Achs Wmen. Ein fröhlicher Roman von Wilhelm Hcgelcr. tll. Fortsetzung und Schluß.) Und doch konnte N«lly das Gefühl nicht los werden, daß zwischen ihr und ihren Pflegeeltern eine Kluft bestünde. Sie war nicht gerade überflüssig in dem großen Getriebe. Die Frau Pa storin überließ ihr gern die kleinen Ar beiten des Haushalts, wenn es ihr manchmal in den Sinn kam, sich da rum zu kümmern. Aber doch herrschte zwischen ihr und der stillen gebeugten Frau nicht mehr die alte Bertraulich teit wie früher. Wenn Nelly manch mal von Montreux erzählte, von ihren Reisen und Erlebnissen, dann hörte die andere schweigend zu und gab kurze, weder zustimmende noch abweichende Antworten. Sie schien sie ruhig ihrer Wege gehen zu lassen und sie dabei im Uebe/die große Veränderung ihrer ganzen Lebensverhältnisse hatte Nelly weder mit ihr noch mit dem Pastor ge sprochen, der meistens in seinem Zim mer arbeitete, und den sie seltener als früher zu Gesicht bekam. Darum fühlte sie sich vereinsamt. Und in einem gewissen Trotz spielte sie sich manchmal als die große Dame auf, obgleich sie wußte, wie wenig ihr das stand. Aber keiner der beiden alten Leute schien das zu bemerken, und sie erregte weder Bewunderung noch Miß fallen. Doch eines Tages ergab sich «ine Ge legenheit zur Aussprach«. Nachmittags Pflegt« Nelly nämlich mit ihrer Zofe Rad zu fahren. Für Kirchhaseler Verhältnisse waren die beiden Mädchen hierbei ziemlich pikant gekleidet: in kurzen Pumpböschen und schwarzen Strümpfen, die ihr« wohlge rundeten Waden vortrefflich zur Gel tung brachten. Wenn sie abfuhren, stand jedesmal der Herr Kandidat hin ter der Gardine seines Fensters, heftig ans der langen Pfeife qualmend. Bei der Rückfahrt aber hatten die Mädchen immer «inen Schwanz von Bauernjun gen hinter sich. Eines Tages nun iraf Nelly den Pfarrer, der auf dem Hofe stand und nachdenklich die endlose Reihe ihrer Sommerkleider betrachtete, die dort zum Auslüften hingen. Nelly stieg ab und übergab ihr Bicycle an Babette. Während sie durch das Thor trat und den alten Herrn begrüßte, blieben die Burschen gaffend in der Ferne stehen. Er musterte sie und fragte leichthin, ob es ihr nicht unangenehm sei, ein sol ches Aufsehen bei den Leuten zu erre gen. „Ach Gott, Onkel, ich bin schon ge wohnt, daß mir die Männer nach- Bauern an?!" „Oho, meine liebe Tochter!" sagte der alt« Herr, und sein Auge wurde von ihr«m Schreck zu beruhigen und sich selbst zu besänftigen „meine gu ten Kirchhaseler kennen nicht die seinen dächte, wenn's auch nur ein einfältiger Bauer ist." „Lieber nicht!" antwortete Nelly und wurde roth. flatterten. diese Kleider Dir gehören." „Jawohl, Onkel, ich habe sie nach und nach gekauft." „Nun, gestohlen wirst Du sie freilich nicht haben Aber brauchst Du, viel hundert Ellen Stoff? Als Du großes, sehr großes Vermögen hinter lassen hatten, mußtest Du da wirkllch gleich hinlaufen und Dein Geld für Best? Ich Will nicht schelten" führ mit blassem Gesicht zu Boden blickte als daß ich glaube, der Reichthum hätte Dein Gemüth verhärtet. Ich glaube fest, daß, als Du davon «r- Aber Nelly, das ist nicht genug. Der blieb das Geld?" so furchtbar hoch, daß ich sie kaum auf. kriegte." Versuchungen wieder zu uns in's ein fache Pfarrhaus iamsi. Das beweist, daß Du das, was wir Dich gelehrt, Unglück erlebt. Wollt Ihr mich wieder bot. che» miteinander plaudern." Als sie eine Weile später nach dem Umkleiden bei ihm eintrat, zündete der alte Herr selbst die Lampe an, zog die Tüllgardinen vor. hinter der draußen ' die Kleider flatterten und wehten, fetzte seine lange Pfeife in Brand und bot ihr den Platz auf dem Sopha an seiner Seile an. „Nun schütte mir Dein Herz aus. j Du viel gereistes und auch viel geprüf- I tes Menschenkind. Wenn die Lampe brennt, dann läßt sich gut vlaudern. ' Dann sammelt sich der Geist im engen Lichtschein, das Auge wird nicht abge lenkt, und die Gedanken können unge- i hindert ihren Weg ziehen." „Was soll ich Dir erzähl«n. Onkel?" j „Was Du gesehen, was Du erlebt." „Es war nicht viel." „Aber es war etwas. Und wenn Du es treu bewahrst, wird es ein klei ner Schatz. Ich war ein einziges Jahr mal in Berlin, und daran zehre ich als sparsamer Mann mein ganzes Leben." „Onkel, was ich erlebt habe, möchte ich nicht beHallen. Ich bin glücklich, wenn ich es vergessen kann. Die Well sieht so anders aus, als ich mir dachte." „Erinnerst Du Dich, wie Du als kleines Kind die Bilderbibel von Dor6 besahst? Wie Du stauntest über den Tempel Salamonis. Damals wolltest Du nicht glauben, daß es eine größere Kirche gäbe als die von Kirchhasel. Und als Du gehört hattest, es gäbe weintest Du vor Ungeduld und wolltest nicht zu Bette, ehe Du sie gefthen. Und später maltest Du Dir dann all die Herrlichkeiten aus." „Aber es ist in Wirklichkeit ganz an ders. Ich glaube, die Herrlichkeiten da draußen sind nicht weit her. Oder wenn sie es sind, so fehlte mir das Auge, um sie zu sehen, und der Füh rer, der sie mir hätte zeigen können." „Hast Du nichts mitgebracht, Nelly? Das kann ich doch nicht glauben. Nichts als diese paar Fetzen?" Er zeigte auf die Kleider, die wie eine lange Gespensterreihe im Abend wind flatterten. „Nichts " antwortete sie leise und senkte beschämt ihren Kops. „Nichts der ErinnerMig werth. Ich glaube, Onkel, das Geid kam zu plötzlich für mich." Der alte Mann nickte. „Das habe ich auch geglaubt, mein Kind. Als Deine Tante mir ausein andersetzte, daß sie Dich so weiter, also fllr's gerade Gegentheil, erziehen wollte, da bangt« mir um Dich. Da dachte ich, der Augenblick, wo Du es erführest, würde Dir großes Unglück bringen." „Tante hat recht.... Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich «s nie erfahren hätte. Das Geld bringt nur Unglück." Eine Weile herrschte beklommenes Schweigen. Der Pfarrer blickte sie ernst und forschend an. Dann aber schüttelt« er den Kopf. „Das ist eine oft wiederholte Be hauptung: das Geld sei die Quelle alles Unglücks. Kind, ich glaube, das ist nicht wahr. Sieh es Dir an! Je des Goldstück hat ein« doppelte Prä gung. Auf der einen Seite trägt es eine!? Adler, einen König auf der an deren. Laß Dich von den Krallen des Adlers nicht ergreifen, damit Du Dich nicht selbst verlierst, damit das Gold nicht Macht über Dich gewinnt, mit seinen bösen Lüsten. Werde ein König über das Gold. Brauch es zum Gu ten! Und es wird Gutes bringen." „Onkel, ich bin «rst wieder zufrie den geworden, s<ltdem ich vergessen habe, datz ich reich bin. Latz mich hier! Ich habe Angst vor da drautzen. Latz mich hier! Hier bin ich glücklich." Er streichelte sanft ihren Kopf. „Ich stoße Dich nicht fort, das weißt Du. Bleibe hier, bis Du ganz wieder genesen bist und Deinen Frie den wieder hast. Aber dann, siehst Du, dann sage ich Dir: Flieg! Hier Tw brauchst and,res Erdreich. Des halb. weil Du die Gefahren fürchtest, darfst Du auf das Große nicht verzich ten. das Du erlangen, und das Du andern geben kannst.... Also, nicht wahr?!" Er ergriff herzlich ihre Hand. „Bleibe hier! Erstarle hier! Ge wöhne Dich daran, daß Gott Dich zum Verwalter großen Gutes gefetzt hat, der Gott. Nelly, an den ich immer ge inir steinigen Boden und Mühsal und Fluren und den Frühling geschaffen, und der den Menschen den Sinn sür alles Große und Schöne in die Brust gelegt hat/ Seit dieser Unterredung hatte Nelly das alle herzliche Verhältniß zum Pfarrer und auch zu dessen Frau wie- Auch Nabelte lebte sich vortrefflich Bücher. Jetzt kleine Missions ten. So verging die Zeit. Der Wald verfärbte sich. Die Kartoffelfeuer er leien. Im Pfarrhaus fang man volks thümlich« Lieder. Und rund um das alte Haus brausten die November- Nelly war nun wirtlich wieder ganz im alten Geleis. Die Korrespondenz mit ihrem Vormund, die /ine Zeitlang so lebhaft gewesen, schlief ein. Die Welt da draußen hatte sie fast verges sen, sie war in Nebel gehüllt. Und manchmal konnte sie kaum glauben, erlebt, wirklich geschehen seien. Nur Abends, wenn sie ganz allein in ihrem Bette lag und den gewaltigen Melodien des Windes lauschte, dann stieg der ungestüme Wunsch in ihr auf, sich forttragen zu lassen in die dunkle, weile, stürmische Nacht, sich forttragen zu lassen in's offene, fluthende, bran dende Leben. Und wenn sie dann am Morgen in ihrem blaugebliimten Zim merchen erwachte, klopfte die Frage bei ihr an: Und das ist alles? Das foll alles sein? Aber eine» Tages, al« sie beim Spa ziergang in einer Schenke einkehrten, las Nelly in ein«r Berliner Zeitung folgende Notiz: „Am 14. findet die Premiere von Peter Wilde's Drama „Sonnenwende" statt. Die Hauptrol len u. s. w." Diese kurze Nachricht blies ihren Gleichmuth vollkommen um. Zwei Tage später nahm sie Abschied von den Psärrersleuten und reiste nach Berlin. XV. Nelly kam Mittags in Berlin an, fiebernd vor Aufregung. Der Novem bersturm jagte Regenschauer nieder. Aber sie lief den ganzen Tag durch die Straßen. Wenn sie bis auf die Haut naß war, ging sie in ihr Hotel, zog sich um, dann «ilte sie wieder hinaus. Sie muhte ihn sehen. Und sie sah ihn, hatte ihn zehn-, zwanzig-, hundertmal g«s«h«n. Auf allen Litfaßsäulen stand sein Name. Und jedesmal, wenn sie die Anzeige las, durchschauerten sie Freuden, als wäre er bei ihr, schüttelte ihre Hand, blickte ihr in's Auge. Am Abend war sie die erste im Theater. Es lag noch im schläfrigen Halbdunkel. Todtenstill und todten leer. Nur hinterm Vorhang wachte das Leben mit geheimnißvollem Ru moren. Dann begann es langsam Menschen zu tröpfeln. Von ihrer Loge aus konnte Nelly sehen, wie im Par kett bald hier, bald dort ein schwarzer Fleck sich niederließ. Plötzlich flammte das Licht im Kronleuchter auf, als wenn hundert zugleich sich öff neten. Di« Menschen kamen nun gruppen weis. Nellys Aufregung wuchs. Sie schloß die Augen, und der Regen, der den ganzen Tag aus sie niedergepras selt war, rauschte m ihrem Geist noch immer nieder. . schrak, als wenn sie mitverantwortlich sür das wäre, was sich dort unten ab spielte. Sie versuchte alles recht leb haft zu begreifen. Aber die Vorgänge glitten wie ferne Träume an ihr vor über, getrübt von jenem feinen Regen, der unaufhörlich rauschte. Dann sank der Vorhang. Einig« Hände links und rechts, und unten in der großen Masse und über ihr auf den langen Gallerien klatschten Beifall. Das llang vor ih rem Ohr wie eine noch betäubendere Art von Regen. Unmerllich theilte sich der Vorhang, und ein blasser Mensch stand davor wie ein heraufbe schworenes Gespenst. Sie fuhr zurück und verbarg sich im Dunlcl ihrer Loge, um nicht gesehen zu werden. Dann verschwand das bleiche Gespenst. Das Klatschen ließ nach. Dasselbe Spiel wiederholte sich. Als sich dann aber der Vorhang öffnete und wieder schloß, schien das ganze Theater, nicht die Bühne, sondern der Zuschauerraum, Leben zu bekommen. Es war ein verschleiertes Wogen, ge dämpftes Flüstern, rasches Kopfnei gen. Es war wie eine von Mund zu Mund, durch alle Gänge, alle Reihen gleitende Meinung, noch unbestimmt, raus. Als der Vorhang aber zum dritten mal fiel, braust« der Beifall in einem breiten Strom. Und Kits Brausen, in dem der Schall ihrer eigenen Hände verschwand, wie «in Tropfen im Meer, jagte Nelly plötzlich Schrecken ein. Das Gefühl der Furcht überkam sie, als vielköpfigen und doch von einem Willen getragenen Menge ihren Freund mit reißen würde. Er würde darin unter gehen. Er gehörte nicht mehr ihr. er gehörte dieser Menge. Was sie ihm sagen wollte, wurde übertäubt von den Worten dieser Tausende. Sie verließ ihren Platz und sagt« nicht zu sprechen. Da sei er bissig wie ein Kettenhund, und «» sei gut, ihm nicht zu nahen. Ab«r Nelly vers«tzt« in höchster Aus regung, sie müsse ihn unbedingt spre chen. „Meich, Wo ist «:?" ..Aber wo ist Herr Wilde? Was ll h 'h' M tl d l^f hielt sie zurück, daß «r wieder käme. Der Regen peitschte die Straße. Die aufprallenden Tropfen spritzten in die einen Strohhalm inmitten dieser Wassersluthen. Inmitten ihrer rasenden Angst klammerte Nelly sich an d«n «inen Strohhalm Hoffnung: vielleicht kommt er wieder! Da war er Noch ganz undeut lich. Die schwarze Gestalt sah in der Jemand anders. Aber so gehetzt rannte nur er. Jetzt schoß er ihr «ntgegen, schoß schon an ihr vorbei. Da stürzte sie sich in die schwarzen Wasser und schrie wie «ine Ertrinkende: „Halt! Halt! Peter!! Peter!!!' Er stutzte. „Was ist los?" keuchte er. „Muß ich 'rein? Ist's durchgefallen?" „Peter, ich bin's!" sagte sie flehent lich. Er starrte sie an, beugte seinen Kopf, um ihr Gesicht deutlicher zu , F - linvnW cht?" lla, ich bin's, Peter. Ich habe Ihr Stück mit angesehen." Sie nahm seinen Arm und versucht« ihn sanft auf die Treppe zu ziehen. „Um Gotteswillen, nein! Kommen Sie mit! Ich mutz Bewegung haben. Ich muh laufen rennen. Wenn ich stillsteh«, gefriert mir das Blut. Ach, so eine Premiere! So eine Premiere!" „Seien Sie doch still! Es gibt ja einen grotzen Erfolg." „Was?" schrie er. „Einen Erfolg... Einen Durchfall gibt's!" „Aber die ersten Akte..." „Wenn die ersten Akte gefallen, so fallen die letzten l»urch. Alles hängt am letzten Akt. Lnd der letzte Akt taugt nichts. Der ist miserabel. Beim letzten Akt war ich verliebt. Hol mich der Teufel!... Laufen Sie mit, oder ich lause allein!" Aber si« hielt ihn fest. In der Angst vor den tausend Menschen, die ihn ihr entreitzen würden, vor diesem immer mehr anschwellenden Strom da drin nen. der ihn verschlingen wollte, in dieser rasenden Angst, ihr Glück wie-, der zu verlieren, hielt sie ihn krampf haft fest. Und wie sinnlos stam ,.Peter, hören Sie! Ich komme zu Ihnen...." Sie wurde todtenblah. Unter sich fühlte sie eine gähnende Leere. Er war ihr einziger Halt. Sie sank ganz an seine Brüst. Und wenn er sie nicht ge halten hätte, wäre si- im Schlamm der Stratze niedergekniet. Ihre Lippen bebten tonlose Worte, nur ihr- Augen flehten: „Nimm mich hin!" Er hatte sie aufgerichket und blickte sie an. Der Schirm war ihm aus der Hand geglitten. Auf die beiden Men schen schüttete der Himmel sein« ganzen Fluthen. Seine Augen bohrten sich bis in ihr tiefstes Innere. Seine Lippen zuckten und brachten kein Wort heraus. Ein langes banges Schweigen.... Dann sagte Peter leise: Da schlug sie die Augen zu ihm auf, und er zog sie fester an sich. „Ich liebe Dich, Nelly! Ich li«be Dich mit meinem ganzen Herzen. Ich will Dich lieben mein ganzes Leben lang " Sie gingen Arm in Arm. ihre Wan gen berührten sich. Oft ruhten Lippen auf Lippen. Ob sie auf Wolken gin gen, am schwindelnden Rand thurm hoh«r Häuser, ob unter ihnen die Erde bebte, oder Feuer loderte sie hätten es nicht gemerkt. Die Welt um sie her war versunken, alles, alles war nicht mehr. Nur noch sie beide, die eins ge worden. Im Theater aber schrie und klatschte unterdetz das Publikum, tobte der In spizient, raste der Kassirer. jammerten Schauspieler und Schauspielerinnen: wo blieb der Autor? Wo blieb er? „Was ist das für eine Lodderwirth schaft!" schrie der Director. (Er schrie am allerlautesten.) „Seit drei Minu ten applaudiren die Leute und v«rlan aen nach dem Dichter, und dieser pflichtvergessene Mensch, dieser Esel, der sein Glück nicht zu würdigen weitz, kommt nicht. Er lommt nicht! Min destens sechs Hervorrufe hätten schon gemacht sein können. Am Morgen hätt« es in allen Zeitungen gestanden: sechs Hervorrufe! Das Stück wäre durch, die Saison wäre gerettet. Und nun bleibt dieser Halunke aus! Wo steckt er? Ich setze einen Preis auf sei nen Kopf. Man bringe ihn mir, todt oder l«bendig." Der ganze Schwärm hinter denCoir l ss-n, Schausp el r, Schausp! lernn n, Statisten, Garderobiers, Friseure,alles wälzte sich auf die Straße, sucht«, rannte, schrie nach Peiv Wilde. Einen Augenblick später erschien der glückliche Dichter vor dem Vorhang, verbeugte sich und trat ab. Dasselbe wiederholte sich mehrere Mal«, bis die Leute zufrieden waren. Nelly sollte den Geliebten sobald nicht wieder allein haben. Als das Theater sich entleert hatte, wurde Peter von seinen Freunden umringt und be glückwünscht. In großer Gesellschaft wurde bei Dreisel der Erfolg des beide in ernster, feierlicher Stimmung, und die Ruhe der Nacht that ihnen Wohl. Der Regen hatte aufgehört. Ge des Geliebten. „Bist Du müde, Kind?" ,' ' l fth „Und doch hatte ich schon auf Dich verzichtet. Denn siehst Du," sagte er und lächelte beinahe verlegen, „es ist Hirns, der sein Weib ganz allein, los von aller Welt, nur sie. dies Weib ha ben möchte für den ist es unerträg ,,Was hast Du, Liebster?" Hirn, mich an, grinst mir zu: wie bist hübsch, Du Glückspilz. Wie bist Du nein Geld!" N«lly schauderte. „Was hast Du, Peter. Warum sprichst Du so?" „Ich will Dir sagen, was ich habe, thurmhoch über allen Menschen. Der Hunger ließ mich sozusagen lch wuchs «mpor zu einem Riesen, meine Phantasie hatte Flügel, mein Wille Kräfte wie ein Orkan. Ich war ein Gott in meinen» Hunger, und so reich, so reich war ich wie ich setzk ein Bettler bin." Nelly hatt« sich ängstlich an ihn ge schmiegt, und zärtlich sagte sie: „Warum machst Du Dir Sedanken Wesen d«t B«ld«j? wir wollen ganz Pill nnd glücklich lkb«n, al» l»«>n eS gar nicht da wäre." .Da wartn wir schöne Wichte! N«lly, ich muß an die Millionen den ken, weil sie da sind, weil sie Dir gehö ren und auch mir! Nie, nie dürfen unsern Reichthum segnen. O, «it der glücklichen Stille, mit der dunklenEin fanikeit, wo Niemand ans uns Anrecht hatte, ist es nun vorbei. Tausend nei- Nelly, wenn Du bei nur bleiben willst, wenn Du Dein Gut mir anver trauen willst, dann mutzt Du mit mir Willst Dl??"' '"S°"drr „Führ Dir mich, Peter!" jubelte sie. „Ich gehe mit Dir, wohin Du willst. Ich weiß, ich hätte mit Dir arm sein Auge führt: er sie voll Glück undMuth dem strahlenden Morgen zu So hatten Nelly von Wacht und Peter Wilde sich denn gefunden, und Welt) nicht schlechter hätten aufgehv» Aber die Welt ist bunt, alles drrht wird, Ivo er gestern gestanSen hat. Als Nelly mit ihrem Bräutigam nach Leipzig gefahren war und ihrer Tante die Verlobung mitgetheilt hatte, war diese zuerst in Ohnmacht gefallen vor Schreck. Das sei ihr letzter Schlag, meinte sie. Nun möge nur gleich der Himmel einfallen, oder ihr Bankier Bankerott machen, das wäre alles eins. Aber schließlich ergab sie sich in das Geschehene, und mit der Zeit begann sie sogar die Dinge in ziemlich freund lichem Lichte zu sehen. Ihr verehrtcr Rektor Strim war ja auch eine Art von Dichter und zugleich ein Muster von Sparsamkeit. Auherdem aber schmeichelten Peters Erfolg« noch ein wenig ihrer Eitelkeit. Im Laufe des Winters wurde sein Stück in Leipzig und viele Damen besuchten sie, um sie zu der Berlobung ihrer Nichte mit dem gefeierten Autor zu be glückwünschen. So geschah denn das Wunderbare, datz Tante Ida nicht nur selbst zur Hochzeit des Pärchens nach Kirchhasel reiste, sondern auch noch ihre Busenfreund!«,, Clementine Taube, mitzukommen bewog. » » « In der kleinen Dvrskirche verklan gen die letzten Orgeltöne. Peter Wilde und Nelly von Wacht hatten sich von dem Altar, vor dem sie gekniet) erho ben als Mann und Weib. Während sie langsam dem Ausgang zuschritten, streckten sich viele Hände ihneir entgegen, zarte Kinderhände und schwielige Hände von Bauern, um ih nen Glück und Segen zu wünschen. Und dieser Wunsch, von so vielen Lip pen gemurmelt, kam auch allen aus dem Herzen. Denn jeder hier, der die beiden kannte, hatte sie lieb gewonnen. Zuletzt gab ihnen der Pfarrer die Hand. und während er ihnen tief in's Auge schaute, lag in den hellen Augen des allen Mannes seine ganze Seele offen da. Und leise sagte er: „Ich freue mich über Euer Glück, als wäret Ihr meine eigenen, leiblichen Kinder.../ chmth" mrf, und strahlender Sonnrnzlanz flu thete herein, über das junge Paar sich ergietzend. D» Hochzntszugfttzte sich die auf ihren Trompeten einen so fröh lichen Lärm vollführten, als wenn alle Hähne des Dorfe» »erfannnelt um die Wette krähten. Es war ein Heller Maiensonntag. Auf dem Gottesanger, airf den Fluren blühten Apfel- und Kirschbäume. Der kau« Südwind tändelte m ihren Zwei, gen und streute de« Blüthenschnee durch die blaue Luft. Unterm klaren Himmel kreisten die Schwalben, die gestern heimgekommen. Die Wiesen standen im Schmuck der gelben Him melsschlüssel. Die Saale glitzerte, ihre Well«? hüpften und überkugelten sich schier, als wenn sie sich freuten, datz Enterich und Ente wieder in fröhlichem Haschespiel sich tummelten. Oben auf dem Dachfirst des alten Pfarrhauses aber stolzirte Frau Störchin. Als sie den Zug heranpilgern sah, begann sie munter zu klappern und den Schnabel zu wetzen, wie wenn sie schon ahnte, datz mit diesem Hochzeitspärchen sich noch große Dinge, Dinge, die Frau Störchin auf's höchste interessirten, Während im Haus sich die Gesell schaft zum Mahl versammelte, eilte». Peter »nd Nelly noch einmal in den, Garten. Der erste Augenblick ihrer jungen Ehe sollte der Erinnerung ge weiht fein. Sie lehnt«, sich an den alten Gravensteiner, der seine knorri gen Aelke über sie breitete. Alles war noch so wie vor den dielen Jahren, wo sie als Kinder hier gespielt Sine tiefe Dankbarkeit erfüllte sie fiw den Boden, auf dem fie groh geworden, für das Haus, das ihnen eine zweite Hei math, und für den alten Pfarrer, der ihnen ein zweiter Vater geworden war. Sie sahen fich an, und während sie in einem langen Kuß einander sich ga. den, kam das alte Mänhengliick au» den Kinderjahren wieder übn sie, und wie in seligem Traum hielten si» sich umschlungen: Pete, Wild« und Kelly, sein Weid. «nd«) ' Jür die KüHe. Buttermilch?» p p:rr Daß die kohlensäurehaltig« Buttermilch in der folgende Suppe, gut zitbereitet, wird als W«insuppe gegessen. Eine dicke Schnitte Schwarzbrot wird mit Was ser aufgeweicht, dann soviel frische Buttermilch hinzugegossen, wie Suppe erforderlich ist. Einig« Stückchen Anis, Zucker, Salz »nd Zimmet ge ben das Gewürz. Nachdem !>ie Suppe eine halbe Stunde stark gekocht hat, K a l b s l e i s ch w ii r st ch e n. Man schneidet «in Pfund Kalbfleisch in Stücke und klopft es mit dem Holz schlegki so lange, bis es als seines Wurstfüllsel ver".«mdet werden kann, sodann klopft mim SV Unzen auf di« gleiche Weise, gibt beides in «ine Schüssel, fügt Salz, Pfeffer, ein wenig fein gewiegt« Citronenschale und gelocht, mit halb Wasser, halb Essig, frischer Petersilie nach Geschmack. Schinkenspeise. Bier Eidot- Theelösfel Mehl gut durch, giebt den gießt diesen Teig in eine Pfanne mit heißer Butter. Ist der Kuchen auf ei ner Seite schön goldgelb und oben fervirt ihn dann sofort. Hechtknödel. Man schneidet ei nen halben zugerichteten Hecht roh zu-. zwei Unzen Butter zu Schaum, giebt «in von zwei Eiern hergestelltes Rührei hinein, rührt es auf, giebt den Hecht, fein geschnittene Petersilie, ein« in Milch geweichte, dann ausgedrückt« Semmel, Salz und Pfeffer dazu, ver rührt alles, schlägt nach und nach ein ganzes Ei und drei Eigelb darunter, rührt sie gut ab, vermischt ein wenig sau«r«n Rahm damit, gi«bt Semmel- Irumen nach Bedarf hinzu, macht kleine Knödel daraus, siedet sie in Salzwas ser und giebt sie dann in gute Erbsen suppe. Eier-Fricass««! vo ir ge schnittenen Eiern» Auf eine Person nimmt man gewöhnlich zwei Eier, siedet sie hart und.,läßt sie kalt werden. Dann schält inan auf sechs Eier eine mittelgroße Zwiebel und schneidet sie ganz fein, ferner wird «in« Hand voll gewaschener Petersilie eben falls so sein wie möglich geschnitten und beides, die Zwiebet und die Pe tersilie, dann in zwei Unzen frischer Butter gedämpft, bis sie recht weich sind, ein kleiner Löffel feines- Mehl da rauf gestreut und mit > einem halben Quart guter FleischbtüHe aufgefüllt, wie auch Pfeffer, Salz und Muskat bliithe daran und nun läßt man es noch eine Viert«lstund« kochen. Die Eier werden unterdessen geschält, das Gelbe herausgenommen und daS Weihe nachßelieben <in die Hälfte oder Viertel) schnitten. Das G«lb« nimmt man zu der Sauce, lißft es recht heitz werden und richtet eck zusammen cm. Man kann auch nach Belieben ein we nig Essig und Kapjrn dazu thun und mitkocheir lassen. Zun Abwechsliing können auch Morcheln >»nd Spargeln dazu gethan werwn? einige Eigelb kann man zerhacken und um den Rand streuen! wenn angerichtet ist, «s ziebt ein kMftheres Ansehen. Einfach«! R-pfkucheik In «in Pfund erwärm«» Mehl machc man «ine V«rti«fung und zitbt zwei Etzlöf fel Hefe, welche-omn mit Milch, ange rührt hat, hinein, vermengt mit dem zunächstliegenden Mehl und läßt es an e«t,»i warme»? Ort des Herdes oder Öfens gehen. Nun verrührt man Unzen Butte» mit zwei Eiern, und et was Zucker und mengt dieses unter das Mehl, «Kens« die halbe Schale ei ner Zitron«! fein gewiegt, e»n« Hand" »01l Weinbeeren und Rüsinen, eine Messerspch» Salz und ein«-Tasse war me Milch. Nun schlägt man diesen Teig ein» Viertelstunde «cht fein, bis er sich von d«r Schüss«l Ijist, und füllt denselben in «in« mit Butter gut ge schmorte Napfform, «wa halb voll. Er »uh in heitzem Oftn gebacken wer den und ist in einer halben bis drei Viertelstunden fertig. Gestürzt wird d« Kuchen noch irarm. mit Zucker be» K»«it. UmK a n in. ch e n auf Wildart zu zubereiten, legt man das gespickte Ka ninchen mit Äetbrüben, Zwiebeln und Wachholderb«r«n «inen Tag lang (oder auch länger) in Essig und bratet es dann auf gutem, doch nicht zu starkem Feuer. Wenn es hübsch gebraten ist, ! giebt man reichlich saur« Sahn« und h«a>ikt «t recht fkihi». > . .. 3
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