Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 29, 1897, Page 3, Image 3

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    Arme Thea!
(6. Fortsetzung.)
VIII.
hüte.
Pen aus, und als schwarze, braune und
gelbe Punkte wandert« das Zivil flu
chend und frierend über die weiten Na
rundlichen Herrn, der nebenan aus dem
„Ah ... ! 'Morgen, alter Baron!"
sprach Herr Steinkin gönnerhaft und
ihn etwas bei Seit« zog was
sätze für fremdes Gelb? .. . Sie wollen
wohl von der Bahn verwiesen werden?
w«rb umzusehen.. . verstanden?"'
Der alte Herr blickte hilfesuchend
umher. Sein Auge fiel auf Thea, in
Thea!"
Hut wieder auf. Alle Wetter ja . . .
Wo Hatte denn der Alte das Mädel
mochte wollen oder nicht, an «in ziem
lich dunkles Gewölbe mit Kaffeesäcken
und Heringsfässern unld an einen
„Ein Hundeivetter. mein lieberHoff-
An der Börse ist nichts los . . . die
kleine Bluffpartie am Abend ist noch
in weiter Ferne . . . 'n bißchen Aufre
ges etzt" Thea schwieg.
„Was wollen S«, Herr Steinlein?"
fmfzte ihr Vater . . . „Sie sind frei
iu.zen Paletots, mit aufgeilrämpten
Beiilkleidern seines Weges und blieb
dann verblüfft vor der Gruppe stehen.
b'd Rd ll' sl 11. ds
vor ihnen zog in feierlichem, stelzendem
Gänfemavsch ein halbes Dutzend Voll
blüter. von Reitburschen geführt und
Bahn.
Der greise Freiherr blickte ihm fin
ster nach. „Verfluchter Sklavenhalter!"
brummte «r halblaut vor sich hin.
Dann besaun er sich plötzlich. „Jaso
... meine Einsätze!... Das ist höchste
Zeit!"
Durch di« Drehthüre, die der Be
amte schob, stürmte der alte Herr mit
G d Th. bl' b ll 'n
lestaura'nts.
Alles ander hatte sich nach vorne ge
zogen auch der Freiherr !i->s jetzt, ein
Tickets in der Westentasche ber-
Scherze eines Steinlein über sich erge
hen lassen . . .
Wie blaß sie aussah! .. . Georg
schaute sie mitleidig an . . . die letzten
sechsunddreißig Stunden mochten das
haben.
Er mußte Gewißheit haben!
„Werden Sie Berlin bald wieder
„Ich bleibe hier. Bei Papa. Er hat
Gott sei Dank! Es war Georg, als
„... Da Sie ja jetzt mit Papa das
Blatt schreiben sollen . . ." sie hob den
Blick nicht von der svuchten Erde . . .
„so haben Sie ja gewiß schon Manches
erfahren . . . oder werden «s er
weiß alles, mein gnädiges
Frau'kin!"
Jetzt war die Reihe an dem früheren
Husaren, sich in den Anblick des seuch
ten Kieses zu vertiefen.
„Ich habe Ihnen gestern meine Visi
tenkarte von früher gegeben," muruielt«
„Ich weiß! Herr Steinlein hat es
eben erzähl!!"
„Sehr freundlich!" Ein bitteres Lä
cheln mitspielte die glattrasierten Lip
pen des Sportsman ... „und glauben
Sie nun wirklich, daß Jemand, der
mit Schimpf und Schande aus seinem
Beruis gestoßen ist, daß der zum Sitten
lichter über Ander« taugt? ... Ich
glaub's nicht! Ich urtheile über Nie
manden mehr ab, weder über Ihren
Herrn Vater noch sonst wen!"
Thea nickte, schmerzlich dre rothen
Lipven zusammenpressend, und Beide
schwiegen. Endlos rau'scht« und rie
selte um sie der Reqen und zuweilen
klang das ferne Stöhnen des Windes
über die Blachfslder herüber.
„Das ist alles so traurig!" sagte
Thea endlich und schaute sehnsüchtig
vor sich in die Weite so ganz an
ders als man denkt und träumt. Mir
ist, als wäre mindestens ein Jahr ver
gangen, seit wir gestern zusammen nach
Berlin gefahren sind."
„?l« ... da.s ist nun 'mal das Men
schenleben!" meinte der kleine Herren
reiter brdrückt.
Bas ichone Mädchen richtete sich auf
und ballte in Ungeduld und Zorn die
Hände . . . „Wenn das Leben so ist."
sprach sie rasch und finster. .. „so ganz
grau >u»d häßlich . .. dann hat es doch
wirtlich keinen Zw«ck! Dann ist es
schon vernünftiger,' man macht die
Ofenklappe zu und legt sich schlafen . .
oder kocht sich Schwefelhölzchen, wie's
die verliebten Dienstinädchen thun ..."
Georg erschrak. „Aber mein liebes
Fräulein!" er versuchte zu lächeln . »
„. . . aus Ihrem Munde solche
Worte. .."
dacht?"
... das kommt mir heute alles so
thöricht lch bin ja so tief
strick und einen Kleiderhaken zum Auf
hängen schewkt, der thut ein gutes
mutzte unwillkürlich qein
Leut . . . Herr Textor?"
„Ich nehm's schon!" sagtest! schnell
rechts!"
„Und Sie links!" sagte Thea hoff
hen!"
Mal wieder noch halb unter Thränen
sen davon!"
„Ich wollt', ich hätt' auch soviel!"
Ihr Gesicht wurde wieder betrübt.
wir, wie's in der Operette heißt:
Trotz allem Pech «in lustig Lied!
Drum, Schicksal, schlag' nur zu!
auch gehört!" P !
Die Beiden sahen sich fröhlich an,
wie zwei gut« Kameraden.
„Das ist nett!" sagte Thea
daß wir uns wun in dieser weiten Welt
Äio sie nur blieb? Vor jedem Ren
„Nicht wahr?" Georg sah ihr tief
gen. weil man einen Froun'd neben sich
iveiß . . ."
vorn!"
Weudelslohe! , . . Der Name schlug
ihnen sofort entgegen, als sie in die ei
len .' . Wcndelslcche! überall . . „Zu
durchs Ziel. Zehn Längen dahinter
der Zkiirdssier in sausendem Galopp ...
dann in kurzem Peitschenllatschen und
sonderlichdarauf. Aller Augen waren
aus die dunkle, sich rasch vergrößernde
Gruppe in der Ferne gerichtet^
aus den Freund.
Der zuckte die Achseln. „Ich kann
doch nicht hexen!" meinte ei kühl . . ,
„... wem's bestimmt ist, der fallt! .
Da kam im Regenrauschen der Zug
Haar »in die bleiche Stirne...
Der Zug hatte «s eilig. Ueber die
Bahn, über den Tribünenrasen, am ein
gegangen war, frohlockend zu Thea
und dem alten Herrn zurück.
„Es ist nicht so schlimm!" rief er ..
ganz" gut!"
„Also keine Lebensgefahr?"
„Nein!"
„Gott sei Dank!" sagte Thea . . .
hörig!"
„Nein!" Sein hageres Gesicht ver
zog silk in trotzige Falten ... „... ich
bin doch nun 'mal kein Säulenheiliger,
sonder» ein armer Teufel! Und wenn
einen da so ein grasgrünes Bürsckchen
über die Achsel ansieht..."
wollen wir nach der Stadt zurück
fahren. Ich habe argen Hunger!"
Es war recht behaglich in der kleinen
böscheidenen Weinstube. Wenig Gäste,
gedämpft flackerndes Gasglühlicht, ein
Neste des Mahles abräumte.
dem dünnen Mosel aus... „aber wenn
ist furchtbar! Die anderthalb Mark
eben Nachsicht haben, Papa! Und Sie,
morgens stehen wir rechtzeitig auf und
frühstücken. Dann kommt Herr Textor
und Ihr geht an die Arbeit. Ich mach'
mich unterdessen im Haushalt nützlich
Dann, wenn das gröbste Tagewerk ge
than ist, gcht's zum Essen . . . dann
gegen Abend ein Spaziergang im
Thiergarten . . . und dann lesen wir
bei einer Lampe zusammen ein Buch
Glas Sekt ... «in letztes Glas Sekt
„Ein letztes Glas Sekt!" flehte er
Philisterland einleiten! . . . das miis
„Sie sind ja selbst kein Philister . . .
gern! ,B , "bt '
„Na . . . also!" Er rief dem Kell-
Mark aus!"
„Aber dafür ist's doch nett!"
„Nett ist's schon!" sagte sie träu
so! . . . ich hab' eigentlich gar keine
Lust,»» arbeiten! Ich bin der geborene
Faulpelz! Aber wie gesagt, «s muß
„Jawohl, mein Kind!" Aus dem
gedunsenen Gesicht des Freiherrn er
schien ein kampfberriter Zug . . . ."
„Morgen!" wiederholt« der Husar
und lächelt« verwegen. „Morgen for-
band wieder einlösen. Un!d da hab' ich
heute selbst am Totalisator gesetzt und
... und es war eben ein Pechtag .. ."
„Aber . . . Papa!"
herrschte sich. „Und Sie, Herr Tex
daß Sie StX> Marl haben . .
„Ich hatte sie . . / der kleine
sator heute auch verschluckt!"
Jetzt aber warf Thea zornig ihren
Kops zurück und ihre Augen sprühten.
hier fertig werden! . . . Aber ich weiß,
was dann geschieht . . ." sie legte den
Kopf auf den Tisch und weinte .
tung . . . wenn ich Euch nicht halte. ..
Und statt mir ein bißchen dankbar zu
sein, vergeudet Ihr so recht unsinnig
das schöne Geld ... und lacht mich wo
möglich noch aus ... da geh' ich lieber
weg!"
„Aber, Kind!'
„Aber Fräulein Thea!"
Die beiden verlorenen Männer
Blick und sahen dann wieder auf Ken
schluchzenden Lockenkopf zwischen ihnen.
„Bleiben Sie bei uns, Fräulein
Thea . . sagte Georg leise .. . „Ich
schwör' Ihnen: das war das letzte
Mal!"
U?d der alte Herr legte ihr zögernd
und furchtsam die Fingerspitzen auf
die Schulter: „Bleib' bei mir, Kind!
„Also das war das letzte Mal!"
sagte sie rasch ... »Ich halte Euch beim
Wort! Und nun wollen wir also rech
nen: Sie haben noch 400 Mark, Papa
hat nichts, mein Schmuck ist noch min
destens 60l> werth. Da können wir
also s>ür den Anfang ganz gut leben!"
Georg hob sein Glas: „Also auf
«inen guten Anfang!"
.Und auf ein gutes Ende!" ergänzte
sie. bw' d d tl'ch e
arbeitet!" Der greise Freiherr ballte
„Geschuftet wird! ... für Viesen
Steinlein! . . rief der Sportsman
finster . . . „aber heute sind wir noch
freie Männer beim letzten Glase Sekt!"
Die Gläser klirrten und durch ihr
Schwingen klang Theas helle Stimme:
.Beim letzten Glase Sekt! . .
(Fortsetzung folgt.)
In Luneville erschien
der Wilderer Noel von Gerbweiler in
Lothringen, ein schon mehrfach vorbe
strafter Mensch, vor Gericht, um sich
wegen Wilddieberei zu verantworten.
Als der Gerichtshof das Urtheil pub
licirte und Noel erfuhr, daß er zu
einem Monat Gefängniß verurtheilt
sei, zog er einen Revolver aus der Ta
sche und zielte nach dem Präsidenten.
Doch wurde er am Schießen durch die
Gendarmen verhindert, die ihn sofort
entwaffneten. Das Gericht verurtheilte
Noel sofort zu noch einem Jahr Ge
fängniß. .. -ch- d' s
Tage ein Mann zur letzten Ruhe be
stattet, der vor fünfzig Jahren durch
eine kühne That in ganz Europa von
sich reden machte. Es ist dies Herr
Groß, der einstige Wirth des bekann
ten Caf6 in Zürich. Es war
im Jahre 1845, zu Beginn des schwei
zerischen Sonderbundes. Die luzer
nische Regierung hatte im Frühjahr
den zweiten Freischaarenzug zer
sprengt und dessen Führer, den Lu
zerner Arzt, Dr. Robert «teiger ge»
fangen genommen und zum Tode ver
ja zu verlassen, aber >.»
schien kein« Hilfe mehr für ihn. Erst
portation und Einschließung Steigers
in einer piemontesifchen Festung. Da
verbreitete sich am Morgen des 20.
A«U e?n populärer Mann, aber schließ
lich gerieth er doch in Vergessenheit,
und wie so vielen, die in jener beweg
ten Zeit oft genannt wurden, blühte
auch ihm da« Glück nicht lange. Alte
Freunde, die sich seiner That erinner
ten, liehen ihm ihre Unterstützung, bis
«r im Altersasyl geborgen war.
Jür die Küche.
Tete Elite. Hat sie eine Hellgelbe Farbe
Mehl in dem Fett und gießt Wasser
und Pfeffer dazu und !äßt das Ganze
den Tisch.
Zubereitung von frischen
gelocht. Nach Ablauf dieser Zeit wen^
backen, um sie dann sofort zu
Tisch zu geben.
Aal mitPapvika (ungarisch).
Der abgezogene, ausgenommene und
gewaschene Aal wird mit Salz bestreut
eine Stunde zur Seite gestellt. In
Butter schwitzt man zwei in dünne
Scheiben geschnittene Zwiebeln, streut
einen Theelöffel voll Paprika darüber
und läßt ihn etwas darin schwitzen,
legt nun den in Stücke zertheilten Aal
darauf, gießt ein halbes Pint Rahm
und kräftige Fleischbrühe dazu,
dämpft den legt ihn auf er
wärmt« ?>vuiseln, giebt zu der durch
geseihten Sauce noch etwas Butter, 1
Gläschen Weißwein, den Saft einer
Citrone und A--4 Eigelb und schlägt
sie mit der Schneeruthe über dem
Feuer zu Schaum, woraufman sie über
den Aal, den man so lange warm
stellte, giebt und die Schüssel hübsch
Türkischer Eiskaffee. Der
Kaffee muß sehr stark und möglichst
von frisch gebrannten Bohnen bereitet
werden. Er wird ganz nach indivi
duellem Geschmack versüßt, dann in die
Eisbüchse gethan, diese in gehacktes
Eis, das jedoch nur mit wenig Salz
vermischt werden darf, gesetzt und zu
dicklicher Masse gefrieren gelassen. Er
wird ii> Molkaschalen gefüllt und mit
leicht gefrorenem, steifem Rahmschaum
Kalter Citronenpudding.
Sechs Unzen feiner Zucker werden mit
sechs Eigelb tüchtig gerührt und die
feingewiegte Schale einer, sowie der
Saft zweier schöner, großen Citronen
hinzugefügt. Hierauf löst man eine
halbe Unze weißeGelatine in einer hal
ben Tasse kochenden Wassers auf, ver
mischt sie mit der Masse und giebt zu
letzt den steifgeschlagenen Schnee der
Eier dazu. Nun läßt man die Creme
in einer hübschen Fo«n erstarren und
bringt dieselbe mit irgend einer Frucht-
Wiener Krapfen. Das Mehl
wird einen Tag vor dem Gebrauche in
die Wärme gestellt, damit es recht tro
cken wird. Man nimmt dann Z Psund
feingesiebtes Mehl, salzt es. und giebt
einen Eßlöffel voll gestoßenen Zucker
dazu, nimmt dann j Quart lauwar
men Rahm, 6 Eidotter, 1 bis 3 Un
zen zerlassene Butter iind 2 Eßlöffel
voll gut aufgelöster Hefe, sprudelt alles
gut durcheinander, nimmt soviel von
dem Mehle weg. als man nöthig hat.
um Krapfen herauszumachen, siebt das
übrige Mehl durch, vereinigt es mit
dem angemachten Teige und rührt die
sen so lange ab, bis er sich vom Löffel
löst. Dann wird er noch ein wenig
geschlagen. Der Teig darf nicht zu fest
werden, wenn er auch etwas mühsam
auszumachen ist. Man besäet dann
ein Brett gut mit Mehl, gibt den
Teig darauf und walkt ihn messerrü
ckendick aus. taucht den runden Äus
stecher in Mehl ein und sticht die
Krapfen damit aus, legt sie auf «in
mit Mehl bestreutes Brett, bedeckt sie
mit einem leichten Tuche, stellt sie an
einen warmen Ort und läßt sie gut
gehen. Sie müssen noch einmal so
hoch werden. dem Backen darf
das Schmal, nicht zu heiß sein, ferner
muß die Pfanne, darin sie gebacken
werden, zugleich gut zugedeckt werden,
bis sie auf einer Seite goldbraun sind,
dann aber nicht mehr. Will man die
Krapfen füllen, so muh der Teig et
was dünner ausgewalkt werden. Die
Krapfen werden mit dem AuSstecher
angezeigt, in die Mitte eines jeden
wird ein Kaffeelöffel voll von dem
Eingemachten gegeben, ein zweites
Teigblatt darauf gelegt, diese bei-
Au-stecher ausgestochen. Sie werden
noch warm mit gestoßenem Zucker be
stäubt.
Zärtlich. Der Eh«mann
(reibt sich das B«in): „O, weh, mein
Rheumatismus stellt sich wieder ein."
Die Gemahlin (vor dem Spiegel in
! lichter Toilette): Das ist gut, da werd«
ich sofort eine andere Toilette nehmen,
denn da? ist ein sicheres Zeichen,
«s r«gnen wkd." 3