Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 28, 1897, Page 2, Image 2

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    2 Zwei Wettern.
Ronald Reyburn und Axel Melville
waren Vettern, richtige Vettern. Nie
-I<ZO, die für die große Drygoods-
Firma Bellows <k Co. beschäftigt wür
ben. Zwei Jähre später hatte er so viel
in's Comptoir nahm und ihn zu
schwierigeren Arbeiten verwandte. Mit
18 Jahren verdiente der junge Mensch
so viel, daß Mutter und Schwestern
mit einigerSparfamkeit bequem davon
leben konnten. Mit 24 Jahren war er
von Bellows ck Co. als einer der tiich
tigskfl und zuverlässigsten ihrer An
aestellten anerkannt und außer einem
festen Gehalt waren ihm noch Procente
von dem, was durch seine Bemühungen
verkauft wurde, zuerkannt worden,
so daß er im Stande war. eine hübsche
kleine Cottage in der Vorstadt Cerro
Park auf Abschlagszählung zu erwer
ben, wo seine Mutter für ihn den
Haushalt führte-und ein gemächliches,
angenehmes Dasein hatte. Die beiden
Schwestern waren schon glücklich ver
heirathet. In seinem Aeußeren war
Ronald Reyburn ganz das Urbild ei
nes jungen, strebsamen Kaufmannes —
immer bedächtig, elegant aber unauf
fällig gekleidet, ruhig und leiden
schaftslos in feiner Sprache. Aber
sein Herz schlug, wenn auch für ge
wöhnlich mit ganz regelmäßigem Tick
tack, doch wahr und tief für seine Mut
ter, und die Firma, die ihm in jungen
Jahren schon eine geachtete und ein
trägliche Lebensstellung gewährt, liebte
«r mit fast gleicher Wärme der Em
pfindung.
Ganz anders geartet war Axel Mel
ville, sein Vetter. Er war eine Waise,
ober seine Eltern hatten ihm ein gro
ßes Besitzthum zurückgelassen, und so
verstrichen seine Knabenjahre auf die
denkbar angenehmste Weise. In einer
seinen Privatschule, in die sein Vor
mund ihn gethan, wurden ihm die An
fangsgründe der Wissenschaften gelehrt
und seine Talente, die ihn auf die
künstlerische Laufbahn wiesen, wurden
nach Möglichkeit gefördert durch com
petente Lehrer. Seine Feiertage und
Ferien verbrachte er regelmäßig im
komfortablen Heim seines Onkels und
Vormundes, eines Bruders feiner ver
simbenen Mutter, des Herrn Lesley.
Als er in die Jiinglingsjahre kam,
sandte man ihn nach her Kunstakade
mie in St. Louis, wo sein keimendes
fand. Mit 21 Jahren ging er behufs
eines dreijährigen Kunststudiums in
Paris und München, sowie zu Stu
dienreisen in Italien und Spanien,
hinüber über's Wasser. Und als er,
zum Mann gereift, zurückkehrte, da
sah «r aus und geberdete sich wie ein
flotter Künstler. Sein kleiner, schwar
zer Schnurrbart und die wallende
seinem breitkrempigen Hut und dem
Reinbrandt - Wams, ganz das Air
eines Eorreggio, und die' Mädchen, mit
denen der stattliche, reiche junge Mann
in Berührung kam, vergötterten ihn
insgeheim und mühten sich ab, ihn in
ihre Netz- zu verstricken. Er hätte nur
zuzugreifen brauchen, und an jedem
Finger hätte ihm eine schöne junge Er
bin gehangen. Aber merkwürdig, Axel
suhlte sich nicht hinzezogen zu irgend
einer dieser Schönheiten in der großen
Gesellschaft. Man erzählte sich von
ihm, daß er in seinem Atelier eine
wahre Auslest der reizendsten Modelle
habe, mit denen er Orgien feiere und
bis zur Bewußtlosigkeit sein Lieblings
getränk, den Absiirth, vertilge, und an
statt der Cigarren rauche er Haschisch
—so hieß es. Es mußte wohl etwas
Wahres an diesen Gerüchten sein, denn
man wußte, daß Axel Melville schon
mehrmals von der Polizei aufgegrif
fen worden war in verdächtigen Spe
lunken natürlich hatte er am näch
sten Morgen feine Geldstrafe prompt
befahlt, und die Behörden waren einem
» « »
Im Hause des Herrn Lesley war
mittlerweile dessen einziges zur
sonderlichen Reiz, der auch das Künst
lerauge iSres Vetters, des Bildhauers
Axel Mek'ille, befriedigt haben mußte,
b«x,ann dem Hungen Mädchen,
ihrerseits steigerte nur die Leidenschaft
Axel's, dem es etwas Neues war, ein
Mädchen ihm widerstreben und nicht
wie «ine reife F.ucht zu seinen Füßen
fallen j» sehen. Seine Werbunzen
Theil werden ließ!
Natürlich war Ines Weib genug,
um die zärtlichen Gefühle ihrer beiden
feurigen Anbeter und Vettern errathen
zu hoben. Ihrem Mädchenehrgeiz ge
währte es eine süße Genugthuung, ge
rade Axel, dem die schönsten und reich
sten ihrer Freundinnen umsonst nach
geseufzt hatten, haben. Zu
!>em brillanten, bestrickenden Künstler,
dessen Excesse und Ausschreitungen, so
weit ihr davon etwas zu Ohren ge
kommen war, ihr doch nur als Abson
ließ sie sich denn von jenem Tage an
die leidenschaftlichen Huldigungen
Axel's gern gefallen. Ihr Vater, des-
Außenseite Axel's die dunklen Flecken
seines Charakters nicht entgangen wa
ren, begünstigte diese Werbung nicht,
im Gegentheil. Aber er mußte sich
fügen welcher amerikanische Vater
hätte es nicht gethan? um so mehr,
als es ganz unverkennbar war, daß
unter dem Einflüsse dieser scheinbar
echten Liebe das Wesen des jungen
Künstlers sich zu veredlen schien, denn
die Gerüchte über dessen tadelnswer
then Lebenswandel verstummten bald.
Axel hatte sich „reformirt", wie es
hieß.
Und so war's denn fiirNiemand eine
Ueberraschung, als bald darauf die
formelle Verlobungsanzeige veröffent
licht wurde und einige Monate später
die Hochzeit stattfand mit allem Ge
pränge, das Axel's zu Glanz und
Pracht geneigter Sinn für unerläßlich
hielt. Die Reihe von t»t>l<>»»x vi
vant«, die am Abend im Atelier des
Bräutigams zur Belustigung der zahl
reichen Hochzeitsgäste vorgeführt wur
den, machten noch auf Jahre hinaus
in der Stadt von sich reden denn sie
waren ebenso schamlos und sinnlich
verführerisch gewesen, wie sie anPracht
und genialer Auffassung alles bisher
Dagewesene überflügelt hatten.
Das junge Paar trat eine Reise nach
Italien an, und dann kehrte es nach
Jahresfrist zurück zu den heimischen
Gestaden. Bald darauf wurde ihnen
ein Kind geboren ganz das Eben
bild der Mutter, und Ines, die das
, holde Wesen vergötterte, war noch ein
mal glücklich in ihrer Mutterfreude.
Aber dann kam eine lange, fast unun-
Die alten Gerüchte betreffs Axel's
schändlichen Gebahrens fern von fei
nem Heim lebten wieder auf, und sie
waren jetzt bestimmter in der Form
uns lauteten noch abscheulicher. Auch
das Aussehen Axel's, fem rascher kör
perlicher Verfall, sein gedunsenes Ge
sicht und seine zitternde Hand, die nur
selten noch den Meißel halten konnte,
verriethen ihn. Zwei Jahre später
wurde er, nachdem er in einem Anfall
sinthisinus zugeschrieben wurde, seine
Familie zu ermorden versucht hatte,
vom Gericht einem Asyl zugewiesen, wo
das letzte Mal war er erfolgreich.
Welche furchtbaren Qualen während
dieser Jahre sein junges Weib auszu
stehen hatte, das läßt sich nicht be
schreiben. Monate lang war sie stünd
lich gewärtig, von dem rasenden
Wahnwitzigen, dessen Nervensystem
durch die gräßlichsten Ausschweifungen
gänzlich zerrüttet war, abgeschlachtet
zu werden. Ihr Schlaf war nur noch
retten, Zuflucht lm Haufe ihres Vaters
zu suchen.
Nun war er todt! Gestorben in ei
batte, erst zur Blüthe hätte entfatten
Wit-'we.
rllchte vernommen, die sich bald in der
Stadt zu verbreiten begannen, und
Angedeihen lassen.
Aber jetzt war sie wieder frei. Jetzt
unter Freudenthränen in seine Arme.
„Oh, Ronald, wie gut Du bist!"
war Alles, was sie stammeln konnte.
<k Co. Er ist ein reicher Mann. Aber
Armer Kannes.
striktes Recht ist und ehernes Gesetz, ist
wieder fand, in dem grotzen, verzehren
den Berlin, als Hilfslehrer was
wollte er hier? Seine Schüler verlach
ten ihn, seine Kollegen zuckten die Ach
doch stets zufrieden und zuvorkom
mend, Allen gefällig, zu Allen freund
lich. Stolperte durch die Straßen mit
seinen kurzsichtigen, kindlichen Augen
und freute sich des Lebens ringsum.
Der Tag steht mir so lebhaft m Er
innerung, als ich herkam. Das erste
Mal zu längerem Aufenthalt. Wie er
mich empfing, so glückstrahlend und
freudig. Als gehöre ihm Berlin, und er
wollte es mir schenken. Dabei merkte er
hilflos an, so gequält und und
sagte nur: „Meine Wirthin betrügt
mich? Ach, das hättest Du mir nicht
sagen sollen! Gewiß hat die arme Frau
es nöthig ob ich ihr lieber freiwillig
mehr zahle? Ich könnte mir ja das
Rauchen abgewöhnen ..
Seitdem ließ ich ihn in Gottes Na
men laufen. Ich glaube sogar, er ist im
Ganzen nicht schlimmer dran gewesen
als ich mit meinem Nörgeln und Sp
üren. Und als er krank lag, hat ihn die
selbe Wirthin mit rührender Aufmerk
samkeit Tag und Nacht gepflegt, als
wäre sie seine Mutter. Und geweint hat
die Frau nachher geweint
Merkwürdige Menschen! Sie lieben die
Leute, die sie bestehlen.
Ja, Hannes war ein glücklicher
Mensch. Niemandem zuLeide leben und
! den Beistand allein im Herzen. Neckten
ihn seine Schüler, so freute er sich über
die frisch« Jugend. Und geschah irgend
etwas Großes in der Welt, dann war
er so begeistert, als habe er es voll
bracht. Nur Krieg und Blutvergießen
konnte er nicht leiden. W«nn man das
lobte, konnte er ernstlich böse werden ;
so zornig wie nur je ein guter Mensch
über das Niederträchtige auf der Welt.
Kein Thier konnte er tödten sehen
und er ist durchs Duell gefallen.
Aber es ist begreiflich. Mit seinem
phantastischen, schwärmerischen Herzen
mußte er sich eigentlich in Ines verlie
ben. Ob sie wirklich Ines hieß? Spa
nisch genug sah sie ja aus mit ihren
schwarzen Locken und Augen und den
spitzen Zähnchen ... ja. Ines! Und
wie sie sang! Wirklich, der Weltruf, den
sie hatte, übertrieb nicht. Das war Car
men, wie sie der Componist geahnt.
Man begriff es, daß die närrischen
Spiel setzten. Ich glaube, ich selbst
hätte ihretwegen einige Gesetzespara
graphen verletzen können.
In der Zeit fühlte er sich zum ersten
Male nicht ganz glücklich in feinem
kleinen, bescheidenen Lebenskreise. Ich
habe doch so etwas in seinen Papieren
gelesen ach, da ist es ja ....:
Das ist Poesie. Das ist Kunst.
Und der arme Hannes sitzt im Zuhörer
raum, klatscht sich die Hände wund und
möchte weinen."
Dr. Johann Klövenbrock und Ines
Moreira ... was ist «r, was kann er?
Und sie ...
„Armer Hannes!"
Er hatte so wenig Verkehr. Mußte
er gerade in einer der wenigen Fami
lien Ines kennen l«rnen? Und was
mochte sie bewogen haben, die Weltge
wandte, Umfeierte, sich mit ihm zu be
freunden? Ahnte sie, daß «in unschul
diger, weichherziger Mann ihr das
Jugendfeuer seiner ersten Liebe ent
zündete?
Schon vor ihrem ersten Auftreten als
Carmen war er einige Male bei Ihr ge
wesen. Und wenn wir dann Abends
beim Bier zusammen saßen: „ . . . .
Siebert, das ist ein Mädchen! Das ist
ein Mädchen! So schön und gut und
begabt und klug. So ein Genie! Gott
sei Dank, daß sie Künstlerin ist, her
ausgehoben aus der gewöhnlichen i
Menge und dem gewöhnlichen Schick-
Wie ein« VesiaNn Met sie daZ
te, trat mir flüchtig das Bild der Auf
selbst ich, der stets sich vergeblich be
liiiib" . . . . . .?"
Nein, ich konnte ihm nicht abreden.
Der rohe tölpelhafte Bursche hatte ja
sein Bestes und Heiligstes verletzt. Es
ablehnte. „Wozu? — Ich will nicht
damit sie lein Unheil weiter anrichte.
Aber diese Mensch gewordene Jde«
hat ihn getödtet. Er starb nicht gleich.
„Oh er hat mich geliebt! Und
Ja, das war Ines Moreira.
Er will mich seh'n? Ich hasse Krnnken
gen Freund ... ach. mein ....?"
~. Hannes!"
„Ja, ja ... gehen wir zu ihm!"
Und sie packte das Confect schnell ein,
nahm. Was hatte dieser kleines unprak
tische. verspottete Lehrer für ein gro
ßes, heiliges, sieghaftes Herz! Seine
Wirthin weinte still in sich hinein, Ines
ängstete sich Wohl, der Arzt beobachtete
erst jetzt kennen, der hier in Verborgen
heit gewirkt hatte, und ich glaube,
ich habe geweint.
kengang auf Carmen immer wieder
holte er, er schrie nach Musik, bis der
Arzt kurz sagte: „Singen Sie!"
Und sie sang, unter Thränen,
schluchzend zuweilen, so süß wie viel
leicht nie vorher und nachher, mit hal-
Weib'"/"! flehendes
Er wurde ruhig. So sang sie —stets
di« gleiche Weife, unpassend vielleicht
im Rhythmus und ein merkwürdiges
geschlaf«» ... .
Nun sitze ich hier allein wie ich
gelebt habe. fängst todt;
Und er, der so verwundert starb,
erstaunt über das schreiende Unrecht
ihm ist wohl. Er hätte ja doch ein
mal im Leben erfahren müssen, daß er
ein Narr sei, und besser so ein rascher
Heldentod als das Hinsiechen mit den
kranken, verkrümmten Gefühlen.
Er hat doch bis zu der ersten großen
Enttäuschung den Glauben behalten.
bröckelt, schmerzend, was
man so Lebenswerthes kennt und
träumt.
Aber ich Ich! Ich bin so ein Ver
fehlter. Jahr um Jahr die Plage und
der rastlose Streit. Und das Verbrechen
ist nicht «infam und alt und schwach ge
worden. Wohl aber ich.
Hat es gelohnt hat es gelohnt?
Warum ich nur heute mich so leb
haft an alles erinnere? Ach, könnte ich
noch einmal anfangen! Nun ist es zu
gelebt ?. ..
TaS Mausen.
Wenn auf des Lebens schmalem St»z
Ein volles Glas uns steht im Weg,
U ddcht ch d l" t
Ja nun,
Was thun?
Die Katze läßt das Mausen nicht.
Was thun?
Die Katze läßt das Mausen nicht.
Und wenn auf unsres Lebens Bahn
Des schönsten Mädchens Auge glänzt
Im Glas, das ihre Hand kredenzt
Ja nun,
Was thun?
Die Katze läßt das Mausen nicht
Probates Mittel. Herr
Meier (der seit kurzem verheirathet ist,
geht zum ersten Mal Abends aus):
Adieu, Frauchen, ich gehe zum „Rothen
Ochsen", wenn ich nicht zum Abend-
Schnurrbart. Herr Meie/war zur
rechten Zeit zu Hause.
Beim Wort genommen.
man muß mit der Zeit gehen! --
Söhnchen: Siehst Du, Papa,' jetzt hast
Du der Großmama Unrecht gethan.
Heute früh hast Du zur Mama gesagt,
die Großmama scheine nicht zu wissen,
daß man mit der Zeit auch wieder
geht
—EinZeitkind. „Bist Du
Laura?" „O ja... daS heißt, nicht
immer... Weißt Du. Tante, man
muß leine Eltern nicht zu sehr ver
wöhnen!"
Beingefassen.
Betty Jenkins war brünett seit
der Zeit liebe ich nur noch die Blonden.
Als ich sie zum ersten Male sah, es war
vorigen Sommer im Conversations»
zimmer des Oceans-Hotels zu Sara
toga, glaubte ich, daß mir fünfzig elek
trische Batterien in die Beine gefahren.
Sie saß am Klavier und spielte Mag
rer. Die neue Kunst wurde mir sofort
klar wie die „Wacht am Rhein".
Ich kam, sah und war bis über die
Ohren verliebt. Ihr wißt, genirt habe
ich mich nie in meinem Leben. Ich ging
also frisch darauf los, und obwohl ich,
wie bereits gesagt, nur soweit musika
lisch bin, um die „Wacht am Rhein"
pfeifen zu können, drehte ich ihr, um
in's Gespräch zu kommen, die Noten
blätter um. Da dies regelmäßig an
der unrechten Stelle geschah, hörte sie
zu spielen auf und lachte. Ich lachte
ebenfalls. Als wir genug gelacht, wa
ren wir bereits gute Bekannte, und sie
fragte mich, ob ich ihren Papa nicht ge
sehen. Dann erklärte sie mir, daß ihre
Mutte? vor Jahren gestorben, daß sie
das einzige Kind und der bereits ge
meldete Herr Papa der Besitzer der
reichen Jenkins Silber - Bergwerke in
Jenkinsville sei.
„Donnerwetter! Du bist ja ein
Glückspilz", sagte ich mir. Na, ich
poufsirte dann auch mit Dampf da
rauf los. Der Vater war wenig im
Wege. Er war einer jener langbeini
gen, ziegenbockbärtigen, filzhütigen
Amerikaner, der mit einer Zeitung in
der die Welt gekommen
imponirten mir sehr ich erkannte
den echten Millionär.
Also kurz und gut, eines Abends,
natürlich auf der Mondscheinprome
nade. legte ich ihr mein Herz und Por
temonnaie zu FUßen. Sie war durch
aus nicht erstaunt. Sie hatte es be
reits seit drei Tagen erwartet, (es war
der vierte Tag, daß ich sie kannte) und
sie gestand mir, daß sie beim ersten An
blick wahnsinnig in mich verliebt ge
wesen und daß sie stets für einen mu
sikalischen Gatten geschwärmt hätte.
Nun sollte ich mit Jenkins senior
reden. Offen gestanden, der Magen
wurde mir etwas flau bei diesem Ge
danken. Ich trank mir etwas Koura
ge an und riskirte es. Er hielt nvr
eine lange, sehr väterliche Rede mit
dem Schlüsse, daß er sich nie in di«
Privatsachen feines Betty gemischt und
daß, ohwohl er nicht begreifen könne,
wie sie sich in ein Gestell wie mich ver
gaffen konnte, er nichts dagegen einzu-
Und nun folgten vierzehn Tage von
Glaube, Liebe und Hoffnung, Para
dies, Himmelreich, Poesie etc.
„Michel", sagte mir eines Tage?
mein Bergwerksvater, „Du könntest
mir einen kleinen Gefallen thun. Ich
Reisegeld in Checks mitge
„Nun ja, gib mir einen Tausender,
ich werde die Checks inzwischen einkas
siren und es Dir am Ende der Woch«
zurückgeben.
gefähr alles, was ich hatte, k/steckt«
die Banknote achtlos in seine Westen
tasche und wir tranken gemüthlich noch
xel <k Co.
„Wer ist Jenkins?" fragte der Kas-
Konto."
Mich rührte fast der Schlag.
Ich fuhr Als der Holel-
Sie gehören sicher auch zu der
Schwindlerbande. Der Alte und die
Junge sind auf und davon. Rechnung
natürlich nicht Ueber
enthielten nur alte Zeitungen und ein
sianzes Hundert Backsteine. Hier ist
Millionärstochter.
„Lieber Herr Michel! Bei unserer
etwas plötzlichen Abreise sagen wir
Ihnen ein herzliches Lebewohl. Die
4000 Dollars des Checks Überlassen
wir Ihnen großmüthigst. Sie können
sich damit in der Musik weiter ausbil
den, z, B. empfehlen wir Ihnen den
Unterricht auf der Flöte. Es ist dies
ein nettes Instrument. Betty und ich
spielen es vortrefflich. r?voir
Herr und Frau Jenkins."
Wüthend zerriß ich den Brief. Di«
beiden Gauner waren Mann und
Frau. Das hat mich bei der Geschichte
am meisten geärgert.
Schlechte Anlagen. Frau:
Johann, nehmenSie sich etwas zusam
fuch t. Aeltere Dame: „... Ich rathe
Ihnen nicht, heute Abend in's Theater
zu gehen ich war über dieses Stück
geradezu empört!" Jüngere Dame:
„Und da meinen Sie, ich stehe htntir
Ihnen zurück? O, ich werde mich auch
euipören!"
Aie Stiefmutter.
Ganz gewiß gehört zu dem Entschluß,
theil der Welt in keiner Weise kllm-
Urtheil der Welt sondern stets
schaltet, waltet und herrscht, wo die
muß.^ — Ist die Stiefmutter allzu
Wenn der leiblichen Mutter selten
nicht der selige Jubel des Mutterge-
Weib wird ohne Straucheln diese ge
fährlichen Klippen umschiffen, wenn
in ihrem Herzen eines wohnt: die echte,
köstlichste, höchste irdische Gut, das ein
grausames Geschick ihnen genommen,
zu ersetzen: die Mutterliebe. Dann
wird auch der Gatte ihr treu und
dankbar zur Seite stehen, sein Lob sie
ermuthigen und kräftigen, und die
ten Liebe des Gatten, in dem Zutrauen
und der herzlichen Liebe der ihr anver
trauten Kinder den schönsten Lohn fin
den für ihr selbstloses, opferfreudiges
Wirken.
TaS Gehe» dcS Kindes.
Mutter zum ersten Male entflieht!
Interesse der Mutter am Gehen des
gen könnten vermieden, wieviel häßliche
Mißbildungen gehemmt werden, bei
ständiger Aufmerksamkeit auf die
Haltung der Beine und der Fuße beim
Gehen. Noch nachträglich stellen sich
oft genug Krümmungen der zu schwa
chen Knochen ein, die nur sehr lang
sam auswachsen, oder erst nach Anle
gen und langem Tragen von peinigen
den Schienen beseitigt werden; auch
liegt eine große Gefahr in den häufig
recht schwachen Kniebändern der Kin
der; die Kniee richten sich dann nach
innen, die Beine bilden ein X. und
nun müssen langwierige Proceduren
vorgenommen werden, die oft genug
wenig, ja, auch wohl gar keinen Erfolg
haben.
Alles dies ist durch einige Aufmerk
samkeit zu vermeiden. Ein Kind, selbst
wenn es schon sicher schreitet, soll nie
mals bis zur Uebermüdung laufen.
Beim Gehen selbst achte eine sorgsame
Mutter streng darauf, daß die Füße
auswärts gesetzt werden; merkt sie
einen Hang zum Einwärts-Geben, so
soll sie die Mühe nicht scheuen, täglich
eine halbe Stunde mit dem Kinde
Uebungen vorzunehmen, ihm zu zeigen,
wie es die Füße setzen soll, und unter
stetem Aufpassen langsam im Zimmer
»i! ihm auf- und niederzuschreiten.