Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 24, 1898, Page 2, Image 2

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    2 Z>er WoraNst.
Abend traf. Und jed«n Abend mu
sterte Karl hier durch seine Brille die
Gesellschaft und ärgerte sich nach Her
zenslust über ihre Schlechtigkeit.
Das weiche Rauschen eines Frauen
stalt. „Wie mit unsichtbaren Geister
unterschied «r sie wieder, und kraft sei
ner starken Ellenbogen hatte er sie
bald erreicht und folgte dem
ls l'sch s G 'ss be
die Händ' arbeit' i scho garnet! A
Modell bin i. Das is doch a schön's
G'schäst? Net?"
„Ein Modell? So? Aber doch
wohl blos für de» Kopf?"
„Na, wias halt kommt."
bald genug hatte ihre ungezwungene
Lustigkeit Karls moralisches Gewissen
wieder sanft eingelullt. Das Mäd
chen an seiner Seite, dem er so bNnd-
Plötzlich blieb sie stehen. An der
Da in der Näh' bin i
«Ab» Fräulein Mitzi", er hatte
ihre Hand noch nicht losgelassen,
„wir werden uns doch wieder tref
fen?'
Wann denn?"
„Nun, morgen. Morgen natürlich.
Um sechs Uhr. Ja? Bei der großen
den?"
„Vollkommen. Adje." Und fort
fünf Minuten nach elf, fünf Minuten
nach elf, in's Bett.
In Angstschweiß gebadet, wachte er
am nächsten Morgen auf. Wenn es
heute schlechtes Wetter würde! Dann
kommt sie heute nicht. Ich weiß nicht,
wie sie eigentlich heißt. Wir sehen
uns nie wieder. Und alles ist aus!
Doch der Himmel hatte ein Einse
seit halb sechs wartete er. Und es
wurde dreiviertel sechs und sechs, es
wurde ein Viertel sieben und sieben.
Karl stand noch immer und wartete.
Und je länger Karl stand, desto Heller
wurde es in seinem Geist. Und als
die Uhr droben aus "dem Thurm sieben
schlug, da war Karl wieder der Mora
list geworden, der er noch gestern war
Da auf einmal sah er sie. Sie
war eiligen Schrittes dicht an ihm
vorbei gegangen. Er sah ihr nach.
Kein Zweifel, sie war es.
Er stürmte hinterher. Und so
schnell sie ging, er war noch schneller.
Jetzt hatte er sie erreicht. Noch zwei
Schritte, und er steht vor ihr und
zieht seinen Hut.
„Nun, schönes Fräulein Ausreiße
rin?"
„Ach, Sie san's? Adje, mit Ihnen
S'b?' ukrhaupt nimmer.
„Ja, gestern bin i ausg'lacht
Word». Sie, Sie Herr, haha! mit
Ihrer schiefen Nas!"
Seit diesem Abend ist Karls mora
lisches Gewissen nicht wieder einge
nen. Ich hab' mich vorhin in die
Zunge gebissen. Unmöglich dann
wären Sie ja vergiftet.
Zweifelhafter Trost.
Tourist: „Aber ist denn dieser Abstieg
hier nicht zu gefährlich, könn.: man
Führer: „Gefährlich ist's allerdings;
g'sehen hab'»."
EineLiebeserilärung.
Heute finde ich endlich den Muth,
Ihnen, verehrtes Fräulein, meine
Liebe zu erklären. Das ist überflüs
sig. Nach den Auskünften, die mein
Vater bei Ihren Gläubigern eingezo
gen, kann ich sie mir schon selbst er
klären.
Mr. 5.
Ei war auf «inem Ball« unserer
teten ein Meer von Helle, seidene Ro
ben die Musikkapelle spielte
führte nach dem Ausgang, eine zweite
bracht war. Sein Blick streifte diese
letztere Thür und was erblickte er
da? An einem Palmblatte hing «in
Damen mochte ihn verloren haben, als
si« vom Büffet in den Saal zurück
kehrte ...
Der junge Mann trat näher, und
seine Rechte hob den Handschuh prü
fend empor. Es war einer sein
chen Arm, eine seidene Haut zu bede
cken. Und di« Hand! Ach, diese
Hand!... Nummer S ... «ine Kinder-
No. 5 ... die Nummer entfesselte
die Phantasie des Dichters. Das
Weib mußte er kennen, das diese Hand
sie wiederkommen, um den verlorenen
Handschuh zu suchen. Rasch verbarg
«r ihn in der Brusttasche seines Fracks
No. 5... Es war unglaublich.
Selbst gesetzt den Fall, daß der Hand
schuh um eine Nummer zu klein war...
Um «ine Nummer ist jedoch jeder Da
sollte!... Wer sie wohl sein mag?
Ein« Minute später kam sie am
Arm ihres Ritters einher, um den
Handschuh zu suchen. Erst im Büf
fet, wo sie sich Appetit haben sie
hervortreten unt/ ihn als Ehrlicher
Finder überreichen? Sich als Beloh
sollte. Ettore Pala. Je kleiner die
dies auch sein mag, einer Million keine
poetische Seite abgewinnen könnt«!
doch die Millionen haben gemeinhin
Aschenbrödels. Aber Aschenbrödel
den Prinzen kennen gelernt, Tochter
eines Geldkönigs ... Indessen
war ihr Verehrer nicht auch einer von
Gottes Gnaden, ein Fürst der Poesie?
Wenigstens bildete er sich's ein.
Warum sollte man nicht wenigstens
Vergnügen der Anderen zuschauen
oder den Ball verlassen ..."
„Ach nein," sagte der Herr, „nach 1
Uhr Nachts sieht man auf den Bällen
nicht so sehr auf die Etikette! Und
merkt!..."
Der Dieb des Handschuhs stand da
neben und verzog keine Miene. Er
fälligen Witzlinge nicht zu fürchten
war. Wie das Spiel beschaffen sein
würde? Das wußte «r im Augenblick
selber nicht ...
merchen füllte. S
Vielleicht im Rausch« kam dann
auch dem Poeten der Plan, bis zur
die Thüren öffnen. Und dann warf
er sehnsüchtige Blicke über die Straß«,
hinüber zu den Fenstern der dunkel-
Gegen Mittag wollte er selbst dort
dem Geschick entgegen.
Er wollte eben das stolze Haus be
treten, als im Thore eine rundliche,
denn die Muse? Giebt Si« Ihnen
ein? Doch wohin gehen Sie da?
Vielleicht zu den Pala's? Daher
komme ich ja!... Sie interefsirt wohl
auch di« schöne Marietta, was? Das
ja eben von wir spielten vierhän
dig auf dem Klavier ... Aber Sie
müßten mich begleiten, denn Si« wis»
kann Ihnen kaum Jemand geben . ..
Ein welsches Gänschen, sage ich Ihnen
und eingebildet, das läßt sich nicht be-
Ariele
geboren, mit Bildung und Erziehung
aber Keiner ... Nun, dieses Haus
übertrifft Alles, was ich bisher in der
Sorte gekannt! ... Und Ihre Ma
rietta, mein Gott! Sie weist alle
Freier ab, weil sie glaubt, si« kommen
nur ihres Geldes wegen... So, jetzt
bin ich an Ort und Stelle. Ich danke
für die freundlich« Unterhaltung, ich
freue mich immer, Si« zu sehen, Ihre
Unterhaltung ist so geistreich ... Si«
find mir doch nicht böse, daß ich Ihr«
Marietta wahrheitsgetreu geschildert
habe? Sie ist ja nicht übel, das Ge
sichtchen ist ganz n«tt ... Aber die
Hand! Die Hand ist einfach schreck
lich! Sie kann kaum «ine Octave
greis«» ... Adieu, adieu! ..."
Fort war sie... Der junge Mann
athmete auf und schlich dann gefnikten
gleichmäßig g«würdigt, das mochte
hingehen. Aber di« Kerze,, die der
Madonna geweiht wurde das war
bös! Das war «in Hieb, der fest
saß... .
„Bitte, wen soll ich melden?"
„Einen Herrn, der Fräulein Pala
einen Gegenstand überreichen will, den
sie gestern Abend auf d«m Balle verlo
ren hat. Hier ist meine Karte."
Einig« Minuten später überreichte
er der jungen Dame feierlich ihren
Handschuh.
„Ich fand den Handschuh, und man
sagte mir, daß Sie, verehrtes Fräu
lein, einen solchen verloren und gesucht
hätten. Ich ließ es mir nicht nehmen,
ihn persönlich zu überbringen, und
gebe nun den Flüchtigen seiner Besitze
rin wieder. Ich sehe, es ist der
„Woraus «rseh«n Sie das, mein
Herr?"
„Weil sich sobald keine zweite Hand
finden ließe, der er paßte, keine Hand
wie die Ihrige... Bitte, mein Fräu
lein, es ist kein leeres Compliment.
Man hat auch Bekanntschaften unter
schönen Händen, aber eine Hand wie
diese, habe ich noch nicht gesehen ...
Als ich gest«rn den Handschuh fand,
war ich ganz begeistert. Nummer 8!
das sagt Alles ... Als ich den Hand
schuh fand, wurde in mir das alte
Märchen vom Aschenbrödel lebendig...
Ich wünscht«, ich wär« «in Prinz und
wünschte weiter, die Besitzerin dieses
Handschuhs sei das ärmste Mädchen
gezogen im Lande und hätte Jene zu
meiner Prinzessin gemacht, der dieser
Handschuh an die Hand gepaßt ...
Leider bin ich kein Prinz, sondern nur
ein armer Poet. Und Sie sind k«in
armesAschinbrödkl, sondern ein Gold
kind im Glückt. Schade, daß ich es
nicht früher gewußt, denn ich verliebt«
mich in Diejenige, der der Handschuh
gehörte, ohne sie zu kennen. Was
wollen S>e, es ist Dichterart..."
Er hörte in seiner Rede auf, denn
das Fräulein konnt« ihn wohl nicht
hören. Sie lachte nämlich, sie lachte,
liefen.
„Nein, das ist zu ... zu drollig ...
das ... ist zu drollig ..."
Nur mit Müh« konnte sie In ihrem
Lachen die Worte hervorstoßen.
Er erhob sich beleidigt.
„Ich bedauere sehr, mein Fräulein,
daß meine ernste Geschichte so sehr aus
Ihre Lachmuskeln wirkt... Aber ich
fühle mich nicht veranlaßt, Ihre Hei
terkeit weiter zu mehren. Ich habe
die Ehre!..."
„Hahahaha! ... Hahahaha! ..."
Er hörte das Gelächter noch im
Vorzimmer, wo er seinen Ueberrock
bewußte Dichterk'ämmerlein. Es hatte
ein Fenster auf die Straße, wenn auch
in der vierten Etage.
An diesem Fenster faß er lange und
starrte hinüber auf das stolze Haus,
wie Ritter Toggenburg, ob sich die
Liebliche nicht zeigt« ... nicht zur
Kirche ging, um der Madonna wieder
eine Kerze zu weihen ...
Wuth und Schmerz kochten in sei
nem Herzen. Abgewiesen zu werden
war zu viel! ...
Es war spät am Abend, da bracht«
«in Diener ein Briefchen und einen in
Er öffnete vor Allem das Briefchen
„M«in Herr!
Ich schreibt Ihnen diese Zeilen, um
Si« zu bitten, daß Sie mir meine Un
art von heute Morgen verzeihen. In
der That, es war kein Grund vorhan
den, Si« zu verlachen. Ihre Geschichte
gab mir zu denken, und ich muß Ihnen
sagen: Sie sind der einzige Mann, der
mich überzeugte, daß Sie mich meiner
selbst willen lieben. Das ist viel, das
hat bisher noch Reiner bei mir er
reicht. .. Ich hoffe, Sie am nächsten
Dienstag, an unserem Jour, zu sehen.
Inzwischen sende ich Ihnen ein Ange
binde ... Cenerentola."
Er faltet« darauf das Seid«npapi«r
auseinander: eine rothe vollausge
bliihte Rose lag darin ...
Der Poet drückte die Blum« verklärt
an di« Lippen. Si« sagte so viel! ...
War die Zeit der Märchen doch noch
nicht vorüber?!...
Sarotta's KochM.
Von Stefan Szoinahaz».
Kaum drei Uhr Morgens ist es, als
die Lampen der im Erdgeschoß befind
lichen Küche angezündet werden. Die
weißen Vorhänge der übrigen Schloß
fenster sind noch tief herabgelassen.
Verschlafen hantirt der Küchenjunge in
der grauen Dämmerung. Unter Lär
men und Lachen erhebt sich der
Schwärm der Köchinnen und Küchen
mädchen.
Wenige Minuten nach drei erscheint
auch der Küchenchef, Herv Dominique,
auf der Schwelle. Seine Augen blicken
etwas verschlafen in die Runde, denn
gewöhnlich Pflegt er erst um 10 Uhr
die Stätte seiner Wirksamkeit zu betre
ten, und seit er aus der Normandie, wo
er im Schlosse der Herzogin von Tre
sorik-re zwanzig Jahre gewirkt hatte,
auf diesen ungarischen Edelsitz gekom
men ist, hat er keinen Sonnenaufgang
mehr gesehen.
eleganten Straßenanzug mit d«m wei
ßen und der weißen Mütze,
ivähvend das Feuer unter den spiegeln
den Kasserolen schon lustig prasselt.
Um 1 Uhr findet die Hochzeit Fräu
lein Sarolta's in der Kirche des Dor
fes statt, wo der Onkel der Braut, der
Titularbischos, das Paar feierlich ein
segnen wird. Das Schloß ist volle»
Gäste. Der Bräutigam, und mit ihm
fast sämmtliche höhere Beamte und Of
ficiere des Comitats, sind am Tage
vorher schon eingetroffen. Alle wol
len gern und mit Freuden der Hochzeit
des b«li«bten Obergespans beiwohnen.
In den Zimmern drängten sich gestern
glänzende Uniformen, blitzten Ordens
sterne und rauschten seidene Roben.
Auf den Corridor«n flogen die Zofen
der schönen Damen hin und her, und
die fremden Diener befreundeten sich
mit dem Hauspersonal. Als gegen
Mitternacht die Brüder des Bräuti
gams mit dem Tviester Schnellzuge
eintrafen, gab es im ganzen Hause kein
ruhiges Plätzchen mehr. Beim Mor
gengrauen legte man sich nieder, und
nach 3 Uhr prasselte in der Küche schon
wieder das Feuer.
Für das große Gastmahl war Alles
vorbereitet und es beduvfte nur noch
Dominique's. Seit Tagen lieferte die
Post unaufhörlich aus Wien, Pest und
Trieft Fische, Delicatessen und aroma
tisch duftend« Früchte. Seltsam ge
formt« Sülzen, Geldes und Eisspeisen
kühlten in der Eiskammer. Eilig
Herr Dominique ging mit der Unruhe
eines Künstlers von Herd zu Herd, um
jede Strophe des zu dem Mahle auf
zu prüfen und durchzufeilen.
Eben kostete sr den Ehiantiwein,
durch den einer neu erfundenen Sauce
ihn:
Dominique verwirrt, „das ist ja zu viel
Ehre, heut' an Ihrem Hochzeitstage!"
Fräulein Sarolta war Herrn Domi
nique'! erklärter Liebling und nur auf
Ihre besondere Bitte hatte der berühmte
ftihlte sich ebenfalls zu dem alten
Manne hingezogen und diese Freund
schaft übertrug sie auch auf seinen
Sohn. Wenn dieser, ein angehender
junger Arzt, die Ferien bei Vater
lachend und plaudernd in Garten und
Dorf umhergestreift. Seitdem aber die
Comtesse den Verlobungsring am Fin
ger trug und mit ihrem aristokratischen
Bräutigam üben di« kiesbedeckten Wege
des Parkes dahinzuwandeln pflegte,
war Andrä Dominique nicht mehr in
der Nähe des Schlosses gesehen worden.
Sarolta ließ den Blick über all' die
Prachtwerke Herrn Dominique's
schweifen und lauschte still seinen Er
klärungen. 'Sie mußte die Burgunder
zeigen wollte, fragte sie rasch:
„Wo ist denn Ihr Sohn, Herr Do
„Er ist gestern Abend in die Göme
rer Berge gefahren. Ich wollte ihn gern
über das Fest hier halten, aber es war
nicht möglich," sagte er traurig.
Sarolta wandte sich nach der Küche
schon die Spitzen der Bäume vergol
det," sagte sie träumerisch. „Wie schön
muß es jetzt am Teiche sein. Ich
werde rasch noch einen letzten Spazier
gang im Parke machen —"
Grüßend eilte sie in's Freie. Domi
nique blickte ihr nach. Ein unerklärli
ches Gefühl preßte sein Herz zusam
men und unwillkürlich sagte er zu dem
Personal:
„Arbeitet nur fix weiter, Leute, in
einer halben Stunde bin ich wieder zu
rück."
Dann schritt er ebenfalls dem Parke
zu, zwischen dtssen Bäumen eben die
schlanke Gestalt des Mädchens in eili
gem Laufe verschwand. Keuchend,
ath«mlos suchte Dominique sie zu errei
der Teich herüber, aus dessen von den
ersten Strahlen der Morgensonne be
schienenem Spiegel > schneeweiße
Schwäne dahinzogen. Nur wenige
Schritte noch und sie stand, die Hände
Brückchen und dann
„Heiliger Gott, Comtesse, was thun
Sie?" rief der Koch verzweifelt.
Zu spät! Hoch auf spritzte das Was
ser und die Wellen verschlangen die
leichten Gewänder. Doch im nächsten
strande geboren und mit dem feuchten
Elemente auf's Innigste vertraut. Ein
kurzes Strudeln unter Wasser, dann
tauchte er mit der leblosen Gestalt am
Ufer empor.
Behutsam legte er Sarolta auf den
weichen Rasen nieder, holte schnell aus
dem nahen Gärtnerhause ein Glas
starken Branntwein, mit dem er Stirn
und Schläfe der Bewußtlosen einrieb
und ihr einige Tropfen durch die festge
schlossenen Zähne träufelte.
„Dominique, lieber Dominique!"
„Mein armes, kleines Vögelchen!"
sagte der Alte, sie kummervoll betrach
tend.
thend und reuevoll:
„Fürchte,, Sie nichts! Ich schwöre
Ihnen, daß ich nie mehr etwas Derar
tiges begehen werde. Was geschehen
ist, bleibt unser Geheimniß, nicht
wahr?"
Dominique führte sie vorsichtig in's
ten. '
Der Gefchäftsrechner.
Lehrer: „Nun, Ernst, sag mir einmal,
kostet, was kosten dann zwölf Stück?"
Ernst: „Vierundzwanzig Pfen
nige." Lehrer: „Ganz recht.
Warum hebst Du die Hand, Isidor?"
Isidor: „Herr Lehrer, sie kosten nur
dem Pantoffel?" Ehemann: „CS ist
heimlichen!"
Erinnerungen."
Daher. ..... Etwas Unbe
ständigkeit in der Liebe läßt man sich
ja gefallen? Du aber, OSkar, bist doch
zu flatterhaft!" „Liebe Tante, habe
eben einen Herzfehler!'
Die Klapperschtange.
«oil». Tllsterhoff.
Besuch abzustatten. Unterwegs hatte
ich Gelegenheit, eine prachtvoll« Klap
perschlange zu erwerben, die, während
war sechs Fuß lang und maß über
den Rücken neun Zoll. Da dies das
angenehmste Gastgeschenk war, das ich
meinem Professor konnte^
zurückgehalten.
Unter denen, die am meisten zu un
serer Unterhaltung beitrugen, befand
nen eigenen Mittheilungen Glauben
schenkte, in Indien wahrhafte Helden
thaten verrichtet haben mußte. Seine
Ich fragte ihn, ob er bei seinem
Aufenthalte in Amerika jemals mit
«iner Klapperschlange zusammenge
troffen sei.
„Klapperschlangen?" fragte er mit
der vernichtendsten Geringschätzung.
„Zu Hunderten. Ich bin expreß nach
Georgia gereist, um sie zu schießen."
Indem der Mann diese Worte aus
sprach. beschrieb unser Schiff eine Bie
gung des Flußlaufes, und von einem
Holzplatz am Ufer fiel der Schein
eines hellbrennenden Feuers gerade
Entsetzen die zusammengerollte Ge
stalt meiner Klapperschlange!
Der unerhörte Schrecken beraubte
mich der Sprache sowohl wi« d«r Be
wegung. Ich hatte das Reptil wohl
verwahrt in seinem Käsig verlassen,
und nun lag es hier frei und los in
seiner natürlichen Ringelung, und sei
ne Aug«n glühten wie sprühende Koh
len. Der Lichtschein hörte auf. Der
Matrose mußte eineßewegung gemacht
war.
„Was war das?" rief «in Dutzend
Stimmen auf einmal.
„Es hörte sich verdächtig wie eine
Klapperschlange an", bemerkte ein an
derer Mitreisender. „Wir haben ja
aber doch wohl keine Doktoren an
Bord, die sich das Vergnügen machen.
Klapperschlangen in d«r Welt spazie
ren zu führ«»."
„O ja, so etwas passirt", »ahm ein
starker, stattlicher Mann das Wort.
„Ich fuhr einmal den Mississippi auf
wärts. als ein« Klapperschlange, die
auch solch ein Medicinstudirender bei
sich führte, sich freimachte und einen
der Passagiere biß. Der arme Bursche
lebte keine zehn Minuten mehr, und
der Eigenthümer der Creatur auch
nicht viel länger, kann ich Ihnen sa
gen."
„Sie haben ihn doch nicht gleich um
gebracht?" fragte ein Zuhörer.
„O nein, nicht gerade umgebracht",
war die kühl« Antwort, „wenigstens
nicht todtgeschossen oder todtgestoken;
da wären wir ja mit den Gesetzen in
Conflict gerathen. Aber wir zählten
ihm 500 Hi«b« auf, die nicht von
Pappe waren, und setzten ihn auf
einem niedrigen Jnselchen aus, wo
ihm das Wasser bis an den Mund
ging. Und dabei stieg es einen Fuß in
der Stunde."
Mir standen die Haare zu Berge.
Matrose mußte wieder eine Be^
stehenden Sprung.
Jetzt endlich gelang es mir, meine
Lethargie abzuschütteln. In einem
förmlichen Gebrüll stieß ich die Worte
hervor: „Bewegen Sie sich nicht, wenn
Ihnen Ihr Leben lieb ist! Schnell ein
Licht! Schnell, schnell! Eine Sekunde
länger, und es ist zu spät!"
Kein Mensch regt« sich. Mehr als
«iner hatte ein verständnißvolles Lä
cheln auf den Lippen. Jeder nahm an,
ich spaße nur, um den prahlerischen
Matrosen in Angst zu setzen. Dieser
selbst war überzeugt davon und sagte,
überlegend lächelnd: „Mein Hei r,wenn
Sie weiter nichts wolle«, als mir mit
einer Kinderklapper bange machen, da
kommen Sie an den Unrechten. Brin
gen Si« nur mal Ihre Klapperschlange
zum Vorschein!"
In diesem Moment stürzt« ein alt«r
irischer Matrose herbei mit einer bren»
~Wo denn, Du Schafskopf?"
d«r Jrländer.
Der Matrose schaute unter seinen
Stuhl und «rblickte die Schlange. Mit
einem gellenden Ausschrei schnellte er
«mpor und li«f davön. Ich höre sie
jetzt noch alle di« Ausrufe, die da in
Zeit von einer halben Sekunde durch
götzen schien, den sie angerichtet hatte.
Ein Schuß ertönte. Die Windun
gen wurden schlaff,das Klappern hört«
fchiedenheit die Frage laut: „Wer
brachte das Reptil an Bord?" „Den
Kerl lynchen wir", hallte es durchein
lähmend aufs Herz, daß ja auf der
Kiste mein Name stand! Diesmal
hing alles von meiner Geistesgegenwart
ab.
„Das muß di« Kiste sein", rief ich,
auf die verhängnißvolle, vergitterte Ki
ste deutend, die zum Glück meinen Na
men auf der Kehrseite trug. Werfen
wir sie über Bord! Wer weiß, ob nicht
noch mehr drin stecken.
Ich hatte nicht nöthig, den guten
Rath zu wiederholen. Im nächsten
Augenblick befand sich die Kiste im
Wasser. Ich war gerettit.
Vorsicht! Schutzmann !
Unter dieser erbaulichen Mahnung
bringen die „Lustigen Blätter" aus den
„Memoiren eines Berliners" Folgen
des: „Ick bin von Natur nich furcht
sam, wenn et aber wahr is, wat ick je
stern erzählen hörte, det die Deutschen
In China und Haiti ne Flottenexpedi
tion ausrüsten wollen, um den Berli
nern gegen gewisse Schutzleute zu Hilfe
zu kommen, soll et mir freuen. Denn
vor Schutzleuten hab' ick ne Heiden
angst un wenn ick eenen sehe, rufe ick
immer laut nach'n Schutzmann, wo
rauf denn ooch jleich noch'n zweiter
Schutzmann kommt. Wenn ick den se
he, rufe ick dann wieder von Angst
„Schutzmann!", worauf dann der
dritte erscheint. Man sieht also, et
kann jar nich jenug Schutzleute in Ber
lin j«b«n. Da ick «t vor Angst in der
Stadt nich mehr aushielt, kam ick
schließlich auf dj« Idee, mir den jan
zen Tag in'n Jrunewald herumzutrei
ben, wo et ja ank sichersten sein soll,
Weil dort öfters was passt ren dhut. Un
Wo im Jrunewald «twas passirt, jiebt
«t bekanntlich nie Schutzleute in der
Nähe. Wie ick da so eines Tages in
der Gegend von Hundekehle hinschlen
der«. hör' ick et in't Jebüsch verdächtig
knacken un kriege eenen Todesschreck.
Ja, Jott sei Dank, et war kein Schutz
mann, sondern blos ein Kerl mit 'ner
langen Pistole, die er mir ooch jl«ich
uff die Brust setzt. Um ihn los zu wer
den, schreie ick laut „Schutzmann!",
indem ick annehme, daß er schon bei
dem Namen erschrecken un ausreißen
wird. Da knackt et wieder in't Ge
büsch und mir loost et noch jetzt kalt,
über'n Rücken ein Schutzmann tritt
auf uns Beide zu. Die Angst, die^ch
sichte wiederspiegeln. «rst^e
die Pistol« wegjenommen?'" „So is et,
Herr Wachtmeister", meint der Kerl.
Nu konnte ick mir für verloren halten.
Jetzt wird er mir jleich packen und auf
die Wache schleppen, denk« ick; da
kommt mir ein rettender Gedankt.
„Wie heißen Sie?" schnaubt er mir
an. „Ach entschuldigen Sie", sagte
ick, demüthig wi« 'ne geknickte Lilie,
„daß ick mir noch nicht vorgestellt habe.
Ick bin nämlich der Raubmörder
Gönczi." „Aha", meint er darauf,
„Sie kamen mir jleich verdächtig vor.
Danken Si« Ihrem Schöpfer, baß das
nicht mein Revier ist." Für dies Mal
war ick jerettet. Er ließ mich stehen
und jing weg. Der Strolch hatte sich
schon vorher jedrückt, und so war die
Ordnung aus die musterhafteste Art
wieder herjestellt."
Die Schlittschuhläuferin.
Ach und leise
Sieh! Zu welchem schönen Bunde
In der Runde
Lob und Beifall offenbart.
Aber du, auf Stahlesschwingen,
Naht und lockt und —flieht das Glück!
Fliege denn, solang' die Fläche
Sich noch silberschiinmernd spannt,
Und di« Schwäche > .
Werde nicht mehr Weib genanntl .