Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 14, 1898, Page 2, Image 2

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    2 AieZayreszeiten.
Frühling.
Der Fliedtr steht in voller Bliith«.
Auf einer Bank des Belvederegar
tens sitzt «in Student an der Seite ei
»es jungen Mädchens, das noch nicht
lange über die Backsischepoche des
Frauenlebens hinaus ist.
Sie haben sich nicht zufällig getrof
fen, es ist ein richtiges, vielleicht ein
rrsteS „Rendezvous." Man kann es
ihnen anmerken. Sie und «r stehen
im Bann« einer gewissen Befangenheit,
einer verrätherischen Verlegenheit.
Wenn im Vorübergehen ein Spazier
gänger den Kopf nach dem Pärchen
wendet, schweigen sie, und das jung«
Mädchen läßt mit gesenkten Augen die
Ecken des dicken Notenheftes, das auf
ihrem Schooß ruht, durch die Finger
gleiten, und er rollt den Studenlenstock
mit dem tcllerartigen weißen Knopf
auf den Beinen, oder er zeichnet damit
Striche in den Wegsand.
Gegenüber, wo die Treppe zu dem
Rasenbanquet hinabführt, halten zwei
steinerne, wiibliche Sphinxgestalten
Wache, vor ihnen braucht man sich nicht
zu geniren. Die milde abendliche
FriihlingSluft ist erfüllt von dem Duft
der überall ausbrechenden Blüthen-
Pracht, des glänzenden, saftigen Wie
fengrün; da unten breitet sich di«
groß« Stadt aus mit ihrem rastlosen
Treiben, mit ihren Schmerzen und
Sorgen, und dort in der Ferne ver
schwimmt die Silhouette der Berge.
Die eigentliche Saison« dieses alt
ehrwürdigen Gartens, mit seinen kan
tig zugestutzten Laubgängen und den
zopfigen Sandsleinfiguren, zwischen
denen man gepuderte Damen in den
Reifröcken der Rococozeit und zierliche
Herren mit dem Galanteriedegen an
der Seite suchen möchte, ist noch
nicht angebrochen. Man könnt« keinen
günstigeren Rendezvous - Ort wählen.
Di« Unterhaltung des Pärchens ist
nicht recht im Geleise. Er erzählt ihr
Dinge, von denen er nicht weiß, wie
wenig sie sie interessiren und ihre Zwi
schenbemerkungen: „Ah, wirklich?"
oder „Ah, ist es wahr?" heucheln nur
ihr Interesse für Studentengeschichten,
für di« Nichtigkeiten, die er, unsicher
im Berkehr mit dem weiblichen Ge
schlecht, auf's Geradewohl zum besten
gibt. Er weiß, daß man die Damen
unterhalten muß, und sie hört ihm ja
auch zu. Sie lächelt und lacht sogar
über Ding«, die nichts Komisches
haben, und dreht an ihrem Zllpacca-
Sonnenschirm und zupft an ihrem
Gesichtsschleier, um eine Beschäftigung
zu haben. Wenn sie weiß, daß er
nicht hersieht, blickt sie ihn von der
Seit« an; sie findet ihn hübsch, und
das kimende dunkle Bärtchen über der
Lippe erscheint ihr wie die Besiegelung
seiner stolzen Männlichkeit.
Ein Mann! Der Erste! ...
Wenn er ein Weilchen geschwiegen
hat, drückt er aus Verlegenheit den
und sie seufzt leise. Wenn er sie
fragt: „Warum seufzen Sie denn,
Fräulein Mizi?" wird sie roth bis zu
den sorgsam Stirnlöckchen
Gewohnheit."
Und dann wissen sieVeide nichts wei-
nne
Zärtlichkeiten, seiner brennenden Seh
nschreckt sie vielleicht im tiefsten Inner
sten, läßt sie um Worte verlegen wer
den; aber sie fühlen, daß da was Gro
ßes, was Gewaltiges sich vorbereitet.
Sie stehen am Eingang zu jenem ewi
gen, räthselvollen Zauberreich und «in
heimliches süßes Schaudern, ein wort
loses Staunen überkommt sie, wie
Einen, der das Meer zum ersten Mal«
sieht.
Und sie wollen vor einander den
Aufruhr in ihrem Innern verbergen.
Sie mit der Aengstlichkeit der jung
fräulichen Verschämtheit, er mit der
Zurückhaltung des Jünglings, der sein
„Ideal" gefunden hat.
Wenn nur die lästigen Spaziergän
ger nicht wären! Diese indiskreten
Himmel sanft ineinander schmelzen,
umarmen sich ihre jungen Seelen in
keuscher Liebeslust.
Und die beiden steinernen Spinxe
sind stumme Zeugen ihres Glückes.
Si« sind delikat und dislret. Seit
«in paar Menschenaltern halten sie an
dieser Stelle Wacht und sie haben ein
Schauspiel wie dieses hundertmal mit
angesehen, sie kennen die uralte thö
richte, verwünscht ernsthafte Komödie
der Liebt.
Si« bewahren einen unverbrüch
lichen Ernst und zucken mit keiner
Wimp«r.
« » «
Sommer.
An der Abend-Table d'hote deS
bayerischen Landhotels tauchten zwei
neue Gestalten auf. Ein Herr und
«ine Dame. Er ist groß, breit und
stämmig, wie ein Gardereiter in Civil,
das lichte Haar ist kurzgeschoren und
«in vernarbter Schmiß, der von der
Wange zum Kinn herabreicht, verräth
die studentische Vergangenheit.
Die junge Dame, mit der Fülle und
den Gesichtszügen einer vielleicht Vier
undzwanzigjährigen, bleibt in der
Größe nicht weit hinter ihm zurück.
Ein Weib, keine blutarme, schmal
hüftige P«nsionatsblume aus der
Adels. Gesundheil und Kraft sind
mit der Anmuth des Weibes harmo
nisch vereinigt.
führt, aber öhm Heimlichkeit. Die
Erinnerung an ein drolliges Vor
kommniß bei der Einfahrt in's Berch
tesgadener Bergwerk bringt sie zum
Lachen. In ihrer Unterhaltung tritt
keine längere Pause ein, und sie bestrei
ten sie vollständig aus Eigenem; wie
es scheint, existiren die übrigen Leute
an dem langen Speisetisch für sie gar
nicht. Di« schlanke Rheinweinslasche,
die vor ihnen steht, ist fast geleert. In
den vollen Wangen des jungen Weibes
beginnt ein sanftes Roth aufzusteigen,
die Augen werden lachender und glän
zender und das Gespräch verliert sich
zeitweise in ein kurzes, scherzendes Ge
flüster.
Die Beiden lassen einander keinen
Moment aus den Augen, aber sie ver
rathen nichts von der ehelichen Zärt
lichkeit, von der jungen, feurigen Liebe,
di« hinter diesem wohlerzogenen Ver
halten lauert.
graphische Momentausnahme aus
Berchtesgaden, die sie, Arm m Arm,
im plumpen Bergmannskostiim, dar
stellt, und sie freuen sich im Voraus,
wie sich die Alten daheim, in der Ge
g«nd von Rostock, über das ulkige Bild
amiisiren werden.
Der junge Ehemann hat ewc Ci
garre in Brand gesteckt, während sie
«ine Ansichtskarte beschreibt. Sie muß
ihn sanft verweisen, da er sie in der
ernsthaften Beschäftigung durch necken
de Zwischenbemerkungen verwirrt. Zu
letzt überlesen sie gemeinsam, mit noth
wendigcrweise dicht genäherten Gesich
tern, die nach der Heimath adressirte,
vergnügte Ansichtskarte, di« «r noch
mit einer übermüthigen Nachschrift
versieht und sie amiisiren sich über
ihr wohlgelungenes Elaborat.
Die übrigen Tischgenossen schwei
gen, oder sie führen eine etwas schlep
pend« Unterhaltung über die Wetter
aussichten für den nächsten Tag, über
Reisepläne und die kürzeste Zugsver
bindung da- und dorthin; manch Einer
sieht inzwischen auf die Uhr, die kaum
neun zeigt.
Das Hochzeilsreisepaar wechselt «i
-n«n Blick des Einverständnisses, dann
erheben sie sich gleichzeitig und mit «i
-n«m höflichen Nickgruß nach rechts und
links verlassen sie den Tisch.
Er folgt der stattlichen, schönen jun
gen Frau, die Hände in den Taschen
seines nagelneuen Loden - Saccos, den
Kopf ein >v«nig zurückgtlegt und ver
gnügt in den Rauch der zu Ende ge
henden Cigarre blinzelnd.
gen. Langsam, im gltichen Schritt,
durchmessen sie das Vestibül, schreiten
si« di« Trepp« hinauf.
Herb st.
Sie wohnten unter einem Dache, in
«in«m der alten Vorstadthäuser, deren
Tage gezählt sind, und an deren Stelle
oder lang ein neues elegan-
Wenn er am Abend aus dem Bu
reau heimkam, sah er sie vom Treppen
f«nst«r aus, in dem Hoskabinet an ei
nem Tisch sitzen, vor den Aufgabehef
ten ihrer Schülerinnen, oder über ei
nem Buche, sich zur Lektion für den
nächsten Tag vorbereitend; im Winter
bei einer kleinen Petroleumlampe mit
einem transparenten Papierschirm, an
ster, an dem ein Vogelbauer mit emem
leise zwitschernden Zeisig zu stehen
pflegte. Er kannte ihr Gesicht fast nur
dem Profil nach; so sah er sie zumeist
und bei ihrer ersten Begegnung auf
Fenster sitzen sah, sie hielt sich siir
unbeachtet, denn das Treppenfenster
lag fast außerhalb ihres Gesichtsfeldes,
blieb er eine Minute lang stehen
"h" D-'dch
romantischen Studenten - Einfall,
stellt« das Instrument in die Ecke und
ging ins Gasthaus, in di« angestammte
Gesellschaft einiger verdrießlicher Ha
gestolze aus seiner Alterssphäre. Aber
wenn er wieder heimkehrte, sah er zu
Er kannte di« Zeiteintheilung ihres
regelmäßigen Tagewerks; sie führte ein
Pflichtleben, ungefähr wie er, das Da
sein einer Einsamen in der großen
Stadt. Er richtete sich sogar danach
ein. Nachts zu d«r Stunde heimzukom
men, wenn sie noch Licht hatte, und
verfehlte er diesen Zeitpunkt, so war er
unzufrieden mit sich, es war ihm ein
unerfreuliches Gefühl, an ihrem dunk
len Fenster vorüberzugehen.
So war gewissermaßen eine Bezie
h^in g^
frug er sich.
Und doch beschäftigte er sich mit ihr
in seinen Gedanken, er sah ihr verstoh
len nach, wenn ihre hohe, kräftige Ge
stalt an ihm vorüberschritt. Sie mußte
einmal sehr schön gewesen sein, als
junges Mädchen. Warum mochte sie
diese Einzelexistenz erwählt haben, wa
rum hatte sie nicht geheirathet? fühlte
sie sich jetzt glücklich? Es hätte ihn in
teressirt, «twas mehr von ihrem Leben
zu wissen. Und so kam «r auf den,
ihm selbst «twas lächerlich erscheinen
den Ausweg, sich mit der ältlichen
Frau, die sie bediente, und die er häu
fig vor der Thür der Lehrerin Kleider
reinigen sah, anzufreunden und vom
Grüßfuß zu kurzen Gesprächen über
zugehen. Die Dienerin kam ihm auf,
halbem Weg entgegen und fühlte sich
durch das liebenswürdige Wesen des
Herrn aus dem zweiten Stock geschmei
chelt! Wer kümmerte sich d«nn sonst
um sie! Durch die Schenkung aus
rangirter Kleider aus seinem Vorrath,
die er ihr für ihren Mann gab, ver
pflichtet« er sie vollends und so er-
Di« Dienerin wußte nur Gutes von
ihr zu sagen, sie wäre so lieb und nach
sichtig, und besitze das best« Herz von
der Welt. „Ja wenn die einer ge
kriegt hätte das wäre eine Frau ge
worden! So häuslich und gebildet!"
pries die alt« Frau.
„Nun, sie ist so vielleicht zufriede
ner!" sagte der Herr aus dem zweiten
Stock, indem er Frau Resi prüfend
ansah.
„Mein Gott, hm," erwidert« diese
achselzuckend. „sieht gerad' nicht dar
guten Haus, ihr Vater war Haupt
mann ... Aber so recht glücklich ist
sie wohl auch nicht," seufzte die Ver
traute, „manchmal hat sie ganz ver
weinte Augen, na und in der Schule,
da muß sie wohl auch ihren Aerger
hinunterschlucken. Schad um so eine
Dame, wenn ich ein Mann wäre ....
hm, so eine, ja!" ...
Das waren die intiinstenAufschliisse,
die er über die Hausgenossin empfan
gen hatte. Sie gaben ihm zu denken.
Er hatte Frau Resi zur Pflicht ge
macht, ihrer Gebieterin gegenüber nichts
von diesen Unterredungen zu verra
then und Frau Resi gelobte es; aber sie
widerstand der Versuchung nicht lange
und eines Tages, als ihr der Gönner
einen noch ganz schönen Winterpaletot
geschenkt hatte, sing sie an, „unten"
von „oben" zu sprechen, und sie rühmte
die Tugenden des soliden, ernsthaften
und gutherzigen Herrn, der es auch
nicht verdiente, daß er so einsam da
hinlebe; wie eben solche Leute immer
den Glücksbegriff mit der Ehe in Ver
bindung bringen. Das Fräulein hörte
ihr Anfangs kaum zu, dann blieb aber
doch manche Aeußerung haften.
So wurde allmälig durch eine dritte
Person «in gewisser Zusammenhang
hergestellt. Sie wußten Beide oonein-
Fremdc an einander vorüber, oft
oder so selten sie sich begegneten. Und
als er eines Abends aus dem Bureau
kam, stand Frau Resi unten im Haus
flur. Sie hatte auf ihn gewartet, ohne
«s zu gestehen. Nach der üblichen de
voten Begrüßung rückte sie heraus:,
„Morgen istihrGeburtstag" und dann
that sie. als hätt« sie das nur so bei
läufig bemerkt.
Morgen ist ihr Geburtstag!
init welchem Recht? Aber hat nicht
Jeder das Recht, dem Andern eine
Freude machen? Und si: braucht's
das erste Mal, daß er ein solches Ge-
Vor der Thür stand Frau Res, ' und
Pfohlenc DiScrelion ?rwieS sie sich als
nicht ganz zuverläßlich.
Als der anonyme Spender amAbend
m feine Behausung zurückkam, erblick
te «r den Strauß m einer Vase am
Fenster stehen und noch am nächsten
2!ag paradirte er da, und auch am
dritten Tag; so lange hatte er sich bei
guter Pflege frisch erhalten. Er war
im innersten Herzen erfreut und ge
rührt. "
Ein paar Tage später standen sich
die Beide» mit verlegenen Gesichtern
bei einer zufälligenßegcgnung vor dem
Hausthor gegenüber. Das Unvorher
gesehene ereignete sich. Die Lehrerin
sprach ihn an und dankte ihm für die
G«burtstagsrosen, er leugnete halb im
Scherz und bat sie dann um Verzei
hung. weil es sich doch eigentlich nicht
geschickt hätte, aber ....
Sie standen ein paar Minuten lang
beieinander und als sich die Lehrerin
verabschiedet hatte, sagte er sich: Zu
albern, ich hätte ihr doch meine Beglei
tung bis zur Schule anbieten können,
warst Du immer so schüchtern, al
ter Freund? Aber dann tröstete er sich
mit der Hoffnung: Wir haben uns ja
wohl nicht das letzte Mal gesehen! Ue
brigens, Frau Resi hat nicht übertrie
ben, überlegte er weiter, ein sehr
sympathisches, angenehmes Wesen;
schade, warum begegnet man so was
nicht früher?! Dann schloß er mit ei
nem Seufzer: Man ist vielleicht daran
vorübergegangen und hat die Vorzüge
nicht erkannt. Aber zum Donner
wetter, ist es denn schon zu spät? Hm,
darüber hätte schließlich Niemand zu
entscheiden, als sie, man könnte
durch die Blume anfragen. Schlimm
stenfalls ein Korb, meiner Seel, ich
« » »
Winter.
In einem kleinen Salon, d«r sich
auf den ersten Blick als Bestandtheil
eines JungesellenheimS charakterisirt,
ruht ein Herr auf der Chaiselongue.
Zu seiner Rechten, auf einem niedri
gen Tischchen, brennt eine Lampe un
ter einem großen bunten Seidenschirm.
Ein Diener geht schweigsam umher,
räumt Bücher und Zeitschriften auf.
dann in d«r Gegend der Thüre bleibt
er stehen und sich an seinen Gebieter
wendend, fragt er: „Befehlen Sie noch
«twas?"
„Ja, Sie müssen morgen ein bis
chen mehr einzeizen, es ist ja Hund-kalt
hier. Verstehen Sie, Karl?"
Der Diener wirft einen mißbilligen
den Blick auf den Majolika - Ofen in
der Zimmerecke und sagt: „Der ver
flixte Ostwind!" Sodann zieht «r sich
zurück. Der alte Junggeselle hat di«
Chaiselongue - Decke über die Beine
gezogen bis zu den Hüsten, und, den
Kopf, mit ein«r weit vorgeschrittenen
Glatze, auf einen Arm gestützt, mu
stert er den Inhalt einer Schatulle, de
ren Deckel auf der Innenseite die In
schrift trägt: „Ungelesen zu Serbien-
Alte Briefschaften: goldgeränderte
Billets, farbige und weiße Blätter mit
Wappen, Monogrammen.Blumen oder
Figuren in den Ecken, man könnte da
ran d«n Wechsel der Mode in der Lu
xuspapier - Industrie studiren. Ab
und zu entfalt«! er eine dieser galanten
Reliquien. Die Blätter sind durchaus
mit Damenschriftzügen bedeckt, sie ent
halten verliebte Zärtlichkeiten, Betheu
«rungen, lockende Verheißungen, wohl
auch einmal schmollende Vorwürfe mit
längstgetrockneten Thränenspuren und
aus ein paar Briefen fällt ein mor
sches, entfärbtes vierblätteriges Klee
blatt heraus, und eine verdorrte, zer
fallene Rosenleiche. Sein Blick haftet
„Mein Abgott! Ich fühl«, daß
ich mit allen Fasern meines Herzens
an Sie geknüpft bin ..." "Mein in
niggeliebter Freund, mein Schatz!"
„In alle Ewigkeit die Ihre." „Herz
liebster Hans! Deine Dich vergöttern
de Melanie." „Heute und für alle
Zeiten, Ihre klein« Hedi ..."
Die zärtliche B«red!samkeit lieben-
Versicherungen unendlicher, ewiger
Liebe erschöpften? Sie haben es da
mals wohl selber geglaubt: dieseßriefe
Er war ein Liebling der Frauen,
ein hübscher Mann, heiter und ge
wandt, klug und delikat, dislret und
dankbar, er hatte Glück in der Liebe.
Aber er war so unllug, immer ein
paar Nummern zu besetzen. StattEiner,
und so kam zuletzt keine.
Er schließt die Schatulle und bedäch
tig abwägend hebt er das Schachtgrab
gener Stirn wehmüthig vor sich hin:
„Schafskopf! Mindestens ebenso viel
Briefe hast Du geschrieben, in alleWelt
verstreut, in die stille Kammer junger
Mädchen, in das verschwiegene Bou
doir unverstandener Ehefrauen. Ein
paar Pfund Liebesbriefe. Wie sich das
zusammenläppert! Schade um die ver
geudete Zek! Man ß^^"
los gescheidN So klug, um zu erken
nen, daß die Liebe Unsinn ist! ... .
Zeitvergeudung,—und überhaupt „die
Weiber:" ... Schopenhauer hat ganz
h b sich
zur Erde.
„Brr hundemäßig kalt ist es,"
sagte er vor sich hin, und dann ging er
legend. Im Geist setzte er den Mono
log fort: „Natürlich, eiskalt, der
Karl, der Faulpelz, es ist nicht auszu
halten mit ihm ... ich muß ihn davon
alte, hm ganz alt braucht sie nicht
zu sein...
Die schottische Schriststellerin^Mary
fchen Studienreisen verwandte, hat so
eben, d«r „Post" zufolge, ein Buch ver
öffentlicht, worin sie die Lebenssiihig-
Abschnittc des Buches widmet sie der
ein guter Kunde von Ihnen, Herr
Wirth?" „Freilich sowie der ge
gessen hat, hat er's in der Regel auch
E s ist oft leichter, eine glänzende
Rede zu halten, als das rechte Wort
zu finden.
Wurlimarie.
Berliner B,ld vo» Alfred Friedmann.
Langgestreckt lag das Lokal da,
gleißend in seiner neuen Pracht und
im Schein des elektrischen Lichtet.
Gleich wenn man eintrat, di« braun^
gebung.
nett. Des Morgens Punkt halb Neun
Arbeiterfamilie und hat eine große
Anzahl von Geschwistern. Obwohl sie
früh und spät allein den weiten Weg
b Uist'.'t 'ls
Fl«isches, wollten sich Würstchen selbst
blanken Wurstkessel gestützt, in Marie
„Wie viel Paar Würstchen verkaufst
„An die 3<X> bis 4kX>!" sagte sie
ben, Marie!" flüsterte er.
men, als ob Sie die 3—400 Paar
Würste täglich allein verzehren müß
ten!"
In der That «in gräßlicher G«-
danke.
ch 'ner V'ertels/d sie
„Warum?"
thener Liebe. Der Wicht hatte eines
«m Ufer
Ueber der Berge Kranz
Leuchtet der Abendstrahl,
Lächelt das Thal.
Jetzt durch die gold'ne Fluth
Flieht, wie die Wellen fliehn,
Warst Du das Glück —?
Kindliche Naivetät.—
Klein Lieschen (nachdcnklich):„ Ich
weiß nicht, ob ich nicht doch lieber ein
Durch die Li«be hat Mancher
den Verstand verloren, durch den Ver
stand Mancher die Liebe.
Die «unst, schön,u bleibe«.
Alle Diejenigen, welche Gelegenheit
hatten, Adelina Patti in letzter Zeit zu
sehen, waren überrascht von der Ju
gendlichkeit und Frische der Diva. Die
Sängerin, die heut? beinahe fünfund
fünfzig Jahre zählt, macht den Ein
druck einer Frau von kaum dreißig
Jahren, und alle Welt fragt erstaunt:
Wie war es möglich, daß eine Frau
wie Adelina Patti, die Jahrzehnte hin
durch den Körper und Geist aufreiben
den Berus einer reisenden Gesangsvir
tuosin ausgeübt, sich so jugendlich er
halten hat? Ein Interviewer hat das
interessante Geheimniß gelüftet und er
zählt Folgendes:
Um schön zu bleiben, muß man das
günstige Temperament der Patti mit
bringen, das sich nichts nahegehen läßt,
jede Aufregung fernhält und das
Dasein auf eine gleichmäßig«, stille
Fröhlichkeit gestimmt ist. Ferner muß
man diesem Zwecke entsprechend seine
ganze Lebensweise einrichten, deren
peinliche Regelmäßigkeit eine unerläß
lich« Boraussetzung und weit werth
voller als alle kosmetischen Hilfsmittel
ist. Darum hat Ad«lina auch immer
nach der Uhr gelebt und selbst das Ge
ringfügigste der ewigen Frage unter
geordnet. wi« es ihrer Schönheit be
kommen könnte. Si« erhebt sich des
Morgens um neun Uhr, taucht unver
züglich in ihr Bad und nimmt dann
das erste Frühstück, das aus klarer
Hiihnerfuppe und etwas Gemüse be
st«ht. Manchmal wird ein Ei oder
«ine Frucht: Aepftl, Trauben oder
Pflaumen anderes Obst ist als
schönheitsgefährlich verpönt hinzu
gefügt. Nach dem Frühstück überläßt
sie sich den Handen ihrer N«w Uorker
Masseuf«, die ihr nach ein«r besonderen
Methode Gesicht und Hals knetet. Die
Gesichtspflege ist natürlich der wich
tigste Theil der Toilette, und di« Patti
wendet auf si« dieselben reislich erprob
ten Grundsätze an wie die Prinzessin
von Wales, mit der sie in fortwähren
dem Gedankenaustausch über diesen
Gegenstand steht, und die sich bekannt
lich «ben.so jung zu erhalten wußte.
Diese Grundsätze lassen außer der
Massage nur noch Einreibungen mit
gewissen Oelen zu, deren Recept die
Diva nur sehr w«nig«n Auserwählten
mittheilt. Die Einreibung nimmt sie
selber vor. Ueberhaupt darf, die ame
rikanische Masseuse ausgenommen.
Niemand sie berühren, so zahlreich ihre
weibliche Dienerschaft auch ist. Nicht
einmal frisiren läßt sie sich, und wäh
rend ihrer Bühnenlaufbahn zog sich so
mancher Zwischenakt zum Verdruss«
des Publikums ungebührlich in die
Länge, weil sie selbst im Theater nicht
von der Regel abwich, sich das Haar
selber zurechtzumachen.
Tag weiter verbringt und für ihre
Schönheit sorgt, was für sie ein- und
dasselbe ist. Sie „luncht" um halb
Eins: Bouillon, Austern oder einen
Fisch, Salat, ein bischen grünes Ge
müse und Milch. Nach der Mahlzeit
eine Tasse Coca oder ein Glas Sect.
Nie kommt ein gewürztes Gericht oder
gegen den unzeitigen Schlaf anzukäm
pfen. Das ist auch eines ihrer Ta
lente: Sie schläft nach Bedarf und
hen benetzt sie sich Hals und Nacken
mit Alkohol. Sie behauptet, daß sie
eS dieser Uebung verdanke, nie von
zusein.
alle kosmetischen Geheimnisse Adelina
Patti's enthüllt. Sie bestehen, wie
man si«ht, mebr in unverrückbaren Le-
neue Sorte Wein bestellt hättest!?"
Aha! „Na, wo fehlts denn
Elli?" „Ach ich habe furchtbare Kopf
schmerzen!" „Kein Wunder, bei den
„Na eben deshalb!"
Tröstl i ch. Junger Autor:
nach, was die anderen Leute sagen!"
Verblümt. Hans (zu Jörg,
der niedergeschlagen vor seinem abge
brannten Hause steht): „Ja, ja, Jörg,
Recht hast Du g'habt, daß Dir Dein
Haus abgebrannt isU"