Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 12, 1896, Page 2, Image 2

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    2 Jean's Wrief.
Jean war sechs Jahre alt. Außer
«mer an beiden Knieen durchgescheuer
«Bist Du ein Soldatenkwd, Stöpsel?"
„So", meinte der Redacteur, „kenn'
ich. . . Der Brief soll Dir was
«sfen schassen, he. Knirps?"
„Ja", antwortete Jean.
„Na schön, also los!"
h"eiß^-r^Std^sel^""
Jetzt verstand Jeau und antwortete:
ist kein Herr."
„Ah, schau. . . also 'ne Dame?"
tvill der Mutter Gottes einen Brief
Jean gehorchte und zeigte seine
Mal von Kopf bis zu Füßen.
„Hinimelkreuzbombenelement noch",
seit gestern Nachmittag 4 Uhr schläft,
stehen. So fragte er von Neuem:
„Was sprachst Du denn vom Essen
vorhin?"
Mama mir das letzte Stückchen Brot
gegeben."
„Und sie?. . . Was hatte sie geges
sen?"
„Wie hast Du's angestellt, als Du
sie wecken wolltest?"
„Nun, wie immer, ich habe sie ge
,üßt."
Stimme fort: „Und als Du sie küßtest,
Hast Du da nichts bemerkt?"
ihn auf's Knie und sprach sanft:
»Stöpsel, Dein Brief ist geschrieben,
«bgrschickt und angekommen. Führe
Mansch
Wesen:
„Siehe, alte Mutter, Du kannst jetzt
zufrieden sein."
—Ah so! „Warum sind Se Lso
vergnügt, Herr BlütheleS?" „Wege
'm ä Deficit!" .Nu', da lacht mer
doch nix!" „Wieso? Schließ ich doch
Heuer ab mit Bwai Töckler weniger!"
Vergaloppirt. Vater (im
Eifer): „Laura, nimm Dir ja einen
Frau: „Dieser Äeief zeigt uns MamaS
Ankunft an." Richter: „Her mit dem
Strafmandat!" '
Wrs. Wrucc vekeyrt
wurde.
ausgemalt, sah sie nun entgleiten.
Kein Wunder, daß die verwöhnt«
die M des Luxus lebte
sich ihr, mit herabgezogener Mütze und
flehender Geberde, ein Mann, dem die
Noth und der Hunger aus den Augen
blickten. Aber Mrs. Bruce war nicht
in der Laune, mildthätig zu sein. Ein
schroffes: .Ich gebe einem Vagabun
den nichts," und sie stieg in die Kutsche,
deren Thür hinter ihr zuschlug. Der
arme Mensch, dem sie so begegnet,
blickte den Rossen nach, indem sich der
finstere, verzweifelte Blick seiner Augen
vertiefte.
Er folgte langsamen, müden Schrit
tes dem Fuhrwerk, bis zur nächste»
Ecke der Straße. Dort war ein Auf
lauf, und Menschen und Wagen hatten
sich gestaut. Auch Mrs. Bruce's Kut
scher war genöthigt zu halten. Neben
der Dame da drin, der die Unmuth
falten noch immer die weiße Stirn
durchfurchten, sah ein kleiner, hüb
scher Knabe, ihr Kind. Als der Wa
gen hielt, sprang der Kleine heraus,
um zu sehen, was es gebe, und da er
einen italienischen Orgeldreher in der
Menge bemerkte, der seinen Affen Geld
einsammeln ließ, so drängte er sich vor,
denn das war etwas, was einen Jun
gen seines Alters interessirte.
Plötzlich ein Schrei, ein Hin- und
Herfahren der Menge, und ein unbe
schreiblicher Wirrwarr. Die Stimme
eines blauröckigen Polizisten ertönte,
der die Menge aufforderte, auseinan
derzugehen und seinen Knüppel über
dem Haupte schwang, um seinen Wor
ten Nachdruck zu verleihen. Im sel
ben Moment aber, in dem die Menge
auseinanderstob, scheuten die Pferde
vor dem Wagen t»r Mrs. Bruce, und
der kleine Aleck, der nunmehr hülflos
inmitten des wüsten Lärms und Ge
dränges war, wäre im nächsten Mo
ment unter die Hufe der Pferde ge
rathen.
Ein Mann in schäbiger Kleidung
jedoch war sein Retter. Mit kühnem
Griff erfaßte er den Knaben und trug
ihn auf seinen Armen in Sicherheit.
Als er der zitternden und aufgeregten
Mrs. Bruce ihr Kind wiedergab, da
bemerkte diese zu ihrer tiefen Beschä
mung, daß der Mann jener Hiilfe
suchende war, der sie wenige Minuten
vorher so schnöde abgewiesen hatte.
Die Nöthe der Verwirrung bedeckte das
seine Antlitz der reichen Dame, als sie
jetzt demselben Manne stammelnde
Worte des Dankes sagte. Zugleich
griff sie nach ihrer Börse und entnahm
derselben einige Scheine, die sie ihm
hinreichen wollte. Er aber trat zu
rück und sprach, mit einer Geberde be
leidigten Stolzes: „Madame, selbst
ei» Vagabund, der ich Ihnen scheine,
bat ein Herz. Wenn Sie mir aber
Dank schuldig zu sein glauben, so bitte
ich Sie, mich zu besuchen und zu sehen,
ob ich der Hülfe bedarf und ob ich ihrer
werth bin."
„Wie heißen Sie?" frug MrS.
Bruce, der der Auftritt peinlich war.
„Gustav Lindner," und er gab ihr
da Sie das wünschen," rief sie.'mdem
sie dem Kutscher weiter zu fahren be
fahl.
tiefste ausgeschla
gen hatte, wo sie den Retter ihres Kin
des wiederfand. Drei Treppen hoch
schlug der verwöhnten Dame schwer
auf die Brust. Als sie die enge Stube
betrat, erblickte sie Lindner, der ihr
entgegenkam, und dessen abgehärmtes,
bleiches Weib, die schüchtern und be
fangen zur Seite stand. In einem
Bett lagen zwei kranke Kinder mit fie
bergerötheten Wangen. Der Geruch
von Medicin schwebte in der Luft. Im
Ofen war kein Feuer, und das Zim
mer barg nur noch das allerdürftigste
Mobiliar. Auf diese Scene des
Elends mit der Hand deutend, sagte
Lindner: „Sie sehen, Madame, vaß
ich n»r aus bitterster Noth zum Bett-
Mrs. Bruce war tieferschüttert.
„Es giebt da nichi viel ,u erzählen,"
erwiderte er. „Bor fünf lahren hier
angelangt aus meinem Vaterlande
lichen Verdienst in meinem Handwerk
Tischler — sodaß ich mit meiner
Familie ein Häuschen in der Vorstadt
sali bei der Arbeit Sie sehen, daß
meine linke Hand verkrüppelt ist
hatte meine Ersparnisse aufgezehrt.
Ick fand nichts Passendes es sind
schleckte Zeiten i meine verkrüppelte
tigung als Hosennäherin auf's Stück
hatte, zu Helsen. Das älteste Kind,
Arbeit sanken von 18 auf 15 Cents
lich aus IV."
und der Winter kam, da geriethen wir
in Rückstand mit der Miethe. Der
Agent drohte mir, uns am Schluß des
erste Mal."
Mann.
sie. zd
Bruce las.
„Wie," rief sie, „ich selbst bin die
Dank nehme ich jetzt Ihre
ich sehe, sie kommt Ihnen von Herzen.
ständen bin, will ich Ihnen das Geld
zurückzahlen."
Kleinigkeit als eineu schwachen Beweis
meiner Dankbarkeit. Aber ich will
mehr für Sie thun. Ick will dafür
halten, die für Ihre Fähig
reichen Mrs. Bruce. Zum ersten Mal
tiger.
Ale Erbin ihres Mannes, der der
näre, und trotz des beftiqen Wider
seit vielen Jahren der Geschäftsführer
war und dem ein Act der Gerechtig
die Firma nicht dabei. Im Gegen
theil, die Geschäfte verbesserten sich
und der Umsatz hob sich zusehends, und
der Mrs. Bruce aus.
Aber dies war nicht Alles. Einer
ihrer ersten Schritte war, jenen hart
angestellt, der die Miethe eincassirte,
B o s h a s t. „Der Herr Prose's
schon als Student vergessen seine Schu
l— Moderne Vertheidi-
Aach Ketgoland.
Dora lag im Schaukelstuhle, aber
ohne zu schaukeln, weil sie fürchtete,
diese Bewegung würde ihrem Ansehen
als ernstliche Patientin Abbruch thun.
Ihr Vater, der Professor Meiners,
stand vor ihr und zählte in seiner pe
dantischen Art die Gründe auf, aus
welchen eine Badereise Helgoland
„Siebentens" sagte er.
Dora lächelte. Sie hatte die ersten
sechs Gründe überhört, weil sie für sich
sich auf der Strandpromenade in einem
rosa Kleide sehen ließe. Hübsch genug
war sie, das sagte ihr nicht nur ein
Hof machten.
„Siebentens, liebe Dora, ist Wald
bach, unser altgewohnter Sommeraus
legen
ausgestattet ist, wie ich —"
„Leiden, Dora? Du siehst doch
frisch und gesund aus. Was sollte
Dir wohl fehlen?"
„Es läßt sich nicht bestimmt aus
helfen."
„Ich denke, die Ostseebäder "
„Nein, nein, ich habe genau den Bä
der-Almanach studirt, für mich paßt
nur Helgoland."
„Schließlich ist es doch gleichgiltig,
ob Misdroy oder Helgoland "
„O, ich wußte ja, daß Du mein gu
tes Väterchen bist."
„Aber fällt mir gar nicht ein. We
nigstens müßte man doch den Arzt fra
gen, Doctor Steffen "
„Nur nicht Steffen, ich bitte Dich.
Was ist das für ein Arzt? „Herr Doc
tor," sage ich zu ihm, „ich habe Mi
gräne." „O, das hat nichts zu be
deuten." „Ich kann's gar nicht er
tragen." „Wird sich schon geben."
„Meinen Sie nicht, daß ein Mi
gränestift gut wäre?" „Das kann,
nichts schaden." „Meine Tante rieth
mir zu kalten Umschlägen." „Sehr
gut." „MeineEousine Laura machte
in solchen Fällen warme Umschläge."
„Versuchen Sie es damit." Und
so weiter! Nein, von den Aerzten will
ich nichts wissen."
„Nun aber, achtens —"
„Vielleicht gehst Du lieber gleich zu
zwanzigstens über, Bater."
„Es ist der letzte und gewichtigste
Grund, mein Kind. Wir müssen spa
ren. Wir haben zu leichtsinnig in den
Tag hinein gelebt. Wir müssen jetzt
an Deine Aussteuer denken."
„Ich will nicht Heirathen."
„Du bist schon achtzehn Jahre alt."
„Um so besser! Ich habe mich schon
halb und halb mit dem Gedanken, alte
Jungfer zu werden, vertraut gemacht."
„Auch gut. Aber nach Helgoland
magst Du allein reisen wenn Du
das Geld dazu hast."
„Aber unsere Villa in Waldbach
Dora der Liebling der Familie und
verhätschelt. Der Professor ging kopf
schüttelnd hinaus und traf im Vor-
sagte er, „Du hörst doch
„Kleinigkeit, Onkel! Du sollst 'mal
sehen!"
„Weshalb Abend? Es ist zwölf
Uhr Mittags."
der Kneipabend."
„Bah. was verstehst Du davon! Ba
den kostspielig wie Kneipen,
„Laß doch daS Kneipen. Es war
mir bisher sehr gesund."
„Laß Du doch das Baden. Das ist
anerkannt gesunder."
er bereits eine gute Partie mit mehre-
Aussicht stehenden Erbschaft im Auge
hatte, trat er schnell den Rückweg an.
„Nun?" fragte der Professor, als er
schütz, Onkel. Ich werde die Mutter
Nach einiger Zeit traf auch wirklich
Ottos Mutter ein. Sie fand ihre
Nichte in der Küche, wo sie die von der
„Ich wüßte nicht, liebe Tante. Ich
MMschaf^"^'^''
„Wie? Er will?"
„Wenigstens möchte ich, daß er
wollte."
„Aber so nervös bist Du doch noch
„Aber wie Du mir nur antwortest!
Das schickt sich gar nicht."
„Alles nur Nervosität."
,
der° Jurist grübelnd.
„Aber ich bitte Dich solche Aus-
Resultat führen."
„Drück Dich doch deutlich aus."
„Nun ja, Du kennst den Grundsatz:
gekehrt gilt es: «'lx'i'i'tu'? l'kominv!
Da steckt gewiß ein Mann dahinter!"
„Blamire Dich doch nicht, meine
Dora denkt an dergleichen noch lange
nicht."
„Führt sie ein Tagebuch?" fragte
der Gerichtsrath, über die Entrüstung
schaftsbuch!"
„Das erschwert die Sache. Hat sie
nicht ei» Poesie-Album, in welches sie
von denjenigen Personen, die sie mit
ihrer Freundschaft beehrt, Gedichte
„zum Andenken" oder „zur Erinne
rung" eintragen läßt, oder irgend
„Welches ist denn jetzt ihre Lieb
lingslectüre?"
„Eine sonderbare Frage, die ich
aber zufällig beantworten kann, Sie
liest jetzt Chamissos Gedichte. Ich
schenkte sie ihr zu Weihnachten."
„Gut, diesen Band möchte ich sehen.
Man findet mitunter Bleistift
sich hin.
„Es ist unnütz," sagte der Professor,
„aber ich bringe es Dir."
Da das Gedichtbuch auf Dora's
kleinem Schreibtisch unter anderenßii
chern stand, war es leicht zu erlangen.
Der Gerichtsrath blätterte darin und
schüttelte mißmuthig den Kopf.. Nicht
ein Bleistiftstrich fand sich in den
Blättern. Ein schmaler Zeitungsaus
schnitt lag als Lesezeichen im Buch,
Waschfrau" stehen geblieben. Aerger
lich wollte der Gerichtsrath dos Buch
weglegen, als es ihm einfiel, den als
Lesezeichen dienenden Zeitungsaus
schnitt näher zu betrachten. Er las
ein Inserat, in welchem eine billige
Cigarrensorte angepriesen wurde. Er
kehrte das Blatt um »nd ließ ein „Ah"
der Befriedigung hören. Er las:
und wenn seine Gesundhettsverhalt
nisse eS gestatten, die Badegäste durch
Der Gerichtsrath steckte das Blätt
chen zu sich und sagte: „Widersprich
ihr nicht, wenn sie wieder von Helgo
land anfängt. Laß sie gewähren. Im
Uebrige» verlaß Dich auf meinen
Spürsinn."
Tochter Laura ,n,t -mer Handarbeit
„Schönes Wetter heute, Laura!"
„Ja. Papa!"
„Es wird mit Macht Frühling. Ja,
ja, nun haben die Tanzvergnügen ein
Ende."
»Ach ja, leider!"
„Wenigstens habt Ihr noch die
„Besonders? Mi: fällt Niemand
ein...
„Da wurde doch von einem Polen
, Äiuw^'i °
„Rosumossski, meinst Du?"
„Der wird es wohl sei». Gefiel er
s D
„Was? Woher weißt Du?" Sie
„Zeitungstratsch!"
„Woher weißt Du nur Alles?"
„Vom Notar Ehlers, der den Ehe»
nicht mehr."
„Aber ich habe jetzt wirklich Lust be
kommen, einmal einen anderen Bade
ort "
„Ich will aber nicht, ich komme nicht
mit."
Der Professor wandte sich um und
„Dieser Gerichtsrath," dachte er, „ist
Hreu bis in den tzod.
Das Spaßige an der Geschichte ist,
rosiges Gesicht blieb ihm, und so blieb
sehen. Von seinerSchulzeit bis in sein
Mannesalter hatte er die Jahre hin
weggelacht.
spiegelte, war ein Beweis dafür, daß
Blut in ihren Adern rollte. Sie war
immer ernst; sie konnte die Welt nicht
anders verstehen. So gab sie auch ihr
ganzes Herz an Poppy, als er es von
ihr verlangte. Die ersten Tage nach
ihrer Verlobung gehörten zu den glück
lichsten ihres Lebens. Sie flogen zu
sammen auf ihren Rädern durch die
blumenreichen Pfade von Kent...
Eines Tages fand Daisy, daß Pop
py eine besonder« Vorliebe für das
Flirten habe, und sie wurde durch diese
Entdeckung bis in das Innerste ihrer
Seele verletzt. Sie sagte es zuerst auch
ganz sanst ihremPoppy, aber der lachte
und meinte, sie sei ein liebes, albernes,
kleines Kind. Daisy versuchte es. sich
selbst einzureden, daß dies so sei, aber
es gelang ihr nicht.
„Sicherlich." sagte sie eines Tages,
indem sie ihm zärtlich in die Augen
schaute, .sicherlich würdest Du sehr
böse sein, wenn ich mit irgend einem
Manne im Theater oder auf der Stra
ße flirten würde."
„Warum?" entgegnete er. „Ich weiß,
wenn Du es auch thätest, es hätte
nichts zu bedeuten. Du bist mir ebenso
tr«u, als ich es. Dir bin. Treu bis in
den Tod!"
Der Ton. in dem er sprach, war
„Du verstehst wirkliche Liebe nicht,
Poppy," sagte sie »nd von diesev Zeit
an mackte sie ihm keinen Vorwurf
mehr. Aber sie litt deshalb nicht weni
ger und fühlte sich wie erniedrig, durch
sein Betragen.
Auf einem Ausflug zu Rad rastete
sie einst mit einigen Freundinnen in ei
nem ländlichen Gasthause. Ein Mann,
mit dem Typus des Handelsreisenden,
kam herein und verlangte, znmSchank
tisch tretend, von der Verkäuferin „ein
Glas Wein und ein Lächeln." Ein
Schauer überlief Daisy. Sie fühlte,
daß Poppy sich gerade so benehmen
würde, wie der Ha>.dlungs»ij«rd»'
kenn er nicht einer anderen Classe an
gehörte. Also war Poppy ein gemein«
Mensch? Nein, das war er nicht. Daisy
erinnerte sich an sein gentlemanlikeß
Benehmen, das er unter leinen Um
ständen ablegte. Was war es also, das
sie erschauern machte? .... Ein ande
res Mal, als sie gedankenvoll aus die
Stunde wartete, da Poppy zu ihr zu
kommen pflegte, bat sie ihre alte Er
zieherin, ihr etwas aus der Kinderzeit
zu erzählen. Die gute Seele begann
von ihrem eigenen Bater und ihrer ei
genen Mutter zu sprechen und stoppelte
eine Erzählung zusammen, von wel
cher Daisy kaum die Hälfte verstand,
so gespannt lauschte sie hinaus, ob
nicht der Schritt ihres Geliebten in der
ilillei Straße widerhallen würde. Di«
einzigen Worte, die sie von der Erzäh
lung verstand, waren die: „Mutter war
eine Heilige ... so geduldig, arme
Mutter ... sie litt so viel . .."
„War Dein Vater nicht gut gegen
sie?" forschte Daisy.
„O ja! Mein Gott, er liebte sie zärt
lich, aber er war ein Flirter. Wissen
Sie, ein angenehmer Mann, gerade so
ein guter, netter Mann, wie es Master
Daisy'S Herz schlug heftig. „Immer
den Frauen etwas zu sagen!" Es war
so. Poppy „meinte damit gar nichts",
aber er hatte „immer den Frauen etwas
zu sagen ", wie die alte Erziehe
rin so unschuldig geschwätzt hatte.
Wenn Poppy schon jetzt so war, wai
sie verheirathet wären? Nein, sie
konnte den Gedanken nicht ertragen!
Eines Abends nahm Daisy allen ih
ren Muth zusammen und erklärte
Poppy, obwohl ihr schier das Herz da
bei brechen wollte, daß sie ihn nicht hei
„Du glaubst ja selbst nicht an da»,
was Du sagst," meinte Poppy lä
chelnd.
„Ich meine eS so, Poppy," antwor
tete sie. Sie tonnte nicht weiter spre
chen, denn es war ihr, als ob ihr die
innerste Seele auS dem Leibe gerissen
würde. „Ich könnte mich nicht mehr
achten, wenn ich Dich flirten gehen las
sen müßte; und Du weißt doch, ich
könnte Dich davon nicht abhalten. Oder
könnte ich?" fügte sie hinzu, in ihrem
innerstenHerzen hoffend, daßPoppy sie
in seine Arme ziehen und ihr aufs Neue
Aber Poppy's Antlitz blieb unver
ändert, er wechselte nicht einmal die
Farbe.
„Du liebst mich nicht," sagte er.
„Ich liebe Dich mehr, als Du begrei
fen kannst," entgegnete sie. Und es war
s°-
Poppy drehte sich um und ging. Eine
Weile hasste sie, er werde zurückkehren.
Warum konnte er die frivole Gewohn
heit nicht aufgeben, die ihm doch nie
mals das Glück zu gewähren ver
mochte, das ihm ihre lebenslange Erge
benheit sicherte? Warum kehrte er nicht
Er kam nicht . ..
Am nächsten Morgen fand man
Povpri in seinem Zimmer todt. Er
hatte sich eine Kugel ins Herz gejagt.
Man fand keine Auszeichnungen übe»
die Ursache seines Selbstmordes, nur
auf die Rückseite eines TbeatevzettelS
hatte er mit Bleistift die Worte ge
schrieben: „Treu bis in den Tod!"
Daisy's Antlitz wird von Tag zu
Tag bleicher, und der Arzt glaubt, daß
sie den nächsten Frühling mehr
Poppy. Aber selbst wenn Poppy aus
dem Grabe auferstehen könnte und wie
derkäme und nochmals um ihre Hand
anhielte, sie würde ihn ausschlagen,
weil sie weiß, daß er auf dem Wege zu
ihr das hübsche Schankmädchen »m
„ein Glas Wein und ein Lächeln" bit
ten würde
... Draußen im Schatten des Gar
tens rostet ein Rad . . . Daisy fährt
nickt mehr, seit Poppy sie verlassen hat.
. . . Das ist der Weg, den manche
Leute durchs Leben fahren . . .
Triftiger Grund. „Und
weshalb magst Du keinen Arzt heira
then?" „Ach denk' doch, einen Men
schen, der einem jederzeit aus der
schönsten Gardinenpredigt in diePraxiS
gerufen werden kann."
K > ndermund. Fräulein,
wachsen die Schneckenhäuserln mit den
Schnecken mit? Ja freilich! So!
Warum wachsen denn die Hoserln nicht
mit den Kindern?
Nach der Badereise.
Frau: Hast Du auch an mich gedacht,
Mann: Ach ja—^cnn
Katheder -Weithett.
Professor: Als Zeichen der Machtstel
lung Casars braucht nur angeführt zu
werden, daß er mit seinem eigenen
Kopfe Münzen schlug.
Wohlthätig ist des
Feuers Macht. Sie (schwär
mend): Welche Poesie liegt doch im
Feuer! Er (seufzend): Ja, der größte
Theil meiner Poesie liegt darin!
Egoistisch. Also eS gibt
wirklich kein Bier mehr? Wirth: Nein,
nicht zu bezahlen?
Annonce. Zwei Ziegenböcke,
sehr fromm und gut eingefahren, sind
wegen Confirmation sofort billig zu
Verjiingungsmittel.-
Bankier: „Tochterleben, gleich wird
erscheinen der Graf Schuldenberg ...
setz' Dich neben den Geldspind, daß
De nicht so alt aussiehst!"
I m H o t e l. Dieb: „HeuteNacht
hab' ich elend geschlafen, ob das
Gewissensbisse waren, wech ich ntchtl"