Eine internationale Ehe (2. Fortsetzung.) Pierre hatte die Gewohnheit, sehr oft nach Schluß des Geschäfts die fünf Treppen in der Rue Biochant hinan rikanerin vernarrt war, sah er oft ein paar Stunden neben Miettes Kran kenstuhl und ließ sich ihre Besorgnisse mittheilen, denn Miett« sprach sich ge genüber dem aini Pierre, wie sie ihn Me jedermann war auch er gütig und sanft gegen si«; in ihrer Nähe wurde seine rauh« Stimme leise und «eich, und er ging mit bereitwilligem Entgegenkommen aus alle ihre Gedan ken. ihre kleinen Verschwörungen und Pläne für ihres Bruders Glück, auf ihre drollige Entrüstung über die Welt im allgemeinen und denHängeausschusj, der sein Talent nicht anerkennen wollte, im besonderen ein. In ihrer völligen Unkenntniß des Lebens und ihrer nai ven Bewunderung für Raoul hatte sie stch in ihrem geschäftigen Gehirn einen Roman ausgesonnen, und sie kam in ihren endlosen Unterhaltungen mit Pierre immer zu demselben Schlüsse: da Raoul üne von den Amerikanerin nen, denen er Unterricht ertheilt hatte und mit denen er so plötzlich in leb haften und vertrauten Verkehr getreten war, offenbar liebte, warum sollte er si« nicht heirathen und glücklich, reich und berühmt werden? War nicht ein großer Maler ebenso viel, als eine her gelaufene Silberprinzessin? Als Raoul aber plötzlich seine Be suche bei den reichen Amerikanerin»«!! einstellte, stürzte Miettes Luftschloß zu sammen, und als Pierre ihr einmal den sichende Veimählung des Fürsten von Cavalmonte mit der Erbin eines Drit tels einer unermeßlich reichen Silber gvube, Miß Miriam Sanford, mit Pauken und Trompeten angezeigt war, da wurde ihr alles klar, und Miette, die niemals etwas andres gekannt hatte, als milde, zarte Empfindungen, haßte diese Fremde von Grund ihres Herzens, Und nun steckten sie und ihr Hieund die Köpfe zusammen und schmiedeten Pläne zu Raouls Bestem, während dieser sich nicht träumen ließ, daß diese beiden liebevollen Verschwö rer sein« geheimsten Gedanken und Lei den kannten und entschloffen waren, «inen Versuch zu seiner Heilung zu machen. Das Bild wurde schließlich doch noch zur Zeit fertig, aber als die große An strengung vorüber war, verfiel Raoul wieder in seine Ruhelosigkeit und fein trankhaftes Brüten. Alle Maler kennen die geistige und körperliche Abspannung, die gegenEnde März auf die Aufregung der Ueberar» beitung folgt. Die meisten von ihnen fliehen hinaus, gleichgiltig, wohin nach Italien oder Spanien, wenn sie Geld haben, aufs Land, wenn sie nicht reich sind. Auch Raoul sehnte sich nach Feld «n>d Wald, mochte dieser auch noch lahl fein. kurzer Zeitraum herrlichern diese in einem grü nen Schimmer prangten. Ach, wenn «r nur fortgehen könnte! Aber seine Kasse war sehr mager bestellt, und wie bescheiden auch die Pensionspreise in irgend einem abgelegenen Oertchen sein mochten, mußten nxr seine Pfeife an Raouls Seite, während Miette beim Lichte der Lampe ihre Seidenfäden ordnete. „Was für prächtiges Wetter!" rief Verschwörer Nr. 1. „Man glaubt im Mai zu sein, statt im April." Antwort hervorrief, fuhr Pierre fort: »Da thut es mir nur leid, daß ich lein Bauer bin, wie mein Großvater. Ich vem Hause, dem einzigen Erbtheil, das ich von ihm erhalte» habe. Erinnerst Du Dich noch, Raoul, wie wir als Jungen zur Heuernte hingingen? Und haben wir nicht tu tig mit zugsg l „Ja, ich entsinn« mich," erwiderte Raoul träumerisch. „Die Heumacher stehen mir noch vor Augen, die Frauen mit ihren großen Strohhüten oder bun ten Kopftüchern, die Männer in Hemd ärmeln, und dann die Ruhe im Schat ten eines Baumes während der heißen Mittagszeit. O ja, ich erinnere mich." „Das gäbe ein hübsches Bild," ineinte Miette leise. „Ach, ich glaube, wenn ich einmal aufs Land könnte, wirkliche Bäume, wogende Getreidefel der und bunte Blumen sähe, ich würde glücklich sein ach, so glücklich." C5--:suse ist! Unser Dorf liegt ziemlich weit von der nächsten Eisenbahnstation; wenn das nicht wäre, ginge ich oft hin aus umd verlebte mein« Sonntage dort. Ich habe das alte Haus ziemlich im stand gehalten, denn es schwebt mir immer vor, als ob ich meine alten Tage dort verleben oder Mich dahin flüchten möchte, wenn ich vollends ganz zu Grunde gerichtet bin. Es ist freilich sehr ländlich, aber hübsch geräumig; un'd dann ist da die alte Scheune das gäbe ein famoses Atelier!" „So? Meinst Du?" Raoul hörte jetzt mit mehr Inte resse zu, und Mette sah ihn gespannt I " 112 h P' fort, als ob ihm ein neuer Gedanke ge lommen wäre, „was meinst Du, wenn wir alle zusammen dahin gingen? Wa dem Bauernleben im Freien malen? An Modellen könnt« es Dir nicht fehlen. Ich würde dafür sorgen, daß die und wirklichen Weizen zu sehen, zu be ben, bis Euch das schlechte Wetter wie der nach Paris treibt. Sechs Monate in guter, reiner Luft bekämen dem Unmöglich. Wie sollte Mette Hin- Butterbrot zu haben, Hermance würde schon für Mette sorgen, Raoul und Pierre könnten sie leichthin den Wagen diente —in den alten Garten oder sogar in die Felder oder bei hei ßem Wetter in das nahe Wäldchen zu fahren, war eine Kleinigkeit. ob sie Feld und Wald schon sahe. blickte bakd den einen, bald die anme an. Er ahnte halb «nd halb, das; alles zwischen ihnen abgekartet fei, daß sie sich oerschworen hätten, ihn fortzubringen, um ihn zu »erhindern, in den Strafen umherzuwawdern, wo er der goldhaarigen Erbin begegnen könnte. Und wenn auch? Hatte er sich nicht nach dem Landleben mit seiner gesunden Einfachheit und seiner reinen, frischen Lust gesehnt? War es nicht ihm gewesen, einmal wirkliche Bäume in wirklichen Feldern W malen? Ach, wenn er in diesem neuen Lebm nur die letzten Monate vergessen könnte! So lieb «r sich denn überreden, und nachdem er einmal zugestimmt hatte, konnte er die Abreise kaum erwarten; womöglich sollte st« schon morgen früh angetreten werden. Er hatte einen klei nen Auftrag bekommen, die Illustra tion eines Buches für den nächsten Weihnachtsmarkt. Diese Arbeit konnt« er auf dem Lande ebenso gut ausfüh ren, als in der Stadt, und da ihnen würde, konnk« das vom Verleger ge botene bescheidene Honorar vielleicht hinreichen. Sechs Monate, ohne für den nächsten Tag sorgen zu müssen, das war herrlich! mühelos bewerkstelligt, und Mette er trug die Reise so gut, daß sich beide rum ihnen der Gedanke nicht schon Pierres Besttzthum war «in altes, Bauernhaus, die mit einem ungeheuren Kamin und Bänken zu beiden Seiten, gang wie in der guten alten Zeit. Der Garten war n>un gar entzückend, die Gegend rings um mit ihrer Abwechslung von Berg und Thal wunderschön, und ein Wäld chen ganz in der Nähe. mermann an die Arbeit, und bald war die alt«, halbverfallene Scheune in em hübsches Atelier verwandelt, wo er bet schlechtem Wetter arbeiten konnte, aber sein« Msicht war, so viel als möglich in der freien Luft zu malen. Für ver düsterte, liebeskranke Männ«r gibt es nichts Gesünderes, als schwere körper liche Arbeit, und handhabt« Leben etwas andres gethan hätte. Es dauerte nicht lange, und er sang und pfiff bei seiner Arbeit und kam mit un geheurem Hunger zu den Mahlzeiten. Unsägliches Glück erfüllte MiettesHerz, als ihres Br>uders Augen wieder hell leuchteten, und sie fein fröhliches !en, daß sie ihn geheilt habe sie und ' Und sie selbst? Wenn es jemals eine kleine Verwachsene gegeben hat, die vollkommen glücklich war, dann war sie es. Für sie, die immer zwischen kah len Wänden und hint«r Fenstern gelebt hatte, die auf überfüllte Straßen und häßliche, hohe, verräucherte Mauern sahen, war das bescheidene Dörfchen Lormois ein irdisches Paradies. Später, als die warmen, langen Sommertage kamen, lebten Rao>ul und sie fast vollständig im Freien. Als Vorwurf für sein großes Bild hatte er „die Ruhe der Feldarbeiter" gewählt. Im Schatten einer hohen Heudieme oerzehrte ein kräftiger junger Mann sein Mittagsmahl, das ihm seine Frau aus dem Korbe reichte, worin sie es so eben gebracht hatte, und zwischen ihnen saß ein hübsches, lachendes, kleines Kind ein einfacher aber echt mensch licher Vorgang. Hinter der Familie breiteten sich die Felder in der hellen Mittagssonne bis zum hellen Horizont aus. und hie und da waren noch andre Gruppen ruhender Arbeiter angedeutet. Um den richtigen Freilustton zu tref fen, malte Raoul unmittelbar nach der Natur. Alle Leidenschast und That kraft eines starken Mannes legte er in sein Werk, und Miette, die mit ihrer hübschen Arbeit in ihrem Fahrstuhle neben ihm saß, richtete oft liebevolle Blicke aus ihn und freute sich, daß die Heilung, um die sie so inbrünstig ge betet hatte, sich nach und nach vollzog. Ganz so rasch, als sie wähnte, ging das indessen doch nicht. Es gab bös< Tage und noch schlimmere Nächte, wo die Erinnerung an die schöne Amerika nerin mit unsagbarer Bitterkeit in Raouls t>er>en emporwallle. In sol chen Augenblicken war er manchmal auf dem Punkte, nach Paris zu eilen, um, wenn möglich, etwas über Miriam in Erfahrung zu bringen. Aber er besah Kraft genug, diesem Verlangen zu wi derstehen. Seine echte Künstlerliebe für seine Arbeit .etteie ihn, die geseg nete, heilige Leidenschaft für bas Schöne, Erhaben», Reine, Je mehr Zeit dahinschwand, um so leichter wur den ihm dies« Siege über sich selbst; ja es gab sogar Zeiten, wo er sich wirklich darüber wund-rte, Vah er jemals so thöricht, so wahasinnia hatte sein kön nen, Miriam Sanford etwas andres zu halten, als für ein vollendet schönes Geschöpf, dazu geschaffen, von allen Malern bewundert zu werden aber aus sichern Entfernung, Na-5 seiner Antimfi in Lormois war Raoul nur einmal in Paris gewesen, um den .Salon' zu besuchen. Sein Bild einen etwas besseren Platz erhalten, aber v'ieKunstlritrker sprachen fast gar nicht daiüber. Raoul war selb" erstaunt, daß er keine größere Entrüstung .ibe: diese Ungerechtigkeit emvk"nd. Allein das war das fertige, schon halb vergessene Bilv, das Bild der Vergangenheit. All sein ehrgeiziges Hoffen richtete sich auf vas zukunftige Bild, das, wie er bestimmt fühlte, An erkennung finden würde. Raoul wuß te, daß er Talent hatte, und Talent bricht sich früher oder später immer Bahn. Neuntes Kapitel. Durch die Warnung, die ihm sein Freund gegen End« des Sansord'schen Festes ins Ohr geflüstert hatte, war der edle Fürst von Cavalmonte sehr er schreckt worden, allein er fühlte sich bald wii'der beruhigt. Das Leben ging bei den Amerikanerinnen seinen gewohn ten Gang, ja es war vielleicht noch et ivas verschwenderischer geworden. Mi riams letzte zügellose Laune war der Ankauf eines Paares weihgeborener Schimmel von groher Schönheit, aber zu einem fabelhaften Preise. Sie hatte gehört, eine entthronte Majestät habe Lust gehabt, sie zu kaufen, aber davon Abstand genommen, weil der Preis zu übertrieben hoch gewesen sei. Für Mi riam. die anfangs geschwankt hatte, ge nügte das, und sie war glücklich wie ein Kind über ein neu«» Spielzeug. Sie lieh die Pferde, die mit ein«m fast un sichtbaren Geschirr an den zierlichsten Viktoria gespannt waren, den sie in Paris hatte auftrei'ben können, oor's Haus bringen, damit ihr Verlobter sie pflichtschuldigst bewundere. Seine An erkennung war auch unbegrenzt und höchst aufrichtig. Wenn sich ein Mäd chen, das seine fünf Sinne beisammen hat. Sorgen über die Sicherheit ihres Vermögens gemacht hätte, würde sie das Geld nicht so weggeworfen haben. „Sie sind ein Engel!" rief er deshalb mit wirklicher Begeisterung. „Die Pferde sind zur Brautfahrt be stimmt und sollen mich an meimmHoch« zeitstage in die Kirche bringen," ant wortete der „Engel". „Und wann wirtz er sein dieser wonnevolle, heih ersehnte Tag?" „Im April. Der April ist ein sehr angenehmer Monat zum Heirathen, denn wit haben dann den ganzen Som mer zum Reisen und können unser Haus mit der beginnenden Saison er öffnen. Wir wollen den 25. April fest setzen." „Wie soll ich das Leben bis dahin ertragen? Haben Sie gute Nachrichten von Mr. Sanford? Ist er mit dem Stande der Dinge in Amerika zufrie den, mit dem Geschäft, mit der Silber grube?" Miriam wandte sich rasch um und sah ihren zukünftigen Herrn und Ge bieter scharf an. Et«as im Tone sei ner Stimme hatte sie eigenthümlich be rührt, und sie fand die Mischung von zärtlichen Liebesbetheuerungen und Besorgnissen über die Silbergrube et was seltsam. „Er scheint ebenso zufrieden zu sein, als sonst," antwortete sie jedoch ruhig. „Mein Onlel ist etwas schweigsamer Natur und schreibt nicht gern. Er te legraphirt nur von Zeit zu Zeit, daß es ihm gut gehe." Jeden Tag kam der Fürst, machte pflichtschuldigst s«!n« Aufwartung und brachte Rosen und Bonbon», jeden Tag fand er die Dame seines Herzens rei zender, bezaubernder und von sinn verwivrender«! Schönheit. Die Berheirathung mit einer sehr reichen Dame hatte er als eine uner lähliche Forderung seiner mit beschei denen Mitteln verbundenen Stellung angesehen, aber kaum gehofft, in d«r Erfüllung der ihm daraus erwachsenen Pflicht so viel Befriedigung zu finden. Er war noch nicht dreihig Jahre alt unb Miriam das herrlichste Geschöpf, das er je gesehen hatt«. Und wie ge wandt sie eine Unterhaltung zu führen verstand! Er liebte es, sich auszumalen, wie seine Gattin von seinen vornehmen pfangen werden, und meinte, es wäre immöglich, sie so zu behandeln, wie das vielen amerikanischen Erbinnen ergeht, die in die europäische Aristokratie ge heirathet haben. Wer würde es wagen, sie daran zu erinnern, dah ihr Vate^ gen! Köpfchen so stolz 4 ug und die nicht nur schön, sondern auch gebil det war, italienisch ebenso sliehend ten? Er wollte schon dafür sorgen, dah seine „Principessa" gehörig bewundert und gewürdigt würd«. In seiner Jugend hätte er nur we nig Neigung zum Lernen gehabt, und da er von einem Hauslehrer erzogen worden war, der es für seine Lebens ausgabe gehalten hatte, seinem Zög ling jede Mühe zu ersparen, war dieser natürlich ganz unwissend geblieben. Trotzdem hatte er einen leichten Firnis von Bildung, Es stand ihm ein ge wisser Vorrath von Redensarten zu Gebote, die langer Gebrauch geglättet hatte, er hatte Takt genug, gefährliche Tiefen zu vermeiden und wußte immer schöne schmeichelnde Worte zu finden, wenn er rin«r Dame sagen wollte, sie sei reizend, und so gelang es ihm, sich durch die Gesellschaft hindurchzuwin den, ohne sich durch sein« schmähliche Unwissenheit bloßzustellen. Als mildernder Umstand für ihn mag angeführt werden, daß es mit zwei Dritteln der vornehmen Italiener sei nes Alters nicht besser bestellt ist. Wenn diese jungen Herren nur tadellos ge lleidet sind und wenige Männer verwenden mehr Sorgfalt auf ihren Anzug wenn sie gut reiten, an muthig tanzen, reichen Erbinnen den Hof machen können und es verstehe», einen schmachtenden Ausdruck in ihre schönen braunen Augen zu legen, dann sind sie zur Erfüllung ihrer Lebensauf gabe genügend gerüstet. Von Kindheit an ist es ihnen be kannt, daß das väterliche Vermögen ge ringer ist. als angenommen wird, oder daß es i,m Schwinden begriffen oder schon gänzlich verduftet ist, daß ihr blaues Blut ihnen verbietet, mit den vermeidliche Folge dieser Sachlage ih nen, wenn sie sich die Lebensannehm lichleiten verschaffen wollen, worauf sie traft ihrer Stellung Anspruch zu haben glauben, nur der Ausweg übrig bleibt, eine reiche Frau zu Heirathen, und um dieses Ziel zu erreichen, spannen sie alle ihre Kräfte, all den Verstand an, wo mit eine gütige Natur sie ausgestattet hat. Vornehme Erbinnen sind selten, schwer zu befriedigen und verlangen meist außer dem Titel auch noch Reich thum. Vermögen, die in Europa durch Handelsgeschäste erworben worden sind, werden im Allgemeinen nicht mit günstigen Augen angesehen. Das Han delshaus muß in einiger Entfernung vom Palast stehen, und da amerikani sche Handelshäuser durch einen sehr breiten und tiefen Ozean von den euro päischen Palästen getrennt sind, werden junge Amerikanerinnen seit Jahttn vorzugt. Ost, furchtbar oft, schlagen diese Ehen kläglich fehl. Den jungen Frauen wird zu verstehen gegeben, daß Ehre einer vornehmen Verbindung durch Bescheidenheit und unbegrenzte Selbstverleugnung bezahlen müsse. Mr. Sanford kehrte ganz unerwar tet in den Schoß seiner Familie zurück. Eines Morgens trat er plötzlich ms Wohnzimmer, einen behaglichen, von nien zufallig alle versammelt waren. Eine gewöhnliche Droschke hatte ihn vom Bahnhofe gebracht, und er trug seinen Handkoffer in der Hand. Mr. Sanford hatte niemals verstanden, von seinem Reichthum Gebrauch zu machen. Er war ein Mann, der sein inneres Le ben nicht leicht sehen ließ, aber dabei ein ausgezeichneter Gatte und guter wenig auf die Fragen, warum er seine Ankunft nicht telegraphirt, den Wagen nicht bestellt habe und so weiter. damit beschäftigt war, ihre Handschuhe auszuziehen, zuckte die Achseln, Die Erziehung ihres Onbels war doch in sehr bedauerlicher Weife vernachlässigt worden. „Gehst Du aus, Miriam?" „Ja, Onkel, der Fürst will mich und Matti« abholen. Hast Du meine Schimmel vor dem Hause gesehen?" „Ja, sehr hübsches Gespann," „Fabelhast theuer, aber auf's Geld best." „Aber ich habe dem Fürsten verspro chen —" j i i i b?" lern legte und ihr in's Ge sicht zu sehen, „John," sprach sie mit unsicherer Stimme, „es ist etwas vorgefallen; Du bist nicht wie sonst, sag's mir, Lieb ster," Die tiefe Liebe vieler Jahre wallte in feinem starken Mannesherzen empor, und er sah sie sehr zärtlich an er, der gehofft hatte, denen, die er liebte, alle Sorgen ersparen zu können. „Ja, mein Liebling, es ist etwas vor gefallen," antwortete er und küßte feine Frau, ohne sich darum zu kümmern, daß er Zuschauerinnen hatte. „Wir sind nicht mehr reich, sondern sehr arm. Die Silbergrube gibt nicht« mehr her, die Ader ist erschöpst, ganz all-. Wir sürchten, kaum »och so viel Metall zu sinden, daß die täglichen Betriebskosten gedeckt werden." Einige Augenblicke herrschte tiefes Schweigen. Miriam wurde sehr bläh und hörte auf, an ihren Handschuhen zu knöpfen, während die andern Mr. Sansord ansahen, der plötzlich sehr ge altert zu sein schien. Mis. Sansord, die sich während der Jahre des^Wohl „Nun, Liebster," sprach sie ruhlg, .wir sind schon einnial zusammen arm Mit den Mädchen ist'S freilich was andres. Sie können sich der Zeit, wo wir arm Ware», nicht entsinnen; für sie ist es hart." Nun erhoben sich auch Maltie und Ioa». Mattie weinte leise, während Ioa», die eben aus dem Atelier gekom .Liebe Mutter," rief das »eine mit einem liebevollen Blick auf das er regte Mädchen. „Wir müssen alles oerkaufen, waS wir und schaffen zu können." Während dieses Gespräches hatte sich Miriam nicht gerührt und stand da, wie eine weiße Statue der Verzweif lung. Zu Grunde gerichtet, vollständig za Ärundt gerichtet! Sie erinnerte sich der Unterhaltung mit ihrem Onkel, als sie mündig geworden war, »nd seines Ra thes, nicht alle Eier in einen Korb zu packen. Der Korb war zur Erde ge fallen, und die Eier waren alle zerbro chen. Und der Fürst und ihre Hei rath, die prächtigen Gewänder, die inahls Familie, der stolze Palast, des sen Ankauf sie und der Fürst nach vie len Besichtigungen des reizenden Hau ses und langem Zögern und Zweifeln, zb auch der Ballsaal groß geug sei. be schlossen halten, was wurde daraus? Den andern fing dieses Schweigen „Meine arme Miriam," sprach San sord mitleidig, „Dich trifft'S am härte sten, denn diese seine Heiraih wird wohl in die Bruche gehen. Glücklicherweise bist Du, glaube ich, nicht wahnsinnig in den Italiener verliebt." „Giulio liebt mich jedenfalls sehr, »nd er wird mit oder ohne Silber grube Heirathen " Sie sah so stolz und herausfordernd aus, daß niemand Lust hatte, auszu sprechen, was sie alle dachten und was, wie sie im innersten Herzen wohl wuß ten. die volle Wahrheit war. In diesem Augenblick meldete ein Diener den Fürsten. Miriam war in ihrer Art ein tapferes Mädchen und be schloß, sofort mit ihm zu sprechen, ihm deu Berlust ihres Vermögens mitzu theilen und zu sehen, aus welchem Stosse die große Liebe gemacht sei, wa oou er so schön zu reden wußte. Sie fand ihn in dem Boudoir, w» sie ihn gewöhnlich empfing. In einer Hand hielt er einen Strauß von Nofen in den herrlichsten Farben, den er ihr mit einigen hübschen Worten reichte. Miriam nahm die Nosen, sah den ta dellos gekleideten jungen Mann an und fühlte sich weniger tapfer als vor ei nige» Minuten. Wie konnte sie ein solcher Guiwetterbräutigam vor dem bitteren Sturme schützen? „Ich habe diese Nacht von Ihnen ge träumt, meine schöne Braut, oder viel mehr, ich träume Tag und Nacht von Ihnen. Ihr Antlitz schwebt immer vor mir. Sie waren in Ihr prachtvolles Hochzeitsgewand gekleidet und stände» an meiner Seite. Thränen erfüllten Ihre Augen, bräutliche Thränen, und als sie niedersten, verwandelten sie sich in kostbare Diamanten. Ich bückte mich, uni sie für meine Fürstin aufzu heben, aber es waren ihrer M viele; wir schritte» darüber hin, wie über ei nen glitzernden Teppich. Aber Träume sind Schäume. WaS haben wir mit Thränen zu thun?" „Ja, was wohl?" antwortete Mi " Der Fürst fand, daß sie dem loschen Phantasiegcbilde. das er sich während seiner Fahrt nach dem Hanse auSge sonnen hatte, keine Gerechtigkeit wider sahren ließ, und da er weiter nichts zu sagen wttßte, sah er seine zukünftige Gattin zärtlich an. Er war sehr ver liebt, ganz ernstlich, so leidenschaftlich, als ei seine seichte Natur überhaupt vermochte. Ja, Miriam war schön, aber etwas bleich, wie ihm setzt aussiel. „Ihr Onkel ist zuriickgclchrt, wie mir der Diener mitgetheilt hat. Er ist doch wohl?" „Danke, ja." „Und unsre Hochzeit kann sofort stattfinden? Ihre Aussteller ist fertig; die Veränderungen, die wir im Hause »uszusühren wünschen, können gleich w Angriff genommen werven. Ware es nicht gut, die Einladungen beizeiten auszuschicken?" „Sie sollen abgeschickl werden, so bald Sie wÄnfchen, Giulio. Es kommt allen DiiMn'nach Ihr», Befehlen rich. ter., meine schöne Miriam." Miriam zögerte einen Augenblick und sah ihm in die großen braunen Augen, un!d diese großen braunen Augen senk ten sich etwas unter diesem Blick. „Mein Onkel hat schlechte Nachrich ten mitgebracht, Durchlaucht. Wenn wir überhaupt Einladungen z^imsrer Grunde gerichtet." Also die Warnung, die ihm fein Freund damals ins Ohr geflüstert hatte, wir doch begründet geioefen, und er hatte sie in den Wind geschlagen. Er war verlobt mit dem Mädchen, die da die Hälfte?"^ gehabt. Er hat eine Stelle bei ohne stolzer Freude an, aber diise schwand, ils der Fürst sich beeilt hinzuzufü zlles das zerrinnt nun, und nichts bleibt übrig als Bedauern. Ich muh wieder vcm vorn anfangen und das in meiner Lage nicht Heirathen tann. Es ist zu hart ich» dn ich Sie so innig liebel" Der Fürst erhob m feinem wahren Kummer die großen brannen Augen, lind diese standen voll Thränen. .Ich bemiileide Sie aufrichtig, Durchlaucht," entgegnete Miriam mit :inem Hohne, wovon der Italiener je doch nicht das geringste merlte. .Ach, ich bin auch in Italien gewesen. Ich meine, ich hätte Sie nie so innig geliebt als jetzt in dem Augenblick, wo ich Sie verliercn soll." lich machen, und meine Eltern würden ihre Zustimmung zu einer solchen Der» bindung versagen " .Sie sind doch aber mündig." „Bei uns zu Lande wird man, was das Heirathen anlangt, niemals mün dig. Außerdem verehre ich meine-, El tern. die —" .Sparen Sie sich die Mühe, Ihre Eltern zu rühmen, die gern bereit wa ren, meine Dollars willtomnien zu hei ßen. Jetzt würde ich Sie nicht mehr Heirathen, und wenn Sie mich fußfäl lig bäten. Sie tonnen gehen." Miriam erhob sich ruhig und mit volllommener Fassung. „Ach!" rief der Fürst in einein Tone, der an seiner Aufrichtigkeit nicht zu zweifeln gestattete, „wie liebe ich Sie, wie liebe ich Sie! Niemals werde ich eine Frau finden, die sich mit Ihnen vergleichen ließe. Daß Sie im Zorne von mir gehen, kann ich nicht ertragen. Ich will an meine Eltern schreiben. Er lauben Sie mir wenigstens, Sie wie derzusehen. Wer weiß, ob nicht bessere Nachrichten eintreffen? Die Hälfte Ihres Vermögens würde meine Eltern zufriedenstellen, und ich Heirathe Sie,, falls auch nur ein Bi«nel gerettet: würde, selbst wenn ich die Einwilli» gung meines Baters gerichtlich erzwin gen müßte." Das junge Mädchen wandte sich »m »nd schaute den Italiener mit einem Lächeln an. das so voll mitleidiger Ver achtung war, daß «S eine mündliche Antwort überflüssig machte, und ver ließ da» Zimmer in majestätischer Hal tung. Der Fürst fah die aus dem Tische liegenden Rosen an, lies; sein« Blicke noch einmal, durch das üppige Boulzoir wandern, wo er so «st von ungezählten Reichthümern uni eheli» che» Glück geträumt hatte, era.riff dann hastig feinen Hut und stürzte aus dem Haufe. (Fortsetzung folget. Passendes Thema. Gattin: Hier schreibt Mama, daß sie auf Besuch kommt. Gefchichts-Professor: So werde ich während der Dauer ihrer An wesenheit meine Arbeiten über die Non sliltszei! fortsetzen!" Passendes Mittel. Vater: Ha no, wenn mei' »üble an net so artig ifcht, irwendig ifcht er's doch! Er ifcht a harte NÜB mit'em guate Kern! Lehrer: Meinetwegen, ober tüchtig llo pse' dürfet Ihr'n, sonscht lommt von, d,m guten Kern nix zum Lorscheid Aü» die Küche. löffeln. H::rznf bückte man mageren Schinken und etwat Pek/stl!» zusam men. Der Schintt» wird nun in ein« Pfanne gethan und ein wenig zerlassene Butter und ein« Prise Mehl beigefügt. Alsdann würze man ih» mit etwaZ Pfeffer »nd ein wemy feinem Thymian »der Senf. Dieses lasse man nun heiß »erden, worauf man so viele Eier hin zufügt, bis es wie eine dick« Masse oder ein Brei wird, hierzu wird man am be sten 4 Eier auf je eine Tasse Schinken rechnen. Jetzt füge man die Kartoffel hinzu und vnmcnge Alles gut durch einander, auch kann mim etwas Butter oder Same hinzufügen. Nachdem man das Gericht nun mit Brotkrumen be streut hat, stellt man es IS Minuten beim Anrichten, nachdem sie Heist ge macht wurde, auf die KarÄfsekn schüt ten. Doch ist dieses letzte Verfahren durchaus nicht nothwendig. H a n n 5V e r a n i s ch e r S ch l ä g e l. Man reinigt und salzt'einen käl bernen Schlägel und spickt ihn mit zrob geschnittenem Speck' und Schnlken fleisch: nachdem beides in seingrfchnit tenes Basilicum, grüne Petersilie, Thy mian, gestoßenes Ntngewür,, Pfeffer und Cardainomen eingewalzt: wurde, gibt man den Schlägel in eine- Kasse» role, thut Speck, Schinlen), Lorbeer blätter, Basilicum, Zwiebel, Thymen, Limonenschale, Gewürz von allen Gat tungen, ein Paar ailsgestreiftr Bimi würste, Z Quart Wein, Essig und gut A Quart sauren Rahm hinein, stellt'ihn in das Rohr> begießt! ihn oftmals nnt dem vorhandenen Saft und brütet ihn solange, bis er> eine schone Farbe hat. Wenn die Brühe zu wenig wird. nimmt man Rindsuppe; ist das Fleisch die Sauce durch ein Sieb darüber. K ä s e n u tveä n. Man kannhieiM Käsereste vvrtheilhast verwenden. Aus einem halben Pfund Mehl, ebensoviel geriebenem oder zerkleinertem Käse und Wasser macht man einen steifen Teig, giebt Salj und?Pfeff«r dazu, rollt ih» aus und läßt ihn, mit Butter bestrichen und in Streifen geschnitten, auf einem Kuchenblech backen. Die Nudeln Werk» trocken gegessen.als Nachspeise. Brunnenkresse als Ge müse. Die Brunnenkresse gehont za den gesündesten Gemüsen und zeichnet sich durch ihren etwas scharfen, den.Ap petit befördernden Geschmack aus. Mau pflückt die Blätter von den dicken Stie» len, übergießt sie mit siedendem Wasser und kühlt sie in kaltem ab. Hierauf schneidet man sie einigemal durch und kocht sie in guter Fleischbrühe vollend» weich. Nun schwitzt man einen Löffel Mehl in Butter hellgelb, mischt dasGe müse darunter, würzt nach Belieben und giebt Bratwürste und Schmorla töffelchen dazu. Wer den ziemlich stren gen Geschmack der Kresse allein nicht liebt, mischt ewige Handvoll Spinat I t a l i e n if ch e r S a l a t. Man legt 6 Heringe, wobei einige Milchner sein müssen, 12 bis 15 Stunden in kaltes Wasser zum Auswässern., zreht die Haut ab unv entgräthet sie. Die Milchner legt man allein zurßereitung der Sauce;'der Rogen wird hierbei nicht verwerthet: <Nchs hart gekochte Eier r«ibt man mit Prvvencerör fein, zwei Pfunde Kalbsbraten, einige ge. schälte Aepfell Essiggurken und ennge Sardellen schneide« man in kleineWur« fel. Di« Heringsmilchner reibt man durch ein Sieb: giebt ein halbes SlaS Rothwein, Prvvenceröl, Weinessig. Pfeffer-, Satz, Senf Kapern and et. was eingemachten Ingwer in Kleinen Würsbln dazu vermischt dieses recht ant-mit den,'vorhergehenden. Schin ke-n pn ö de l. Man schlagt ein Stück Butler weich und giebt nach und na» vier Eidotter, sowie etwa» Petersilie- und Salz dazu; schließlich mengt man feingewiegten, gekocht-m Schinken und das zu Schnee geschla genc Eiweiß der vier Eier darunter, sonnt -ms der Masse mittelgr-ße Kl-i. ße wickelt ff«- in Semmelmehl! ein und backt sie in- heißer Butter. Die Knodel werden mit Buttersauc- und Bratkar toffeln fervirt. schmecken aber auch kalt ganz vorzüglich. t al rein sich e Austern. Fri sche-Anst ern Wst man aus den Scha len, trennt die Bärte ab, rührt Biitter mit Citronrnsaft dickflüssig, beträufelt iMMli' di't ÄirAvln, daru* ber. beste« fte dick mit geriebenem Par mesankäw »-d stillt sie nun so lange in einen- hei K«n Ofen, bis der Kase übernu» geschmolzen und goldbraun geworden ist. Als Ab>«chsluny der frischen Arrstern sehr zu empfehlen. Fianzöfischer«-Pfsalat. Die Blätter werden nicht sehr sein ge» theilt-, dann werden sie- leicht gewaschen und in ei»em gut ablausen gelassen. Kurz vor dem Serviren thut man sie in folgendeSauc«: 2 hartgesot tene Eker treibt man durch ein Haarsieb »nd verrührt sie nach und nach mit 2 frischen Eingelb. 's Lössel Oliveöl. 4 Lössel Essig. 1 Löffelchen Senf, Salz und Pfeffer und mennt das Ganze mit S Löffeln behutsam durcheinander. Eine Imitation von Reis mit Gänsekkein kann man, na türlich nur dem Geschmacke nach, auf billige Weise dadurch herstellen, daß man Beifuß dem gewöhnlichen Bouil viel. Nimme man statt Rindfleisch Pö kelfleisch, so wird de? Geschmack noch Kategorisch. Gerichiswr» sitzender: „Haben Sie sonst noch etwa? zu Ihrer Bertheidigung hinzuzufü gen?" Angeklagter: „Nein, Herr Präsident; mein Gewissen hat mich bereits glänzend freigesprochen und möchte ich Sie nur bitten, sich dem Zi» fälligst anschließen zu wollen." 3
Significant historical Pennsylvania newspapers