Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 23, 1897, Page 3, Image 3

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    Lou.
(2. Fortsetzung.)
Dies Herz mußte die Blicke der Um
sehenden auf sich ziehen. sein
wie eine Aktueller glühte es ihr auf
der Brust. Wenn si« es doch losge
wesen wäre! Loa war ein guter Bur
gar erschreckliche Rückschritte in die af
„Die Kaskaden! Die Kaskaden!"
Durch das Gewimmel der Menge
kreischende Frauenstimmen. „Da sind
sie! Da sino sie!" Jauchzende Kinder
rufe erschallten.
brausendem Schwall in das großeßaf-
Das Rauschen wurde stärker und
verschlang den wachsenden Lärm der
Zuschauer. Strahlen schössen auf mit
diamantartig blitzenden Garben, hö
Schieferblau des Himmels.
Und neue Quellen, neue Stürze,
neue Ueberraschungen. Jetzt lochte und
brodelte und sprudelte es auf der gan
zey Bühne in einem augenberauschen
den, schneehellen Chaos. Ein« erfri
schende Kühle wehte herab, und das
Brausen und Tosen der Wasser war
so stark, 'daß das begeisterte Hände
klatschen einzelner Zuschauergruppen
gänzlich verhallt«. Ein Dunst stieg
empor, in den die Sonne zartgvschattete
Lou war starr vor Bewunderung, er
hatte nichts als ein weites Oefsnen
seiner großen Kinderaugen. Aber ganz
als tauchte ein ähnliches Biio empor:
«in Katarakt von weihen Wassern, die
mit großem Rauschen über braunes
gespannt.
Wo war es? Wann war es?
Run wendete er sich, nach der Sät
slarrten seine Augen nach ihr hin. Ack,
Stelle....
Auf Lilis Mienen spielte ein verle-
Etwas diese Augen verschleierte und
Tllar es die Blendung der Kasla
schwunden. Fort! Fort! Wohin?
sachliche Glück.'sseh'nsucht sie Knickt?
„Nix!" sagte Lou. „Rix.... nir!"
war die Antwort auf alles Forschen
und Suchen nach ihr zwei lange Jahre
hindurch.
Und heute hatte auch Moussou ihn
verlassen. „Rix!" armer Lou, immer
Fünft es Kapitel.
Reklame.
Wieder wollte Paris im Regen er
tränken, im endlos schwellenden Regln
wie vor Jahren, als Lou auf demSiid
bahnhofe anlangte. Mer heute war
kein Milltio dagewesen, das ihm einen
trockenen Platz im Innern eines Wa
gens angeboten. Der Kutscher einer
der letzten Equipagen hatte ihn auf
seinen hohen Bock herausgewinkt, uno
von dort aus konnte er den ganzen,
langsam dahinschleichenden Wagenzug
übersckpauen, der die Leickie des Mar
quis von Breteuilles nach dem Pöre-
Lachaise geleitete.
Es war eine graue, melancholisch«
Nacht, die vom Himmel hereinsank, du
mit Wolken langsam
herausschoben kam, dicht über die Dä
scheuchend.
Nur der Glanz der Nässe, die alle!
iiberdeckti. schien noch anzukämpfer
Glitzern bedeckt, und auf den Rkgen-
Auch der Kutscher, auf dessen Wa
gen Lau einen Pl-ch gesunden, leuch
lich die fette Baßstimme des Kutschers,
sehen, tt L tt l t
„Nix! Männer alles nommen
Mantel, alles!" Und Lou strich zur
Bekräftigung seines „Nix" ein paar
die Lust.
Nase etwas höher gegen den Regen,
Nach einer W»l- nickte er fast unmerk
lich, und ein kleiner Wasserschwall
Endlich schien er verstanden zu ha
ben: das Gericht halte den Besch des
Marquis unter Sieg«! gelegt, vielleicht
auch wohl den Regenpaletot des frie
renden Kerlchens dort,
„Das lommt vor!" sagte der Kut
scher nach einigem Zogern, als gälte es
Pferde.
Wazendecken, an den steifragenden
Gestalten der Kutscher vorbei, bis zu
den vier schwarzen Fsderbüschen, welche
ten.
Schwer wandelt- «dieser dahin; zu
weilen, an einer holperigen Wegstrecke,
gerieth er ins Wanten, dann spritzten
die vom gesättigten
Düster, mit fahlrothen Glimmlich
tern schimmerten die Laternen des Wa
gens durch die fchräggestrichenen Re
genschleier, Jetzt bog der Wagen um
Augenöffnungen an den Trailerzecken
der P-erde glotzten deutlich bis her
über; die Laternen waren verschwun
«ichts als Die Dachtraufen
und die langsam drehenden Räder ga
ben ein häßlich knirschendes Geräusch.
Ueber Lous Antlitz triefte das Wasser
in feinen Nieseln, aber es regte sich
keine NXene darin, ebensowenig wie
auf dem harten Gesichte jener gleich
falls vom Ziegen überschütteten Bron
zestatue, die der Zug eben passirte.
Ueber die Straße herüber zitterten
gelblichrothe Leuchtstreifen, die von den
auf und bildeten schimmernde Dunst
kugeln in der dicken Lust. Ein großes
Caf>- ergoß eine blendende ilkluth von
festlich-frohem Licht über die vorbei
ziehenden Wagen, und eine wohlige
hohen Sitze in dies oder jenes der er
leuchtetn Fenster hmein.
Da saßen sie bei ihrem Diner, eim
eng geschaart; ein großer blinkenoei
Löffel theilte aus in die Teller, du
von nackten rundlichm Aermchen hoch'
gehalten wurden.
Dort loderte ein lustiges Kamiw
fe>uer, das Fenster stand beigelehnt uirl
man meinte das Prasseln de: Flamm
zu vernehmen zugleich mit dem Heller
l mit einem Hündchen bekleidet war; d-u
> Kleine jauchzte, und seme zappelnde.
den wollten. wie trocken war eZ
„Od Sie eine Sielle haben, Ner
zen Weile der Kutscher,
Lou schüttelte den Kopf, daß die
Rcgenperlen uinherspritzten.
„Nicht so viel! Er nur still zu
ist's! Will Er? Was meint Er?"
Geschäft repräsentirc« mit seiner
Maske da. Es ist die Reklame wir
nennen das die Reklame. Er soll auch
dunllen Gesiihl. dos Zorn und Schani
zugleich beherrschten. Der gute M»us
sou war ja «och nicht einmal begra-
Guttapercha wickeln bei so einem Wet
ter, und im Winter soll Er in einen
Pelz gehüllt werden, daß Er aussieht
wie ein Bär. Nun?"
Noch immer schien das leinen Ein
druck auf den Nubier zu machen.
Ungeduldig ließ jener >d!e Peitsche
spielen, daß die Pferd« ein paar
Schritte ausholten: „Sie meinen etwa,
es könnte langweilig «erden, so immer
diesen Weg nach dem P'kre-Lachaise
hinaus. Da irren Sie sich. Wir sind
keine Leichenspezialität, wir machen
alles. Heirathen und Kindtausen und
Damen und Champagner.... reizend,
versichere ich Sie! Nun jci, auch Be
graben machen wir mit; man kann
Stiche lassen: man tauft sie und ver
heirathet sie, -da erfordert es der An
stand, daß man sie auch begräbt. Wie
Sie sehen, eine äußerst vergnügliche
Wieder ein« Pause. Der Zug kam
eben an dem Gosängniß La Roauette
vorüber; gegen die schwarzen Stäbe
Vierecke gepreßt, schauten ein paar kurz
geschorene Köpfe von Gefangenen her
nieder. >ll ' l tzt M't
stimmen, uns er ließ einen lahmen
Scherz los. Mit dem Kopfe nach den
Fenstern hinnickeno, sagte er, die Spur
von einem linkischen Lächeln um die
fleischigen Lippen hinziehend: „Die
Herren da drinnen haben g^ar
ries er, „wenn ich mit famosen
schwarzen Fratze zur Weit gekommen
wäre, ich wollte schon eine Reklame an
stellen. daß die ganze Welt ins Wackeln
geriethe!" er zuckte ein paarmal
!! Ilame! Was ist sie ? Welch ein fllrchter
! liches Ding, das über die offenen Grä
kalten Lächeln hinwegsetzi!.... Etwas
> Aehnliches fuhr Lou durch den Kops.
: Kurz vor dem Gitterthor des Kirch
> Hofes warf der Kutscher noch einmal
> die Frage hin: „Nun, wie ist's? Ha
: I den Sie sich bedacht? Wollen Si« bei
! mir eintreten?"
! Da erfaßte Lou eine helle Wuth
i! Zuerst sagte er etwas, das jener ga,
! nicht verstand, wohl in seiner eigenen
i Nubasprache, dann Preßte er mit Mühl
die paar Work heraus: „Lou
sehr —gern 'habt! Sehr gern."
Sechstes Kapitel.
gciu -b"d«z, s z , d
donnerartig mahnenden Klang.
Natürlich Lou! Der gute Kerl von
einem Nubier. Sie lärmten ihn ja alle.
Vers triftigen Gruk nachsenvcn das
gehörte sich so. Over hatte er nur
wieder in seinem bekannten Ungeschick
„Moussou!" haucht« es klagend von
des Nubiers Lippen. »Mvlissou, Mörs
er Lou verlassen konnte so freiwil-
Äls Lou den Mittelgang des Kirch
hofes hinabschritt, mitten unter den
er fast aul sich beziehen könnte, aber er
achtete nur halb darauf, das meiste
blieb ihm unverständlich.
„Die Gläubiger iv/rden lang? Be
sicht!! ziehen, er ist jedenfalls das kost
barste Stück aus dem ganzen Nachlaß.
man kann ihn doch nicht verkaufen wie l
ein Pferd," antwortete der Gefragte >
gleichmütig hinwerfend.
„Wisbn, lieber kleiner Baron," rief
es von rückwärts» „wie wär's, wenn
Sie sich den da anschafften uns ihn
Plötzlich horchte Lou schärfer auf.
Ganz deutlich hörte er, wie dicht hinter
ihm jemand in gedämpftem' Tone, dasj
es die andern nicht vorstehen sollten, zu
seinem Begleiter sagte: „Ich werde Lou
nehmen, wissen Sie, dann nehmen Sie
die Dogge.
Glühend heiß: überlief es Lou. Ohne
sich umMfehen, erkannte er die näseln
de Stimme des Graf» Cabrera.
Blitzartig zuckte ihm ein Verständniß
auf, was die andern Reden zu bedeu
ten hatten.
nehmen Sie die Dogge...."
Es war, als schnellten alle Fibern
in ihm auf waü, sie wollten ihn
von Zeppa trennen? Lou von feinem
eine andre Stimme. Lou erkannte auch
die, es war die des Herrn von Fron
sacques.
„Crliii'.ben Sie, mein Lieber," wa:f
Cabrera ein, „so einen dummen Nu
bierschädel finden Sie alle Tage, aber
lietz: in den Bogeseu. Ein famoses
Tdier, sag' ich Ihnen, ein pompöses
Vieh; freilich werden Sie zahlen müs
sen den Nubier hätten Sie um
sonst."
„Meinetwegen!" sagte Fronsacques.
Es schien ihm weder an dem Thiere,
wir weiden uns daran halten müssen,
ehe uns die andern zuvortommen."
„Wir wollen gleich nachher hinfah
ren und das Thier holen einstweilen
stellen Sie's nur bei sich ein; mit den
Und was den Kleinen da anbelangt, so
wird er schon froh sein, einen Unter
schlupf bei mir zu kriegn."
Lou stockte das Blut in den Adern
wadrhastig, das Herz stand ihm
völlig still.
Teufel hatte Gra
i sein! <?s sollte nicht!
! M:nige-Herschlägi noch, dann stand
ein Einschluß fertig in ihm da: von
Zeppa wird Lou nicht lassen, mit Zep
pa bleibt er zusammen! Was soll er
in Welt anfangen ohne den
füllten Blick warf er'nach rückwärts
auf die beiden Sprecher, dann schlüpfte
er durch die vorderen (puppen und in
Bon dort begann er zu lsusen, die
Nue Roquette hinauf, schnell, sehr
ein. Li«f und lief und lief. Das
Wasser der Regenlachcn spritzte ihm
bis über den Kopf, dessen
nicht weiter, immer weiter! Sie
ein Heda! nach, Damen fiiÄren krei
schend zur Seik, wie er, die Fi?s- fest
im Takte aufsetzend, alles durch sein
Patschen bespritzte. Ein Kind riß er
um. das schrie laut. Auf dem Platz
des Ehüteau d'Eau wäre er um ein
gerathen, vor dem er den Weg kreuzen
wollte; da warf er auch den Fch weg,
dessen Quaste ihm naß und hindernd
ins Gesicht schlug.
Und weiter! weiter! weiter!
Zuerst nahm er im jenem Platze den
kürzeren Weg nach dem Park Mon
eeaux, den der Leichenzug vorhin ge
kommen. Da hätte er aber durch ein
Gewirr- von engen Gassen gemußt.
Plötzlich auf dem Mirtt von St. Mar
tin überfiel ihn eine Angst, daß er sich
verirren könnte und daß er >dann zu
spät käme. Da bog ar wieder nach den
großen Boulevards ab, ein Utmoeg,
aber es war das sicherste.
Und weiter den Boulevard Bonne'
Nouvelle, den Boulevard Poissonnikre
entlang. Auf dem Tevttoir kam er der
dichter drängenden Nienge wegen nicht
mehr schnell genug vorwärts, da nahm
er seinen Lauf am Rande des Fahr
dammes, dicht an der Gosse vorbei, r>ft
in der Gasse selbst. Zpweilen erreichte
ihn das Ende eines Peitschrnschlages
mit scharftm Schwirren, und die-Rä
drr der ljurt an ihm vorbeistreifi-nd-ii
mit Koch.
Wie er keuchte! Wie ihm -das Herz
hämmert« wie fein Blut siedete' Ah.
der Regen that so Wehl, so wohl, ob
gleich er ihm nadelscharf ins Gesicht
strich; weit öffnete er den Mund, um
den ungeheuren Brand der Zunge mit
den einschlagenden Tapsen z» löschen.
Der fauchend« Dampf seines Ath-mS
umwallte sein Gesicht.
Während er bis dihin nur aus sich
selbst und sein Lause»? geachtet, ließ ihn
die steigende Angst nun auch jede dei
ihn überholenden Equipagen verfdl
gen: obisie etwa säßen, die Räu
ber, die ihm Zeppa rauben wollten?
Mit sickernden Augen, spähend und
spürend, irrten se.ne Blicke in dem
Braunen angesaust, ta? in
den Gebissen schäumten das konnte
Cabr«a sein, solche- Braune führte er.
Lou versuchte den Kutscher zu erken
nen. Allerlei Farben tanzten ihm vor
den Augen, er veinwchte nichts duÄlich
zu unterscheiden. Jetzt flammte im
Innern des Wagens der Schein eines
Zündhölzchens auf. und dieser Schein
beleuchtete das gelblich« Gesicht
gaukelte ihm daS vor.
Und der Wage« vorbeigesaust an
Lo» vorbei....
Da nimmt er einen neuen Anlauf.
Alle Fibern gespannt, alles zusammen
gerafft, was von Kraft und Willen in
ihm lebt! Nun hat er den Wagen wie
der Boulevard Montmartre, der sich
bergab senkt. Nun gewinitt er gar ei
nen 'Vorsprang vor dem Wagen, so
rast er den Hang hinab.
Unten, dl» Fuße d-S Boulevards
den Augen. ' Er wankt, tappt nach ei
nem Halt in der Luft, fühlt etwas-
Feuchtes. Ls ist der Kopf eines Fia
aus dem vorgebundenen Eimer
eine vom Wasser triefend- Schnauze.
Das Thier ist mitleidig, nicht wahr?
Es wehrt ibm nicht, daß er nach dem
Eimer greift nnd einen Schluck thu!....
Und Dank! Dank o Dank!
Aber wo ist der Wagen? Fort,
weit fort! Ganz in der Ferne aus all
dem Getös« glaubt Lou den schürfen
Klang seiner Hufe zu unterschcide,!^
Und aus! Nochmals auf! Sie
wollen ihn von Zeppa trennen! Es darf
nicht sein! Nein, es soll nicht sein!
Und weiter keucht er dem Bou.'esard
Haußmann entlang. Dann mit un
endlicher Mühe, schleppend, schlürfend,
verzweifelnd, athemlos, die letzte Kraft
einsetzend, gewinnt er die Höhe dcs
Boulevard Ma'esherbes. Da
riefen des Park Monceaux empor.
Endlich! Endlich! Dort ist Mous
sous Haus.
Und hinein. Die dünne, zerbrech
liche Portierssrau sinkt fast um vor
Schreck, wie er dahergerast kommt, mit
einer Kruste von Schmutz bedeckt, völ
lig entstellt, mit röchelnder Brust, an
Stelle der Ang-n zwei fieberisch tan
zende Glübkreifc.
„Zeppa.... wo? Zeppa -.- wo?" rmgt
sich's wie ein heiseres Stöhnen aus
seiner Brust.
Di- Frau schlägt die Hände übn
dem Kopf zusammen. „Mein Äött,
mein Gott! Der arm« Lou hat den
Auf des Hundes Verschlag stürzt «r
hin. Stürzt hinein die leeren
Wände! Es raschelt im Stroh. Sein«
eigene» Tritte sind's und leer,
leer!
Mit einem seltsamen, nie gehörten
Laut, der wie ein Schrei und ein Rö
cheln zugleich, schlägt er vor dem
Raume hin, den Kopf hart drohnend
ihn befalle«.
Wieder erwacht er. Rasft sich v«r
neuem auf: sie haben ihm Zeppi
gestohlen! „Lou nix ohne Zeppa!"
Zum Holzpall torlelt er hin: „He,
Zeppa, he!"
Keine Antwirt leine Spur von
Zeppa
Zum Pferdestalle. Eines der Pferde
bäumt auf bei seinem Ruf, der fast
wie ein Bellen klingt. Auch da nichts
nichts'.
Noch eine Hoffnung. Der Hund
?ann sich oben vor die Wohnung seines
über seiner stummen Trauer oer
bracht. Da muß er sein?
Und nun die Treppe hinan; aus dem
schwellenden Läufer hinterläßt er «die
schmutzigen t-puren seiner Tritte.
Ein, zwei Stock.... da winselt etwas.
L-u hält oen Athm, an, die jähe,
unfaßbare Freude will ihn zu Boden
werfen... ah, Zeppa... ZeppaS Stimme!
N«h ein paar Stufen, daim lommt
etwas Schwees, Gewrrltiges, dumpf
Tapsendes in großen Sprüngen die
Treppe herabgesetzt. Schleudert ihn
mit -»er ungestümen Wucht darnieder
gegen das Gelände.
„Zezpa.... Appa..,." wi« ein letz
ter erbender Hauch klii-gt es.
Seme von der übergewaltigrn An
strengung schlotternden Arme schließt
er fest anklammzrn-d un« des Hundes
Hals, das stürmisch glühende Gesicht
an dessen Schnauze gepreßt.
„Zeppa da... Zeppa da!... Nix fort!"
Der Hund leckt ihm über die schweiß
triefende Stirn !ws thut so
laut pockck.
Nach dem erst«, Sturm ist Lvu-Z j
Angst wieder da, ddß Nirm kommen
Zeppas Schnauze hält er mit beiden
er die Blicke tief in die treuen Augen
seines Frmndes versenkt, bebt ihm'-in
Flehen über die Lippen: „Zeppa init
lommenU.Zeppa gut.. Lou gut sein!"
Der Hunv versteht ihn, gewiß er
versteht! Ginge sonst so freudig l.ew
belferndes Winseln?
Bald daraus sah die Pdrtiersfrail
den Nubin mit Zeppa die Treppe her-
abkommen. Die eine Hand hielt jener
auf den breiten Rücken des Thieres, ge-
stützt, uvd seine Augen funkelten wie,
in einem Triumph.
Vor -d-m Thore hi-lten sie einen Au
genblick. Beide vorsichtig umherM
hend. Und Lo» athmete ans mit einem
großen, langgezogenen,, herzbesreimden
Seufzer.
Da r,>llte ein Wagen- -ms der Ferne.
Sofort eilten sie los. in den »Legen
hinein. Lou hielt dein dicht andrängen
den Zeppa am Halsbande gefaßt? der
Hund trottete, und Lou btquemte srch
im Haldlaufe feinem' Gange an.
Und so die Strcnjvn entlanA. wei
ter, immer weiter, olin« Besinnen. Nur
fort! Hinaus aus. diesem schrecklichen
Paris!
Rastlos stürmten' ste, bis die Later
nen spärlicher wurwn, bis diese ganz
verfckiwanden und große Dunlel
der Bannmeile und der stürmende Re
gen Zie beiden Flüchtlinge umhüllten.
S i eb e« t!«S K a p i itel.
Die große» Schüsseln.
Bon da ab gab es ivenig Spuren
über Lou und seinen Freund. Von
Zeit zu Zeit mrldete ein G-ndarm ge
legentlich auf dim Büren» seines Di
stiiltes neben allerlei Schind- und
Diebesthaten, daß er aus de« Straße
bn So-und-so ein sch:varzes In ei vi
zu um mit einem sehr großen Hunde
zugehalten; das Individuum hätte al
lerdings keine Papiere auszuweisen ge
i habt, man hätte es aber lausen lassen,
da es nicht gemeingefährlich erschienen.
Jedenfalls stammten die beiden aus ei
ner Jahrmarktsbude, einem ZirkuS,
oder sonstwo her.
Den hellen Tag mrd die groszen
Straßen muß Lou wohl vermieden
haben, weil da die Neugier hinter ih
nen hersetzte. Zu nahen wagt- si« ih
nen freilich nicht wsgen des gefährlich
aussehenden Riesenthier-es. In abge
legenen Winlelherdergen pflegte er die
Nacht einzukehren, und die Wirthe er
zählten von den seltsamen Gästen.
Ja, wahrhaft seltsam muß, es gewe
sen sein!
Draußen im Flur tappte und
schlürfte etwas einher. Die Wirthin
wackelte hin. um nachzusehen. Wie sie
den dunklen Gesellen mit dem großen
Hunde sah. fuhr si« ein wenig zuiiick.
„Martin!" rief sie nach ihrem Mann«.
Lou nickte, wies sein« Zähne, wollte
fr«undlich aussehen, doch das gelang
ihm nicht.
„Was er wollte?" herrschte ihn Ma
rtin an.
Der Hund öffnete gähnend ein wah»
res Labyrinth von einem Rachen. Die
Wirthin zupfte ihren Mann ängstlich
„Schüssel essen! Schüssel haben,
Madame!" sagte Lou.
Dabei streckte er die hohle Hand mit
einem Geldstück- vor. „Schüssel groß,
sehr groß!" fügte er hinzu. „Hungen
viel, Hunger groß!"
(Fortsetzung svlgt.j
Aür Ne Küche.
Kartoffelsuppe. Für vier
wie sie etwa ein«n gehäuften Tassen
»ntersatz ausgibt. Der Zusatz einiger
Spargelstangen, etwas Blumentohl
und die mäßige Zuthat von Pilzen
verfeinert die Mischung. Dies alles
schütte ma« in den Suppentopf, in
Ivelchem man vorher Unze Butter
zerließ. Fest zugedeckt, auf nicht zu
heiße: Stelle des Ofens, um du" But^
dünste? nun Vi« Wurzelmischung, bis
sie gleichmäßig weich ist, dann cießt
man ein Quant kochenden Wassers
darauf »nd thui ein Pfund in SA
cken geschnittener, geschälter, roher
Kartckffclii hinei». Dies alles kocht
nunmehr solange, bis sich die feste»
BestandtlMe alle Msgelöst haben, wo
für man d e Zeit von etwa zwei Stun
den festhält» wolle, dann schmecke
man die warzige Suppe mit dem er
forderlichen Salz und etwas weißem
Mffer ab, pbe ihr einen lleinen Zu
satz von Bonllon oder Fleischertrakt
un» gieße sie durch einen Durchschlag
in die Suppenschüssel".
Gedämpft« Paprika. Man
nimmt von deir großen, süßen Papri
ka, iWscht sie »n'd schneidet sie finger
breit. Dann iverden sie gut eingesal
zen und ein Vi irtelstunSe imSalze ge-e
lassen, das Wsser abzegosse». ?luf
Gran eines Fei», läßt eS in eraerKas
serolle heiß werden, gibt die Paprika
hinein -md rührt sie östsrs urn, läßt
sie gut tSmpsen end fügt zuletzt einen
Eßiössel guten Esfig hinzutun» gibt
Wiener Kalbsschnitzel.
Man schneidet dieselben ecus dem di
cken Fleisch einer nbgelegenen Kalbs
keule in der Grnße einer Kotcktie,
klopft und salzt dieselben, ltgt sie mit
WurzelwerZ. Zwieiei »mV' einten
Speckscheibcs in ein- Kasserolle, fügt
ein KrLuterSiindchei.r hinzu. übergoßt
sie mit Fleischbrühe und einem Glase
Weißtvein, !«ckt das Geschirr zu and
läßt die Schnitzel lanzfam trrich däm
pfen. Inzwischen P rtzt man einige
Champignons, macht dieselben'inßlt
ter und Citr-mensast gar, Mibt -in
wenigMehl ii ier, gibt dünn den durch
geseihten Fond der LA,nitzel hinzu,
läßt die Samr anskock -n imb' füllt sie
über die tranchirten Schnitzel.
Gurkeni-auce. Eine mittlere
geschälte eine Zwiebel und cw
Eßlössel Kape-n werden fein gewiegt
und mit einem StücÄhen Zkcker in
Butter gedünsitt. mit vinem Eßlöffel
Mehl gestäubt, mit etwas guter
Fleischslippe, dem nöthigen Sah und
Pfesser eine Haide Stunde gekocht und
nach Geschmack mit etwas Essig -der
Citronensaft gewürzt.
Daß geschosssen-e-r K»ps
salatein sehr gesundes und schmack
haftes Gemüse liefert, isrbetcinnt; die
langen Stengel des «esckwsseneir Sc«
lats geben auch -inen wohlschmeckenden
Salat. Sie werde« abgeschält und in
gleichmäßige Stücke geschnitten, welch:
inan weich kocht und nach dem völlige r
Erkalten mit Oet. etwas saurer Sah
ne, Essig. Salz. Pf-sser. einem zer
quirlten Eigelb und serngehackren
Kräutern, wie Estragon,. Borra'ch
(Gurkenkraut). Pimpincile u. f. w.
anmacht.
Gries - ffl am m e.'?re. Dazu
gehören -in Viertel Psunv Gn>Z. 15
Pint Milch, ei» Viertel Pfund Zucker
und der Schnee von ö Eiweißen. Man
läßt die Milch mit etwa» Sa,.; nns
dem Zucker, sowie etwa«! Vanille
und Eitroncnschal- aufwlhcn. schultet
unter fortwährendem Rubren den
Gries dazu us»'quirlt chn zu einem
Brei aus, den man heiß mit dem Er
weißschnee vermischt une, m einer kal
ten Form erl.ilt-n läßt. Beim An
richten stürzt man den Flammerie auf
eine Schüssel und g.b- »i-re l.rU- Erd
beer-, I^hannisbeee.,. Kirsch- rder
Milchsauce dazu. kann den
Gries auch in Obertassen sullen, nach
dem Erkalten stürz;.v und zierlich mrt
eingemachten Früchten belegen.
Karthäuserklöße. Sechs
S-mm-ln vom vorhergehenden Tage
reibt man ringsum ab, schneidet sie
auseinander und legt sie in Milch, m
der man 3 —4 Eier gut verrührt hat.
Sind sie hier durchgeweicht, nimmt
man sw'heraus, dreht sie ein paar Mal
in den Semmclvröseln um und backt
sie nun schwimmend in heißem Fett
hellbraun. Mit Zucker und Zimmet
bestreut, gibt man sie zu Tische.
G-süllte Essig- oder
Pfessergurten. Man wählt
hierzu fingerlange -der noch -in wenig
größere, gerade gewachsene Gurken
und legt sie, nachdem sie abgewaschen
.nd gebürstet find, einige Stunden in
Salzwasser. Nun schneidet man der
Länge nach einen Streisen Schale
ziemlich dick ab, macht mit einem Äces
ser eine kleine Aushöhlung in die
Gurke füllt dieselbe mit grobgestoße
nein w-ih-m Pf-ss-r. Senfkörn-rn und
feingeschabtem Meerrettich, legt den
Streifen wieder dara»f. bindet >W
mit einem Faden fest und schichtet vre
so gefüllten Gurlen w einen Stein »ps
mit dazwischengestreutem Salz,
zon, Pfefferkraut und Thymian. Un«
Krdessen hat man Weinessig abgekocht
und schüttet diese» halb erkalte? rwer
die Gurken. An beiden folgentrn Ta
gen kocht man Ken Essig nochn-als auf
und schüttet ihn, wenn erkaltet, über
, die Gurken. Der Topf ist zut zuzu»
Praktische Lehr ine
thode. Suse: „Sag' mal, Elli, ist
Dein neuer französischer Hauslihrer
! tüchtig?" Elli: „Bei d-m lernt sich'S
spielend! Wenn ich den zum Beispiel
frage, was bedeutet „iia dassvr"
gibt er mir ei.y«n Knß!" 3