Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 11, 1897, Page 2, Image 2

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    2 WiMe'S Kchütztwg.
Willie Arendt war der einige S»hn
einer arme« deutschen Wittwe in Chi
cago. Es ying knapp zu daheim, und
der Knaibe war genöthigt, schon mit
junge» lahren etwas verdienen zu
Helsen. So war seine Mutter froh,
als er eine Stelle als Lousbu-rsche in
dr gvoßen Bauinwoll - Spinnerei von
Rcwdall Co. erhielt. Der Wochen
lohn war freilich nur gering, aber er
half doch ganz dedeutend, die Kosten
des kleinen Haushalts zu bestreiten.
Und als fleißiger, strebsamer Junge
und guter Sohn fimte sich Willie dar
über, und als er nach Verlauf eines
Jahres eine Lohnerhöhung erhielt und
die Mutter den alten Herrn Randall,
das Hauptmitglied d« Firma, auf
suchte und sich dafür bedankte, da
wurde ihr mitgetheilt, daß man mit
Willie sehr zufrieden sei. Als Willie
1K Jahre wurde, beforderte man ihn
wieder. Er erhielt den Poster an
einem der Frachtfahrstühle, und dies
war ein Beioeis, daß man ihn stir zu
verlässig und tüchtig hielt, demi die
Arbeit an Fahrstühlen erfordert« viel
Aufmerksamkeit emd starke Muskeln.
Wer war stolzer.aliZ Willi«! Seit lan
ger Zeit war es fiin Wunsch gewesen,
diesen Posten zu erlangen, denn die
Bezahlung war hier die doppelte als
vorher, und alle Laufburschen der
Firma hegten dm großen Ehrgeiz, am
Fahrstuhl angestellt zu werden, sodaß
seine Beförderung auch zugleich «ine
große Auszeichnung für ihn war. Als
er an jenem Abend heimkam, da
herrschte Heller Jubel in dem kleinen
Häuschen der Vorstadt, denn nun war
das knappe Leben vorbei und man
durste sich besseres und reichlicheres Es
sen und hie und da «ine kleine Erho
lung gönnen. Di« Mutter lobte ihren
braven Jungen und war ganz stolz auf
bald umgehen, als wenn er auf einem
New Orleanfer Cotton - Dampfer ge-
kein Unfall Nach
Owes Tages kam Decify, die Enke
lin. und der Liebling des alten Herrn
die Kleine in der Obhut des Großva
ters. Lebhaft aber, wie alle Kinder
ihres Alters, entzog sie sich bald den
Liebkosungen und Blicken des alten
Herrn, und stöberte in alle Ecken und
herum. Dabei kam sie auch nach dem
schweren, großen Fahrstuhl, in dem
Willie gerade zu jener Zeit Baumwolle
hinaufschaffte. Natürlich interessirte
dies das Kind, und auf das wieder
holte Bitten und Drängen nahm sie
Willie mit auf feine Fahrten hinauf
und hinab, wobei das Kind laut auf
jauchzt« vor Freude. Ab und zu lief
sie wie der Wind in das kleine Privat
bureau ihres Großvaters und rief:
„Oh.es ist ganz herrlich!" und ehe man
ihr etwas erwidern konnte, war sie
wieder zur Thür hinaus und im Fahr
stuhl drinrsn. Der alte Herr aber, der
Willie's Vorsicht und Zuverlässigkeit
Eben war sie wieder bei ihm Hin
ousgehufcht, hatte wieder jubelnd He
msen: „Großpapa, es ist ganz prach
tig auf dem Fahrstuhl." Da hatte d--:
ölte Herr seine Uhr gezoge« und hattr
ihr nachgerufen: «Daisy,-es wird jetzt
Zeit komm' zurück. In einer hal
>Hen Stunde geht Euer Zug." Und
Daisy. ganz erhitzt vom rchchen Lau
fen, hatte rasch gebeten: „Rur noch
einmal herauf und herunter, bann bin
ich wieder da." Und damrt war sie
abermal« verschwunden, während ihr
Großvater sich über seine Büch« bückte.
Da, plötzlich! ein dumpfer Krach
und dann ein wüstes Gepolter, von
„Der Fahrstuhl!" rief Alles ent
setzt, und der alte Herr erhob sich lei
chenblaß, während ihm die Kniee
wankten und er, so schnell ihn seine
alten Beine tragen wollten, nach t»r
Scene des Unglücks eilte.
Jetzt staiN er vor der Thür, die de»
tiefen, weiten Schacht verschloß, in
dem sich die Vufzugsmaschine soeben
noch blitzschnell bewegt hatte. Mit
zitternder Hand Lffnete er und beugte
sich dann weit vor. In dem fchwar
> .Ist Jemand verletzt?" ri»s « m'lt
schwacher Stimmt hinab in dk Dv»»
kelheit.
Da erscholl über ihm das klägliche
Weinen eures Kindes Daisy'!
Stimme. Zu. es war über ihm. Zu-
Stock, amSchacht des Fahrstuhls,
chsn entgegenstreckte. Neben ihr aber
lag Willie bewußilos, bleich, aber
bebend. Das eine Bein mußte gebro
befann, aber Du kamsst doch, Groß
papa, nicht wahr, zu Dvify?" Und sie
gab ihm «wen Kuß, jetzt schon wieder
Nach sechs Wochen traf Willie wie»
Und Abends ließ Herr Randall den
Schulter.
Deine Pflicht gethan, Indem Du Dein
eigenes Leben auf's Spiel setztest, um
das meiner Enkelin zu retten. Hier,
nimm das" er gab ihm das große
Bild seiner Enkelin in schönem golde
nem Rahmen „das schenkt Dir
Daisy selbst. Und hier ist noch etwas"
damit überreichte er ihm ein zusam
mengefaltetes und mit Siegeln verse
henes Papier, „das ist von mir. Du
Hast's verdient. Bleibe wie Du jetzt
bist, mein Junge, und es kann Dir
später im Leben einmal nicht fehlen."
Willie err'öihete bis unter die Haar
wurzeln bei soviel Lob. Als er drau
ßen das Papier entfaltete, da fand er,
daß es die Besitzungsuriunde war von
der kleinen Cottage in der Vorstadt,
wo er und seine Mutter bis jetzt zur
Miethe gewöhn! hatten.
Soll ich die Geschichte noch weiter
erzählen? Mao kann sich den Rest
Wohl denken.
Willieist heute ei« junger, stattlicher
Mann, der sich schon einen ganz mar
' Man sieht ihm nicht mehr an, daß er
vor einigen Jahren noch den Fracht
fahrstuhl in der Spinnerei von Ran
dall ck Co. gegen ein immerhin niedri
ges Wochengehalt auf und nieder ge
fahren hat, denn seine Kleidung ist
heute elegant und sitzt ihm wie ange
gossen. Der alte Herr Randall hält
«roße Stücke auf ihn und hat Willie,
trotz seiner jungen Jahre, schon vor
einiger Zeit einen verantwortungsvol
len und gutdotirtenPosten im Geschäft
gegeben.
Es heißt sogar, daß Willie nächstens
als Partner in's Geschäft eintreten
solle und daß er Daisy Wolcott, die
Enklin des alten Herrn, im Früh
jahr heirathen werde. Darüber indeß
weiß ich nichts Gewisses. Sicher ist
nur, daß Daisy niemals ihren Retter
von damals vergessen hat und daß sie
ihn jeden Sommer und jeden Weih
nachten auf Besuch zu ihren Eltern
einladet. Ob das was zu bedeuten
hat, das vermögen vielleicht Leute, die
in solchen Dingen besser Bescheid als
ich wissen, «he: zu sagen.
Kürzend deutlich. A.:
'Du, was hat denn Deine Frau gestern
gesagt, als Du mit uns etwas spät
aus dem Wirthshaus heimgingst?
Professor: Viel hat sie gesagt! Ä.:
Nr-, was denn? Professor: Das
Ptüdikat war stets im Futurum, Sub
jekt hieß immer .ich" und das Objekt
regelmäßig..Dich," jetzt kannst Du
Dir'k denken!
—Ä n einem Geschäft. Der
Chef (zu einem fremden
„Was thun Sie hier?" Der fremde
Kommis: .Verzeih'» Sie. ich warte
auf Herrn Stern!" Lier Chef (wü
thend): „Hier ist doch keine Stern-
Warte!"
rier-Club beigetreten un.d hier finde
ich Sie, wie Sie Fleisch essen?".
„.Aber nur von pflanzenfressenden j
Thieren!""
Aas
Pvn Dr. Richard Garnelt.
In den Jubeltagen von Kaiser Au
relian's Machtherrschaft, als der starke
Arm dieses Imperators Rom empor
hob und Palmyra in den Staub streck
te, als er seine Hauptstadt mit Wällen
umgab fünfzig Meilen im Umkreis,
Tetricus und Zenobia im Triumphe
durch die Straßen führte, Elephanten
unter die Senatoren verschenkte, Etru
rien zu Weinland auftheilte und in
Momenten der Muße die Unterdrü
ckung des Christenthums als ein un
tergeordnetes Detail, ein bloßes Wel
lengekräusel aus dem weiten Ocean
seiner Staatskunst ansah zu dieser
Zeit wurde Bahrain 1., König von
Persien, unruhig in seinem Sinn.
„Dieser kriegerische Emporkömmling,
dieser Liebling Fortunas, dieser her
gelaufene Aurelianus" so dachte der
Perser „hat eine unziemliche Ge
wohnheit, legitime Fürsten zu besiegen
das göttliche Recht in den Augen de»
Pöbels herabzusetzen. Die Haut sei
nes Valerian hängt zu dieser Stunde
sorglich mit Stroh ausgestopft in dem
Tempel zu Ktesiphon. den unsterbli
chen Göttern ein wohlgefälligesSchau
fpiel. Wie würde sich meine eigme
Haut in dem Tempel des Jupiter Ca
pitolinus ausnehmen? Ich darf mir
dieses Bild gar nicht ausmalen. Ich
will meine Gesandtschaft zu Aurelian
schicken, um ihm einen überwältigen
den Begriff von meiner Größe beizu
bringen. Aber wie dies anstellen?"
Er berief also seine Rathgeber
die Veziere, die Krieger, die Magier,
die Philosophen und redete sie also
ain
„.Der König erweist Euch die Gnade,
in einer wichtigen Sache Euren Rath
Roms schmeicheln, ohne dem Stolze
Persins etwas zu vergeben—ich möchte
mir Aurelian geneigt machen und ihn
gleichzeitig demüthigen,— wie kann
das geschehen?"
Die Veziere, die Magier, die Krie
ger mucksten nicht. Lautloses Still
schweigen herrschte in der Versamm
lung, bis endlich der weise Marcobad
kam, sich zu Boden warf und sprach:
„Unvergängliches Leben Dir o Kö
mtg! In alten Zeiten —wie uns von
unseren Borfahren überliefert ist
ten. denßogen spannen und die Wahr
heit sprechen. Der Perser reitet und
ist ein guter Schütze bis zum heutigen
Tage. Die Wahrheit sagen jedoch
dieses Vorurtheil wurde gelobt sei
Weise erfreust Du ihn durch die Gabe
habe das Purpurkleid Ihrer Majestät
der Königin im Sinn, derengleichen
von den äußersten Länderstrichen In
diens."
„Dein Rath gefällt mir", erwiderte
daß ich ihr nichts abschlagen kann.
Ich rathe Dir deshalb, Dich mit thun
lichster Beschleunigung aus dem Stau
neigt finden!"
Der Philosoph verließ eiligst den
Hof Sr. Majestät und sein Amt als
die über den Vorgang berichten, der
Purpur des Kaisers und der edlen
Matronen im Vergleich damit aschgrau
den äußersten «rqangen In
diens", antwortete der Philosoph.
Gunst der Götter, es ist im Wesentli
barischcs Ungeziefer zu vertilgen habe.
Ich will Dich deshalb nach Indien sen
den, auf daß Du die Wahrheit über
den Purpur persönlich feststellen
kannst. Kehre ohne ihn nicht zurück,
Das Kleid wird einstweilen im Tem
pel des Jupiter Capitolinus aufbe
wahrt werden; möge er es und auch
So wurden in diesem Zeitalter der
Finsterniß zwei große Philosophen der
Armuth preisgegeben und gezwungen,
in unwirthliche Lande zu ziehen, der
eine, weil er einen König berathen,
der andere, weil er versucht hatte, ei
nen Kaiser zu belehren. Aber dabei
sollte es nicht sein Bewenden haben,
denn nachdem Aurelian nach der Ab
reise der Gesandtschaft noch durch 16V
Tage als Gott gefeiert worden, wurde
er durch seine eigenen Generale er
schlagen. Ihm folgte Tacitus, der
unter der Wucht der Krone zusammen
brach, diesem Probus, der bei einer
Emeute umkam, diesem Carus, der
vom Blitze gefällt wurde, diesem Cari
nus, dem ein von ihm Mißhandelter
das Leben raubte, diesem Diokletian,
der, nachdem er sich zwanzig Jahre be
hauptet hatte, es weise unterließ, die
Geduld der Götter noch weiter auf die
Probe zu stellen und sich zurückzog,
Kohl zu pflanzen. Alle diese Herr
scher. so völlig verschieden in jedem Be
tracht, stimmten in dem Wunsche über
ein, die Purpurfarbe zu besitzen, und
als der Philosoph nicht zurückkehrte,
schickten sie immer neue Boten auf die
Suche nach dem kostbaren Stoffe. Sehr
ungleichartig war das Schicksal der
Abgesandten. Manche fielen in die
Klauen der Löwen, manche dem tödt
begegneten schön bewimperten, dunkel
lockigen Jungfrauen, die ihr Haar mit
Blüthen geschmückt hatten, oder beim
Mondschein in mit Lotosblumen be
decktenTeichen badeten,gaben ihre Nach
forschungen aus und lebten fortan
idyllisch im Palmen- und Feigen
baum - Hainen. Manche wieder wen
deten sich den Lehren der Gymnosophi
sten zu, legten ihren Leib aus stachlige
Lager, den Schlaf zu scheuchen in der
Hoffnung, im zwanzigsten Himmel
aufzuerstehen und all' diese roman
tische Mannigfaltigkeit der Schicksale
war das Werk eines winzigen Insek
tes, das achtlos herumkroch, unbeküm
mert um den Purpur, den es in das
bunte Gewebe des menschlichen Da
seins wob.
» « 5
Einige dreißig Jahre nach der Ab
fahrt der persischen Gesandtschaft tra
fen zwei Reisende, welche auf verschie
denen Wegen die Hügelkette herabge
stiegen waren, aus dem äußersten
Rande eines kleinen Thals im Lande
jenseits des Ganges zusammen. Es
war früh am Morgen, die Sonne hatte
noch nicht die zerklüfteten Berge des
Thals überschritten, so daß die Tiefe
noch in Schatten getaucht dalag, von
durchsichtigen Thauperlen glitzernd,
während das von den Bergesgipfeln
umgrenzte Oval des Himmels im
Glänze des tiefblauen Saphirs leuch
tete. Bogelgesang ertönte durch das
Farngebllsch und die Wasserlilien, die
sich auf dem kleinen See schaukelten,
lugten mit halbgeschlossenen Kelchen in
die Morgendämmerung.
Der Eine der Wanderer war alt,
der Andere ein Mann mittleren Al
ters. Ihre Kleidung war dürftig und
abgenützt, ihr Aussehen verrieth Er
den; aber während der Aelter« mit
mäßiger Geschwindigkeit sich bewegte,
wankte der Andere mühsam mit Hilfe
w chs lt Gruß und der
beweglichere von den Beiden, dessen
Blick nach Osten gerichtet war, äußerte
eine theilnehmende Bemerkung über
des Andern kläglichen „lch
seine Sandalen ablegend, enthüllte er
zwei Wunden, die den Fuß ganz durch
drangen.
lich zurück und blickte seinen Gefähr
ten mit Erstaunen und Mißtrauen
an.
„Ich sehe, was in Dir vorgeht,"
ohne Sorge, ich habe kein gerichtliche!
Verfahren durchgemacht. Meine Kreu
zigung war blos ein peinlicher, aber
löblichen Unternehmen, den wunder
baren Purpurstoff zu erlangen, zu
welchem Zwecke ich in diese Gegend
durch den Kaiser Aurelian abgesandt
worden."
Die Purpurfarbe?" rief baltig der
Perser, denn es war wirklich unser
philosophischer Freund, „hast Du sie
erlangt?"
„Ja, sie ist das Prodult von Insek
ten, die blos in einem bestimmten
Theil des Thales gefunden werden,
östlich von hier, und wohin man nur
gelangen lann, wenn man der Wach
samkeit der sieben Drachcn zu entgehen
weih/'
„Dir ist es also gelungen, ihr zu
entgehen? Und dann?" frug Marco
bad gespannt.
Ziel."
„Du trugst also den Farbstoff mit
Dir fort, Du hast ihn nun?" fragte
pur gefüllte Phiole vorweisend.
„Ach, gestatte mir, das Kostbare
naher zu besehen, denn meine Augen
Perser.
Mit diesen Worten entriß er die
Phiole den Händen Sorianus' und
ihm wüthend mit der Phiole auf den
Kopf; diese barst in Stücke, und der
kostbare Inhalt strömte Über das un
frottirtc fein Gesicht mtt
lassend.
Die Gnade der Reue ist uns selten
versagt, wenn unsere Missethaten uns
s w t ds k" ' lich
Mit Rücksicht darauf, daß Dein Kopf
auf Anatomie, meines auf Jurispru
denz. Soll die Materie über den Geist
siegen? Soll die Medizin, die un
sicherste Wissenschaft, das Gesetz aus-
Verstandes? Der gewissen Wahrneh
mung nach scheinst Du allerdings ei
nen Kopf zu haben mit dem Aug«
des Gesetzes gesehen, bist Du ein Kopf
lofer.
Kopfes mit meinem Körper eine essen
tielle Sache ist, während die Farbe des
Kopfes blos accidentell ist."
ten", wandte der König ein, „daß das
Geled gehalten ist. Dick, in Deiner ab-
dSsDu Dir den Purpur angemaßt
„Aber der Makel der Grausanikeit,
bist, wie Du zugeben mußt, im Besitze
eines Contrebande-Artikels befunden,
der nach dem Gesetze ausschließlich dem
verbirgt das Antlitz, die Rechtschasfen
heit trauert, die Unbestechlichkeit steht
Nein, mein Freund, Dein Kopf ent
behrt jeder Stütze. Wenn Du ihn zu
behalten wünschest, kommt es Dir zu,
zu beweisen, daß er seinem Besitzer,
nämlich mir, aus Deinen Schultern
mag ja vielleicht der Fall sein. Bist
Du etwa im Besitze eines Geheimnisses
in der Parfümen«, der Koch- oder
Schneiderkunst?" ,
den läßt —"
„Und doch jagen Alle dem Purpur
nach!" erwiderte der Monarch, „wie ich
ist ein kostbarer Preis!"
„Ich verdiene Deinen Spott, o Kö
nig, und will Dir nicht länger zur Last
Dienst erweisen, indem Du mich die
ses unglückseligen Kopfes beraubst
häßlich von außen, und wie ich fürch
felige Weisheit und seine gebrechlich«
Redlichkeit in den Bereich eines Hösel
bringt aber ich prophezeie Zeiten,
wo Philosophen es verschmähen wer
den, sich zu Dienern der Könige her
abzuwürdigen, vielmehr es Könige»
nur so zu regieren gestattet sein wird,
insofern sie den Weisungen der Philo
sophen gehorchen, Friede, Wissen,
Freiheit "
Der König von Agodhya besaß in
weit höherem Maße als gewöhnlich
Fürsten seines Alter» die Kunst, un
zeitgemäße Reden mit Anmuth zu un
terbrechen. Er winkte leicht einem
Höfling; ewe Klinge blitzte au» der
Scheide, und der Kops des Sorianut
rollte auf den Boden. Es erwies sich
bald, daß für den Glanz des Purpur
hauptes das Leben unerläßlich gewe
sen war. Im Verlaus einiger Augen
blicke hatte der Kopf ein so gespensti
ges Aussehen angenommen, daß de«
Rajah selbst ganz eingeschüchtert wur
de und den Befehl gab, den Körper
mitsammt dem Kopfe zu beerdigen.
Derselbe Vollmond, der die weißge
kleidete Menge beschien, die sich zu den
Begräbnißriten einer Bestattung in
Agodhya drängte, schien auch auf die
sieben Drachen, welche sich den Körper
Marcobads streitig machten. Aber
noch viele Jahre wurden die Mädchen
und Matronen Roms nicht müde, nach
dem gleißenden Purpur in dem Tem
pel des Jupiter Capitolinus auszu
schauen, ihn zu preisen und zu begeh-
TeZ Hann mcr uoht bald.
IPsälzer Mundar». Bon E. Croissaii»
„O mei", sagt der Michel,
„Guck Rösel, geb acht,
Ich han Dir schun zweemol
De Vorschlag gemacht:
Was wär jetzt des schee,
Wann mir zwee mitnand
Uns könnten vertrage,
Uns geben die Hand!
Mer dähten e Stübche
Recht sauwer und nett
Uns einrichte prächtig
Mit Schriinkche un Bett
Un mit eme Oefche,
Wo 'S Feuer drin kracht,
Wann Winters der Sturm heult
Un 's Schnee runner macht.
Bald däht ich Dir singe,
Bald kregfchte en Schmatz...
Jetz redd emol, Schatz!"
.Ja ja", m««nt die Rösel,
„Des g'fiel m«r ganz gut,
Das Singe und Pfeife,
Wann's schwer mer zu Muth.
Un noht erfcht das Stübche
j Mit Schriinkche und Bett,
Des däht mer erfcht gefalle
Ja, Michel, 's wär nett!
Und schließlich des Oefche
Im Stiibelche drinn,
Das hotzelt und brotzelt.
Nur eenes, das will mir
In's Köppch« nit geh':
Daß Dich ich sollt' nemme
„O mei", sagt der Michel,
„Wann Alles Dir gfallt
Des Hann mer noth bald!"
Eingegangen. „Ihre Frau
glaube ich, färbt ihr Haar." „Ach nein,
Lliuc Pskrdk.
Comprimirte Luft soll als Trieb
kraft bei den „pferdelofcn" Wagen ver
wendet wer».-n, welche die „New Jork
Cab Co.", allerdings vorerst nur ver
suchsweise, demnächst in den Dienst zu
stellen beabsichtigt, nachdem dieselbe
jüngst so unliebsame Erfahrungen mit
ihren streikenden „Cabbies" gemacht.
Vorläufig wird mit fünf derartig ein
gerichteten Wagen der Versuch gemacht
werden, und sollte derselbe zur Zu
friedenheit ausfallen, so wird die ge
nannte Gesellschaft diese Triebkraft
bei allen ihren Fuhrwerken in Anwen
dung bringen. Der hierzu nothwen
dige Apparat ist ungemein einfach con
struirt und läßt sich mit Leichtigkeit an
irgend einem der Fuhrwerke anbrin
teraxe des betreffenden Wagens befe
stigt wird. Die Wagen selbst sollen so
eingerichtet werden, daß sich eventuell
der für den Kutscher bestimmte Sitz
Motordrofchke.
desselben sitzenden Fahrgast mittelst
eines Rades oder Hebels in Bewegung
gesetzt und nach Belieben dirigirt wer
den kann. Schon seit länger als zwei
Jahren hat die „New Cab Co."
besserten Erfindung einen zufrieden
stellenden Erfolg erzielt. Auf den
Druckluft - Betrieb ist man deshalb
bewiesen hat und bei den Gas- oder
Gasolin - Motoren durch das Ausströ
men der Gase und der Dämpfe ein un
verurfacht wird.
Der Schachmeister.
Der alternde Weltschachmeister Wil
helm Steinitz, der bislang alle seine
Andersten, Blackburne, S.
M. Tschigorin u. A., besiegte, doch dem
EmanuelLasker.
einzigen Lasker, dem neuaiifgetaiichten
ment, ist es gelungen, den vielleicht
stärker als Paul Morphy, Kolisch und
Lasier ist am 24. December 1868 zu
Dr. Berthold Lasker erlernt.
Rentier Feiiwurst (auf der Mast
v!-hausstellung>: „Jetzt möcht' ich ein
Ochs sein, der erste Preis wär' mir
sicher!"
Wahrscheinlich. Arzt:
.Neulich habe ich einen äußerst compli
zirten Beinbruch geheilt, der Mann
wurde darauf Schnellläufer." —Herr:
„Wohl, als Sie mit der Rechnung
kamen?"
Eine Vollkommenheit.
Herr: „Haben Sie schon einmal in Ih
rem Leben ein« vollkommene Frau ge
sehen?" Dame: .Gesehen nicht, aber
gehört habe ich schon oft von ihr."
Herr: „Wer war denn das?" —Dame:
.Sie ist jetzt todt; es war die erste Frau
«eines Gatten."