Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 11, 1897, Page 3, Image 3

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    DerHutdesPrete
(6. Fortsetzung.)
zutleben? Odi'r sollte er wirklich an
Geister spuk glauben?.... Schien ihm
doch auch die Bier die Form einesPrie-
Bah! Kindereien! Fieberdelirien!....
Drmi -das Fieber hatte er; er fühlte sich's
einem Winkel zusammen und trachtete
mit Aufgebot all seiner Willenskraft zu
erzwingen, was ihm jetzt einzig noth
that: Ruhe, kaltes Blut, nüchternen
Geist, objektives Denken.
Was war schließlich d«r Fetzen von
einem Hut im V«rgleich zum Welten-
Pirnlt betrachten, logisch d«nken, logisch
schlußfolgern.
Der Prete war am Vierten erschla
gierig... die Leute.... die Leute....
Das Wort hatte ihm Don Ciccio ins
Gedächtniß zurückgerufen, wie er beini
Halse in das kalte Wasser.
sehen
- nn der Sylomoren benutzten..."
Bei diesen Gedanken bekam der Ba
ron neuerdings Herzklopfen.
Wirklichkeit beruhten, so verkehrten die
Bei Gelegenheit des Begräbnisses
war ihnen sogar das Innere ossenge
gefunden hatten?
Er erstickte. Ein gebieterisches Be
dürfniß nach frischer Lust trieb ihn
Gespenst des Hutes. Alle Anstrengun-
Menschen und Fuhnverle, bis hincuH
aus der Stadt, aus Meeresufer, die
Oila>is entlang....
Uns immerfort der Nachtvogel hin
ter ihn, h«r; immerfort G-dan'ten und
Vorstellungen, die ihm das Fieber durch
„Die Kinder, oie den Hut gefunden,
haben ihn natürlich im Triumph ins
Dorf geschlcppt. Allgemeines Erstau
nen. Ein Hut! Ein Prieslerhut! Wem
lann er nur g«hören? Wo habt ihr ihn
gefunden? „In der Villa." Aber
an weither Stelle? „Aus einem Zie
gelhaufen." Wir müssen ihn aufs
Psarrhaus tragen. Auf dem Pfarr
haus« aber ist Don Antonio, und Don
Antonio hat im „Popolo Cattolico"
die ganze Geschichte vom Verschwinden
des Prete Cirillo gelesen. „Sollt« die
ser Hut dielleicht der seine sein?"
Liefern wir ihn beim Kommandanten
der Carabiniere, nein, besser beim Pre
tore ab!...."
U Barone sah die ganze Szene vor
sich; er befand sich mit unter dem
Haufen, hört« mit unheimlicher Deut
lWeit die Stimmen der einzelnen
Bauern.... Die Kinder hatten sich damit
Unterbalten, den Hut auf eine Stange
zu stecken; und hinter dieser improvisir
ten Fahne her bewegte sich das ganze
Dorf gegen die Prätur iu.
zutheilen und den Hut an sich zu rei
ßen....
Ohne daß er wußte, wie's geschehen,
sah er sich plötzlich auf der noch Santa-
Stuude von der Villa entfernt. Eine
geheimnißvolle Kraft hatte ihn zur
Porta Eapuana hinaus und weiter
von W«g zu Weg, von Pfad zu Pfad
ragen sah. Da blieb er mit einem Ruck
stehen, leuchenid, staubbedeckt, erschrocken
vor seiner eig«nen Narrheit.
begab sich zu Compariello, um sich
Kräste zu holen. Der Absinth pflegte
die Dünst« in seinem Kopfe zu zerstreu
en, sein Bewußtsein zu llaren.... Was
war ihm nur eingefallen?.... Ja, nach
der Villa wollte, muhte er; aber nicht
zu Fuß, als Vagbund, wie er es bei
nahe gethan hätte. N«in, mit standes
gemäßem Auftreten, mit einer lustigen
Gesellschaft von Jagdkumpaneu und
lebenslustigen Schönen oder in Beglei
tung Marinella F...
Eine heftig« Versuchung überkam
ihn, die ganze Welt, den himmlischen
Vater mitsammt Mephistopheles her
auszufordern.... Aber er überlegt« recht
zeitig, daß die braven Landleute ihn
rhnedies als Wüstling und Gottlosen
aus dem schivarzen Brett hatten und es
nicht gewesen wäre, diesen
Skandal Aergerniß zu geben. Er wür
de sich ihren Haß zugezogen, die Mei
nung hervorgerufen haben, ihm wäre
es darum zu thun gewesen, dem An
denken feines treuen Aeners einen
Schimpf anzuthun. Viel besser war es.
allein hinzugehen, gut« Borsätze zu
zeigen, einige Almosen zu spenden....
Zwei Tage lang balgten sich in sei
nem Innern die widersprechendsten
Pläne miteinander herum, während er
sich äußerlich mehr denn je zusammen
nahm, krampfhaft bemüht, den fröhli
chen, gedankenlosen Lebemann von
sonst hervorzukehren, ob er nun im
Jagdklub oder an Marinellas Seite sich
besand ober mit Freunden im Cafe Eu-
Wisen Vorwirf Usilli/ zu. welcher
meinte
„Du trinkst, auf Ehre! zu viel grü
nes Gift, Santasusca, und rauchst all-
Aber U Barone tran-k und rauchke
nur mechanisch, fast ohne es zu wissen.
Am dritten Tag« hielt er es nicht
länger aus. Obgleich weder in den Zei
tungen, noch im Gercde der Leuie ir
gend etwas vorgekommen war, das
geeignet geioesen wäre, ihn zu beun
richigen, so tonnte er doch diesen Zu
stand der Ungewißheit nicht länger er
tragen. Er mietete in Biazzis Reit
schule, wo er gut bekannt war, ein jun
ges, schönes Pferd und durchritt darauf
die Kreuz und Quer die belebtesten
Straßen von Neapel, indem er es ab
sichtlich im dichtesten Guoiihl karakoli
ren ließ und so die Verwünschungen des
Publikums, d«r Kutscher und Straßen
verkäufer hervorrief. Seine Absicht da
bei war, sich vor ganz Neapel im Be
sitz strotzender Gesundheit, übermüthig
ster Lebenslust zu zeigen, gerade als
wär« nie etwas vorgefallen, dessen ein
DiMahrheit zu sagen, war das alles
höchst überflüssig. In ganz Neapel lräh
deckt mit dichtem, regenschivangerem
Gewölk. Von der See her wehte ein
scharfer Wind.... Bald begann es zu
In Sicht des Dorfes angelangt,
setzte er sein Pferd in Schritt. Und es
war Zeit. Das brave Thier hatte schon
begonnen, Zeichen der Unlust zu geben.
Warum sollt« eS, dessen Gewisse» rein
war, sich uni fremder Schuld willen die
Glieder zu Grunde richten?
Er ritt, besprüht von einem feinen
Rieselregen, im Schritt weiter, bis er
die Villa vor sich liegen sah. Trübselig
tehnte sich das weitläufige Gebäude am
Fuße eines Abhangs; trübseliger heiite
noch als sonst hinter dein dichten Re
genfchleier, mit der grauen Lust als
Hintergrund.
Beim Anblicke dieses Hauses, dessen
Geschichte eine lange Reche düsterer Fa
m,i!Än«reigmsse war, und das jetzt in
seinen Mauern die Qual seines Lebens
barg, hielt der Baron an und holte tief
Athem. Dann ließ er den Kopf sinken,
entmuthigt, vernichkt, mit dem Gefühl
eines Mannes, der sein Todesurtheil
gehört hat.
Woher diese plötzliche Traurigkeit?
Hatte der Regen sie vom Himmel her
ab-, hotten die Gebauten sie herausge
tragen a,us den Tiefen des Gewissens?
O. wenn hätte aufhören kön-
Zwar, was seine eigene Person be
trifft, fühlte er sich fähig, aus der von
ihm selbst aufgestellten Prämisse die
Folgerunzen zu ziehen; aber die andern,
die andern! Denen hieß es jede Gelegen
heit zu indiskretem Eindringen in sei.ie
Angelegenheiten nehmen. Er mußte,
mußte unter jeder Bedingung jenen
verdammten Hut auffinden.
Langsam war er auf den Punkt ge
langt, zwischen den, Hut und dessen
todtemHerrn nicht mehr klar unterschei
den zu können. Jedenfalls aber war
von diesen beiden feindseligen Schrecke
gestalten Prete Eirillo nicht die schlim-
Der Prete, das fühlte der Verbre
cher, hätte ihm in christlicher Barmher
zigkeit möglicherweise verzeihen tönnen;
der Hut niemals.
Diese neuen Reflexionen, auf dem
Schauplatze der That entstanden, ver
drängten jene andern, welche die Ein
samkeit des Zimmers erzeugt hatte...
Das Pferd wollt« nicht mehr reckt vor
wärts. Immer höher stieg das Gewit
ter hinter den Bergen auf. Ein dichter
Traurvorhang schwarzer Wollen ver
deckt« Himmel und Meeresstrapd, und
der Regen rieselte in Schnüren nieder,
mit wechselnder Gewalt ihm ms Gesicht
peitschend; dazwischen hinein flammte
das Wetterleuchten und machte das
Thier scheu.
U Barone betrachtete das Schauspiel
düsteren Blickes. Angesichts dieser em
pörten Natur, des Donnergerolls, der
zuckenden Blitze lam er sich vor wie ein
Strohhalm in der Gewalt der Elemen
te. Er fühlte sich willenlos in der Hand
jenes PerlMgn'isses, welches Menschen
und Dmge schafft und vernichtet. Und
vor dem Wetterstrahl dieser Erkenntniß
verschwand, was an nebligen Resten
t«r Vorurtheile seiner Kindheit etwa
roch in ihm übrig war. Ist der Blitz
schuld daran, daß er den armen Land
schmettert hat? Menschen wie Blitze,
alle sind wir blinde Werlzeug« der
Urlräfte.... Vorivärts!
Das Psird stieß ein Gewieher aus,
schüttelte die Mähn«; und in der Hal
tung und GeniUlhsversassung eines
Siegers hielt Seine Excellenz der Ba-
Einzug in das Dorf, das seinen Namen
führte.
Der Schall der Hufeisen auf dem
Pflaster lockt« di« Leute an die Fen
ster. Alle erkannten U Barone, und er
war stolz, daß st« ihn so sahen. Aus den
Hausthüren, den kleinen Kaufläden
streckten sich in Mützen und Hauben die
Köpf« der Neugierigen vor; di« Leute,
die sich auf der Straße befanden, bück
ten sich in Ehrfurcht fast bis zur Erde.
U Baron« lenkte sein Pferd in ein
enges Seitengäßchen, wo er Halt mach
te, um das Wetter vorübergehen zu
lassen. Der strömende Regen, mit
Schloßen vermischt, prasselte aus die
Dächer nieder, peitschte Mauern und
Pflaster, braust« gurgelnd und schäu
men» die engen Abflußlanäle entlang.
.Wer von euch ruft mir den Sekre
tär her" sagte Seine Excellenz.
Ein kleiner Junge rannte fort wie
Pfützen gesprungen und verbeugt« sich
Dieser hatte mittlerweile die Zeit be
nutzt, um an die Umstehenden einige
leutselige Fragen, betreffend den Tod
des armen Salvatore, dann die Aus
seien aus, die
der Frost zerstört, bei der Korallenfi
schern gewännen die Burschen kaum
mehr als die Ohrgehänge für die Lieb
ste, und die Steuern fräßen alles auf...
Unter den rotken Wollmützen, unter
der dunklen Rinde, mit welcher Hitze,
Kälte und Zeit die Gesichter überzogen,
erkannte U Barone manchen Spielte
geben!" riefen Männer und Weiber mit
so viel Aufrichtigkeit in Blick und
vorzustellen, das er im Hause
uns da dn neu« Hut iwch nicht an sei.
Z 4. Kapitel.
Barons Gesicht.
„Wie geht's, Don Antonio?" rief
er auS, heftig die Hand zu nick reißend.
ten als dem sichern, ruhigen Port. Biel
leicht gibt es jenseits di«fes Hafens
auch ein Paradies.... Jedenfalls ver-
der es nicht, der nicht daran
und verschwommen wie Nebelbikder das
Hirn des Barons durchkreuzten, wäh
rend er dem Gemeindeschreiber nach
der Villa folgte.
Unterwegs theilte ihm Jermolino
mit, ein gewisser Giorgio, Nesse des
verstorbenen Salvatore, habe sich ihm
mit einem Brief vorgestellt, welchen die
ser letztere ihm etwa einen Monat vor
seinem Tode geschrieben, und in wel
chem er gedachten Neffen zum Erben
einiger Habseligkeiten, sowie eines al
ten Gewehres eingesetzt hätt«.
„Ich kannte den Burschen und wuß
te auch, daß Sslvatore sich mit der
Absicht trug, ihm sein« Sachen zu
hinterlassen, so daß ich leinen Anstand
auch vorgestern geschihen ist... Habe ich
unrecht gethan. Eccellenza?"
„Recht habt Ihr gethan," sagte der
Baron. „Wo ist der Bursche zu Hause?"
„Dort oben, in der Ortschaft, ge
nannt La Falda, Excellenz. Er betreibt
dort das Wirtihsgeschäst „Zum Be
suv."
U Baron« sprang voni Pferde, band
das Thier an eine Gitterstange und
dankte dem Sekretär für seine Mühe
waltung, wobei er ihm einen Silbertha
ler in die Hand drückte.
Jener dankte mit tiefem Bückling
und indem er sich in jeder Hinsicht zur
Verfügung stellte.
Der Regen hatte aufgehört. Baron
Eoviolano di Santafusca blieb einen
Augenblick auf dem Vorplatze vor fei
nem Hause stehen, den Blick hinaus nach
dem Horizonte gerichtet, wo zwischen
feuchten Woltensetzen hi« und da schon
blaue Himmel hervorsah. Seim
Als es ihm wied«r zum Bewußtsein
lam, verspürt« er einen talten Schau
der, und sein Vorhaben erschien ihm
entsetzlicher als je. Es handelte sich frei
lich nur darum, noch zwölf bis fiinf
einein Hute zu die Vollsüq
rung dieser kleinen Ausgabe schien ihm
unüberwindliche Schwierigkeiten zu
eiskalt, l.ein und hart wie ein Niest..
„Narr, der ich bm?" ries er aus und
schüttelte funs- bis sechsmal hestig den
Kopf... Dann betrat er, zu einem kräf
tigen Entschlüsse sich aufraffend, die
Villa. Mit einem kleinen Sckliissel öff
nete «r die Thür "der Terrasse und be
fand sich in derselben ebenerdigen Ga
lerie, in welcher er damals Prete Ci
rillo erwartet hatte.
tafusca zu theil geworden, die unbefan
genen Reden der Leuie hatten ihr. über
zeugen müssen, daß weder vom Prete
noch von dessen Hut etivas im Ort«
verlautete. —ln seinem Herzen er
wachte wieder eine matte Hoffnung,
und eine Empfindung, die man fast
zärtlich nennen könnte, begann sich un-
Skeptizismus zu regen.
Der Lenz war aus seinem Höhepunk
te. Blüthen, Blüthen überall,, auf den
Wiesenplätzen, den Hecken, den Bäu
men. Di« sonnig beglänzten Wege
dampften einen erquickenden Geruch
von feuchter Erde aus. Friede, der fröh
lich gedankenvolle Friede des hohen
Mittags lag ur» und über d«m alt«n
Palaste der Santafusca....
Was hatte «r doch den braven Leu
ten verfprochen? Bessere Zeiten! Ach,
lonnten bessere Zeitei aus dem ermor
d«kn Leichnam Doa Cirillos empor
ivachseu? O. hätten jene schlichten
Landleute gewußt, vor wem sie sich in
Ehrerbietung verneigten! Hätte Don
Antonio eine Ahnung davon gehabt,
!vaS die Hand gethan, die «r in seiner
Demuth hatte Nissen wollen!
Bon der Gcilerie aus versenlt« sich
d:r Blick durch die geöffneten Flügel
thüren in die Dunlclqeiten der lange,
Zimuierfluchtkn, in denen heute nur
mehr Erinnerungen und Fledermäuse
hausten. Univ es geschah etwas Seltsa
platzes wie der eigenen Geislesstimmung
bewirlt« in seinem Nopse einVerschwim
men des Einst mit dem Jetzt, des Ge
schehenen mit dem, was noch geschehen
mußte. Der Baron sah sich plötzlich an
zwei Zeitpunkten zugleich leben, der
art, daß er sich wiederholt dabei er
tappte, wie sein Blick di« Allee jinah
Bei der Borstellung dieser Möglick
selbst, aus der Erinnerung an das
Gräßliche, das die Erde bedeckte, hätte
er die Energie des Guten gesogen, wie
Liebe zur Menschheit sittliche Re^
ihm auf die Knie« gefallen.
„Sollte . . . sollte es vielleicht doch
einen gütigen Gott über den Wollen
ses Gedankens sich hüllend wie in einen
Mantel. .Aber wenn er existirt, war
um nimmt er nicht mein reuiges
ich sie nach und nach mit einem Leben
der Sühne abzahle? —lch würde nichts
ii,ehr für mich selbst besitzen; mein Ei
genthum wäre das der Armen. Ich
würde in diese Hütten das Gedeihen,
die Wohlfahrt bringen; die Hau« in der
Hand, würde ich persönlich diese Felder
bebauen, unter den glühenden Sonnen
strahlen, inmitten meiner Bauern, mit
denen ick das Brot uno Wasser ihres
elenden Mittagsmahls theilen würde...
Warum nimmt Gott diese meine
langsame Abzahlung nicht an? Wenn
er existirt, sieht er denn nicht die Auf
richtigkeit meiner Reue, meiner Vor
sätze? Sicht er nicht, wie fürchterlich ich
leide? Warum erüärt er sich nicht
selbst zum einzigen Nichter dieses arm
dielalte Galerie mit sieberischen Schri
tten durchmessend, jedes Bewußtseins
von Zeit und Ort bar.
Ein Gedanke, der ihm plötzlich vor
dem Geiste auftauchte, hemmte ihm den
"
" Beim Anblick des ehrwürdigen Grei
ses hatte er in seinem Herzen weiche An
klänge, alte, zärtliche Sympathien, er
ihn getaust, im Namen der Dreieimg-
Geseklschast geleistet und die bleichen
der Beichte des Mörders »or Schrech
gestorben sein. Oder aber die Bewahr
zurück, von dem er ausgeganMi» zur
'Ueberzeugung, daß in ihm oZein seine
Sicherheit, seine Ehre uold Freiheit
läge.
Mit Irastigem Entschluß« sich empor
Gebäudes entlang kam er Thor
bogen. welcher r» die Stallungen führte.
Er durchschritt eine niedrig«, spinnweb
durchzogene Holztammer; zwei Schrit
te weiter, und er befand sich am Ein
gange jei>e,z zwischen Haus und Um-
noch mindestens d«, Schutte ers.rder-
Dort lag still der Todte und erwar
tete ihn. Drei Schritte Entfernung
für ihn ein Ozean! Santasusca konnte
sie nicht machen; ja, er war schon im
Begriff zu fliehen; aber ein andrer
Santafusca stand hinter ihm, der ihn
„Vorwärts! Es gilt das Leben oder
den Tod!"
Noch versucht« er es, vorgestreckten
Halses um die Ecke zu spähen, ob er
den Haufen nicht sehen könnt«. Aber er
sah nichts.
„Vorwärts, Feigling!" schrie der
wahre Santasusca in ihm. Und mit
aus, gierig spähend.
Alles war ruhig auf seinem Platze.
Der Stein, der Sand die Ziegel
das Brecheisen, im Kalle halb begra
ben. Alles lag still da, in bester Ord-
Nichts. s 2
Aber noch war eine Möglichkeit da.
Den Rücktheil der Böschung, die das
aufgehäufte Material bildete, lonnte
hinten hingeflogen s«in?
Aber um sich darüber Gewißheit zu
verschaffen, mußte «r noch einen halben
Nichts.
„Verdammt!" knirschte er.
Da ließ sich ein leises Geräusch im
den fremden Mann aus lleiuen gelben
Der Brust des Barons entwand sich
ein dumpfes Stöhnen wie von einem
hält.
„Fort!" hriillte er. Eiligst floh der
der Willenskraft brachte sich Santa
ein« angeschlagene Drahtsaite.
Er siihlt«, daß seine Kräfte zu En
de gingen, und die Furcht vor dem
vor Hunden zu
zu jenem Hunde gesprochen?— Wie
lonnte er prahlen, Banquos Geist nicht
Gott hatte sein An«tbiet«n nicht an
genommen, folglich existirte Gott nicht.
Ein Gott hätt« Erbarmen haben müs
sen!
Es hieß nun von nenem ansang««
Taivator« war zwei oder
nach der That gestorben. In diese»
zwei od«r drei Tagen lonnte «r, miitziz
lad« au-i d«r Kommode und, fand sie
leer. Eil« zweStj ««dritte. Sr spähte
unter t»«i Kast«n, mlter er
betastet« d«n Strohsack von willen Sti
len. Nüvgenlds scard sich e-ivas vor...
Rathlis kehrte «r in den Harten zu,:
rück.
de« H»nd konnt«? «n Hut jw
auch in de» Garten oixr hck Treibhaus,
gesHkppt huben!
<l Baron? macht« d!» Runde d'icch
de» Park, durchstöbert» d»s WäldiHen.
suchte d» Gegend um den Springbrun
nen, dc>K Gewächshaus a», wo sich di«
HuNdehStt« befand. fand nickM,ls
«hger»gte Knochen.
(Fortsetzung folgt.)
Gerechter MiSgleich. Lehrling:
Ich bitt« um Erhöhung meiner monat
lich«!, VergütlWg; ich belixmne weni
ger als all« meine Bekannten in größe
ren Geschäft«,. Prinzipat: Ja. dc>
für lernen Tie h«i mir auch weniger.
Von, Kasernenhof. Kanonier:
Ich möchte um drei Zage Urlaub bit
ten, n«ine Großmutter liegt im. Ster
ben. Hauptmann: Fahren Tie,wenn
ab«« die Alte in drei Tagen nicht todt
ist.hol' Sie d« DtikU . .
Aür die Küche.
Kasta n i en siip p e. Nachdem
man die äußere Schale von so vielen
Kastanien, als-man braucht, entfeint
hat, brüht man st: mit lochendem Was
ser und häutet sie ab. Dann dünstet
man sie rn etwas Butter und Zwiebeln,
streut ein wenig Mehl darüber und
füllt nach und nach mit Fleischbrühe
auf. Dann treibt man die Kastanien
durch ein S«b, verdünnt so viele wie
nothwendig mit Fleischbrühe, läßt die
Suppe nochmals aufkochen und richtet
jse überKalbsmUchwUrfeln und gebähte
Semmel- oder Weißbrotschmtten an.
Filet in G>. lee. Gespickte und
gebratene Rindslende wird nach dem
Erkalten in gleichmäßige, schöne glatte
Scheiben zerschnitten, woraus man eine
Form mit Provenceöl bestreicht, den
Boden mit einer Schicht Fleischschei
ben, kleinen Psesfercsirken, Citronen
scheiben. Petersilie geschmackvoll aus
legt, mit Aspic übergießt, das man auf
Eis erstarren läßt, und dann mit dem
Füllen fortfährt. Nachdem das Gelee
einige Stunden kalt gestanden, stürzt
man es auf'eine Schüssel und servirt
es mit Remoul.denfauc« zum Früh
stück, Abendessen oder auch als Zwi
schengericht zu Mittag.
Win te sser t. Ein Pfund
möglichst gleich großer Maronen wild
geschält, in Wasser abgekocht und von
beiden Häuten befreit. Dann werden
gut ein viertel Pfund Zucker, geschmol
zen, die Maronen hineingeschüttet und
rasch im Zuckersyrup glacirt. Man
schüttet sie auf eine flache Schüssel mit
silbernem Rand und übergießt sie mit
feinem Arrak. Diesen zündet man an
und gibt das Dessert brennend zur Ta
fel. Kleine trockene ButtercakeS «eicht
man nebenher.
Matelote von Ochsen
schwan z. Ein frischer Ochsen-
Sauce mit einem Löffel in ebenso viel
Mehl geknetetem Butter, thut einige
kleine, in Butter, gelb gedUirstele,'Zwie-
Sardellen. Beim Anrichten schichtet
man das Fleisch in der Mitte der
Schüssel auf, garnirt es mit Semmel
pignons und gibt die durchgeseihte
Kohlkucheninit Pi lzsaa» c e
undWien«rW ii r st ch e li. Dies
wenig bekannt» Mittagsgericht ist von
so vorzüglichem Geschmack, daß jede
Hausfrau es in ihren Küchenzettel aus
nehmen sollte. Man schneidet einen
Weißkohlkopf in Stücke, entfernt die
Blattrippen, kocht ihn in Salzwasser
gar, kühlt ihn in kaltem Wasser, und
drückt ihn fest aus. Dann wiegt man
den Kohl fein, stovt ihn mit, einem
Viertel Pfund geschaltem, oder, auch
durch die Fleischmaschine gegebenem
Speck, etwas gewiegter Petersilie. Zwie
bel und Salz durch und verrührt den
Kohl mit dn in Milch erweichten, aus
gedrückten Krume von 4 Brötck»n so
wie 5 bis k Eidottern. Man würzt
die Masse noch mit etwas Muswtblü
the, zieht «n festen Eiwritzschn« hin
durch, füllt sie in eine gut vorbereitete
Form un» backt den Kuchen im Ofen
lichtblau». In der Zeit bereitet man
aus eine.» weißen Buttermehl, Bouil
lon, Sa b Pfeffer und gedünftrten, ge
wiegten Champignons ein« Druce, die
man eine Viertelstunde langsam lochen
läßt, bevor man sie durchseiht und
durch imge mit einem Lösfil Sahne
verquirlte Eigelb vollendete Sowi»
man dm Kohltuchen auf eine große,
flache Schüssel stürz», legt man die
Würstchen einige Minuten it, siedendes
Wasscr, umkränzt den KMen damit
und gibt die Sauce sowie: nach Belie
ben -»ch Salzlartosfeln inÄenher.
Kji feau 112 l au Drei Löffe!
Me!>l werden mit der nöthigen kalten
Mich zu einem zarten Teiglein ve»
rührt. Nach und nach schlägt man ä
EiÄ hinein und: rührt! 5 Unzen gerie
benen guten Aüst darunter. Sodann
die Masse noch mit zwei bis zwei
uird einer Haiden Tasse heißer Milch
v«dünnt, se'>i leicht gesalzen und in
,-we gut gebrtterte Auflsufform ge>ps»
!<n. In 20 bis 30) Minuten ist» die
Speise in h'thtm Oje», fertig und «uß
sofort servirt wers«r.
Sch m >e.wetn. Bon drei
»Viertel Uiq« in Ä Vßiöffeln mar
inier Milch, aufgelüst« Hefe inachjt man
jin der DÜtte vuw «i»»m Pfund Wehl
ein HefeMck, welches man an- einem
warmen Orte läßt». Zwei
Unzen Outter oewörmt mZn. eine
Priese Salz, 4Gid«tter und cchiige Eß
löffel »01l Rahm verquirlt man,
gibt Uts ui>»> die Butter zw dem auf
gegorenen HHrstück unk tneirt da»
Meh.i hinein. Ss muß ein weicher,
glatjrr Tei« wie zu einem Brote fein,
ist »r zu W geworden, jo fügt man
noch etlv«s süßen RahM hinzu, deckt
dkn Teig leicht zu u»d läßt ihn an
i'<armer Stelle ausgeb». Dann formt
nan ca. 2 Zoll große Bälle davon,
dringt in einer breiten Kasserolle ein
Drittel Quart Waffer mit 12 Unzen
Schmalz zum Sieden, legt die Nudeln
hinein, deckt sie fest zu und läßt sie rasch
dämpfen, bis si« zu prasseln beginnen,
dann werden die Nudeln in offener
Kasserolle von beiden Seiten goldgelb
gebacken und gibt sie tvarm mit einer
Obftfauc« oder mit Compot zu Tisch.
Nach B«lieben kann man sie auch mit
Zucker und Zimmet bestreuen. 3