo
ment nachdenkend geschlossen hatte^
empfahl sich.
„Noch einen Augenblick," rief ihm
Gerfaut zu, als er di« Schwelle bei
nahe erreicht hatte. „Sie sind bestimmt
der Meinung, daß Rheden jene alte
Brieftasche immer bei sich trägt?"
„Richtig, das vergaß ich Ihnen zu
sagen. Er hatte sie auch in der El
dridgestreet bei sich, zog sie hervor und
entnahm ihr eine Photographie, >v«lche
er die Leut« sehen ließ."
„Und wen stellte diese Photographie
dar?"
„Jene Unglückliche, di« man in das
Bellevue Hospital gebracht, freilich war
das Bild Jahre vorher und sicherlich
unter glücklicheren Verhältnissen a»ge-
danke Ihnen. Wann, sagten
Sie. reist der Baron?"
„Am Freitag, mit der „Campania".
„Also übermorgen. Jetzt. Mr.
Davis, halte ich Sie nicht mehr zu
rück."
Der Amerikaner verließ das Zim
mer und während er die teppichbeleg
ten Treppen hinabschritt, sagte er zu
sich selbst: „Es ist gut. daß ich mich
! durch diese Glatze veränderte und be
! deutend älter erschien. So wird mich
> der Schurke wenigstens nicht auf den
j ersten Blick erkennen, wenn ich später
einmal mit ihm «ine Angelegenheit we-
Niger freundlicher Natur zu erledigen
habe. Und das kommt dock früher
oder später!"
4. C a p i t e l.
„Wer hat Ihnen diesen Brief für
mich übergeben?" fragt« Baron Hans
einen Angestellten des Astorhauses, der
ihm auf einer silbernen Platte ein zier-
Diiiner aus einer chinesischen Minia
turtasse den duftenden Molia schlürfte.
„Eine Dame. Sir," erwiderte der
Gespräch aufmerksam zu machen.
.Jung oder alt?"
„Ich denke, die Dame war jung,"
antwortete der Bedienstete
Dame nicht selbst gesehen, ihr nicht
selbst den Brief aus der Hand genom
men?"
ihre Züge nur errathen konnte. Aber
nach der Figur zu urtheilen, war sie
jung."
„Wünschte sie mich persönlich zu
sehen oder zu sprechen?"
„New. mein Herr. Sie fragt« nur,
ob Herr v. Rheden noch hier wohne.
Ich bejahte die Frage und fügte hinzu,
daß Sie gegenwärtig im Speisesaal
das Dinner einnähmen, sie möae im
Parlor warten, bis die Mahlzeil vor
über s«i."
„Nun, und was erwiderte die Dame
auf diesen Vorschlag?"
„Sie übergab mir den Brief zur
Bestellung und machte mich darauf
aufmerksam, daß es für Herrn v. Rhe
den von einiger Wichtigkeit wäre, ihn
noch heute zu empfangen."
„Glauben Sie beurtheilen zu kön
nen, ob die Dame' den besseren Stän
den angehörte?"
„Sie zeigte das Benehmen einer
Ladn."
„Gut, ich danke Ihnen. Halt,
noch eins. Mein Gepäck wird nachher,
etwa in zwei Stunden, abgeholt wer
den, es geht nach der „Campania". mit
der ich morgen reise. Sollte ich nicht
anwesend sein, so besorgen Sie das
Nöthige. Nur die Ledertasche und das
Futteral mit Schirm und Stock blei
ben bis morgen früh zurll."
„Sehr wohl, es wird alles besorgt
Der Angestellte des Hotels zog sich
zurück, während Hans prüfend den
noch nicht geöffneten Brief betrachtete.
„Das ist doch sonderbar." murmelte
er. „eine Dame schreibt an mich? Wer
kann den überhaupt eine Ahnung da
von haben, daß ich mich in New Aork
aushalte. Ich stattete doch nur dem
Konsul einen Besuch abj und der war
auch halb und halb geschäftlicher Na
tur. Nun. wir wollen sehen."
Hans ergriff ein kleines Dessertmes
ser und schnitt den Umschlag auf.
Unwillkürlich stieß er einen ltichten
Ruf der Ueberraschung aus, als er,
von feiner Frauenhand geschrieben,
folgende Zeilen als den Inhalt dieses
ihm so geheimnißvoll zugestellten Brie
ses vorfand:
„Geehrter Herr!
Durch eine im Hause 347 Eldridge
street wohuendeFamilie erfuhr ich. daß
Sie Nachforschungen nach der unglück
lichen Frau und ihrem Kinde ange
stellt, die dort eine Zeit lang sich auf
hielten. Wenn Ihnen so viel daran
gelegen ist, daß Sie einen längeren
W«g nicht scheuen, so lommen Sie
heute Ab-nV zwischen acht und zehn
Uhr zu mir. Ich bin in der Lage) Ih
nen bezüglich des Verbleibs der Leute
einige wichtige Fingerzeige zu geben.
Es geschieht dies völlig selbstlos, ohne
daß irgend welche Ansprüche oder Be
lohnung beabsichtigt sind. Ich hätte
Sie in'lhrem Hot«l aufgesucht, aber
ich bin während des Tages beschäftigt.
Achtungsvoll
Maggie »ro-wn,
38.126. Straße Harlem."
„Das ist ja ein höchst willkommener
Zufall." dachte Rheden, als er sich ei
nige Minuten später aus s«in«m Zim
mer befand und den Brief noch einmal
durchgelesen hatte. „Vielleicht ver
mag diese Maggie Brown einig«s Licht
in daSDunlel zu bringen, welches dieje
Familientragödie bedeckt."
Rheden hatte die Ledertasche hervor
gezogen und ihr die Photographie Bea
tens entnommen. lind wieder, wie er
es seitdem unzähligem»! gethan, ver
senkte er sich in das Studium dieser
holden Züge und nahm den Anblick
dieses madonnenhaft schönen Weibes
in sich auf.
„Ich muß sie finden und ich werd«
es!" rief er von seinem Sessel auf
springend und mit großen Schritten
durch das Zimmer wandernd, „es ist
ein Ziel, das ich mir gesteckt und das
ich erreichen werde. Was ich Visher
erreicht und in Erfahrung g-bracht. ist
zwar mehr entmuthigend als anspor
nend. aber mich soll kein Hinderniß
von der Erfüllung meines Gelöbnisses
abbringen. Es ist ganz «lar, daß hier
eine Macht im Spiele ist, welche, vor
keinem Mittel zurückschreckend, Eldor
v. Fels, sein Weib und sein Kind lang
sam, aber sicher dem Untergang ent-
finstere Macht begann ihre
Wirksamkeit keineswegs erst, als El
dor mit seiner jungen Frau nach Ame
rika geflüchtet war sie war im Ge-
Haus- seines Vaters weilte, fast
möchte ich annehmen, daß seine Kind
heit. seine Jugend schon durch diese
elenden Machinationen vergiftet wur
den.
Das Gift dies«s im S!aubc krie
chenden Gezüchts hatte be rits seine
Wirkung gethan, da» Schlangengift
der Verleumdung hatte die Ehrbegriffe
jurechnrrngsfähigleit auszudrücken.
Und wie tödtlich hat dieses Schlan
gengift in Amerika auf Eldor gewirkt!
Man hat ihn nicht festen Fuß fassen
lung des deutschen Cousuls vorzeigen
tonnte, Auskunft über die Patientin
gegeben hatte.
Der Doctor erinnerte sich ihrer ge
nau, die Schönheit d«r Frau, welche
fogar von Gram, Entbehrungen und
Krankheit kaum beeinträchtigt worden
war, hattd bei ihrer Einlieferung in
das Krankenhaus sofort Aufmerksam
keit «rregt. Die Frau war kein«swegs
geisteskrank, nur hatten sie Elend und'
Sehnsucht nach ihrem Gatten in einen
Zustand hochgradiger Nervenüberrei
zung versetzt, der sich von Zeit zu Zeit
in Weinkrämpfen, starrer Apathie und
in der krankhasten Idee, sie habe ihren
Mann und ihr Kind soeben begraben
und in ein gemeinsames Grab gesenkt,
äußerte. Sobald diese Anfälle jedoch
vorüber sprach vollkommen,
arzt aus sein sie heiße Beate
Fels und ihr Mann befinde sich im
Westen, wo er in den Minen arbeitt.
Schon nach zwei Wochen hatte sich ihr-
Zustand soweit gebessert, daß sie ent
lassen werden könnte. Als sie sich von
dem Arzt verabschiedete, fragte er sie,
ob sie irgend welche Mittel besäße.
Hierauf berichtet« sie, daß ihr Mann
ihr für sechs Monate Geld bei seiner
Abreise gelassen, daß diese Summe ihr
jedoch schon acht Tage nach seiner
Abreise aus unerklärliche Weise aus
verschlossenem Zimmer gestohlen wor
den sei. Sie habe ihrem Mann, um
ihn nicht zu betrüben, nichts darüber
geschrieben, vielmehr versucht, durch
Arbeit sür sich und dasKind dasNoth
einigem Erfolg, dann aber habe man
si« aus jeder Stellung fortgeschickt,
weil böse Menschen, die sie jedoch nicht
kannte, Verleumdungen über sie aus
gestreut. Jetzt aber werde sie mit ih
rem Kind«, wenn nicht bald eine Nach
richt von ihrem Manne «intiGse, nach
Deutschland zurückkehren! wozu ein
deutscherßerein ihr wohl behilflich sein
würde. Der Oberarzt hatte sie in d«m
Entschluss«, die alte Heimath aufzusu
chen, bestärkt, und ihr eine Fünsdollar
note zugesteckt, welche sie nur im Hin
weis auf ihr Kind unter, Dankesthrä
nen angenommen.
So- hatte sie das Hospital verlassen
und hier endete Rhedens Kenntniß
ihres Schicksals.
Beute war nicht mehr nach Eldridge-
Strest 347 zurückgekehrt: sie hatte dort
nicht nach ihrem Kinde geforscht, sie
hatte infolgedessen auch nicht erfahren,
daß ihr Töchterchen verschwunden sei
Niemund, weder die Polizei, noch
die Behörde einer Wohlthätigkeitsan
stalt,. noch irgend ein deutscher Berein
tonnte auch nur die geringste Aus
kunft über ihren Verbleib ertheilen.
Keine Passagierliste irgend einer
Schifsfahrts - Gesellschaft führte seit
jener Zeit ihren Namen auf. Rheden
hatte m unglaublich kurzer Zeit diese
Nachrichten «rhallen und zwar durch
den deutschen Konsul selbst, der sür
ihn telegraphisch und telephonisch in
Nord lind Süd, im Osten und Westen
»ngefragt hatte.
Mutter und Kind waren »erschollen
es schien, als hätten die Wogen des
weltstädtischen Lebens sie ersaßt und
in Tiefen herabgezogen, aus denen sie
niemals wieder auftauchen könnten.
Und nun ganz unerwartet ein Lichd«
strahl, «in« Hoffnung dieser Brief!
Rheden nahm ihn noch einmal auf
und las ihn durch, jedes Wort auf
merksam erwägende Ja, das klang
alles glaubwürdig. Welche Absichten
hätte dieSchreiberrn dieser Zeilen fvnst
auch verfolgen sollen? Er las «s ja
schwarz auf weiß, diese MaggieZ/rown
hatte in der Eldridgestreet von seinen
Bemühungen um die arme F«u ge
hört, und da sie mehr von ihr wußte,
als die andeeen, so wollte sie ihm an
Abeno nach d«r Arbeit Mittheilungen
machen. Zwar, so ganz unbedenklich
schien diese Einladung dock» nicht, sie
Mang den jungen Mann, «in^gänzlich
>Miger Dunkelheit. Kennt« man es
nicht aus einen diebischen Ueberfall ab
gesehen haben? Wer kannte ihn denn
aber in New Dort, und wer wußte
überhaupt, daß er sich in der Stadt
aufhielt? Immerhin beschloß Hans,
aus seiner Hut zu sein, keine größere
Geldsumme mit sich zu nehmen, dage
gen seinen Tafchenrevolver. d«n er
stets auf Rc.ism in der Hosentasche
trug, mit frischen Patronen zu Vilsen
hen.
(Fortsetzung folgt.)
Kür die Fuis^e.
„B ackbä n d l" - Art. Tags vor-
Fleisch gut gepfeffert,.
Spinat ab, drückt ihn fest aus und
dicker, süßer Sahne,,lZ Unze Butter,
ihn gröblich. Aus 5 Unzen Mehli 4.
Käse, 3 ganzen Eiern, 4 Lössel Sahn«,
Salz, ivenig Pfeffer rmd Muskatnuß,
rührt man «inen Teig, unter den man
gestrichen« Schüssel aus feuerfestem
Porzellan und bäckt si«etwa 3l) Minu
ten. Indes kocht man 8 Eier hart,
trennt das Dotter vom Eiweiß und
reibt es ftin. Man röstet es in Butter
einig« Minuten, gibt mehrereLöffe^ge-
die man zum HeißhalUn
in warmes Wasser gelegt hat, g«füllt
und diese Eier, kranzförmig aus den.
Cales. Ein halbes Pfund.But
man nach und nach vier ganze Eier, «in.
halbes Pfund.Zucke.r-, etwas abgeriebe
n« Citronenschale oder Vanille, ein«
Messerspitze voll.Hirschhornsalz und so.
viel Mehl hinzui daß sick -der Teig be
quem ausrollen läßt, also den Teig,
nicht zu f«st mache». D«r Teig wir»
ausgerollt, mit einem Glase oder einer
kleinen Forin «msgestochen, auf eiir
Bltch g«fetzt und bei sehr mäßiger Hitze
gebacken. Dies« Zuthaten geben eine
Menge kleiner Kuchen und halten sich,
in Blechbüchsen aufbewahrt, sehr lange
frisch.
Türkischer sZrangeir»
Sorbet. S bis k schöm, süßeOvan
gen werden geschält, zertheilt, die
Stücken nochmals durchschnitten, .alle
Dann Verrührt man m
einer, Kasf«sl« den Lift von 2.Oran
gen mit einem Bier!el Pfund. Zucke?
über gelindem Feuer, bis ti« Masse
tochti läßt sie dann auskühlen,, gießt fie
zu den Orangen, g'bt einige Tropfen
Srangendlüthenessezz, «in Quart fri
sches Wasser und einige Elsstückchen
hinzu, rührt gut >un und s-rvirt das
Betrank.
R Tz out. Rindfleisch wird in
zierWche Scheiber« geschnitten, in brau
nem
Hierzu »immt man schöne gesalzene
Hering« und legt dieselben drei Tag«
bevor man Gebrauch davon machen
will, in Wasser. Das Wasser wird
täglich zweimal abgeschüttet und er
neuert. Die aus diese Weise entsalze
»en Heringe werden jetzt in Butter
oder auch in Oel gebacken, wodurch
man eine wohlschmeckende billige Fisch»
speise erhält. 3