Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 29, 1897, Page 3, Image 3

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    Eine internationale Ehe
<3. Fortsetzung.)
„Nun?" fragte Mr. Sansord.
„Der Fürst liebt mich mehr als je.
Er weinte über das bittere Geschick, das
chen. Ich versichere Euch, ich war er
schüttert. denn ich habe Mitleid mit
ihm. Trotzdem war es ein köstlicher
Austritt. O, w«nn ihr ihn nur hättet
sehen können!"
krampfhaftes Gelächter aus, das in
Zehntes Kapitel.
Der Zusammenbruch war vollständig
einer abgelegenen Gegend, und das ei
gentliche geschästsführendeMitglied der
Firma war stets Josiah Blizzard gr
ober leider waren diese Dividenden zum
größten Theil aus Blizzards Tasche be
zahlt worden, wie Sansord jetzt ent
hatte, war Blizzard bemüht gewesen,
Hern. Niemals hatte er Geld vorlheil
plötzliche Abreise nach Amerika veran
laßt. Allein er traf zu spät in New
Uork ein, um noch etwas reiten zu kön
zu begnügen, aber er hatte die Sache
durch Blizzards Brille betrachtet, und
sein größter Fehler war das Verlassen
Alles, die schönen Möbel, die Ge
mälde, die Pferde, die Wagen, selbst die
eine übereilte Versteigerung der Ein
richtung wahrscheinlich leinen glänzen
den Erfolg haben.
Sanfords verließen das Haus vor
der Versteigerung und bezogen einen
kleinen Gasthof am andern Ufer der
Seine, soweit als möglich entfernt von
ihren ehemaligen Bekannten und den
Stadttheilen, wo sie bisher verkehrt
hatten, allein sie fühlten, daß ihre Ge
schichte selbst bis dahin gedrungen war.
wen Tische theil, aber die Blicke, die
ihnen folgten, wenn andre Gäste ibnen
begegneten, waren sehr bezeichnend. Sie
wollten nach New Jork abreisen, sobald
alle Schulden
Sansord die Plätze für die Ueberfahrt
bestellen wollte.
Mr. Sansord sah seine Nichte ent
setzt an. und in der Meinung, sie ver-
JWliener, fühlte er tiefes Mitleid für
sie. Sie war in der letzten Zeit sehr
blaß und schweigsam geworden und
Ihen, aber der Gedanke, daß sich Mi-
„Jlch habe mir die Sache sehr reif
lich überlegt, lieber Onkel. Daß Du
Sara mich wie ein^eigenc^
„Aber Miriam, liebes Kind, bist Du
Du denn hier anfangen, allein und
ohne einen Pfennig Geld?"
„Ich werde nicht ganz mittellos sein.
Bei allen unsern Ausgaben und An
schaffungen habe ich die Hälfte der Ko
sten getragen, nicht wahr? Deshalb
kommt mir die Hälft« des Ertrags der
Versteigerung zu, und das wird mich
in stand setzen, eine Zeitlang zu leben,
bis ich mir mein Brot verdienen kann
als Schauspielerin. Ja, ich habe
Talent, alle Welt hat mich dessen ver
sichert, und ich will lieber Schauspiele
rin werden, als in New Jork Stunden
geben. Amerika ist mir verhaßt. Als
wir vor einigen Jahren einen Winter
dort zubrachten, habe ich mtch immer
nach Paris gesehnt, und wenn mir
New Jork schon damals nicht zugesagt
hat, wo mir alles an Luxus und Ge
nüssen zur Verfügung stand, was die
bieten kann, um w» viel
und allem noch Vertrauen zu unsrer
Silbergrube. Die Arbeit ist noch nicht
völlig eingestellt worden, ein Beweis,
sirt sind, so schwarz sehen, <Us Du."
Statt aller Antwort legte Sansord
seiner Nichte eine Kabeldepesche vor, die
lautete:
„Arbeit eingestellt. Alle Hoffnung
aufgegeben."
Miriam wurde doch einen Schatten
bleicher, blieb aber eigensinnig bei ihrer
Ansicht.
„Die Arbeit kann wieder aufgenom
men werden," sprach sie. „Wenn die
Ader an einer Stelle erschöpft ist, so
folgt daraus noch nicht, daß sie an einer
andern Stelle nicht noch ibenso reich
ist, als früher. Wenn ich nur Geld
hätte, dann sollte die Arbeit schon fort
gesetzt werden."
Miriam sprach es nicht aus, aber
ihr Onkel errieth, daß sie sich nur des
halb so verzweifelt an den Gedanken
anklammerte, ihr Vermögen wieder aus
den Eingeweiden der Erde erstehen zu
sehen, weil sie trotz alles bitteren Zorns
nicht alle Hoffnung aufgeben wollte,
die Gattin des Fürsten zu werden. Ein
ihren Gedanken hinterm Berg zu hal
ten, und es fielen scharfe Worte zwi
schen den beiden Mädchen, allein die
eintrete und durch ihre Bitterkeit die
Trauer über den Verlust noch ver
schärfe.
„Miriam hat das Recht, sich ihr
Schicksal selbst zu gestalten, Mattie.
Sie sieht sehr hoffnungsreich in die
Zukunft, und ich wenigstens freue mich,
j daß sie etwas Geld besitzt. Ein allein
stehendes Mädchen bedarf größerer
Hilfsmittel als eine Familie wie wir.
zu finden. Und Du, Miriam, wenn
Du siehst, daß es Dir hier nicht glückt,
dann weißt Du, daß Dir bei uns stets
Tochter bist."
chen Weise,
geben."
Der Abschied war sehr ruhig. Mi
riam begleitete die Familie nach dem
sam in Bewegung setzte, lief sie vor
wärts, als ob sie ihren Entschluß be
reue, allein sie „Schreibt
schiedsgruß zuwinke.
Endlich wandte sie sich ab, und nun
war si« ganz allein in der großen herz
losen Stadt.
Elftes Kapitel.
begefft«?!« Bisprechiuig einer neuen
Rolle stand, die er am Abend vorher
„kreiert" hatte, und der Schauspieler
erkannte lächelnd, nickend und sein
Kinn zärtlich streichelnd, die Gerech
tigkeit der ihm gespendeten Lobeserhe-
Wohlthuend sandte die Sonne ihre
Strahlen ins Zimmer, als ob auch sie
erkennung aussprechen wollte, und sie
erhellten ein sehr behagliches Zimmer,
das vielleicht mit Bronzen, Bildern und
allerhand Tand etwas llbersUllt, aber
trotzd«in sehr hübsch war. Die Bron
zen und die japanischen Vasen waren
meistentheils Geschenke begeisterter Be
wunderer, denn Favel war der Mann
des Tages, und wenn ein Schauspieler
wirtlich in der Gesellschaft beliebt ist,
dann ist diese Art von Weihrauch so
gestört. yause"
„Äe Dame will sich durchaus nicht
abweisen lassen, und sie ist jung
„Hm, nun. dann lassen Sie sie ein
treten. Hat si« ihren Namen genannt?"
„Nein, gnädiger Herr."
Favel trat vor den Spiegel und
zupfte seine lose blaue Halsbino«, die
sehr gut zu seinem Sammthausrock
paßte, zurccht. Den „Figaro" warf er
rasch beiseite, öffnete einen Band von
Malier«, und eine schwere Falte aus
seiner Stirn legie Zeugniß ab von sei
nen tiefen Gedanken und ernsten Stu
dien.
So sehr war er in seine Geistesarbeit
versunt«n, daß er nicht einmal den
Kopf hob, als seine Besucherin eintrat,
bis ihn das Rascheln ihres Kleides
aufmerksam machte, worauf er in voll
kommen l«tiirlich gespielter Ueberra
schung in die Höhe fuhr, sich verbeugle
entschuldigte. S«ine Studien nähmen
ihn so vollständig in Anspruch! Kein
Gesandter hätte sich mehr feierlich höf
lich und weniger ermuthigend zeigen
können, und doch war die Dame wirk
lich sehr schön und auffallend gut ge
kleidet, aber Frau«n muß man sich, wie
Journalisten, vom Leibe halten, sonst
gehört einem das eigene Leben nicht
mehr. Ein Künstler wie Favel wird
von allen Seiten so schrecklich in An
spruch genommen und gesucht. Wäh
rend er jedoch die Dame aus diese kühle
Weise empfing, fühlte er bei ihrem An
blick doch ein gewisses Vergnügen, und
er hatte den Eindruck, als ob er sie
schon gesehen hab«.
„Wäre es mir vom Glück« beschieden,
Ihnen mit etwas dienen zu können,
Madame?" fragte er.
„Sie können mir sehr viel Helsen,
Favel empfand ein« leichte Unruh».
Er hatte vor kurzem etwas über di«
Sanfords gelesen >di« Mittheilung
einer Verlobung, oder die Nachricht von
einem Unglück, tonnt« sich aber im Au
genblick nicht entsinnen, was es gewe
sen war, so daß er nicht Wichte, ob er
seinem Gesicht den Ausdruck inniger
TlMnahme, oder freudig«n <^lück>v^n-
Favels Betroffenheit nahm sichtlich
tont!"
zu bemerken sei, all'Nn das war ohne
Zweifel ebenfalls Schmeichelei. Mei
nen Sie nicht, daß ich mich durch ernste
die mir noch fehlt? Ich sühle, daß ich
und sie war so schön in diesem
Ernst, daß der Schauspieler etwas
mildere Saiten auszog.
„Mein armes Kind! Sie wissen
nicht, was Sie unternehmen. Biel
leicht gelingt es Ihnen schließlich, denn
es fehlt Ihnen nicht an Verstand, Sie
sein. Wie alt sin d Sie?"
Ihre Auiibil'dimg beendet ist?"
leicht auch länger."
„Und Ihr Vermögen ist hin?"
„Vollständig. Alle andern Ange
hörige» meiner Familie sind nach Ame-
Fehler."
Weiter sprach der Schauspieler
nichts, aber er musterte seine Vesuche
dcs Chütelet- öder des Galt,Deiters
fort Anstellung in «wem Ausstoß
tungsstück zu erhalten vorausgesetzt,
daß Ihre sittlichen Anschauungen nicht
im Wege stehen."
In Miriams Augen flammte es auf,
und der Schauspieler dachte, daß sie am
Ende doch ihr Ziel erreichen könne,
wenn sie im stände wäre, ihre wechseln
nahm die dargebotene Karte, verbeugt«
sich und entfernte sich eiligst, während
Favel, noch immer sein Kinn strei-
kommen! sie wird schon noch dahin
kommen!"
Zwölftes Kapitel.
Durch die Unterredung mit dem
Schauspieler Favel war Miriam sehr
beunruhigt, aber doch mehr entrüstet
als entmuthigt worden, und ihre Ent
schlossenheit, alle ihr entgegenstehen
den Schwierigteiten zu überwinden,
Lehrer und traf ihre Verabredungen
mit ihm. Um Zulassung zum Konser
zu werden, waren sehr gering. Be
scheiden spielte er Rollen, die andre ab
lehnten, und spielte sie gut, wenn ihn
wähnte.
Aber dieser bescheidene, unberühmte
Schauspieler war ein vorzüglicher Leh
haben, und Clayron wurde nur von ei
nem kleinen Kreise verständnisvoller
freunde gewürdigt. Was er so rich
nicht im stände, auf der Bühne voll
zum Ausdruck zu bringen. Die Wie
dergabe seiner Rollen war zwar sehr
verständnißvoll und korrekt, aber er
vermochte nicht hinzureißen. So war
felhafte Lob spendet: „Er verdirbt
keine Rolle." Solche Leute sind sehr
verwendbar, denn man kann daraus
rechnen, daß sie nötigenfalls noch im
letzten Augenblick als Lückenbüßer für
einen beliebten Schauspieler einsprin
gen. Deshalb behielt er seine Stel
lung und sehnte sich nach der Zeit, wo
er sich Anspruch auf Ruhegehalt er
dient hätte:
Miriam erKhlte Clayron ihre Ge
schichte, und diese interessirte den bra
ven Mann. Gewöhnlich erhielt er zehn
Franken für die Stunde, aber er er
bot sich, Miriam täglich eine Unter
richtsstunde sür fünf Franken zu er
theilen. Er ließ sie gleich eine Fabel
von Lafontaine vorlesen, lächelte über
Miriams Unerfährenheit und las sie
dann selbst vor. Die Fabel war kaum
„Ich bin guten Muths, Monsieur,"
wollen. Es muß gelingen!"
Der Schauspieler lächelte wieder,
aber diesmal war sein Lächeln traurig,
und sein ehrliches, unschönes, glatt ra
sirtes Gesicht trug einen Ausdruck voll
Güte und Mitleid.
strengte Arbeit und fester Wille nicht
verschieden. Die Gabe, die die Natur
uns in die Wiege legt, oder versagt, das
ist die Hauptsache. Vielleicht haben Sie
sie. Die größte Schwierigkeit liegt in
Ihrem Accent."
„Aber ich habe doch kaum welchen!
Ich habe fast mein ganzes Leben in
Frankreich zugebracht und nur franzö
sische Lehrer gehabt."
„Wenn Sie ruhig sprechen, haben
Sie sehr wenig Accent, beim Lesen
tritt er schon deutlicher hervor, auf der
Bühne wäre er unerträglich. Nicht
nur Ausländer bedürfen in dieser Hin
sicht besonderen auch
chen wird."
„Aber ich werde sehr fleißig sein."
Der Schauspieler schwieg einen Au-
Schlnß. daß e keine sehr großen Hoff
nungen fürs Gelingen ihres Planes
hege. Endlich erhob er den Blick zu
gnügen fein wird, denn Sie sind, glaube
ich, ebenso gescheit, als muthig, und
dann sind Sie auch schön, so daß Sie
es vielleicht schließlich doch durchsetzen.
Aber wenn Sie wüßten, was unser
durchzuringen, wenn Sie ahnten, was
für Entbehrungen und Demüthigun
gen wir hinnehmen müssen, welche
Wunden nicht nur unsrerEitelkeit, son
dern auch unsern geheimsten und kosten
lauf von allermindestens drei Jahren,
gerade der schönsten Jahre Ihres Le
bens, Ihre Laufbahn als Künstlerin
zu beginnen, und daß der Erfolg einer
Sie sich das alles reiflich überlegt? Ist
es zu spät, noch jetzt zu Ihren Ange-
Schicksal zu theilen? Sie werden die
Erfahrung machen, daß allein in Pa
ris zu leben, große Schwierigkeiten und
Gefahren mit sich bringt, besonders für
ein junges Mädchen von Ihrer Er-
Atso der Maring der ihr gleich vsa
vornherein großes Vertrauen einge
flößt hatte, und dessen Interesse sür sie,
wie sie fühlte, aufrichtig war, sagte
dasselbe, was ihr Onk«l ihr zu beden
ken gegeben und was Favel in roherer
Weise ausgesprochen hatte. Allein die
Warnung war weggeworfen; Miriam
wollte nicht nach Amerika zurückkehren
und auf die Stufe der zahllosen alten
und jungen Frauen herabsinken, die -
ihr Brot durch schwere Arbeit und
mühevolle Anstrengungen verdienen
müssen. Sie erllärte Clayron, sie sei
fest entschlossen, in Paris zu bleiben,
worauf er sich verbeugte und eine
Stunde des nächsten Tages für den Be
ginn des Unterrichts bestimmte.
Nun begann für Miriam ein Leben,
das von ihrem früheren so verschieden
war. daß sie manchmal zweifelte, ob sie
noch sei.
Alle ihre alten Bekannten nahmen
an, sie sei mit der Familie ihres On
kels abgereist, und sie ließ sie in diesem
Glauben. Der Gedanke, von denen in
ihrer Armuth gesehen zu w»rden, die
sie reich und umworben gekannt hat
ten, war ihr schrecklich. Erst wenn sie
sich durchgekämpft und eine glänzend«
Stellung in ihrem erwählten Berufe
errungen haben würde, sollten sie sie
wiedersehen, und sie fühlte sich ihres
Triumphes sicher.
So ging sie denn mit solcher Ener
gie, solchem ernsten Willen an die Ar
beit. daß es ihrem Lehrer eine ganz
gewaltige Freude machte, ihre Studien
zu leiten, und er sie meist viel länger
als die festgesetzte Stunde bei sich be
hielt.
Dreizehntes Kapitel.
Miriam wohnte in einer Pension,
knöpft, so daß sie nach einigen v«rgeb
lichen Versuchen, mit ihr in Verkehr
zu treten, die Sache aufgaben und sie
war.
Daß mindestens drei Jahre erforder
lich seien, um sie vollständig für die
der ihr groß« Sorgen machte, allein sie
hoffte zuversichtlich, daß sie bereits nach
Ablauf der Hälfte dieser Zeit die Welt
werde, wie sie sie schon durch ihre
Schönheit verblüfft hatte.
Im Herbst meldet« st« sich zur Auf
nahmeprüsung ins Konservatorium.
Die Zahl der Bewerberinnen war sehr
groß, allein eine erste Vorprüfung be
seitigte schon einen beträchtlichen Theil
von ihnen. Aus d«r nun folgenden
Hauptprüfung ging nur eine geringe
Zahl erfolgreich hervor, und Miriam
befand sich nicht darunter, denn die
Professoren fanden ihren Accent, der
immer besonders hervortrat, wenn sie
ausgeregt war, noch zu ausgesprochen,
ermuthigten si« aber trotzdem, sich im
nächsten Jahre wieder zu melden, da sie
zweifellos Talent habe.
Diese Entscheidung war ein furcht
barer Schlag für Miriam, allein d«r
gutherzige Clayron tröstete sie, indem
er ihr Erfolg in Aussicht stellt«, und
zwar mit ehrlicher Ueberzeugung, denn
er konnte ihre Zurückweisung nicht be
greifen, da ihr Accent fast gar nicht
mehr zu bemerken war, wenn sie ihre
Rollen bei ihm vortrug. Offenbar war
er infolge der Aufregung zu sehr her
vorgetreten, aber man konnte schließlich
auch als Schauspielerin Erfolg haben,
ohne aus dem Konservatorium hervor
gegangen zu sein, wie verschiedene Bei
spiele bewiesen.
Wie es häufig geht, interessirte sich
der Lehrer so sehr sür seine Schülerin
und wünschte so ernstlich, sie möchte ihr
Ziel erreichen, daß er ihre zukünftig«
Berühmtheit als selbstverständlich an
nahm, und dann würde ihr Triumph
auch der seine und eine gewisse Ent
schädigung für seinen Mißerfolg als
Schauspieler sein. Wer konnte wissen,
ob ihr nicht einmal ein: von ihrer gro
ßen Schönheit und ihren natürlichen
Anlagen hingerissener
Schriftsteller eine Hauptrolle in einem
bedeutenden Drama anvertraute? Viel»
leicht wurde sie die Descl6e eines neuen
weiden, daß die begabt« Künstlerin die
Schülerin Clayrons war.
Für die arme Miriam aber gab es
zunächst weiter nichts, als langweilig«
Uebungen, dieselb« Folge schwieriger
Arbeit, lange, einsame Stunden in ih
rem Zimmer, wo sie die mit Clayron
gelesenen Rollen auswendig lernte, und
als immer mehr Zeit dahinging, ohne
neue Anregungen und ohne die Hoff»
nung, ihrer bittern Armuth zu entrin
nen, der Erfüllung näh«r zu bringen,
da begann Miriams Muth zu wanken.
Schreckliche Angst vor der Zukunft, na
gende Sorgen quälten sie. Dann fiel
ihr der unvrrfchämte Räch Favels ein,
Beschäftigung in einem Ausstattungs
stück zu suchen. Sie malt« sich aus>,
was für ein Leben das sein würde, unk
Thränen des Zorns füllten ihr« schönen
Auge. Auf keiner andern Bühne, als
der des Th«tre Francis wollte sie zu.
erst auftreten, das war ihr sester Ent
schluß.
(Fortsetzirng folgt.
Gedankensplitter. „Eine Hand
wäscht die ander«." U«d doch Kleiben
oft beide schmutzig.
Was es «ivträgt. Herr (zum
Strolch): Das Fechten muß doch wohl
noch recht viel einbringen? Strolch:
O ja. dann und wann einigt Wochen
Gefängniß.
So geht's auch! Vater (zu sei
nen beiden Söhnen): Wenn einst
unser« drei Häuser verkaufen, damit
eine regelrechte Theilung stattfind«n
lann. Der «in« Sohn: Der Verlaus
ist nicht nöthig, Papa. Bruder Her
mann nimmt Äe Hypotheken und ich
die Häus«r.
Jür die Küche.
Einfache, ab«r wohl
schmeckend« Supp«. Man
schneid«; altbackenes Brot in dünne
Scheibchen, streut einen halben bis
ganzen Löffel Weizenmehl darüber,
eine Zwiebel fein geschnitten und ein
gutes Stückchen Butter dazu,nebst dem
nöthigen Salz, gießt kochendes Wasser
daraus und läßt es gut zugedeckt bis
zum Anrichten stehen und rühre es
Fleischschnittchen. Alle vor
handenen Fleischreste werden fein ge
hackt. Zu einer Obertasse von gehack
dämpfte Zwiebekn. Dann rührt man
noch zwei Eidotter, vier Löffel süßen
Rahm und soviel Bouillon dazu, daß
goldgelb backen läßt. Diese Fleisch-
Gedämpfte Endivicn mit
Wei Bbrotsch n rt t« n. Man ent
ferne an schönen gelben Endivien die
äußeren Blätter, fasse dann den gan
zen Busch und schneide ihn der Quere
nach in dreisingerige Stücke, die man
wäscht, schr sest auspreßt und in einem
guten Stück Butter, mit ein wenig
Mehl bestäubt und mit sehr wenig
Salz gewürzt, langsam dämpft und
wohl acht gibt, daß sie nicht anbrennen,
denn sie dürfen keine Brühe haben. Sie
werden gehäuft angerichtet und mit
Weißbrotschnitten umlegt. Weißbrot
schnitte bereitet man, indem man aus
Weißbrot zierliche kleinfingerdicke
Schnitten schneidet, dieselben mit
Milch nur eben durchfeuchten iiißt, so
fort in Ei umwendet, aus beiden Sei
ten mit gestoßenem Zwieback bestreut
und in Butter schön gelb bäckt.
Plinsenspeise. Reichlich ein
halbes Pint süße Sahne, sechs Eigelb,
drei Lössel Mehl, etwas Zimmt quirlt
man gut und gibt zuletzt den Schnee
der Eier dazu. Nun läßt man ein
Stückchen Butter in die Eierkuch«n
psanne zergehen, thut, wenn sie steigt,
einen Kochlöffel voll Teig in die Pfanne
und läßt ihn nach allen Seiten hin
gleichmäßig verlaufen. Ist die Plinse
auf einer Seite gebacken, so wendet
man sie mit einem Teller um, legt wie
der ein Stückchen Butter in die Pfanne
und backt sie auf der anderen Seit«.
Dies wiederholt man, bis alle Plinsen
fertig sind. Nun rührt man ein Vier
tel Liter Milch, sieben Eigelb, Zucker
und Zimmt nach Geschmack, eine abge
riebene Citronenschale und zuletzt den
Schnee der Eier zusammen, gießt es
über die in einer Mehlspeisenform ge
legten Plinsen und schiebt es zum
Backen in den Bratofen.
Schnell.bereiteteFleifch
fu lz. Man löst 150 bis 225 Gran
weiße Gelatine, je nachdem man die
Sulz mehr oder minder steif haben
will, in fünf Löffeln Wasser auf und
stellt sie so lange an eine heiße Herd
stelle, bis sie klar ist. Vier Glas Was
ser und drei Glas Weißwein bringt
man auf's F«u«r, läßt sie heiß werden,
aber nicht kochen, löst hierin I<X) Gran
Fleischextrakt auf, sowie ein Stückchen
krystallisirte Citronensäur«, fügt Salz
und eine Prise Zucker bei, sowie ein
Beutelchen mit Kräutern und Gewürz,
das man 10 Minuten ausziehen läßt.
Dann lommt die ausgelöste Gelatine
dazu, das Ganze wird durch einen fei
nen Beutel filtrirt und in ein peinlich
sauberes Geschirr gefüllt. An kühlem
Orte hält sich die auf solche Weise be
reitete Sulz längere Zeit. Zum Gar
niren von Schüsseln kann man sie zu
allen möglichen Formen ausstechen
oder sie auch feinhacken, b«id«s sieht
hübsch aus. Durch verschieden« Fär
bung (roth« Gelatine gibt Roth,
Sassran Gelb, Spinatmatt« Grün,
Madeira Dunkelgelb, reichlicher
Fleischextrakt Braun) läßt sich noch
mehr Abwechslung erzielen, Will man
die vorräthige Sulz als selbstständige
Schüssel auf den Tisch bringen, so
muß man sie erst lauwarm werden
lassen.
Kartosse l'k u ch e n. Abgekochte,
kalte Kartoffeln werden gerieben,etwas
Salz hinzugefügt und in einen in
Milch gekochten, nicht zu dicken Gries
brei gethan. Die Masse wird gut ge
rührt, kleine, länglich runde Kuchen
daraus geformt und in reichlichem
Schmalz schön gelb gebacken.
Filet in Gelee. Gespickte unk
gebratene Rindslende wird nach dem
Erkalten in gleichmäßig«, schöne glatt«
Scheiben zerschnitten, worauf man ein»
Form mit Provenceröl bestreicht, den
Bod«n mit einer Schicht Fleischschei
ben, kleinen Pfeffergurken, Citronen
scheiben, Petersilie geschmackvoll aus
legt. mit Aspir übergießt,das man auf
Eis erstarren läßt und dann mit dem
Füllen fortfährt. Nachdem das Gelee
einige Stunden kalt gestanden, stürzt
man es auf ein« Schüssel und servirt
es mit Remmrkadensauce.
mehr ganz frisches Weißbrot unk
schneidet eS in fingerlange Scheiben,
di« man wiederum in mäßig lange
goldgelb bäckt. Nun legt man sie in
eine tiefe runde Schüssel und übergießt
sie nach dem Erkalten mit Rothwein,
Korinthen einmal aufgekocht wird.
Man servirt die Speis« heiß.
Auch ein Kunstjünger.
A.: „Was tnibt denn D«in Sohn
j«tzt?" B.: „O, der ist beim Theater;
erst gestern ist er im Freischütz aufge
treten!" A.: „So, im Freischütz!
als was denn?" B.: „Als Wild
sau in der Wolfsschlucht!" 3