Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 18, 1897, Page 6, Image 6

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    6 Z)ie alte Kutsche.
Es war ein wunderliches Ding,
die alte Kutsche von Pastor Seebald.
Die junge Frau Pastor hatte so
einer Amtshandlung nach dem näch
sten Dorf seiner Diözese zu bringen.
„Nein, aber Johanes, das ist doch
unmöglich! Mit dem schauderhaften
Gestell kannst Du nicht fahren!"
Der Pastor, bereits im Talar, trat
an das Fenster neben seine Frau und
Er hatte die alte Kutsche stets bisher
mit den Augen der Pietät angesehen
und da war sie wunderschön gewesen.
Jetzt entdeckte er zum ersten Mal,
daß sie allerdings ein altes Gestell war.
Genen C-Federn, und schwerfällig hob
sich der plumpe Bau auf den klotzigen
Rädern; Fritze Fleschner aber, der
Sohn des Bauern, dessen Mähren ihm
kontraktmäßig zu seinen Fahrten ge
stellt wurden, war gerade kein Muster
von Eleganz.
„Mir ist die Kutsche bisher immer
noch gut genug gewesen, aber ich sage
gar nichts," tönte die Stimme der
Mutter etwas scharf von der Nähma
schine herüber. Es war eine Eigenheit
der alten Dame, „gar nichts zu sagen",
nachdem sie eben recht deutlich etwas
gesagt hatte.
Natürlich, Mutler hatte Recht. Als
Gatte und Diener des Herrn durfte er
keine weltliche Eitelkeit in der Seele
seiner jungen Frau aufkommen lassen.
seiner geliebten Magda.
„Mein liebes Kind, es betrübt mich,
daß Dein Sinn so auf das Aeußere
gerichtet ist. Du hättest Dir sagen
können, wie lieb uns der alte Wagen
von Vater ist. Und wenn Du glaubst,
hier eine ganz gewöhnliche, veraltete
Kutsche vor Dir zu sehen, so irrst Du
Dich. Es ist etwas von einer höheren
Weihe an ihr. Die Liebe des Volkes
hängt an ihr, das sie Jahrzehnte hin
durch mit Freuden begrüßt, wo sie
auch immer auftaucht. Viel Kranke,
Leidende und Sterbende hat ihr An
blick getröstet und viel Freude hat sie
gebracht, wo Hochzeits- und Festglok
ken läuteten. Der Segen des Volkes
hat sie sich von dem Vater auf den
Sohn vererbt. Wahrlich, ich sage Dir,
eher würde ich mich ihrer unwerth
fühlen, als daß ich mich ihrer schämen
sollte!"
Die alte Pastorwittwe am Nähtisch
wischte sich die Augen, aber Magda bat
schmeichelnd:
„Liebes Männchen, ich will ja nicht
mehr über die alteKutsche lachen, wenn
Du sie so lieb hast. Wir wollen sie
heilig und in Ehren halten wie eine
werthvolle Reliquie, aber nicht wahr,
Du kaufst eine neue, denn mir kannst
solchen vorsinthfluthlichen Arche meine
Besuche in der Nachbarschaft zu ma
chen."
braunen Sammtaugen, aber ein schar
fes. trocknes Räuspern seiner Mutter
machte ihn wieder zum Mann.
C-Federn und ein schief hängendes,
verbeultes und eingeknicktes Kulschver
deck.
Nein, sie mußte sich ja zu Tode schä
men. wenn eine ihrer Stadtfreundin-
Rumpelkasten sehen
Der Segen des ganzen Landvolks
und des alten, todten Pastors zuscm
los, trotz der großen Verlieb'heit des
guten Johannes, trotz der Thränen, die
ihren sammetbraunen Augen so gut
standen wie der Morgenthau den Au
rikelblüthen.
„gar nichts zu sagen".
Da kam eines Tages eine Einlösung
zum Abendessen von Mazdas Onkel
und Tante, Gutsbesitzer Wefendanks.
Wesendanks gaben sehr hübsche Ge
sellschaften, Oberbürgermeisters, Ju
nen kleinen Liebesbrief an den guttn
Onkel mit der Bitte, sie mit seiner
Equipage abholen zu lassen.
Der schöne, geschlossene Landauer
nicht in der Erbkutsche zu fahren:
pagen, entweder ich fahre in meinem
eigenen Wagen oder ich bleibe ?üHause,
aber ich sage gar nichts." erklärte die
Schwiegermutter.
„Wenn Dir Deine Mutter lieber ist
als ich, dann brauchst Du mich ja
nicht," war ihr letztes Wort.
Johannes war sehr unbehaglich zu
Muth. Er hätte seine Frau strafen
und ganz zu Hause bleiben müssen,
aber die große Gesellschaft seine
hübsche junge Frau da war einVet
ter Hansjörg auf Urlaub, der halb
Und so ließ er anspannen und fuhr
mit seiner Mutter in der Erbkutsche
Fahrt. Onkel stattNche
Braunen hatten eine andere Gangart
als Fritze Fleschner's Gäule.
Aber trotzdem war ihr nicht wohl zu
Muth. Der Streit mit ihrem Johan
nes und die unselige alte Kutsche lagen
ihr schwer auf der Seele.
Wie soll das noch enden?
Und die Verwandten waren so er
staunt, als sie allein kam.
Sie hatte sich das nicht überlegt,
man gab ja eigentlich die Gesellschaft
dem jung verheiratheten Paar zu Eh
ren, und nun fühlte sie die Nothwen
digkeit, die Wahrheit zu verhehlen und
und lief dem Gatten entgegen.
Das Wetter, das den ganzen Tag
nicht gut gewesen war, hatte sich in
stell der berühmten Erbkutsche.
„Heiliges Kreuzdonnerwetter.Fritze,
Du hast ja die Kutsche verloren!" schrie
Onkel Wesendank.
„Weeß Jott, da is wa< passirt. Det
da hat was jeschriejen."
„Ja, warum hast DuDich denn nicht
umgesehen?"
„Da hätt' mi jo der Wind die Decke
und die Mütze assjetreckt, ick mußt se
unglückten.
Leichenblaß und zitternd erklärte
Magda, selbst nach der Unglücksstätte
war, aber man machte ihr das Thö
richte dieses Beginnens klar.
Hansjörg wollte selbst mit einem
Wagen hinausfahren, doch als er ge
rade zum Aufbruch bereit war, traf
Johannes bereits zu Fuß, bis auf die
Haut durchnäßt und furchtbar be
schmutzt ein.
Magda flog ihm mit einem Jubel
schrei entgegen, sie vergaß zum zweiten
Mal das weiße Gewand und schmiegte
sich in seine nassen Arme.
Und mitten in dem Ansturm aller
Fragen, Begrüßungen, alles Bedau
erns, Erstaunens und Ereiserns hielt
er sein junges Weib an seinem Herzen
in dem beseligenden Frohgefühl des
sich Wiederfindens, wie es nur die echte
Liebe kennt, die ein kleiner Schatten
„Wo ist denn die Mutter?" fragte
Magda besorgt.
„Ja, die ist sitzen geblieben und war
tet. daß man sie holt."
Und dann erzählte er das Unglück.
Allerdings, bei der Mergelgrube war
es gewesen. Der fürchterliche Sturm
hatte sich in das Halbverdeck gesetzt und
die Aeste eines Baumes am Wege tha
ten das Uebrige sie hatten sich mit
dem Hintertheil der Kutsche plötzlich in
einem tiefen Schmutzloch befunden und
Fritze Fleschner war trotz vielen Ru
fens und Schreiens auf und davon ge
fahren. Der Fall sei nicht schlimm
gewesen, nur ein tüchtiger Stoß und
dann wären sie umgekugelt.
Die alte Dame, die einige blaue
Flecke davongetragen hatte, befand sich
unterdessen in einer höchst unbehagli
chen Situation allein auf der Land
straße. Nicht nur Sturm und Regen
belästigten sie, sondern die Furcht vor
Landstreichern, die ihre hilflose Lage
benutze» und sie berauben könnten.
bitter, nicht in dem sichern, bequemen
Landauer gesahre» zu sein.
Und in all der Angst und dem Un
gemach wurde sie weich und mürbe, si,
fühlte, daß sie eine gerechte Strafe er
litt. und gelobte sich heilig, künftig n:i
mehr den Frieden der jungen Ehe zu
stören.
nur bald Hilfe känie^
Endlich kam die Erlösung in Gestalt
des verschmähten Landauers, der sie
nun sicher unter Dach brachte.
„Ach, Johannes, wie tonntest Du
mich allein lassen, aber ich sage gar
nichts!" war ihr erstes Wort, als sie
sich in Sicherheit fühlte.
Erbkutsche. Als Alles gut abgelaufen
Schaden hatten, für Spott und Ge
lächter nicht sorgen. Aber Niemand
war froher als Mezda, denn sie be
kam eine neue Viktociachaife, und ihre
Schwiegermutter sagte thatsächlich gar
nichts.
Z>er Brautschleier.
Aus den kleinen, todten Gassen der
einsamen Viertel unserer Vorstädte er
nalen Lärm der großen Welt.
Man wendet den Blick zur Seite
und fragt: Was ist das?
Was das ist? Es ist ein Schrei in
ten. Es ist ein blutrothes Licht, wel-
Jst es nöthig, daß die Eitelkeit, die
Es war am Tage darauf.
Ein verlassenes Mädchen nimmt
Gift und läuft im Todeskampf nach
der Wohnung des Mannes, der ihr ge
schworen, sie glücklich zu machen.
Der Eidvergessene will sich verheira
then. Er thut es Kraft seiner Man
traute?
Mitgift, er heirathet. Wohl stürzt die
zweiflung. Aber konnte man anders
handeln? Das Leben ist ja im Allge
meinen so ernst!
Indessen die Verlassene will sterben.
des Mörders fallen? Gibt es einen
Und niemals sollte eine lachende Gat
tin die verfluchte Schwelle überschrei
ten. auf welcher der Sarg oder das
zum
Was! Sie wagen und fordern An
spruch aus Ehre, auf die Freude, eine
Familie zu gründen, diese Indivi
duen, die, um ihrer Lust und Eitelkeit
zu sröhnen, in der Seele des Mäd
chens das Ideal und den Keim zu rei
ner, liebender Familie tödten! Sie
wagm den ruhmvollen Titel „Fami
lienvater" zu tragen! Ja, sie wagen zu
fordern, daß das Mädchen, welche sie
würdigen ihre Gattin zu werden, ohne
den geringsten Argwohn eines Fleckens
sei.
Sie wagen das Alles! Und warum
sollten sie es nicht wagen, da das Ge
setz mit seinem Schutze sie deckt, da die
Gesellschaft, die Sitten sie ermuthigen,
und da die Frauen selbst, ja die
Frauen! in ihnen diese schreckliche An
maßung hervorrufen?
Haben nicht die meisten Mütter ein
gleichgültiges Lächeln für die galanter
Abenteuer ihrer Söhne? Haben sie ei
nen Blick für das gedemüthigte, arme
dient?
Sind sie es nicht, die ihnen zur Lö
sung dieser Bande rathen, wenn es
gilt, eine ernste Pflicht zu erfüllen, ein
Leben, ja zuweilen zwei zu retten?
Auf wen fällt die Schmach? Nicht auf
den freien, jungen Mann, den großen
Egoisten, den Schänder geschworener
Treue, sondern auf das Opfer inThrä
nen, auf das getäuschte, Hintergangene
Mädchen. Ein schöner Junge, unwider
stehlich, der allen Mädchen den Kopf
verdreht!
Und als die arme Hintergangene,
halb todt, sich zu den Füßen einer die
ser Mütter wirft, als sie beim Namen
der Gerechtigkeit beschwört, beim Na
men der Menschlichkeit, beim Namen
der Schwester des jungen Mannes, die
so geliebt und wohlbehütet ist! als sie
diese Frau anfleht beim Namen ihrer
eigenen Mutter, das Hintergangene und
Ah! Ihr wißt es schon: sie wird mit
Abscheu zurückgestoßen, mit Zorn vor
die Thür geworfen, Ihre Thränen!
Man lächelt darüber, ihr Herz, es war
ein Spielzeug, welches der Mann das
Recht hatte, zu zerbrechen. Man kann
nicht sein ganzes Leben Reif und Ball
spielen. ..
Der Mann macht die Gesetze er
hat sie für sich gemacht. Aber die Frau
macht die Sitten sie machte sie ge
gen sich selbst.
Wenn kein junges Mädchen einwil
ligte, den-Brautschleier aus der Hand
eines solchen Mannes zu nehmen, die
Verführung würde bald, wie es aller
Gerechtigkeit nach sein soll, ebenso ver
nichtend für den Verführer, wie für
sein Opfer sein.
Aber heute, während ihr vor die
sem Leichnam der jungen Enttäusch
ten ruft: „Mörder!" unterzeichnet
der Mörder mit einer Hand, die
nicht zittert, einen glänzenden Ehecon
trakt!
Tie Liebe.
Bon Berthold Feiwel.
Ei, Vater, Herr König, wofern Jhr's
S , ' dch L' be 'st?"
sagen.
Doch magst du meine Weisen fragen,
'S ist ein eigen Ding um die Liebe!"
Des Reiches Kanzler steht vor ihr:
„Was ist die Liebe, Herr Großvezier?"
Er lächelt: „Ich kann es so recht nicht
sagen,
Wollt lieber, Prinzessin, 'nen andern
'S 'st
Die Königstochter läßt nicht davon,
Sie ruft die Weisesten vor den Thron.
„Die Liebe?" Sie lächeln alle und
„Wollt huldvollst, Prinzessin, 'nen an
'S ist ein eigen Ding um die Liebe!"
„Mein blonder Page, vielleicht weißt
es du?
Was ist die Liebx, sag's immerzu!
Die Weisesten alle ließ ich fragen,
Doch wußten sie mir nur zu sagen,
'S ist ein eigen Ding um die Liebe!"
Der Page schweigk. Seine Augen, die
blauen,
So lange, so tief in die ihren schauen,
Die Königstochter vergißt das fra
gen
Die leuchtenden Blicke, die glücklichen
d' h i
Probe-Kapitel.
Editha saß in der Laube und fer
tigte eine Hosenträger-Stickerei. (Folgt
Beschreibung und Zeichnung der Sti
ckerei). Plötzlich schrak sie zusammen,
im Eingange stand die reckenhafte
Siegfriedgestalt Günthers. (Folgt eine
Belehrung aus den Nibelungen.)
„Editha!" flüsterte er leise, aber be
stand.
„Mit dem heutigen Friihzuge," er
widerte er, den herrlichen Blick seines
flammenden Auges auf sie richtend.
„Und gewiß haben Sie noch nichts
gegessen, Günther. Einen Augen
blick!"
Sie läutete und alsbald erschien ein
Diener, der auf einer silbernen Platte
folgende Gerichte brachte: Suppe k la
Hummer in Afpic, Gratin von
Ananas-Eis, Butter und Käse. (Folgt
genaue Beschreibung der einzelnen
Kochrecepte.)
„Was haben Sie in der Zeit meiner
Abwesenheit gethan?" fragte Günther,
indem er mit einer leichten Bewegung
seiner edelgeformten Hand einen Löf
fel Suppe zu sich nahm.
Erröthend zog Editha ein Oelge
mälde aus ihrem Busen und reichte es
Günther hin. Darauf erriithete sie
„Mein Portrait!" rief Günther,
freudig überrascht. „Nichts hätte mir
angenehmer sein können. Denn ich
malen können." (Folgt genaue An
weisung zur Oelmalerei.)
„Meine Schwester Sera malt nur
Aquarell," sagte Edith erbleichend.
„Es ist nicht das Richtige," sagte
Günther sanfter, als sie erwartet
hatte. „Ihre Schwester ist ein beschei
denes Veilchen."
Hier müssen wir eine Pause ma
chen, um uns über Veilchen - Zucht im
Besonderen und Blüthen - Zucht im
Allgemeinen zu belehren.
Diegutealte Zeit ist jene,
als man mit jungen Augen in die
Welt Mute.
Die Akrovatenschutc.
In sehr jungen Jahren muß der zu
künftige Akrobat bereits durch syste
matischen Unterricht für seinen schwe
ren und gefahrvollen Beruf vorberei
tet werden. Nicht mehr als sieben
bis zehn Jahre darf das Kind zählen,
das dereinst in fleischfarbenen Trikots
und buntem, goldbefranztem Atlas
schurz vor die schaulustige Menge tre
ten soll. Nur in diesem Alter haben
die Glieder noch die nöthige Weichheit,
Geschmeidigkeit und Leichtigkeit, um
für alle die effektvollen Tricks, Verren
kungen und Luftsprllnge ausgebildet
erregen.
Die wenigsten Eleven der Akroba
tenschulen sind Söhne von Artisten.
Wohl gibt es altberühmte Akrobaten-
Dynastien, aber sehr häufig ergänzen
diese sich nicht bloß durch natürliche
Fortpflanzung, sondern auch durch
cuskünstler goldene Berge.' Am Häu
figsten fallen wohl mittellose Waisen
den Artisten in die Hände. Bei ihren
denen sie später einmal die Auslagen
sür Unterhalt und Erziehung ersetzen
sollen, haben diese armen Kinder ein
überaus hartes Leben. Von früh bis
spät nichts Anderes als Schelte und
Schläge! Das Kind soll möglichst
rasch seinen Kursus beenden, um auf
sein. Die weiblichen Eleven der edlen
Akrobatik sind übrigens besser daran,
Drahtseilllbung.
da es größtentheils junge Balleteusen
sind, welche die Anfangsgründe schon
Mitglied, auf dessen mächtigen Bein
säulen sich die Menschenpyramide aus
baut oder der auf dem Rücken liegend
Eigenschaft von Managers um sich zu
versammeln. Alte Artisten, die von
ihren Ersparnissen behaglich als Ren-
Erscheinung. Eircusleute sind leicht
sinnig, bei ihnen heißt es: „Heute roth,
morgen todt!" und: „Wie gewonnen,
vom <'!>>>»»> «!'l?t<s, Mr. L.-onard, ein
Unterkommen als Lehrmeister in einem
eigenartigen Unternehmen, einer Cir
eus-Normalschule gefunden, die einig«
reiche Sportsmen auf ihre Kosten in's
Leben gerufen haben. Hier Wersen dii
Amateure der Pariser
in jeder beliebigen körperlicher
Fertigkeit unterwiesen, für die sie Ta
lent und Neigung haben. Sie ihrer-
seits finden ein Vergnügen daran,
Kindern, die sich für den Circus ai>s
bilden wollen, unentgeltlichen Unter
richt zu ertheilen.
Das sür den anstrengenden Beruf
geeignet befundene Kind muß iu>wchst
vorn machen, bis es mit den Finger
spitzen, endlich mit der Handfläche den
Fußboden berührt. Nun beginn! die
gleiche Uebung nach rückwärts, zunächst
mit einer Wand im Rücken, bis der
Halbkreis geschlossen ist. Dann wer
den Purzelbäume geübt, zuletzt in zu
sammengekugelter 'Körperhaltung, die
Arme hinter denKniekehlen „ersch'änkt.
Weiter folgt der Aufstieg auf die
Schultern eines Kameraden, zuerst an
seinem vorgestreckten Bein, endlich blos
mit Hilfe der Hände. Der Prüfstein
für die Befähigung zum Akrobaten
und Gymnastiker ist der Salto mcr
tale, der Ansangs mit einer am Gürtel
des Kindes befestigten Leine geübt
wird. Die Leine wird immer mehr
und mehr gelockert und schließlich ge
nügt ein leichter Klaps auf den Schwe
rpunkt des kleinen Springers, um ihm
auf seiner Luftreise zu einer glücklichen
Ankunft zu verhelfen. Zu bemerken
ist, daß der Salto mortale nach rück
wärts bedeutend leichter erlernt wird,
als der nach vorwärts. Nachdem der
Eleve noch das Gehen auf den Händen
eingeübt hat und so an den unteren
und oberen Gliedmaßen gleichmäßig
gekräftigt ist, geht er zu schwereren
Uebungen über. Der „Löwenspr >ng"
ist einPurzelbaum, bei dem der Körper
durch das bloße federnde Aufschläger,
der Schulterblätter ohne Zuhilfenahme
der Hände wieder auf die Füße ge
schnellt wird. Dieser elegante Trick
ist sehr gefährlich, denn wer dabei auf
den Nacken, statt aus die Schulterdlät
ter fällt, kann sich leicht die Wirbel
säule brechen. Die „Rondade" ist ein
Salto mortale nach seitwärts, der
„Flip-Flap", ein Hin- und Herwerfen
des Körpers von den Füßen auf die
Hände und umgekehrt.
Löwensprung.
Wer sich durch starke Arme imd
Handgelenke auszeichnet, wird „Chei
robat" und arbeitet auf Stühlen, Ti
schen, Leitern. Der Ausdruck „Akro
bat," der zum Gesainmtbegriff für die
nichtberittenen Circuskünstler gewor
den ist, bezeichnet eigentlich bloß die
Specialität derjenigen Artisten, die auf
Stangen, Flaschenpyramiden oder an
deren wackligen Stützpunkten die obli
gaten „schwierigsten Sachen" inachen.
Eine besondere Veranlagung gelört
auch zu den Uebungen auf dem Seil,
besonders auf dem dünne.« Drahts?:!
ohneValancierstange, die durch eine der
beigegebenen Illustrationen veran
schaulicht werden. Trapezkünstler
müssen sowohl im Turnen wie im
Seiltanz geübt sein. Die Thätigkeit
jener Trapezturner, welche als „flie
gende Männer", „Töchter der Luft"
u. s. w. bekannt sind, gipfelt in der
Voltige von einem Trapez ,nm andern.
Man unterscheidet die „Voltige ü i»n -
teur" und die „große Voltige." Bei
der ersteren entfällt aus den „Träge:",
den auffangenden Theil, der seiner
seits in den Knieen oder, wenn er be-
Rumpsbeugen.
sonders geübt ist, blos an den Fuß
spitzen hängt, der wichtigere Theil der
Aufgabe. Bei der großen Nolt'ge
muß der Lufttünstler selbst die Tra
pezstange erhaschen. Gewöhnlich wird
diese essektvolle Nummer vov. zwei
„Brüdern" oder „Schvestern" ausge
führt, die gleichzeigNg mir gewalltem
Erdgymnastiker und Lufigymnastiker
bilden zwei ziemlich scharf voneinander
abgegrenzte Gruppen. Die Elite dir
auf ebener Erde arbeitenden Artisten
sind die Clowns, die nicht blos alle
üblichen Tricks beherrschen, scuder., sie
auch durch besondere Nüancen mit dem
Reiz der Originalität umkleiden müs
sen.
Ortsbestimmung. Wo
wohnen Sie denn jetzt eigentlich, Herr
Franziskanerbräu", gegenüber dem
Leihhaus!"
Nahrungssorgen. Ban
kiersgattin (zu ihrem Mann, der in eine
Börsenoperation vertieft ist): „Moritz,
was soll ich Dir machen lassen: Ente,
Kapaun oder Poulard!" „Rosa,
wenn ich arbeite, so komm' mir nicht
mit de Nahrungssorgen!"
Garantie. Dame: „Glau-
Haare kriegen wird, wenn er Ihren
Balsam gebraucht?" Händler: „Ich
garantire. nächstes Jahr um die Zeit
können Sie ihn schon ordentlich schopf
beuteln!"
Bestätigt. Vater (zu seinem
Sohn, einem Studenten): „Junge,
was kannst Du aber für Bier trinken!
Wie Wasser!" Sohn: „Nein, Wasser
Guter Rath. Nervenkran
-sensweise?" Arzt: „Leben S
weih!" . >
Von dm Musen geküßt.
Beim Hofbauer wohnt ein Dichter in
der Sommerfrische. Schon ost hat
der Bauer mitStaunen zugehört, wenn
dieser seine schönen Verse vorgelesen
hat. Neugier und Ehrgeiz lassen ihm
keine Ruhe. Eines Tages saßt er sich
ein Herz und fragt: „Herr Dichter,
wie macht Ihr denn dös; is dös
schwer?"
„O nein," sagt der Dichter, „da geh'
ich allein hinaus in den Wald und
Der Hofbauer geht hinaus in den
Wald, aber 's fallt ihm halt nix ein.
„O," lachte der Dichter, „das geht
mir auch manchmal so; da müßt Ihr
den Geist anregen, 'mal eins trinken;
dann wird's schon gehen!"
Der Hofbauer geht in die Schenke,
setzt sich in die Ecke und bestellt sich „a
Maß". —Es wird nichts. Er bestellt
nichts.
Nachts zwei Uhr wankt der Hof
bauer heim; von Versen keine Spur,
aber die Füße so schwer und den Kopf
so voll, wie's ihm noch nie Passirt ist.
Alles dreht sich. Mit Mühe tastet er
sich am Straßengeländer vorwärts.
Da dasselbe an einer Stelle zerbrochen
ist, so fällt er tief in den Graben hin
unter.
„Jesses," schreit da unten ewer. E»
bauer hinausgefallen ist; er war auf
der Kirchweih in Rodering und just
auch nicht um jene Stelle herumgekom
men. Gemeinsame Versuche, sich em
porzuarbeiten, mißlingen vollständig,
und Beide ergeben sich schließlich ruhig
Nach einiger Zeit stößt der Hofbauer
den neben ihm schlafenden Huberbauer.
„Was willst D' denn schon wieder?"
brummt dieser ärgerlich. „Huber
bauer," fragt der Hofbauer leise, »hast
Du aa' gedicht'?"
Anfrage.
Schaffner: „Mein Fräulein, Ihr
Räthselhaft «Gerichte.
zeit Räthsel auf."
nz ü i ch. „Zu einem
Natur jedenfalls besser!"
Blume. Mutter: Was ist Dir, wel
halb weinst Du? Tochter: O e» 'ft
2M — Mutter: Das