Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 22, 1896, Page 7, Image 7

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    Buropäische Rundschau.
Provinz Brandenburg.
Berlin. Das Landgericht ver
urtheilte die Bankdiebe Bowers und
Alexander, welche am 24. Juni 189 S
bei dem Berliner Kassenverein 400(1
Mk. gestohlen hatten, zu je fünf Jah
ren Gefängniß und fünf Jahren Ehr
vcrlust. Der Gerichtshof sprach in
dem Urtheil aus, der Diebstahl grenze
so nahe an Bankendiebstahl, daß das
höchste Strafmaß am Platze erscheine.
Aus Liebesgram hat sich die Haus
verwalterin Marie Bender, eine Grei
lin im Alter von 70 Jahren, vergiftet.
Ei: hatte zu einem erst 30jährigen
Manne eine unaussprechliche Neigung
gefaßt und machte ihrem Leben ge
waltsam ein Ende, als sie annahm,
daß ihr Schatz sie verlassen habe.
Fo r st. In der E. Schmidt'schen
Tuchfabrik verunglückte kürzlich der
Fabrikwächter G. Laake aus Berge
dadurch, daß er aus einer Höhe von
etwa 10 Fuß von dem Fabrikdampf
lessel stürzte und zwar derartig un
glücklich, daß der Tod fast unmittel-
Groß-Kölzig. Durch die
Ausführung der Bahn Forst-Weiß
tvasser, sowie der Chaussee Forst-Noß
dorf-Kölzig ist ein Theil des von
Groß-Kölzig nach Smarso führenden
öffentlichen Weges überflüssig gewor
den und soll auf Jocksdorfer Domi
nal-Feldmark eingezogen resp, hierfür
ein Theil des herrschaftlichen Privat-
Weges freigegeben werden.
Provinz Ostpreußen.
In sie rburg. Der Jnsterbur
ger Tatersall wird demnächst auf dem
vom Verein erworbenen Grundstücke
in der Bahnhofstraße eröffnet werden.
Inzwischen sind Verhandlungen mit
dem hiesigen Magistrate behufs Er
werbung eines anderen Terrains zur
Herstellung eines geräumigen Reitpla
tzes angebahnt worden. Wie verlau
tet, ist das zu Lenkeningken gehörige
Dreieck neben der Infanterie-Kaserne
und der Actien-Brauerei I. H. Ber
necker in Aussicht genommen.
Königsberg. An den hiesigen
drei Gymnasien sind in letzter Zeit
etwa 11 Primaner wegen Theilnahme
an verbotenen Schiilerverbindungen
entlassen worden. Ein großer Theil
derselben erhielt außerdem das coiiüi-
L y ct. Neulich ereignete sich auf
der sogenannten amerikanischen Luft
schaukel auf dem Vieh- und Pferde
marktplatze ein betrübender Unglücks
fall. indem der Tischler-Geselle D. in
beträchtlicher Höhe aus der Schaukel
herausstürzte und sich mehrere Kno
chenbrüche zugezogen haben soll. Der
Verunglückte wurde nach dem Kreis
lazareth geschafft.
Provinz Westprenken.
Könitz. Im hiesigen Gymnasium
sind über hundert Schüler von einer
-ontagiösen Augenkrankheit befallen.
Thor». Von der durch Genuß
von Pilzen vergifteten Arbeiterfamilie
in Slessin sind zwei weitere Personen,
im Ganzen nun fünf gestorben.
Papan. Hier wurde der Küras
sier Jagodzynski Abends von Bauern
knechten überfallen und mit Forkensti
chcn so schwer verletzt, daß er nach kur
zer Zeit starb.
Provinz Pommern.
Colberg. Durch königliche
Ordre ist dem hiesigen Bürgermeister
Kümmert die Befugniß zum ferneren
Tragen der Landwehruniform abge
sprochen worden. Kümmert hatte sei
nerzeit den Social-Demokraten die
Benutzung des Saales im Colberger
Strandschloß zur Veranstaltung einer
Wahlversammlung gestattet.
Staatsanwaltschaft gegen den vor
mehreren Monaten verhafteten Pastor
Hermann Rauh aus Cladow erhobene
Anklage lautet auf Unterschlagung im
ilmte, schwere Urkundenfälschung und
einfache Unterschlagung. Rauh. hat
mittels Nachschlüssels aus einer Ka
sette für etwa 40,000 MI. Werthpa
öerung die Unterschriften zweier Mit
glieder des Gemeinderaths gefälscht.
Kösl i n. Von den Fischern des
hiesigen Bezirks sind in der Zeit von
Anfang Januar bis Ende Juni d. 1.,
soweit es sich hat ermitteln lassen, fol
öachse lriind) 18,200 Stück. Seebunde
Z St"ck. Tümmler S 4 Stück, Störe
tStt Stück. Häringe 23.560 Stiegen,
Dorsch 7100 Stiegen, Flundern 192,-
SOO Stiegen. Der Gesammtwerth
lieser Fingergebnisse beziffert sich auf
:twa 281,<i00 Mark. Das Ergebniß
'rächt kommt.
Provinz Posen.
Bromberg. Der Ausstand der
Flößer näbert sich seinem Ende. Ein
Tbeil d?r Leute hat bereits die Arbeit
Kc ! ar. Der Ober Präsident
hat auf Vlntrag des Ausschusses zur
Zrrichtnnj» eines Kreis - Kriegerdenk-
M. Mär'/Z'!>7 einverktand-n erklärt
ist auf die Kreide Kolmar. Carnitau
Wirsitz, Wongrowitz und Obornik bc
sÄränü,
Posen. Dein commondirenden
Genera! des S. Armeecorps, v. Seeckt,
wurde vom Kaiser der Schwarze Ad
lerorden und vom Kaiser von Rußland
der Weiße Adlerorden verliehen.
Provinz Schienen.
Breslau. Während der Kaijer-
tage waren viele internationale Ta
fchendiebe thätig. An dem Tage des
Einzugs des Zaren wurden zwei Rus
sen und vier Ungarn auf frischer That
ertappt und festgenommen. Einer die
ser Taschendiebe trug 7000 M. bei sich.
inantschinuck im Werthe von SOOV M.
und dem Polizei - Jnspector einer
oberschlesischen Stadt eine gefüllte
Börse entwendet. Hier wurde gegen
Berlin, wobei der Beleidigte getödtet
wurde, von Raufbolden sprach. Der
Staatsanwalt beantragte 600 M. Der
die Presse die Pflicht habe, die Miß
stände zu rügen.
Haynau. Das von dem Offi
ciercorps der Eavallerie - Division A.
kürzlich auf dem Manövergelände ver
anstaltete Rennen verlief bei sehr gün
stigem Welter leider nicht ohne Unfall.
Bei dem zweiten Nennen stürzte bei
Tausenden zählende Menschenmenge
hatte sich zu Fuß, zu Wagen und per
Rad eingefunden.
Hirschberg. Der Titel Ober-
Bürgermeister ist dem Ersten Bürger
meister Richter verliehen worden.
Provinz Sachsen.
Erfur t. Im Innern der Bahn
streifen die Inschrift: „li.Vl'l'lllüX
angebracht. Große
ren w
„100,000 M.", ein Zeichen, daß der
Halle. Ein Lepra - Fall ist in
der hiesigen medicinischen Klinik con
statirt worden. Der Erkrankte wurde
während eines längeren Aufenthaltes
auf den Molukken mit dem Aussatze
angesteckt.
Provinz Schleswig-Holstein.
und mit eisernen Thoren versehen und
zu Hollerwettern die Schleuse durch
den Elbdeich neugebaut worden; mit
der letzteren Arbeit allein ist ein Ko
stenaufwand von 70,000 M. verbun-
Holtenau. Der Bau der Koh
lenstation am Südeingang des Canals
hat in den letzten Wochen bemerkens
werthe Fortschritte gemacht. Das ge
sammte Terrain ist geebnet und beto
nirt. In neuerer Zeit ist man bei dem
Fertigstellen des Sockels der Einfrie
digung sowie Aufstellung der Um
schließungsplanke beschäftigt.
Kiel. Für das Löwe - Denkmal,
welches bekanntlich seinen Platz .am
Diisternbrooker Gehölz, dem „Hohen
zollern-Bad" gegenüber, erhält, ist mit
den Fundamentirungsarbeiten begon-
Provinz Hannover.
Hedemünden. Der Fehlbetrag
in der hiesigen Kämmerei - Kasse be
lätist sich, wie verlautet, auf 10.519 M.
Derselbe soll nunmehr von dem dama
ligen Rechnungsführer eingezogen wer
den. Wie die Entstehung des Deficits
möglich war. wird die eingeleitete Un-
Heil igen loh. Der Mieths
in der Vollkraft der Jahre steht und
verheiratbetist, starb bald an den er
littenen Verletzungen.
Kl. ' Freden. Hofbesitzer Hein
10S.000 M. an die Kalibohr - Gesell-
Prvvinz Westfalen.
Dortmund. Aus der MUnster
im selben Augenblicke, da der Draht
der Guirlande die elektrische Verbin
dung hergestellt, einen solchen Schlag,
nes zweispännigen Fuhrwerks konnte
leider nicht rechtzeitig gewarnt werden.
Eins der Pferde traf der elektrische
blicken verendete. Das andere Pferd
wurde nur verletzt. Eine Frau, die
vorher auf den Draht getreten war,
wurde zu Boden gerissen.
Ruhrort. Eine Anzahl Ham
burger Kaufleute hat sich vereinigt, um
«ine neue Dampfer - Linie zwischen
Fahrt gesetzt werden. Das erste Schiff
ist auf der Hamburger Werft und Ma
schinenfabrik von I. H. N. Wichhorst
im Bau begriffen; sein Name wird
„Ruhrort" sein. Der Dampfer wird
nach der höchsten Klasse des Germani
schen Lloyd aus Stahl erbaut sein.
Rheinprovinz.
Breyell. Eine besondere Lei
stungsfähigkeit legte der hiesige Schü
tzenverein „Diana" an den Tag, indem
Schießwettstreit zu Ahrle-Rixtel in
rang.
Elberfeld. Hier hielt der Ver
band der Rheinisch-Westfälischen Ci
garren - Abschnitt - Sammel - Verein«
zur Unterstützung armer Kinder seinen
Verbandstag ab. Der Verband zählte
im vorigen Jahre MSI Mitglieder und
erzielte eine Einnahme von 28,688
Mark, womit 2131 arme Kinder un
terstützt werden konnten. Aus Cigar
ren-Abschnitten wurden 219 Mark,
aus Staniol ISI Mark, aus den klei
nen Automaten 3431 Mark, ausSpiel
uhren 631 Mark erzielt. Seit Beste
hen des Verbandes wurden 25.019
arme Kinder mit einer Ausgabe von
231,432 Mark unterstützt.
Wesel. Von den lIS Compag
nien des 7. Armeecorps hat die S.
Compagnie des Jnfanterie-Regts. Nr.
67 in diesem Jahre den Kaiserpreis
für bestes Schießen errungen. Die zwei
besten Schützen hatten SS Ringe, die
folgenden S 4 Ringe u. s. w. (die höch
ste Zahl von Ringen, die erreicht wer
den kann, ist 6V). Als Auszeichnung
Provinz Hessen-Nassau.
Frankfurt. Stadt - Schulrath
Frankfurter Angestellte der Taunus
bahn erhielten aus Anlaß ihrer 2S-
und 3Sjährigen Dienstjubiläen Grati-
Mark. (Immer nobel!) Ein Lehr
tung 10,t)(X) Mark erhoben hatte und
9000 Mark vor. In der Franken
zu dem profanen, allerdings sehr ein
träglichen Zweck, schleunigst damit
fortzuradeln. Selbstredend war der
und hat im Hotel „Rose" Wohnung ge-
Freie Städte.
Bremen. Zwei Leichen, die in
der Nähe des Waldschlößchens im Bür
gerpark aus den Wasserzügen geborgen
wurden, sind agnoscirt. Der junge
dem Kreise Holzminden, der hier ge
wohnt hat; das Mädchen ist seine
Braut, ein Dienstmädchen von hier.
men in den Tod zu geben, kund gibt.
Mittelst zusammengeknüpfter Hosen
träger und Strumpfbänder hatten die
Beiden sich fest zusammengebunden.
Die Unmöglichkeit, in nächster Zelt
zur Ehe zu kommen, was den Umstän-
Beiden in den Tod getrieben zu haben.
Der englische Arbeiterführer Tom
Mann und der Engländer Wilson,
Maschinenfabrik „Bremer Vulcan"
hat von Seiten der Dampfschifferei-
Gcsillschast der Nordsee die Lieferung
von weiteren acht Dampfern von 106
Fuß Länge zugeschlagen erhalten. Der
„Vulcan" Hai jetzt insgesammt 16
Speisekarte erwähnt. Si? lautet:
„Schwarzwälder Suppe von Ochsen-
schweif, Odenwälder Seezungen ge
rollt mit Breisgauer Krebs-Tunke,
Rehrücken vom Feldberg mit Durla
cher Gemüsen und Salat, Badenia-
Torte, Renchthaler Käse, Früchte von
der Bergstraße."
Oldenburg.
Oldenburg. Sehr gravirende
Anschuldigungen hat die Tochter des
Gattenmörders F. Rohde aus Seefeld
gegen ihren Vater vorgebracht. Da
nach soll Rohde, der nach feinenAeuße
rungen nicht wissen will, ob er bei sei
nem stark angetrunkenem Zustande den
Stich verübt habe, zunächst den Ver
such gemacht haben, seine Frau durch
Erhängen mittelst einer eisernen Kette
zu tödten; erst als ihm dieses nicht ge
lungen sei, habe er zum Messer gegrif
fen. Der verhaftete Rohde wird über
all als ein roher, gewaltthiitigerMensch
geschildert.
Thüringen.
Jena. Das alte Thüringer Volks
lied ist auch gelegentlich des Zapfen
streiches in Breslau vor dem russischen
Kaiser von ISOO Militärmusikern vor
getragen worden. Ob der Zar wohl
die Anspielung in den Worten: „Ach,
wie wär's möglich dann, daß ich Dich
Weimar. Ein Jubiläum eigener
Art feierte die Thüringische Bersiche
rungs-Anstalt, indem kürzlich bei
3926 Invalidenrenten und 6074 Al
tersrenten die IO.OOOste Rente bewil
ligt und zur Zahlung angewiesen
wurde.
Sachsen.
Dornenreichenbach. Hier
brannten die Wirtschaftsgebäude von
dem Generallieutenant v. Minckwitz
und Gustav Böttcher gehörigen Gütern
vollständig nieder. Räthselhafter
Weise kamen in der nämlichen Nacht
und in derselben Gegend noch eine An
zahl anderer Brände vor. Um 1 Uhr
Nachts brannte eine Strohfeime in der
Nähe des Gadegast'fchen Rittergutes
chers und Gastwirths Jentzsch nieder
gebrannt.
Flöha. Das Personal der Baum
einen Geschästsball veranstaltet. Be
theiligt waren 900 Personen, die freie
Bewirthung erhielten. Außerdem hatte
der Chef der Firma, Kaufmann Lie
bermann in Berlin, seiner Arbeitervcr
einigung, einer Art Consumverein,
eine Urkunde betreffend Schenkung
zweier Wohnhäuser im Werthe von
20,000 Mark und 2000 Mark baar
Königstein. Die Festung Kö
nigstein soll dem Publikum wieder zu
gänglich gemacht werden. Es sind
zahlreiche Petitionen an die Militär
behörde, namentlich aus Königstein,
abgegangen, in denen um Aufhebung
des Verbots gebeten wurde. Die Fe
stung soll vom IS. November 1896 an
dem Publikum nunmehr wieder zu
gänglich gemacht werden.
oirzscherzogthum Hessen.
Bodenheim. Bon Mainz aus
ist an alle Stationsverwaltungen der
Strecken, über die der Gro'ßherzog
häufiger fährt, die telegraphische Wei
sung ergangen, daß die dienstthuenden
Beamten bei einer Vorübersahrt d.'s
Landesfiirsten stets in sauberer Uni
form Dienst zu thun hätten. Darnach
müßten die Uniformen dieser Beamten
eigentlich nicht immer sauber sein.
Mainz. Ein Mainzer, Namens
derzeit vielen lahren in Ame-
Berlin einige Stunden hier. Auf dem
Bahnhofsplatz frug er, ob Dienstleute
da feien, die geborene Mainzer wären.
Als sich deren vier meldeten, ließ er sie
eine Droschke besteigen, in eine nahe
gelegene Wirthschaft in der Schotten
straße fahren und dort auf's Beste be
wirthn. Die Hauptsache war, daß
seine Gäste ihm alte Mainzer Carnc
valslieder, wie z. B.: „Die Vilzbach
ist das schönste Vertel" vorsingen muß
ten. Schließlich gab's auch noch ein
Trinkgeld.
Worms. Wie man hier den
sichtlich. Drei Frauen waren der
Verfälschung der Milch durch Beigie
ßen von Wasser angeschuldigt. Eine
zu ISO und die letzte zu 3<X> M. oder
zu 20, 30 und SO Tagen Haft verur
theilt.
Bayern.
Augsbur g. Hier wurde ein in
treiber eingezogen worden.
Weitere Verhaftungen stehen bevor.
Der als Qaberermeister verhafteie
000 Mk. Caution, ist aber nicht sreige-
Bauern, Hofbesitzer, Bauernsöhne und
Bauernknechte aus der Haberergegend
eingezogen worden, daß die wirth
schaftliche Lage mancher Höfe in Ge
fahr kommt. Bei der an der Forst
lehranstalt Aschaffenburg abgehalte
nen Schlußprüfung der Staatsdienst
aspiranten haben von 83 Theilneh
mern des ersten Kurses 63 die Prü
fung bestanden. Von den 62 Staats
dienstaspiranten des zweiten Kurses
traten SO an die Universität München
über. Bei den an der Universität
München abgehaltenen Staatsexamen
der Forstcandidaten haben von den zu
ten.
tigt, dahier Anfangs Oktober eine
bayerische Hopfen- und Gerste-Aus
stellung zu veranstalten. Mit Rück
sicht auf die der Hopfenernte so un
günstige Witterung wurde jedoch be
schlossen, diese Ausstellung nicht abzu
halten, sondern auf nächstes Jahr zu
verschieben. Am 19. Oktober sind es
SO Jahre, daß der Turnverein Nürn
berg gegründet wurde. Es wird eine
Jubiläumsfeier am 17., 18. und 19.
Oktober abgehalten. An die sämmt
lichen bayerischen Turnvereine sind
Einladungen ergangen.
Regensburg. Im Walde bei
Prüfening fand zwischen einem Osfi
cier und einem Apotheker ein Duell
statt, wozu die Veranlassung das
„ewig Weibliche" gegeben hatte. Dem
Apotheker wurde ein Ohr weggeschos
sen.
Meiiipfal;.
Dürkheim. Bei der Versteige
rung der Schaubuden-Karoussel- und
Zuckerbudenplätze für den heurigen
Wurstmarkt wurde» 2338.80 Mk. er
löst ein Betrag, der seither noch
niemals erzielt wurde. Nimmt man
nun noch das Platzgeld für die Waa
renbuden, die Wurststände etc. hinzu,
so dilrfte der heurige Wurstmarkt an
Platzgebühren den ansehnlichen Be
trag von ca. 3000 Mark abwerfen.
Germer s h e i m. Hier schlug
ein Nachen mit vier Insassen um. Der
zur Hilfe eilende Schiffsbaumeister
konnte nur noch den Unterofficier Mo
schel aus Zweibrücken und die Tochter
des Schiffers H. Fauthaus aus Ger
mersheim retten, während der Gefreite
Fertig vom 2. bayerischen Trainba
taillon, aus Amorbach in Unterfran
in einem Wahnsinnsanfall die 2S
Jahre alte Tochter des Oekonomen
Silcher ihre Mutter und ihren 12jäh
rigen Bruder. Nach vollbrachter That
durchschnitt sich die Unglückliche selbst
den Hals und wurde todt über der
Leiche ihrer Mutter liegend aufgefun
den.
Württemberg.
Oehringen. Der viele und an
haltende Regen bewirkte, daß dieOhrn
bei Oehringen über ihre Ufer trat; in
der Altstadt mußte eine Altbrücke ge-
R a statt. Das Kaiser-Abzeichen
Llltzow No. 2S erhalten. Die Mann-
Arme.
Stuttgart. Das hier abgehal
tene Sängerfest hat ein Deficit von
IS,OOO M. ergeben, dessen Deckung
da ein Garantiefond vorhanden ist.
Laden.
Baden-Baden. Richard Pohl,
Musikschriftsteller, feierte seinen 70.
Geburtstag.
Karlsruhe. Das kleine Ver
mögen. welches neulich ein Deutsch-
Amerikaner durch Unvorsichtigkeit hier
verlor, ein ganzes Bündel Dollar
scheine im Werthe von 100,000 M.. ist
wieder aufgefunden worden. Am vor
letzten Samstag fand ein Hausbursche
aus der Markgrafenstraße die fragli
chen Banknoten und lieferte sie bei der
Staatsanwaltschaft ab. Die seinerzeit
wegen Verdachts des Diebstahls ver
hafteten Personen wurden wieder in
Freiheit gesetzt.
Muggensturm. Ein frecher
Raubanfall wurde auf einen jungen
der Eisenbahnstation wurde der be
treffende Mann unmittelbar vor Mug
gensturm beim Crucifix von einem un-
Vciarfchaft aufgefordert, welchem Ver
langen der Festgehaltene wohl oder
iibel nachkoinmin mußte.
Betroffenen: Karl Willmann, Anton
Obergsell Z.'averKünls, Thaddäus Wie
hert, sind versichert.
Ueberlingen. Neulich Mit-
Weiler Goldbach Feuer aus. das die
Thonwaarenfabrik von August Thörey
zum Theil zerstörte.
(vijaß-t'ollimigtil.
M e tz. Gegen den Leiter der vor ei-
Briefe vorgefunden. Viele derselben
sollen erbrochen gewesen sein.
Oesterreich-Ungarn.
Brüx. Die Lage in Brüx ist un
verändert. Im Bruchgebiet ist Beru-
Teplitzer Bahn ist wieder aufgenom
men worden. Die Meldungen der
Blätter über den Einsturz von Häusern
sind übertrieben. Es ist lediglich der
Hintere Theil eines Hauses eingestürzt.
Das benachbarte Haus zeigt Risse.
Wien. Eine rein jüdische Partei
in Oesterreich zu gründen, dieser Ge
danke wurde in einem Verein jüdischer
Wähler in Wien erörtert. Als Grund
hierfür wurde in's Feld geführt, daß
sich die Liberalen nicht scharf genug ge
gen den Antisemitismus einsetzen. Es
kam, wie es scheint, nur deshalb noch
nicht zu dieser, übrigens von mehreren
Rednern lebhaft angefochtenen Ent
scheidung, weil man den Liberalen Zeit
geben will, sich zu bessern. Der Re
gisseur der Wiener Hofoper, Stoll, hat
während einer Aufführung von Meyer
beer's „Afrikanerin" dem Publikum
eine Ueberrafchung bereitet. Stoll, ein
Tenor, sang nämlich die Rolle des
Oberpriesters, eine Partie für den
Bassisten. Einen Künstler genirt das
nicht, und Stoll entledigte sich seiner
ungewohnten Aufgabe mit Geschick.
Wenn Stoll fortfährt, seine Unentbehe
lichkeit zu documentiren, dann dürste
er demnächst mit der Rolle der Valen
tine in den „Hugenotten" betraut wer
den.
Schweiz.
Bern. An der Flankenfluh bei
Diesbach ist ein 40jähriges Frl. Bin
der aus Genf todtgestürzt, seit Men
schengedenken der erste derartige Un
glücksfall an diesem Orte.
Genf. Die Staatsschuld wuchs
in den letzten 16 Jahren um 16 Mil-
Luzern. Die kantonale Lehrer-
Conserenz sprach sich aus für Erwei
terung der Taubstummenansttilt Ho
henrain zur Aufnahme von Schwach
sinnigen.
Neuenburg. Der Heilsarmee-
General Booth hat bei Chauxdesonds
den Schweizerboden betreten und da
selbst die Jnspection seiner Truppen
begonnen.
Waa d t. Auf dem Platze de la
Himmel eine großartige Protest-Ver
sammlung gegen die türkischen Greuel
statt. Es sprachen die Professoren Pa
fchoud und Emen, Nationalrath Boi
ceau und Großrath Fauguez. Ein
stimmig schloß sich die ganze Menge
der in Umlauf gesetzten Petition an den
Bundesrath an. Die Anregung zu
dieser letzteren ist von Herrn Pastor
Terrisse von der kxlis«- litire in Lau-
Nimiiburg.
E s ch a. d. Alz. Neulich sollte der
20jährige Mineur Wolter Louis von
hier aus einer im Ort gen. Heinzeberg
quai befördern. Der Wagen entgleiste,
Wolter gerieth zwischen denselben und
die Wand, wobei ihm der Hirnschädel
zerschmettert wurde. Der Verun
glückte blieb auf der Stelle todt.
Ober-Vichten. Kürzlich wurde
ein dem Ackerer Faber Michel zugehö
riger, auf dem Banne stehender Stroh
schober durch eine Feuersbrunst einge
äschert. Der verursachte Schaden be
trägt ca. ISO Francs.
Zweitausend Trauben
an einem Weinstock ist wohl eine be
merkenswerthe Seltenheit. Dieser
Weinstock, der erst vor 20 Jahren ein
gepflanzt wurde, steht in dem Garten
des Herrn Cduard v. Lade in Geisen
heim und nimmt jetzt längs einer
Mauer eine Fläche von 60 Quadrat
meter ein.
Einen schrecklichen Tod
hat ein in der Gemeinde Chatelet bei
Angers wohnender Ackerer Namens
Gilbert beim Pflügen gefunden. Der
Stollen des Pfluges förderte ein Wes
pennest zutage, und die wüthenden
Thiere brachten dem Gilbert so viele
Stiche bei, daß er bald darauf unter
großen Qualen starb. Seine Frau,
die bei ihm war, konnte ihm keine Hül
fe bringen, da sie selbst sich gegen die
Wespen zu wehren hatte.
DasGrundstückinSos
nitza in Obcrschlesien, aus dem sich nach
bon die Mutter Gottes zeigen soll, ist
in weitem Umkreise abgesperrt worden.
Der Andrang nach dem Hause der
Slabon war in der letzten Zeit so ge
waltig. daß die Gendarmen mit blan
ker Waffe einschreiten mußten, um die
Menschenmenge abzuhalten. Die Leute
widersetzten sich den Anordnungen der
Gendarmerie, die verschiedene Personen
verhaftete. Das Volk will sich de»
Glauben an das Wunder nicht nehmen
lassen.
Was aufdeutschen Büh
nen nicht Alles versucht wird! Im
Braunschweiger Sommertheater wurde
zum Benefiz für die komifcheAlte, Frau
Zoche, zum letzten Male „Der Bogel-
Händler" aufgeführt. Die Vorstellung
gewann für denjenigen Theil des Pu
blikums, der Geschmack an bizarren
Experimenten findet, dadurch an In
teresse, daß Frl. Schoder an diesem
Abend im ersten Akte den Adam, im
zweiten die Briefchristel und im letzten
die Kurfürstin Marie fang. Viel
leicht erleben wir es noch einmal, daß
dieselbe Schauspielerin im ersten Atte
den Faust, im zweiten den Mephisto,
darauf die Martha und zuletzt das
Gretchen spielt.
Eine unbekannte Ge
stalt scheint Friedrich von Schiller in
der Kreisstadt Zalenze noch zu sein.
Kürzlich feierte dort ein Verein von
Malern und Lackirern ein Sommerfest,
auf welchem dem Kunstbedürfniß fei
ner Mitglieder durch die Aufführung
eines Auftritts aus dem nicht ganz
unbekannten Stück „Wilhelm Tell" ge
nügt werden sollte, doch wurde ihm
dies edle Beginnen durch der Ordnung
strengen Hüter plötzlich verkümmert.
Stauffacher ruft eben seinen Verbün
deten die Worte zu: „Wär' ich ein Ob
mann zwischen uns und Oesterreich, so
würde Recht und Gerechtigkeit. So
aber ist's unse» eigener Kaiser, der
uns unterdrückt!" Da sprang ein
Gendarm auf die Bühne und rief:
„Nun aber ist's genug. Schluß, meine
Herren, Schluß!"
Ein Radwet t ren nen
des Rasingclubs von Straßburg im
Elsaß hatte ein interessantes Nach
spiel in Gestalt eines Berichterstatter-
Streiks. Sämmtliche Zeitungen mit
einer einzigen Ausnahme enthielten
am Tage nach dem Rennen die Erklä
rung, daß man einen Bericht über das
Nennen nicht bringe, da den Vertre
tern der Presse auf dem Rennplatze
nicht mit der nöthigen Rücksicht be
gegnet worden sei. Dies geschlossene
Vorgehen verdient eigentlich auch an
derwärts Nachahmung.
Vor einem Jahre er
schien in Belgrad eine Broschüre von
dem montenegrinischen Emigranten
Bazkowitsch, worin Fürst Nikola un
ter andern Uebelthaten auch der An
stiftung zu politischen Morden beschul
digt wurde. Bazkowitsch wurde vom
Belgrader Gerichte aus Antrag der
montenegrinischen Regierung verfolgt,
aber nur zu einer geringen Geldstrafe
verurtheilt. Nun ist Bazkowitsch, der
Lehrer an einer Schule im Morawa
thale war, von einem Meuchelmörder
umgebracht worden und Belgrader
Blätter bezeichnen diese That als einen
Mörder soll ein Montenegriner sein.
—ln dem Cafe Delayer,
das in Lyon an der Ecke der Rue
Moncey und Rue Massena belegen ist,
fand eine furchtbare Acetylengas-Ex
plosion statt. Das Cafe war glückli
cher Weise in dem Augenblick fast leer,
so daß die Zahl der Opfer nur eine
an eine Dynamit-Explosion dachten.
Das Erdgeschoß ist gänzlich zerstört;
nur die nackien Mauern, die überdies
zahlreiche Risse aufweisen, sind stehen
geblieben. Herr und Frau Delayer
wurden lebensgefährlich verletzt. Sechs
Nachbarläden in der Rue Moncey und
der Rue Massena sind gleichfalls hart
mitgenommen und theilweise zerstört
worden. Außer dem Ehepaare Delayer
sind drei Nachbarn und ein Gast des
der, Sohn eines in Berlin ansässigen
Beamten, gehörte der 7. Compagnie
des Kaiser Franz Garde-Grenadier-
Regiments an und war als Schreiber
zur Commandant»! des Truppen
übungsplatzes nach Döberitz abcom
mandirt. Hier verkehrte er viel bei
dem Gastwirth Liepe, der in der Näh«
des Barackenlagers ein sehr besuchtes
Local besitzt. Nachdem er eines Tages
kürzlich eine bedeutende Zeche in Wein
contrahirt hatte, borgte der Sergeant
dem Wirth noch 200 Mark baares
Geld ab. Damit fuhr er nach Berlin,
vertauschte seine Uniform mit Civil
kleidung und reiste nach der Westgren
ze, wo er sich für Holland anwerben
ließ. Bevor er indeß ins Ausland ge
hen wollte, drängte es ihn, nochmals
nach Berlin zurückzukehren, um noch
einige Tage bei seiner Geliebten zu
verweilen. Inzwischen war natürlich
sein Verschwinden beim Regiment ge
meldet worden ,' es wurde nach ihm in
Berlin gesucht, und ein Feldwebel, dei
seine Gewohnheiten kannte, traf ihn in
der Wohnung der Geliebten und ver
haftete ihn. Im Gefängniß harrt de.
Leichtsinnige jetzt seiner Bestrafung.
—ln Barcelona würd«
auf Verlangen der französischen Regie
rung, ein Individuum, Namens De
metrio Zanini verhaftet, der ein höchst
origineller Hochstapler war. Zanini
gab sich in Frankreich als Granden von
Spanien, Besitzer von ausgedehnten
Liegenschaften, Schlössern und Palä
sten und Bewunderer aller hervorra
genden Männer aus. Er stand im
Briefwechsel mit fast allen zeitgenös
sischen Celebritiiten und es gelang ihm,
in den Besitz werthvoller Autographen
von Alexander Dumas, Sardou, Dau
det. Carnot, Pierre Loti, Faure, Ca
mille Flammarion, dem Generalßou
langer, von Bebel, Liebknecht, Kotze-
Turgenjew, Crifpi, Tolstoi, dem
Fürsten Bismarck und anderen zu
kommen. Viele dieser Autographen, die
Meinungsäußerungen über Politik,
Literatur, Wissenschaften, Künste. In
dustrie. Handel. Finanzen u. s. w. ent
hielten, waren von wirklicher Bedeu
tung. Zanini schmuggelte sich in dieJn
timität einiger der Borgenannten ein;
der berühmte Astronom Flammarion
z. B. achtete ihn sehr und schickte ihm
öfters Geschenke von seinem Observa
torium in Jssy aus. Ein Helfershelfer
Zanini's schrieb nun an verschieoene
der Celebritäten und theilte ihnen mit,
er habe Zanini seine Authographen
sammluich entwendet und werde sie auf
den Markt schleudern, wenn dieselbe
ihm nicht für schweres Geld abgekauft
würde. Da nun mehrere Autographen
sehr kühne, nicht für die Oefsentlich
teit bestimmte Ansichten enthielten, wur
den sie von ihren Urhebern zu gutem
Preise wieder angekauft. So sollen un
ter andern Pierre Loti vedeutende
Summen erpreßt worden sein. Im
Augenblick seiner Verhaftung besaß
Zanini noch zahlreiche Autographen. 7