2 Dir ttinrn Frauen. Von Julius Rodenberg. Die reinen Frauen steh'n im Leben Wie Rosen in dem dunklen Laub; Auf ihren Wünschen, ihrem Streben Liegt noch der feinste Blüthenstaub. In ihrer Welt ist leine Fehle, Ist Alles ruhig, voll und weich: Der Blick in eine Frauenseele Ist wie ein Blick in s Himmelreich. Wohl sollst du hören hohe Geister, Verehren sollst du Manneskraft, Dich lehren sollen deine Meister, Was Kunst vermag und Wissenschaft. Doch was das Höchste bleibt hienieden, Des Ew'gen nur geahnte Spur, Was Schönheit, Poesie und Frieden: Das lehren dich die Frauen nur! Vergessen und Vergeben. Ich habe es vergessen! Genug Men schen halten sich mit dieser Rede voll ständig entschuldigt, als ob dc« Ver gessen etwas ganz Selbstverständliches war«. Wir bedenken nicht, daß der Vergeßlichkeit, in Bezug auf unsere Mitmenschen, stets eine, wenn auch nicht beabsichtigte Lieblosigkeit zu etwas Geschäftliches, hören bekommen, daher sollten wir uns ernstlich bemühen, diesen schlimmen Fehler bei uns selbst und unseren An gehörigen zu bekämpfen. Unsere Ver nicht so leicht. Selbst die Menschen, di» iiber ein schlechtes Gedächtniß llagen, vergessen nicht etwa ten ihres eigenen Behagens, wohl aber die Anderer. Es ioinnu <a .. den meisten Menschen, welche ei« höhe res Alter erreichen, die Zeit der Ge nicht aus Gleichgiltigkeit dieser vor der Zeit anheimzufallen. Mit ernstlichem Willen läßt sich das Gedächtniß aus- Wort zu halten. Ein erprobtes Mit nicht vergessen darf und will, ist eine kleine Wandtafel, auf welcher wir Al les, was wir nicht vergessen dürfen, anmerken; wir gewöhnen uns sehr va.d daran und brauchen nicht mehr so häufig über unfereVergeßlichkeit zu er röthen. Nun die Kehrseite des Wor tes: „Vergessen". „Vergeben will ich gern, aber vergessen, das kann ich nicht," hört man oft sagen; richtiger müßte es heißen: „das will ich nicht," und damit wird auch der Werth des Vergebens hinfällig. Wie gut, wie durchaus nöthig ist es, daß wir Vieles vergessen! Schicke Dich in das Unab änderliche, schlage es Dir aus dem Sinn, suche es zu vergessen. Du wirst sehen, mit gutem Willen kannst Du es dahin dringen, kaum noch an dasHerbe zu denken, und Du wirst viel besser dabei fortkommen, als wenn Du das Traurige oder das Dir zugefügte Un recht stets frisch vor Deinem Geiste zu erhalten trachtest. Dos von ganzem keineswegs leicht zu üben ist. Wir müssen stets eingedenk sein, daß auch uns Viel vergeben und vergessen wer den muß. Guter Anfang. Direktor: „Wie mir geschrieben wird, Herr Rath, Strafe für Ihr leidenschaftliches Spie bleiben!" Rath: „Ich weiß es leider wohl! An all' dem ist aber nur das verdammte Tarok schuld!" Direc uns fehlt gerade ein Vierter!" Begreiflich. „Sagen Sie mir, warum bleiben Sie denn meinen fortgesetzten Mahnungen gegenüber, mich zu zahlen, vollständig taub?" den!" Höchste Zerstreutheit. Ein alter Professor, der sich bisher stets eines gefunden Schlafes erfreut hat, kann eines Nachts nicht einschla sen. Er wacht bis gegen Morgen da fällt ihm endlich der Grund seiner Schlaflosigkeit ein: er hatte vergessen, die Augen zuzumachen. -SchwacherTrost. A.: „Ach, ...eine Hühneraugen schmerzen entsetz lich!" B.: „Trösten Sie sich, mein Lieber, auch Hühneraugen haben ihren Vortheil! Sie werden dabei nämlich riie auf die Füße getreten, sondern im mer nur aus die Hühneraugen!" —Zu schlau. 1. Student: „Warum läßt Du beim Schneider Dürr nicht mehr arbeiten?" —2. Stu dent: „Ach, der ist mir zu schlau, der lommt regelmäßig am Ende des Mo nats mit dem Geldbriefträger zu gleich!" Tin kleiner Schlau meier. Onlel: „WcihalS willst Du Dir den Leberthran immer nur vom «Sroßpapa geben lassen, Hans?" Der lleine Hans: „O, der Lössel ist so sehr grob und Großpapa zittert we llig stens immer 'n bischen daneben!" Schiffer und Steuermann. Slizze von Friedrich Meister. Die „Hoffnung" war ein zweimasti ger Ewer, von der Art, wie man sie alle Tage in den Ostseehäfen, von Ha dersleben herunter bis Kiel, und auch auf der Elbe, von Cuxhaven aufwärts bis Hamburg, liegen sehen kann. Zur Besatzung brauchte sie drei Mann, oder reise aus Flensburg aber fehlte der letztere, aus dem einfachen Grunde, weil er fortgelaufen war und weil der Schiffer sich nicht die Zeit lassen wollte, ten. Johann Pinkert, der Schiffer, und Karl Illing, der Steuermann, ehedem gute Freunde, waren aus irgend «iner in sie verbissen hat. Bei der Abfahrt aus dem Flensbur ger Hafen herrschte ein düsteres Schweigen an Bord; die ganze Förde hinab, bis zur Mündung derselben beim Scheersberg, hatten Schiffer und Steuermann kaum die »nöthigsten Worte gewechselt, und auch diese waren von wüsten Drohungen und Schimpf reden begleitet gewesen. Kalt und unfreundlich sank die Nacht hernieder, als der Ewer in die oikene See hinauslief; die entfernteren Fahrzeuge verschwanden in dem Däm mer zwischen Himmel und Meer, und die Seitenlaternen der Gegensegler be gannen ihr grünes oder rothes Licht durch die zunehmende Dunkelheit zu senden. Der Wind, der jetzt einen feinen Regen mitbrachte, wav dem Kurse die „Hoffnung" war nach Kiel bestimmt nicht gerade günstig; die See ging höher, je mehr man den Schutz der Küste verlieh, und bald war das Deck des niedrigen, tiefgehenden Ewers naß und sülüpsrig von dem hereinschlagenden Wasser. „Steck die Laternen an und häng sie über die Seite, Du —!" rief dev am Ruder stehende Schiffer grob dem Steuermann zu. Karl Illing, ein schwarzhaariger, dunkeläugiger Gesell von ungefähr fünfundzwanzig Jahren, machte sich die Ausführung des Befehls. der Schiffer noch nachdrücklicher. „Laß das Schimpfen nach!" gab der Steuermann zornig zurück. „Meinst, ich soll von Dir alles ruhig hinneh men?" Der Schiffer gähnte, reckte und dehnte seinen mächtigen Körper und > einen Fußtritt, wie beliebt." „Ja. Junge, fat Du mi bloß an!" antwortete der andere wild. „Denn stet ick Di dod! Ick fürcht' mi nich vör Di, so grot un so lang Du ol büst!" enthalten tonnte, dem Schiffer wieder holt Blicke voll wüthendsten Hasses zu zuwerfen. Pinkert hatte aber auch, im reizen. „Wenn Du mit Muckschen fertig bist," rief er nach einer Weile wieder die Asche aus seiner Pfeife klopfte, ging. Dabei fiel ihm die lurze Holz- pfeife aus der Hand; er bückte sich, sie aufzuheben. Da griff der Steuer j mann, von einem plötzlichen Impulse gepackt, nach einer vor ihm auf der Cajütskappe liegenden Handspeiche und versetzte dem Ahnungslosen einen schweren Schlag über den Kops. Halb betäubt sank der Schiffer in die Kniee, ! versuchte aber sogleich wieder auszuste hen, wobei er abwehrend die Arme er hob. Da schlug der Steuermann blindwiithig zum zweitenmal zu; der ! Getroffene stieß einen Schrei aus, tau ' nielte zurück und stürzte über die nie dere Reeling in die dumpf aufrau schende See. Illing legte mechanisch die Hand speiche wieder auf die Cajütsiappe, bann preßte er die Faust gegen die Brust, in der der Athem zu stocken schien, und starrte weitgeöffneten Au ges über das Heck, das Auftauchen des ölnderen erwartend. ' schienen zu verstreichen, der Schiffer aber zeigte sich nicht. Ein Schwindel l stieg ihm in's Hirn, ihm war, als I Nüsse er niederstürzen da ein Aufschrei entfuhr seinem Munde, denn c: hatte dem Boote, das an der Fangleine hinter dem Ewer her schleppte, eine Gestalt entdeckt, die sich i verzweifelt an das Dollbord des klei j!>en Fahrzeugs anklammerte. Ehe ev Fangleine zu durchschneiden und das Boot treibe» z» lassen; er führt« diese Absicht jedoch nicht aus, weil ihm ein fiel, daß dasselbe mit seinem Insassen sehr wahrscheinlich von einem Segler oder Dampfer aufgefischt werden würde. Während ihm dies durch den Kopf ging, sah er die in dev Finsterniß undeutliche Gestalt des Schiffers vor wärts nach dem ÜKlge des Bootes kom men, die Fangleine ergreifen und das Boot näher an das Heck des Ewers heranziehen. „Halt!" schrie er heiser. „Das laß sein, oder ich schmeiß Dich los und laß Dich treiben!" Der Schiffer lietz die Leine fahren, die sich mit einem Ruck wieder steif spannte. „Nur zu!" rief «r. „Schmeiß los, ich brauch' Dich nicht!" Damit hob er «in lose im Boot liegendes Brett auf und schw-nktc es triumphirend. „Hier mit komme ich sein an Land oder an derswo an Bord! Schmeiß ruhig los!" „Wenn ich Dich an Bord kommen lasse," antwortete der Steuermann mit eigenthümlich bedrückter Stimme, „willst Du mir dann schwören, daß Alles vergessen sein soll?" „Nee, min Jung!" rief der andere überlaut zurück. „Ob ick an Bord komm' oder nich, dat is mi ganz egal; Di aber sünd tein Johr Tuchthus ge wiß zehn Jahr Zlrchthaus Karl Illing, sobald ich an Land komme!" Der Steuermann schwieg. Er hielt die zitternde Hand aies der Ruder pinne und steuerte das Fahrzeug, da bei aber ließ er das hinterdrein schlep pende Boot nicht aus dem Auge. Es wurde ihm schlimm zu Muthe, wenn er an die Folgen seiner That dachte. Die Nacht war kalt, und der Schif fer fing an, sich in den nassen Kleidern vor Frost zu schütteln. „Willst Du mich an Bord lommen lassen?" fragte er ncch langem Zögern und unter Zähneklappern. „Unter der Bedingung, die ich Dir sagte." versetzte der Steuermann. „Von Dir nehme ich keine Bedin gungen an!" rief Pintert zornig. „Aber vor Gericht will ich Dich haben, Du meuchelmörderifcher Hund! Mein Kopf ist der beste Zeuge!" Von nun an redete keiner ein Wort während all der langen Stunden, der langen, schweigenden Nacht. Endlich graute der neue Tag. Der Wieder schein der Seitenlaternen aus den schwarzen Wogen wurde schwächer; immer lichter färbte sich der Horizont über der östlichen Kimmung. Der den, glasigen Fluth wieder der Gestalt im Boote zu. Pinkert begegnete dem Blick mit grimmiger Miene; er hielt das nasse Taschentuch gegen den Kopf gedrückt. Jetzt nahm er es fort und wies dem Steuermann eine große, blutige Wunde. Noch redete keiner,. Erschauernd drehte Illing das Gesicht weg; Furcht erfaßte ihn, als er der Zu kunft gedachte. In diesem Augenblick ergriff Pin kert die Fangleine, ritz das Boot an den Ewer heran und schwang sich mit mächtigem Satze an Deck. Illing sprang von der Cajütskappe empor, düng angelegt und ein Stück Leinen um den Kops gebunden. Er niaß sei nen Feind mit einem Blick, in dem das „Du schlechter Kerl!" fuhr der Aber wart' nur, diese Fahrt soll auf lange Zeit Deine letzte Reise gewesen sein!" Stimme war heiser und tonlos. „Nu is't genoog. Wat ick dahn heww, dat heww ick dahn; wat danah kümmt, weichen. Der Schiffer aber setzte sich auf die Cajütskappe, steuerte, schaute nach den Segeln und über das Meer hinaus und machte gelegentlich seiner Stimmung Luft in allerlei sehr ver nehmlich hingeworfenen Bemerkungen, die für den Schiffsgenossen keine Com- Rechten die Ruderpinne regierte und auf einen Gegenstand zusteuert-, der sich, nicht weit vom Ewer im Wasser treibend, mit den Wogen hob und senkte. aus und gewahrte nun den Gegenstand gleichfalls ; es war ein menschlicher Körper, der in einsm Rettungsringe hing und so über Was ser gehalten wurde. Illing ergriff einen Bootshaken und stellte sich damit in Bereitschaft. „Paß ja gut auf!" rief der Schiffer Der Steuermann trat in die Rüsten außenbords, hielt sich mit einer Hand an den Wanten und lehnte sich mit ausgestrecktem Haken so weit als mög lich über das Wasser hinaus. Anfangs schien es, als sollte der treibende Kör per in zu großer Entfernung vorbei schlllpfen, aber eine rechtzeitige Dre hung des Ruders ermöglichte es dem Steuermann, die Jacke des Treibenden mit dem Haien zu erfassen; vorsichtig die Halenstange verkürzend zog er ihn bis an die Schisfsfeite heran. „De is dod." sagte der Schiffer, der das Ruder festgelegt hatte und herbei gekommen war, das von Wasser über spülte Antlitz des Mannes zu betrach ten. Dann bückte er sich über die Ree ling, faßte denselben am Kragen und zog den triefenden Körper an Deck. „Geh an's Ruder," befahl er. „Ja. Kaptein." sagte Illing gehor sam. Der Schiffer aber trug den Auf gefischten in die Cajüte hinab. Einen Augenblick später erschien er wieder an Deck. Er schaute in's Wet ter und dann rings in die Ferne. Der Ewer befand sich jetzt ungefähr in der Gegend der Mündung der Schlei, land wärts von der Fahrstraße der Kiel- Svendborger Dampfer. „Wir wollen die Segel aufgeien und zu Anker gehen," sagte er. „Aber 'n beten gau!" „Jawoll, Captein." Willig und flink ging Kark Illing dem Schiffer zur Hand; die Brise war nur slau, die Arbeit daher bald ge than. Als der Anker festhielt, eilten beide Männer in die Cajüte. Der Aufgefischte, ein junger Ma trose, lag auf den beiden an einander gerückten Seetisten; auf den Cajüts dielen bildete das abtriefende Wasser eine große Pfütze. Der Steuermann nahm eilfertig das Wasser mit dem Schwabber auf, dann setzte er den klei nen Ofen in Brand und stellte den Kessel auf die Ringöffnung. Inzwi schen hatte der Schiffer den Leblosen entkleidet: nunmehr riß «r seine und des Steuermanns Wolldecken aus den Kojen, breitete den Die len aus und legte den Matrosen da rauf, und dann begannen beide Män ner mit Ernst und Eifer die Wiederbe lebungsversuche. Eine lange Zeit arbeiteten sie schwei gend und angestrengt, still hoffend,daß noch ein Lebensfünlchen in dem an scheinend todten Körper sein möcht«. „Der arme Kerl!" sagte der Schiffer bedauernd, als er einen Augenblick innehielt, um Athem zu schöpfen. „Er lebt ganz bestimmt noch," meinte der Steuermann keuchend und sich mit dem Aermel den Schweiß aus dem Gesicht wischend. „Ein todter Mensch fühlt sich anders an." Nach zehn Minuten weiterer Arbeit gab der Gerettete schwach- Lebenszei chen von sich; di- beiden Schiffsgenos sen tauschten in erregtem Flüsterton ihre Wahrnehmungen aus. Endlich rang sich ein Seufzer über des Matro sen Lippen, und zugleich öffnete er ein wenig die Augen. „Jetzt haben wir gewonnen!" sagte der Schiffer mit unterdrücktem Jubel. „Lieg ganz still, mein Junge, wir krie gen Dich schon. Kork, mak den Kaffee klar!" Während der Steuermann den würzigen Trank bereitete, wurde der M'trose sich wieder seines irdischen Daseins bewußt; ganz verwundert starrte er den Schiffer an, der ihn so unsanft behandelte. Der aber schlug jetzt schnell die Decken um ihn, hob ihn auf, legte ihn in seine eigene Koje und bot ihm dann einen Blechtopf voll hei ßen Kaffees zum Trinken. Der Pa tient schlürfte ein wenig, wurde dann aber von neuem bewußtlos. Erschrocken und besorgt schauten Schiffer und Steuermann einander an. „Manche gehen auch jetzt noch d'raus," sagte der erstere. „Gerade wenn man denkt, daß man sie fein her aus hat, dann fchlippen sie ihr Kabel, und weg sind sie." „Wir müssen ihn recht warm hal ten," meinte Illing, „mehr können wir jetzt nicht thun." Sie packten noch mehr Decken und Kleidungsstücke auf ihren Geretteten, und dann gingen sie an Deck, um den Anker auszuhieven und die Fahrt fort zusetzen. Als die „Hoffnung" mit ih rem plumpen Bug von neuem durch's Wasser strich, beorderte der Schisser den Steuermann an's Ruder und Es verging eine halbe Stunde. „Geh' Du 'mal neeren und sieh ihn Dir an," sagte der Schiffer, djcTreppe heraufkommend und das über nehmend. „Wie's scheint, weiß er noch nicht recht, ob er, abfahren oder bleiben des Matrosen ab. Gegen Abend, als Antlitz des Steuermanns entwich der freudige Schimmer. „Meuterei und Mordversuch, so war's ja Wohl," brummte der Schiffer düster drohenden Blickes, und dann wartete er eine Weile, wie um die Er widerung des Steuermanns zu hören; der aber verharrte in sinsteremSchwei gen. „Das erst« in Kiel ist, daß ich Dich arretiren lasse," fuhr Pinkert fort. „Sobald wir den Ewer festgelegt ha ben, gehst Du unter Deck, verstanden?" „Jawoll, Kaptein," antwortete der Steuermann, ohne den anderen anzu blicken. „Das wird eine schöne Überra schung für Deine Frau sein," nahm der Schiffer wieder das Wort. „Das ist aver ganz egal, von mir hast Du keine Gnade zu erwarten." „Thu ich auch nicht," entgegnete Il ling dumpf. „Wat ick dahn heww, dat heww ick dahn, wat danah tümmt, möt ick drägen." Unverständliche Worte vor sich hin grunzend, tauchte der Schiffer wieder hinab. Der Matrose schlief, sein Athem ging ruhig und regelmäßig; sein Pfleger betrachtete ihn eine Weile und ging dann an Deck, um hier aller lei Vorbereitungen für die Ankunft im Kieler Hasen zu tresfen. Der Abend dämmerte, und auf dem Leuchtthurm vonVütl zündete man die Laterne an. Aus dem jetzt glatten Meeresspiegel glitt der Ewer schneller dahin; bald blinkte unserenSeesahrcrn auch das Feuer von Friedrichsort ent gegen, und eine halbe Stunde später sahen sie die Lichter von Kiel. Auf der Höhe von Düsternbrook übernahm der Schiffer das Ruder, um den Ewer zu seinem Platz am Bollwerk im oberen Hafen zu steuern. Scharf und for schend schaute er von der Seite den Steuermann an, der in kurzer Entfer nung wartend stehen geblieben war. „Gei auf Fock und Großsegel." be fahl er. als das Fahrzeug die Liege stelle der Ewer erreicht hatte. „Hol den Klüver nieder." Er ließ das Ruder los und half bei der Assführung dieser Arbeiten. Fünf Minuten später lag die „Hoffnung" an den Pollern des Bollwerts vertäut. Die Segel wurden festgemacht, und als auch das Deck aufgeklart war, da stan den die beiden Männer einander gegen über und schauten sich in die Augen. „Unter Deck mit Div!" sagte der Schiffer in strengem Tone. Der Steuermann stieg die Treppe hinunter. „Und daß Du mir aus den Mann Acht gibst," rief der Schiffer ihm nach. „Ich gehe jetzt an Land. Und wenn Jemand von Dir wissen will, woher ich die Schramme am Kopf habe, dann sagst Du. ich hätte in Mutter Grön gröfts Keller in Flensburg Streit ge habt. Hast Du verstanden?" Der Steuermann hatte verstanden, allein ein seltsames Gefühl in der Kehle benahm ihm die Stimm«. Als di«s Gefühl endlich gewichen war, da hatte der Schiffer den freien Platz am Bollwerk bereits überschritten, und die Antwort erreichte ihn nicht mehr. Thränenden Auges blickte Karl Jl ting ihm nach, dann wendete er sich um und stieg, ein Aufschluchzen unter drückend, die Eajütentreppe vollends hinab. Tic unzerreißbaren Hosenträger. Auf der Kirchweihe war es. Der Besitzer eines Standes, der Bänder, Knöpfe, Kravatten, Gläser. Strumpf bänder und eine Menge anderer Arti kel feil hält, ist von einem Schwärm Bauern umringt, die Gegenstände von ihm kaufen, deren sie gerade benöthi gen. Einem der Käufer hat er, ob aus Berfehen oder in betrügerischer Ab sicht, muß dahingestellt bleiben, zu we nig herausgegeben und kann sich, Kotz der drohenden Haltung der Menge, welche Partei für den geschädigten Käufer ergriffen, nicht dazu verstehen das noch fehlende Geld nachträglich herauszugeben. t Das Scheiten der Menge wird im mer heftiger, der Händler immer auf geregter, zuletzt übermannt ihn der Zorn und er schreit ein Schimpfwort in die erregte Menge hinein. Auf dieses hin gerathen die Bauern in Wuth, packen den Beleidiger, hängen sich an ihn, zerren ihn zu Boden und prügeln ihn weidlich durch. Als der Geschlagene sich vom Boden erhebt, hängen nur noch Fetzen statt Kleider an seinem Leibe, bis auf die Hosenträ ger, die hatten dem Zerren und Reißen widerstanden und waren gänzlich un versehrt geblieben. Als der Händler dies gewahrt, ruft er: „Da seht her, Leuie, wie sich meine unzerreißbaren Hosenträger brillant bewährt haben. Alle meine Kleidungs stücke sind zerfetzt, aber die Hosenträger sind ganz geblieben. Kauft, kauft Leute, von diesen famosen Hosenträ gern, von denen ich noch zehn Dutzend auf Lager habe! Nur eine Mark ko ste! das Paar!" Die Bauern schlagen sich nun förm lich um die unzerreißbaren Hosenträ ger und nach fünf Minuten hat der Händler die zehn Dutzend glatt abge setzt. Das gefährliche Bild. „Haben Sie denn das vorzügliche Bild nicht mehr, welches früher über Ihrem Schreibtisch hing: Der Zecher?" „Ich habe es verkaufen müssen, durch das Bild wäre ich beinahe selbst an's Saufen gekommen." in der Lehre ist): „Na. wie geht's? Machst Du Fortschritte?" Junge: ,O ja! Jetzt darf ich sogar schon lachen, wenn der andere Lehrling eine Ohr mich morgen mit in's Theater!" Großmama: „Aber, Kind, Du bist ja noch viel zu jung! Wie ich in Deinem Alter war, hab' ich noch gar nicht ge wußt, daß es ein Theater gibt!" Gertrud: „Da warst Du halt dümmer ali ich!" Bine WettfalZrt. Mein Freund Paul Westenberg hatte verschiedene Eigenthümlichleiten. Er war durch eiserne Energie, rastlosen Fleiß und ungewöhnliche Fähigleiten zu dem geworden, was er war Ma nager einer großen westlichen Eisen bahn. Niemand hatte ihm beim Auf stieg geholfen. Ohne Protection, ohne anderen Einfluß als den seiner werth vollen Dienste, war er im Alter von 4V Jahren schon zu einer Stellung ge langt,die äußerst verantwortungsreich, schwierig und anstrengend war, aber dafür auch seinem Ehrgeiz volles Ge nüge leistete und brillant besoldet war. Niemand indeß mißgönnte ihm den einer Weise überhaupt, als ob er höch stens 530 die Woche verdiente, und Abends ließ er sich einen Krug Bier aus dem „Saloon" an der Ecke brin gen, ganz wie ein kleiner Spießbürger. Er hatte einen einzigen Sohn, aber mit diesem war er so strenge und verlangte von ihm gerade so viel, als ob derselbe einst seinen Weg im Leben unter den selben Schwierigkeiten sich bahnen Müsse, wie er selbst es gethan. Nie mals auch schenkte er Jemand etwas direct was «r gab, mutzte auf dies« oder jene Manier verdient werden. Dies war nicht Geiz bei ihm, sondern Princip er glaubte, daß Geschenke nur schaden, Geber und Empfänger zu gleich. Da traf ich eines Tages Al bert, seinen 14jährigen Sohn, freude strahlend auf der Straße, wo er ein funkelndes, prächtiges Bicycle tum melte. Er fuhr fein Rad mit großer Eleganz und Geschicklichkeit, und man war. Ich, der ich seines Vaters Spar samkeit und auch seine Abneigung ge gen Vicycles kannte, die er für nutzlo sen Luxus hielt, war erstaunt und steckt eine ganz« Geschichte. Albert hatte Schriftstücke erhält, schon §3O zusiin hätte. Da hatte er gerade jetzt eine fa mose Chance, ein prächtiges, solides Rad direct aus der Fabrik zu einem und so wollte er sich bei mir die noch sehlenden §3O leihen. Na, offen ge standen, gern that ich's nicht, denn ich hielt damals das Radfahren für ein nutzloses Ding, aber sein Un chen hatte, mir das geliehene Geld im Herbste zurückzuzahlen. Er gab mir seine §3O und ich schrieb ihm einen Check für den vollen Betrag von P6O, den er am selben Tag noch fortschickte und bald darauf das Rad erhielt." „Albert und Sie selbst sagten mir aber doch, daß das Rad ein Geschenk sei," warf ich ein, und die Geschichte kam mir ganz alltäglich vor. „Allerdings darauf werde ich gleich kommen," erwiderte Herr We stenberg. „Also Albert benutzte sein neues Rad so fleißig während seiner Freistunden, wie es ein enthusiastischer Knabe nur kann. Und dann sparte er jeden Cent auf, um die?3o bald zu sammen zu Aber ich wußte. Zahlungstag war schon beinahe da. Ich hatte schon angefangen, mich da rüber zu ärgern, daß Albert nicht Wort halten würde. Aber da kam das Als Antwort schloß Herr Westen- Daraus ging Folgendes hervor: Albert Westenberg hatte, während er eine Spazierfahrt in der Umgegend der Stadt machte, eine kleine Station, Ve len Vorsteher er kannte, besucht und sich mit demselben in ein Gespräch eingelassen. Während desselben pas sirte ein Frachtzug das Geleise vor dem Häuschen. Der Zugführer nickte im Vorüberfahren dem Stationsvorsteher, Pinckney, freundlich zu. Im selben Moment aber bewegte sich der Telegra phen-Apparat, der in der Ecke eines kleinen Bureaus stand, und als Pinck ney rasch hinzutrat und die Zeichen auf dem Streifen Papier, das zwischen sei nen Fingern herausrollte, entzifferte, da wurde er kreidebleich, sprang sofort aus und rannte vor die Station auf das Geleise, wo er dem eben vorüber gefahrenen Frachtzug nachblickte und in seiner Richtung verzweifelte Bewe gungen mit den Armen machte. Der Frachtzug indeß entschwand im selben Moment seinen Blicken, denn er fuhr um eine Biegung herum, die sich neben einer kleinen Anhöhe hinzog und die nun den Zug völlig verdeckte. „Um Gotteswillen," schrie Pinckney, „das gibt ein Unglück No. 17 ist vor einer halben Minute von Ander fonville fortgefahren und befindet sich auf demselben Geleise wie der Fracht zug vor ihm." No. 17 war ein Expreßzug, das wußte Albert, und die Bedeutung der furchtbaren Worte, die sein Freund so eben ausgesprochen, wurde ihm sofort klar. Was thun? Mit einer Geistesgegenwart, die weit übev seine Jahre ging, warf sich Albert sofort auf fein Rad, das er ge gen das Häuschen gelehnt hatte, und fuhr davon wie der Blitz. Pinckney blieb zurück, sich den Kopf mit beiden Händen haltend, wie Jemand, der den größten Schmerz empfindet. Albert aber fuhr darauf los, als ob er den höchsten Preis bei einer Wettfahrt ge winnen wollte. Und eine Wettfahrt war's in der That, die er jetzt machte, eine Wettfahrt mit dem Frachtzuge,der vor ihm fuhr, jetzt dem Auge nicht sichtbar und mit bedeutendem Vor sprung. Aber der Knabe hatte sofort an einen schmalen Pfad gedacht, der quer durch das Feld lief, eine halbe englische Meile lang und der dann bei einer Böschung wieder auf das Geleise stieß. Der Pfad war beschwerlich und oft mit Steinen bestreut, aber Albert wußte, daß er um eine große Strecke kürzer war als der Weg, den das Ei senbahngeleise bis zu jenem Punkte zu rückzulegen hatte, und auf diese That sache hatte er seine Hoffnung gegrün det, dem Frachtzug den Rang abzu laufen und rechtzeitig einzutreffen, um ihn vor der drohenden Gefahr zu war nen. So flog er denn auf dem Pfad dahin, die Augen fest auf den Boden gerichtet, um den Steinen mit seinem Rade auszuweichen, und die Muskeln seines jugendlichen Körpers auf's Aeu ßerste anspannend. Es däuchte dem Knaben eMe Ewig keit, und doch war es nur wenig über Böschung eintraf und sein Stahlroß mit plötzlichem Druck auf die Bremse zügelte. Er starrte das Geleise ent rothen Flaggen schwenkend. Der Zug war gerettet. Der Zu- Und als er seinen Sohn frug, welches Geschenk er von der Eisenbahn Gesell schaft am liebsten annehmen würde, da hatte Albert lächelnd gesagt: „Mein Bicycle". Empfindlich. A.: „Hast Du's gehört, Maxl's Verlobung ist ja wieder zurückgegangen?!" B.: „Ma nutzt!" Kühner Vergleich. „Na. na, lieber Freund, beruhigen Sie sich doch! Ihre Frau wird auch nicht ewig daran denken, daß Sie heute 'mal ein Lischen länger ausgeblieben sind!" Dinge hat sie ein Gedächtnis als ob sie sich ihr Leben lang nur von Ver gißmeinnicht genährt hätte!" DiegutealteZeit. Sie? „O. wie schwül heute! Und kein Regen in Aussicht!" Er: „Ja, ja! war zur Zeit, als noch die weißen Ho sen modern waren, viel besser! Da brauchte man mit einem solchen Klei dungsstück nur einen N-'.neii Ausflug zu machen, und der Regen war Schlau. „Weshalb wül/ien Sie gerade eine Frau, die noch elf Schwestern hat?" „Da kommt auf mich nur ein Zwölftel Schwieg-rn-.ut-- t»r!"
Significant historical Pennsylvania newspapers