Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 03, 1896, Page 7, Image 7

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    Europäische Bundschau.
Provinz Brandenburg.
Berlin. Theodor Müller, der
ausgezeichnete Komiker des Berliner
Central-Theaters, ist von einem tragi
schen Schicksal betroffen worden.
Schon seit längerer Zeit hatten sich bei
dem trefflichen Künstler allerlei Wah
nvorstellungen— Gehörs- und Gesichts
täuschungen bemerkbar gemacht, die
den Künstler seiner Kunst wiederzu
geben. Der Metalldreher Karl
Schönborn hat den Maler Roman
sich gegen 11 Uhr Abends am Kottbu
ser Ufer auf einen Zaun gesetzt und
war eingeschlafen. Da kamen zwei
Strolche leise herangeschlichen, nahmen
dem Schlafenden die Geldbörse und die
Uhr weg, packten ihn dann selbst und
warfen ihn, bevor er noch wach gewor
zum Bewußtsein gekommen, schrie Eß
maizn aus Leibeskräften um Hilfe.
Glücklicher Weise waren Leute in der
Nähe, die ihn sofort hörten und mit
großer Mühe retteten. Die beiden
Verbrecher wurden festgenommen. Der
sich mit seinem Taschentuche auf.
Provinz Ostpreußen.
den in der evangelischen und katholi
schen Stadtkirche für die Schüler der
betreffenden Confefsionen Gottesdienst
statt. Der Commandeur der Schule
appell ab, wobei er mit einem Hoch
auf den Kaiser die Schule als eröffnet
erklärte.
Darkehmen. Das 460 Mor
gen große Gut des Herrn Scharffetter
zu Gr. Prufchillen, Kirchspiel Nem
mersdors. ist jüngst für 111,000 Mark
in den Besitz eines Herrn Kröhnert
übergegangen.
Friedland. Jüngst feierte der
Bartensteiner Freischützenverein in
Damerau sein Schützenfest. Schützen
könig wurde Herr Trompf, Hr. Wich
mann erster und Hr. Quandt zweiter
Ritter.
Königsberg. Einen neuen
Plan von Königsberg beabsichtigt der
hiesige Magistrat demnächst anfertigen
zu lassen. Zu diesem Zweck werden
von Technikern die neuen Ströhen und
Plätze sowie die öffentlichen Gebäude
vermessen. Die Herausgabe des Pla
nes wird indessen vor Ablauf eines
Jahres noch nicht erfolgen können.
Provinz Weftpreuße».
Deutsch-Eylau. Während
eines heftigen Gewitters schlug der
Blitz in die hiesige Infanterie-Kaserne.
Er suchte seinen Weg durch die Regi
mentsschneiderei, wo sich zur Zeit un
gefähr 70 Personen aufhielten, ohne
indessen Jemand zu verletzen.
Elbing. Bei einem Brand in
Zeyers-Vorderkampen kam die Fami
sonen, um's Leben.
Könitz. Eine Gewehrkugel schlug
in das Seitenfenster des Führerstan
des der Locomotive des vom Lokomo
tivführer Braun aus Könitz geführten
Blitzzuges zwischen den Stationen
Hostüblau und Frankenfeld. Das
gerade von seinem Sitze erhoben hatte,
um des Gefälles wegen zu bremsen,
dicht am Kopf vorUber. Die Angele-
Provinz Pommmi.
Anll a m. Bürgermeister Löwe
seiner letzten Sitzung aus der großen
Zahl der Berwerber, Pastor Preuß-
Sommin einstimmig gewählt. Es
dieser Stelle verbunden war. Das
Gnaden jähr läuft erst am 1. April
1897 ab.
Greifenhagen. Der Dach
decker neister, Hermann Borchcrt, fiel
einen Bein-ünd Armbruch davontrug.
Greifs w a l d. Dem Berneh
men nach, ist Senator Pütter aus
Greifswald zum Stadtrath in Halle
a. S. gewählt worden.
Provinz Pose».
Raw i t s ch. In der hiesigen
Strafanstalt einem Schlaganfalle er
legen ist der frühere Bürgermeister von
Hermann Eruschle. der. wie sei-
ner Zeis mitgetheilt, vor einigen Mon
aten wegen Verbrechens im Amte zu
mehrjähriger Zuchthausstrafe verur-
Trepton a. d. R. Die Ehefrau
eines hier wohnenden Sattlers, die sich
seit einigen Wochen bei ihrer Mutter
in Schwerin an der Warthe aufhielt,
wurde von ihrem Ehemann, der in
Schwerin eingetroffen war und sie
vergebens aufforderte, zu ihm zurück
zukehren, durch einen Schuß in die
linke Brustseite lebensgefährlich ver
letzt, dann sprang der Attentäter in die
Warthe und ertrank.
Provinz Schlesien.
Bres l a u. Oberhalb der Lessing-
Briicke dahier wurde die Leiche eines
Mannes aus der Oder gezogen. In
dem Todten wurde der Haushälter
Freihuber erkannt. Der Mann ging
Abends mit seiner Frau und einem
Freunde, spazieren. Als sie an das
linke Odrrufer lamen, wurde zwischen
beiden Männern eineWette abgeschlos
sen. Es galt, den breiten, reißenden
Strom in völliger Bekleidung zu
durchschwimmen. Gewettet wurde um
«ine Flasche Schnaps. Freihuber
schickte seine Frau voraus und beauf
tragte sie, auf der Uferstraße auf ihn
zu warten. Beide sprangen dann in
den Fluß. Nach einiger Zeit stieg der
Freund an das Land, Freihuber dage
gen blieb verschwunden. Entweder
haben ihn die Kräfte verlassen, oder
ein Schlagenfall hat ihn getroffen.
Glog a u. Beim Brunnenbau auf
dem Gebäude der neuen
ferne auf dem Dom stießen die Arbei
ter in einer Tiefe von 3j Meter auf
einen eichenen, verhältnißmäßig gut
erhaltenen Sarg, in dem ein Skelett
von hünenhafter Größe lag.
Görlitz. Die hiesige Polizei ver
haftete den Arbeiter Wilhelm Jentzsch
aus Grünau, welcher in der neuen
schlesischen Baude einen Berliner
Kaufmann und in einem Hirschberger
Gasthof zwei Lehrer ausgeplündert,
sowie andere Diebstähle verübt hat.
Hirfch b e r g. Die hiesige Schü
tzengiide, eine der ältesten der' ganzen
Provinz Schlesien, feierte jüngst das
Jubelfest ihres 300 jährigen Bestehens.
Provinz Sachsen.
Halle. Die Polizei verbot auf
Grund des Vereinsgesetzes die ferneren
von 100 Mk.; das Gleiche geschah sei-
Straß s u r t. Das 8. Gauturn
fest des Landkreises Calbe wurde
jüngst durch ein gemüthliches Beisam
war Ball in zwei Localen. Das Fest
stark beeinträchtigt.
Provinz Schleswig Holstein.
Haus unler dem Borsitz des Ober
bürgermeisters Dr. Giese eine Be
sprechung betreffend das Kaiser Mil
ler zur Einsendung von Plänen aufzu
fordern und auf dem neuen, zwischen
dem Verwaltungsgebäude und dem
späteren Museum freien Platz die
Denkmäler zu errichten.
Bre I l u in. Es hat sich ein kirch-
Pciftoren Kähler-Grundhof, Fürsen-
Boren, Rietwerts-Neumünster, Jen
sen - Breklum, Rentier Hinrichsen-
Vorstande des Vereins. Pastor Jen
übergebe» zur Ausbildung von Ge
meindehelfern. Es sind ca. 70 Geist
liche dem Verein beigetreten.
Ellerbeck. Bei der stattgefun
denen Wahl des Organisten für die
hiesige Gemeinde ward der Lehrer
meinde für dieses Amt gewählt.
Provinz Hannover.
B: a k Gegen den Lehrer Heinen
dächtig.
Dorneburg. Die Besitzung des
Gregor Samarow (Regierungsrath a.
D. Oskar Meding) auf dem Wohl-
Luer von hier für 37.000 Mark zuge-
Solt a u. An Stelle des aus
dem Dienst scheidendenßiirgermeisters
Lllnning haben die städtischen Kolle
gien den Stadtsecretär Redaß aus
Bruckau bei Magdeburg zum Bürger
meister unserer Stadt gewählt. Der
treten. Um den Bürgermeisterposten
hatten sich 32 Personen beworben.
Walsrode. Kürzlich brannte
in Düshorn das Blötesche. mit Stroh
gedeckte Backhaus ab. Man hatte kurz
zuvor auf dem Schützenplatz einen
Luftballon steigen lassen, der oben
Platzte. Es ist möglich, daß glühende
Drahtenden auf's Strohdach gefallen
sind und den Brand verursacht haben.
Provinz Westfalen.
Hattingen. Zur Erinnerung
an die vor 600 Jahren erfolgte Erhe
bung Hattingens zur Stadt wird die
Neulich Morgens
entstand in der Lehmkuhle, das ist der
sog. versunkene Stadttheil, in dem
nach und nach über 100 Häuser, dar
unter die katholische Kirche, wegen der
dort fortgesetzt stattfindenden Boden
senkungen, die durch den hier betriebe
nen Galmei-Bergbau verursacht wer
den, abgebrochen werden mußten, dicht
hinter dem an der Langenstraße inmit
ten der Stadt gelegenen Hause des
Kirchenrendanten Gründler, ein gro
ßer Tagesbruch. Derselbe hat an der
Erdoberfläche einen Durchmesser von
6—6 Meter und seine Tiefe ist bis
Nheinprovinz.
Bacharach. Die Felsenspren
gungen im Rheinbett haben einem
Weinhändler eine unangenehmeUeber
raschung bereitet. In Folge der fort
gesetzten Erderschütterungen ist der in
dem Keller lagernde Wein trübe ge
worden. In einer Wirthschaft fiel die
Decke herunter.
Düsseldorf. Die Metallwaa
renfabrik von Heinrich Sonnenschein
Hierselbst ist zum größten Theil nie
dergebrannt. Der Schaden ist be
trächtlich. Der Schütze, welcher die
Frau Pütz getödtet hat, ist ermittelt;
er hat sich der Polizei gemeldet. Es
traf.
Elberfeld. Seit längerer Zeit
erhielt ein hiesiger Gymnasiallehrer
anonyme Schmähbriefe, offenbar von
gerathen waren. In einem der letzten
Pamphlete verrieth sich jedoch der Ano
nymus dadurch, daß er darin ein
seinen Schulkameraden gegenüber an
wandte. Der Schlingel wurde sofort
entlassen und dürfte sich nun noch vor
Provinz Hessen-Nassau.
Frankfurt a. M. Vor etwa
10 Jahren ging der Cassier einer in
zwischen in eine Actiengesellschast um
gewandelten Brauerei nach Amerika
durch, nachdem er die Firma durch
Unterschlagungen geschädigt hatte. In
der neuen Welt fand er eine guteStel
lung und ließ nach einiger Zeit auch
seine Frau und Kinder nachkommen.
Sein Glück wurde jedoch durch den
Tod seiner Gattin bald zerstört. Er,
ein stattlich schöner Wittwer, lenkte die
Augen einer südstaatlichen Amerikane
rin auf sich, heirathete sie und wurde
zu einem sehr reichen Mann. Sofort
erinnerte er sich seiner Verpflichtungen
in der alten Heimath; er zahlte seine
Schuld mit Zinsen, sowie seine Pri
vatschulden und dankte seiner Firma,
daß sie ihn nicht anzeigte und verfol
gen ließ.
Marburg. Der zu zehn Jah
ren Zuchthaus verurtheilte Einbrecher
Maler Klein hat mit einer von seiner
Bettstelle losgerissenen Eisenstange
einen Mordversuch auf seinen Wärter
gemacht. Auf das Hilfegeschret des
Ueberfallenen eilte der Obergefange
mit anderen Gefangenen Klein über
wältizte.
Wiesbaden. In einer der letz
ten Nächte wurde der etwa 26jährige
Grunvarbeiter Holtmann von hier vor
einer Wirthschaft in der Platterstrahe
erstochen. Er erhielt zwei Messerstiche
in die Magengcgend, die alsbald sei-
Vetceffenden sind in Hast genommen.
Hrcie Städte.
burger Strafkammer den Gründer
des Elektricitätswerkes im Borort
Eilbeck. Kaufmann Kleiner, wegen
reii Gefängniß und Ehrverlust von
gleicher Dauer. Der Mitangeklagte
Griem wurde freigesprochen. Der
Maschinist Franck machte auf offener
Straße im Stadttheil Hammerbrook
einen Mordversuch auf seine um 12
Jahre jüngere Frau, indem er mehrere
Schüsse auf sie abgab. Darauf jagte
er sich selbst eine Kugel in die Brust.
Das Motiv der That ist angeblich
Untreue der Ehefrau. Letztere ist
nicht schwer verletzt. Franck mußte in
ein Krankenhaus transportirt werden.
Bremen. Aus dem Nachlasse
Carl F. Geyers sind verschiedenen ge
meinnützigen Unternehmungen größere
Legate zugefallen. So erhielt der
Bürgerparkverein 20,000 Mark, die
St. Petri-Domkirche 26,000 Mark.
Je 6000 Mark empfingen ferner das
Kinderkrankenhaus, der Verein zur
Ausbildung von Krankenpflegerinnen,
die Deutsche Gesellschaft zur Rettung
Schiffbrüchiger u. s. w.
Lübeck. Der Bau des Elbe-Trave-
Canals auf der Strecke Lübeck-Mölln
hat vor Kutzem begonnen.
Mecklenburg.
Schwerin. In dem Städtchen
Rehna ist im kaiserlichen Postamt ein
Einbruch verübt worden. Ueber 1800
Mark sind gestohlen worden.
Thüringen.
Eisenach. In Wannsen wollte
der Rentner Busch seiner zu Besuch
anwesenden Tochter einige Kirschen
pflücken. Dabei stürzte der alte Herr
vom Baum und blieb auf der Stelle
todt.
Fran k en haufe n. Der be
deutende Verkehrten die Stadt Fran
kenhausen durch das Kyffhäuser-
Denkmal gewonnen hat, regt auch den
Unternehmungsgeist an, was sich in
verschiedenen bereits zur Ausführung
gelangten Neuerungen äußerte. Jetzt
ist die Idee aufgetaucht, eine elektrische
Straßenbahn nach der Barbarossa
höhle, in Verbindung mit der elektri
schen Centrale für die Beleuchtung
Frankenhausens, anzulegen.
Gera. Der verstorbene Rentier
Luminer hat ein Vermögen von 300,-
000 Mark hinterlassen. Hiervon be
kommen seine unbemittelten Pathen je
30,000 Mark, so daß noch ein Rest
von 140 160,000 Mark verbleibt,
der testamentarisch der Stadt zur Er
richtung einer „Rentier Lummerstif
tung" vermacht ist. Neulich ent
stand in der Jahr'schen Eisengießerei
und Maschinenbauanstalt ein Scha
denfeuer, das schnell um sich griff und
in kurzer Zeit das Maschinenhaus
und die werthvolle Dampfmaschine
mit angrenzenden Schuppen vernich
tete. Der Schaden wird auf 40
60,000 Mark geschätzt.
Neustadt a. O. Der 87 Jahre
alte Kirchenrath Dr. Schubert in Op
purg. von 1840 bis 1890 Ortspfarrer
daselbst, feiere seiner Gattin die
Sachsen.
Dresden. Nach den Berechnun
gen des hiesigen städtischen statistischen
Amtes zählte Dresden am -1. Juli d.
I. 342,340 Einwohner. Da am 2.
December 1896 deren 336.440 ermit
telt wurden, hat sich die Bevölkerung
Dresdens in sieben Monaten um 6900
Seelen vermehrt. Der neue Gerech
tigkeitsbrunnen amHolbeinplatz ist sei
ner Bestimmung übergeben worden.
Der Bronzeguß der Statue und Figu
ren wurde in der hiesigen Erzgießerei
von Albert Wierling vollzogen. Brun
nenbecken und Postament sind aus
schwedischem Labrador hergestellt.
Der für die Schuhmann'fche Gesell
schaft erbaute und von ihr im Früh
jahr benutzte Holzcircus ist niederge
brannt.
Reich e n b a ch. Dieser Tage
wurden die 19 Jahre alte ledige We
berin Mathilde Scharf und die 18
Jahre alte ledige Fabrikarbeiterinßofa
Simon aus dem städtischen Röhrteiche
als Leichen herausgezogen. Beide
Mädchen, die treue Kameradinnen und
Freundinnen waren, hatten sich mit ei
nem Tuche an den Armen zusammen
gebunden. Es wird vermuthet, daß
unglückliche Liebe sie zu diesem
Schritte bewog.
Roßwein. Eine sonderbare
Klage wird in unserem Nachbardorfe
Littdorf laut. Daselbst sind sämmt-
Werdau. Ein schwerer Schlag
ist der Familie des Fabrikanten I.
David Wild durch die aus Berlin ein
daß der beim Eisenbahn - Bataillon in
Berlin als Einjährig - Freiwilliger
dienende hoffnungsvolle Sohn beim
Zwickau. Der reiche Handels
mann Stingl aus Wildstein ist bei
Fleißen an der böhmischen Grenze er-
Äroschcrzogthum Hessen.
Alz«y. Der hiesige Gewerbever
ein hat beschlossen, hier in der Stadt
silirt.
Kreisamt.
Klein-A u h e i m. Der 16jäh-
Theil vollständig verdorben und unge
nießbar waren, zum Theil aus minder
werthigen Kunsterzeugnissen bestan-
Elsaß Lothringen.
Straßburg. Der leitende Re
visor der hiesigenTelegraphendirectwn,
Heinrich Weber, ist auf dem Bahnhofe
in Benfeld von dem Basel-Luxembur
ger-Schnellzuge überfahren und getöd
tet worden.
Zabern. Kurzlich zogen schwere
Gewitter über unsere Gegend dahin.
In dem Anwesen des Ackerers H. in
Wolschheim zündete der Blitz und zer
störte das vollständige Eigenthum.
Unglücklicherweise kam auch eine Kuh
in den Flammen um. Dieselbe war
aber am Tage zuvor durch den Ge
richtsvollzieher gepfändet worden; so
ist nun dem Manne ein doppeltes Un
glück erwachsen.
Bayern.
Fürth. An Blutvergiftung ist
der Gastwirth Emmerling nach qual
vollen Schmerzen gestorben. Er hatte
sich beim Stachelbeerpflücken in seinem
Garten an einem Dorn geritzt und be
achtete dies anfanglich nicht; nach ein
paar Tagen stellten sich aber Schmer
zen ein, und der Arm und die anlie
gende Brustseite schwollen fürchterlich
an. Die zugezogenen Aerzte nahmen
eine Operation vor, konnten den
Mann aber nicht mehr retten.
München. Der Bayerische Lan
desfifchereiverein beabsichtigt, imJahre
1900 eine große bayerische Fischerei-
Ausstellung zu veranstalten. Am
Kassenschalter der Filiale der K. Bank
nahm dieser Tage ein elegant gekleide
ter Herr ein Portefeuille, das ein an
derer neben sich liegen hatte und worin
sich 6000 M. befanden, weg und suchte
geholt und festgenommen. Nach dem
„Bayerischen Courier" soll das Opern
personal des hiesigen Hoftheaters näch
stes Jahr in London, Paris und
Brüssel gastiren und u. A. „Don Gio
vanni" und „Figaro's Hochzeit" zur
Darstellung bringen.
Landaua. I. Ein Hagelwetter
richtete in der Gegend von Dingolfing,
Ottering, Manning und Pilsting vie
len Schaden an. Die Saat ist zum
großenTheil vernichtet; faustgroße Ha
gelkörner zertrümmerten die Fenster.
Leipheim. Am 18. März d. I.
starb dahier nach längerer Krankheit
der Buchbinder Sigmund Schönauer.
Bald nach seinem Tode, der anschei
nend infolge eines Herzleidens einge
treten war. entstand das Gerücht, der
Verlebte sei keines natürlichen Todes
gestorben, sondern vergiftet worden.
Das Gericht ordnet« eine Untersuchung
an, welche den Verdacht eines vorlie
genden Giftmordes verstärkt zu haben
scheint, denn vor einigen Tagen wur
den Frau Schönauer und der Werk
fllhrer des Schönauer'schen Geschäfts,
der Vuchbindergehilfe von Daak, in
Untersuchungshaft gebracht.
Rheinpfalz.
Edenkoben. Beim Graben ei
nes Kellers fand man mehrere Gold
münzen in der Größe wie 20-Mark
stllcke. Die Münzen sind noch gut er
halten. tragen das Bildniß des Königs
Ludwig des Sechszehnten von Frank
reich und stammen aus dem Jahre
1786.
Pirmasens. Dieser Tage ent
stand in der Schäferstraße hier zwi
schen zwei Frauen ein Streit, wobei
die eine der Betheiligten zum Revolver
griff und ihre Gegnerin durch einen
Schuß in den Kopf nicht unerheblich
verletzte. Das Motiv der That soll
Eifersucht sein.
Württemberg.
Heilbronn. An dem Feldweg,
der nach der Cäcilienwiese führt, wur
de ein erschossener Mann aufgefunden.
Die Polizei erkannte in demselben den
hier wohnenden Tagelöhner Neutz. In
der Hckid hielt er den Revolver noch
fest. Furcht vor Strafe wegen schwe
rer Sittlichkeitsvergehen dürfte als
Grund zur That angenommen werden.
Kiinzclscu. SchuUehrer Jä
ger feierte in Buchenbach sein 26jähri
den Regen und in Burgrieden nieder
fallenden Wollenbruch trat in Klein-
Laupheim eine große Ueberschwem
mnug ein, so daß die Feuerwehr zu
Hilfe gerufen werden mußte.
Untertiirkheim. Der Mör
der Huppenbauer von Untertiirkheim,
welcher bisher im Stuttgarter Amts
gerichtsgefängniß K. untergebracht
Baden.
Bühl. Die 64 Jahre alle Ehe
frau des Landwirths Eusebius
Schaufler von Kappelwindeck wurde
in einem Graben der Gemarkung Ot
tersweier, Gewann Speckloch, todt
resp, ertrunken aufgefunden.
Emmendingen. Ein einziger
Rebstock im Garten des Herrn Leon
hardt zum „Grünen Baum" weist nicht
weniger als 620 vollkommen blaue
Ruländer Trauben auf.
Forchheim. Endlich hat der
des Mordes an seiner alten Tante
dringend verdächtige Franz Werneth
von Forchheim (im Breisgrau) aus
eigenem Antriebe, von Gewissensbissen
getrieben, gestanden, die Wittwe Ger
ber erwürgt und alsdann an der Bett
stelle aufgehängt zu haben. Die als
der Mitschuld bezw. Anstiftung ver
dächtige Frau, sowie der Bruder des
Uebelthäters wurden auf freien Fuß
ch. L tztl' k de
beladenen Wagens und erlitt derartige
Verletzungen, daß er nunmehr gestor
ben ist.
Oesterreich-Ungarn.
Innsbruck. Letzthin Abends 9
ten die Verbrecher gefangen werden.
Olmütz. Nächst der Gemeinde
Nebokin wurde in einem Felde die ver
weste Leiche eines zehnjährigen Mäd
chens, Johanna aufgefunden.
und aus Plößnitz gebürtig.
Reichenau i. B. Der Notar
Adolf Schmied verübte Selbstmord,
indem er sich den Hals bis zur Wir
belsäule durchschnitt. Schmied war
erst seit zwei Monaten verheirathet.
Schweiz.
Bern. Bierbrauer Juker ist ge
storben. Am Gemmelalphorn bei
Ren) 83,829 Seelen, wovon 26,695
Genfer, 23,847 andere Schweizer und
31,296 Ausländer, meist Franzosen.
St. Gallen. Auf der Fahrt von
hängtes Schleppschiff mit 200 Cent
unter.
Waadt. Der 26jährige Apothe
kergehilfe Fritz Bohne aus Merseburg,
Zürich. Die Stadt Zürich zählte
am 30. Juni 147,877 Einwohner.
Lureinburg.
Der hier
jährige Weichensteller. I. P. Valentin,
Tags über als Eisenbahnbeamter im
äußern Dienst angestellt ist. Da der
Güterzug, den er zur Heimkehr be
nutzte, hier nicht anhielt, sprang er
aus dem Zuge und siel so unglücklich
unter denselben, daß ihm das recht«
Bein förmlich zerquetscht wurde. Die
sofort in Anspruch genommenen Aerzte
hielten eine Amputation des Beines
Ueber die Geschmacklo
sigkeit, bei jeder passenden und unpas
senden Gelegenheit den Reserve-Lieute
nant paradiren zu lassen, hat die un
abhängige Presse
gedruckt in No. 20,224 des „Hannov.
Courier" einen schlagenden Beweis.
Es heißt da: „Bekanntmachung. In
das hiesige Handelsregister ist heute
Blatt 295 zur Firma W. Lentze in
Einbeck eingetragen Spalte 3: Der
Fabrikant und Premier-Lieutenant
der Landwehr Willy Lentze in Einbeck
ist als Mitinhaber eingetreten etc."
Man wird nun wohl erwarten dürfen,
weitere Neueintragung erfolgt und da
eröffnet sich den Amtsgerichten eine
angenehme Perspective.
In Düsseldorf ist der
Homöopath Dr. Volbeding, der dort
selbst seit 2t) Jahren practicirte und
die größte Praxis unter allen Aerzten
hatte, verhaftet worden. Er betrieb
sein Geschäft in rein kaufmännischer
Weise und zwar im Großbetrieb. Für
die 1000 „Danksagungen", die er in
den weitesten Kreisen veröffentlichte,
gab er jahrlich das Sümmchen von
160,000 M. aus. Die Praxis brachte
ihm diese Ausgabe mehr als reichlich
ein. Denn er arbeitete mit 22 Leu
ten und ließ von Bureauschreibern
außer gewissen Pulvern und Tropfen
ein wunderwirkendes Geheimmittel,
Kranke abfertigte oder von seinen An
gestellten abfertigen ließ. Seine Jah
reseinnalime belief sich auf 420,000
bis 455.000 M.
BeidemWirth Dervieux in
Lyon, Inhaber des Cafe de laTerrasse,
wohnten eine Anzahl jugendlich?! Fa
brikarbeiter, darunter der 14 - jährige
Italiener Dominieo Bianchi. Letzter
Tage machten die jungen Leute einen
solchen Lärm, daß Dervieux sich ver
anlaßt sah, Bianchi eine Ohrfeige zu
geben. Hierüber erbost, ergriff der Ita
liener ein auf dem Tische liegendes
Messer und stieß es dem Wirth so tief
in den Oberschenkel, daß alsbald der
Tod eintrat. Bianchi und sieben anoere
Italiener, die seine Flucht begünstigen
wollten, wurden verhaftet.
Vom Polizeiamte in
Bingen wurde sämmtlichen Strauß
wirthen aufgegeben, innerhalb 3 Tagen
die an ihren Häusern ausgesteckten
Fichtensträuße zu entfernen. Durch
diese Verfügung verschwindet ein ur
altes Wahrzeichen, das allerdings nur
in früheren Jahren die Wirthschaften
kenntlich machte, in denen „eigenes
Wachsthum" als naturreiner Schop
pen zum Ausschank kam. Die Maßre
gel soll auf eine Beschwerde des Gast
wirthvenins hin erfolgt sein, durch
die sich die hiesigen Jahreswirthe gegen
die übermäßige Concurrenz der
Straußwirthe, besonders solcher, die
gar kein eignes Wachsthum verzapfen
zu schützen suchen.
Wegen vielfacher Sitt
lichkeitsverbrechen und Kuppelei hatten
eines Malers durch Zeitungs - Jnse-
Weise unschuldige junge Mädchen in
seine Gewalt zu bekommen und sie zu
mißbrauchen. Die Vermittlerin hatte
ihm zum Theil die Opfer zugeführt.
Das Urtheil lautete gegen Silberstein
auf anderthalb, gegen seine Kupplerin
auf ein Jahr Zuchthaus. Silberstein
würde sofort in Haft genommen.
Höh wurde
ter der Thür ihrer Wohnung auf und
verletzte ihn durch Hiebe mit dem Sä
bel lebensgefährlich am Kopfe. Dann
ergriff sie die Flucht, wu?de abe' b.'lo
festgenommen. Der Mann di:serFrau,
det sich auf Reisen. ihrer Wahn
niger Zeit die Behörden in Solingen
und Höhscheid belästigt.
Der seltene Fall, daß
sel zwei Obligationen zu je 1000 M.
gestohlen. Er versetzte sie in Bamberg
und Nürnberg um 40V und 700 Mark
und verpraßte die sauer ersparten
Pfennige des armenMädchens in einer
Woche. Der Vertheidiger des Ange
klagten trat für eine exemplarische Bv
strafung des Diebes ein und hielt ois
vom Staatsanwalt beantragte Zucht
hausstrafe für zu gering. Die Straf
kammer schloß sich diesen Ausführun
gen des Vertheidigers an und verur
theilte den Angeklagten, der erst ganz
kürzlich wegen Diebstahls acht Tage
Gefängniß erhielt, zu einer Gesammt
strafe von zwei Jahren und zwei Ta
gen Zuchthaus.
EineStcitistikderßer
liner Gefelligkeits- undSport-Bereine,
welche eine dortige VereinszeitunL auf
Grund «ingehender Ermittelungen
aufgestellt hat, giebt deren Zahl auf
807 an. Die erste Stelle nehmen hier
unter diejenigen Bergnllgungsvereine
ein, welche unter Terpsichorens Scep
ter stellen, es aber verschmähen, ihren
lediglich auf Unterhaltung abzielenden
Bestrebungen «in wissenschaftliches
oder künstlerisches Mäntelchen umzu
hängen. Sie belaufen sich auf 176.
Ihnen verwandt sind die landsmann
schaftiichen Vereine, vom Berein der
Japaner bis z» dem der Krotoschiner,
137 an der Zahl, und die Vereine ehe
maliger Schüler derselben Lehranstalt.
124 Vereine widmen sich der Pflege
von Musik und Gesang, 63 stehen im
Zeichen Thaliens. Dem Sport in
jeglicher Gestalt huldigen 266 Vereini
gungen. Obenan stehen 66 Kegel
clubs, es folgen 42 Turnvereine, je 30
Nadfahrer- und Rudervereine, 18
Schimmclubs, 16 Schlltzenvereine, 12
Touristen- und Wandervereinigung?n
und 10 Fußballclubs. 8 Vereine be
stehen aus Freunden des Eissports. Z
c:us denen des „Distanzmarschirens."
EinMann, dersichnichk
in sein..Glück" finden konnte, war ohne
Zweifel der einhunderttousendste Be
sucher des im Vergnügungspark der
Berliner Ausstellung belegenen Con
certsaales des Sielasffchen elektrisch
automatischen Restaurants. Die Sie
lafssche Maschinenfabrik hatte für die
sen Besucher eine große Ueberraschung
vorbereitet. Ein Füllhorn in Meter
fen und Lilien bestehend. Hervorlrat.
war mit hundert Losen der Ausstel
lungslotterie in recht geschmackvoller
Weise decorirt. Der Mann konnte
diese Aufmerksamkeit wohl nicht verste
llen. obwohl sich das dichtaedränate
Publikum im Concertsaale alle Mühe
gab, ihn von dem wahrhaftigen Ernst
der Sache zu überzeugen. Doch alle
Bemühungen waren vergeblich. Der
sonderbare Glückspilz wies das ihm
zugedachte Angebinde ab, obwohl ihm
begreiflich gemacht wurde, daß er mit
den 100 Loosen unter Umständen ein
steinreicher Mann werden könnte.
Still wie er gekommen, verließ er den
Concertsaal. Nun soll der 160,000.
Besucher der Auserwählte werden. 7